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*H*

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Insgesamt 60 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2019
Die geheime Mission des Kardinals
Schami, Rafik

Die geheime Mission des Kardinals


ausgezeichnet

Wunderheiler, Mord und Liebe

Syrien, November 2010, noch herrscht Frieden in dem Land, aber man merkt, dass ungute Zeiten, ein Bürgerkrieg, in das Land hereinbrechen werden.
Kommissar Barudi steht kurz vor der Rente und wird beauftragt, den grausamen Mord an Kardinal Angelo Cornaro aufzuklären, dessen übelst zugerichtete Leiche in einem Fass Olivenöl an die italienische Botschaft in Damaskus geliefert wurde. Da Barudi Christ ist, ist sein Chef der Meinung, dass er für diesen Fall prädestiniert sei. Da es sich hier aber um eine internationale Angelegenheit handelt, bekommt Barudi Hilfe aus Italien zugesprochen. Kommissar Mancini, der die arabische Kultur liebt und zudem perfekt Arabisch spricht, wird ihm und seinem Team zur Seite gestellt.
Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, warum der Kardinal auf solch bestialische Art und Weise sterben musste. Auch von einem ihm zur Seite gestellten Begleiter, einem Jesuiten, fehlt jede Spur. Immer ist von einer „Geheimen Mission“, die Cornaro zu erfüllen hatte und ihm letztendlich zum Verhängnis wurde, die Rede. Während Barudi in seiner Funktion als Kriminaler unterwegs ist, recherchiert Mancini getarnt als Journalist, der angeblich für eine wichtige italienische Zeitung einen Bericht schreiben soll. Langsam kommen sie voran und erfahren, dass Cornaro in dem kleinen Bergdorf Derkas, südwestlich von Aleppo, einen muslimischen Wunderheiler, der in eine Kirche weilt, aufsuchen wollte. Er wollte sich von seiner Heilkunst zu überzeugen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in dieses Bergdorf, das wie eine Insel im sonst von Islamisten beherrschten Gebiet, liegt und sein „normales“ Dasein behaupten kann. Die Reise in das von Rebellen dominierte Gebiet ist nicht ungefährlich; sie geraten sogar in Lebensgefahr, und kommen aufgrund einer glücklichen Fügung mit ihrem Leben davon und bekommen sogar noch unerwartete Unterstützung und bringen erstaunliche Erkenntnisse ans Licht.
Der Roman „Die geheime Mission des Kardinals“, der zweite Fall des Kommissars Barudi, ist in meinen Augen kein klassischer Krimi. Auch wenn der Mord an einem Kardinal der Aufhänger ist, ist es vielmehr ein Gesellschaftsroman, in dem das politische System, die Diktatur in Syrien, wo Korruption und Vetternwirtschaft an der Tagesordnung ist, kritisch beäugt wird. Auch die Macht der Geheimdienste wird deutlich. Es ist außerdem ein Buch über Glaube und Aberglaube, Vertrauen und Misstrauen, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, sowie Freundschaft und Liebe. Es ist fiktive Geschichte mit einem wahren politischen, soziokulturellen und religiösen Hintergrund.
Die beiden Hauptprotagonisten Barudi und Mancini habe ich gleich in mein Herz geschlossen. Es ist die perfekte Besetzung für diese warmherzige, tiefsinnige aber durchaus auch kritische Geschichte. Umso schöner ist es auch im Laufe der Geschichte mitzuerleben, dass sich aus der kriminalistischen Zusammenarbeit auch eine innige Freundschaft entwickelt. Auch seine mit unterschiedlichen Charakteren bestückten Kollegen Schukri, Ali und Nabil sind gut gezeichnet. Mir gefällt vor allem, dass Schami zeigt, dass die unterschiedliche Religionszugehörigkeit für ein gutes Miteinander eine Selbstverständlichkeit ist.
Nicht zuletzt wird noch eine Liebesgeschichte in den Roman eingewebt. Barudi, der seit längerer Zeit schon Witwer ist und immer noch seiner Frau Basma nachtrauert, öffnet sein Herz für eine neue Liebe.
Eine reizvolle Unterbrechung der Handlung sind die regelmäßigen Tagebuchaufzeichnungen vom Barudi. Hier bekommt man nicht nur Einblicke in seine Vergangenheit, hier äußert er auch unverblümt seine Ansichten zu Kollegen, seinem Chef, dem Regime und beschreibt, was ihn bewegt.
Für mich ist dieser Roman ein absolutes Sommerhighlight. Schami kann wirklich toll erzählen, ein flüssiger Schreibstil. Man wird gefangen von einer poetischen Sprache mit Tiefgang und hohem Niveau. Und man merkt, dass Schamis Herz nach wie vor für 'seine' Stadt Damaskus schlägt. ✭ ✭ ✭ ✭ ✭

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2019
Edition Piepmatz: Wenn der Bauernhof erwacht
Grimm, Sandra

Edition Piepmatz: Wenn der Bauernhof erwacht


ausgezeichnet

In aller Ruh – grast die Kuh
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist – dann heißt es: Aufstehen! Mitkommen! Es gibt viel zu entdecken!
++++++++
Das in griffiger Pappe aufgemachte Buch „Wenn der Bauernhof erwacht“ ist ein herz-allerliebestes Kinder-Bilder-Buch für kleine Buchentdecker ab 2 Jahren. Schon das Cover strahlt so viel Wärme und Geborgenheit aus, dass man gleich weiterblättern muss: Die Sonne lacht hinterm Berg hervor, friedlich und zufrieden weiden Kuh sowie Schafe auf der Weide und der stolze Hahn steht auf dem Misthaufen. Das Cover gibt einem schon einen tollen Überblick darüber, was der bunte, freche vielleicht auch vorwitzige Hahn den kleinen Buchfreunden zeigen möchte. Der Hahn macht seine Runde und schaut, ob auch alle Tiere schon wach sind. Auf sieben Doppelseiten werden die unterschiedlichen Lebensräume der einzelnen Tiergruppen – sei es Kühe, Schafe, Schweine oder Enten - vorgestellt.
Ich finde das Buch sehr lehrreich. In einer kindgerechten Sprache wird erklärt, was die einzelnen Tiere fressen und welche Laute sie machen oder was das Gemüsebeet so hergibt.
Hervorragend umgesetzt ist die spielerische und auflockernde Art, wie einzelne Satzelemente in die Bilder und einzelne Bildelemente eingefügt wird. Das Geschriebene ist nicht langweilig waagerecht auf den Seiten platziert, nein, sondern mal schräg und wellig mit Schwung. Man sieht quasi, wie sich die Tiere bewegen.
Auf den Seiten gibt es viel zu entdecken und lässt Raum, auch eigene Sachen zu erzählen. Es wird auch Wert auf Kleinigkeiten und Details gelegt, wie z.B. ein Wurm, der irgendwo aus der Erde schaut. Auch ein schwarzes Schaf ist zu finden. Genial finde ich auch die Lautmalerei, der hier im Buch eine große Bedeutung beigemessen wird: Stimmen der Tiere aber auch Geräusche, die sie bei bestimmten Aktivitäten verursachen.
Ich gebe für dieses Buch eine absolute Lese- und Anschau-Empfehlung. Ich habe mich in das wundervolle Kinderbuch verliebt, da die Tiere absolut mit Liebe aber auch witzig gezeichnet sind. Irgendeiner würde da doch rufen: „Ich bin entzückt!“
✭ ✭ ✭ ✭ ✭

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2019
Kunstgeschichte als Brotbelag

Kunstgeschichte als Brotbelag


sehr gut

Auf die Brote, fertig, los!
Ein Buch, das Kunst mit Brotgenuss verbindet. Kunst mit Biss, die man mit gutem Gewissen vernichten darf, weil sie zum Genießen is(s)t...
++++++++++++++++++++++++++++

Wie aus der Sommerlaune #KunstGeschichteAlsBrotbelag der Autorin Hingst ein geschmackvolles kleines BrotKunstBilderBuch wurde.......

„Unser tägliches Brot gib uns heute....“, heißt es im Vaterunser-Gebet, und es zeigt die Bedeutung dieses Grundnahrungsmittel in unserem Speiseplan. Aber auch wenn es alltäglich ist, ist Brot dennoch was Besonderes. Dies erweist sich dadurch, dass es hierzulande über 3200 Brotsorten gibt.
Vor einem knappen Jahr – Juli 2018 – hatte Hingst die Idee, Brot künstlerisch zu huldigen und stellte eine Scheibe Brot ins Internet, die belegt war wie ein Bild des Künstlers Piet Mondrian (klassische Moderne). Die Resonanz war unerwartet groß. Und innerhalb kürzester Zeit stellten viele User ihre essbaren, farbenfrohe Brotkunstwerke ins Netz. Nicht nur Bilder, auch Plastiken wurden als vergängliche Kunst präsentiert und immer mehr Hobbykünstler zum Mitmachen animiert.

Animieren, ja das soll dieses kleine, handliche Hardcover-Buch mit seinen gut 100 Seiten. Hier wird auf jeweils einer Doppelseite einem Kunstwerk Platz eingeräumt. Auf der linken Seite sieht man das Original und auf der rechten ist das Brotwerk zu sehen. Manchmal erkennt man sofort am Kunstwerk, wer Pate gestanden ist, manchmal bedarf es viel Fantasie, das Original darin wieder zu erkennen. Aber das ist ja auch die künstlerische Freiheit bei der Interpretation.

Im Buch findet man Kunstwerke aus sämtlichen Epochen und Stilrichtungen, sehr bekannte Künstler mit seinen Meisterwerken (Vincent van Gogh, Joseph Boys, Paul Klee, Leonardo da Vinci, Claude Monet, Albrecht Dürer, Jan Vermeer, Franz Marc, Gabriele Münter etc. ) aber auch eher [mir] unbekannte Werke sind zu sehen und zu bestaunen.

Mir hat das Buch – aber vor allem die Idee die dahinter steckt – gut gefallen. Man erfährt im Vorwort einiges zur Brotgeschichte und die Bedeutung des Brotes sowie zu Entstehungsgeschichte dieses Büchleins. Ich hätte mir einerseits vielleicht etwas mehr Infos zu den „Kunst-Stullen“ gewünscht, aber andererseits Seite hätte mehr Text die Wirkung der Bilder ge- oder sogar zerstört.

Das Buch ist ein gelungenes Bilderbuch - einfach nur zum Anschauen, Entspannen und Staunen. Es ist auch ein ideales Verschenk-Buch, da es in meinen Augen etwas Außergewöhnliches und Innovatives hat. Man kann viel sehen, muss aber nicht alles verstehen! Bei soviel Kreativität kann man sich echt eine Scheibe abschneiden – und vielleicht mal sich selber oder einem lieben Menschen eine schmieren.
Das Auge isst ja mit - Guten Appetit!

4 Sterne ★ ★ ★ ★

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2019
Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4
Ahnhem, Stefan

Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4


sehr gut

Ein Ikosaeder ist ein vielflächiger Körper (Polyeder). Er hat zwanzig Flächen (Seiten), die aus gleichseitigen Dreiecken gebildet werden. Mich hat es in diesem Buch beeindruckt, dass ein Täter – neben 'normalen' sechsseitigen Würfeln - einen solchen platonischen Körper als Hilfsmittel nimmt, um seine perfiden Mordgelüste auszuleben. Aber dieses abartige Würfelspiel ist nur ein kleiner Aspekt in diesem vom schwedischen Autor Stefan Ahnhem geschriebenen Thriller „10 Stunden tot“ aus der Thriller-Reihe um den Ermittler Fabian Risk.
Und genau diese Würfelidee, auf die im Klappentext hingewiesen wird, hat mich bei diesem Thriller besonders neugierig gemacht und zum Lesen animiert. Ebenso hat mich das düstere Cover mit der etwas mit Gras zugewachsenen Eisenbahnschienen-Weichen gefangen genommen.

Helsingborg, ein kleiner schwedischer Küstenort wird in kurzer Zeit von einer Reihe von Morden, Verbrechen und Anschlägen überschattet, die teils von hoher Grausamkeit zeugen. Doch wer steckt dahinter? Bald stellen Fabian Risk und sein Team fest, dass sie nach mehreren Tätern suchen müssen. Eine aufreibende Ermittlungsarbeit hält das Team nahezu Tag und Nacht Trab. Dies geht auch an die Belastungsgrenze im privaten Bereich – vor allem bei Fabian Risk, dessen Familie auseinanderzubrechen droht. Während Fabian Risk mit diversen Fällen mit seinem gesamten Team beschäftigt ist, zweifelt er am Selbstmord seines Kollegen Hugo Elvin und vermutet, dass einer seiner Kollegen, Ingvar Molander, Elvin auf dem Gewissen haben könnte, da Elvin – nicht unbegründet – Molander beschattet hatte.
Im Buch werden viele aktuelle und brisante Themen wie Fremdenhass, Rechtsradikalität, Pädophilie, Stalken mit krankhafter Sexbesessenheit aufgegriffen und gekonnt in den Kriminalfällen zu Schwerpunkten verarbeitet, die packend und aufreibend erzählt werden. Und wie muss es sein, wenn man feststellt, dass sein eigener Partner eine politische Gesinnung hat, die man selber nicht gutheißt. Diesem Konflikt muss sich beispielsweise die Polizistin Irene Lilja stellen und lösen.

Der Thriller ist aufgrund der vielen Fälle durch eine hohe Komplexität gekennzeichnet, was auch eine gewisse Aufmerksamkeit erfordert, wodurch aber auch eine hohe Fesselung an die Story erreicht wird. Aber wenn man einmal den Einstieg gefunden hat, dann bleibt man in und von der Geschichte gefangen.
Ahnhem schafft es durch kurze Kapitel, kombiniert mit einem ständigen Perspektivenwechsel, eine konstante Spannung aufrecht zu erhalten, was zudem Speed und Dynamik in die Handlung bringt.
Besonders gut gelungen ist, dass, bei einzelnen Kapiteln, je nachdem, welchen Protagonisten er ins Zentrum eines Kapitels stellt, dass er den Sprachstil und Satzbau dem Charakter anpasst, sei es beispielsweise kindlich-subtil oder auch hasserfüllt und vergrämt. Diese Authentizität bringt einen diese Personen besonders nahe und man kann sie sich extrem gut vorstellen.

Etwas enttäuschend fand ich, dass das „Würfelthema“ nicht so viel Raum im Thriller eingenommen hat, wie ich es mir gewünscht habe. Das Ende ist offen, und man schließt den Thriller mit einem Fragezeichen. Auf der einen Seite ist es unbefriedigend, die Geschichte nicht mit einem zufriedenen Gefühl der Fallaufklärung schließen zu können, auf der anderen Seite hat es aber auch den Vorteil, da der Leser dazu möglicherweise motiviert werden soll, sich „sein“ Ende zu erdenken. Also, es liegt an Dir!

Ich habe lange keinen Thriller mehr gelesen, aber diese kurzweilige Story konnte mich überzeugen und hat auch des öfteren meinen Atem stocken lassen, da die Schilderungen der Straftaten teilweise sehr schockierend und barbarisch waren. Leider kam die „Würfel-Geschichte“ etwas zu kurz und die Fälle sind nicht richtig abgeschlossen. Außerdem konnte ich keinen Bezug vom Titel „10 Stunden tot“ zum Inhalt feststellen. Er ist zwar spannend aber irgendwie isoliert. 4 Sterne, da mich die Vielseitigkeit und Verstrickung der einzelnen Plots der Geschichte faszi

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2019
Dschungel
Karig, Friedemann

Dschungel


ausgezeichnet

Freundschaft: Sucht und Suche

Der Debütroman von Friedemann Karig ist ein gelungener Abenteuerroman über eine außergewöhnliche Freundschaft.
Felix, der schon immer die Gefahr und das Extreme sucht und braucht, kommt von einer spontanen Reise nach Kambodscha nicht zurück. Weder seine Mutter noch sein bester Freund erhalten eine Nachricht. In Sorge um ihren Sohn bittet Dorothea Julius (den Erzähler), ihren Sohn zu finden, denn nur er, Felix' bester Freund, wird ihn finden können, wird herausfinden, warum er Deutschland den Rücken gekehrt hat. Und so reist Julius spontan nach Kambodscha und beginnt, mit einem Foto von Felix auf dem Smartphone, die lange Suche: „Have you seen this guy?“

Bereits die ersten Sätze im Roman sind so packend, weil man sich gleich mitten im Geschehen einer mutigen Ferienaktion zweier 15-jährigen Jungen befindet und zwar „einen Schritt vom Tod entfernt“ (S.11 ). Was wollen die da? Und ab hat mich das Buch nicht mehr losgelassen!

Der Roman spielt im Jahr 2018 und ist in der Ich-Perspektive des Erzählers geschrieben. Der Schreibstil ist flüssig, jung und packend. Es ist aber keine Geschichte, die man mal so nebenbei liest; sie erfordert aufgrund vieler philosophischer Textpassagen und zum Nachdenken anregender Äußerungen, ein gewisses Maß an Konzentration.
Das ist für mich auch ein großer Pluspunkt im Roman, da nicht nur allein die Handlung die Geschichte bestimmt, es sind ebenso die sprachlichen Raffinessen und die Kunst, mit Worten zu spielen, die die Geschichte lebendig machen.
Mir gefällt unwahrscheinlich gut, dass der Roman mit zwei Zeitebenen aufgebaut ist. Man pendelt immer zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In der Vergangenheit erfahren wir, dass z.B. die besondere Freundschaft der beiden Protagonisten mit einem Faustschlag ins Gesicht beginnt, als sie sieben Jahre waren. Anschließend sieht man das Gespann in Zwei-Jahres-Zeitsprüngen die verschiedensten Dinge erleben: Mutproben, verrückte Ideen aushecken, heimliches Rauchen, Mädchengeschichten etc. In der Gegenwart begleitet man den Erzähler auf seinem durchaus nicht ungefährlichen, sonderbaren und teils extravaganten individuellen Tripp durch Kambodscha, auf dem er ungewöhnlichen Individualisten (in Hostels und einer Aussteiger-Kommune) begegnet, die ihm häppchenweise Hinweise auf das Verbleiben und Reisen von Felix servieren. Es ist beeindruckend, was der Erzähler alles in Kauf nimmt, nur um Felix auf den Fersen zu bleiben. Er will nicht einfach nur „suchen“. Er will Felix „finden“. Der Plan, der Wunsch, wird zu einer richtigen Obsession, bei der er sich selbst, aber aber auch sein „Zuhause“ vergisst. Es ist schon der helle Wahnsinn, wie weit er geht, um quasi weiterzukommen. Begleitet und getragen wird der suchende Erzähler auch immer von verschiedensten Liedern (Popsongs, Schlager, Filmliedern), die ihm immer passend zur Situation in den Kopf und über die Lippen kommen aber auch sonst so passend zur Handlungssituation auftauchen. Und immer wieder ist und hört er Felix in seinem Kopf.
Beim Lesen kommt man sich vor, als wäre man selbst in den Strudel der unermüdlichen Suche nach dem Besonderen der Freundschaft und der Rettung dieser geraten, da man sich - mit dem Wissen über die Vergangenheit der beiden - die Frage stellt: Was ist das für eine Freundschaft, wodurch wird sie geprägt? Hat sie eine Zukunft?
Der Hinweis, dass es sich hier um einen 'neu-erfundenen Reiseroman' handelt, ist eher irritierend und mag Enttäuschungen und Verwirrungen hervorrufen. Für mich ist es eher ein spezieller Roadtrip durch ein unbekanntes Land und deren Geschichte, aber ebenso eine Reise zu sich selbst und eine Auseinandersetzung mit dem eigenen 'Ich' der Vergangenheit und der Gegenwart.
Mich hat lange nicht mehr ein Roman so packen und fesseln können wie dieser hier. Die Haupt-Protagonisten sind authentisch ausgearbeitet und die besondere Freundschaft der beiden, wie der Erzähler fühlt und denkt, konnte ich sehr gut nachvollziehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2019
Immer noch wir
Janus, Elja

Immer noch wir


gut

Was lange währt, wird endlich..... Liebe

Elja Janus hat mit ihrem im FeuerWerke Verlag erschienen Buch „Immer noch wir“ einen mit 10.000 Euro dotierten Preis der Leselupe-Literaturagentur und des Feuerwerke-Verlags gewonnen.

Lina und Joe waren als Kinder unzertrennlich. Sie waren die besten Freunde und waren extrem miteinander vertraut. Doch dann verloren sie sich aus den Augen, weil Joe weggezogen ist.
25 Jahre später stehen sie auf einmal wieder voreinander. Irgendwas zieht sie zwar magisch an, aber sie kennen sich nicht sofort wieder. Aufgrund eines Fotos wird beiden klar, wer sie sind und was sie mal füreinander waren. Nun fragen sie sich, wie geht es weiter? Beide wollen so viel mehr als nur Freundschaft, aber auch beide haben Angst, dass der Wunsch und das Verlangen nach dem absoluten „Alles“ mehr zerstören könnte als sie jetzt haben. Herz und Kopf kämpfen mit- und gegeneinander. Immer wieder ringen Lina und Joe mit einem „Nein“ und einem „Ja“. Lina hofft Hilfe bei ihren Freundinnen Isabelle und Bianca zu bekommen, bei Joe ist es der 'ältere' Zwillingsbruder Mats, der auf ihn einredet und Joe hilft, seine gefühlsverletzte Vergangenheit zu bewältigen.

Für das Buch gibt es zwei verschiedene Cover: Einmal zieren Schmetterlinge den Einband, das andere Mal sind es Vergissmeinnicht-Blumen.
Beide Cover finde ich sehr passend für diesen Liebesroman, denn die beiden Protagonisten haben schließlich Schmetterlinge im Bauch und erinnern sich gerne an ihre frühe Kindheit, in der sie eine unbeschwerte und tiefe Seelenverwandtschaft hatten.

Mir hat diese Liebesgeschichte gut gefallen. Sie ließ sich leicht und entspannt lesen. Sie wird im Wechsel jeweils aus der Ich-Perspektive von Lina und Joe erzählt, so dass man sich gut mit beiden Personen identifizieren konnte. Man konnte sich richtig gut in diese Auf-und-Ab-Liebesgeschichte fallen lassen und hat mit Lina und Joe richtig gut mitfühlen können, welches Gefühlschaos sie gerade erleben und durchleben. Die Sprache ist sehr feinfühlig, zart und leicht. Auch wenn die Handlung keine großartigen Überraschungen bereit hält und das Ende der Geschichte schon von Anbeginn absehbar, ist sie lesenswert. Denn in meinen Augen muss ein Roman nicht zwingend von der Handlung getragen werden, oft ist auch die sprachliche Umsetzung, das Spiel mit den Worten, ein Kriterium, sich mit einer Geschichte vertraut zu machen. Einige Elemente, die das sich Zueinanderhingezogen und das Zueinandergehören symbolisieren ist das gegenseitige „Einatmen und Ausatmen“. Es taucht immer wieder auf und zieht sich wie eine Perlenschnur durch den Roman und gibt was Vertrautes / Inniges wieder.

Leider aber wird meines Erachtens etwas zu viel des Guten „geatmet“, so dass der Roman dann letztendlich recht – wenn nicht sogar zu - langatmig ist und man sich dann doch das unweigerlich passierende „Happy End“ herbeisehnt. (Das ist etwas schade. Denn bei den letzten 30/35 Seiten war bei mir die Luft raus.)

In meinen Augen ist diese leicht-beschwingte Liebesgeschichte eine schöne Frühjahrs-/Sommerlektüre, mit der man es sich unbeschwert entspannt im Liegestuhl bequem machen kann und einfach mal 'chillig' abschalten und (mit)träumen kann.
Und der Appell dieser Geschichte schwingt ständig mit: „Gibt der Liebe eine Chance!“

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2019
Powerfrauen
Hodges, Kate

Powerfrauen


ausgezeichnet

Frauen, die die Welt verändern
Starke Frauen können starke Frauen stark machen!

Der Untertitel: „Was Beyoncé mit Michelle Obama und Anne Frank verbindet“ wirft erstmal Fragen auf. Was haben eine Sängerin, eine Frau eines ehemaligen Staatsoberhaupts und ein jüdischer Teenager, der dem Naziregime zum Opfer fiel, gemeinsam? Wie stehen sie zueinander in Verbindung? Dieses Buch zeigt einleuchtend und leicht nachvollziehbar auf, wo und wie dieses Verbindungsnetzwerk zu finden ist.

Das Buch „Powerfrauen“, in dem wichtige, außergewöhnliche historische Persönlichkeiten aus dem 19. und 20. Jahrhundert vorgestellt werden, fand ich sehr beeindruckend, da ich von sehr, sehr vielen Frauen noch nie was gehört habe. Im Buch werden z.B.: Widerstandskämpferinnen, Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen sowie, Sportlerinnen vorgestellt. Viele Frauen haben z.B.: im Schatten ihrer Männer und Partner viel geleistet und wichtige Fäden in der Hand gehabt; und ohne ihre Frauen wären diese Männer nie zu dem geworden, was sie sind (bzw. zu der Zeit waren.). Aber letztendlich waren hier die Frauen die Hauptakteure! Andere Frauen haben sich in Männer dominierten Bereichen durchgesetzt und sind ihren eigenen Weg gegangen.

Im farblich brillant aufgemachten Buch werden 85 Frauen auf jeweils einer Doppelseite vorgestellt. Die Informationen, die man hier über diese Frau bekommt sind meines Erachtens ausreichend, um sich ein gutes Bild über diese tolle Persönlichkeit machen zu können, da hier direkt aus dem Leben der Frau – im lockeren Erzählstil - berichtet wird. Es sind nicht nur reine Fakten. Durch die Art, wie die Frauen präsentiert werden, bekommen sie ein Gesicht und werden einem gleich sympathisch. Unterstrichen wird dieser Aspekt dieser „Lebendigkeit“ auch dadurch, dass die Frauen in ihrem typischen Lebensumfeld auch gemalt bzw. portraitiert werden. Durch diese Illustrationen / die Visualisierung gelingt es den Machern des Buches, dass die Frauengeschichten / diese Frauengesichter leichter im Kopf und der Erinnerung bleiben – eine wahre Bereicherung!

Das Buch ist interessant gestaltet: Besonders gefällt mir, wie in diesem Buch das Frauen-Netzwerk veranschaulicht wird. Denn wenn man sich über eine der vielen Frauen informiert, sieht man auf der Doppelseite weitere Portraits von Frauen, die einem in diesem Buch ebenfalls begegnen. So weiß man sofort, wie und warum diese Frauen miteinander in Beziehung stehen. Sei es, dass sie sich persönlich kennen (gekannt haben) oder dass sie sich gegenseitig durch ihre Biographie inspirieren konnten.

Ein informatives und locker gestaltetes Sachbuch und Nachschlagewerk, das zum Lesen, Betrachten, Verweilen und Staunen einlädt. Da es so vielfältige Themen beinhaltet macht es auch Mut, an sich und seine eigenen Fähigkeit zu glauben. Es ist ein Buch, das man peu à peu genießen sollte, damit die Kraft der Frauen so richtig wirken kann.

Dieses Buch sollten nicht nur 'Mädels' lesen, auch 'Jungs' sind herzlich eingeladen, solche Powerfrauen mal kennenzulernen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2019
Liebende (eBook, ePUB)
Ho-Seung, Jeong

Liebende (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In der Liebe kann man nicht scheitern; Liebe ist immer ein Erfolg!

Eine fabelhafte, tiefsinnige, herzergreifende Geschichte, die einen über das Wesen und den Wert der Liebe nachdenken lässt.

In dieser poetischen Liebesgeschichte geht es um die beiden Windspielfische Blauperlenauge und Schwarzperlenauge, die in einem buddhistischen Tempel Insa-dong an Glöckchen hängen, um traurige Menschen, die vorbei kommen zu trösten oder zu erfreuen. Diese beiden Fische verlieben sich in einander und sind ein Herz und eine Seele. Sie fühlen eine tiefe Verbundenheit. Im Laufe der Jahre kehrt aber Routine in ihren Alltag und es wird ruhiger. Blauperlenauge möchte es nicht akzeptieren und ist der Meinung, dass die Liebe seitens Schwarzperlenauge nachgelassen hat. Er kann die Ansicht von Schwarzperlenauge, „wenn Liebe neu ist, spricht man viele Worte. Alte Liebe hingegen ereignet sich schweigend“, nicht teilen. So beschließt Blauperlenauge, sich von Schwarzperlenauge zu trennen, um die wahre Liebe zu finden.
Als Blauperlenauge eines Tages von seiner Glocke abreißt, nutzt er die Gelegenheit und begibt sich auf eine lange, gefährliche und begegnungsreiche Abenteuerreise und wird mit der schmerzlichen Erfahrung von Schmerz, Verlust, Tod, Verletzung und Abweisung konfrontiert. Immer wieder entkommt Blauperlenauge knapp seinem eigenen Tod, weil er gerettet wird oder weil sich jemand für ihn vollends einsetzt. So lernt und erfährt er auch: „Die Liebe ist stärker als der Tod. (...) Für die Liebe muss man alles opfern.“ Und ihm wird bewusst gemacht „Lieben musst du jetzt, in diesem Augenblick. Verschieb es nicht auf morgen.“ Bei seiner Reise führt er tiefe Gespräche mit Tieren und Menschen und dabei wird von Mal zu Mal die Wertschätzung seines eigenen Lebens größer und dass die eigene Einstellung ein wesentliches Element ist, sein Leben zufrieden und mit sich im Einklang leben zu können: „Wenn das Denken sich verändert, verändert sich auch das Verhalten, und wenn man sich anders verhält, fühlt das Leben sich anders an.“
Nach der langen Suche nach der Wahren Liebe wird ihm letztendlich bewusst, dass die Wahre Liebe zu Hause ist, dass Schwarzperlenauge sein Ein und Alles, seine Bestimmung ist. Er kehrt zurück zu seinem Tempel Insa-dong, wo Schwarzperlenauge geduldig und voller Liebe all die Jahre auf ihn gewartet hat und ihn mit offenen Herzen wieder empfängt.

Da die Illustrationen bei mir im Ebook nur schwarz-weiß zu sehen sind, habe ich mir die wunderschönen Zeichnungen auf dem Rechner angeschaut. Diese acht Aquarell-Illustrationen von Gisela Goppel sind eine Augenweide und beinhalten einen schönen asiatischen Charme und laden zum Innehalten ein.

Jeong Ho-seung ist einer der bekanntesten Autoren /Dichter in Süd-Korea. Das Buch „Liebende“ ist in Korea bereits im Jahr 2008 erschienen und befindet sich mit über 2 Mio. verkaufter Exemplare mittlerweile in der 32. Auflage.

Mich hat diese poetische, meditative Fabel sehr berührt. Sie hält auf ihren gerade mal 128 Seiten ein Menge von Weisheiten über den Kern der Liebe, das Leben, das Leiden und den Tod parat und man bekommt somit Anregungen, sich mal wieder mit dem Wert und Sinn seines eigenen Lebens auseinanderzusetzen.
Es gibt viele tolle Zitate und Weisheiten im Buch, die lange nachhallen, weil sie im Kopf und tief im Herzen Fuß fassen. Dieses hat mir sehr gut gefallen: „Du musst lernen, wie man Liebe schenkt, Blauperlenauge. Manche Leute können Liebe nur empfangen, wissen aber nicht, wie man sie schenkt. Und wenn das so ist, geht selbst die Liebe verloren, die sie empfangen haben.“
Das Buch ist ein literarisches Juwel, das sich hervorragend als Geburtstags- oder bestimmt auch als Hochzeitsgeschenk anbietet. Wer den „Kleinen Prinzen“ mag, wird auch in „Liebende“ eine Bereicherung finden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2019
I can see U
Morgenroth, Matthias

I can see U


sehr gut

„I can see U“ ist ein packender, spannender Jugendroman von Matthias Morgenroth, der als Reporter und Redakteur beim Bayerischen Rundfunk arbeitet.
Die Geschichte, die an einem Ingolstädter Gymnasium spielt, zeigt den schulischen und außerschulischen Alltag einer 10. Klasse, in der mehr und mehr das „digitale Klassenzimmer“ Einzug erhält. Der etwas dystopische, aber durchaus viele realistische Elemente aufweisende, Roman scheint (sogar) in naher Zukunft zu spielen – evtl. Mai 2020 (?!) und beleuchtet einen Zeitraum von knapp zwei Wochen.

Marie ist eine eher unscheinbare Jugendliche – Zahnspange, nicht die beste Figur -, die eher in der Klasse untergeht. Sie sehnt sich, auch mal als „Frau“ wahrgenommen zu werden, sie möchte auch mal einen Freund haben. Als mitten im Schuljahr der sehr gut aussehende, immer top-gekleidete Ben in ihre Klasse kommt, ist es um sie geschehen. Hals über Kopf verliebt sie sich in den Neuen und hat sieht ihn durch die „Rosa Brille“. Bens zuvorkommendes Verhalten ihr gegenüber bestärkt sie in dem Gefühl, dass endlich mal jemand da ist, der sich für sie interessiert.
Aber die ganze Klasse lässt sich von Ben beeindrucken. Er ist extrem hilfsbereit und findet schnell Anklang. Kaum dass jemand eine Frage / Problem hat, hat Ben sogar in Windeseile eine Lösung parat. Und das Höchste ist, er liest fast schon Wünsche von den Augen ab! Alle sind begeistert.
Der einst harmonische Zusammenhalt der 10. Klasse wird aber gestört, als im Klassenchat unvorteilhafte und sehr private Bilder auftauchen und geteilt werden. Sogar manipulierte Bilder werden verschickt – an Schüler und Lehrer zugleich.
Den Klassenkameraden wird Bens Verhalten immer merkwürdiger, auch scheint er sich immer wieder wie die „Fahne im Wind“ zu drehen. (Hat er überhaupt eine eigene Meinung?) Man sieht ihn zudem nur in der Schule. Selbst der Direktor benimmt sich eigenartig. Diesem Geheimnis wollen die drei Jugendlichen Marie, Elli und Josh auf den Grund gehen und begeben sich auf eine spannende und gefährliche Expedition. Bei dieser Aktion wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt und es zeigt sich, wer in der reellen Welt ein wahrer Freund ist und auf wen man sich verlassen kann.

Das Buch, das aus der Retro-Perspektive von Marie geschrieben ist, hat einen flüssigen und jugendfreundlichen Schreibstil. Besonders gegen Ende des Buches nimmt die Story Fahrt auf. Die Sätze, mit viel Tiefe, die zum Nachdenken anregen, frischen und peppen die Geschichte gekonnt auf. Das Buch hat mir unwahrscheinlich gut gefallen, da die Personen auf mich sehr authentisch wirken. Es werden FoodBlogs geschrieben, Youtube-Videos eingestellt, man ist begeistert von der Möglichkeit des Smarthomes.
Und genau diese digitale Welt wird hier sehr kritisch beleuchtet. Beim Lesen des Romans wird einem ständig vor Augen gehalten, welche Gefahren mit dieser wachsenden Technisierung und Digitalisierung verbunden sind – wenn uns das Denken quasi abgenommen wird.
Es zeigt auch, dass es keinen langen Zeitraum braucht, um „Hetze“ und Unfrieden zu schüren.

Meines Erachtens handelt es sich bei dem Buch um ein geeignetes Buch, welches im Rahmen einer Klassenlektüre (9.-11. Klasse) gelesen werden kann, da die Protagonisten eben dieses Alter der Leserschaft haben. Ein Identifikation ist somit ein leichtes.
Das Ende hat in meinen Augen kein richtiges Ende; es wird etwas offen gelassen. Aber das wird wohl Absicht sein, so kann man sich über den Fortgang dieser Geschichte Gedanken machen und sich selber zu Ende denken. Letztendlich sollen wir sensibilisiert werden, was für Nutzen und Gefahren diese immer ausgefeilteren Neuerungen mit sich bringen.

Ich kann den Roman Jugendlichen aber genauso Erwachsenen wärmstens – mit 4,5 Sternen - empfehlen.

Bewertung vom 30.01.2019
Ein Affe an der Angel
Bauer, Jonny

Ein Affe an der Angel


ausgezeichnet

Wenn Du hast viel Fantasie,
kommt die Langeweile nie!

Einmalig schöne fantastische und fantasiegeladene Tiergeschichten.
Da möchte man mit Darko und seinen tierischen Freunden gerne alles miterleben

Darko ist ein kleiner pfiffiger Junge. Er ist selbsternannter Tierforscher, Fachmann für Abenteuer und Erfinder, der immer sein Tierlexikon dabei hat und eine seiner Spezial-Multifunktionswendewesten, die er für die unterschiedlichsten Alltagssituationen benötigt, griffbereit hat. Und wenn Langeweile im Anmarsch ist, dann hat sie keine Chance. Denn er weiß, was zu tun ist. Darko macht einfach Kopfstand und bietet der Langeweile Paroli: „Na warte, Langeweile, ich werd's dir zeigen.“ Und dann sprudeln immer sagenhafte Ideen, so sagenhaft, dass die Tiere aus seinem Tierlexikon für ihn lebendig werden und mit ihm tolle Abenteuer bestehen und ihm helfend mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und auf diese lebendige, lebhafte Reise wird der Leser mitgenommen. Er fiebert mit Darko und den Freunden und kann sich mit ihnen freuen.
Drei unterschiedlichste Abenteuer füllen das 128 Seite umfassende farbenfrohe Buch:
Weil es stark regnet, gibt es ein „Mamaregenrausgehverbot“, so dass Darko - statt dass er draußen auf der Wiese nach Regenwürmern suchen darf -, sich notgedrungen einen Plan ausdenken muss, wie er von seinem Zimmer im 8. Stock Regenwürmer beschaffen kann.
Und als er bei einem „Ausnahme-Sahara-Hitzetag“ auf der Stadtautobahn im Stau steht, rettet Darko mit alten und neuen Tierfreunden eine Ameisentruppe retten, da durch den Bau der Autobahn ihre Ameisenstraße zerstört wurde.
Des weiteren bringt er sein 'krankes' Wochenend-Pflege-Meerschweinchen zum im Haus arbeitenden befreundeten Tierarzt und trifft dort – wie kann es auch anders sein - auf alte und neue Freunde seines Tierlexikons, die ebenfalls vom Tierarzt geheilt werden wollen und dann zufrieden und glücklich die Praxis verlassen.

Wunderbar an den Geschichten ist vor allem, dass jedes Tier seine Wertschätzung in seinen Eigenheiten und Besonderheiten erhält. Ein tolles Beispiel für Toleranz und ein friedliches Miteinander trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer Unterschiedlichkeit.
Das Buch verspricht „drei tierisch-spannende Geschichten zum Nachdenken und Kaputtlachen“, und dieses Versprechen wird im höchsten Maße gehalten. Man lernt nebenbei noch etwas über Tiere, die Natur und sonstiges Alltägliches, über das man sich so keine Gedanken macht.
Das Buch ist zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren geeignet oder für Erstleser, da es nicht Text-überladen ist und durch wunderschöne Illustrationen, in denen vieles, was im Text steht unterstrichen und aufgelockert wird. Es macht aber auch Spaß, in den Zeichnungen selber auf Erkundungstour zu gehen und sich an der Lebendigkeit der Bilder zu erfreuen.
Ich bin der Überzeugung, dass Kinder, die das Buch selber lesen, erkennen, dass Darko auf einer Fantasiereise, die in seinem Kopf entsteht, reist. Und wer das Buch kleineren Kindern vorliest, kann es ja kurz (bei Bedarf) erklären.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da sich Tiere immer als vortreffliche Mittler und Vermittler von Botschaften eignen.
Ich kann das Buch wärmstens empfehlen! Ich hoffe, dass es weitere Geschichten mit Darko und seinen Freunden gibt, so dass es noch öfters heißt: „Wir treffen uns bald wieder zum nächsten Abenteuer! Weitersagen, weitersagen!“