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booktower
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Rodgau

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Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2020
Ab Yssin
Redflower, Jaana

Ab Yssin


ausgezeichnet

Kally und Yv sind zwei eng verbundene Freundinnen. Sie leben jede mit ihrem Großvater Knuddel und Großmutter Mümmelchen. Ihre Leben und das von Nationen ändern sich über Nacht nach dem Ereignis, das als „Das Große Unglück“ bezeichnet wird. So treffen wir die beiden und werden mit den Schicksalen ihrer Familien und Freunde bekannt gemacht. Leser*innen tauchen ein in ein Endzeitszenario, in eine vollkommen fremde, bisher unbekannte Welt.
Allein der Titel und Einband dieser neuen ungewöhnlichen Erzählung von Jaana Redflower erzeugt eine visuelle Verlockung, das Buch anzufassen und darin zu blättern.
Die Geschichte zieht uns gleich hinein in die unerhörten Ereignisse, in denen alle Menschen hier leben. Nach und nach verstehen wir ohne weitere Erklärungen, was diese beiden, Kally und Yv, erleben und was letztlich dazu führt, dass sie sich entschließen, endlich ganz neue Wege auszuprobieren, wie sie mit den Ereignissen fertig werden können. Sie, ihre Freunde und Familien leben seit sechs Jahren im Ausnahmezustand. Sie kämpfen sich durch den Alltag, haben Angst vor denen, die die Fäden ziehen in ihrem Leben. Sie suchen sich Verbündete, die auch ihre Liebsten verloren haben und sind trotz des Unsäglichen getragen von der Hoffnung, dies alles zu bewältigen und eine bessere Zukunft für sich zu finden.
Wir lernen die weiteren Charaktere kennen in diesem Szenario des Erschreckenden und Schrecklichen. Justus, Rieke und Walter, sowie Babbel und Bosch beraten sich mit Kally und Yv und entschließen sich, gemeinsam zu fliehen, um einen neuen Weg und eine andere Zukunft zu suchen als ein quälendes Leben ertragen zu müssen, wie es jetzt von ihnen gefordert wird. Sie beginnen eine Reise ohne Wiederkehr. Rieke ist schwanger von Justus. Sie alle hoffen, aus dem „Schrecklichen“ herauszukommen, das ihnen überall auflauert, kaum haben sie ein Hindernis bezwungen, stellt sich ihnen schon das nächste in den Weg.
Jaana Redflower schreibt in einer Weise, dass wir mit ihnen allen fühlen, wir empfinden das Grauen darüber, was Menschen ertragen müssen und wie sie sich mit noch nie dagewesenen Umständen auseinandersetzen müssen. Wir erleben hautnah, was ihnen allen, über die „Das große Unglück“ hereingebrochen ist, widerfährt und wie sie sich verzweifelt dagegen aufbäumen, was „das Unsichtbare“ mit ihnen vorhat.
Die Art und Weise wie die Charaktere miteinander über ihre schrecklichen Lebensumstände sprechen, ganz wie Menschen in ihrem „normalen“ Leben ist sehr berührend, wenn man liest, was sie durchmachen. Auf diesem neuen Weg werden sie vor Herausforderungen gestellt, die kaum jemand bewältigen kann und dabei seine geistige Gesundheit bewahren. Dennoch gehen sie unverzagt weiter, vom Ruhrgebiet über Belgien und Frankreich und noch viel weiter. Die Handlung wird spannend vorangetrieben.
Jaana Redflower entwickelt so klug und eindringlich ihre Erzählkunst, dass wir uns ihrem Sog nicht entziehen können. Wir tauchen ein in ein ungeheuerliches Szenario. Die Gruppe muss Verluste hinnehmen. Es bleibt ihnen keine Zeit, diese zu betrauern, sondern sie müssen immer weiter und weiter flüchten auf der Suche nach Erlösung vom Grauen, das sie umklammert hält.
Wichtige Probleme, die die Menschheit bewegen – günstigere Energiequellen, Nutzung der Meere als Ausweg aus Umweltproblemen werden in diesem fesselnden Roman angesprochen. Wir sehen die die Vermessenheit des menschlichen Geistes und was sich daraus entwickeln könnte. Diese Geschichte wirkt nach, nachdem man sie beendet hat, sie lässt einen lange nicht los in ihrer Intensität.

Ein ausführliches Verzeichnis aller wichtigen Begriffe, das Flora und Fauna, wie Gegenstände und Umgangssprache umfasst, hilft, sich in dieser Welt zurechtzufinden.