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liesmal
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Wilhelmshaven

Bewertungen

Insgesamt 464 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2024
Der rechte Pfad
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


sehr gut

Auf dem rechten Pfad zu bleiben oder ihn zu finden, wie es der Titel des Buches aussagt, ist sicherlich nicht einfach, eher sogar schier unmöglich.
Warum die Eltern von Benjamin nicht zusammenleben, geht aus der Geschichte nicht hervor. Wohl aber, dass Benjamin die Sommerferien immer in dem kleinen Ort Welsum bei seinem Vater verbringt.
Die Geschichte ist vom Schreibstil her nicht schwer verständlich, wozu auch die kurzen Kapitel beitragen, aber dennoch ist die Lektüre nicht ganz einfach. Für mich war es wie das Eintauchen in eine völlig fremde Welt und ich fühlte mich weit in die Zeit zurückgesetzt, obwohl die Geschichte nur zum Teil in der Vergangenheit spielt.
Sicher hängt meine Befindlichkeit damit zusammen, dass der Ort Welsum von einer fundamentalistischen Brüdergemeinde dominiert wird. Das Leben der Menschen dort folgt strengen evangelikalen Regeln und Verboten, die nicht nur nach meinem Verständnis gar nicht eingehalten und befolgt werden können. So hat sich Welsum in meinem Kopf zu einem „Dorf der Heimlichkeiten und Lügen“ entwickelt.
Benjamin hat in Welsum Freunde gefunden und die Erfahrungen eines Kindes und Teenagers sammeln können. Das Verhältnis zu seinem Vater war nicht sehr eng und Herzlichkeit stand nicht auf der Tagesordnung. Ein wenig befremdlich war für mich die Haushälterin Frau Gothel, die sehr bestimmt und bestimmend Benjamin den Weg gewiesen hat. Leider konnte ich ihren oft nur halben Sätzen, die immer mit einem „Hm?“ abschlossen, so gar nichts abgewinnen.
25 Jahre hat er gebraucht, um in den Ort seiner Kindheit zurückzukehren und sich mit seinen Kindheitserlebnissen auseinanderzusetzen. Keine leichte Kost, die sich den Lesenden im Wechsel zwischen den Zeiten und auch zwischen den Zeilen bietet. Die Erzählung folgt Benjamins Playlist, die den Kapiteln ihre Überschriften geben.
Das Buch, das neben vielen Themen auch „die Nähe zu Rechtsextremen“ enthält, bietet reichlich Einblicke und viel Stoff zum Nachdenken.

Bewertung vom 19.03.2024
Im See der Himmel
Sand, Helen M.

Im See der Himmel


ausgezeichnet

Mit dem Buch lerne ich nicht nur den Bonifatius-Verlag, einen mir bisher unbekannten Verlag kennen, sondern auch das Debüt der Autorin Helen M. Sand.
Die Geschichte von Maria, die vor langer Zeit ihre Heimat verlassen hat und nach Jahrzehnten in ihr Heimatdorf Mühlbach zurückkehrt, geht unter die Haut und ich verspüre nur einen Wunsch: den Wunsch nach Frieden.
Auf zwei Zeitebenen spielt der Roman, in dem es um Glaube, Hoffnung und Liebe geht, aber auch um Schuld und Vergebung.
Marias Schicksal wird von der Autorin so packend beschrieben, dass die Geschichte so klingt wie eine, die nur das Leben schreiben kann.
Bei Ihrer Rückkehr in die Heimat bekommt Maria von ihrer Familie eine Kiste mit vielen Erinnerungsstücken. Dadurch wird die alte Zeit wieder lebendig. Maria erlebt noch einmal ihre große Liebe, spürt Freude, aber auch Trauer, Hass und Neid, selbst an die schlimmsten Dinge, die ihr angetan wurden, wird sie noch einmal erinnert.
Helen M. Sand hat mich nicht nur mit ihrem realistischen und packenden Schreibstil überzeugt, sondern auch mit ihren poetischen Gedanken.
Und sie erfährt die Wahrheit über Vieles, das ihr bisher verborgen geblieben war.
Helen M. Sand hat sich mit ihrem großartigen und sehr gut recherchierten Debütroman direkt in mein Herz geschrieben.

Bewertung vom 13.03.2024
Maunzi
Rechl, Christine

Maunzi


sehr gut

Idee, Text, Illustration und Gesamtgestaltung des Büchleins liegen bei der Autorin Christine Rechl, und alles ist sehr gut gelungen.
Auch wenn ich selber keine Katzen habe, habe ich beim Lesen viel Freude gehabt, denn durch Erzählungen meiner Freundin, einer großen Katzenliebhaberin, kam mir tatsächlich vieles bekannt vor. Dadurch war ich meiner Freundin trotz räumlicher Trennung ganz nah. Das war eine schöne Erfahrung und ein lebendiges Lesevergnügen.
Jetzt freue ich mich darauf, das Buch meiner Freundin zu geben. Ich denke, mit diesem Buch als Geschenk kann man große Freude bereiten.

Bewertung vom 11.03.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


ausgezeichnet

Meine Neugier auf den Maler Vincent van Gogh und die Liebe zu seinen Bildern wurden geweckt und nahmen ihren Anfang mit der Ausstellung „Van Gogh Alive – The Experience“ in München. Seitdem interessiere ich mich für sein Leben.
Mit dem Roman „Die Entflammten“ habe ich wieder etwas mehr, wenn auch nur am Rande, über den Künstler erfahren. Die Autorin Simone Meier hat einen sehr ansprechenden Roman über Jo van Gogh-Bonger geschrieben, die mit Theo, dem Bruder Vincent van Goghs, verheiratet war. Sie erzählt, mit welcher Intensität es Jo nach Vincents Tod und dem tragischen Ende ihres Gatten gelingt, die Bilder ihres Schwagers in aller Welt bekannt und den Maler berühmt zu machen.
Allein die Geschichte über Jo van Gogh-Bonger hat mich schon gefesselt. Ein weiterer Erzählstrang, in dem mehr als hundert Jahre später die junge Kunsthistorikerin und Tochter eines Schriftstellers Gina ihre Faszination für Jo entdeckt und lebt, lässt das Buch zu einem Kunstwerk werden.
Und egal, wie hoch der Wahrheitsgehalt und der Anteil an Fiktion sein mögen: Für mich war das Buch große Unterhaltung und ein köstliches Leseerlebnis.

Bewertung vom 24.02.2024
Kurz und Gut (eBook, ePUB)
Heithoff, Wolfgang; Fischnaller, Markus; Manderley, Thomas

Kurz und Gut (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Buch umfasst nicht mal 200 Seiten und hat dennoch viel zu bieten, und zwar in Form von Kurzgeschichten. Drei Autoren haben zu insgesamt zehn Themen jeweils eine Geschichte geschrieben. Daraus ist eine Sammlung von 30 Geschichten entstanden.
Für mich war es sehr spannend zu sehen, welche unterschiedlichen Gedanken verschiedene Autoren zu einem bestimmten Thema haben. Es gibt fröhliche, traurige, poetische, spannende Geschichten, Fabeln und Gedichte. Viele sind darunter, die ich nicht nur selbst lesen, sondern auch in einer Gruppe vorlesen möchte. Und einige regen auch zum Nachdenken und zum Darüber-Reden ein.
Mir gefällt’s und ich empfehle das Buch gern weiter.

Bewertung vom 24.02.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


sehr gut

Die hundertjährige Anouk Perleman-Jacob möchte ihre Lebensgeschichte so erzählen, wie sie noch keiner kennt. Sie will ihre eigene Wahrheit weitergeben an einen Schriftsteller, dem keiner wirklich glaubt, einem, bei dem sich die Lesenden nicht sicher sein können, ob er die Wahrheit schreibt oder nicht. Diesen Autor hat sie gefunden.

Es hat eine Zeit gedauert, bis ich gemerkt habe, dass der Autor Michael Köhlmeier selbst zur Romanfigur geworden ist. Er hört der fiktiven Anouk Perleman-Jacob zu und schreibt ihre Geschichte als Roman. „Das Philosophenschiff“ ist eines von mehreren Passagierdampfern, mit denen russische Intellektuelle deportiert worden sind. Die damals 14-jährige Anouk Perleman-Jacob und ihre Eltern gehörten dazu.

Niemand von ihnen wusste, was auf dem Schiff geschah. Doch die große Verunsicherung und die Ängste der Menschen, gerade im Hinblick auf die Frage, wem man vertrauen kann und vor wem man sich in Acht nehmen sollte, hat Köhlmeier sehr realistisch und spannend eingefangen. Die Verunsicherung der Menschen war stets hautnah spürbar.

Mir hat sehr gefallen, dass historische Fakten – gründlich recherchiert – und Fiktion vermischt und miteinander verflochten wurden. Mir war oftmals nicht klar, ob die vielen historischen Erzählungen um reale Personen tatsächlich geschehen waren oder der Fantasie des Autors entsprungen sind. An dieser Stelle bin ich froh, dass es ein Leichtes ist, sich einer Suchmaschine zu bedienen, um sich näher zu informieren, wovon ich reichlich Gebrauch gemacht habe.

Erschreckend war für mich, dass in den Erzählungen aus der Vergangenheit so viele Parallelen zur Gegenwart zu erkennen sind.

„Das Philosophenschiff“ ist weit mehr als die Erinnerung einer alten Frau. Das Buch ist auch nicht eines, das man schnell weglesen kann. Mehrere Textpassagen habe ich mehrmals gelesen, um die ganze Tragweite erfassen zu können. Es ist ein Buch, das viel Anreize bietet zum Nachdenken.

Bewertung vom 19.02.2024
Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2
Sigurðardóttir, Lilja

Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Nach „Höllenkalt“ ist „Blutrot“ der zweite Teil der Áróra-Reihe. Diesmal befasst sich Áróra mit der Entführung von Flosis Frau Gudrun. Eine Lösegeldforderung und vor allem der Hinweis: Keine Polizei! bringt Áróra auf die Idee, ihren Freund, den Polizisten Daniel um Mithilfe bei der Aufklärung zu bitten. Die beiden sind ja bereits ein eingespieltes Team und auch in diesem Fall gefällt mir, wie spannend die Geschichte aufgebaut ist, und das, obwohl sich ein großer Teil der Handlung auf Flosis Haus konzentriert.
Áróra ist ja beruflich mit dem Aufspüren versteckter Vermögenswerte beschäftigt. Es scheint, als gäbe es auch hier undurchsichtige Machenschaften.
Das Cover in Blutrot ist ein echter Hingucker und gefällt mir vor allem durch den hohen Wiedererkennungswert im Vergleich zum ersten Teil.
Das Buch bietet bis zum Schluss großartige und spannende Unterhaltung. Mir gefällt es gut, dass sich die Handlungen beider Bücher teilweise miteinander verstricken. So haben weder Áróra noch Daniel die Suche nach Áróras Schwester Isafold bisher aufgegeben.

Bewertung vom 18.02.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


sehr gut

Den Auftakt des Vierteilers bildet „Spring“. Sie ist eine von vier Schwestern aus einer eher ungewöhnlichen Familie. Ich bin nicht unbedingt ein Freund von Mehrteilern, doch die Buchbeschreibung, die die Geschichte einer besonderen Freundschaft verspricht, hat mich neugierig gemacht.
Mit 16 hält es Spring nicht mehr zu Hause aus. Sie brennt nach London durch, gerät auf die schiefe Bahn und wird wegen Drogenmissbrauchs zu Sozialstunden verurteilt. Widerspenstig tritt sie ihre Strafe bei der strengen achtzigjährigen Sophia Fowler an.
Sophia beweist ein gutes Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem rebellischen Mädchen und so wachsen in Spring langsam Vertrauen und Zuneigung zu der alten Dame.
Die Autorin Anna Helford versteht es, mich an ihr Buch zu fesseln, das in verschiedenen Zeitebenen spielt. Sophias Geschichte wird eine Reise in die Vergangenheit und beginnt mit ihren Vorfahren vor 150 Jahren. So erfährt man langsam und in kleinen Häppchen die Wahrheit über ihr tragisches Schicksal.
Sehr gut gefällt mir der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen dem Leben in der besseren Gesellschaft von Sophia und der Geschichte von Spring. Man wird konfrontiert mit Intrigen und Lügen, doch auch die Liebe kommt nicht zu kurz.
Mir hat das Buch unterhaltsame und spannende Lesestunden geschenkt, auch wenn ich im späteren Verlauf der Geschichte auf einen bestimmten Teil gern verzichtet hätte, was Machtgier und Lügen angeht. Leider kann ich das nicht näher beschreiben ohne zu spoilern.
Dennoch freue ich mich auf den nächsten Teil der kurzweiligen, fesselnden Geschichte.

Bewertung vom 12.02.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


ausgezeichnet

Auch der vierte und damit leider der letzte Teil der Reihe „Kinderklinik Weißensee“ hat mir ein großes Lesevergnügen bereitet.
Erzählt wird aus den Nachkriegsjahren 1948 und 1949, einer Zeit, in der Berlin durch die vier Besatzungszonen in Sektoren gegliedert und von den unterschiedlichen Systemen bestimmt war.
Es gibt ein Wiedersehen mit Marlene und Emma, wobei Marlene schon bald gezwungen ist, nach Westberlin zu fliehen. Inzwischen ist Emmas Tochter Lissy Ärztin geworden und findet eine Anstellung in der Kinderklinik.
Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mit vollem Eifer dabei, als es um die kranken Kinder, aber auch um wirtschaftliche und politische Schwierigkeiten ging.
Sehr, sehr gut hat mir der Zusammenhalt der Menschen gefallen, als es darum ging, das marode Dach der Klinik wieder zu reparieren. Alle Probleme, die damit in Zusammenhang stehen, vor allem auch, was das benötigte Material und dessen Beschaffung angeht, wurden gut recherchiert und in eine fesselnde Geschichte gepackt.
Neben den ganz persönlichen Geschichten der Hauptprotagonisten fand ich die unterschiedlichen Krankheitsbilder mit den dazu gehörenden Familiengeschichten interessant. Auch Kinderlähmung war ein großes Thema, das mich schon aus dem Grund sehr interessiert, weil ich meine Kindheit Anfang der fünfziger Jahre verbracht habe und auch mit Kindern in Kontakt gekommen bin, die mit den Folgen dieser Krankheit zurechtkommen mussten.
Ein großes Lob an die Autorin Antonia Blum, der es gelungen ist, auf insgesamt immerhin rund 2.000 Seiten in den vier Bänden, eine nicht nachlassende Spannung zu erzeugen und zu halten.

Bewertung vom 11.02.2024
Dietrich Bonhoeffer: Ein Lehrstück vom Widerstand in zwei Akten
Huff, Douglas

Dietrich Bonhoeffer: Ein Lehrstück vom Widerstand in zwei Akten


ausgezeichnet

„Es ist schlimmer, böse zu sein, als Böses zu tun.“
Ob ich diesen Satz schon mal gehört habe und ob er tatsächlich von Bonhoeffer gesagt wurde, weiß ich nicht, aber aus diesem Buch ist er hängen geblieben.
Etwa das erste Viertel des Buches beschäftigt sich in der Einleitung mit der Frage „Bonhoeffer – Held oder Heiliger?“ und enthält Impulse für eine Theologie des Widerstands heute.
Daran schließt sich eine Übersicht der beteiligten Personen des Lehrstücks an und es folgt eine kurze Inhaltsangabe.
Das Lehrstück selbst hat mich sehr berührt. Durch die Dialoge mit dem Gefangenenwärter auf der einen Seite und den Gesprächen der Beteiligten auf der anderen Seite fühlte ich mich „ganz nah dran“. Im Gegensatz zu anderen Geschichten hat diese Art der Erzählung eine ganz andere Tragweite. Es geht tiefer und hinterlässt ein besonderes Gefühl.