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aebbies.buechertruhe

Bewertungen

Insgesamt 1003 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2024
Das Land der verlorenen Götter
Ümit, Ahmet

Das Land der verlorenen Götter


sehr gut

Hauptkommissarin Yildiz Karasu und ihr Kollege Tobias Becker aus Berlin haben schon viel gesehen, doch der Mordfall zu dem sie gerufen werden ist an Grausamkeit nicht zu überbieten. Vor einem riesigen Bild des Zeus liegt der junge Maler. Er wurde erstochen. Ihm wurde sein Herz aus der Brust entnommen und in seine Hände gelegt. Die Ermittlungen gehen zunächst in alle Richtungen, doch als es noch zu weiteren Morden dieser grausamen Art kommt, führen die Spuren zum Pergamon - Museum und dem berühmten Altar. Die Familie des ersten Opfers ist in ganz besonderer Weise mit der Geschichte des Pergamon - Altares verbunden. Bei den Nachforschungen kommen Geheimnisse ans Tageslicht, die die Ermittler in Staunen versetzen. Sie müssen bis nach Bergamo in Anatolien reisen, um den Fall zu lösen.

"Das Land der verlorenen Götter" von Ahmet Ümit ist ein ganz spezielles Buch. Es wird als Krimi angekündigt, ist aber mehr als das. Ich möchte es in vier Kategorien einteilen. Zuerst natürlich der Krimi. Der Fall ist enorm spannend und nicht alltäglich. Die Ermittler sind sympathisch, denn sie agieren sehr menschlich. Sie treten nicht als Superhelden auf und machen auch einmal Fehler. Als zwetes sind die Geschichten aus der griechischen Mythologie, erzählt von Zeus persönlich. Diese Geschichten bringen die Götterwelt der alten Griechen nahe. Man ist fasziniert, ob man will oder nicht. Drittens ist da die Entdeckung des Pergamon- Altares. Diese Geschichte wird sehr detailgenau erzählt und ist für alle, die sich etwas für Archäologie interessieren, äußerst spannend. Die vierte Sparte ist die Darstellung Deutschlands aus Sicht der hier lebenden Türken. Das habe ich mit Interesse gelesen, obwohl ich damit nicht immer einverstanden war. Die Schilderung war mir zu einseitig negativ. Wer also Lust auf dieses Buch bekommen hat - es lohnt sich!

Bewertung vom 21.02.2024
Dunkle Schluchten / Kommissarin Irmi Mangold Bd.14
Förg, Nicola

Dunkle Schluchten / Kommissarin Irmi Mangold Bd.14


ausgezeichnet

Irmi Mangold und ihr Freund Fridtjof Hase verbringen ihren Urlaub am Lago Maggiore. Alles könnte so schön sein - wäre da nicht plötzlich die Leiche des Oberammergauer Restaurators Hannes Vogl. Sein Auftraggeber ist kein geringerer als ein Großindustrieller aus Garmisch, der sein Geld mit Eiern und Geflügel verdient. In seiner Villa in Cannobio könnte ein Fresko verborgen sein, was als Mordmotiv geeignet wäre. Irmi ermittelt wieder und wittert noch ganz andere Dinge...

Irmi Mangold ist nun in ihrem 14. Fall auf Mörderjagd. Auch in "Dunkle Schluchten" nimmt sich Nicola Förg Themen des Tier- und Naturschutzes an. Diesmal widmet sie sich der Tierhaltung und den dazugehörigen Gesetzen, durchleuchtet sie und bringt sie in ihre Krimihandlung so ein, daß wirklich jeder merkt, wie der Verbraucher geblendet wird. Dies macht sie so geschickt, daß man nie das Gefühl hat, daß man hier mit erhobenem Zeigefinger belehrt würde. Sie vermittelt ihr Hintergrundwissen auf ruhige, nicht reißerische Art. Neben den sehr ernsten Themen brillieren die Krimis von Nicola Förg durch ihre traumhaften Schauplätze. Hier kann man richtig ins Schwärmen geraten. Ihre Beschreibungen sind so wunderschön und bildhaft, daß ein klares Bild vor Augen entsteht. Auch ihre Charaktere hat Sie wieder sehr liebevoll ausgeschmückt, so daß man sich in sie hineinversetzen kann und mit ihnen fühlt. Ihre Stimmungen werden perfekt vermittelt. Dabei verliert die Autorin nie den eigentlichen Mord aus den Augen. Man wird von diesem spannenden Fall förmlich aufgesogen, verfolgt diverse Spuren, findet immer neue Ungereimtheiten und muß fast zwanghaft immer weiterlesen.

Auch dieser Fall hat mich rundum begeistert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2024
Der Mondmann - Rote Spur
Haskin, Fynn

Der Mondmann - Rote Spur


ausgezeichnet

Die Kopenhagener Polizei steht vor einem Rätsel: In welchem Zusammenhang stehen die Opfer einer brutalen Mordserie? Kommissar Jens Lerby untersucht diesen Fall, doch ihm werden die Ermittlungen entzogen. Offenbar wurde dies von einflussreichen Parteien veranlaßt, die kein Interesse an der Auflösung haben. Doch Lerby gibt nicht auf und er findet heraus, daß es bei diesem Fall eine Verbindung zur Kultur der Inuit gibt. Lerby macht sich auf nach Grönland.

Fynn Haskin schickt seinen sympathischen Kommissar Jens Lerby in seinem zweiten Thriller "Der Mondmann - Rote Spur" erneut nach Grönland. Auch hier findet man sich in der faszinierenden Welt der Inuit wieder. Ihre Kultur wird hier richtig gut beschrieben. Man erlebt Mythologie und Übersinnliches hautnah und erfährt viel über das Leben der Inuits. So etwas gefällt mir immer sehr und macht für mich den Reiz dieser Serie aus. Dies und die faszinierende Landschaft Grönlands ergibt ein außergewöhnliches Setting. Jens Lerby ist ein richtiger Sympathieträger, der sich nichts vorschreiben läßt. Er ist mit seiner speziellen Art, die nicht rund ist sondern über Ecken und Kanten verfügt, absolut authentisch. Der Fall selbst ist wieder richtig spannend und läßt den Leser nicht mehr los, zu außergewöhnlich ist dann auch die Lösung. Fynn Haskin verfügt über einen Schreibstil, der sehr gut und flüssig zu lesen ist und einfach mitnimmt in die Handlung.

Bewertung vom 18.02.2024
Wolfsgier
Korn, Max

Wolfsgier


weniger gut

Simon und Maggie machen sich mit dem Wohnmobil auf in den Urlaub im Bayrischen Wald. Doch sie werden durch einen Wildunfall aufgehalten - ein Wolf ist ihnen vor das Wohnmobil gelaufen, der Wolf ist tot und der Scheinwerfer kaputt. Sie wollen den Unfall melden, fahren dafür in das kleine Dorf Heindlsäge. Als Simon mit den örtlichen Polizisten zur Unfallstelle zurückkehrt, finden sie statt des Wolfes eine tote nackte Frau. Als auch der Mechaniker, der sich um das Wohnmobil kümmern soll, immer mysteriöser wird, ahnen Simon und Maggie, daß sie dieses Dorf so schnell nicht verlassen werden. Als auch Maggie spurlos verschwindet, beginnt Simon eine gefährliche Suche nach ihr.

Max Korn startet seinen Thriller "Wolfsgier" sehr vielversprechend. Der Unfall, das Verschwinden des toten Wolfes und die plötzlich vorhandene weibliche Leiche erzeugen mysteriöse Spannung. Leider wird diese Spannung nicht gehalten. Denn je weiter die Handlung fortschreitet, desto abstruser und wirrer wird es. Simon tappt so dermaßen blind von einer gefährlichlichen Situation zur nächsten, daß ich mich gefragt habe, wie blöd er eigentlich ist. Er kassiert nebenbei noch so viel Prügel und Verletzungen, daß es wundert, daß er sich überhaupt noch bewegen kann. Das Dorf scheint wohl auch nur aus sieben undurchsichtigen Personen zu bestehen, die alle zunächst unter einer Decke zu stecken scheinen und massive Geheimnisse haben. Dazu kommen dann noch ein tschechischer Zuhälter mit seinem Türsteher und einer "angestellten Dame", die ebenfalls etwas zu verstecken haben. Also sympathische Charaktere sucht man hier vergeblich. Die Handlung war für mich schon arg verworren. Maggie, die plötzlich über tierische Instinkte verfügt (warum das so ist bleibt ein Geheimnis) und die ganzen Verstrickungen sorgten für Verwirrung. Ein Lichtblick war die Oma des Gastwirtes, denn sie sorgte für einen unheimlichen Touch.

Bewertung vom 15.02.2024
Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken / Wasserschutzpolizei Hamburg Bd.1
Kästner & Kästner

Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken / Wasserschutzpolizei Hamburg Bd.1


ausgezeichnet

An den St. Pauli - Landungsbrücken wird der Barkassenkapitän Dominic Lutteroth erschlagen auf seiner Barkasse gefunden. Kriminalhauptkommissarin Jonna Jacobi sieht sich der Hafenwelt entgegengestellt - einer Welt voller eigener Gesetze, für Außenstehende kaum zugänglich. Doch sie bekommt Hilfe durch die Kollegen der Wasserschutzpolizei, allen voran Tom Bendixen, der darauf brennt, den Mord am Barkassenkapitän aufzuklären.

Das Autorenehepaar Kästner & Kästner hat mich mit "Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken" sehr begeistert! Man spürt hier die Verbundenheit mit "ihrem" Hafen. Andreas Kästner läßt hier seine Erfahrungen als Hauptkommissar bei der Wasserschutzpolizei gekonnt einfließen. Man bekommt hier Insiderwissen vermittelt und erhält Eindrücke in die Hafenwelt, wie man sie sonst nie bekommt. Man lernt den Hamburger Hafen nicht nur von der touristischen Seite kennen, sondern erlebt auch die Seite jenseits der Romantik, in der um die besten Liegeplätze gekämpft wird und Kriminelle ihre Drähte im Schmugglerbereich ziehen. Es wird Hafengeschichte vermittelt ebenso wie Fakten über das aktuelle Umschlaggeschehen im Containerhafen. Auch die Arbeit von Angelique Kästner als Psychotherapeutin hat hier Anteil an der Authentizität der Handlung. Durch sie schaut man in die Seelen der Charaktere und versteht ihr innerstes unheimlich gut. Von Beginn an fragt man sich, welche Probleme Tom und Charlotte privat haben. Dies wird nach und nach aufgeklärt, was neben der immens spannenden Mördersuche auch noch für Spannung sorgt. Immer wieder gibt es hier neue Verdächtige und Spuren, die verfolgt werden. Ein wahres Wechselbad der Gefühle, denn kaum meint man, man hat den Täter entlarvt, stellt man fest, daß dem nicht so ist.

Ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Fall dieser Reihe, denn dieser Krimi voller Hamburger Hafenflair war einfach umwerfend gut!

Bewertung vom 14.02.2024
Töchter des Aufbruchs / Das Pensionat an der Mosel Bd.1
Pierre, Marie

Töchter des Aufbruchs / Das Pensionat an der Mosel Bd.1


ausgezeichnet

In dem kleinen Ort Diedenhofen in Elsaß-Lothringen führt Pauline Martin im Jahr 1910 ein Mädchenpensionat. So vielfältig wie die Bevölkerung in dieser Region, sind auch ihre Schülerinnen. Pauline ist es wichtig, daß die ihr anvertrauten Mädchen zu selbstbewußten und gebildeten jungen Frauen heranwachsen. Daß eine ihrer Schülerinnen sich heimlich mit einem jungen Soldaten trifft, geht ihr allerdings zu weit. Sie verbietet Suzette energisch diese Liebelei. Als das Mädchen eines morgens nicht in ihrem Bett liegt, ist die Aufregung groß. In ihrer Not bittet Pauline den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz um Hilfe. Ihre gegenseitigen Vorurteile geraten dabei nach und nach ins Wanken und es entsteht sogar so etwas wie Freundschaft. Das wird im prüden Kaiserreich nicht gern gesehen. Für Pauline steht alles auf dem Spiel: Ihr guter Ruf als Frau und Lehrerin, sowie der Fortbestand ihres Pensionats.

Marie Pierre oder Maria W. Peter hat sich diesmal etwas besonderes einfallen lassen. Mit dem Titel "Töchter des Aufbruchs" erschien ihr erster Teil der Trilogie "Das Pensionat an der Mosel". Es geht ziemlich turbulent zu in diesem Mädchenpensionat. Deshalb wird die Geschichte auch nir langweilig. Heute kann man über die prüden Anstandsregeln in der Kaiserzeit nur Schmunzeln, doch damals machten diese das Leben bestimmt nicht einfacher. Marie Pierre schreibt diese Geschichte mit viel Herz. Sie bringt den Lesern den Ort Diedenhofen so nahe, daß man glaubt, selbst dagewesen zu sein. Auch die Personen werden so echt beschrieben - man hat sofort ein Bild von ihnen vor Augen. Sogar für Spannung ist gesorgt, denn es gibt auch einen Bösewicht. Doch der muß erst einmal enttarnt werden, wodurch einige Turbulenzen entstehen. Diese neue Reihe verspricht gute Unterhaltung. Der Auftakt ist schon einmal mehr als gelungen!

Bewertung vom 13.02.2024
Lucias Entscheidung / Töchter des Nordmeeres Bd.2
Thorn, Ines

Lucias Entscheidung / Töchter des Nordmeeres Bd.2


ausgezeichnet

Norwegen 1901: Liv und Lucia wurden als Neugeborene auf der Insel Smöle ausgesetzt. Ihre Kleidung ließ darauf schließen, daß sie samischer Abstammung sind. Jetzt sind sie erwachsen und kommen nach einigen Jahren in der Stadt zurück auf die Insel. Liv sieht einer glücklichen Zukunft entgegen, denn sie hat ihr Studium erfolgreich beendet. Sie hat sogar eine bezahlte Stellung als Wissenschaftlerin gefunden und ist glücklich mit ihrem Mann Sverre. Lucia dagegen kommt mit ihrer kleinen Tochter Marie als Geschiedene zurück. Das sorgt für Gerede. Sie muß für ihren Unterhalt in der Fischfabrik arbeiten. Dort lernt sie Johan kennen, doch sie kann keinem Mann mehr vertrauen. Die wagemutige Liv macht sich mit Sverre auf die Reise in den Norden, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Diese Reise bringt sie schnell an ihre Grenzen. Doch am Ende der Reise weiß Liv endlich, wo ihre Heimat ist.

Die Geschichte über die "Töchter des Nordmeeres" geht weiter mit "Lucias Entscheidung". Ines Thorn schickt ihre Leser wieder in die Welt einer kleinen Insel in Norwegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Leben dort fordert viel Kraft, aber es ist gemütlich im Vergleich zu dem Leben, das die Samen im hohen Norden führen. Auch ihre Welt lernt man in diesem Roman kennen. Sehr schön fand ich ihre Sagen. Darin zeigt sich ganz deutlich die große Naturverbundenheit dieser Menschen. Ines Thorn findet auch in diesem Buch die richtigen Worte, um die Menschen zu beschreiben. Ihre Sorgen und Selbstzweifel kann man gut nachvollziehen. Die Dorfgemeinschaft wird lebensnah beschrieben, denn wie überall gibt es auch hier Tratschtanten und Neidhammel. Aber wenn es ernst wird halten alle zusammen, denn jeder braucht einmal Hilfe.

Auch dieser zweite Teil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Wer den ersten Teil gelesen hat, sollte ihn auf keinen Fall verpassen.

Bewertung vom 11.02.2024
Tod auf der Elbinsel / Dorothee Anders Bd.2
Greve, Linn

Tod auf der Elbinsel / Dorothee Anders Bd.2


ausgezeichnet

Im stillgelegten Elbwasserwerk Kaltehofe auf einer Elbinsel in Hamburg wird die Leiche der Modebloggerin Isabell "Bella" Graumann gefunden. Hauptkommissarin Dorothee Anders hat in Bellas Konkurrentin Samy D. und deren Lebensgefährten schnell Verdächtige gefunden. Doch je tiefer sie in den Fall eindringt, desto mehr kristallisiert sich eine ganz andere Wahrheit heraus, die Dorothee zu einer abgeriegelten, gewaltbereiten Onlinecommunity von Frauenhassern führt. Auch privat hat Dorothee zu kämpfen, denn ihr Privatleben gerät gerade gehörig aus den Fugen.

Linn Greve hat mit "Tod auf der Elbinsel" ihren zweiten Hamburg-Krimi veröffentlicht. Ich kenne Band 1 (noch) nicht, von daher kann ich sicher sagen, daß man diesen Krimi auch sehr gut ohne den Vorgängerband lesen kann. Alles, was ich wissen mußte, wurde mir von Linn Greve perfekt vermittelt. Ich mochte Dorothee wirklich sehr. Ihr Privatleben nimmt hier eine Rolle neben dem Kriminalfall ein, ohne zu viel Platz einzunehmen. Ihr Leben ist momentan etwas chaotisch und ihre Versuche eines Friseurbesuches bringen schon ein wenig Humor in die Handlung. Linn Greve thematisiert hier das hart umkämpfte Geschäft der Influencer. Es ist tatsächlich erschreckend, mit welchen Mitteln dort im Hintergrund manipuliert wird. Auch die Welt der Incels, von denen ich vorher nie etwas gehört hatte, wird hier mit ihrer gesamten Perversion thematisiert. Bei der Vorstellung, daß es solche Männer mit ihren entsprechenden Communitys tatsächlich gibt, läßt einen sprachlos werden. Die Handlung ist wirklich sehr spannend. Es gibt zig Fährten, denen man folgt, man kommt immer zu neuen Erkenntnissen und verdächtigt immer wieder jemand anderen. Geschickt vermittelt Linn Greve auch Wissen über die Geschichte Hamburgs zu Zeiten der Cholera und der Elbinsel Kaltehofe. Solch spannende Krimis mit Regionalität liebe ich und empfehle sie gern weiter!

Bewertung vom 10.02.2024
Das Lächeln der Königin
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


ausgezeichnet

Als Ludwig Borchardt im Jahr 1912 bei Grabungen in Tell el-Amarna die Büste der Nofretete aus dem Schutt befreit, ist ihm klar, daß er einen bedeutenden Fund gemacht hat. Er meldet dies sofort seinem Freund und Gönner James Simon in Berlin und beschreibt die Schönheit der Königin mit einer für ihn untypischen Euphorie. James Simon ist ein sehr reicher jüdischer Textilfabrikant. Er ist Sammler von Kunstwerken und stiftet den Museen in Berlin viele davon. Da liegt es nahe, daß er auch die Nofretete nach Berlin holen will. Im Jahr 1913 ist es endlich soweit. Erst im Jahr 1924 kann die Büste im Museum ausgestellt werden und verzaubert die Welt. Es kommt zu einem Streit zwischen Frankreich, Ägypten und Deutschland, weil jeder die schöne Königin für sich beansprucht. In der Zwischenzeit geraten die Verdienste von James Simon in Vergessenheit. Es wird sehr einsam um ihn.

In ihrem ersten Roman vermischt Stefanie Gerhold die Geschichte der Entdeckung der Büste der Nofretete mit einer fiktiven Handlung. "Das Lächeln der Königin" gibt also nicht haargenau historische Tatsachen wieder, sondern durch Hinzufügen einer erdachten Geschichte kann man lesen, wie es gewesen sein könnte. Dadurch wird die Geschichte aufgelockert und liest sich angenehm. Dazu trägt ganz besonders der lebendige Schreibstil von Stefanie Gerhold bei. Sie zeigt dabei eindringlich, wie es zum Niedergang der jüdischen Bevölkerung kommen konnte. Auch das Gerangel um Kompetenzen wird interessant beschrieben. Nicht nur die Länder streiten sich, auch in Berlin sind sich die Kunstexperten uneinig, wem die Königin nun gehört. Das war eher der Kampf der Platzhirsche, als Liebe zur Kunst. Es ist schon erstaunlich - die Büste der Nofretete kennt heute ziemlich jeder, aber James Simon wurde vergessen. Das hat die Autorin mit diesem Buch geändert. Sie rückt ihn in den Vordergrund und setzt ihm ein Denkmal. Ich finde, er hat es verdient.

Bewertung vom 04.02.2024
Der zugewandte Hund
El Ayachi, Sami;Herrnkind, Renée

Der zugewandte Hund


sehr gut

Das Buch "Der zugewandte Hund" von Sami El Ayachi widmet sich dem Thema "Körpersprache des Hundes richtig verstehen und anwenden". Dieses Thema ist in der Hundeerziehung unendlich wichtig. Denn nur wer die Körpersprache versteht und umsetzen kann, hat in Hundeaugen Führungsqualität und der Hund akzeptiert seinen Menschen als Rudelführer. Eine Grundvoraussetzung für eine enge Bindung! Bei diesem Buch sollte jedoch schon etwas Grundwissen vorhanden sein, denn wer sich noch nie mit Themen wie Hundeerziehung oder -kommunikation beschäftigt hat, ist hier sonst schnell überfordert. Wer sich jedoch schon damit beschäftigt hat, findet hier wertvolle neue Erkenntnisse. In Bildern wird die Körpersprache von Hund und Mensch dargestellt, Übungen werden gezeigt. Was hier einfach aussieht, ist jedoch der Erfolg von Konsequenz beim Training, die halt nicht mal eben so einfach zu vermitteln ist und hier erläutert wird. Durchhalten muß nun jeder Hundebesitzer für sich selbst! Denn nur so kann derHund überhaupt verstehen, was man von ihm will - ohne dieses Verständnis wird er nie den gewünschten Trainingserfolg zeigen können. Hier wird mehr als deutlich, daß der Hundehalter sein Verhalten anpassen muß - und nicht umgekehrt. Gelungen sind die Übungsvorschläge, bei denen man mit Gegenständen ohne Hund erst einmal übt. Klappt die Übung nicht, hat man den Hund wenigstens nicht verunsichert oder ihm sogar geschadet. Dieses Buch ist eine gute Fortbildung zum Thema Körpersprache zwischen Hund und Halter - einem sehr wichtigen Thema!