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Benutzername: 
wusl
Wohnort: 
Unterhaching

Bewertungen

Insgesamt 304 Bewertungen
Bewertung vom 02.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Am liebsten lese ich immer abwechselnd quer durch alle Genres. Also vom blutigen Thrill, über wilde Fantasy, bis hin zu Liebesgeschichten, die dann gerne auch unter die Haut gehen dürfen. Genau deshalb habe ich also zu "Vom Ende der Nacht" gegriffen. Und wurde nicht enttäuscht.

Besonders mochte ich, dass ein Großteil der Geschichte eher melancholisch oder gar dramatisch und trauig rüber kam. Klingt seltsam, aber manchmal mag ich sowas sehr. Und hier passte es, weil man ja im Hintergrund immer die leise Hoffnung hat, dass es noch ein gutes glückliches Ende nehmen könnte. Mit Will und Rosie. Die sich begegnen und wieder verlieren. Die wie zwei Planeten immer wieder die selbe Umlaufbahn kreuzen und doch wieder auseinanderdriften.

Das Cover ist wunderschön. Man sollte sich davon verführen lassen und zugreifen. Für mich war es eine schöne Geschichte über die Liebe und das Leben. Ohne Kitsch, mit ein wenig Drama und Tragik.

Bewertung vom 22.05.2023
Mit zitternden Händen
Persson Giolito, Malin

Mit zitternden Händen


sehr gut

Dogge und Billy sind beste Freunde von Kindesbeinen an. Der eine hat reiche Eltern, die sich nicht für ihn interessieren, der andere lebt in einem sozialen Brennpunkt mit einer alkoholkranken Mutter und einem Vater, der die Familie verlässt. Die Jungen geraten bald auf die schiefe Bahn. Billy zieht Dogge mit sich und beide werden erst zu Kleinkriminellen, dann zu Handlangern eines Drogendealers.

Das Buch beginnt damit, dass einer der Jungen erschossen wird. Angeblich vom anderen. Es handelt sich nicht wirklich um einen Krimi oder Thriller. Also nicht das Whodunit ist im Mittelpunkt sondern das Schickal der Jungs. Wie sie wurden was sie sind. Wie es zu all dem kam. Warum werden Kinder zu Dieben und Mördern?`Wer hat Schuld? Hätte man es verhindern können? Kann man aus dem Teufelskreis ausbrechen?

Ein eher ruhiges Buch mit einem intensiven und langatmigen Blick auf das Schicksal der Charaktere. Am Ende fehlte mir ein wenig die Spannung aber der Schreibstil war sehr gut und die Charakterzeichnungen fand ich sehr glaubhaft.

Bewertung vom 19.05.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


sehr gut

Nach langer Zeit habe ich mich mal wieder an einen Suter-Roman gewagt, da es hier schon so viele positive Rezensionen gab. Wie erhofft, ist das Buch eine Art Puzzle, dass der Hauptdarsteller zu lösen versucht. Eine vor vielen Jahren verschwundene Frau, ein alter Herr, der verschweigt, was wirklich passiert ist und stirbt, bevor die Wahrheit ans Licht kommt, ein junger Mann, den die Neugiede zu dieser Spurensuche treibt. Dadurch entsteht fast zwangsläufig eine homogene Spannung, die sich durch die ganze Geschichite zieht, auch wenn es natürlich kein Kriminalroman ist.

Suter schreibt routiniert und hält die Fäden immer straff in der Hand. Der Leser kann den Puzzleteilen wunderbar folgen und erkennen, wie nach und nach ein stimmiges Bild über die Geschehnisse in der Vergangenheit wird.

Für mich hätte es gerne noch etwas länger sein dürfen aber ansonsten hab ich mich gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 19.05.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Manche Geschichten müssen gar nicht viele Seiten haben, um zu berühren. Manche Autorinnen schaffen es, dass sie mit wenig Worten tiefe Gefühle beschreiben und intensive Geschehnisse so erzählen können, dass man als Leser wie in einem Kinofilm vor dem Buch sitzt und berührt ist.

22 Bahnen schwimmt Tilda jeden Tag im Schwimmbad. Die einzige Zeit, die sie sich neben der Sorge um Schwester und Mutter gönnt. Die einzige Zeit, neben ihrem Studium und dem Job. Tilda kümmert sich um Alles. Sie fühlt sich für ihre kleine vaterlose Familie verantwortlich und es fällt ihr schwer, an sich selbst zu denken.

Aber dann kommt der Tag, wo sie erkennt, dass nur sie ihr Leben lenken kann und dass es mehr geben muss, denn jeder lebt nur einmal und jeder ist seines Glückes Schmied. Und vielleicht tun sich ja Wege auf, um die Liebsten versorgt zu wissen und dennoch eine Promotion anzustreben.

Ein Erstling, der beeindruckt. Ganz großes Kino. Gefühlvoll auf den Punkt erzählt.

Bewertung vom 19.05.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Ich liebe die Bücher von Anthony McCarten. Und ich finde seine Filme (Die dunkelste Stunde, die Entdeckung der Unendlichkeit, zwei Päpste) einfach Klasse. Er hat eine ganz eigene Art zu erzählen, finde ich. Da ist so eine Wärme und Empathie für die Hauptpersonen. Ihr Schicksal geht einem nah. Dazu immer ein Plot, der durch Raffinesse, Wendungen und sich stetig steigernde Spannung besticht. Auch die Themen sind klug gewählt und sprechen mich an. Die Mischung aus Aktualität aber auch den ganz exzentiellen Fragen des Lebens, das macht diesen Autor aus.

Going Zero ist dafür ein wunderbares Beispiel. Oberflächlich geht es um eine neu entwickelte Super-Software. Das ultimative Spionage-Beobachtungs-Programm. Big Brother sozusagen. Aber unter dem doppelten Boden dieser Story geht es um die Freiheit des Menschen, sein Recht auf Privatsphäre, um die Frage, darf der Staat wirklich alles von mir wissen und ist es nicht mein gutes Recht ihm manches einfach vorzuenthalten.

Ein Klassebuch. Ein richtiger McCarten halt.

Bewertung vom 19.05.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Ich gebe zu, hier war ich ein Opfer der Verlagsstrategie. Das Cover und der Titel sind genau mein Fall. Und der HInweis, es wäre was für LeserINNEN von "Der Gesang der Flusskrebse" war das I-Tüpfelchen. Da war ich am Haken. Ich wusste also, dass meine Erwartungshaltung ziemlich hoch war. Gefährlich, wenn das Buch dann nicht so ist, wie ich es mir erhofft habe.

Nur gut, dass hier alles passte, OBWOHL es nur marginal Ähnlickeiten mit den Owens-Buch hat. Gott sei Dank, denn es ist nicht abgekupfert sondern sogar ziemlich eigenständig.

Die Gemeinsamkeiten sind naheliegend. Eine junge Frau ist Hauptprotagonistin. Und ihr Leben am Rande der nordamerikanischen Wildnis ist ein ähnliches Setting. Und da liegt die größte Ähnlichkeit. Die Natur, das Raue und Ursprüngliche spielen eine große Rolle in diesem Buch. Ebenso wie die Menschen, die sich dieser Natur angepasst haben und oft sperrig sind und jede Menge Vorurteile haben und diese auch ausleben. Da ich selber mal durch solche Gegenden in den USA gefahren bin, ist es ein wenig wie ein Urlaub für mich gewesen. Gefühlsmäßig war ich also auch gleich drinnen in der Geschichte, denn auch die Charaktere werden durch tolle Beschreibungen und gute Dialoge sofort lebendig vor dem inneren Auge.

Der Plot ist ziemlich dramatisch mit allem, was das Leserherz begehrt. Liebe und Hass, Tod und Geburt, Freud und Leid. Deshalb erlebt man diese Gefühlsachterbahn auch beim Lesen mit und so hat mich dieses erste Buch der Autorin von Anfang bis Ende restlos begeistert und ich bin glücklich gewesen, beim Zuklappen der letzen Seite. Und das ist auch eine große Ähnlichkeit zu den

Bewertung vom 19.05.2023
Das Mädchen im Zitronenhain
Brauer, Antonia

Das Mädchen im Zitronenhain


gut

DAs Buch hat mich interessiert, weil es dort spielt, wo ich gerne Urlaub mache. Und weil ich die Mitte des letzten Jahrhunderts eine interessante Zeit finde. DAs Cover weckt Urlaubsfeeling.

Die Münchner Kunststudentin Vicki gewinnt eine Reise an den Gardasee und verliebt sich unsterblich in Land, Leute und den Sohn eines Hotelbesitzers.

Das Grand Hotel Fasano steht vor dem Ruin und das junge Liebespaar entwickelt einen Rettungsplan.

Ich kannte schon zwei Bücher der Autorin. Wieder ist der Erzählstil sehr leicht lesbar und unterhaltsam. Ich fand allerdings, dass diesmal die Geschichte ziemlich kurz und schnell erzählt wird. Dafür, dass es zwei Zeitebenen gibt, war mir das einfach alles etwas zu geradlinieg und wenig wendungsreich erzählt. Auch sind die Charakere etwas eindimensional und ich wurde nicht richtig warm mit ihnen.

Nett für Zwischendurch.

Bewertung vom 23.04.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


sehr gut

Was für eine tolle Buchidee. Und was für ein toller Einblick sowohl in ein fernes Inselreich als auch in eine historische Geschichte.

Von Kalkutta aus werden Elefanten auf die Andanamen-Inseln gebracht. Dort werden sie zu Arbeitstieren und auch zu Transporttieren zwischen den unzähligen Inseln.

Der Junge Bellini und der Elefant Dalee werden ein eingespieltes Team. Der Elefant vertraut dem Menschen und zusammen meistern sie viele Jahre. Aber dann verliert der Elefant nach und nach sein Gedächnis uns schreckliche Erlebnisse verändern sein Wesen immer mehr. Und Bellini kann es nicht verhindern.

Das Buch ist süffig und voller wundervoller Bilder. Man erfährt so einiges über die Elefanten und ihre Hüter und darüber, was damals wirklich passierte. Dalee ist natürlich fiktiv und der Autor verarbeit darin nach eigenen Worten auch den Verlust eines realen Menschen aus seinem familiären Umfeld. Also auch eine Art Parabel auf das Leben. Sehr gehaltvolle Lektüre.

Bewertung vom 23.04.2023
Florentia - Im Glanz der Medici
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici


ausgezeichnet

Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch gelesen habt und über der Rezi brütet und dann drängen sich euch sofort Begriffe auf, die perfekt zu dem Roman passen. Bei "Florentia" geht es mir gerade so.

"Kraftvoll" würde ich es nennen. Weil man die Energie spürt, die die Menschen in der Geschichte versprühen und die Leidenschaften und Wünsche, die sie zu ihren Handlungen gedrängt haben.

"Lebhaft", weil ich das Gefühl hatte, die Personen könnten genau so gewesen sein und ich würde ihnen wirklich nahe kommen.

"Farbenfroh", denn es geht nicht nur um die spannungsgeladene Geschichte der Familie Medici, die in Florenz über viele Generationen die politische und gesellschaftliche Macht darstellte und in ganz Italien entweder hochangesehen oder gefürchtet und gehasst wurde. Sondern es geht auch um Leonardo da Vinci, um Sandro Boticelli und Fioretta Gorini und ihre großartigen Kunstwerke.

Ich habe das Buch, nachdem es erstmal richtig angefangen war, mit großer Freude gelesen, konnte es kaum mehr aus der Hand legen. Man muss kein Kunstkenner sein, um sich darin wohlzufühlen. Und sollte man Italien ein wenig kennen, dann ist ein vergnüglich, durch diese wundervollen alten Städte zu schlendern und dabei interessantes über die damalige Zeit und über die Medici zu erfahren.

Man merkte die hervorragende Recherche und die Liebe zu den Personen und den Gemälde der Geschichte an. Das war mal ein rundherum gelungener historischer Roman, den ich von der ersten bis zur letzten Seite genossen habe. Ich hoffe sehr, dass es bald Neues von Noah Marin zu lesen gibt.

Bewertung vom 23.04.2023
Und morgen ein neuer Tag
Alexander, Claire

Und morgen ein neuer Tag


ausgezeichnet

Meredith hatte mich schon auf den ersten Seiten am Wickel. Auf sehr lakonische und abgeklärte Art versucht sie mit ihrer großen Angst umzugehen. Das fällt ihr schwer, denn sie wagt es seit Jahren nicht mehr, vor die Türe zu treten. Und dann kommt Tom und versucht sie aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken. Und sie möchte das gar nicht. Sie möchte, das er verschwindet. Irgendwie aber auch wieder nicht, denn eigentlich weiß sie ja, dass sie HIlfe braucht. Sie ist also hin und hergerissen. In Rückblenden erfährt man, warum Meredith diese Phobie entwickelt hat. Man kann mitleiden, aber man muss nicht mitleidig sein. Das fand ich wirklich toll, wie der Erzählstil das bei mir geschafft hat.

Das Buch ist ruhig und unspektakulär. Auch wenn ihre Erkrankung eine dramatische ist, hat es mich keineswegs runtergezogen. Vielmehr konnte man mitverfolgen, wie Meredith langsam aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und wieder Zuversicht und Mut fasst. Das fand ich sehr angenehm erzählt und mich hat die Geschichte voll und ganz überzeugt.