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Insgesamt 1540 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister (MP3-Download)
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister (MP3-Download)


sehr gut

Giftmord in Marlow

Der Bürgermeister von Marlow, Geoffrey Lushington, wurde mitten in der Stadtratssitzung mit Eisenhut vergiftet. Da sich die Damen sowieso nicht bremsen lassen, werden sie von der Polizei diesmal von Anfang an als offizielle Beraterinnen hinzugezogen. Das ist ein kluger Schachzug und stellt Judith, Suzie und Becks natürlich sehr zufrieden. Scheint der Kreis der Verdächtigen auch noch so groß, die Damen finden den Mörder! Oder die Mörderin? Ist Gift nicht das Mittel der Wahl bei Frauen? Der Mordclub wird es herausfinden.

Der Sprachstil ist recht einfach und direkt. Man könnte Thorogood unterstellen, dass er die mehr oder weniger älteren Damen für einfach gestrickt hält, doch dann würde man ihm Unrecht tun. Im Gegensatz zum Sprachstil sind die Damen nämlich durchaus gerissen und trickreich. Jede Menge Situationskomik steckt zudem in diesem Fall. Manchmal nervt es, wenn es zu viele Spuren gibt, die sich als falsch herausstellen. Hier aber ist es auf ganz eigene Weise stimmig und spaßig. Besonders der unbekannte Tippgeber bringt die Damen auf tollkühne Ideen.

Ein besonderer Genuss ist diesmal die Nebenstory mit Becks‘ Problemen mit der Schwiegermutter, die sich bei ihr einquartiert hat. Eigentlich würde sie ja perfekt in die Runde passen mit ihren Intrigen und kleinen oder weniger kleinen Gemeinheiten, die sie für Becks parat hat. Auf diese Ideen muss man erst einmal kommen!

Christine Prayon gefällt mir als Sprecherin außerordentlich gut. Sie gibt jeder der Damen eine eigene Stimme und schafft es, deren Charakter damit ganz klar und rein zu zeichnen. Schon allein das ist ein Grund, die Story zu mögen! Auch dass ich mich immer mal wieder an Agatha Raisin erinnert fühle, schmälert den Genuss nicht. Ich mag diese Cozy Crime Reihe und mit ist dieser Fall vier Sterne wert.

Bewertung vom 07.10.2024
Schwarzwald. Meine kulinarische Heimat
Finkbeiner, Hannes

Schwarzwald. Meine kulinarische Heimat


sehr gut

Bollenhut und Kuckucksuhr? Der Schwarzwald kann auch kulinarisch!

Dieses Buch ist eine informative, spannende und hochinteressante Liebeserklärung an den Schwarzwald. Ganz am Rande bietet es auch ein paar Rezepte und die gefallen mir richtig gut! Das Kartoffelbrot hat es mir enorm angetan. Es ist mit viel Zeit verbunden, aber der Aufwand lohnt sich mal richtig!

Hannes Finkbeiner erzählt vom Leben im Schwarzwald, aber eigentlich auch vom Leben überall. Es geht um die Natur, um Lebensmittel und um Heimat. Ganz gleich, wovon er erzählt, man spürt sofort seine Leidenschaft, die er in alles steckt, das er tut. Es geht um Mensch und Tier, Bier, Brot, Vesper, Schlachtfeste, Fisch, Wild, typische Gerichte, Wein, Obstbrände, Honig und natürlich auch die Schwarzwälder Kirschtorte, die hier zur Kitschtorte wird. Immer finden sich bei den Texten auch Adressen, an die man sich wenden kann, wo man einkehren oder einkaufen kann.

Unzählige wunderschöne Fotos runden das Buch gekonnt ab. Wer noch nicht vom Text vom Schwarzwald überzeugt worden ist, den überzeugen diese Bilder. Auch als Nicht-Schwarzwälder, oder aber auch gerade als solcher, kann man Finkbeiners Heimatliebe verstehen. Und plant direkt im Anschluss der Lektüre eine Reise, um den einen oder anderen Ort, das eine oder andere Restaurant vom Buch zu erleben. Gefällt mir gut, aber der Rezepte-Teil ist mir zu klein ausgefallen. Daher vier Sterne.

Bewertung vom 06.10.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13 (13 Audio-CDs)
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13 (13 Audio-CDs)


sehr gut

Wahlkampf mal anders

Kluftinger leitet als Interims-Polizeipräsident seine erste Anti-Terror-Übung in den Bergen. Alles läuft schief und ein Polizist stirbt. Ein ganz schlechter Zeitpunkt, denn der Kommissar kandidiert für den Gemeinderat. Er will unbedingt gegen Langhammer gewinnen. Also muss er herausfinden, was hinter allem steckt, denn der Kollege war Bodyguard eines bekannten Ex-Politikers.

Ach ja, der Klufti halt! Lässt die Arbeit gern von anderen erledigen, möchte aber dafür glänzen. Da hat sich auch diesmal nichts geändert. Auch der Ausflug in die Politik ändert daran nichts. Wie immer gibt es jede Menge urkomischer Szenen und Stellen. So wirklich Krimi ist das diesmal aber nur nebenbei. Hier muss man schlicht seine Ansprüche anders stellen, nämlich in Richtung Wortwitz, Ironie und ein bisschen Sarkasmus. Ganz genau hingesehen findet man dennoch eine gute Portion Sozialkritik und gute Beobachtungsgabe der Autoren, die so manche Eigenart unserer Zeitgenossen und aktuelle Themen aufs Korn nehmen. Und das natürlich in gewohnter Kluftinger-Manier, mit Flüchen und Sprüchen, mit Klischees und auch Vorurteilen. Irgendwie realer, als alle anderen Krimis, oder?

Die Story mäandert quer durchs Leben, spielt an unterschiedlichen Szenen und kommt am Ende doch tatsächlich sinnvoll und stimmig zusammen. Auch wenn dies wenig Krimi und viel Unterhaltung ist, stelle ich fest, dass ich Spaß dabei hatte und zufrieden mit dem Ergebnis bin. Gut, Richy hätte ich doch gern ab und an einen leichten Schlag auf den Hinterkopf gegeben, denn der tapst in noch mehr Fettnäpfchen, als Klufti selbst, und weiß einfach nie, wann er still sein muss. Aber alle Figuren sind gelungen und ergeben zusammen ein lebensnahes Bild und prächtige Unterhaltung. Und mir scheint, bei Klufti fallen so langsam die Groschen und er merkt, was wichtig ist.

Das Hörbuch macht mir bei Klufti, wie ich inzwischen gemerkt habe, immer viel mehr Spaß, als das gedruckte Buch. Die Autoren, unterstützt durch Martin Umbach, haben es richtig klasse eingelesen. Keine schwergewichtige, hochgeistige Lektüre, aber ein herrlicher Zeitvertreib. Und das kann ja auch wertvoll sein. Ich gebe vier Sterne!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.10.2024
Mein Mann
Ventura, Maud

Mein Mann


sehr gut

Die Geschichte einer Obsession

Sie liebt ihren Mann und tut alles, damit er nie aufhört, sie zu lieben. Sie hat ein Haus, zwei wunderbare Kinder, einen Job als Lehrerin, sie ist noch dazu gefragte Übersetzerin. Und sie hat die eine oder andere Macke mehr, als andere. Ihre Liebe treibt seltsame Blüten. So seltsam, dass ihre Obsession sie blind für die Wahrheit macht.

Man kann kaum beschreiben, was Maud Ventura hier gelungen ist. Der Begriff Obsession ist viel zu schwach, um annähernd auszudrücken, um was es geht. Die Ideen, die die namenlose Ich-Erzählerin entwickelt, muten teilweise fast schon genial an, zeigen aber schnell die wahre Dramatik. Sie nennt bei ihrer Erzählung ihren Mann niemals beim Namen. Er bleibt immer schlicht ihr Mann.

Sympathisch kann man sie nicht finden, nur über ihre Gedanke und, erschreckender Weise, auch ihre Taten staunen. Man fürchtet sich vor dem, was sie sich noch einfallen lassen könnte. Kaum kann man die geniale Wendung am Ende moralisch verwerflich finden, so schockierend beobachtet man ihre Offenbarung. Ja, tatsächlich, was sie erzählt schlägt alles dagewesene. Daher muss man aufpassen, was man bewertet, das Buch oder das Verhalten der Protagonistin. Ersteres ist in meinen Augen gerade deshalb so gelungen, weil man es nicht fassen, nicht glauben, nicht ertragen kann. Letztere fällt eindeutig durch. Und dies, obwohl sie tatsächlich für alles, das sie tut, eine fast schon erschreckend logische Erklärung hat. Es ist unmöglich, Mitleid für sie zu empfinden und das löst bei mir sehr starke Emotionen aus, denn das kenne ich von mir so gar nicht. Einige Stellen sind schon fast witzig, komisch, humorvoll. Ich möchte nicht spoilern, aber es ist schon wirklich bemerkenswert, wie diese Frau mit ihren Ängsten, Moral und Recht umgeht und zweierlei Maß anwendet.

Hätte ich das Buch gern nicht gelesen? Nachträglich betrachtet tatsächlich, ja! Dann wäre ich nicht so verstört. Aber gleichzeitig hätte ich dann eben dieses unvorhersehbare Erlebnis verpasst. Auf alle Fälle bin ich froh, dass die Protagonistin nicht in meiner Nachbarschaft lebt. Insgesamt echt erschreckend gut, aber fünf Sterne mag ich dennoch nicht geben. Bleiben vier, eine Warnung vor psychischen Abgründen und trotzdem eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.09.2024
Das Mäusehaus - Häkeln mit Sam & Julia
Schaapman, Karina;Zwaans, Kimberley

Das Mäusehaus - Häkeln mit Sam & Julia


ausgezeichnet

Diese Mäuse muss man einfach lieben!

Ich kannte Sam und Julia vor diesem Buch nicht, aber mich sprachen die beiden Mäuschen sofort an. Und sie machten direkt Lust, eine kleine Mäuseschar mitsamt Ausstattung zu häkeln.

Durch das Kapitel mit den Grundmaschen hat man gleich noch einen kleinen Häkelkurs. Ich bin der Überzeugung, dass man damit tatsächlich das Häkeln lernen kann. Sehr schön finde ich, dass man hier Anleitungen für Sam und Julia in Mäusehaus- und Kuscheltiergröße bekommt. Die Anleitungen für Ballon, Schaukel und die anderen Teile sind für die kleinen Mäuse ideal. Doch zusätzlich finden sich noch weitere Werkstücke, wie Mäuseaufnäher, Wandbild, Schlüsselanhänger, Lesezeichen, Jonglierbälle, Mäusegirlande, Mäusekorb und Mäusekissen. Hier finden sich also wirklich tolle Ideen und Anleitungen dazu, die nicht nur Kinderherzen höher schlagen lassen.

Alles ist ausführlich und gut verständlich erklärt und beschrieben. Dazu gibt es aussagekräftige Fotos, nicht nur von den Häkelstücken, auch von der Mäusewelt von Sam und Julia. Da kann man sich direkt verlieben und Fan werden! Die meisten Stücke sind recht gut nachmachbar, auch für Anfänger. Die größte Herausforderung ist in meinen Augen, dass einige Ideen aus vielen Einzelteilen bestehen, die entsprechend viel Geduld und Näh- bzw. Bastelarbeit erfordern. Und unbedingt darauf einstellen, dass ganz oft die Bitte kommen wird, für andere auch ein Mäusepärchen plus Zubehör zu häkeln!

Mir gefällt das Buch super gut. Ich kann es reinen Herzens empfehlen und gebe daher fünf Sterne.

Bewertung vom 23.09.2024
Buchingers Kochbuch
Buchinger, Michael

Buchingers Kochbuch


ausgezeichnet

Ein Kabarettist am Herd

Kannte ich Michi Buchinger vor diesem Kochbuch? Nein! Ich bin kein Typ für Youtube-Videos, Blogs oder Instagram. Ich folge nichts und niemandem, aber ich stolpere dennoch immer wieder über Bücher dieser sogenannten Influencer. Das eine oder andere ist dabei flüssiger als flüssig, nämlich überflüssig, aber dann gibt es doch immer wieder solche Perlen wie dieses! Endlich jemand, der so tickt wie ich, obwohl er vom Alter her mein Sohn sein könnte, der auf Fotos zu Rezepten besteht oder sich sonst weigert, die Rezepte auszuprobieren. Endlich jemand, der dem Frühstückskochwahnsinn wie ich aus dem Weg geht! Endlich jemand, der bodenständig kochen will, nicht zu viel Aufwand betreibt und chichi-Zutaten meidet, den Einkauf nicht romantisiert, Stress und Kochgeruch nicht wegredet. Yeah! Danke! Das mit dem Reinlegen überlege ich mir noch mal!

Die Kapitel sind eindeutig benannt mit COMFORT FOOD KOCHEN MIT CHIPS; MICHI EXPRESS / SCHNELLE KÜCHE; FITNESS; ENTERTAINING; SIEHT SCHEISSE AUS, SCHMECKT ABER GUT; SÜSSES. Die Kapitel starten immer mit einer Liste der Rezepte, die folgen werden, und einem humorigen Text. Angehängt sind dann noch das Rezeptregister, die Danksagung und das Team. Passt für mich! Super easy ist der klassische Chipstoast, aber Leute, das Ding schmeckt wirklich geil! Die Rezepte steigern sich aber im Grad der Raffinesse und des Aufwands. Wirklich schwierig werden sie jedoch zum Glück nicht. Die eine oder andere Zutat hat man vielleicht doch nicht zu Hause, aber ganz so schwierig, wie der Autor das einräumt, sind Flohsamenschalen dann doch nicht aufzutreiben. Vor dem Start gibt es einen kleinen Text mit mehr oder weniger großer Prise Humor, dann kommen die Zutatenliste und im Anschluss die Zubereitungsschritte. Letztere sind in Wir-Form gehalten, was irgendwie lustig wirkt.

Insgesamt macht es Spaß, mit Michael Buchinger zu kochen, auch wenn da schon einige Rezepte auftauchen, die weniger nach meinem Geschmack geraten sind. Ist ja aber immer so. Neu erfunden hat Buchinger das Kochen nicht, aber er macht Kochanfängern und Seltenkochern Mut, mehr als Spaghetti mit Pesto zu kochen. Drum ja auch die Aussage, wenn er kochen kann, kannst Du das auch. Das macht die Rezepte keinesfalls kleiner! Man muss nicht Lafer-Style kochen, Buchinger-Style ist viel alltagstauglicher! Auch die kleinen Anekdötchen zwischendrin machen Laune. Und besonders erfreulich ist natürlich, dass Michi Buchinger ebenso wie ich hasst, wenn ein Rezept ohne Foto ist. Also hat er zu allen Rezepten auch Fotos eingefügt und allein das ist schon ein dickes Lob wert. Womit wir ja auch wieder beim Anfang wären. Und gleichzeitig am Ende. Ein Kreis! Höchstpunktzahl!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


gut

Was geschah wirklich?

Endlich steht Eric Sander vor dem Durchbruch als Schauspieler! Die Rolle im TATORT hat ihm viele Türen geöffnet und ihn einem breiten Publikum bekannt gemacht. Auch auf allen Social Media Kanälen wächst das Interesse an ihm. Doch dann kippt es und jemand versucht, sein Leben so zu übernehmen, wie er seine Profile übernimmt. Das Ganze gipfelt darin, dass dieser Unbekannte Eric dazu zwingen will, einen Mord zu gestehen, wenn er seine Liebsten retten will. Eric muss herausfinden, was vor vielen Jahren geschah, denn an seine Kindheit und frühe Jugend kann er sich seit einem fürchterlichen Ereignis nicht mehr erinnern.

Die Story ist nicht schlecht, aber es kippt an einem gewissen Punkt für meinen Geschmack ins Absurde. Bis dahin bauen die Ereignisse aber sehr gekonnt aufeinander auf und führen Eric in seine eigene Vergangenheit, die er so wenig kennt, wie der Leser oder Hörer. Das macht es sozusagen doppelt spannend. Einige Aktionen und Reaktionen von Erik finde ich jedoch etwas fragwürdig und sinnbefreit. Die Zusammenhänge werden nach und nach klar, ein paar Stellen sind etwas ungehobelt und ungeschliffen, wodurch sie sehr konstruiert wirken.

Ich hadere auch mit dem Titel und Begriff Stalker etwas. Die Story dreht sich eigentlich gar nicht um dieses Thema und Erics Gegner sehe ich auch nicht als Stalker an. Doch das sind Haarspaltereien und nicht der Grund, warum ich nicht so sehr begeistert bin. Meine Kritik betrifft die meiner Meinung nach zu krassen Wendungen in zu hoher Anzahl. Das zieht die Story dann für meinen Geschmack ins Absurde, Lächerliche, Unrealistische. Die ausgelegten falschen Spuren sind für mich mit einem leichten Hauch von Billig gewürzt. Das ist schade und hat dieser Autor doch gar nicht nötig. Der Anfang war richtig klasse, doch dann hat er sich irgendwie vergaloppiert. Schon allein, dass außer der Figur des Erics alle anderen wie Statisten wirken und damit farblos bleiben, schmälert bei mir den Genuss. Insgesamt war das eine außergewöhnliche Geschichte, die viel besser erzählt hätte werden können, auch wenn Sascha Rotermund wie immer einen großartigen Job beim Lesen gemacht hat. Bleiben drei Sterne.

Bewertung vom 22.09.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


ausgezeichnet

Ein Insel-Abenteuer der besonderen Art

Grace ist pensionierte Mathelehrerin und alleinstehend. So rational sie sonst ist, macht sie sich auf nach Ibiza, als sie unerwartet ein heruntergekommenes Häuschen auf der Insel erbt. Alles ist so unberechenbar, so unlogisch, dass sie die sich ihr stellenden Rätsel unbedingt lösen möchte. Warum hat Christina ihr das Haus vererbt und nicht ihrer Tochter Lieke? Nach so vielen Jahren, die sie gar keinen Kontakt mehr hatten? Was hat Alberto mit all dem zu tun, was geschehen ist und geschieht? Bei ihren Nachforschungen stellt Grace fest, wie allgegenwärtig ihre eigene Vergangenheit ist.

Matt Haig schreibt Bücher, die wortwörtlich anders sind. Und ich liebe dieses Anderssein. Auch bei diesem Buch muss man loslassen, sich auf die Geschichte einlassen, nicht gegen die Geschehnisse ankämpfen, die Logik ausschalten. Dann eröffnet sich einem eine wunderschöne, wunderbare Reise, die Realität und Mystik miteinander verwebt und zeigt, dass auch in den dunkelsten Zeiten das Leben einfach wunderbar ist. Wie Grace muss man alles, was man über das Leben und die Realität zu wissen glaubt, neu überdenken. Und das geht nur, wenn man loslässt und sich in die Story fallen lässt.

Grace ist eine so zauberhafte Figur, die man einfach gernhaben muss. Je mehr man über sie erfährt, desto mehr schließt man sie in sein Herz und wünscht ihr, dass sie einfach nur zulässt, glücklich zu sein. Die besondere Chance, die sich ihr bietet, wird man kaum selbst je erleben, doch ist es sehr schön, davon zu träumen. Gleichzeitig ist es auch ergreifend, wie wund ihre Seele ist und wie sehr sie sich selbst bestraft. Für andere, auch im Grunde Fremde, gibt sie alles, kämpft sie und ist sie stark. Sie versucht sogar, eine ganze Insel zu retten. Nur für sich selbst schafft sie das nicht. Die Rettung der ganzen Insel, die mystischen, fast schon magischen Geschehnisse, die kleinen wunderbaren Dinge, die großen unglaublichen Dinge, all das ergibt zusammen ein Buch, das den Leser bereichern kann. Er muss es nur zulassen! Wer komplett in der Realität gefangen ist, wird keine Freude an diesem Buch haben. Wer aber an Dinge glauben möchte, die zwar unrealistisch, dafür aber wunderbar sind, wer La Presencia gerne mal begegnen möchte, der wird das Buch wie ich endlos lieben. Von mir fünf Sterne!

Bewertung vom 22.09.2024
Du kennst sie
Jennett, Meagan

Du kennst sie


weniger gut

Men’s Tears

Sophie Braam ist Barkeeperin und erlebt dabei Dinge, die sie innerlich immer mehr brodeln lassen. Eines Tages bedient sich Mark Dixon ungefragt an ihrem besten Rotwein. Und nicht nur daran. Am Ende findet man seine Leiche in einem Müllcontainer. Nora Martin ist Polizistin und kämpft gegen Vorurteile und Rassismus. Ausgerechnet sie wird auf den Fall angesetzt. Zwei besondere Frauen umkreisen sich, finden Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Doch es sterben noch mehr Männer!

Die ersten Seiten haben mich absolut in ihren Bann gezogen und mich auf diverse Arten köstlich unterhalten, auch auf morbide Weise. So unfassbar es scheint, so irrwitzig es ist, aber Sophie hatte schnell eine Menge Sympathiepunkte gesammelt. Ihre Darstellung der Männer und wie sie die Frauen sehen, ist vielleicht ein wenig überspannt, aber auch enorm treffend. Doch dann glitt die Story leider schlagartig etwas in eine Schiene, die mir weniger gefiel. Machte die Sache mit Mark noch Punkte und ergab einen, wenn auch schrägen, Sinn, so waren Sophies Gründe bald nur noch banal und nicht mehr logisch, schon gar nicht, um auf ihrer Seite zu sein. Gleichzeitig entwickelte sich Nora nicht so, wie ich es gehofft hatte. So hatte ich etwa in der Mitte des Buches einen echten Lesehänger. Über die eine oder andere Szene musste ich auch lachen, obwohl das höchstwahrscheinlich nicht von der Autorin beabsichtigt war.

Die Figuren sind definitiv außergewöhnlich. Es lässt sich ganz schwer sagen, ob das in diesem Fall gut oder schlecht ist. Die Sprachmelodie ist auffallend, besonders, oft sehr philosophisch, doch in so geballter Form und rund um Mord und Gewalt sehr gewöhnungsbedürftig. Einige Sätze sind überragend. Dumm nur, dass sie dann gleich mehrfach recycelt werden. Das macht sie dann wieder völlig kaputt. Es ist schwer, meine Kritik so zu verfassen, dass ich nicht spoilere. Mich stört an Sophies Verhalten, dass es nicht erkennbar ist, wann sie von der Angst, erwischt zu werden, zu dem Punkt kommt, unbedingt erwischt werden zu wollen. Bei Nora bin ich mir nicht wirklich klar geworden, ob oder wie sehr sie Dan liebt, oder ob es eher eine Zwecklösung ist, nicht allein sein zu müssen. Murph dagegen mochte ich sehr, auch wenn Nora ihn in ein Licht rückt, das nicht sehr vorteilhaft ist. Der Ansatz mit den Frauen ging leider irgendwann unter. Diese Geister hätten mehr Stimme bekommen sollen, das hätte das Buch gerettet.

Möglich, dass ich etwas nicht verstanden habe, aber ich staune nach wie vor, wohin die Story abgedriftet ist. Der Plot fing wirklich super vielversprechend an. Es war abzusehen, dass Sophie in keine Norm passt und morden wird, doch wie weit das dann geht, wer zu ihren Opfern wird, welche Motivation sie hat, was sie tut und nicht tut, das passt für mich nicht zum Anfang und macht aus dem Plot eine Story, die mir nicht gefallen hat. Es bleiben leider nur zwei Sterne.

Bewertung vom 18.09.2024
Orangen - Deutscher Kochbuchpreis 2024 Silber
Schler, Jamie

Orangen - Deutscher Kochbuchpreis 2024 Silber


ausgezeichnet

So vielfältig kann die Orange sein

Mir gefallen Koch- und Backbücher sehr, besonders, wenn sie Themen behandeln. Hier sind es die Orangen und ich staune, dass ich diese Frucht so lange so unterschätzt habe! Allerdings geht das wohl vielen so, denn ich kenne kein anderes Kochbuch, das die Orange in den Mittelpunkt der Rezepte stellt.

Da passt die Geschichte von Jamie Schler, wie dieses Kochbuch entstanden ist, herrlich hinein und erklärt vieles. Man freut sich automatisch auf das Abenteuer, die Orange nicht nur als Obst für den Direktverzehr, sondern auch in Küche und Backstube einzusetzen. Interessant ist schon gleich mal die kleine Orangen-Sorten-Kunde. Ganz ehrlich, ich habe einfach nur Orangen gekauft und nie wirklich auf die Sorte geachtet. Das wird nun anders laufen!

Die Rezepte sind dann unterteilt in die Kapitel Saucen, Dressings, Dips und Relishes; Suppen, Salate, Vorspeisen und Beilagen; Hauptgerichte; süße und herzhafte Brote; Kekse und Leckereien; Kuchen; Desserts. Am Anfang steht immer eine Liste mit den Rezepten, die im jeweiligen Kapitel zu finden sind. Die Rezepte haben natürlich einen Namen. Darunter finden sich ein paar Zeilen Info zum Gericht. Anschließend teilt sich die Seite auf in eine Spalte mit Zutatenliste und Platz für die Zubereitungsschritte. Hin und wieder sind letztere etwas ausführlicher erklärt oder einfach mehr zu tun, sodass eine weitere Seite dafür nötig ist. Die Erklärungen sind immer gut verständlich und nachvollziehbar. Aber bitte den Rat der Autorin beachten: Immer erst genau das Rezept durchlesen und die Zutaten vorbereiten, dann klappt es super!

Die Zutaten sind in meinen Augen nicht ausgefallen. Man bekommt alles im gut sortierten Lebensmittelgeschäft recht problemlos. Die Rezepte sind für 4-6 Personen ausgelegt und im Schwierigkeitsgrad zumeist im alltagstauglichen Bereich. Ein paar aufwendigere Rezepte finden sich zusätzlich, die man sich ja für besondere Tage und liebe Gäste reservieren kann.

Nicht zu jedem Rezept findet sich ein Foto. Hier bin ich in der Regel äußerst empfindlich, da ich solche Rezepte in der Tat absolut ignoriere. Da Jamie Schler weitgehend nur bei Dressings, Dips und ähnlichen Rezepten keine Bilder eingefügt hat, bin ich nicht ganz so streng. Dennoch wäre es schön gewesen, hätte sie eine Seite mit nummerierten Schälchen mit diesen Speisen eingefügt.

Nicht alle Rezepte treffen meinen Geschmack, doch das erwarte ich auch von keinem Koch- oder Backbuch. Ich lasse mich gerne inspirieren und erweitere noch lieber mein Wissen. Die Rezepte sind bunt, vielfältig und quer durch die internationale Küche. Das imponiert mir, das spricht mich an, das gefällt mir. Süß finde ich, dass die Fotos dem Trend folgen, altes Geschirr und alte Küchenutensilien zu verwenden. Das symbolisiert perfekt die Tradition und Bedeutung, die Orangen für Jamie haben. Insgesamt bekommt man mit diesem Buch einen völlig neuen Blick auf die Orangen und das gefällt mir ausgesprochen gut. Fünf Sterne.