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Piglet and her Books
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Leipzig
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pigletandherbooks.de

Bewertungen

Insgesamt 365 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2018
Was man von hier aus sehen kann
Leky, Mariana

Was man von hier aus sehen kann


ausgezeichnet

Der Westerwald. Eine Prophezeiung in Form eines Okapi. Und mehrere Generationen eines Dorfes. Aus diesem Stoff ist "Was man von hier aus sehen kann" gemacht und damit ist er fiktiv-autobiographisch wirkt, und doch irgendwie mehr ist als nur eine Autobiographie.

Im ersten Teil des Buches geht es um mehrere Bewohner eines unbenannten Dorfes. Luise ist zehn Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihrer Oma Selma in eben jenem Dorf in Westerwald. Als Selma eines Morgens aufwacht erinnert sie sich an ihren Traum, in dem sie ein Okapi auf der Weide hat stehen sehen. Jedem im Dorf ist nun klar: in den nächsten 24 Stunden wird ein Dorfbewohner sterben. Daraufhin beginnt eine Welle der Wahrheitsbekundungen, denn jeder denkt er stirbt, und will deshalb noch alle Dinge klären bevor es soweit ist. Wer dann tatsächlich stirbt, kann ich natürlich nicht verraten, aber ein Schock war es auf jeden Fall.

In den nächsten zwei Teilen des Buches bleibt Luise durchgängig die Protagonistin und wir erleben wie sich ihre Welt und ihr Leben weiter für sie entwickelt hat. Ein Jahrzehnt nach den ersten Ereignissen sehen wir nun wie Luise im Arbeitsalltag vorwärts kommen will, und wie sie mit dem schweren Verlust aus der Vergangenheit umgeht. Mariana Lekys Roman einzuordnen fällt mir wirklich schwer, denn eigentlich ist es viel mehr als ein einfacher Roman. Es geht nicht nur um Familie oder Freundschaft oder Trauerbewältigung, sondern eben um alles und irgendwie auch um Belangloses.Luise durchlebt die Höhen und Tiefen des Lebens, und ihre Art damit umzugehen ist Hauptbestandteil der Geschichte.

Ich mochte Luise, sie war nicht "normal", aber genau das hat sie so liebenswert gemacht, dass sie eben nicht perfekt ist, sondern versucht mit ihren Fehlern umzugehen und dabei auch scheitern kann. Auch die Dorfbewohner sind mir mit der Zeit immer mehr ans Herz gewachsen, und obwohl sich die Geschichte eigentlich um den ganzen Erdball bewegt, bleiben wir doch irgendwie in diesem Dorf im Westerwald. Und selbst jetzt, einige Tage nachdem lesen muss ich über die ein oder andere Szene immer noch schmunzeln, denn auch der Humor kommt nicht zu kurz. Im übrigen habe ich bis heute nicht herausgefunden, wieso der Roman "Was man von hier aus sehen kann" heißt, aber ich vermute, dass es an der Sichtweite die man vom Dorf aus hat geht, denn letztendlich bleibt Luise über alle Jahrzehnte hinweg dem Dorfleben treu.


Fazit:
Mir hat "Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky wirklich sehr gut gefallen, ich mochte die Dynamik zwischen den Charakteren, die Atmosphäre im Dorf und die Entwicklungen die die Protagonisten durchgemacht haben. Schicksal und Glück liegen in diesem Roman ganz nah beieinander, was diesen Roman nochmal zu einem echten Highlight macht. Ich kann "Was man von hier aus sehen kann" mit seinem schönen Schreibstil guten Gewissens weiter empfehlen

Bewertung vom 06.03.2018
Nur noch ein einziges Mal
Hoover, Colleen

Nur noch ein einziges Mal


ausgezeichnet

Lily will einen Neuanfang nach der Beerdigung ihres Vaters. Als ihre Flucht von diesem grässlichen Ereignis sie auf ein Dach in Boston treibt trifft sie dort auf Ryle. Die beiden unterhalten sich und stellen fest, dass sie so gar nicht zueinander passen, doch das Schicksal sieht es anders, und lässt ihre Wege sich immer wieder kreuzen.

Wenn man die ersten Seiten von "Nur noch ein einziges Mal" liest glaubt man zunächst, es handle sich um eine klassische Liebesgeschichte a lá was sich liebt, das neckt sich. Doch je weiter man kommt, je vielschichtiger die Geschichte wird, um so klarer ist, dass es viel mehr ist als nur eine einfache Liebesgeschichte. Wir erfahren über alte Tagebucheinträge von Lily, was in ihrer Kindheit und Jugend sie geprägt hat, dabei steht vor allem das Thema "häusliche Gewalt" im Vordergrund. Ich komme aus einer sehr harmonischen Familie und bin daher immer schockiert und emotional überwältigt solche Geschichten zu lesen oder erzählt zu bekommen. Ich kann immer nur schwer nachvollziehen, wie es in den Menschen vorgeht, denen so etwas wiederfährt, und ich finde hier hat Colleen Hoover mich "aufgeklärt". Denn Lily wird immer wieder mit dem Thema "häusliche Gewalt" konfrontiert, und so teilt sie ihre Gedanken mit uns, was mir teilweise die Augen geöffnet hat.

Neben diesem wirklich schweren Thema, geht es auch darum, Träume zu verwirklichen, auch wenn dies nur ein Randthema ist. Lily eröffnet nämlich den Laden ihrer Träume, um endlich ihr Hobby ausleben zu können, und gerade diese Passagen fand ich, haben Lily unheimlich Kraft gegeben, für alles was da kommt. Dank dieses Ladens lernt sie auch ihre neue beste Freundin kennen: Allysa. Ich fand Allysa von Anfang an mega goldig, und war, ähnlich wie Lily, froh, dass sie die Geschichte bereichert hat. Neben Ryle und Allysa ist auch Atlas ein ganz wichtiger Protagonist, er hat vor allem Lilys Jugend geprägt, und zudem sorgt er für viele fatale Wendungen im Buch. Lily war für mich immer eine starke Protagonistin, die jedoch auch ihre Fehler hat. Sie war insgesamt realistisch dargestellt, was mir immer wichtig ist beim Lesen.

Insgesamt hat mich Lilys Geschichte wahnsinnig mitgenommen, dachte ich am Anfang noch, dass mich eine "einfache Liebesgeschichte" erwartet, war ich am Ende total durch den Wind. Colleen Hoover hat mich hier total überrumpelt, und das finde ich gut, denn nur so, lernen wir mit schwierigen Themen umgehen zu können, und vor allem nicht die Augen zu verschließen. Gut fand ich, dass am Ende des Buches nochmal explizit auf das Thema "häusliche Gewalt" eingegangen wurde und vor allem Hilfsangebote präsentiert wurden. Ich finde solche Nachhaltigkeit ist wichtig, damit die Themen brisant bleiben und nicht verschleiert oder vergessen werden.


Fazit:
Ich bin froh, dass ich der Empfehlung von Kielfeder gefolgt bin, und mir "Nur noch ein einziges Mal" gekauft und gelesen habe, denn mich hat die Geschichte wirklich berührt und auch die Augen geöffnet. Die Thematik wird sensibel, aber deutlich und klar angesprochen. Insgesamt kann ich "Nur noch ein einziges Mal" nur empfehlen, aber man sollte wirklich wissen, dass es emotional und ans Herz geht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2018
Was von mir bleibt
Avery, Lara

Was von mir bleibt


ausgezeichnet

Eine starke Protagonistin muss nicht immer von Anfang an sympathisch sein, und genau das macht "Was von mir bleibt" so interessant für mich. Sammie erkrankt an einer unheilbaren Krankheit und versucht mit aller Macht sich diesem Druck entgegenzustellen, dabei soll ihr ein Erinnerungsbuch helfen.

Sammie ist eine Einzelkämpferin. Dieser Umstand hat sie noch nie gestört, sondern viel mehr lebt sie es bewusst aus. Ihre Leidenschaft gilt neben dem Anstreben eines Stipendiums für das Collage auch dem Debattieren, wo sie mit so viel Hingabe dabei ist, und ein echtes Hobby und auch eine echte Freundin gefunden hat. Sammie war mir nicht unbedingt von Anfang an sympathisch, sie wirkte ab und an leicht egoistisch auf mich, was aber nur zwischen den Zeilen auffällt. Was ich an Sammie aber schätze ist ihr Wille, ihr Mut und ihre Kraft. Sie erfährt von ihrer Krankheit und will dennoch weitermachen wie bisher. Sie akzeptiert kein Nein, sie will um alles in der Welt alles durchsetzen, dass sie dann dabei hier und da egoistisch wird kann man vielleicht nachvollziehen.

Und ich fand es bemerkenswert, dass Sammie sich nicht aufgibt, sondern sogar noch entwickelt, sie hätte weiterhin ihr "Schiene fahren können", aber stattdessen lässt sie Freundschaft und Liebe und soziales Leben viel mehr zu als zuvor. Genau das ist es auch was ich an "Was von mir bleibt" besonders toll fand. Natürlich waren auch die Protagonisten interessant: Stuart als ewiger Schwarm von Sammie der nicht erreichbar scheint, Maddie die offenbar einzige und beste Freundin von Sammie die selbst ein paar Probleme mit sich herumschleppt und Coop der Kindheitsfreund der einen ganz eigenen Charme entwickelt.

Dennoch ist mir vor allem Sammies Gefühlswelt besonders hängen geblieben. Ich mochte die Idee des Erinnerungsbuches, und ich mochte es, wie sie die Welt aufnimmt. Ohne jetzt viel spoilern zu wollen, aber das Ende hat mich dann nochmal extrem heftig erwischt. Ich finde die Autorin hat ihr einen perfekten Abschluss gefunden und insgesamt einen wirklich schönen, aber auch tragischen Roman geschrieben.

Fazit:
Mit vielen Emotionen und einer starken, individuellen Protagonistin reißt Lara Avery mit "Was von mir bleibt" mich total mit und lässt mich bis zum Schluss nicht los. Die Umsetzung in Form eines Erinnerungsbuches ist gelungen und thematisch stimmig. Mich hat vor allem die Darstellung und Entwicklung von Freundschaft und Liebe überzeugt, besonders im Zusammenhang mit einer Lebensveränderten Krankheit.

Bewertung vom 29.12.2017
Diebe im Olymp / Percy Jackson Bd.1
Riordan, Rick

Diebe im Olymp / Percy Jackson Bd.1


ausgezeichnet

Percy Jackson scheint auf den ersten Blick ein ganz normaler Junge zu sein, dennoch hat er schon mehrere Schulwechsel hinter sich. Bei einem Ausflug ins Museum passiert es dann, seine Lehrerin wird zur Furie, und zwar wortwörtlich, und plötzlich ändert sich alles für Percy.



Eine kurze Vorgeschichte zu dieser Rezension: auf der Frankfurter Buchmesse 2017 wurde ich ganz dezent darauf hingewiesen, dass es ja fast schon eine „Schande“ wäre, dass ich die fabelhafte Reihe von Rick Riordan nicht kennen würde. Parallel dazu erreichte mich der neue Roman von ihm, und nun ja, um diesen zu verstehen, wäre es besser, ich würde die gesamten Reihen kennen. Eine neue Leseaufgabe war geboren und so legte ich mir den Percy Jackson–Schuber zu.


Aber nun zum Buch „Diebe im Olymp“. Zu meinem Glück hatte ich weder den Film noch den Klappentext oder andere Spoiler gelesen, weshalb ich absolut frei in die Geschichte starten konnte, und die hat mich dann wirklich begeistert. Percy ist ein starker Protagonist, der trotz seines jungen Alters schon einiges mitgemacht hat. Ein wenig fühlt man sich als Potterhead da schon an Harry erinnert, aber ich erlaube mir hier keine Parallelen, denn jeder Held steht für sich allein.


Der gesamte Aufbau, mit Percys Vorgeschichte, dem Camp Half Blood und dem Abenteuer war gut eingetacktet, so dass nie Langeweile aufkam, und man eigentlich immer dachte, dass man noch viel mehr erfahren will, es aber auch interessant war Percys Abenteuer weiter zu erleben. Rick Riordan beweist hier ein schönes Talent für den richtigen Zeitpunkt beim Ortswechsel, also zumindest meiner Meinung nach.


Neben dem Abenteuer lernt man als Leser auch einiges über die griechische Mythologie, ob man will oder nicht. Gerade für junge Leser, an die sich ja das Buch richtet, finde ich das total spannend, denn Legenden und Mythen sind modern aufgearbeitet doch viel cooler. Zur Unterstützung des ganzen gibt es am Ende des Buches noch eine Art Lexikon zu allen Begriffen, dass kann hilfreich sein um den Überblick zu behalten.


Trotz des ganzen Lobes habe ich einen winzigen Kritikpunkt, über den ich aber leicht hinwegsehen kann, dennoch möchte ich ihn ansprechen. Ich finde es Wahnsinn, was Rick Riordan hier einem 12–Jährigem so zutraut, also nicht nur das Verhältnis zu seiner Mutter, sondern das gesamte Abenteuer. An der ein oder anderen Stelle musste ich mir tatsächlich immer mal ins Gedächtnis rufen wie alt Percy ist, hier wird wirklich viel von einem Half Blood erwartet. Wie aber schon erwähnt, sehe ich über diesen Kritikpunkt letztendlich hinweg, denn es ist eine Abenteuergeschichte, eine Heldenreise, da gehört es letztendlich irgendwie dazu oder?



Fazit:

Der Auftakt der Percy Jackson–Reihe hat alles was ein gutes Buch braucht: einen mutigen Helden, ein bisschen Mythologie, einen Spannungsbogen, interessante neue Orte und ein fulminantes Ende inklusive kleinem Twist. Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen und bin froh direkt den Schuber gekauft zu haben.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2017
Hasse mich nicht! / Götterfunke Bd.2
Woolf, Marah

Hasse mich nicht! / Götterfunke Bd.2


ausgezeichnet

Jess ist aus dem Camp zurück und steht vor einem Scherbenhaufen. Mit ihrer besten Freundin Robyn ist sie total zerstritten und ihr Schwarm Cayden hat sie maßlos enttäuscht. Hatte sie zunächst die Hoffnung, dass es in Monterey, ihrer Heimat, besser werden würde, so zerschlägt sich dies sofort an ihrem ersten Schultag, denn da steht Cayden schon wieder auf der Matte.

Im zweiten Band der Götterfunke–Reihe verlagert sich die Handlung in die Heimatstadt von Jess und Robyn. Das bedeutet, dass wir auch endlich Jess Familie und Alltag näher kennenlernen. Dabei lastet vor allem das schon bekannte Alkoholproblem von Jess Mutter sehr auf ihr. Ich fand hier Jess Empfindungen sehr realistisch und nachvollziehbar, sie reagiert mit der Last der Enttäuschungen die sie bisher durchmachen musste. Insgesamt war mir Jess in „Götterfunke – Hasse mich nicht“ sehr nah und sympathisch. Aber auch Phoebe hat für den ein oder anderen Schmunzler gesorgt, sie ist eben eine typische kleine Schwester die manches Mal nervt, aber die man trotzdem lieb hat.

Noch weniger begeistert, insofern das noch möglich war, war ich von Robyn. Es ist für mich einfach nicht logisch nachvollziehbar, wie Jess mit ihr jemals so gut befreundet gewesen sein konnte. Entweder hat sich Robyn im Camp grundlegend geändert, oder Jess hatte einfach keinerlei Selbstwertgefühl. Zwischendurch hielt ich es für wahrscheinlicher, das Robyn besessen sein muss, statt das ein Mensch wirklich so egoistisch und gemein sein kann. Spoiler, sie ist wirklich der Inbegriff der schlimmsten Freundin die man sich vorstellen kann.

Etwas skeptisch stehe ich immer noch Cayden gegenüber, er hat mich auch in diesem Band mit seinen Motiven nicht komplett überzeugen können. Ich bin wirklich gespannt wie sich hier die Beziehungen im dritten Band weiterentwickeln. Ohne jetzt zu viel zu verraten kann ich aber sagen, dass mir bei einem Protagonisten/Protagonistin klar war, dass es eine Wendung geben wird. Und natürlich spitzt sich alles zum Ende des Bandes zu und es kommt zum Finale, inklusive Spannungsbogen und Entscheidungen die keiner treffen will. Der Weg dahin liest sich wirklich gut weg und beinhaltet, zum Glück, nur wenige überromantische Stelle, sondern viel mehr griechische Mythologie und Handlungsverlauf. Aber natürlich bleibt am Ende ein Cliffhanger, der uns als Leser natürlich bis zum nächsten Band quälen wird.


Fazit:
Ich muss gestehen, dass mir der zweite Band der „Götterfunke“–Reihe überraschend gut gefallen hat bedenkt man, dass es zweite Bände ja oftmals sehr schwer haben. Die Handlung wird kontinuierlich voran getrieben, die Spannung aufgebaut, es gibt ein Finale und natürlich einen fiesen Cliffhanger. Die Vorfreude auf den dritten Band konnte Marah Woolf auf jeden Fall wecken.

Bewertung vom 29.12.2017
Onkel Toms Hütte
Beecher-Stowe, Harriet

Onkel Toms Hütte


ausgezeichnet

Tom ist ein Sklave. Sein Master ist Mr. Shelby und vertraut Tom, denn er kennt ihn seit dem er ein kleines Kind ist. Doch schlimme Umstände zwingen Mr. Shelby Tom zu verkaufen an einen Sklavenhändler und das verändert nicht nur Toms Leben.

Eigentlich will ich nicht zu viel vom Inhalt verraten, denn das wichtige an einem solchem Klassiker mit so einem Thema komplett selbst zu entdecken. Dennoch ein paar Eckpunkte zur Geschichte. Toms Geschichte hat mich mit wahnsinnig viel Hass, Liebe und Gefühl belegt, der Hass richtet sich gegen die Menschen, die ihn wie Dreck behandeln, die nicht verstehen, dass er ein Mensch ist, nicht ein Sklave oder Gegenstand. Liebe verbreitet Tom mit seinen Gesten, seinem Umgang und seinem Glauben in die Menschheit, trotz dessen was ihm wiederfährt.

Parallel zu Toms Geschichte wird auch die von Eliza erzählt. Sie ist ebenfalls Sklavin auf der Shelby Farm, verheiratet mit einem anderen Sklaven, hat sie mit ihm einen kleinen Jungen. Mit dem Verkauf von Tom, soll auch ihr Kind verkauft werden. Das war übrigens eine der ersten Schockmomente des Buches, als der Sklavenhändler behauptet, dass die Mutter darüber schon hinwegkommt, denn so wären Sklaven nun mal, die halten das aus. Wie abwertend hier über die Liebe einer Mutter gewertet wird, als ob die Mutter eines Farbigen Kindes ihr Kind weniger lieben oder vermissen würde? Als ob es ihr nicht das Herz entreißt, wenn das Kind verkauft wird! Zurecht flieht Eliza mit ihrem Kind, und will nach Kanada, und damit in die Freiheit.

Interessant finde ich, dass "Onkel Toms Hütte" nicht nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg und der Sklavenbefreiung geschrieben wurde, sondern 1852, also noch vor dem Sezessionskrieg. Harriet Beecher-Stowe bewies als Frau, meines Erachtens, wahnsinnig viel Mut, in ihrem Roman sich nicht nur positiv für die Befreiung der Sklaven auszusprechen, sondern dies auch noch unter ihrem richtigen Namen zu tun. Natürlich sollte man sich dafür nicht verstecken, doch wir alle wissen, wie gefährlich es zu dieser Zeit gewesen sein mag, und auch Harriet Beecher-Stowe erhielt ordentlich Gegenwind für ihren Roman.

Über Schreibstil oder Spannungsbogen brauche ich hier nicht zu berichten, denn es sollte klar sein, dass der Schreibstil für einen Klassiker nicht entscheidend ist, und dass der Spannungsbogen bei einem Buch über das brisante Thema der Sklaverei vorhanden ist. Mich hat vor allem das Ende nochmal gepackt, und vor allem der Schlussabsatz berührt auch den letzten Leser.


Fazit:
"Onkel Toms Hütte" ist ein Klassiker, aber auch ein Buch über die fehlende Menschlichkeit, über den Alptraum den viel zu viele Sklaven durchleben mussten. Aber "Onkel Toms Hütte" steht auch für den Mut einer Autorin, sich für die Freiheit einsetzte und deren literarisches Zeugnis in unserer Generation viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Lest "Onkel Toms Hütte", es ist zurecht ein Klassiker und eine Haltestelle im Netz der Berliner Verkehrsbetriebe.

Bewertung vom 29.12.2017
Die Prophezeiung von Feuer und Eis / Snow Bd.1
Paige, Danielle

Die Prophezeiung von Feuer und Eis / Snow Bd.1


gut

Home Buchrezension [Rezension] Snow (1) - Danielle Paige
[Rezension] Snow (1) - Danielle Paige
9 days ago Buchrezension

Titel: Snow - Die Prophezeiung von Feuer und Eis
Autor: Danielle Paige
Seitenzahl: 400
Verlag: Thienemann-Esslinger
Originaltitel: Stealing Snow
Übersetzer: Anne Brauner
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Snow lebt in der Whittaker-Psychiatrie, und das bereits seit jungen Jahren. Den genauen Grund für Einweisung kennt sie nicht, nur dass sie mal versucht habe durch einen Spiegel zu gehen, und davon nur eine Narbe zurück behalten hat. Als jedoch erneut Menschen aus einem Spiegel hervor kommen und in diesem wieder verschwinden, kann Snow es kaum fassen und glaubt komplett durchgedreht zu sein. Was hat es damit auf sich?

Schnell erkennt Snow, dass sie nicht ihren Verstand verloren hat, sondern alles wirklich passiert. Doch bevor wir in die Welt von Algid, einer Art Parallelwelt, eintauchen erleben wir wie es Snow in der Whittaker-Psychiatrie ergeht. Dabei spielt Bale, ebenfalls Patient und im selben Alter wie Snow, eine entscheidende Rolle. Er ist sozusagen Snows Freund, auch wenn sie seit einem Zwischenfall keinen Kontakt mehr haben dürfen. Ich fand diese Beziehung zwischen den beiden interessant, hätte mir aber ehrlich gesagt eine andere Entwicklung gewünscht.

Schlussendlich gelingt Snow die Flucht aus der Whittaker-Psychiatrie und sie gelangt nach Algid, dem Land in dem sie hofft Antworten zu finden, zu vielen Fragen die auch den Leser beschäftigen. Algid ist als Handlungsort wirklich toll gewählt, die Welt klingt spannend und riecht nach Abenteuer. Leider muss ich sagen, dass die Autorin hier zu schnelle Wechsel zwischen den Orten und Personen vollzieht. Als Leser fühlte ich mich teilweise überfordert und zu schnell voran getrieben, kaum hatte ich einen Protagonisten kennengelernt, war er oder sie schon wieder weg, um vielleicht später nochmal aufzutauchen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Danielle Paige das Ganze etwas übersichtlicher strukturiert hätte, aber das ist natürlich nur ein persönliches Empfinden.

Snow ist ein sehr eigenwilliger Charakter, sie ist wirklich speziell und es viel schwer mit ihr warm zu werden. Dabei finde ich es nicht mal schlimm, wenn ein Protagonist nicht sympathisch ist, aber an Snow konnte ich lange nichts finden, was mich überzeugt hat. Das hat mich aber im Lesefluss nicht gestört, denn einige der anderen Protagonisten waren wirklich bezaubernd oder abenteuerlich. Mit Hexen, Dieben und interessanten Kreaturen zieht man hier von Seite zu Seite. Sie haben das Bild von Algid abgerundet und es zu einer fantastischen Welt gemacht. "Snow - Die Prophezeiung von Feuer und Eis" ist nur der erste einer neuen Reihe der Autorin, dementsprechend offen war auch das Ende des Bandes. Dieses Ende, also die letzten 40 Seiten hatte es dann auch nochmal in sich, mit einigen Auflösungen und Plot-Twists hat die Autorin einen spannend Abschluss geschafft.


Fazit:
Insgesamt fand ich die Idee rund um eine Schnee-Prinzessin, die nach Algid aufbrechen muss um ihr Schicksal zu entscheiden, wirklich gut. Leider wurde die Geschichte nach den ersten 150 Seiten für mich etwas zu rasant, mit zu schnellen Ortswechseln und zu vielen Figurenwechseln. Das ist natürlich nur mein persönliches Empfinden. Die fantastische Welt Algid als Handlungsort fand ich aufregend und spannend, ebenso wie die finalen Seiten im Buch.

Bewertung vom 05.12.2017
Der Gesang der Nachtigall
Strange, Lucy

Der Gesang der Nachtigall


ausgezeichnet

Henry ist 12 Jahre alt und zieht mit ihrer Familie in Hope House ein. Dort soll für die Familie eine bessere Zeit anbrechen, nach den vergangenen Ereignissen scheint die Familie nämlich auseinander zu brechen. Als Henry ihr neue Umgebung erkundet entdeckt sie nicht nur eine Hexe, sondern auch einige andere Geheimnisse. Schnell wird ihr klar, dass sie ihre Familie retten muss.




Wir befinden uns im Jahr 1919 in England, der große Krieg ist gerade vorbei und die Menschen versuchen wieder durchzuatmen und ein Leben aufzubauen. In diesem Wirrwarr lebt auch Henrys Familie, die nach einem schrecklichen Verlust versucht in Hope House neu anzufangen. Henry heißt eigentlich Henrietta, und ist fast wie eine Mutter zu ihrer kleinen Schwester Piglet, die eigentlich Roberta heißt. Das muss sie aber auch sein, denn ihre Mutter ist nicht in der Lage sich um ihre Kinder zu kümmern, zu schwer wiegt der Verlust.

Henry muss extrem schnell versuchen erwachsen zu werden, und man merkt beim Lesen einfach, dass ihr das nicht so leicht fällt. Mit 12 Jahren sollte man nicht so viel Verantwortung übernehmen müssen, nicht so viele Sorgen im Kopf haben, dennoch wächst Henry mit jeder Seite, und es war so toll dies mitzuerleben. An ihrer Seite dabei ist nicht nur ihre zuckersüße Schwester Piglet, das Baby der Familie, sondern auch Moth, die Hexe aus dem Nachtigall-Wald. Moth war für mich länger ein schwieriger Charakter, ich konnte nicht abschätzen ob sie Henry wirklich helfen will oder eigentlich nur für sich sein möchte. Dennoch konnte auch Moth mich überraschen, und ihre Geschichte habe ich um ehrlich zu sein auch nicht kommen sehen.

Und um die Komplexität der Handlung noch auszubauen, geht es natürlich nicht nur um Moth und Henry, sondern auch um die Familie. Henrys Mutter ist krank, so krank, dass es ihr nicht möglich ist, sich um ihre Familie zu kümmern. Sie ist eingesperrt in einem Zimmer im Hope House und wird regelmäßig von einem Arzt besucht. Das Schicksal meint es nicht gut, und man zerbricht als Leser fast schon an der Verzweiflung die Henry in dieser Situation durchleben muss.

Die Stimmung, und vor allem der Schreibstil, hat bei mir direkt eine Art Klassiker-Feeling ausgelöst. Es war fast wie eine Mischung aus Jane Austen und Louisa May Alcott, und damit hat es genau meinen Geschmack getroffen. Wie schon erwähnt lässt sich auch eine Entwicklung bei den Protagonisten erkennen, und man fiebert mit Henry zusammen mit, als es darum geht, all die Geheimnisse von Hope House aufzudecken. Ich fühlte mich wirklich gut aufgehoben in der Geschichte und würde gern wieder zurückkehren.


Fazit:
"Der Gesang der Nachtigall" könnte auch direkt als ein Klassiker der 1920er Jahre durchgehen, denn er hat genau die richtige Mischung aus Stimmung, Schreibstil und Setting. Mit einer wirklich sympathischen Protagonistin, einer Familientragödie und einem geheimnisvollen Wald stimmen auch die Eckpfeiler der Geschichte. Sehr gute Leseunterhaltung für spannende Nachmittage.

Bewertung vom 05.12.2017
Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
Green, John

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken


ausgezeichnet

Eine Protagonistin mit Zwangsstörung, ein Milliardärssohn ohne Eltern, eine Fan-Fiction-liebende Freundin und ein seltsames Reptil aus der Urzeit, dass sind grob die Bausteine aus denen John Greens neues Buch gemacht sind. Und dabei kommen Star Wars-Fans auf keinen Fall zu kurz, was mich natürlich sehr freut.




Aza ist sehr speziell, sie hat Zwangsstörungen, und das weiß sie auch. Und obwohl sie weiß, dass sie krank ist, kann sie nicht aufhören mit ihren Zwangshandlungen. Dabei ihren Gedanken zu folgen ist beängstigend, erschreckend, aber auch aufklärend. John Green ist ja bekannt dafür, dass er Charakter erschafft, die kaputt sind. Und ich finde mit Aza hat er jemanden geschaffen, der im Gegensatz zu den bisher mir bekannten Protagonisten, auch wenig Sympathie mitbringt und entwickelt. Ich konnte bei ihr im Verlauf der Handlung kaum Verbesserungen oder Fortschritte erkennen, viel mehr hat „Schlaf gut, ihr fiesen Gedanken“ mir gezeigt wie schlimm die Gedanken einer Person mit Zwangsstörungen sind.

Natürlich streift man im Verlauf des Buchlebens über dieses Thema, dennoch finde ich, dass John Green es wunderbar umgesetzt hat. Man hatte als Leser fast schon selber das Gefühl, dass Buch anschreien zu wollen, damit Aza endlich aufhört immer wieder die selben Gedanken und Handlungen zu vollziehen. Und gerade, weil es nicht möglich ist, für Aza, weil ihre Gedanken es nicht zu lassen, und für uns als Leser nicht, weil das Wörter nun mal schon gedruckt sind, war die Situation umso beklemmender.

Neben Aza spielt Daisy, ihre beste Freundin eine wichtige Rolle im Buch, denn sie ist es, die für uns einen ganz speziellen Blickwinkel einnimmt. Zum einem ist sie vertraut mit Azas Krankheit, zum anderem ist sie aber „normal“, oder zumindest nicht krank, weshalb wir als Leser, die ja nur Azas Sicht kennen, durch Daisy auch Rückschlüsse auf das Erleben des Umfeldes erfahren. Denn tatsächlich habe ich im Buch ganz oft für Aza Partei ergriffen, denn ich konnte ihr Gedanken nachvollziehen und nachlesen, Daisy hingegen hält uns als Leser und Aza als Protagonistin den Spiegel vor, weshalb sie entscheidend ist für das Verständnis von Azas Krankheit.

Natürlich gibt es auch ein Abenteuer zu bestreiten, was für meinen Geschmack etwas zu kurz gekommen ist, denn Aza und Daisy wollen einen Fall aufklären. Es geht dabei um einen verschwundenen Milliardär, der zufällig der Vater von Davis ist, einem alten Bekannten von Aza. Und so entwickelt sich eine Freundschaft der besonderen Art, über die ich aber noch nicht zu viel verraten möchte. Das Ende hat mich dennoch nicht ganz zufrieden gestellt, natürlich muss und soll es auch nicht immer ein Happy End geben, doch ich hätte mir mehr erhofft. Mehr Entwicklung von Aza, mehr Liebe und etwas mehr Happy End.


Fazit:
John Greens neustes Werk „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ ist in Sachen Plot und Protagonisten wirklich gelungen. Aza ist nicht unbedingt eine Protagonistin die man lieben haben muss, die man aber verstehen will, und die genau deshalb nicht immer sympathisch sein muss. Am Ende haben mir persönlich aber ein paar Entwicklungen und positive Aussichten gefehlt, manchmal reicht auch ein kleines Happy End.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.