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Benutzername: 
omami
Wohnort: 
Lannach

Bewertungen

Insgesamt 182 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Daniel Glattauer kann schreiben. Seine Bücher sind sofort Lieblingslektüre.
" Die spürst Du nicht", ist eines davon.
Mit untrüglichem Gespür bringt er alles knallhart auf den Punkt.
Im Roman geht es um einen Unfall, aber eben nicht nur einen Unfall, sondern viele Geschichten davor, danach und dahinter.
Die Personen sind perfekt gezeichnet, die Handlung ist schlüssig und voller Überraschungen.
Das Flüchtlingsmädchen Aayana und die Tochter einer Politikerin sind eigentlich gar keine Freundinnen, aber es macht sich gut, wenn sie mit in den Urlaub fahren darf.
Es kommt zu einem schlimmen Unfall, Aayana ertrinkt.
Was dann folgt, ist selbsterklärend.
Shitstorm in den sozialen Medien, wo die, die nicht dabei waren, alles am Besten wissen.
Anwaltsbesuche mit selbstsicheren Ansagen, da kann gar nichts passieren, usw.
Dann Auftritt eines gegnerischen Anwalts, mit dem niemand gerechnet hatte, Besprechungen und Verhandlungen, neue Zeugenbefragungen, Absprachen.
Wie es den betroffenen Personen ergeht, was unternommen wird, wie man das Problem menschlich lösen könnte, alles kann man in diesem Buch finden, man muß es nur lesen.
Absolute Lesempfehlung!!!
Ein schönes Cover lädt ausserden dazu ein.

Bewertung vom 21.03.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Die Autorin Lioba Werrelmann hat mit dem vorliegenden Krimi ein wichtiges Thema angeschnitten.

Die Siebenbürger Sachsen, die eigentlich ganz woanders herkamen, das Leben in Rumänien, das kaum jemand im Westen kennt, die traumhafte Landschaft und die Gastfreundlichkeit, die es kaum noch in dieser Form woanders gibt.

Der Protagonist Paul, der seine Kindheit in einem Dorf in der Nähe der bekannten Draculaburg Schloß Bran verbracht hat, dann aber mit seinem Vater nach Deutschland kam, dort studierte und schließlich ein anerkannter Journalist wurde, kehrt in das Dorf seiner Kindheit zurück, weil er das Häuschen seiner Tante geerbt hat.

Und dann kommt alles anders, als er sich das gedacht hatte.

Vieles, das er verdrängt hat, kommt wieder hoch und als er seinen Freund aus Kindertagen wieder trifft, das Dorf aber eher verlassen wirkt, niemand so recht mit der Sprache heraus will, und sein Freund noch eines Mordes beschuldigt wird, brennen bei ihm einige Sicherungen durch.

Er will seinem Freund helfen, stellt Ermittlungen an, kommt aber keinen Schritt weiter. Erst ein unscheinbares, und deshalb unsichtbares Mädchen hilft ihm auf die Sprünge. Und auch der Satz, den die Tochter eines verstorbenen alten Mannes aus dem Dorf zu ihm sagt: Man muß in Siebenbürgen auch immer die Geschichte mitdenken, wenn man etwas verstehen will. Und es reicht auch nicht, um die Geschichte zu wissen, man muß sie erspüren.

Da ist aber auch noch Maja, vor der Paul fast Angst hat, die im Haus seiner verstorbenen Tante Zinzi wohnt und nicht daran denkt, auszuziehen.

Vieles im Dorf scheint nicht zu stimmen, vieles wird einfach nicht erwähnt, vieles sieht und weiss Paul nicht. Aber da bekommt er Hilfe von mehreren Seiten.

Spannender und unterhaltsamer kann ein Leseausflug nach Siebenbürgen kaum sein, man lernt dabei auch Land und Leute etwas kennen, die siebenbürgische Küche kommt nicht zu kurz, und auch deren Aberglauben und wie sie damit umgehen.

Das Cover zeigt Schloß Bran in seiner ganzen Schönheit.

Bewertung vom 19.03.2023
Der Weg ins Feuer
Kent, Kathleen

Der Weg ins Feuer


sehr gut

Autorin: Kathleen Kent, mehrfach ausgezeichnet, Autorin mehrerer historischer Romane und Thriller, alles Bestseller.
Im Thriller " Der Weg ins Feuer" spielt die polnisch - stämmige, rothaarige, lesbische Kommissarin Betty Rhyzyk wieder eine wichtige Hauptrolle.
Sie kann den Freitod ihres Bruders genau so wenig wegstecken, wie ihre eigene Entführung und ihr knappes Entkommen daraus.
Dies ist die Vorgeschichte zum Roman.
Immer noch hat sie Alpträume und sie ist unausgeglichen und leicht reizbar.
Doch nun endlich soll sie wieder ihren Dienst bei der Drogenfahndung aufnehmen. Sie muß nur noch einige Therapiestunden beim Polizeipsychiater absitzen, dann darf sie auch wieder auf die Strasse.
Aber Betty ist, wie sie ist, sie muss vorne mitmischen, obwohl sie immer noch angeschlagen ist und noch lange nicht alles verarbeitet hat.
Und ihre Beziehung ist gespannt wie ein Drahtseil kurz vorm Reissen.
In Dallas, wo sie lebt und arbeitet, sind Drogenkartelle aneinandergeraten und auch ein Kollege scheint involviert zu sein, dummerweise genau der, den sie am meisten schätzt.
Also versucht Betty mit Hilfe von Freunden und Informanten, Licht in die Geschichte zu bringen, aber einige müssen ihr Leben lassen und Betty wird immer wütender.
Ihr verstorbener Lieblingsonkel, der ihr immer mit Rat und Tat zur Seite stand, fehlt ihr ganz besonders.
Das hochglänzende Cover mit dem mattierten Motiv eines Vogels lädt zum Zugreifen ein.

Bewertung vom 12.03.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


ausgezeichnet

Alleine, den Namen der vielfach ausgezeichneten Autorin DOIREANN NI GHRIOFA aussprechen zu wollen, bringt mich an meine sprachlichen Grenzen.
Aber was sie schreibt, läßt sich ganz wunderbar lesen.
Im Roman geht es um weibliche Angelegenheiten, sei es der Wunsch nach mehr Kindern, sei es das Führen eines Haushalts mit ( nach meiner Meinung ) sehr praktischer Methode. ( Ich schreibe ebenfalls endlos lange Listen... )
Viel autobiografisches wurde da hineingepackt und mit der Vergangenheit verwoben.
So vertieft sich die Protagonistin nach dem Beinahe-Verlust ihrer durch einen Kaiserschnitt geretteten Tochter in ein Gedicht, das sie bereits in der Schule kennengelernt hat.
Der Funke springt über und in langen Nächten und kurzen Tagen vertieft sie sich in diesen ( sehr weiblichen ) Text.
Es ist das Caoineadh, ein Trauerlied und Totenklage der Dichterin und Adeligen Eibhlin Dubh Ni Chonaill, aus dem 18. Jahrhundert.
Sie ist geradezu besessen davon, mehr aus dem Leben dieser leidgeprüften Frau zu erkunden und es wird ihr gelingen, zu offensichtlich sind manche Parallelen in den beiden Leben, fast 300 Jahre auseinander. Aber das ist Leben.
Und daraus entstand ein mitreißendes Buch, das man sich kapitelweise erlesen muss.
Ein schönes Cover lässt Leselust aufkommen.

Bewertung vom 04.03.2023
Die Kinder von Beara (eBook, ePUB)
Lambert, Ariana

Die Kinder von Beara (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ariana Lambert hat nun nach " Verrat" eine Fortsetzung geschrieben, die bestens angekommen ist. Ich hatte beim Lesen tolles Kopfkino und dank Google Maps auch eine sehr konkrete Vorstellung von den Orten, die im Buch erwähnt werden.

Auch die Handlung läßt an Spannung keine Wünsche offen und man hat schon etwas das Gefühl, dass daraus eine ganze Serie werden könnte ( ich wünsche mir das jedenfalls), die Geschichte ist noch lange nicht fertig erzählt.

Sympathische und weniger sympathische Protagonisten halten sich in diesem Thriller die Waage und so ganz nebenbei kommt der unbändige Wunsch dazu, eine Reise nach Irland zu planen.

Absolute Leseempfehlung. Man kann diese Buch aber auch ohne davor " Verrat" gelesen zu haben, gut aufnehmen.

Das Cover läßt zudem so richtig schöne Gruselstimmung aufkommen.
Dieses Buch gibt es mit dem Titel Tief unterm Grab" in einer Neufassung

Bewertung vom 22.02.2023
Roxy
Bülow, Johann von

Roxy


ausgezeichnet

Der bekannte Schauspieler Johann von Bülow ist nun also unter die Autoren gegangen.

Sein erster Roman ist ihm jedenfalls bestens gelungen und das Grundthema "Freundschaft zwischen eher arm und sehr reich " ist ein Dauerbrenner.

Auf 336 Seiten, gegliedert in 5 Abschnitte beschreibt er die Gedankenkette, die sich dem eher armen Teil der Beziehung zwischen Marc und Robert, der von allen nur Roy genannt wird und der mit einem reichen Elternhaus gesegnet ist.

Aber nun ist Roy tot und Marc unterwegs von Berlin nach München.
Genügend Zeit, um über vieles nachzudenken und viele schöne und weniger schöne Erinnerungen wach zu rufen.
Marc stellt sich nun endlich einer Wahrheit, die er immer etwas verdrängt hatte, als Schüler schon und auch als Teenager und auch als er seine erste Liebe traf. Und er ist sich auch heute noch nicht sicher, ob er sich nun endlich trauen soll, Carolin anzurufen.

Das Cover bezieht sich auf das in den Achtzigerjahren beliebte und bekannte Scene-Lokal Roxy, in dem Marc und Roy viele Nächte abgefeiert haben.

Bewertung vom 14.02.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


sehr gut

Das Cover: Ja, da ist etwas in Scherben zersprungen, das Selbstbewußtsein einer vergewaltigten Frau

Ein recht schwieriges Thema, denn nicht alle sind immer der gleichen Meinung, wenn es um Vergewaltigung geht. Hier ist es aber meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt worden.

Der gesamte Text spielt im Hier und Jetzt, und alles in Ich-Form.

Liv, eine verheiratete Frau, arbeitet in der Pflege in einem Altenheim und kann und will sich nicht selbst eingestehen, dass sie, als sie noch Studentin war, vergewaltigt wurde. Sogar ihrem Ehemann hat sie noch nicht davon erzählt.

Sie quält sich von einem Tag zum nächsten, hat sogar Selbstzweifel.

Als dann im Heim eine Person auftaucht, will sie nicht mehr so weitermachen.

Endlich kann sie darüber reden, auch mit ihrem Mann.

Ihre Freundin schließlich begleitet sie an einen Ort, an dem sie Hilfe findet.

Bewertung vom 09.02.2023
Sibir
Janesch, Sabrina

Sibir


ausgezeichnet

Wie es war, erzählt aus vielen Ansichten

Die Autorin Sabrina Janesch hat mit " Sibir" ein echtes 5-Sterne-Buch geschrieben.
Viele Recherchen und Reisen waren notwendig, um zu diesem Ergebnis kommen zu können.

Erzählt wird die sehr berührende Geschichte des damals ( 1945) 10jährigen Josef Ambacher, der mit seiner Familie nach " Sibirien" deportiert wird und schlußendlich in Kasachstan landet.
Unterwegs aber geschieht ein gravierendes Erlebnis: sein jüngerer Bruder überlebt die Reise nicht, und bei der Ankunft verschwindet seine Mutter in einem Schneesturm. So bleiben ihm seine Tante Antonia, sein Großvater, der Harla und seine Großmutter, die Wawa.
Empfangen werden sie mit schiefen Blicken, hier traut keiner dem anderen und alle haben Angst.
Schließlich sind es Harlas tischlerische Fertigkeiten, die einen Schutzmantel um die Familie legen, und Josef hat einen Freund, den kasachischen Buben Tachawi, gefunden, der ihm hilft, in der kasachischen Steppe zu überleben.

Viele kleine Begebenheiten sind es, die hier zu einem interessanten und doch so traurigen Kapitel der Geschichte der " Aussiedler " beitragen.

Aus Erzählungen ihres Vaters, ihrer Tante und Leidensgenossen der Ambachers ersteht ein buntes, bedrückendes und anschauliches Bild der damaligen Zeit und ihrer Leidensgenossen, aber auch von Menschen, die es riskiert haben, helfend einzugreifen.

Erzählt wird wechselweise aber auch die Geschichte Leila Ambachers, der Tochter Josefs, die, nachdem Adenauer es schaffte, die Familien wieder nach Deutschland zurück zu holen, damit kämpft, mit den erzählten und gelesenen Erinnerungen in der Gegenwart anzukommen.
Dabei hilft ihr ihr Freund Arnold. Viele Verhaltensweisen der Kinder ähneln nun in Deutschland denen des Vaters damals in Kasachstan.

Das Cover mit dem Fisch erinnert an die kasachische Steppe im Sommer.

Ein Buch, das man öfters zur Hand nehmen sollte, wenn man selbst mit seinem Leben unzufrieden ist.
Ein wunderbar erzählter Roman über Vorkommnisse in vergangener Zeit, von denen nicht jeder wusste.
Absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 02.02.2023
Wodka mit Grasgeschmack
Mittmann, Markus

Wodka mit Grasgeschmack


ausgezeichnet

In Markus Mittmanns Buch " Wodka mit Grasgeschmack" wird man eingeladen, auf dem Rücksitz des gelben Käfers des älteren Sohnes der Protagonisten eine Reise anzutreten, die für die ältere Generation sowohl schmerzhaft als auch heilend anzusehen ist.

Ob die Reise nun in echt oder per Google oder als Kopfkino angetreten wird, überläßt der Autor der Fantasie der Leser.

Es geht ins damalige Schlesien, wo Vater und Mutter aufgewachsen sind. Sie wollen noch einmal hin, um zu spüren, wie sich Heimat anfühlt, denn sie wurden gleich nach Kriegsende von dort vertrieben, auf einen langen, leidvollen Weg in eine ungewisse Zukunft.

Auf der Reise zu den einzelnen Orten kommen viele Erinnerungen hoch, die bislang nie ausgesprochen wurden. Aber auch eine unklare Enttäuschung macht sich breit, weil doch vieles verschwunden ist, anderes nicht mehr so, wie es in der Erinnerung war.

Und auch die beiden Söhne erleben Überraschungen, sei es die noch erhaltenen Fragmente in der nun polnischen Küche, oder die guten Mehlspeisen und Kuchen.

Und natürlich Wodka mit Grasgeschmack, alias Likör.

Auf 254 Seiten wird man sicher fündig, eigene oder überlieferte, gehörte oder geträumte Erinnerungen gibt es hier in allen Facetten.

Ein grasgrünes Cover mit einer Wodkaflasche lädt zum Anstoßen ein!

Bewertung vom 28.01.2023
Lockruf der Nordsee (eBook, ePUB)
Scherf, H. C.

Lockruf der Nordsee (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Autor H.C. Scherf hat sich mit seinem Roman " Lockruf der Nordsee gefühlsmäßig so richtig ins Zeug gelegt.

Tom, ein älterer Herr, rettet in allerletzter Sekunde eine Selbstmörderin aus der schäumenden Nordsee.

Was danach folgt, ist ein Wechselbad der Gefühle, denn die spielen nach der Aufregung im wahrsten Sinn des Wortes verrückt.

Wie es nicht anders zu erwarten ist, verliebt sich der Retter in die Gerettete und es folgt, was ebenso folgen muss, oder auch nicht......

Es ist sicher sehr schwierig, solch einen Roman zu schreiben, denn Gefühle kommen bei jedem Menschen anders an. Was dem einen zu viel ist, ist dem anderen zu wenig, was einen antörnt, stößt den anderen ab.

Da schwankt die Waagschale gewaltig.

Ein sehr schönes, aussagekräftiges Cover lädt auf jeden Fall zum Zugreifen und Lesen ein.