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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 372 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2023
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Spannender, komplexer Fall
Ich hatte mich sehr auf den 11. Band aus dieser Reihe gefreut und wurde nicht enttäuscht. Es hat Spaß gemacht, das Team um Pia Sander und Oliver von Bodenstein wiederzutreffen, die sich inzwischen wie alte Bekannte anfühlen.
Ihr erster Fall geht unter die Haut. Die sechzehnjährige Lissy wird erdrosselt aufgefunden. Da sie kurz zuvor mit einem Asylbewerber gesehen wurde, ist für die Öffentlichkeit schnell klar, dass er das Mädchen ermordet haben muss. Er wird als Zeuge gesucht, doch scheint er wie vom Erdboden verschwunden. Dann begeht ausgerechnet ein Richter im Gerichtssaal ein Selbstmordattentat, dem Bodenstein gerade noch entkommen kann. Eine Kollegin wird dabei jedoch getötet. Schnell stellt sich heraus, dass diese Kollegin ein Doppelleben führte und über Jahre Informationen an ein geheimes, äußerst gewaltbereites Netzwerk weitergab. Die Polizei arbeitet auf Hochtouren, um weitere Morde zu verhindern.
Die Fälle sind sehr spannend und komplex. Manchmal empfand ich gegen Ende des Buchs die vielen Namen verwirrend. Die Autorin hat zwar zu Beginn des Buchs dankenswerterweise ein Namensregister beigefügt, das ich jedoch kaum genutzt habe, weil das Nachschlagen den Lesefluss hemmt und es mir manchmal einfach egal war, ob es sich nun bei einer Person um das Opfer eines Tankstellenüberfalls oder eines Gullydeckelwerfers handelte.
Was mir an der Reihe immer gut gefällt, ist, dass man auch etwas über das Privatleben der Ermittler und ihre Sorgen und Probleme erfährt. Dabei hat Frau Neuhaus ein gutes Gespür dafür, wie viel richtig ist. Nichts nervt mich mehr, als wenn man mehr über das Seelenleben der Ermittler erfährt als über die eigentlichen Fälle. Die Motive für den Mord an Lissy fand ich nicht ganz nachvollziehbar, aber alles in allem ist es ein wirklich spannendes Buch mit aktuellen Bezügen. Eines der besten Bücher der Reihe, ich kann es nur empfehlen.

Bewertung vom 28.11.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


gut

Die Mittdreißigerin Clover lebt allein mit ihren Haustieren in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, die einem naturwissenschaftlichen Museum gleicht. Der Großvater, bei dem sie aufwuchs, ist schon seit zehn Jahren tot, doch Clover bringt es nicht über sich, die in Formaldehyd eingelegten Tierfoeten und die dicken alten Biologieschmöker ihres Grandpa zu entsorgen. Bis heute kann sie es sich nicht verzeihen, dass sie im Ausland und nicht an seiner Seite war, als er starb. Aus diesem Grund beschließt sie, als Sterbebegleiterin zu arbeiten, damit wenigstens andere Menschen nicht ganz allein sterben müssen. In ihrer Freizeit besucht sie sogenannte Todescafés, in denen Menschen sich über das Tabuthema Tod austauschen können. Bei einem dieser Treffen lernt sie Sebastian kennen, dessen Großmutter nicht mehr lange zu leben hat. Clover hatte noch nie eine Beziehung und ist ziemlich irritiert, als Sebastian Interesse an ihr zeigt. Er bittet sie, seine Großmutter zu betreuen, die sich als sehr interessante und weitgereiste Frau herausstellt.
Bis etwa zur Hälfte habe ich dieses Buch gern gelesen, doch dann fand ich Clover zunehmend nervig. Sie ist als junge Frau viel gereist, hat im Ausland gelebt und studiert und doch lebt sie jetzt völlig abgeschieden ohne Freunde, umgeben von den alten Präparaten ihres Grandpa. Sie schaut Liebesfilme in Endlosschleife und scheint erstaunt, dass bei ihrem ersten Kuss keine leise Geigenmusik im Hintergrund erklingt. In Tagebüchern schreibt sie auf, was die von ihr betreuten Verstorbenen am meisten bedauerten, nicht getan zu haben und beschließt, den Toten zu Ehren diese nie in die Tat umgesetzten Vorhaben zu erfüllen. Bei Wünschen wie Schlittschuhfahren im Central Park lasse ich mir das noch gefallen, dass sie sich jedoch aus diesem Grund die Haare blau färben will, empfinde ich dann doch als ziemlich absurd. Ich finde die Person Clover konstruiert und unglaubwürdig. Sie inszeniert unnötige Dramen und erscheint mir völlig weltfremd. Für mich war dieses Buch weder sonderlich berührend, noch klug und hoffnungsvoll, wie auf dem Cover propagiert. Die Klugheit besteht aus Kalendersprüchen wie „Für einen guten Tod musst du ein gutes Leben gelebt haben.“ Aufgrund der vielen positiven Bewertungen hatte ich mich sehr auf diese Lektüre gefreut, doch leider bin ich ziemlich enttäuscht.

Bewertung vom 26.11.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


ausgezeichnet

Der Schein trügt
Hanna Ahlander lebt schon seit einigen Monaten im schwedischen Wintersportort Are im Ferienhaus ihrer Schwester. Beruflich hat sie sich gut eingelebt. Are ist ein kleiner beschaulicher Ort, in dem normalerweise nicht viel passiert, doch schon wenige Monate nach dem ersten Mord, in dem sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Daniel ermittelte, geschieht ein weiterer Mord. Bei dem Toten handelt es sich um einen in der Vergangenheit bekannten Skisportler, der mittlerweile als Installateur arbeitet und allseits beliebt war. Wer hat ihn so gehasst, um ihn so grausam zu töten?
Bei ihren Ermittlungen stoßen Hanna und Daniel auf einen weiteren mysteriösen Fall. Eine junge Erzieherin ist seit Tagen von niemandem mehr gesehen worden. Sie war Mitglied in einer fundamentalistischen Freikirche. Ihr Ehemann scheint ebenfalls verschwunden zu sein. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen? Doch wenn ja, welcher?
Ich habe schon den ersten Fall um Hanna Ahlander gern gelesen, doch der zweite Fall ist sogar noch spannender. Viveca Sten versteht es, die Personen sehr lebendig zu beschreiben und ihre Leser auf falsche Fährten zu leiten. Auch über das Privatleben der Ermittler erfährt man viel. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung dieser Reihe.

Bewertung vom 21.11.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Roadtrip in den Norden
Die vierzehnjährige Billie lebt mit ihrer Mutter Marika in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus neben der Autobahn. Die beiden haben ein gutes Verhältnis, sie kommen mir eher wie Freundinnen vor, was sicher auch daran liegt, dass Marika eine junge Mutter ist. Die Verhältnisse, in denen sie leben, sind prekär. Trotz Marikas zwei Jobs ist nie genug Geld da, doch die beiden machen das Beste draus. Als sie durch Glück an etwas Geld kommen, planen sie einen Urlaub am Meer, doch dann sagt sich Billies kranke Großmutter aus Ungarn an. Natürlich fällt der Urlaub damit ins Wasser, doch das ist nicht das Schlimmste. Die Mutter stirbt unerwartet, mit der Großmutter kommt Billie nicht klar, ihren Vater kennt sie nicht. So beschließt sie, ihren Vater suchen zu gehen. Dabei helfen ihr alte Unterlagen ihrer Mutter. Ein abenteuerlicher Roadtrip in den Norden Deutschlands beginnt.
Ich habe Paradise Garden, das mit Billie als Ich-Erzählerin geschrieben ist, sehr gern gelesen. Die Personen sind authentisch. Wenig realistisch fand ich allerdings Billies Fahrt auf der Suche nach ihrem Vater. Eine Vierzehnjährige mit blauer Perücke fährt hunderte von Kilometer quer durch Deutschland und keinen kümmert’s? Aber sei’s drum, die Geschichte ist berührend und spricht viele Themen an: prekäre Lebensumstände, Suche nach Identität, Klassenunterschiede und damit einhergehende Dünkel, um nur ein paar zu nennen. Ein eindrucksvoller Debütroman, den ich empfehlen kann.

Bewertung vom 06.11.2023
Weihnachtszeit! Bald ist's so weit
Moser, Annette

Weihnachtszeit! Bald ist's so weit


ausgezeichnet

Perfekte Lektüre für die Adventszeit
Dieses liebevoll gestaltete Buch ist die perfekte Lektüre für die Vorweihnachtszeit. Aufgrund der stabilen Pappseiten ist es für Kinder ab 2 Jahren bestens geeignet. Auf sechs Doppelseiten lernen wir fünf Tiere des Waldes in ihrem gemütlichen Zuhause kennen: Dora Dachs, Kiki Kaninchen, Ibo Igel und ihre Freunde Eddi Eichhörnchen und Elfi Eule möchten sich alle auf Weihnachten vorbereiten, doch sie haben alle möglichen Dinge verlegt und die Kinder sollen ihnen beim Suchen helfen. Auf jeder bunten Doppelseite verstecken sich die Gegenstände hinter jeweils fünf Klapptüren, auf die sich unser Zweijähriger mit Begeisterung gestürzt hat. Die Seiten enthalten so viele goldige Details, dass man auch nach mehrfachem Lesen immer wieder etwas Neues entdecken kann und selbst die Großen ihre Freude daran haben, wenn sie zum Beispiel auf Eddi Eichhörnchens Pinnwand eine Karte entdecken, auf der Eddi die Verstecke seiner Nüsse festgehalten hat! Jede Seite enthält außerdem einen kurzen Text mit einem kleinen Reim und einer Frage an die Kinder.
Was auch total süß ist, sind die vielen kleinen Käferchen, die bei den Waldtieren leben. Man entdeckt einen auf Sägespänen schlummernden Grashüpfer, ein Käferpaar, das an einem winzigen Tischchen Kaffee trinkt, zwei andere, die auf einem Schrank das Tanzbein schwingen. Es gibt wirklich unendlich viel zu suchen und zu entdecken. Wir sind von diesem tollen Kinderbuch jedenfalls restlos begeistert. Das Einzige, was ein bisschen schade ist, ist, dass die Klappen sich nicht mehr richtig schließen lassen, wenn sie einmal geöffnet wurden, aber das liegt eben in der Natur der Sache. Von uns bekommt dieses wunderschöne Buch fünf Sterne und eine dicke Empfehlung, zum Beispiel als Nikolausgeschenk.

Bewertung vom 30.10.2023
Beuteherz / Annie Ljung Bd.1
Rolfsdotter, Ulrika

Beuteherz / Annie Ljung Bd.1


gut

Annie kehrt nach einem schlimmen Erlebnis in ihrer Jugend ihrem Heimatort Lockne den Rücken und zieht nach Stockholm, wo sie ziemlich zurückgezogen als Sozialarbeiterin arbeitet. Ihr Vater ist gestorben, die Mutter lebt dement im Pflegeheim, von wo sie eines Tages mitten im Winter verschwindet und halb erfroren vor der Tür eines Verwandten steht. Annie hat es lange genug vor sich hergeschoben, jetzt muss sie ihre Mutter besuchen und nach dem Rechten sehen. Zuhause trifft sie auf ihre erste große Liebe, Johan, der zwischenzeitlich geheiratet hat. Eigentlich will Annie nichts lieber, als schnell wieder nach Stockholm zurückzufahren, doch dann verschwindet Saga, die siebzehnjährige Tochter ihres Cousins. Annie beteiligt sich an der Suche nach dem Mädchen und beschließt, ihren Job in Stockholm zu kündigen und vorerst in Nordschweden zu bleiben.
Beuteherz ist ein typisch schwedischer Krimi. Das fängt schon bei der nicht sonderlich originellen Covergestaltung an: ein rotes Holzhaus im Wald, die Atmosphäre etwas gruselig. Auch Annies Geschichte liest sich wie schon viele andere zuvor: ein traumatisches Erlebnis in der Jugend, Flucht nach Stockholm, die Umstände führen die Protagonistin zurück an den Ort ihrer Kindheit und die damit verbundenen Erinnerungen.
Das in kurzen Kapiteln verfasste Buch lässt sich gut und flüssig lesen, aber die Story ist nichts Neues. Über Annies Trauma erfahren wir scheibchenweise immer mehr, das meiste kann man sich sowieso zusammenreimen. Die Bedeutung des Romantitels hat sich mir bis zuletzt nicht erschlossen. Und die Frage im Klappentext, „Wiederholt sich die Vergangenheit?“, ergibt für mich auch keinen Sinn, denn Sagas Verschwinden hat rein gar nichts mit Annies eigener Geschichte gemeinsam. Manchmal frage ich mich, ob die Leute, die solche Teasertexte verfassen, das Buch überhaupt kennen.
„Beuteherz“ ist ein durchschnittlicher Krimi, ganz unterhaltsam, aber er hebt sich nicht aus der großen Masse hervor.

Bewertung vom 23.10.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


weniger gut

Fürchterlich
Die Ärztin Sara Linton ist glücklich mit dem Ermittler Will Trent, die Hochzeit steht kurz bevor. Während eines Nachtdiensts wird eine junge Frau auf die Notaufnahme eingeliefert. Sie hatte einen Autounfall und stirbt kurz danach. Zuvor schafft sie es jedoch noch, Sara mitzuteilen, dass sie brutal vergewaltigt wurde. Sara, die selbst vor über 20 Jahren Opfer einer Vergewaltigung wurde und dieses Trauma nie überwunden hat, schwört sich, den Schuldigen ausfindig zu machen. Dabei sticht sie in ein Wespennest, denn der Fall ist sehr viel komplexer als sie sich vorstellen konnte. Will und seine Kollegin Faith, die gleichzeitig Saras beste Freundin ist, ermitteln inoffiziell und bringen damit nicht nur sich und ihre Karriere, sondern auch Faiths Sohn in Gefahr.
Vergewaltigung ist ein heikles Thema, das in Krimis oft zur Sprache kommt. Noch nie habe ich allerdings ein Buch gelesen, in dem auf so obszöne und frauenverachtende Weise darüber geschrieben wurde. Die ekelhaften Details werden verschiedenen Personen gegenüber unzählige Male wiederholt, die dabei benutzte Sprache ist unterste Schublade. Von Vergewaltigern erwartet man wahrscheinlich nichts anderes, doch selbst Sara und eine andere Ärztin, die ebenfalls ein Vergewaltigungsopfer ist, bedienen sich dieses abstoßenden Vokabulars. Was die Geschichte selbst anbelangt, so erscheint mir manches sehr konstruiert, nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Will schleust sich unter einem Pseudonym als angeblicher früherer Kommilitone in eine Gruppe ein, mit der er angeblich in der Vergangenheit wilde Feste gefeiert hat. Keiner in der Gruppe kann sich an ihn erinnern, doch niemand kommt auf die Idee, die Behauptung anzuzweifeln. In Nullkommanichts wird er „wieder“ in die Gruppe aufgenommen, wodurch Will der Lösung des Falls ein ganzes Stück näherkommt. Nicht sehr glaubwürdig. Dazu kommt, dass die Übersetzung sehr zu wünschen übriglässt. Als eine der Personen etwas im englischen Original als „totally bananas“, also total verrückt, bezeichnet, wird das im Deutschen allen Ernstes als „Das ist ja total Banane!“ übersetzt. Die englische Farbe „purple“ ist ganz einfach lila und nicht purpurfarben! Ich könnte ganze Seiten füllen mit den schlechten Übersetzungen in diesem Buch.
Ich hatte auf einen spannenden Krimi gehofft, aber dieses Buch ist tatsächlich das Schlechteste, was ich seit langem gelesen habe. Nur gegen Ende kommt so etwas wie Spannung auf, weshalb ich zwei anstatt einen Stern dafür vergebe.

Bewertung vom 21.10.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

Ein ganz besonderes Pferd
Das Hauptaugenmerk dieses Romans liegt auf dem Rennpferd Lexington, das Mitte des 19. Jahrhundert das erfolgreichste Rennpferd sowie der berühmteste Zuchthengst der USA war. Lexington wird in Kentucky geboren. Von Anfang an kümmert sich der junge Sklave Jarret um ihn. Jarrets Vater hat sich freigekauft und beabsichtigt, auch seinen Sohn dem Gutsbesitzer Warfield abzukaufen, sobald er die entsprechende Summe gespart hat. Leider kommt es dazu nicht, denn Warfield beschließt, Jarret gemeinsam mit dem Hengst zu verkaufen. Es ist sehr bedrückend und schockierend zu lesen, wie Sklaven zu dieser Zeit wie Waren und nicht wie Menschen behandelt wurden und sich mit jedem neuen Besitzer auch der Name des Sklaven änderte. Im Lauf der Jahre wird Lexington mehrmals von dem Maler T. J. Scott gemalt. Eines dieser Bilder taucht im Jahr 2019 in Washington D.C. im Sperrmüll auf, wo es von dem Doktoranden Theo gefunden wird. Theo erkennt, dass es sich um ein außergewöhnliches Bild handelt und beschließt, mehr darüber herauszufinden. Bei seinen Recherchen lernt er Jess, eine Mitarbeiterin des Smithsonian Institutes, kennen, die zufällig kurz zuvor auf das Skelett des berühmten Rennpferdes gestoßen ist, das seit Jahren unbeachtet in einer Lagerhalle des Smithsonian aufbewahrt wurde.
Der auf mehreren Zeitebenen spielende Roman deckt eine Vielzahl an Themen ab. In dem historischen Teil geht es um Pferdezucht und das profitable und erbarmungslose Geschäft mit Pferderennen, Sklaverei in all ihrer Unmenschlichkeit sowie den amerikanischen Bürgerkrieg. In der Jetztzeit erfährt man viel über Gemälde, und erlebt den alltäglichen Rassismus, der nach wie vor in den USA vorherrscht. „Das Gemälde“ ist ein faszinierendes und im Übrigen hervorragend übersetztes Buch, das trotz seiner über 500 Seiten keine Längen aufweist und sich spannender liest als so mancher Krimi. Die Autorin versteht es geschickt, wahre Begebenheiten mit Fiktion zu verbinden. Uneingeschränkte Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 29.09.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


ausgezeichnet

Roman mit Sogwirkung
Die 22jährige Alex ist ständig auf der Suche nach einem Sugardaddy, der sie aushält. Momentan geht es ihr gut: sie verbringt den Sommer mit dem wesentlich älteren Simon auf dessen Luxusanwesen in den Hamptons, wo die Reichen und Schönen der Ostküste ihre Sommer verbringen. Als Gegenleistung ist sie ihm stets sexuell zu Diensten, sie passt sich seinen Stimmungen und Neigungen an wie ein Chamäleon.
Tagsüber arbeitet Simon, während sie die endlosen heißen Tage am Pool oder Strand verbringt, abends gehen sie zu Partys, bei denen die Gastgeber sie oft spüren lassen, dass sie genau wissen, welche Sorte Frau sie ist und sie entsprechend herablassend behandeln. Gerne lässt sie bei diesen Gelegenheiten etwas mitgehen und durchsucht die Badezimmer der Gastgeber nach Schmerzmitteln und anderen Medikamenten. Bei einer dieser Partys leistet Alex sich einen Fauxpas und Simon hat genug von ihr. Er setzt sie vor die Tür, doch wo soll sie hin? Zurück in die Stadt ist keine Option, denn auch aus ihrer WG ist sie geflogen, da sie monatelang keine Miete bezahlt hat. Ihr letzter Sugardaddy, Dom, ist sauer auf sie, da sie ihn um eine große Summe Geld und Drogen erleichtert hat. Er bombardiert sie mit Anrufen, die sie jedoch ignoriert. Allerdings lebt sie in ständiger Angst, er könnte sie ausfindig machen.
So streunert sie obdachlos und auf der Suche nach einem neuen Opfer durch die Gegend. Sie ist eine Meisterin der Manipulation und weiß genau, wie sie am besten an ihr Ziel kommt. Dabei geht sie äußerst skrupellos vor. Empathie ist ihr fremd. Es ist ihr egal, wenn sie andere in Schwierigkeiten bringt. Man erfährt nichts über Alex‘ früheres Leben, wieso sie so wurde, wie sie ist. Irgendwann hatte sie einen Job, was ist passiert? Wann und warum hat sie beschlossen, sich zu prostituieren? Obwohl Alex, die permanent zugedröhnte und kleptomanisch veranlagte Schmarotzerin, alles andere als eine sympathische Protagonistin ist, hat ihre Geschichte eine Sogwirkung auf mich ausgeübt, die sich wie ein Thriller liest. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, zu Simon zurückzukehren. Eine Woche nach ihrem Rauswurf gibt er eine große Labor Day Party, jetzt gilt es nur, die Zeit bis dahin zu überbrücken, dann wird er sie schon wieder aufnehmen.
Das Ende des Romans ist offen, was mich nach all der Spannung und der Erwartung einer Auflösung ziemlich unbefriedigt zurückgelassen hat. Emma Clines Vorgängerwerk „The Girls“ konnte mich nicht ganz überzeugen, „Die Einladung“ hat mich gefesselt. Allerdings hätte ich eine wörtliche Übersetzung des Originaltitels „The Guest“ sehr viel passender gefunden. Ein äußerst spannender Roman über eine überaus unsympathische Protagonistin.

Bewertung vom 25.09.2023
Frederick und seine Freunde - Komm, wir erkunden den Wald
Lionni, Leo

Frederick und seine Freunde - Komm, wir erkunden den Wald


ausgezeichnet

Den Wald erleben
Die Bücher von Leo Lionni habe ich schon vor 30 Jahren meinem Sohn vorgelesen, „Komm, wir erkunden den Wald“ kannte ich jedoch nicht. Ich lese es jetzt mit meinem kleinen Enkel, dem die liebevoll gestalteten Seiten sehr gut gefallen. Es gibt putzige Mäuschen und Eichhörnchen, Igel, Häschen, Marienkäfer, Pilze und vieles mehr zu entdecken. Das Buch regt dazu an, den Wald mit allen Sinnen zu erforschen. Ein Loch im Boden ist schnell entdeckt, doch wer wohnt da wohl? Was sind das für hübsche kleine Beeren, ob man die wohl essen kann oder sind sie nur für Vögel lecker? Wie weich das Moos ist! Und welcher Vogel schreit da gerade so laut? Diese und andere Fragen regt dieses ausgesprochen schön gestaltete Buch an, das sich auch schon für die Kleinsten gut als Bilder- und Sachensuchbuch eignet.