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Sarah

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2021
Irgendwie dazwischen oder: Das mit Percy
Nagel, Sabine

Irgendwie dazwischen oder: Das mit Percy


ausgezeichnet

Die Geschichte um Manu und Percy hat mich echt umgehauen.
Zuerst hat mich das Cover und der Klappentext angezogen und ich hab eine nette Liebesgeschichte mit ein paar Hindernissen erwartet, aber diese hier ist ganz anders.

„Irgendwie dazwischen oder: Das mit Percy“ ist so tiefgreifend, unglaublich emotional und erfrischend leise.
Es ist eine Geschichte über Wut, Verzweiflung, Resignation, aber auch über Freundschaft, Hoffnung, Glück und letztendlich Liebe.
Wichtige Themen wie Mobbing, Legasthenie, häusliche Gewalt, Geschlechteridentität und psychische Krankheiten werden gut in die Geschichte eingebaut und bekommen somit einen Platz um gehört zu werden.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und hat eine gewisse Leichtigkeit. Sabine Nagel versteht es, den Leser in die Gedankenwelt der Protagonisten mitzunehmen und ihn fühlen zu lassen, was sie fühlen.

Sowohl Manu, als auch Percy sind sehr starke Charaktere, die beide schon einiges durchgemacht haben und es ist unglaublich berührend ihre zaghafte Annäherung mitzuerleben.
Percy ist anfangs schweigsam, die Stille zwischen den beiden schreit einen förmlich an, aber manchmal sagt Schweigen soviel mehr aus als Worte. Sehr gelungen ist die Umsetzung mit Percy‘s geschriebenen Texten, welche einen tiefen Einblick in seine Gefühle erlauben.
Ich finde mit der Darstellung von Manu hat die Autorin ein Meisterwerk vollbracht. Die Identitätskrise die Manu durchlebt, nachdem Percy auf der Bildfläche erscheint, ist so unglaublich gut ausgearbeitet, dass man richtig gehend mitfühlt und sich auch immer wieder die Frage stellt, wer Manu nun eigentlich ist.
Ebenso finde ich die Ausarbeitung von Manu‘s Mutter sehr gelungen und realitätsgetreu. Man bekommt obendrein ein gutes Bild davon, was es auch für Angehörige bedeutet mit einem psychisch krankem Menschen zusammen zu leben.

Mich jedenfalls hat das Buch sehr berührt und ich kann es jedem ans Herz legen.

Bewertung vom 28.11.2021
Das erste Gesetz der Gefühle (Romantasy-Trilogie, Band 1)
Steen, K.T.

Das erste Gesetz der Gefühle (Romantasy-Trilogie, Band 1)


sehr gut

Die Geschichte um Kata und Severin ist, genau wie das Cover, wunderschön.
Sie entführt uns nach Norddeutschland, genauer gesagt nach Sylt, in eine bezaubernde Welt aus Dünen, rauem Meer und ab und zu Sonnenschein.
Katalina ist ein sehr starker Charakter und will sich einfach nicht mit der Erklärung zum Tod ihres Vaters zufrieden geben, was ich gut verstehen kann. Sie ist sehr stur und gibt es einfach nicht auf Severins Gunst und Vertrauen zu gewinnen.
Severin ist als Protagonist auch sehr gelungen. Er ist sehr abweisend, was aber ja nur daraus resultiert, dass er Kata schützen will. Aber er kann sich ihrer nicht entziehen, da sie eine große Faszination auf ihn ausübt.
Das Knistern zwischen den beiden ist förmlich greifbar und man ist sofort drin in ihrer Geschichte. Man fühlt mit den beiden mit und kann sich gut hinein versetzen.
Auch der Fantasyanteil ist sehr gut umgesetzt. Eine Welt voll von Gefühlen, die mitunter sehr gefährlich werden kann für Menschen, die nicht zu dieser Welt gehören. Vor allem in der zweiten Buchhälfte wird man hier gut eingeführt und es klären sich viele Fragen, die eventuell aufgetaucht sind.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, lässt sich gut lesen und man kann das Buch kaum weglegen.
Das Ende macht auf alle Fälle Lust auf die Fortsetzung und ich kann’s kaum erwarten.
Eine klare Leseempfehlung für Romantasy-Fans.

Bewertung vom 12.11.2021
Die Weltenatlas-Chroniken, Band 1
Flemming, Aurora

Die Weltenatlas-Chroniken, Band 1


ausgezeichnet

Der Astralwanderer ist der erste Teil der Weltenatlas Chroniken und in meinen Augen durchaus gelungen.

Darum gehts:

Der 8jährige Roo leidet unter Albträumen. Beinah jede Nacht wacht er in einer trostlosen Welt auf, in der schwarze Schatten versuchen in zu berühren. Wenn ihnen das gelingt, spürt er sofort eine tiefe Traurigkeit und Verzweiflung. Nach und nach stellt sich heraus, dass er in seinen Träumen in der Astralwelt landet, einer Welt in der die Seelen der Verstorbenen sich auf einer Art Durchreise befinden. Roo landet in der tiefsten Ebene, in dem Seelen gebannt werden, die nicht wieder geboren werden sollen.

Sein bester Freund ist Fintus, ein intellektueller Kater, der Roo nur von der Seite weicht, wenn er sich in die Fabrik, in der Roo‘s Vater arbeitet schleicht, um dort Utensilien für den Bau eines Luftschiffes zu stehlen. Dies will die Familie bauen um aus London raus zu kommen und nach Irland zu fliegen um ein besseren Leben zu führen.

Aber es kommt alles anders als gedacht… Roo befindet sich plötzlich in großer Gefahr, da der dunkle Astralat wieder zurückgekehrt ist und er Roo dazu benutzen will um an seinen Vaer ran zu kommen.



Meine Meinung:

Die Geschichte entführt uns nach London im Zeitalter der Industrialisierung. Die Beschreibungen sind dabei so bildlich, dass man fast denkt, man ist dort gewesen. Man spürt die Lebensumstände, atmet den Ruß… einfach ein sehr gelungenes Setting.

Der Einblick in die verschiedenen Welten, Hintergründe zu den Astralaten und dem Stab, die Charaktere und die Handlung an sich fand ich sehr gut.

Der Schreibstil gefällt mir super. Die Spannung bleibt relativ konstant und es gibt nicht viel Vorgeschichte. Man steigt direkt in die Geschichte ein und das fand ich sehr angenehm.

Die Protagonisten Roo und Fintus sind wirklich süß. Ich hab mich direkt in sie verliebt und hab vor allem mit Roo mitgefiebert. Er tat mir sehr oft Leid, er ist ja schließlich noch so klein und versteht einfach vieles nicht, was gerade um ihn herum passiert. Und der dunkle Astralat? Der ist mega gruselig. Nicht so richtig am Leben, aber auch noch nicht so richtig tot…

Das einzige, womit ich anfangs so meine Problemchen hatte, waren die intellektuellen (sprechenden) Tiere, aber recht schnell habe ich mich an den Gedanken gewöhnt.



Zusammengefasst kann ich sagen, dass mich die Geschichte mitgerissen hat und ich sehr gespannt auf die Fortsetzung bin.

Für alle die auf Fantasy mit einem guten Setting und einer spannenden Hintergrundstory stehen, ist dies eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.11.2021
Das Archiv der Träume
Machado, Carmen Maria

Das Archiv der Träume


ausgezeichnet

Erschütternde Biographie

In „Das Archiv der Träume“ nimmt uns Carmen María Machado in ihre Vergangenheit mit und erzählt ihre ganz persönliche Geschichte.
Ihre Erfahrungen mit „der Frau aus dem Traumhaus“ gehen ans Herz und man fühlt praktisch die toxische Beziehung.

Das Cover ist wunderschön und zeigt zwei Gesichter der selben Frau. Meiner Meinung nachbsymbolosiert es sehr gut das Erleben von sich selbst in einer gewalttätigen Beziehung, da man mitunter vergisst wer man wirklich ist.

Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig. Alles passiert in kurzen Kapiteln, teilweise sehr abstrakt und scheinbar zusammenhanglos. Aber wie bei einem „Hausbau“ ergibt alles am Ende einen Sinn und das Konstrukt fliest zusammen. Denn nichts anderes ist das „Traumhaus“… ein Konstrukt aus Gedanken, Passagen, Anmerkungen, Geschehnissen, Wunschdenken.

Wir werden von Anfang an mitgenommen und ich finde es bemerkenswert, wie im ersten Abschnitt das kennenlernen auf so liebevolle Art beschrieben wird. Weiterhin werden wir zu den ersten Vorkommnissen bis mitten hinein in die Gewalt geführt. Zum Abschluss erleben wir den Heilungsprozess und die Verabeitung des Geschehens mit.

Die Erzählperspektive ist sehr häufig die Du-Form. Es erfolgt eine direkte Ansprache des Lesers und man wird so in die Geschichte gezogen. Teilweise fühlt es sich an, als ob man das Geschehene selbst erlebt. Gleichzeitig bringt die Autorin damit so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihre Geschichte.
Es wird auch an anderen Stellen deutlich, dass die Autorin nach wie vor sehr an der Folgen dieser Beziehung leidet und sich beim Schreiben nicht zu sehr emotional darauf einlassen kann. So bezeichnet sie die gewalttätige Ex immer nur als „Frau aus dem Traumhaus“. Es erfolgt keine direkte Ansprache der Täterin, alles bleibt sehr abstrakt, fast unwirklich.

Das Archiv an sich hat auch eine große sprachliche Bedeutung. Zum einen suggeriert es natürlich, dass alles was einem passiert irgendwo abgelegt wird und jederzeit abrufbar ist. Zum anderen spielt es auch darauf an, dass es anderen obliegt, was außerhalb des selbst archiviert wird. In diesem Zusammnhang ist es wichtig zu wissen, dass wir hier von einem Bericht von häuslicher Gewalt innerhalb einer queeren Beziehung erfahren. Der Tatbestand ist der gleiche wie in einer heterogenen Beziehung, auch der Ablauf, aber es kommt sehr wenig davon ans Tageslicht. Die Täter/innen werden sehr oft gedeckt, es wird vertuscht oder einfach nicht darüber gesprochen, da dies der Community schaden könnte. Dies macht es Betroffenen noch schwerer sich zu öffnen und dagegen vor zu gehen. Gerade bei lesbischen Beziehungen kommt erschwerend hinzu, dass der typische Täter oft als männlich dargestellt erscheint und man annimmt, dass es in Beziehungen unter Frauen so etwas wie Gewalt einfach nicht gibt, da diese in der Gesellschaft als das schwächere, friedliche Geschlecht gesehen werden.
Gerade deshalb ist es wichtig, dass auch solche Geschichten erzählt werden. Das mit Tabus gebrochen wird. Ich jedenfalls finde es sehr mutig von der Autorin.

Es ist wahrhaftig keine leichte Kost, literarisch anspruchsvoll, aber eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 29.10.2021
The Girls I've Been
Sharpe, Tess

The Girls I've Been


sehr gut

Mitreisende Identitätssuche

Die Geschichte um Nora hat mit gepackt. Sie wird in einen Banküberfall verwickelt und versucht gemeinsam mit Ex-Freund Wes und Freundin Iris aus der Situation heraus zu kommen. Von außen hilft ihre Schwester Lee mit, welche sie auch von der manipulativen Mutter befreit hat.

Der Klappentext klingt erstmal nach Thriller und man erwartet ein spannungsgeladenes Buch. Dies bekommt man auch auf alle Fälle, aber in meinen Augen steht doch die Geschichte von Nora und ihren verschiedenen Identitäten im Vordergrund. Ihre Mutter hat sie ab dem sechsten Lebensjahr immer wieder gezwungen so zu tun, als wäre sie jemand anderes um Männer auszunehmen.
So durchläuft Nora im Zeitraum von sechs Jahren 5 verschiedene Persönlichkeiten, immer mit anderen Charaktereigenschaften, immer anderen Widrigkeiten ausgesetzt. Dies formt einen Menschen, vor allem ein Kind, da sie nie wirklich heraus gefunden hat, wer sie eigentlich ist. Es mag ihr zwar in der Situation des Banküberfalls helfen, aber ansonsten macht es nur Probleme.

Die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut. Es gibt weiße Kapitel, die die Geschichte des Banküberfalls, sowie ein bisschen Hintergrundinfos zu Nora, Wes und Iris erzählen und es gibt die grauen, welche die Geschichten der verschiedenen Mädchen erzählen, die Nora im Laufe der Zeit sein musste. Vor allem beim Lesen der grauen Kapitel erhält man einen tiefen Einblick ins Noras Figur und versteht nach und nach, wie die Mädchen sich ergänzen und was Nora zu Nora gemacht hat. Auch fragt man sich aber, wie gestört man als Mutter sein muss, wenn man seinem Kind so etwas abverlangt. Es ist ja nicht nur die Tatsache, dass sie dem Kind jegliche Identitätsentwicklung nimmt, sie lässt auch zu , dass sie misshandelt wird.

Tess Sharpe versteht es die Spannung aufrecht zu erhalten und ihren Schreibstil fand ich sehr angenehm. Der Wechsel der verschiedenen Blickrichtungen hat das Ganze auch ein wenig aufgelockert.

Was mir in dem Buch ganz klar fehlt, ist die Triggerwarnung. Es handelt sich nicht einfach um einen Thriller, es werden auch Themen angeschnitten wie Vergewaltigung, körperliche und psychische häusliche Gewalt, toxische Eltern-Kind-Beziehung etc.
Da es sich um einen Jugendroman handelt finde ich es umso wichtiger dies zu erwähnen, da es so nicht aus dem Klappentext ersichtlich ist.

Zusammenfassend fand ich den Roman sehr gut und es gibt eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.10.2021
The Stranger Times Bd.1
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


sehr gut

Unkonventionelle Fantasy vom Feinsten

Sarkasmus, schwarzer Humor und eine packende Geschichte. In „The Stranger Times“ findet sich all das.

Hannah steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Nach der Trennung von ihrem Mann will sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen und bewirbt sich auf eine Stelle bei der Stranger Times. Sie stellt schnell fest, dass nicht nur die Nachrichten, welche die Ueitung veröffentlicht, sondern auch die Redaktionsmitglieder durchweg skurril sind. Anfangs skeptisch gegenüber den Meldungen muss sie bald einsehen, dass es eine Welt gibt, die jenseits dessen liegt, was sie sich vorstellen kann und dass manchmal doch die seltsamsten Geschichten sehr viel Wahrheit enthalten.

Der Schreibstil des Autors ist herrlich erfrischend, liest sich super flüssig, ist witzig und nun ja einfach sehr britisch.
Die Spannung baut sich schon nach dem ersten Kapiteln allmählich auf und wird auch das komplette Buch über gehalten. Es ist schwer die Geschichte beiseite zu legen. Anfangs gibt es mehrere Erzählstränge, welche zum Ende hin ein sehr gutes Gesamtbild ergeben.

Die Charaktere sind allesamt sehr gut ausgearbeitet.
Während Hannah anfangs zurückhaltend, ja sogar leicht überfordert wirkt, legt sie im Verlauf eine große Entwicklung hin. Sie weckt auf und gibt sogar ihrem Chef Banecroft Kontra.
Banecroft ist ein interessanter Charakter. Er ist launisch, aufbrausend und teilweise gemein, aber trotz allem mag ich ihn. Er versteht etwas von dem was er tut und hat im Grunde ein gutes Herz.
Auch die restlichen Readktionsmitglieder finde ich super realistisch dargestellt.

Da es sich um eine Trilogie handelt, hatte ich ein bisschen Bedenken, aber das Buch ist in sich geschlossen und es wird alles aufgelöst. Dennoch lässt es viel Platz für weitere Teile und bietet einen kleinen Clivehanger.

Ich lese viel Fantasy, aber dieses Buch hat mich echt überrascht. Es ist so ganz anders, gespickt mit Krimi-Anteilen, zumeist sehr verworren und witzig.

Ich freu mich auf alle Fälle auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 04.10.2021
Tagebuch einer überaus glücklichen Geschiedenen
Lavoie, Marie-Renée

Tagebuch einer überaus glücklichen Geschiedenen


ausgezeichnet

Witziger Roman mit überaus guter Message

Ich liebe dieses Buch. Es ist herrlich erfrischend und endet zum Glück nicht so, wie man es vielleicht zu Beginn erwartet.

Diane wurde von ihrem Mann verlassen, natürlich wie so oft, wegen einer Jüngeren. Nachdem sie anfangs hart damit zu kämpfen hat, entdeckt sie nach und nach das Leben völlig neu und findet ihren Platz darin.
Sie lebt mit ihrer Freundin Claudine, deren Tochter Adele und Mutter Rosanne zusammen in einem Haus und die Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotz allem funktioniert dieser Frauenhaushalt sehr gut.

Die Geschichte sprüht nur so von Witz, ist ehrlich, manchmal etwas klischeehaft, aber zeigt, dass es auch für Frauen um die 50 möglich ist, zu sich zu finden und ihr Leben neu zu gestalten. Es ist so wunderbar zu lesen, dass ein Leben nicht immer den gängigen Mustern entsprechen muss und trotzdem sehr reich an Liebe und Erfahrungen sein kann.

Der Schreibstil von Marie-Renée Lavoie ist unglaublich witzig und bildhaft. Es ist mir total leicht gefallen in die Geschichte rein zu kommen. An der ein oder anderen Stelle fiebert man richtig gehend mit und hofft, dass die Protagonistin nicht die falsche Entscheidung trifft.
Am Rande wird auch die französische Lebensart sehr gut heraus gearbeitet und man fühlt sich teilweise nach Frankreich versetzt.

Die Kernfrage „Braucht man einen Mann um glücklich zu sein?“ wird humorvoll beleuchtet und zu guter letzt auch irgendwie beantwortet.

In meinen Augen ein wunderbares Buch, abseits von gängigen Liebesgeschichten. Es ist eher die Bejahung seines selbst und auch irgendwie eine Inspiration in einer Welt, die immer noch sehr starre Lebensmuster vorgibt.

Bewertung vom 16.09.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


ausgezeichnet

Trostspender

„Was bleibt, wenn wir sterben“ ist ein wunderbares Buch was Trost spendet und eine andere Sicht auf den Tod bietet.

Louise Brown erzählt von ihren Erfahrungen mit dem Tod, dem Umgang mit dem Verlust ihrer Eltern und ihrem Job als Trauerrednerin.
Die Autorin war ursprünglich Reporterin, hat sich aber nach dem Tod ihrer Eltern und einer langen Trauerphase umorientiert und schreibt nun Reden für Trauerfeiern. Dadurch kommt sie zwangsläufig immer wider mitbekommen Thema Tod in Verbindung. Sie versucht in ihren Reden immer den Menschen abseits von Zahlen und Fakten zu skizzieren und damit den Angehörigen einen schönen Abschied zu ermöglichen.

Es werden verschiedene Bereiche angeschnitten, etwa der Umgang mit Trauer, allgemein das Thema Tod, was uns von unseren lieben bleibt und wie wir sie in Erinnerung behalten sollten, aber auch wie man zu einem normalen Leben zurück findet. Der Schreibstil wirkt dabei sehr locker und es werden immer wieder Passagen aus ihrer Arbeit eingebaut.

Ich habe auch erst kürzlich einen lieben Menschen verloren und ich konnte so viel aus dem Buch mitnehmen. Angefangen über die Erzählungen, wie Wander Autorin mit der Trauer ging. Es beruhigt zu wissen, dass manche Dinge und Verhaltensweisen nach einem Verlust ganz normal sind und auch andere Menschen ähnlich reagieren. Und das man eben nicht kurz vorm durchdrehen ist, sondern einfach nur trauert.

Der Tod ist leider in unserer Gesellschaft etwas, mit dem man sich meist erst dann auseinander setzt, wenn er bereits jemanden getroffen hat, daher überrascht uns zuweilen wahrscheinlich auch die Reaktion darauf.

Ich finde solche Bücher sollte es viel mehr geben.
Ich habe zwar etwas Überwindung gebraucht um mit dem Lesen anzufangen, aber ich bin froh, dass ich es getan habe.
Es ist eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Betroffene, sondern auch um sich mit dem Thema im allgemeinen auseinander zu setzen.

Bewertung vom 09.09.2021
Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
Randau, Tessa

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich


ausgezeichnet

„Manchmal muss sich erst der Nebel lichten, damit wir verstehen.“

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich hat mich tief berührt.

Das Cover ist schlicht, aber sehr schön. Auch die enthaltenen Illustrationen gefallen mir sehr gut, sie lockern den Lesefluss etwas auf und geben ab und an Denkanstöße.

Der Roman ist wunderschön, teils poetisch geschrieben und liest sich sehr gut. Es werden sehr viele Themen besprochen, welche einen Ratgeber-Charakter haben, aber durch den wunderbaren Schreibstil, fühlt es sich dennoch wie eine Geschichte an.

Und darum geht es: Eine Frau Anfang 40 ist sich nicht mehr sicher, ob ihre Ehe und die Liebe zu ihrem Mann noch eine Chance hat. Die beiden haben sich immer weiter voneinander entfernt. Um dem entgegen zu wirken, verbringen die beiden ein Wochenende auf einer Hütte in den Bergen. Allerdings gehen sie mit unterschiedlichen Vorstellungen an diese Reise heran und so kommt es zum Streit, welcher davon mündet, dass die Frau allein los zieht um eine Wanderung zu unternehmen. Zutiefst traurig und sauer begibt sie sich in die Berge und trifft dort auf einen alten Mann, welcher sie von da an auf ihrem weg begleitet. Der Mann ist sehr aufgeschlossen und lässt sie an seiner Erfahrungen mit der Liebe teilhaben.

Man kann sich in die Frau sehr gut hineinversetzen. Man fühlt mit ihr, hat Mitleid, aber sammelt auch im laufe des Buches die Erkenntnis gemeinsam, dass es immer beide Menschen betrifft, wenn eine Beziehung nicht funktioniert, das man lernen muss den anderen zu verstehen und das der erste Impuls nicht unbedingt immer der richtige ist.
Auch der alte Mann ist sehr authentisch. Manchmal denkt man, man läuft neben ihm und hört ihm zu. Er ist sehr herzlich und über seine Art fragen zu stellen, gelingt es der Frau sich vieles auch selbst zu erschließen.

Ich lege dieses Buch jedem ans Herz, der seine Beziehung verbessern möchte, einfach einen neuen Blick darauf werfen will oder sonst gerade an einem Scheideweg steht.