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Mel.E
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Mein Blog: http://melbuecherwurm.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2020
Willst du Blumen, kauf dir welche
Berg, Ellen

Willst du Blumen, kauf dir welche


sehr gut

Bücher der Autorin sind wirklich eine Garantie für einen hohen Spaßfaktor, da sie amüsante Protagonisten beinhalten. Auch wenn hier ganz klar kein Liebesroman zu finden sein sollte, kann ich dieses nicht bejahen, denn die Suche nach dem Richtigen ist hier ganz groß beschrieben und bietet zwar keine Überraschung, zeigt aber auf, das sich Gegensätze definitiv anziehen, auch wenn es bis dahin ein weiter Weg ist. Es ist und bleibt kompliziert die wahre Liebe zu finden, auch wenn es einige Möglichkeiten gibt, den Partner durch diverse Dating Apps herauszufiltern. Die Liebesformel, die der Autor Benjamin Floros entwickelt hat, bietet hier einigen Zündstoff. Irritierend ist allerdings das Cover, welches ein Paar älteren Jahrgangs zeigt und daher eher unpassend erscheint, da Benjamin und Lena um einiges jünger sind. Vielleicht zeigt es aber auch Tante Hilde, die sich auch auf die Suche nach einer späten Liebe machen wird? Insgesamt war ich wirklich begeistert, wie witzig sich manche Begegnungen gestalten und mitunter machte sich auch ein klein wenig Schadenfreude breit, denn manche Männer sind so sehr von sich überzeugt, das es eine wahre Wonne war, wenn Lena sie in ihre Schranken verwiesen hat. Letztendlich finden hier einige Paare zusammen, die auf den ersten Blick nicht wirklich zusammen passen würden, vielleicht auch nicht auf den zweiten, aber wenn Amors Pfeil trifft, dann kann man nicht mehr ausweichen und muss sich seinen Gefühlen stellen.
Ich empfand "Willst du Blumen, kauf dir welche" als absolute Ablenkung meines Alltags und konnte mich schnell auf Lena und ihre eigenwillige Art einlassen, denn irgendwie steckt auch ein klein wenig Lena in mir, was folgendes Zitat absolut gelungen ausdrückt.
"Was ich im Bett am liebsten mag?" wiederholte sie mit belegter Stimme. "Schlafsocken und ein gutes Buch" Seite 62
Auch ich ziehe mich in mein Bett zurück, um zu lesen und trage tatsächlich an kalten Tagen dicke Socken, denn es gibt nichts schlimmeres als kalte Füße. In mancher Hinsicht ist Lena mir sehr ähnlich und ihre Lesegewohnheiten mir nicht unbekannt. Eine eigene Buchhandlung zu besitzen, ist wahrscheinlich für alle Leseratten ein großer Traum.
Ich vergebe gerne eine Leseempfehlung, wobei ich auch anmerken muss, das letztendlich keine großen Überraschungen auf mich warteten, denn das ersehnte Happy End kristallisiert sich schnell heraus, dennoch habe ich jede Sekunde genossen, da dieses Chaos des Online - Datings wirklich amüsant wiedergegeben wurde. Ich kenne einige, die die Liebe ihres Lebens durch Tinder gefunden haben, was ich nicht verwerflich finde, aber man kann eben auch so einige Griffe ins Klo landen. was mich wirklich köstlich amüsiert hat. Man muss Romane nicht ernst nehmen, aber hier und da steckt sicherlich auch ein Körnchen Wahrheit zwischen den Zeilen.

Bewertung vom 10.10.2020
Das Wörterbuch des Windes
Blazon, Nina

Das Wörterbuch des Windes


ausgezeichnet

"Das Wörterbuch des Windes" beschreibt beschaulich das Leben dreier Menschen, die das Schicksal zusammenführt und diese Begegnungen dazu dienen, sich selbst zu finden, loszulassen, Neuanfänge zu wagen und endlich selbstbestimmt zu leben. Gleich der Einstieg in den Roman empfand ich als sehr schmerzlich, denn welche Ehefrau möchte betrogen und hintergangen werden? Swea muss erkennen, das ihre Ehe nur eine Farce ist und je mehr sie sich distanziert, umso mehr Abgründe tun sich vor ihr auf. Island schenkt ihr Ruhe und gibt ihrem Leben einen erneuten Sinn, denn sie lebt nicht mehr für ihre Familie und ihren Mann. Die Begrifflichkeit Tante Hätti bekommt einen bitteren Beigeschmack. da es ganz deutlich macht, auf was Swea verzichtet und sich dabei selbst verloren hat. Island gibt ihrem Leben die Freiheit zurück, selbst zu entscheiden. Gerade der Schauplatz Island ist ein Stück weit das, was dem Roman echte Schönheit gibt. Die Mentalität der Menschen ist hervorragend gezeichnet und geben Einblicke in Verhalten und Kultur, was mir sehr zusagt. Auch wenn ich nicht an Elfen und Geister glaube, finden auch sie ihren Platz und geben eine entzückende Beschaulichkeit. Ich mag Menschen, die sich relativ schnell auf Land und Leute einlassen können, wobei ich auch die Vertrautheit mit einem Pferd als sehr schön beschrieben empfand. Es zeigt, das Swea jede Menge Einfühlvermögen besitzt, wobei sie vielleicht dadurch komplett selbst vergessen hat? Eine Ehefrau, die sich an ihren Mann verliert und sich selbst in seinen Schatten stellt?

Mir hat sehr zugesagt, das Swea sich weiterentwickelt, auch wenn ich nicht allem zustimmen konnte, wird ihr begreiflich, das es sich lohnt auf eigenen Füßen zu stehen und sich ein Leben ohne Hendrik aufzubauen. Es kann nur gelingen mit der Hilfe guter Freunde und Zeit, die sie benötigt, um Finanzen zu klären. Letztendlich hat sie viel verloren, aber auch viel gewonnen, denn sie gewinnt ihr Selbstwertgefühl zurück und darauf lässt sich aufbauen.

Insgesamt ist "Das Wörterbuch des Windes" ein ganz wunderbarer Roman, der oftmals auch sehr poetisch auf mich wirkt. Der Wind ist als Element oftmals in den Gedanken Sweas fest verankert und wirkt dadurch sehr lebendig. Für Swea birgt Island neue Perspektiven und Hoffnungen. Durch ihre offene und direkte Art, die irgendwann zum Vorschein kommt, nachdem einige Wunden geheilt sind, nimmt starken Einfluss auf ihren Vermieter und dessen Mitbewohner. Auch diese tragen ihr Päckchen an Schuldgefühlen, Trauer und Bitterkeit. Hier werden Schicksale miteinander verknüpft, die sich hier und da zwar ähneln, aber doch komplett anders sind und deren Auswirkungen auf die Personen anders intensiv wahrgenommen werden.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich mich schnell auf die Tragik des Geschehens einlassen konnte, um letztendlich Heilung und Neuanfänge zu erleben. Sehnsuchtsvoll in vielen Bereichen. Magisch durch die genutzten Worte der Autorin, die auch zwischen den Zeilen zu lesen war. Liebenswert durch die unterschiedlichen Protagonisten, die das Buch lebendig machen. Manchmal muss vielleicht etwas zerbrechen, damit Möglichkeiten geschaffen werden, Mut zu fassen, sich wieder selbst zu finden.

Bewertung vom 09.10.2020
Die Bäckerei der Wunder
Escribà, Christian;Tarragó, Sílvia

Die Bäckerei der Wunder


sehr gut

"Die Bäckerei der Wunder" erzählt lebhaft von Träumen und Wünschen, die sich nicht für jede Frau erfüllen lassen, da Frauen in der rauen Nachkriegszeit lediglich dazu auserkoren sind, den Haushalt zu versorgen und Kinder zu bekommen. Alba, die es liebt in der Küche zu stehen, um zu backen und zu kochen, muss sich behaupten, da es ihr als Frau zunächst nicht vergönnt ist, sich kreativ ausleben zu können. Eine Ausbildung als Konditorin gleicht tatsächlich einem Wunder. Alba benötigt einen Mann, der ihr den Rücken stärkt. Hinzu kommt eine Familie, die ebenfalls hinter ihr stehen muss, denn der Wunsch mehr als nur Hausfrau und Mutter zu sein, sorgt für großes Kopfschütteln, wobei Alba ihre Chancen zu nutzen weiß.

Bis auf kleine Längen zwischendurch ist "Die Bäckerei der Wunder" wirklich lesenswert. Mich sprach sowohl Klappentext als auch Cover sehr an. Es ist, als würde man einen historischen Roman lesen, auch wenn die beschriebene Zeit nicht allzuweit entfernt ist, sind Frauen noch nicht emanzipiert und tatsächlich nur Hausfrau und Mutter. Beruflich sind Frauen sehr eingeschränkt und da unterscheidet sich Katalonien sicherlich nicht in der Vergangenheit meiner Großmütter. Ich bin oft dankbar, das ich Entscheidungen selbst treffen kann und nicht abhängig davon bin, was mein Mann für mich entscheiden würde.

"Die Bäckerei der Wunder" ist eine runde Geschichte, die angefüllt ist mit leckeren Backwaren, sodass mir das Wasser im Mund zusammenlief, aber eben auch mit Familiendramen und der Entscheidung für den Mann des Lebens, denn fast wäre Alba aufgrund von Leidenschaft in ein echtes Abhängigkeitsverhältnis gestürzt, was ihrer Kreativität sehr geschadet hätte. Der Schauplatz Barcelona gibt den gewissen Rahmen, um sich einfach nur wohlzufühlen, wobei es natürlich eine komplett andere Zeit ist als unsere, wirkt es authentisch. Die Konditorei und Patisserie Escriba wird immer wieder erwähnt, was mir macnhmal doch recht kurz erschien, da der Fokus doch auf Alba gelenkt wurde.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen Roman, der mich sehr angesprochen hat, auch wenn ich einige Begebenheiten nicht passend empfand, so zeigt es doch ganz deutlich Albas innere Stärke, was sie auch benötigt, um beruflich Fuß fassen zu können. Die Ungerechtigkeit an Frauen der damaligen Zeit wird hervorgehoben und ruft sicherlich hier und da ein Kopfschütteln hervor, da es immer noch unfassbar ist, wie hart und schwer es war, seine Leidenschaft auszuleben. Das angekündigte Wunder fehlt zwar komplett, aber vielleicht ist es auch lediglich die Tatsache, das sich Alba ihren Träumen und Wünschen hingeben kann? So ganz deutlich ist es nicht und verwirrte mich ein klein wenig, ansonsten konnte ich mich gut auf den Roman einstellen. Erwähnenswert wäre dann noch die beigefügten Rezepte, die sicherlich diejenigen ansprechen werden, die sich gerne der Backkunst widmen, welche mir leider durch Zeitmangel nicht immer vergönnt ist.

Bewertung vom 05.10.2020
Das Mädchen, das die Zeit durchbrach / Vortex Bd.2
Benning, Anna

Das Mädchen, das die Zeit durchbrach / Vortex Bd.2


sehr gut

"Vortex - Das Mädchen, das die Zeit durchbrach" knüpft nahtlos an den ersten Band der Buchreihe an. Optisch ist es ebenfalls einer Reihe zugehörig zu erkennen. Schöne warme Farben miteinander vereint und zusätzlich ein farbiger Buchschnitt heben das Buch absolut aus der Masse heraus. Auch der Inhalt konnte erneut punkten, sodass ich zum Ende der Story leicht wehmütig auf das Erscheinen des dritten und letzten Bandes warten werde. Die erzeugte Spannung durch Protagonisten und das Durchschreiten der Zeit ist absolut gelungen. Wunderbar finde ich, das Wirbler, Zunder, Schwimmer und Grunder die Macht der Elemente (Erde, Feuer, Luft und Wasser) miteinander vereinen. Insgesamt ein Abenteuer, dem ich mich erneut stellen wollte und im Nachhinein wirklich begeistert bin. Der Autorin ist es gelungen eine Welt zu erschaffen, die zwar voller Gefahren steckt und dennoch durch das Leben in ihr ganz viele Geheimnisse birgt, die Elaine befähigt durch ihre Gaben und der Tatsache eine Läuferin zu sein erst noch entdecken muss. Es hatte den Anschein, das die Welt schon gerettet wurde, aber dieses war ein Trugschluss, denn das große Abenteuer, der Kampf und die Intrigen beginnen erst und es wird schwer für Elaine zu erkennen, wem sie wirklich vertrauen kann.

Die Autorin vereint eine fantastische Geschichte, die mitunter auch unbarmherzig erscheint mit einer Liebesgeschichte. Die Liebesgeschichte nimmt eher wenig Raum ein, gibt aber ein klein wenig Schönheit in einer Welt in der Missgunst und Angs vorherrscht. Für Elaine ist Bale der Halt den sie benötigt, obwohl er ihr Dinge verheimlicht, die letztendlich Aufschluss darüber geben, warum sich Bale quasi in Elaines Leben gedrängt hat. Es ist anschaulich und oftmals emotional, da Elaine Entscheidungen trifft, die sie menschlich wirken lässt und nicht wie eine Maschine, dazu genötigt, die Rifts zu zerstören.

Ein Jugendbuch voller Geheimnisse, die längst nicht alle gelüftet zu sein scheinen. Ich bin sehr gespannt darauf, wie die Autorin das Ende der Buchreihe stricken wird, dessen Titel leider noch nicht bekannt ist. Offiziell ist lediglich der Erscheinungstermin im Frühjahr 2021, was mir gerade im Moment noch sehr lang erscheint, da meine Neugier sehr geweckt wurde. Ich litt mit Bale und Elaine und hätte gerne gewusst, ob ihr Liebe Bestand hat, trotz aller Schwierigkeiten und Kämpfe. Klar ist, das sie eine Einheit bilden und dazu auserkoren wurden die Welt zu retten. Ob es ihnen gelingen wird?

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, denn mir hat der zweite Band fast noch besser gefallen als der Auftakt der Buchreihe, da der Spannungsbogen erwartungsgemäß sehr hoch war und sich komplett halten konnte. Viele Überraschungsmomente wurden eingeflochten und machten das Lesen um einiges wertvoller. Mir waren die 512 Seiten fast zu zügig gelesen, was sicherlich auch der angenehmen Schriftgröße zu verdanken war.

Bewertung vom 30.09.2020
Feuererwachen (Bd. 1)
Munda, Rosaria

Feuererwachen (Bd. 1)


sehr gut

Für Fantasyleser_innen ist "Feuererwachen" geradezu ein Muss, wobei ich gestehe, das ich mir ein klein wenig mehr Drachen gewünscht hätte. Es gibt einige Begebenheiten innerhalb der Story, in der Drachen sehr präsent sind, aber der Fokus verteilt sich eher auf die beiden Protagonisten Annie und Lee, die seit Kindertagen Freunde sind. Die Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt, da sie Konkurrenten werden und dieses zu einem Bruch hätte führen können. Die Szenen im Waisenhaus geben einen Einblick in die Kinderzeit und machen das Buch dadurch sehr lebendig. Was mich auch überzeugt ist, die Verbundenheit zu ihren Drachen, was ich mitunter sehr hart fand, denn emotional konnte mich diese tiefe Verbundenheit absolut überzeugen, was die beiden Protagonisten nicht gänzlich schaffen konnten, dennoch empfand ich diesen Einstieg und gleichzeitig das Debut der Autorin in das Genre Fantasy gelungen.
Sehr interessant gestrickt sind die Einblicke in die "Alte" und in die "Neue" Welt, die sich komplett voneinander unterscheidet. Ein sehr einschneidendes Erlebnis der Kinder Annie und Lee und immer wieder in kleinen Rückblenden erzählt. Die Perspektivwechsel sind ebenfalls gelungen dargestellt. sodass die Protagonisten nicht blass bleiben, wobei ihre innere politische Einstellung dadurch umso deutlicher wird.
Insgesamt gesehen ist "Feuererwachen" ein sehr rasantes, mitunter auch barbarisches Buch, welches dem Mittelalter ähnlich ist. Manche Szenen waren mir tatsächlich zu brutal, wobei darauf hinaus gezielt wurde, wohin Lee gehört und sich somit von seiner Familie lösen kann. Dieses zeigt er recht deutlich und mir stehen die Haare zu Berge. Dieses wäre mein einziger Kritikpunkt am Roman, den ich für junge Leser_innen absolut empfehlenswert finde, da die Schriftgröße angemessen ist und die kurzen, knackigen Kapitel geradezu dazu auffordern immer mehr und mehr lesen zu wollen.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an ein Jugendbuch, welches mir sehr zugesagt hat. Freundschaft und Abenteuer sind absolut gelungen dargestellt, wobei auch der Zwiespalt sehr deutlich wird, in denen sich Annie und auch Lee befinden. Dieses macht einfach neugierig darauf, wie
die neue Ordnung aussehen kann, nachdem der Drachenreiter seinen Kampf bestanden hat und sich nun auf seine neuen Aufgaben besinnen muss. Das Buch endet mit einigen Fragen, die mir sicherlich in den weiteren Bänden beantwortet werden. Die Revolution hat sowohl Lee, als auch Annie übel mitgespielt und ich erhoffe mir, das sie ihren Frieden finden werden.

Bewertung vom 28.09.2020
Das Glück so leise
Lastella, Leonie

Das Glück so leise


sehr gut

Herzerwärmend schön
"Das Glück so leise", ist ein weiterer Roman der Autorin Leonie Lastella, welcher mir sehr zusagte. Mir gefiel ganz besonders, das Liebesszenen nicht erschlagen und im Detail erzählt werden, sondern passend für den Moment sind. Leidenschaft nicht nicht überhand, sondern die Protagonisten und ihre Lebensgeschichten. Ihr Erleben und ihre Erwartungen, die im Nachhinein dazu führen, die wahre Liebe zu finden, trotz Hindernisse. Ein Roman, der sich zu lesen lohnte und dessen Hauptaussage definitiv gelungen ist. Etwas zu wagen, was Angst bereitet, kann etwas lohnenswertes sein, da es eben auch ein unerwartetes Happy End ergeben kann. Einige Überraschungen hat die Autorin im Gepäck, die wirklich wunderschön sind und diese Story daher regelrecht herzerwärmend gestalten konnte.

Der Titel des Romans ist äußerst passend, da die Protagonistin Lillian gehörlos ist und nur mit den Geräuschen der Erinnerung lebt. Sie wurde aufgrund ihrer "Behinderung" sehr verletzt und hat daher große Probleme sich erneut auf einen Mann einzulassen. Sam, der mir zunächst unsympathisch erscheint, steht vor einem Neuanfang, den er mit einer Finanzspritze seiner Großmutter starten möchte. Diese erteilt ihm eine Aufgabe und der Gedanke, Menschen Wünsche zu erfüllen ist wirklich grandios und verändert Sams Denken und Handeln, nachdem er sich darauf einlässt. Leider geht er irgendwann einen Schritt zu weit und verliert dabei fast Lillian, da er Dinge übernimmt im besten Wissen und Gewissen, aber dabei außer Acht lässt. Lillian miteinzubeziehen. Es kommt zu einem Bruch und Sam steht wieder ganz am Anfang.

Das Ende des Romans ist so bezaubernd, sodass ich tatsächlich einige Tränen vergossen habe. Selbst Mutter zu sein, spielte dabei natürlich eine ausschlaggebende Rolle. Es ging mir nah und daher hob sich "Das Glück so leise" auf jeden Fall aus dem Einheitsbrei der Liebesromane ab.

Ich vergebe sehr gerne eine Leseempfehlung, da mich die Story sehr berührt hat und ich die Stille, die Lillian umgibt wahrnahm und sie mich hier und da wirklich zur Ruhe kommen ließ. Es ist nicht immer nur ein ruhiger Roman, denn er steckt letztendlich voll von Emotionen, die gehört werden wollen. ich fühlte mich wohl und konnte eine Auszeit aus meinem stressigen Alltag nehmen, der mir von der Autorin geschenkt wurde. Vielen Dank dafür ♥

Bewertung vom 25.09.2020
Die App - Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
Strobel, Arno

Die App - Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.


sehr gut

Beängstigend realistisch

"Die App" ist ein sehr spannender Thriller, der aufgrund von moderner Technik sehr beängstigend auf mich wirkte. Alexa & Co nehmen sehr viel Raum ein und auch, wenn die beschriebene App im Thriller Adam heißt und das Paradies vorgaukeln soll, nimmt Adam sehr viel Raum ein und ist daher nicht unbedingt von hohen Nutzen für seine Benutzer. Noch ein großes aktuelles Thema wird hier eingestreut, worüber ich aber nicht reden darf, da der Autor in den Danksagungen darum bat, diese Überraschung außen vor zu lassen, damit der zukünftige Leser nicht gespoilert wird. Diesem Wunsch gehe ich gerne nach, wobei mir persönlich klar war, als ich die Zahlen auf dem Zettel las, welchen Nutzen die Entführungen haben. Klar war allerdings nicht, wie Adam genutzt wird, um potentielle Kandidaten zu erhalten. Mir schwant Übles, wenn ich an meine Zukunft denke und an den Fortschritt moderner Technologien, die nicht nur das Radio leiser stellen, eine Sendersuche starten können oder dazu genutzt werden das Licht zu dämmen. Alles Dinge, die ich selbst tun kann und dafür Alexa & Co oder auch Adam nicht benötige. Hinzu kam dann noch die Überwachung durch installierte Kameras, die mich in meinem Privatleben zu sehr einschränken würden. Vielleicht vergisst man es irgendwann, aber ich habe vor einiger Zeit einen Arbeitsplatz abgelehnt, da die Tochter des Hause, die ich betreut hätte, aufgrund von Epilepsie komplett über Monitore überwacht wird und ich gleich mit. Jedes Nase bohren wäre aufgezeichnet worden und die Zeiten, die ich auf Toilette verbringe und nicht nah am Kind ebenso, dieses war mir zu suspekt und daher keine Alternative zu dem, was ich zur Zeit beruflich mache. Für mich sind die modernen Technologien nichts, was ich benötige und in meinem Haus installieren will, zumal sich Adam, wie man hier lesen konnte, sehr gerne selbstständig macht und definitiv eine große Gefahr von ihm ausgeht.
Arno Strobel gelingt es erneut einen hohen Spannungsbogen zu erzeugen. Auch wenn ich manches zu aufgesetzt empfand, da zu viele aktuelle Themen angesprochen wurden, ist "Die App" ein solider Thriller, den es zu lesen lohnt. Mein E-Book weist allerdings 277 Seiten auf und nicht wie auf der Verlagseite beschrieben 368 Seiten, dementsprechend schnell war das Buch beendet. Eine Leseempfehlung gibt es dennoch, da ich im Großen und Ganzen doch zufrieden gestellt wurde, so wie ich es erwartet hatte.

Bewertung vom 20.09.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


sehr gut

"Ihr Königreich" ist ein Kriminalroman, der aus Höhen und Tiefen besteht und Familienbande beschreibt, die mir oftmals unerklärlich sind. Kann man so sehr lieben, das man Schuld verdeckt und je mehr Zeit vergeht, sich immer wieder neu auf seinen Bruder einlassen und selbst Verzicht zu üben? Verzicht auf das eigene Glück? Die große Liebe? Oder sind es Schuldgefühle, die sogar Mode decken oder Morde ausführen, um den Bruder zu schützen, weil man als junger Mensch versagt hat? In mir hinterlässt das Buch einige unbeantwortete Fragen.

Wir lesen hier von echten Dramen und hohen Krimianteilen, die hier und da wirklich kürzer hätten ausfallen können, denn mit seinen fast 600 Seiten ist "Ihr Königreich" ein wirklicher Wälzer, der auch schwer auf der Hand lag. Schwer war auch mitunter der Inhalt, da sich mir nicht erschließt, wie weit manche Menschen in ihren Überzeugungen gehen und wie viele Leichen sich hier im Keller verbergen. Absolut krass und für mich nicht immer nachvollziehbar.

Der Autor nutzt Tabuthemen, um aufzuzeigen, wie manches uns gefühlskalt werden lässt und emotional sehr schädigt. Es stecken hier und da sicherlich einige psychologische gute und wahre Ansätze in den geschriebenen Worten, aber komplett überzeugt bin ich nicht, da ich manches einfach nur langweilig und zu ausführlich erzählt empfand, während anderes auf der Strecke bleibt und nur meine lebhafte Fantasie mir Bilder im Kopf beschert. Man muss den Autor schätzen, um seine Wortspiele und seinen Schreibstil zu verstehen. Mir ist es leider nicht immer gelungen, dennoch ergibt das Gesamtergebnis ein rundes Bild, sodass ich sehr gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

Es zeigt sich erneut, das Eltern einen großen Anteil an der Entwicklung ihrer Kinder nehmen und diese prägen. Ein Beispiel wäre, eine Kindheit voller Gewalt, bringt Männer hervor, die ebenfalls ein hohes Gewaltpotential ausleben oder eben nicht fähig sind, Empathie zu empfinden. Dieses lese ich heraus, muss also nicht stimmen und sind nur meine Gedanken. Eine andere Sache ist die, die mir die Nackenhaare zu Berge stehen lassen: Wenn ich als Ehefrau mitbekomme, das bei meinem Mann ganz gewaltig was schief läuft, sehe ich dann darüber hinweg oder greife ich ein? Wenn ein Buch nachdenklich stimmen kann, dann muss es doch einfach nur gut sein, oder? So ganz stimmt dies zwar nicht, aber insgesamt ein netter längerer Schmöker für zwischendurch und daher empfehlenswert.

Bewertung vom 14.09.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" erzählt schonungslos von einem jungen Mädchen, die sich gegen Hass und grausamen Morden stellt, um Menschenleben zu retten, obwohl dieses unter Todesstrafe gestellt ist. Stefania findet Mittel und Wege, um immer wieder mit denen im Ghetto lebenden Menschen in Kontakt zu treten und Medikamente und Lebensmittel hineinzuschmuggeln. Sie bringt sich oftmals in große Schwierigkeiten und dennoch gibt sie nicht auf und findet immer wieder Mittel und Wege um zu helfen. Das Überleben wird für alle Beteiligten schwierig und Angst und Hunger ist ein täglicher Begleiter. Schonungslos und erzählt die Autorin von einem Leben im Jahr 1939 in Polen, bis hin zum Kriegsende, der endlich ein Leben ohne Angst und Schrecken bescheren wird. Faszinierend ist, wie sehr Stefanie auch nach Kriegsende noch angefeindet wird, da sie es geschafft hat zu retten und Menschen nicht zum Tode verurteilt wurden. Den Bruch zu ihrer Mutter empfand ich als sehr hart und es zeigt auf, wie wenig Menschen nach Kriegsende gelernt haben, da sie die Ausrottung und Brutalität gegenüber Juden als richtig empfinden. Es hinterlässt in mir ein ungläubiges Kopfschütteln, da ich die Gedenkstätte Ausschwitz besucht habe und die Gräueltaten mir daher noch genau vor Augen standen.
Ein Roman, der aufzeigt, das es auch in dieser unbarmherzigen Zeit Menschen gegeben hat, die trotz der großen Angst Menschen zu verstecken und für ihr Überleben zu sorgen. Es hat sie gegeben und daher sind sie wahre Helden und Heldinnen. Stefania und Helena sind junge Frauen / Mädchen, die einiges auf sich nehmen und sich immer bewusst sind, sollten sie entdeckt werden, wird es auch ihr Leben kosten. Es ist beeindruckend und erschütternd, was sie in ihren jungen Lebensjahren erleben und erdulden mussten und welch eine Stärke sie beweisen in all dem, was ihnen widerfährt. Das Grauen der damaligen Zeit ist authentisch wiedergegeben und lässt mich Zeitzeuge werden.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, denn diese Geschichte, die nur eine von vielen ist, die erzählt werden muss, bewegt zutiefst und erfüllt mich letztendlich mit großer Freude, auch wenn es nur für einige wenige Menschen ein Happy End gab, so ist es doch ganz wunderbar dieses zu verfolgen. Am meisten bewegt mich, das die Autorin die Geschichte weitererzählt, indem sie mir Fotos und Lebensgeschichten der Betroffenen präsentieren kann, die die Begebenheiten um einiges schmerzlicher wirken lassen. Ein Roman, der nicht nur lesenswert ist, sondern auch Wahrheiten beinhaltet, die noch heute aktuell sind, wenn man sich unsere politische Lage ansieht.

5 Sterne