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R.E.R.

Bewertungen

Insgesamt 283 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2013
Geschenke aus meinem Garten
Krasemann, Barbara

Geschenke aus meinem Garten


ausgezeichnet

“Ich erwarte nicht, dass ihr wirklich die Schönheit des leise brodelnden Kessels mit seinen schimmernden Dämpfen zu sehen lernt, die zarte Macht der Flüssigkeiten, die durch menschliche Venen kriechen, die den Kopf verhexen und die Sinne betören. Ich kann euch lehren, wie man Ruhm in Flaschen füllt, Ansehen zusammenbraut und sogar den Tod verkorkt.” Dieses Zitat stammt nicht etwa von Barbara Krasemann. Joanne K. Rowling hat es Professor Snape, Harry Potters Lehrer für Zaubertränke, im ersten Buch über den wohl berühmtesten Zauberlehrling der Welt in den Mund gelegt.

Barbara Krasemann, die bekannte Gartenexpertin der Sendung “Querbeet” des bayerischen Fernsehens verkorkt in ihrem neuen Buch “Geschenke aus meinem Garten” nicht den Tod. Im Gegenteil: Ihre dampfenden Kessel verströmen den Duft gesunder Aromen. Dennoch schien mir der Einstieg passend. Auch Krasemann zeigt wie man aus Gartenkräutern schimmernde Dämpfe des Wohlbefindens erzeugt. Oder aus zarten Pflänzchen wohltuende Flüssigkeiten mit und ohne Alkohol destilliert. Sie füllt den Ruhm ihres Gartens in Flaschen und stärkt brauend ihr Ansehen als Meisterin der Gartenträume.

Barbara Krasemann hat in fündundzwanzig Jahren mühevoller Kleinarbeit den Garten ihrer Träume auf 8.500 Quadratmetern wachsen lassen. Die Geschichte Ihres Gartens kann man in Ihrem ersten Buch “Wo Träume wachsen” nachlesen. Eine Reise durch zwölf Gartenzimmer wie sie unterschiedlicher und nutzbringender nicht sein können. Man vermeint die Stimme der Autorin zu hören, wenn die liebevoll gestalteten Seiten aus Bildern und Text erzählen. Hier wird nicht mit profundem Wissen geprotzt, sondern reiche Erfahrung lebendig weitergegeben.

Der Schwerpunkt des ersten Buches lag auf der Entstehung des Gartens. Die Nutzung seiner Pflanzen ist nun die logische Fortsetzung. Barbara Krasemann ordnet ihre Rezepte nach den Jahreszeiten. Im Frühling lockt “Zartes Grün zum Verlieben” mit herzhaft eingelegten Farnwedeln, Blumen-Schokolade mit Fliederblüten, duftendem Badesalz oder Frühlings Potpourri. Der Sommer präsentiert den “Garten in Hochform” mit Rosen Sirup, Rosen Pesto, Weingummi aus Johannisbeeren oder einer Frauenmantel Tinktur. Im Herbst lockt der “bunte Fruchtgenuss” dem der Winter mit “Geschenken zum Verwöhnen folgt. Der Weihnachtslikör aus heimischen Kiwi sorgt mit Sicherheit für Spaß unterm Christbaum.

Jedes Rezept wird auf einer Doppelseite in Wort und Bild erklärt. Zutaten, besondere Hilfsmittel, Schritt für Schritt Anweisungen und besondere Hinweise (“das ist wirklich wichtig”) werden einfach aber detailliert beschrieben. Die Bandbreite reicht von einfachen Rezepten wie Löwenzahnbutter bis zur anspruchsvollen Herstellung von Duftseifen.

“Geschenke aus meinem Garten” bietet sich als Geschenk für Gartenbesitzer an, von denen man weiß , dass Sie die die Produkte ihrer grünen Oase gerne kreativ verarbeiten. Oder man beschenkt sich selbst damit, egal ob man mit einem Garten gesegnet oder nur Besitzer eines kleinen Balkons bzw. einer sonnigen Fensterbank ist. Viele Kräuter und Gewürze lassen sich schon im kleinsten Blumentopf kultivieren. Und die Rezepte von Barbara Krasemann machen Lust aufs Ausprobieren. Wie Sie schon im Vorwort zu ihrem ersten Buch schrieb: “Der Weg ist das Ziel”. Diesem Weg kann man begeistert folgen.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2013
Like me - Jeder Klick zählt
Feibel, Thomas

Like me - Jeder Klick zählt


sehr gut

"Da traf mich der Schlag: Jana hatte das Foto von mir und meinem Stoffhasen gepostet und darunter »Karo will doch nur kuscheln« geschrieben. Und ich konnte überhaupt nichts dagegen tun! Bis heute gibt es ja auf ON keine richtige Löschfunktion. Schlagartig wurde mir schlecht. Und dann noch all die hämischen Kommentare!"

Die Entrüstung über den vermeintlichen Verrat der Freundin hält bei der Ich-Erzählerin Karo allerdings nicht vor. Schon kurze Zeit später versöhnt sie sich in der Schule wieder mit Jana. Denn diese macht ihr drastisch klar dass, wenn sie wirklich Moderatorin bei der neuen ON Internet Show werden will, sie noch viele Punkte braucht. Und das ist schließlich nur mit "Post the most", also posten und teilen zu schaffen. Koste es was es wolle: Vertrauen, Privatsphäre, Freundschaft.

Thomas Feibel bereitet mit "Like me" ein ebenso hochaktuelles wie hochbrisantes Thema spannend auf. Soziale Netzwerke - Fluch oder Segen? Diese Frage treibt momentan nicht nur besorgte Eltern um. Die Romanfigur Karo schafft es auf wenigen Seiten, die Problematik deutlich werden zu lassen. Netzwerk "Freunde" gewinnt man nur mit möglichst peinlichen Veröffentlichungen. Zu wessen Lasten sie gehen ist unerheblich, allein die Klick Resonanz zählt.

Mit Karo, Jana, Eddi und Ivo hat der Autor Figuren geschaffen, die zwar für Stereotype stehen, mit denen man sich aber gut identifizieren kann, weil sie einfach interessant in Szene gesetzt werden. Die naive, eher gutmütige Karo, die beim Punkte sammeln auf ON zunächst einzig aus dem Grund mitmacht um der neuen Klassenkameradin Jana zu imponieren. Ebenso wie Eddi ihr heimlicher Schwarm, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat und sich leider mehr für die gutaussehende Neue als für Karo interessiert. Jana der Prototyp der frühreifen, obercoolen Sirene. Lange blonde Locken, immer stylisch gekleidet, perfekt geschminkt und an nichts außer sich selbst interessiert. Ivo, der Nerd, der sich aus sozialen Netzwerken komplett heraushält und die anderen zu bekehren versucht.

Die Geschichte kommt schnell in Fahrt, denn das eingangs erwähnte Posting gehört zu den harmlosesten. Im Verlauf der Handlung sinkt die Hemmschwelle bei den drei Achtklässlern stetig. Besonders Jana agiert ohne Rücksicht auf Verluste und fingiert so manches schlimme Foto. Erst als eine Lehrerin einen Nervenzusammenbruch erleidet, ein Klassenkamerad in psychiatrische Behandlung muss und ihnen der Schulverweis droht, wachen Karo und Eddi auf. Sie erkennen, dass eine Grenze überschritten wurde und ziehen die Notbremse. Nicht so Jana, die gnadenlos gegen sich und andere im Internet Erfolg sucht.

“Like me” ist eine locker erzählte Geschichte, die von der Spannung der immer neuen makaberen Veröffentlichungen lebt. Was lassen sich die Kinder als nächstes einfallen um im Netz aufzufallen? Wer bleibt als nächstes auf der Strecke? Das sind die Fragen, die einen durch die Seiten treiben.

Meine Ambition durch die Lektüre ein besseres sachliches Verständnis für die Funktionsweise von sozialen Portalen zu bekommen, hat sich jedoch nicht erfüllt. Karo schreibt an einer Stelle: “Außerdem erhielten alle Eltern einen Rundbrief von Direktor Klaasen, in dem er das unerbittliche Handyverbot begründete und allen Eltern praktisch befahl ihren Kindern die Teilnahme an ON SHOW zu verbieten. Dann folgte für die Ahnungslosen eine umständliche Beschreibung dessen, was ON SHOW überhaupt war. Die ganzen falschen Ausdrücke kamen mir schon lustig vor.“ Was das betrifft gehöre ich noch immer zu den Ahnungslosen. In dieser Hinsicht brachte mir das Buch keinen Kenntnisgewinn.

Was es auf jeden Fall bewirkt, ist die Sensibilisierung dafür, was Kinder dazu treibt sich öffentlich zu "entblößen". Man versteht es vielleicht selber nicht und kann dennoch Verständnis entwickeln. Das Ende fand ich schwach. Die Wahrheit über Jana erfüllt sämtliche Klischees. Ich hätte mir ein mutigeres Ende gewünscht, eines dass auch Kindern wie Jana weiterhilft.

Bewertung vom 15.04.2013
Momo, Neuausgabe
Ende, Michael

Momo, Neuausgabe


ausgezeichnet

Manchmal dauert es ein halbes Menschenleben bis man ein Buch zu schätzen weiß. Man muss wachsen und reifen um seinen Wert zu begreifen. Das Buch “Momo”, das in diesem Jahr seinen vierzigsten Geburtstag feiert, ist so ein Fall. Zumindest für mich. Vor dreißig Jahren, als zehnjährige, las ich es zum ersten Mal. Es hat mich damals nicht nachhaltig beeindruckt.

Angeregt durch die Silvesterpredigt unseres Pfarrers, der aus “Momo” vorlas um den Wert der Zeit zu verdeutlichen und bestärkt durch meinen Sohn, der das Hörbuch auswendig kann, las ich “Momo” erneut. Diesmal habe ich verstanden, was für ein wundervolles Geschenk Michael Ende seinen Lesern mit diesem Buch gemacht hat.

“Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen - je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.”

Zu Beginn ist es die Beschreibung der Gabe des Zuhörens die Momo besitzt. Sie schenkt jedem ihre volle Aufmerksamkeit bis nach und nach das wahre Wesen unter der Oberfläche hervorbricht. “Momo konnte so zuhören, dass auf einmal Gedanken auftauchten, von denen man nie geahnt hatte, dass sie in einem stecken”. Wer wünscht sich nicht einen solchen Zuhörer und was könnte man wohl in sich entdecken?

Dann sind es die Möglichkeiten die entstehen wenn Zeit im Überfluss anderen zu Gute kommt. Die Geschichten des flatterhaften Fremdenführers Gigi, die durch Momo Flügel bekommen. Die Spiele der Kinder, die durch Momo wirklicher werden als die Realität ringsum. Die Weisheit des Straßenkehrers Beppo, die durch Momos Geduld sichtbar wird. Wer wünschte sich nicht eine solche Freundin und welche Gaben würde sie in einem selbst zum Vorschein bringen?

Schließlich Meister Hora und sein Nirgend Haus. Wenn Momo die Quelle der Zeit kennen lernt und der Meister sie lehrt die Melodie der Lebens zu hören,. Wenn Momo vor der Unermesslichkeit der Zeit erschrickt bis Hora sie erkennen lässt, dass es ihr eigenes Herz ist, dessen Größe sie überwältigt. Wer möchte nicht in diesem Moment die Größe des eigenen Herzens sehen? Auch auf die Gefahr hin ob der möglichen Enge zu verzweifeln?

Was finden sich hier für philosophische Schätze zwischen zwei Buchdeckeln. Michael Ende hat die Zeichen der Zeit erkannt und hält jedem von uns den Spiegel vor. Aus der Idylle wird das Grauen. Nicht umsonst sind es “graue Herren” die den Menschen ihren Lebenssaft rauben: die Zeit. “Täglich wurden im Rundfunk, im Fernsehen und in den Zeitungen die Vorteile neuer zeitsparender Einrichtungen erklärt und gepriesen, die den Menschen dereinst die Freiheit für das richtige Leben schenken würden”. So wird Gigi zum Lügner, der Geschichten plagiiert. So werden die Kinder zu “Lochkarten” die in Depots sicher verwahrt werden. So wird aus Beppo ein Fall für die Psychiatrie.

Märchen enden gut, so ist die Regel. Auch hier. Die grauen Herren werden von dem kleinen Mädchen besiegt. Die Zeit kehrt in die Herzen der Menschen zurück. Momo kann ihre Freunde und sich selbst retten. Was ich als Kind nicht erkannte, nicht erkennen konnte, war der Umstand dass “Momo” auch den Leser retten kann. Leben kann man nicht irgendwann und die Zeit dafür lässt sich nicht ansparen. Wer die Größe hat auf sein Herz zu hören, wird darin die Melodie seines Lebens finden. Und hoffentlich auch manchmal darauf hören. Denn “Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen”.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2013
Starters / Callie Bd.1
Price, Lissa

Starters / Callie Bd.1


sehr gut

Callie Woodland lebt mit ihrem Bruder Tyler auf den Straßen von Los Angeles. Während der “Sporenkriege” haben sie beide Eltern verloren und leben nun als “Starter” ohne Angehörige vogelfrei in den heruntergekommenen Teilen der Stadt. Täglich auf der Suche nach einem sicheren Unterschlupf, Trinkwasser und ein wenig Nahrung aus Mülltonnen ist ihr Dasein zu einem immerwährenden Überlebenskampf geworden. Um dem lungenkranken siebenjährigen Medikamente, gutes Essen und ein Dach über dem Kopf bieten zu können, beschließt Callie einen Kontrakt mit der Firma Prime Destination einzugehen. Sie vermietet ihren Körper an deren Body Bank, die diesen gegen ein hohes Honorar an “Ender” vermittelt , die noch einmal für kurze Zeit jung und schön sein wollen.

Lissa Price “Starter” erinnerte mich anfangs unwillkürlich an die “Tribute von Panem”, den Weltbestseller von Suzanne Collins. Auch hier ein Amerika in einer nicht näher definierten Zukunft. Auch hier das Land und die Menschen durch einen Krieg gespalten und zerstört. Auch hier auf der einen Seite bittere Armut und der Kampf ums tägliche Überleben und auf der anderen Seite unermesslicher Reichtum der kaum weiß wohin mit Geld, Zeit und Luxus. Auch hier ein sechzehnjähriges Mädchen, das sich tapfer für ein kleines Geschwisterchen aufopfert. Auch hier ein besonderes Auswahl- und Verschönerungsverfahren, für das die junge Callie dank spezieller Fähigkeiten besonders geeignet ist. Soweit die Parallelen.

Während die Heldin der Tribute, Caitlin, bei den Hungerspielen ihren Tod billigend in Kauf nimmt, um das Überleben ihrer Familie zu sichern, ist bei Callie das genaue Gegenteil der Fall. Sie verpflichtet sich, ihren Körper für drei “Ausleihen” reichen “Endern” gegen ein immenses Honorar zur Verfügung zu stellen. Die Body Bank sichert ihr vertraglich zu, dass sie dadurch weder physische noch psychische Nachteile erleidet. Die Bezahlung wird ihr und ihrem Bruder ein sorgenfreies Leben bis zu ihrer Volljährigkeit gestatten. Danach hat sie legal wieder das Recht zu arbeiten.

Anfangs beschreibt die Ich-Erzählerin ihren ersten Besuch in der Body Bank. Ebenso drastisch wie plastisch schildert Sie die Diskrepanz zwischen der dreckigen, hungrigen Göre von der Straße, die sich einen letzten Rest Würde bewahrt hat und den auf jung getrimmten Alten, die tatsächlich wie geldgeile Banker wirken. Nur das Sie auf “Körperkapital” aus sind. Auch die Darstellung wie aus Callie in einer Art “Menschenwaschstraße” ein perfektes Mietobjekt gemacht wird, verdeutlicht das erzählerische und fantasiebegabte Talent der Autorin. Am Ende der Prozedur ist Callies Schönheit makellos. Nach zwei unproblematischen “Mietreisen” (ermöglicht durch ein elektronisches Implantat am Hinterkopf) wacht die sechzehnjährige eines Abends auf dem Boden eines Nachtclubs auf , wo zu diesem Zeitpunkt eigentlich ihre “Mieterin” sein sollte.

Callies Geschichte besticht durch unvorhergesehene Wendungen, Nervenkitzel und interessante Figuren. Die skurrile 125jährige übergewichtige Rhiannon, die im Körper der zierlichen Madison das Nachtleben unsicher macht ist so ein Beispiel. Bei der Beschreibung der technischen Raffinessen (sie kann sich ihre Lieblingsschauspieler per Knopfdruck zum Plausch ins Wohnzimmer holen) im Luxusdomizil der reichen Seniorin verschlägt es einem die Sprache. Oder die Waise Sarah, die in ihrer großmütigen Selbstlosigkeit trotz bitterster Armut und größtem Unrecht an eine Figur aus dem Charles Dickens Universum erinnert. Selbst die Romantik kommt nicht zu kurz. Callie verliebt sich in Blake, den ebenso gutaussehenden wie sensiblen Enkel eines einflussreichen Senators. Dieser setzt jedoch alles daran, die unpassende Partie loszuwerden.

Das alles in einer gut lesbaren, leichtfüßigen Sprache und vor allem ohne nennenswerte Brutalität oder Blutvergießen. Price setzt atmosphärische Reize und spielt mit dem psychologischen Faktor. Sehr empfehlenswerter Erstling einer Autorin von der man gern noch mehr lesen will.

Bewertung vom 10.04.2013
Mordsviecher / Kommissarin Irmi Mangold Bd.4
Förg, Nicola

Mordsviecher / Kommissarin Irmi Mangold Bd.4


sehr gut

“Diese Geschichte ist nicht schön, auch nicht sonderlich lustig. Sie handelt vom Machtmissbrauch gegen solche, die sich nicht wehren können. Gegen Tiere, aber auch gegen schwache Menschen”. So schreibt Nicola Förg in ihrem Nachwort zu “Mordsviecher”. In ihrem neusten Krimi hat Kommissarin Irmi Mangold es mit kranken Tiersammlern zu tun, sogenannten Animal Hoardern. “Es ist ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl halten, sie aber nicht mehr angemessen versorgen. Es fehlt an Futter, Wasser, Hygiene, Pflege. Die Halter erkennen nicht, dass es den Tieren in ihrer Obhut schlecht geht”.

Es scheint unglaublich, dass ausgerechnet der Daunenjackenhersteller Kilian Stowasser, der für “seine tierschutzgerechte Produktion” schon mit Preisen ausgezeichnet wurde, sich als ein solcher Tierquäler herausstellen soll. Und doch findet man den Erfolgsunternehmer tot in einem abgelegenen Gnadenhof. “Inmitten einer unüberschaubaren Anzahl von Tieren, die in einem erbärmlichen Zustand waren”. Unter anderem gehörten jede Menge giftige Reptilien zu den Schützlingen des Opfers. Für Irmi Mangold stellt sich nun die Frage ob es sich um “einen Unfall mit seinen giftigen Spielzeugen” handelte oder um einen perfide getarnten Mord.

Der Beginn des Buches ist schwer zu verkraften. Als der Kollege Sailer seine Vorgesetzte auf den Gnadenhof ruft, bringt er nicht mehr als die hilflosen Worte heraus: “Sie müssen kommen. Sofort. I schaff des ned, und so was schafft sowieso keiner allein”. Irmi Mangold sagt später zur ihrer Assistentin Kathi: “Es klang wie aus der Hölle”. Und genau so liest es sich auch. Nicola Förg spart nicht mit drastischen Beschreibungen um den erbarmungswürdigen Zustand der Tiere deutlich zu machen. Mehr als einmal muss man den Kloß im Hals mit Tränen herunterschlucken. Der Autorin war es wichtig auf diesen Irrsinn aufmerksam zu machen. Das ist ihr gelungen.

Trotz des grauenvollen Einstieges ist der gesamte Roman, wie immer bei Förg, von einer spannenden Handlung mit viel Verständnis für menschliche Schwächen geprägt. In kürzester Zeit sieht sich die Kommissarin einer Fülle potentieller Verdächtiger gegenüber. Die Bandbreite reicht vom Vorsitzenden des örtlichen Tierschutzvereins Max Trenkle (der Stowasser Betrug bei seiner tierschutzgerechten Produktion vorwarf) über die Journalistin Tina Bruckmann (die wegen kritischer Berichterstattung über Stowasser degradiert wurde) bis hin zu Veit Hundegger (einem Konkurrenten, dem Stowasser einen begehrten Preis und damit viele Aufträge weggenommen hat).

Handlungsverlauf und Figuren sind interessant und hintergründig. Vom Ambiente bis zu den Dialogen ist alles stimmig. Man merkt, dass die Autorin weiß wovon sie schreibt. Sie beschreibt ihre Heimat und die Menschen die darin leben, mit ihren Stärken und Schwächen. Mit allen Macken, Eigenheiten, liebens- und verabscheuenswerten Eigenschaften. Das ist die besondere Stärke von Nicola Förg. Trotz des oft traurigen und belastenden Inhaltes ist das Buch gut zu lesen. Weil die Autorin es versteht das Leben, so wie es eben ist, zwischen Buchdeckeln zu verewigen: “Mal lustig, mal tragisch-komisch, mal traurig, mal irrsinnig”.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2013
Das Seil
Siepen, Stefan aus dem

Das Seil


sehr gut

Ein beschaulicher Abend im Spätsommer. Ein Bauer, die Pfeife im Mund, wandert zufrieden über die Felder die bald abgeerntet werden müssen. Die Dämmerung lässt den Tag zufrieden entschwinden. Auf der Wiese vor dem das Dorf umgebenden Wald findet der Bauer ein Seil im Gras liegen, das in leichten Windungen in den Wald führt und sich zwischen den Bäumen verliert. Daumendick und von guter Qualität. Wer lässt einen solchen Schatz achtlos liegen? Am Morgen des darauffolgenden Tages machen sich die ersten beiden Männer auf den Weg das Geheimnis des Seiles zu lüften bzw. sein Ende zu finden.

Im Klappentext heißt es: “In einer glänzend geschriebenen Parabel schildert Stefan aus dem Siepen den Einbruch des Unbegreiflichen und Chaotischen in eine wohlgeordnete Welt. Eindringlich erzählt er von menschlicher Obsession und dem Verhängnis des Nicht-Aufhören-Könnens”. Eine Art Gleichnis also, das Fragen aufwirft, die zum Nachdenken anregen sollen. Die augenscheinlichste Frage im vorliegenden Fall ist sicher: “Wo endet das Seil bzw. wo kommt es her?“ Sie wird selbstredend nicht beantwortet, denn es geht ja um wichtigere Dinge. Den tieferen Sinn hinter dem Symbol. Die Suche nach dem Ende (oder dem Ursprung, je nachdem wie man es sehen will) und was diese Suche aus den betroffenen Menschen macht.

Siepen lässt seine Figuren gnadenlos ins Verderben laufen. “Das Seil übte eine Wirkung auf sie aus, die stärker als ihr Wille war, sie hingen an ihm wie an einem klebrigen Faden eines Spinnennetzes, ohne Aussicht auf Entrinnen.“ Die ersten beiden Abenteurer kehren nach einer, für die Wartenden, unglaublich langen viertel Stunde zurück. Einer der beiden, der schöne und eitle Ulli, schwer verletzt. Der Angriff eines Wildschweins hatte die Suche beendet. Beide berichten den ungläubig lauschenden Zuhörern, dass Sie das Ende des Seiles nicht finden konnten. Am nächsten Tag machen sich alle Männer des Dorfes auf den Weg. Zurück bleiben Frauen, Kinder, Alter und Kranke sowie der unfähige, törichte Johannes, der als Quotenmann für Ruhe und Ordnung im Dorf sorgen soll.

Basierend auf dieser Ausgangslage entwickelt Siepen sein Lehrstück. Die Suchenden sind “von dem Gefühl durchdrungen, etwas zu erleben, das in der Geschichte des Dorfes niemals da gewesen war. Das Seil zerrte die Bauern jetzt aus allem heraus, es weckte eine Sehnsucht in Ihnen, die bisher in unzugänglichen Bezirken der Seele verborgen war: ein Mal ihrer angestammten Kleinwelt zu entrinnen, die tausend Fäden, mit denen sie an Haus und Dorf gefesselt waren, lustig-irrsinnig zu kappen”. Eine sarkastische Metapher des Autors ausgerechnet anhand eines Seiles Fesseln zu lösen! Der verkrüppelte Lehrer Rauk, ein eloquenter Redner mit Klumpfuß, wird zum Führer der Gruppe. Wann immer die Moral der Truppe sinkt, erinnert er an die Wichtigkeit der Mission und bringt die Bauern dazu weiterzugehen. Ernte, Dorf, Familien und Verpflichtungen als zweitrangig gegenüber dem wichtigsten Ziel anzusehen. “Alle waren von seiner Beredsamkeit zugleich gefesselt und verwirrt: Es gab dies und das, was sie nicht vollkommen verstanden hatten, und doch waren sie sich sicher, dass er im Großen und Ganzen nur recht haben könne.”

Die Stimmung der Zurückgebliebenen wechselt von angenehmer Spannung zu Ratlosigkeit. Angst, Schweigen und Unverständnis wechseln sich ab, bis ein Punkt erreicht ist an dem alle spüren “dass die Zeit gekommen war, dem verquälten Warten ein Ende zu machen, niemand wollte nur einen weiteren Tag so zubringen.” Während die Männer im Wald zunehmend verrohen und sich der Gewalt durch reine Gier hingeben, kämpfen die Dorfbewohner in existenzieller Not einen aussichtslosen Kampf gegen die Gewalt der Natur. Zu lesen wie und warum beide den Kampf verlieren ist in seiner Düsterheit fesselnd. Während die Dörfler aber zumindest ihre menschliche Würde bewahren, verlieren die Männer alles. Die Einzelheiten die dazu führen sind erbarmungslos und werden auch genau so geschildert. Des Nachdenkens wert.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2013
Literatur!
Mahrenholtz, Katharina

Literatur!


ausgezeichnet

“Wo beginnt die Reise zum Mittelpunkt der Erde? Wer redet sich gern mit dem Satz Morgen ist auch noch ein Tag heraus? Für diejenigen, die solche Fragen nicht beantworten können, ist dieses Buch Pflichtlektüre. Für diejenigen, die die Antworten kennen, gibt es darin viel Spannendes zu entdecken - zum Beispiel, wie ihr Lieblingsbuch mit dem Lauf der Welt zusammenhängt. Die schönsten Bücher sind auf einen Blick zusammengefasst, dazu gibt es überraschende und unterhaltsame Fakten rund um Schriftsteller und ihre Werke. Literaturneulinge wie auch eingefleischte Leser Goethes oder Tolstois können sich zurücklehnen und sich mit diesem Leitfaden in den abenteuerlichen Weiten der Weltliteratur verlieren. Dieses Buch ist eine Schatztruhe. Es muss nur noch aufgeschlagen werden.”

Dem Klappentext zu “Literatur! Eine Reise durch die Welt der Bücher” ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Kurzweilig und übersichtlich liefern die beiden Autorinnen eine Zusammenfassung der wichtigsten Bücher aus dem ersten Jahrhundert bis heute. Angefangen bei Dante Alighieri und seiner “göttlichen Komödie” bis hin zu Jonathan Frantzens “Korrekturen” bekommt man auf einer Seite alles über den Inhalt eines Buches und seines Autor zu lesen. Dazu wissenswerte Smalltalk Infos (die sich auch zum Angeben eignen) oder sog. Einsteiger Tipps (wenn sich ein anderes Werk des Autors als Erstling besser eignet). Als Beispiel: Bei Skakespeare eher mit dem “Sommernachtstraum” als mit “Hamlet” beginnen.

Mit der “Timeline” die das ganze Buch als unterer Seitenabschluss begleitet, kann man die Bücher nicht nur zeitlich sondern auch geschichtlich einordnen. So erfährt man beispielsweise das “Alice im Wunderland” just in dem Jahr erschien, als der amerikanische Bürgerkrieg endete. Oder das “Tom Sawyer” von Mark Twain in dem Jahr auf den Markt kam, als auch das erste Telefon von A.G. Bell in Betrieb genommen wurde.

Die humorvollen Texte von Katharina Mahrenholtz ergänzen sich perfekt mit den originellen Illustrationen von Dawn Parisi. Das Buch ist auch optisch ein echter Genuss. Die Großen der Weltliteratur als treffend skizzierte Comicfiguren (auf dem Titel des Buches schon bestens erkennbar). Im Innenteil macht Parisi den komplexen Inhalt ganzer Werke der Weltliteratur durch eine Zeichnung deutlich. Lustiger und treffender als Worte es ausdrücken könnten.

Dieses Buch gehört in jedes Regal. Zum Nachschlagen, lernen, staunen, wundern, schmökern, schmunzeln und vor allem zur Anregung zum LESEN!

Bewertung vom 07.04.2013
Mayas Tagebuch
Allende, Isabel

Mayas Tagebuch


ausgezeichnet

Maya Vidal wächst behütet bei ihren Großeltern in San Francisco auf. Die leibliche Mutter hat die Familie kurz nach der Geburt des Kindes verlassen, der Vater setzt das Neugeborene kurzerhand bei seiner Mutter ab. Dort erlebt das Mädchen eine glückliche Kindheit. Ihre Großmutter Nidia, eine Exil Chilenin, und ihr zweiter Ehemann, lieben das Kind über alles und erfüllen jeden Wunsch. Als der Großvater, liebevoll Pop genannt, stirbt bricht die Familie auseinander und das sechzehnjährige Mädchen verliert den Boden unter den Füßen.

Vom ersten Schulschwänzen bis zur Drogensucht ist nur ein kurzer Weg. Dem Entzug in einer Suchtklinik folgt der totale Absturz nach der Flucht aus der Einrichtung. Maya schlägt sich per Anhalter von Oregon nach Las Vegas durch und landet in den Fängen eines Drogendealers, für den sie als Kurier arbeitet um die eigene Alkohol- und Drogensucht zu finanzieren. Erst als sie obdachlos ist findet sie einen Weg zurück zu ihrer Großmutter. Diese schickt das Mädchen auf die entlegene chilenische Insel Chiloé. Dort soll sie bei einem alten Freund untertauchen, weil in den USA mittlerweile das FBI, Interpol und eine Verbrecherbande aus Las Vegas hinter ihr her sind.

Der Anthropologe Manuel nimmt die äußerlich wie innerlich derangierte junge Frau widerwillig auf. Bald jedoch entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden und die wohltuend einfache Umgebung der Insel tut ein übriges um Seele und Körper des Mädchens zu heilen. Die Schatten aus der Vergangenheit lassen Maya jedoch nicht los. Sie erkennt dass sie, um glücklich und frei leben zu können, nicht nur ihr eigenes Vorleben in Ordnung bringen muss.

Im bewährten Tagebuchstil beweist Isabel Allende einmal mehr ihr Können. Das Schreiben ist für die Ich-Erzählerin Maya gleichsam Dokumentation, Reflexion und Therapie. Der Wechsel von aktuellem Geschehen auf der Insel zur Vergangenheit ist fließend. So werden die Unterschiede deutlich, die für den Absturz des Mädchens verantwortlich sind und die (auch) in den Gegebenheiten der Gesellschaft begründet sind.

So selbstverständlich auf der Insel die Zeit in einem ruhigen Fluss Geist und Seele zur Ruhe kommen lässt, so unstet und quirlig treibt die junge Frau vorher in einem Strudel in dem sie keinen Halt findet. Auslöser ist der Tod es Großvaters, den sie nicht bewältigt: “Manche Leute glauben ja ernsthaft eine Trauer sei wie die andere und es gäbe Patentrezepte und Fristen um damit fertig zu werden”. Mayas Trauer führt sie in die Drogensucht und begleitet sie in ihr Exil auf die Insel. Erst das Leben dort, das Gefühl trotz Unzulänglichkeit gebraucht zu werden, Verständnis und Hilfe die ihr entgegengebracht werden, lassen ihre seelische Not schwinden und den Schmerz heilen.

“Mayas Tagebuch” ist ein großer, einfühlsamer Roman. Als Einstieg für die Erfolgsautorin auf jeden Fall zu empfehlen, da er nicht so episch angelegt ist, wie ihr Bestseller aus den 1980er Jahren “Das Geisterhaus”. Auch die weiteren typischen Allende Zutaten wie die politische Vergangenheit, die Mystik und Esoterik Chilés sind nicht so dominant und auch nicht so “magisch” überzeichnet.

Isabel Allende hat das Buch “den Halbwüchsigen ihrer Sippe” gewidmet. Da sie in und durch ihre Bücher die “befreiende und heilsame Kraft des Schreibens” propagiert, liegt die Vermutung nahe, dass auch dieses Werk einen autobiographischen Ursprung hat.

Es ist ein Buch über das Erwachsenwerden, über die Suche nach der eigenen Identität, die Bedeutung der Familie bzw. der eigenen Wurzeln sowie die Kraft der Liebe. Das Werk aus der Feder der südamerikanischen Bestsellerautorin empfiehlt sich für jeden, der Literatur zu schätzen weiß, die neben ebenso kurzweiliger wie intelligenter Unterhaltung, Stoff zum Nachdenken und Balsam für geschundene Seelen bietet.

Bewertung vom 04.04.2013
Mary, Tansey und die Reise durch die Nacht
Doyle, Roddy

Mary, Tansey und die Reise durch die Nacht


ausgezeichnet

“Es war still. Scarlett fuhr. Mary schaute aus dem Fenster. Sie fragte weder nach Musik noch nach etwas zu essen. Ihre Großmutter schlief, und Mary wusste, dieser Ausflug war etwas Besonderes. Etwas, das keiner geplant hatte. Etwas eigentlich Unmögliches. Vier Generationen von Frauen unterwegs auf einer Reise mit dem Auto. Eine von ihnen tot, die andere sterbend, eine von ihnen fuhr, die andere trat erst ins Leben.”

Roddy Doyle, irischer Romancier von bekannten und verfilmten Titeln wie den “Committments” oder “The Snapper” hat mit “Mary, Tansey und die Reise in die Nacht” einen unterhaltsamen aber sehr skurrilen Jugendroman zum Thema Leben und Sterben geschrieben.

Marys Großmutter wird sterben. Sie liegt schon seit Wochen im Krankenhaus. Mary und ihre Mutter Scarlett besuchen die alte Emer täglich. Diese wird immer schwächer, aber ihren Humor und ihre Fröhlichkeit hat sie noch. Das macht die Besuche trotz allem schön, wenn sie auch schwer sind. Vor allem, weil Mary das Krankenhaus mit seinen düsteren Farben, den trostlosen Gängen und Fluren, den Gerüchen und den vielen kranken Menschen hasst. Eines Tages wartet auf dem Heimweg von der Schule eine junge Frau auf Mary. Sie entpuppt sich als der Geist ihrer Urgroßmutter, die gekommen ist, um ihrer Tochter den Weg aus dem Leben hinein ins jenseits leichter zu machen. “Alles wird ganz großartig werden” lässt sie Emer durch die Enkelin ausrichten. Und das wird es, wie die eingangs beschriebene Szene erahnen lässt.

Mit einfachen Sätzen und in vielen Dialogen skizziert Doyle eine Familiengeschichte in Irland vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis heute. Tansey, die junge Bauersfrau die an der Grippe stirbt, als ihre kleine Tochter Emer gerade 3 Jahre alt ist. Emer, die den Tag noch immer vor Augen hat, als ihre Mutter krank wurde. Die sich ihre Fröhlichkeit und ihren Lebensmut trotz weiterer Schicksalsschläge bewahrt hat. Scarlett, in den 1960er Jahren geborenes Wunschkind, als Emer schon nicht mehr daran glaubte, noch Mutter werden zu können. Eine durchaus moderne Frau, die dennoch an alten Werten (Kochen für Mädchen, bekocht werden für Jungen) und Umgangsformen festhält. Und Mary, das Kind, das kein Kind mehr sein will. Vier Frauen. Eine schon lange tot, eine gerade dabei zu sterben, eine mitten im Leben und eine auf dem Weg hinein.

Das Buch wird empfohlen für Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren. Das ist gut und richtig. Man kann den Roman aber auch Erwachsenen empfehlen, denn er bietet viel Stoff zum Nachdenken, wenn man sich mit der im Buch beschriebenen Situation befassen muss oder will: Krankheit, Tod, Leben und Sterben.

Die Idee den Motor der Geschichte mit einem Gespenst als Katalysator zu beschleunigen, ist kurios, aber sehr gut umgesetzt. Die komischen Situationen, die sich aus dem Umgang mit einem Geist ergeben, sind nicht lächerlich. “Das richtige Wort ist Kühlschrank. Der hält alles frisch, sagte Mary. Passe ich da auch noch rein?, fragte Tansey. Sie lachten, bevor sie in die Verlegenheit kommen konnten, weiter darüber nachzudenken.” Die traurigen Momente sind nicht deprimierend, eher ermutigend. “Hast du immer noch Angst, Emer?, fragte Tansey. Ich will es mal so ausdrücken, sagte Emer. Ich habe ein wenig Angst, aber ich mache mir keine Sorgen mehr. Macht das Sinn? Es macht jede Menge Sinn, antwortete Tansey.“

Ein Buch “so ernst wie der Tod” und so lustig wie das Leben. Ich finde es macht “jede Menge Sinn” und viel Freude es zu lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.