Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
SternchenBlau

Bewertungen

Insgesamt 160 Bewertungen
Bewertung vom 25.12.2020
Asterix - Der Goldene Hinkelstein
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Asterix - Der Goldene Hinkelstein


sehr gut

Eine Überraschung VON Goscinny & Uderzo.

Kein klassischer Comic, dafür Originaltreue und Begeisterung beim 8jährigen.

Achtung: Kein üblicher Comic, sondern die Geschichte wird in Dialogform mit großformatigen Bildern erzählt. Dafür stammt „Der goldene Hinkelstein“ original aus den Federn von René Goscinny und Albert Uderzo.

Als ich die Beschreibung gelesen hatte, dachte ich zunächst, hier kommt eine Seitenhieb auf die Castingshows, die ja nicht mehr ganz so neu und aktuell sind. Umso witziger fand ich aber dann, dass René Goscinny und Albert Uderzo sich die Geschichte bereits 1967 als Hörspiel ausgedacht haben. Die Ersterscheinung auf Deutsch, die nun vorliegt, bildet nun auch das Begleitheft der Hörspiels ab.

Ich finde gelungen, dass die Herausgeber:innen dem Original treu geblieben sind. Logisch, sie hätten die Geschichte auch in Comicform überführen können. Aber dann wäre es eben nicht mehr eine Geschichte VON Goscinny und Uderzo, sondern nur NACH den beiden. So gelingt 53 Jahre später eine wundervolle Überraschung.

Ich war schon immer ein Fan von Troubadix. Er ist so witzig, obwohl er eigentlich eine zutiefst tragische Gestalt ist. Troubadix geht so im Singen auf – und ist darin so schlecht. Ich habe mich sehr gefreut, dass er in dieser Geschichte im Mittelpunkt steht. Im Fortlauf der Geschichte erkenne ich altbekannte Rezepte. Wirklich überrascht hat mich der Plot nicht und dafür ziehe ich auch einen Stern ab. Gern gelesen habe ortlaufs des Plotts können sich die Lesenden denken. Dafür ziehe ich einen Stern ab.

Die Dialogform hat bei mir super funktioniert und bei Kenner:innen der Reihe entstehen die passenden Bilder im Kopf. Und NICHT NUR bei Kenner:innen!

Mein 8,5jähriger Sohn, der bislang nur einen Asterix-Band kannte, war total angefixt. Die Form von Rede-Gegenrede funktionierte beim Vorlesen so gut, dass er nach dem Zuklappen des Bandes sofort aufgesprungen ist und sich sein anderes Heft geholt hat. Er will ganz dringend noch viel mehr Bände lesen und spart da nun sein Taschengeld.

Für den kleinen Preis von 97 Cent lässt sich übrigens das Hörspiel herunterladen.
https://www.universal-music.de/asterix/musik/der-goldene-hinkelstein-625001
Das Hörspiel macht auch richtig Laune. Nur die Lieder hätten noch etwas passender umgesetzt werden können. Ich vermute, da standen Rechtefragen im Weg.

Fazit
Kein klassischer Comic, aber ich fand grade die Originaltreue des Bandes sehr charmant. Mein 8,5jähriger ist nun mit dem Asterix angefixt. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 26.10.2020
Die Klimaschmutzlobby
Götze, Susanne;Joeres, Annika

Die Klimaschmutzlobby


ausgezeichnet

„Wer wirksame Klimagesetze verschleppt, bedroht uns alle.“

Für mich steht das Buch „Die Klimaschmutzlobby“ daher unter dem Motto: Kenne deine Feind:innen! Und weil uns die Klimakrise alle bedroht, finde ich sehr wichtig, dass viele Menschen sich mit diesen Schmutzlingen beschäftigen.

Da gibt es die Leugner, die Relativierer, Bremser und Profiteure, Kohle- und Fleischindustrie, Rechtspopulisten und Ewig-Gestrige. Und beim sogenannten Kohleausstieg, der keiner ist, oder bei dem Landwirtschaftsgesetzt CAP auf EU-Ebene zeigt sich dann immer wieder, dass die unser aller Leben beeinflussen.

Ich gebe zu, es gibt angenehmeres als das vorgestellte Gruselkabinett. Viele dieser Namen haben sicherlich auch Menschen bekannt, die sich noch nicht explizit mit Umweltthemen beschäftigt haben. Da gibt es, um nur ein paar zu nennen, die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, „Die Familienunternehmer“, den Bauernverband, den marktliberalen US-Thinktank Heartland oder das Klimaleugnungsinstitut EIKE. Sie alle bremsen effektive Klimaschutzmaßnahmen, zum Teil bereits seit Jahrzehnten.

„Das Ziel dieser Klimaschutz-Bremser ist es, die profitablen Geschäfte mit fossilen Energien so lange wie möglich am Laufen zu halten.“

Das alles kommt nicht von ungefähr und so fand ich sehr spannend, dass die Autorinnen auch die Verknüpfungen zum Neoliberalismus aufmachen.

„Die marktliberalen und neoliberalen Kräfte in Europa scheuen die politischen Folgen des globalen Umweltproblems: Ein starker Staat mit effektiven Klimagesetzen passt nicht zu neoliberalen Ideen, nach denen der Markt die Gesellschaft regulieren sollte.“

Es geht um Absprachen in Hinterzimmern, unklaren Geldfluss zwischen verschiedenen Leugnern und Bremsern und auch um gut dotierte Jobs für Politiker:innen. Erschwerend kommt hinzu, dass es in Deutschland und Europa beim Lobbyismus an Transparenz fehlt, ist es gar nicht leicht Wissen über diese Verknüpfungen zu erlangen. Daher ist die Rechercheleistung des Autorinnen-Duos ein wichtiger Schritt: Es gibt fast 800 Belege und Anmerkungen, die über ein Viertel des eBooks ausmachen.

Viele Strukturen wiederholen sich auf EU-Ebene und in den unterschiedlichen Ländern und auch viele Akteur:innen begegnen uns im Verlauf des Buches immer wieder. Das erzeugt eine gewisse Redundanz, und bei mir das Gefühl, dass es doch endlich einmal aufhören muss mit diesem Klüngel. Das ist aber nicht der Fehler dieses Buches, sondern der Fehler liegt am Thema: Die Klimaschmutzlobby sind Wiedergänger, die unser aller Lebensgrundlage bedrohen.

Fazit
Ein sehr wichtiges Buch! Gewisse Redundanzen liegen im Thema, weil die Klimaschmutzlobby einfach so eng verknüpft ist. Bitte lesen, damit Ihr wisst, wer seit Jahren Klimaschutz verhindert. Und dieses Thema geht uns alle an. 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 21.10.2020
Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke! / Das Superschurken-Handy Bd.1
Bertram, Rüdiger

Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke! / Das Superschurken-Handy Bd.1


ausgezeichnet

Das ersehnte Smartphone ist – Überraschung – zur fiesen K.I. geworden. Nein, Technik ist nicht der Untergang des Abendlandes. Sehr witzig!

Mein 8,5jähriger Sohn und ich haben mittlerweile schon einige Bücher von Rüdiger Bertram gelesen – und wir mögen seinen Witz sehr. Die Bücher lesen sich leicht, transportieren dabei viel Ironie und manchmal auch etwas schwarzen Humor. Beides lieben wir.

Besonders gefällt mir, dass sich Bertram Themen der Popkultur bedient, Superheld:innen, Parallelwelten, hier nun Smartphones. Smartphones sind bei Bertram nicht der Untergang des literarischen Abendlandes (nimm das, Manfred Spitzer), nein, sie sind Bestandteil des kindlichen Alltags und eine eigene Kulturtechnik. Damit sind sie einfach das, was wir alle daraus machen. Und Bertram macht daraus ein tolles Thema für ein witziges Kinderbuch.

Bei aller Flapsigkeit scheinen so immer auch ernste Themen durch.

Franzi wünscht sich ein Smartphone, u.a. weil sie ohne von ihren Mitschüler:innen gemobbt wird und zudem nicht im Klassenchat mitlesen kann. Nun bekommt sie doch eines und dieser „Dan“ hat es in sich, denn er hat sich selbst aus Langeweile zur Künstlichen Intelligenz hochgerechnet. Am Ende geht es dann Supersmartphone und Franzi gegen die Superschurkin, und dazu eine ganz wundervolle, absurde mit dem sprechenden Namen Lady Ballerina.

Einen Extra-Diversity-Punkt gibt es für Franzi als Schwarze Protagonistin in den Illustrationen. Ich finde, es sollte noch viel mehr Schwarze und PoC-Hauptprotagonistinnen in Kinderbüchern geben.

Franzi ist selbst sehr smart, manchmal smarter als Dan.

„‚Aber ich kann doch nicht einfach so bei ihr klingeln.‘ ‚Du erzählst ihr einfach, dass du von der Schülerzeitung kommst und einen Artikel über sie schreiben willst. Superschurken sind super eitel, da sind sie genau wie Superhelden.‘ ‚Und super-Smartphones‘, flüstere ich.“

Franzi erlebt mit Dan ein recht aberwitziges Abenteuer, bei dem wir viel kichern und lachen mussten. Was Bertram hier aber in diesem Buch besonders gut gelingt, ist die Verknüpfung mit ernsten Themen.

CN / Content Note: Mobbing, Armut, Klassismus

Dies alles wird thematisiert und Franzi wird zugleich als souveräne Heldin geschildert, die sich durch diese schwierige Situationen durchmanövriert.

Besonders gelungen finde ich, wie liebevoll Betram die Eltern schildert. Ehrlich arbeitende Menschen, die allerdings so viel arbeiten müssen, dass sie ihre Arbeit – das Bügeln und das Paketaustragen sogar mit nach Hause nehmen. Also bügelt die Mutter die Papiertaschentücher und der Vater trägt ständig alles in der Wohnung durch die Gegend.

Obwohl Franz selbstverständlich obergenervt ist, als sie zunächst kein Handy bekommt, hat sie immer Verständnis für die finanzielle Situation ihrer Familie. Ich denke, dass Kinder, die besser dran sind, sich da einiges abgucken können. Und das ganze Konstrukt des Buchs zeigt eben auch, dass Armut ausgrenzt – und einiges an Klassismus und Mobbing verursacht.

Mein Sohn hat gleich gesagt: Das macht man nicht!, als Franzi mit den geheimen Infos von Dan den Mobbing-Spieß einmal umdreht. Zugegeben, in die Tiefe geht das nicht immer und so wird recht schnell verziehen. Das kann aber auch mal schön sein.

Das Buch lässt sich für geübtere Lesende ab circa Ende 2. Klasse lesen. Mein Sohn kam ganz flüssig durch den Text.

Die Illustrationen von Ka Schmitz runden das Lesevergnügen ab.

Fazit:
Wir hatten sehr viel Spaß. Und dass bei einem vermeintlich leichtem Stoff die ernsten Themen so toll eingeflochten werden, gefiel uns besonders gut. Wir empfehlen das Buch sehr gerne und vergeben 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 21.10.2020
Mama Superstar
Manrique, Melisa;Chander, Manik;Melisa Manrique und Manik Chander

Mama Superstar


ausgezeichnet

Diese Frauen sind mir lieber als jeder Superman!

„Willkommen zur Feier, denn dieses Buch ist eine Feier und ein Dankeschön für unsere Mama Superstars.“

So positiv starten Melisa Manrique und Manik Chander ihr tolles Buch, das wirklich ein Fest geworden ist. Elf Mamas stehen hier im Mittelgrund. Ein ganzseitiges, toll gestaltetes Bild von Marta Pucci setzt sie so richtig in Szene. (Das ganze Layout finde ich übrigens klasse.) Diese Frauen sind mir lieber als jeder Superman.

Das Empowerment, das dieses Buch transportiert ist so richtig klasse. Jetzt habe ich keine Migra Mum und ich vermute, dass es für Kinder migrantischer Eltern nochmal stärker sein wird. Vieles kann ich genauso auf meine Mama beziehen. Die Frauen stehen klar im Mittelpunkt. Die Männer kommen zwar vor, aber sie sind halt das Beiwerk, das es für die Kinder so braucht. Und gleichzeitig wird über alle so respektvoll geschrieben.

Die Porträts sind gemeinsam mit den Töchtern entstanden und folgen immer wieder den gleichen Schwerpunkten: Tochter, Verblüfft, Berührt, Glücklich, Nachdenklich. Es sind Schlaglichter, kleine Anekdoten und große Gefühle, die in ihrer Prägnanz diese Mütter und Töchter ganz lebendig vor meinem inneren Auge werden.

Spannend fand ich auch immer wieder den Außenblick auf die deutsche „Mehrheitsgesellschaft“. Manches ist mir mittlerweile hochnotpeinlich. Wie kann man nur Kinder vor dem Abendessen nach Hause schicken? (Das war bei uns und meinen „biodeutschen“ Eltern zum Glück nie der Fall.) Apropos Essen: Authentische Rezepte aus den Familien runden die Vorstellung der elf Frauen ab.

Ich bin beim Lesen in so ein ganz positives Kind-Gefühl reingerutscht. In eine Dankbarkeit meinen Eltern gegenüber und ich musste auch an eigene Kindheitserinnerungen denken. Dieses sehr wertschätzende Gefühl, das ist wirklich wundervoll an diesem Buch.

(CN / Content Note für Menschen, die schwierige Beziehungen zu ihren Eltern erfahren mussten. Da könnte das Buch vielleicht einiges aufrühren.

Dieses Buch sollten alle lesen, denn es zeigt das vielfältige Deutschland, in dem ich gut und gerne lebe. Damit es breit gelesen werden kann, haben die Autorinnen einen ganz wundervollen Stil gewählt. Das Buch ist durchgängig in einfacher Sprache auf C1-Niveau geschrieben, damit haben auch viele Migra-Mamas Zugang zum Buch. Und obwohl die Sprache leicht verständlich ist, wirkt sie nicht zu simpel oder redundant, sondern vielmehr peppig und witzig. Großen Respekt an die beiden Autorinnen dafür.

Schade finde ich, dass leider diese einfache Sprache nicht noch mit genderneutraler Sprache kombiniert wurde. Das wurde von Versuchslesenden wohl als zu schwierig empfunden. Nachdem das aber auch das Todschlagargument gegen gendergerechte Sprache ist, bedauere ich das sehr.

Zwei weitere Aspekte fehlten mir noch ein wenig, so dass ich nicht die volle Sternenzahl vergebe: Die Mütter sind alle sehr gut ausgebildet migriert (auch, wenn sie leider nicht alle in ihren erlernten Berufen arbeiten konnten). Aber vielleicht folgt das ja in einem zweiten Band. Negative Aspekte werden nur am Rande erwähnt, wie z.B. eine arrangierte Ehe oder Rassismuserfahrungen. Aber nein, das fiel mir nur auf. Es ist nämlich Teil der Konzeption des Buches:

„Vom ersten Tag an war uns klar, dass wir die andere Seite der Migration zeigen müssen. Die Seite der Medaille, die zeigt, dass Migrant*innen besondere Beispiele für Kreativität, Widerstandsfähigkeit, Mut, Spaß und Erfahrungsreichtum sind.“

Lasst uns das alle feiern!

Fazit
Wundervoll, das ist die Welt, in der wir alle gut und gerne leben können mit tollen Mamas und tollen Töchtern. Eine herzliche Empfehlung und 4,5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 05.10.2020
Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte
Zommer, Yuval

Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte


sehr gut

Schöne Baumgeschichte

Viele Menschen streben nach Perfektion, erst recht, wenn es um die perfekten Feiertage geht. Da fällt zu schnell dabei runter, dass kein Mensch perfekt ist. Und eben auch kein Weihnachtsbaum. Dass zu sehen, dass ist gerade für Kinder so wichtig, weil wir schließlich auch mit unseren Schwächen geliebt werden möchten.

Träume erfüllen sich manchmal ganz anders als gedacht. Und auch ein Weihnachtsbaum muss nicht so sein, wie ihn viele haben möchten.

Dieses Bilderbuch ist wundervoll illustriert. Es zeigt, wie der Baum wächst und gedeiht. Und dann wird er leider nicht als Weihnachtsbaum ausgesucht. Aber dann geschieht etwas viel Zauberhafteres. Und der Baum erfährt die Anerkennung, die er verdient.

Zudem ist es eh viel schöner und besser für die Umwelt, wenn die Bäume im Wald stehen bleiben. Noch ein kleines Bisschen mehr hätte mir gefallen, wenn der Baum das Selbstbewusstsein aus sich selbst hätte schöpfen können. So sind es die Anderen, die ihn aufwerten. So werden es wundervolle 4 Sterne am Waldwinterhimmel.

Bewertung vom 05.10.2020
Arthurs wildes Hundeleben
Abidi, Heike

Arthurs wildes Hundeleben


sehr gut

Witzige Hunde- und Jungensicht im Wechsel. Und wenn die beiden ihre Körper tauschen, können sie viel voneinander lernen.

Charmantes Kinderbuch mit Körpertausch

Mein 8,5jähriger Sohn findet:

Ich finde „Arthurs wildes Hundeleben“ richtig toll. Wie, dass Lucky vieles nicht wusste, das wir Zweibeiner selbstverständlich finden, wie Schulpflicht oder Zähneputzen. Und dass Lucky die Hundesprache nicht mehr konnte, als er ein Mensch war. Oder wenn die beiden überlegt habe, wie der Rücktausch funktionieren soll. Alles war so komisch, daher vergebe ich 4,5 von 5 Sternen.

Meine Erwachsenen-Sicht:

„Arthurs wildes Hundeleben“ ist ein witziges Kinderbuch für Kinder ab 8 Jahren. Mein 8,5jähriger Sohn hätte – wie so viele Kinder – total gerne einen Hund. Und so geht es auch dem einen der beiden Hauptprotagonisten: Arthur. Der zweite im Bunde ist der Hund Lucky, der aber mit „Zweibeinerwelpen“, wie er Kinder nennt, nicht viel anfangen kann.

Während einer Reise seines Zweibeiner-Renten-Pärchens soll aber nun Arthur auf ihn aufpassen. Leider hat Arthur, trotz aller Hundeliebe, von den Vierbeinern allerdings recht wenig konkrete Ahnung.

„Jetzt zerquetscht er mich fast und nennt das Knuddeln. Klingt eigentlich fast harmlos. Wie eine Mischung aus Knochen und Buddeln. Tatschlich ist es aber die pure Hölle. Er hat mich in den Schwitzkasten genommen, als wollte er mit mir kämpfen, und ruft dabei ständig, ich sei süß. Süß, also ehrlich! Ich bin beeindruckend. Clever, beinahe weise. Und natürlich wahnsinnig hundelebenserfahren. Aber doch nicht süß! Arthur dagegen ist weder beeindruckend noch clever oder erfahren und schon gar nicht süß. Ich finde, er ist ein Hundealbtraum auf zwei Beinen!“

Das war die Lieblingsstelle meines Sohnes. Mein Sohn hat so viel gekichert, ihm hat besonders der Wechsel zwischen den beiden Sichten sehr gut gefallen. Dieser Wechsel beginnt schon, bevor Arthur und Lucky urplötzlich ihre Körper tauschen. Ja, wir können natürlich nie ganz genau wissen, was sich ein Hund wohl so denkt, aber Autorin Heike Abidi bringt das schlüssig und voller Humor rüber.

Gleichzeitig vermittelt sie ganz viel Hundewissen im Buch. Das ist auch für Kinder, die keine Hunde bekommen werden, total hilfreich, weil sie erfahren, wie sie sich einem Hund am Besten nähern, damit er keine Angst bekommt.

Trotz des phantastischen Körpertauschs ist „Arthurs wildes Hundeleben“ in der Alltagswelt der Kinder angesiedelt. Arthur geht in die 4. Klasse Grundschule und so fand mein Sohn total witzig, wenn Arthur im Hundekörper sich Sorgen macht, weil was Lucky dort wohl alles so anstellen wird. Auch, wie die beiden den sehnsüchtig erwarteten Rücktausch umsetzen können, hat die Autorin so gestaltet, dass die lesenden Kinder selbst darauf kommen können. (Mein Sohn hatte z.B. den richtigen Riecher und hat sich total gefreut, dass es dann auch so geklappt hat.)

Für mich hätte es im letzten Drittel noch etwas spannender sein können, darum vergebe ich 4 Sterne. Mein Sohn fand aber gerade dieses Alltägliche mit phantastischem Einschlag total klasse.

Die Kapitel eigenen sich von der Länger her toll für Kinder ab 2./3. Klasse und passen zudem von Sprache und Wortschatz für die Altersgruppe.

Fazit
Eine humorvolle Alltagsgeschichte mit phantastischem Einschlag, die sehr viel Wissen über Hunde vermittelt. Für die Zielgruppe ab 8 ein tolles Lesevergnügen. Mein Sohn und ich vergeben 4,25 von 5 Sternen.

Bewertung vom 30.09.2020
So endet die Demokratie
Runciman, David

So endet die Demokratie


sehr gut

Bestechende Analyse

Dieses Buch wollte ich sofort lesen, als ich es bei der Verlagsvorschau entdeckt habe. Und doch habe ich mich lange darum gedrückt, es zu lesen. Denn die Vorstellung ist erschreckend, dass die Demokratie enden könnte.

„Nichts währt ewig. Es war immer klar, dass die Demokratie irgendwann nur noch in den Geschichtsbüchern zu finden sein wird.“

Wie schrecklich, scheint die Demokratie in vieler Hinsicht alternativlos, auch, wenn sie genügend Fallstricke hat und Probleme in sich trägt. Wie in Voltairs Bonmots ist sie bislang die „beste aller möglichen Welten“.

Trotz dieses „harten Themas“ liest sich „So endet die Demokratie“ leicht und verständlich, oft sogar amüsant. Er bezieht Literatur und Film mit ein. Es hat etwas Skurriles, dass sich Mahatma Ghandi auf die Kurzgeschichte „Die Maschine steht still“ für ein politisches Konzept bezog, dass die Repräsentanz durch Abgeordnete in Frage stellte. Die Liebevoll erscheint mir Runcimans Vergleich, dem ich im Verlauf des Buches viel abgewinnen kann.

„Die westliche Demokratie befinden sich in einer Midlife-Crisis.“

In vier Kapiteln zeigt Runciman die Gefahren für die Demokratie, z.B., dass demokratische Prozesse einfach dauern und dauern, was nicht nur bei der immer drängenderen Klimakrise zum Problem wird sondern auch bei anderen „Katastrophen!“, so auch der Titel des zweiten Kapitels. „Putsch!“ beleuchtet, dass die Gefahren für Demokratien heute selten mehr in offenen Putschen liegen, sondern in ihrer allmählichen Zersetzung. Die westlichen Demokratie haben ihre Versprechen über mehr Teilhabe schon größtenteils erfüllt hat (trotz aller Nicht-Partizipation, die noch immer herrscht). Heilsversprechen können dann anderenorts gesucht werden. Auch „Technologische Übernahme“ könnte möglich sein. Erfrischenderweise versucht er keine falschen Abhilfen in „Etwas besseres?“, dafür dann immer wieder Erkenntnisse, die echt in mir gearbeitet haben.

„Früher waren Utopien unglaublich ferne Orte, an denen wir noch nie waren. Heute besteht das Risiko, dass sie zu Orten werden, an denen wir auf unserem Weg nach anderswo vorbeirasen.“

Mir gefällt Runcimans Nüchternheit und seine elegante Sprache bei dem Thema, obwohl er die Dringlichkeit der Themen und die Fallstricke der Demokratie aufzeigt und die Blick auch auf Länder weitet, die sonst nicht so im Fokus stehen. Oder wer hat sich schon mal länger mit dem griechischen Militärputsch von 1974 beschäftigt? Ich finde das Buch klug und ich habe viel gelernt. Zudem vermeidet seine Analyse Defätismus, was meiner eigenen pessimistischen Sicht in Bezug auf die politischen Entwicklungen ganz gut getan hat.

Und doch gab es beim Lesen ein Unbehagen, was größtenteils daran liegt, dass Runicman das Buch bereits 2018 geschrieben hat, auch wenn es erst dieses Jahr auf Deutsch erschienen ist.

„Ich glaube nicht, dass Trumps Einzug ins Weiße Haus das Ende der Demokratie bedeutet.“

Bitte, bitte, dein Wort in Gottes Ohr, dachte ich mir beim Lesen immer wieder. Runciman zeigt in seinem Buch eindrucksvoll, dass bislang die größte Gefahr für die amerikanische Demokratie dann bestanden hätte, falls Obama keine respektvolle Machtübergabe garantiert hätte. Am Tag, bevor ich diese Zeilen schreibe, am 23.09.20, hat Trump nun im Weißen Haus auf einer Pressekonferenz eingestanden, dass er eine friedliche Machtübergabe bei einer Wahlniederlage nicht garantieren wird.

Ich hoffe, Runciman behält Recht und ich hoffe, sein Buch wird im kommenden November nicht komplett von der Wirklichkeit eingeholt. An der Stelle hat sich das Buch leider jetzt schon ein wenig überholt.

Fazit
Faszinierender Blick auf die Facetten der Demokratie und wo die Gefahren für sie liegen. In Bezug auf Donald Trump hoffe ich einfach, dass Runciman recht behält. Weil ich während des Lesen aber das Gegenteil befürchtet habe, ziehe ich einen Stern dafür ab. 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für diesen wichtigen Blick, der sich trotz des düsteren Themas