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geschichten.von.buechern

Bewertungen

Insgesamt 109 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2023
Eat like a Woman (eBook, ePUB)
Haselmayr, Verena; Haselmayr, Andrea; Rosenberger, Denise

Eat like a Woman (eBook, ePUB)


gut

Mit Einschränkungen empfehlenswert

Die äußere Aufmachung des Buches ist schick, die Fotografien hochwertig und die vorgestellten Rezeptbilder sind ansprechend. Das alles steht ganz außer Frage. Optisch weiß dieses besondere Kochbuch, dass neben Rezepten beispielsweise auch Steckbriefe der Autorinnen, Meditations- und Yoga-Übungen enthält, vollkommen zu überzeugen.
Die vorgestellten Rezepte - von Vorspeisen, Hauptgerichten, herrlich vielen Nachspeisen und auch Getränken sowie kompletten Menüvorschlägen ist alles dabei - sind ziemlich extravagant und - gut zu wissen - außerdem rein pflanzlich. Die Ausführungen zu Wirkungen und Inhaltsstoffen einzelner Lebensmittel und die dargebotene Kräuterkunde fand ich total spannend und kann sicher einiges daraus mitnehmen.
Allerdings sind die Rezepte durch den großen Anteil an ausgefallenen und teilweise je nach Lebensmittelpunkt sicherlich schwer beschaffbaren Zutaten sicherlich recht teuer in der Umsetzung. Hinzu kommt, dass man für die meisten Rezepte eine wahnsinnig gut ausgestattete Küche - Stichwort Küchengeräte - gebrauchen kann. Außerdem wird Kocherfahrung vorausgesetzt, KochanfängerInnen würde ich das Buch nur bedingt empfehlen. Hinzu kommt, dass viele Rezepte beispielsweise Nüsse enthalten, weshalb für Allergiker wohl Vorsicht geboten ist. Bei den Rezepten hätte ich mir zudem eine Sortierung nach Jahreszeiten bzw. saisonaler Zubereitung gewünscht. Teile von Rezepten klingen vielversprechend und werden sicher ausprobiert, andere Rezepte werde ich abändern oder zumindest als Inspiration benutzen. Ganze Rezepte nachkochen, nun, das wird wohl eher seltener passieren.
Was die Yoga-Übungen angeht, waren viele davon mir bereits im Voraus bekannt. Auch hier hätte ich statt einer Zeichnung und viel Text zum Beschreiben der Übungen lieber mehrere Zeichnungen oder Fotos und wenig Text, die dann schrittweise anleiten, bevorzugt - das würde sicher auch das eigene Ausprobieren vereinfachen.
So bietet das Buch einen reich bebilderten, interessanten, abwechslungsreichen und gut lesbaren Einstieg in das Thema rund um den weiblichen Zyklus und natürliche Linderung von etwaig auftretenden Beschwerden. Vor allem kann dieses Buch als Inspiration zu weiterer Beschäftigung mit dem Thema dienen.

Bewertung vom 10.04.2023
Gallant (MP3-Download)
Schwab, V. E.

Gallant (MP3-Download)


sehr gut

Ein gespenstisches Hörerlebnis

Das Cover sieht wundervoll aus, macht gekonnt neugierig und passt hervorragend zum Inhalt und den düsteren, mysteriösen Vibes der Geschichte.
Zum Inhalt: Olivia Prior wächst im Waisenhaus auf. Von ihren Eltern ist ihr nur das verwirrende Tagebuch ihrer Mutter geblieben. Dann erhält Olivia jedoch einen Brief von einem Familienmitglied, das sie einlädt, nach Hause auf das familiäre Anwesen zu kommen. Doch ist dieses Angebot vielleicht tatsächlich zu schön, um wahr und so unkompliziert zu sein?
Gleich vorab: Ich bin sehr froh, dieses Buch gehört und nicht gelesen zu haben. Das Lesen hätte ich sicher nicht bis zum Ende durchgezogen. Die Sprecherin macht jedoch einen so fabelhaften Job, dass sie mich über inhaltliche Mankos hinwegsehen lässt. Ihre raue Stimme verleiht dem Hörbuch eine grandiose Atmosphäre und setzt die gewollte Spannung inklusive Gruselmomenten dermaßen gekonnt um, dass das Hören zu einem wahren Genuss geworden ist. Es fiel mir sogar schwer, das Hörbuch zu unterbrechen.
Olivia, unsere Protagonistin, kann nicht sprechen, was in der Konsequenz zu sehr wenig Dialog und einem Fokus auf die Gedankenwelt der Protagonistin führt. Auch bekommen wir - abgesehen von einigen wenigen anderen Erzählelementen - nur ihre einseitige Erzählperspektive, wodurch Spannung aufgebaut wird und die Handlung gewissermaßen funktioniert, was zeitweise aber auch etwas eintönig wirkt.
Zudem ist Olivia keine besonders sympathische, sondern eine sture, teilweise regelrecht verbohrte Protagonistin mit unnachgiebigen Zügen. Gemessen an ihrer Persönlichkeit kommen mir ihre Entscheidungen gegen Ende der Handlung, die übrigens zuletzt generell recht schnell abgehandelt wird, auch recht unglaubwürdig vor. Der interessanteste Charakter war für mich fast noch der Bösewicht der Geschichte, dessen Schicksal jedoch ebenfalls ab einem gewissen Punkt im Eiltempo abgearbeitet wird. Das ist ziemlich schade, überschattet das Ende so den Gesamteindruck. Vielleicht ist es hier jedoch wichtig, zu erwähnen, dass die Geschichte sich eigentlich an eine jüngere Leserschaft richtet und vielleicht gerade deshalb auch einige seichte Handlungselemente beinhaltet.
Die trostlose, düstere Atmosphäre macht dieses Hörbuch zu keiner leichten Lektüre, verleiht der Handlung und dem gelungenen Setting aber eine großartige Authentizität. Gerade deshalb würde es wohl auch gut in die Zeit um Halloween oder zu einem verregneten Aprilnachmittag passen. Die Geschichte ist eher kurz gehalten, weshalb man sie durchaus an einem freien Tag oder einem Wochenende genießen könnte.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten, was ich zu großen Teilen der Performance der Sprecherin verdanke. Wer eine grandios gelesene, dunkle Geschichte mit einer kleinen Portion Grusel und Mystery, einer eigenwilligen Protagonistin sowie einer interessanten Erzählstruktur sucht, sollte hier definitiv einmal reinhören.

Bewertung vom 12.03.2023
Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1 (eBook, ePUB)
Ryan, Anthony

Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Durchwachsen

Das Cover ist einfach nur großartig gestaltet und hat mich sofort angesprochen. Er wirkt geheimnisvoll, macht gelungen neugierig und passt perfekt zum Fantasygenre.
Zum Inhalt: Der junge Alwyn wächst als Gesetzloser auf, bis sein Leben durch einen Verrat komplett aus den Fugen gerät. Gefangen in einem Kampf ums Überleben und unter den Verlockungen der Rache beginnt ein gefährliches Abenteuer.
Der Schreibstil konnte mich nicht ganz überzeugen. Anthony Ryans Roman ist zwar grundsätzlich gut lesbar, die Kampfszenen des Autors sind nach wie vor episch und auch an der düsteren, bedrohlichen Atmosphäre habe ich nichts auszusetzen. Spannung kommt jedoch nur in Wellen auf und wechselt sich immer wieder mit zähen Passagen ab. Besonders die erste Hälfte erschien mir äußerst langwierig und zog sich ins Unendliche. Der zweite Teil des Buchs gefiel mir, nicht zuletzt dank dem höheren Erzähltempo, der häufigeren Actionszenen und dem tatsächlichen Auftauchen von Fantasyelementen, deutlich besser, bei einem Werk dieses Umfangs ist das aber schlicht nicht genug.
Zum wiederholten Spannungsverlust tragen auch die vielen verschiedenen Settings bei, durch die Handlung sich seltsam zerstückelt anfühlt und die für mich definitiv zu viel des Guten waren. Zudem stehen eher trockene, philosophische Religionsfragen rund um Treue und Fanatismus im Fokus. Die Erzählweise, der Protagonist erzählt uns seine Lebensgeschichte aus der Retrospektive heraus, gepaart mit den Zitaten am Beginn jedes Handlungsteils ist hingegen wieder gelungen ausgeführt, denn allein die dadurch entstehenden Fragen haben mich zeitweise überhaupt weiterlesen lassen. Auf die ständigen erzählerischen Spoiler in Richtung Zukunft hätte ich allerdings getrost verzichten können.
Hinzu kommt, dass Alwyn mich als Protagonist nicht wirklich überzeugt. Er erschien mir zu oft wie eine willenlose Marionette, die jegliches selbstständige Handeln aufgibt, sobald ihm die nächste beeindruckend charismatische Frauenfigur über den Weg lief. Generell habe ich mich keinem der eigentlich herrlich moralisch grau angelegten Protagonisten besonders nahe fühlen können, wodurch auch die Handlung mich letztlich nur bedingt mitreißen konnte.
Insgesamt wurde ich leider nur solide unterhalten und nach jetzigem Stand werde ich wohl eher auf die Folgebände verzichten. Fans von abwechslungsreichen Outlaw-Romanen, eigenwilligen Charakteren, epischen Schlachtszenen vor einem interessanten Fantasysetting und einer ungeschönten Sprache, sollten dennoch einmal reinlesen.

Bewertung vom 11.03.2023
Im Namen des Wolfes / Die Chroniken von Sova Bd.1 (eBook, ePUB)
Swan, Richard

Im Namen des Wolfes / Die Chroniken von Sova Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Macht verändert Menschen

Das Cover ist großartig gestaltet. Es wirkt absolut eindrucksvoll, passt von der Farb- und Motivgestaltung hervorragend zum Genre und zum Inhalt. Was will man mehr?
Zum Inhalt: Konrad Vonvalt, ein kaiserlicher Richter, untersucht gemeinsam mit seiner Schreiberin Helena und seinem Vollstrecker Bressinger den Mordfall einer Adligen. Dabei wird schnell deutlich, dass der Fall sich als komplizierter erweist, als ursprünglich gedacht und folglich das ganze Konstrukt des Kaiserreiches bedrohen könnte. Wie weit ist Vonvalt bereit zu gehen, um dies zu verhindern?
Was den Schreibstil angeht, bin ich absolut zwiegespalten, wie bei einigen weiteren Aspekten des Buches. Aber der Reihe nach. Dem Autor ist es gelungen, ein atmosphärisches Werk voller Düsternis und Trostlosigkeit zu erschaffen. Vermischt wird das Ganze mit packenden Grusel- und Ekelmomenten. Dazu kommt ein hohes Maß an Action und Spannung. Langeweile sucht man hier vergebens. So weit, so gut. Bleiben wir allerdings kurz beim Stichwort Action, muss auch die äußerst brutale, grausame, erbarmungslose und ungeschönte Sprache erwähnt werden, die mir teilweise etwas zu viel war und die man beim Lesen definitiv sollte verkraften können.
Mein größter Kritikpunkt aber ist die Wahl der Erzählerin. Vonvalts Geschichte wird uns von seiner Schreiberin Helena aus der Retrospektive heraus berichtet. Zum Zeitpunkt der Handlung dieses Bandes ist sie theoretisch eine junge Frau, die aber trotz ihrer eigentlich harten Kindheit eine solche Unreife und Naivität an den Tag legt, gepaart mit fast schon pubertierendem Verhalten, was mich einfach nur fassungslos den Kopf schütteln ließ. Sie ist mir dermaßen unsympathisch und nervig vorgekommen, dass das Lesen dadurch reichlich qualvoll wurde.
Und auch wenn ich die männlichen Protagonisten Vonvalt und Bressinger und ihre moralisch grauen Einstellungen grundsätzlich mochte, wirkten ihre Handlungsstränge vor allem gegen Ende der Handlung in einer bestimmten Szene wahnsinnig gekünstelt und unglaubwürdig, was meinen Gesamteindruck ihrer Geschichten nachhaltig geprägt hat.
Noch ein paar Worte zum Worldbuildung und damit zurück zu den positiveren Seiten des Buches: Die Welt wurde nicht nur detailliert ausgearbeitet, sondern auch verständlich erklärt ohne dabei jemals seitenlange, trockene Beschreibungen zu liefern. Dem Magiesystem begegnet man bereits früh, ihm haftet allerdings stetes eine gewisse mysteriöse Seite an, was es letztlich wohl auch so interessant macht. Die Welt erscheint inspiriert von mittelalterlichen Bauweisen und Vielvölkerreichen, wobei der Autor auch verschiedene konkurrierende Gesellschaftsschichten gelungen einzuflechten weiß. Man gebe noch eine Prise politische Intrige hinzu und heraus kommt ein wahrhaft beeindruckendes Fantasy-Setting, dass perfekt von der bereits erwähnten dunklen Atmosphäre ergänzt wird.
Insgesamt lässt das Buch mich also etwas zwiegespalten zurück: Die Handlung war fesselnd, Atmosphäre und Setting schlicht perfekt umgesetzt. Auch die gelungene Genremischung aus Krimi und Fantasy konnte mich begeistern. Die Charaktere hatten theoretisch Potenzial. Nach jetzigem Stand bin ich noch unsicher, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.
Wer spannende Fantasyunterhaltung mit Krimieinschlag, moralisch grauen Protagonisten, einer ungewöhnlichen Erzählperspektive und politischen Intrigen sucht, sollte hier jedoch unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 26.02.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa (eBook, ePUB)
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa (eBook, ePUB)


sehr gut

Lesenswertes Retelling

Das Cover ist hübsch gestaltet, ein echter Eyecatcher, der einem besonderen Mythologie-Werk würdig ist.
Zum Inhalt: Natalie Haynes erzählt die Geschichte von Medusa neu. Dabei hinterfragt sie aus verschiedenen Blickwinkeln, inwiefern die Medusa anhaftende Bezeichnung eines Monsters tatsächlich zutreffend ist, und wagt damit eine moderne Neuinterpretation des Mythos.
Gleich vorab sei erwähnt, dass ich in letzter Zeit viele Neuerzählungen von Mythen verschlungen habe, besonders solche, die sich rühmten, einen feministischen Ansatz zu präsentieren. Und siehe da, hier habe ich endlich einen Roman gefunden, der in dieser Hinsicht all seine Versprechen zu halten vermag.
Der Roman ist grundsätzlich gut lesbar, allerdings braucht man ein gewisses Maß an Konzentration, da mit jedem kurzen Kapitel das Setting und die handelnden Personen wechseln und man sich so ständig in einen neuen Kontext hineindenken muss. Dabei sind auch Vorkenntnisse in griechischer Mythologie durchaus nützlich.
Im Klartext heißt das, dass Medusas Perspektive bzw. Geschichte nicht durchgängig im Fokus der Handlung steht. Die vielen Nebenschauplätze haben mich anfangs verwirrt, werden allerdings später gelungen zusammengeführt, sodass alles einen höheren Sinn ergibt. Das bedeutet allerdings auch, das wir immer nur einen schlaglichtartigen Einblick in Charaktere bekommen, weshalb immer eine gewisse Distanz zu ihnen bestehen bleibt. So kommen zwar viele weibliche Charaktere zu Wort, hier hätte ich mir gelegentlich jedoch mehr Charakterfokus gewünscht.
Langweilig wird es aufgrund der komplizierten Erzählstruktur aber wenigstens nie und die kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass man das Buch schnell weggelesen hat. Das alles, was mit griechischer Mythologie zu tun hat, eher düster, tragisch und emotional ist, brauche ich hoffentlich nicht zu erwähnen.
Der Schreibstil ist bissig, provokant und trieft teilweise herrlich vor Ironie. Damit könnte die Geschichte potenziell bei einigen LeserInnen anecken, mir hat es aber gefallen. Ich mochte die Denkanstöße, die uns geboten werden. So regt die Lektüre tatsächlich zum Bilden einer eigenen Meinung über einen wohlbekannten Mythos an und erzählt diesen nicht einfach nach. Damit vereint das Buch vieles, was ich mir von einem Mythos-Retelling wünsche.
Insgesamt konnte das Buch mich mit kleineren Abstrichen überzeugen. Wer eine anspruchsvolle mythologische Neuerzählung mit scharfer Zunge und bissigem Humor sucht, die starke weibliche Figuren in den Vordergrund stellt, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 21.02.2023
Der Mörder von West End (MP3-Download)
Harris, C. S.

Der Mörder von West End (MP3-Download)


sehr gut

Überzeugender Folgeband

Das Cover passt mit seinen dunklen, geheimnisvoll wirkenden Farben wunderbar zum Krimigenre und macht damit gekonnt neugierig.
Zum Inhalt: Im London des Jahres 1811 treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Seine entstellten Opfer gehören der gesellschaftlichen Elite an. Sebastian St. Cyr wird gebeten, die Ermittlungen zu unterstützen und gerät dabei immer tiefer in einen gefährlichen Strudel menschlicher Abgründe.
Der Sprecher macht erneut einen guten Job. Zusammen mit dem angenehmen Schreibstil und der großartig erschaffenen, bedrohlichen Atmosphäre sorgt das dafür, dass man das Hörbuch nur ungern pausieren möchte. Nach wie vor mag ich den eingeflochtenen Humor, die fein gezeichneten Nebencharaktere und die allmählich enthüllten Geheimnisse der Protagonisten, auch wenn sich Letzteres im Fall dieses Hörbuchs manchmal etwas Seifenoper-ähnlich angefühlt hat. Auch der Spannungsbogen hätte für mich noch eine Spur ausgewogener sein können, anfangs plätschert die Handlung etwas dahin, bevor sie plötzlich Fahrt aufnimmt und dann zu einem sehr schnellen und etwas verknappten Schluss kommt.
Die detailliert ausgearbeiteten Protagonisten sind mir nach wie vor sympathisch. Sebastian ist ein intelligenter, aber auch moralisch grauer Ermittler, der von seiner eigenen Vergangenheit heimgesucht wird, wohingegen andere Figuren wie beispielsweise sein Botenjunge für den leichtlebigen Gegenpol sorgen und die ernste, düstere Handlung immer wieder auflockern.
Der Fall selbst hat also seine Höhen und Tiefen, erscheint aber durchaus fesselnd und ist übrigens definitiv nichts für empfindliche Mägen. Verletzungen und Motiv sind reichlich blutrünstig und leider war das Warum für mich auch ziemlich schnell durchschaubar.
Nichtsdestotrotz wurde ich auch vom dritten Teil der Reihe um den Viscount gut unterhalten und freue mich auf den folgenden Band. Wer fesselnde, abwechslungsreiche Krimis mit interessanten Ermittlerfiguren vor historischem Hintergrund sucht, sollte hier unbedingt einmal reinhören.

Bewertung vom 17.02.2023
Der Mitternachtsmord (eBook, ePUB)
Willberg, T. A.

Der Mitternachtsmord (eBook, ePUB)


gut

Hat Potenzial, aber noch Luft nach oben

Das Cover sieht wundervoll aus. Es passt mit den dunklen, gedeckten Farben wunderbar zum Inhalt und hat mich sofort angesprochen und neugierig gemacht.
Zum Inhalt: Im London des Jahres 1958 geschieht tief in den verborgenen Tunneln unterhalb der Stadt ein Mord an einem Mitglied einer geheimen Privatdetektei. Marion Lane, Lehrling in der Detektei, wird ungewollt in die Ermittlungen hineingezogen und sieht bald alles, was sie bisher kannte, in großer Gefahr.
Der Beginn war ziemlich mysteriös und dieses Gefühl ließ mich über weite Teile der Handlung nicht los. Was genau geht hier eigentlich vor sich? Das habe ich mich durchgängig fragen müssen. Die Autorin lässt die Handlung lange undurchsichtig wirken und verknüpft das gekonnt mit Figuren, die selbst unglaublich viele Geheimnisse hüten, sodass man nicht weiß, wem man eigentlich trauen kann. So entsteht teilweise eine gelungene Gruselatmosphäre, die für richtig Spannung sorgt. Andere Abschnitte haben sich hingegen eher etwas gezogen oder hielten den ein oder anderen Ekelmoment bereit.
Das Buch passt grundsätzlich dank einem mystischen und Fantasy-ähnlichen Touch in mehr als nur das Krimigenre. Das macht die Handlung unterhaltsam und abwechslungsreich, allerdings konnte ich mir das außergewöhnliche Setting mit seinen speziellen Elementen teilweise nur sehr schwer vorstellen, weshalb mir die einzigartige Tunnelwelt immer ein bisschen fremd blieb.
Gleiches gilt für die Charaktere, die grundsätzlich sehr interessant und herrlich moralisch grau angelegt sind. Leider ist mir selbst Marion als junge Protagonistin trotz ihrer tragischen Erlebnisse und Vergangenheit einfach ein bisschen zu blass und unnahbar geblieben - vielleicht liegt das aber auch daran, dass sie sich als Charakter genau so geben möchte.
Wie bereits erwähnt, war die Krimihandlung über weite Teile gut ausgearbeitet und schwer durchschaubar. Das Finale war mir allerdings eine Spur zu dramatisch und übertrieben. Auch wenn es Hinweise auf die Handlungsverläufe folgender Bände gibt, die eigentlich nicht ganz mein Fall sind, wäre ich grundsätzlich offen, weiterzulesen. Die düsteren Londoner Tunnel und die speziellen Ermittler haben echt Potenzial. Zudem hat mich die großartige Einarbeitung des historischen Kontextes positiv überrascht.
Insgesamt wurde ich solide unterhalten, hätte mir aber einen etwas ausgewogeneren Spannungsbogen und mehr Charakterfokus gewünscht. Wer interessante Settings mit fesselnder Krimihandlung und Spionageeinflüssen mag sowie offen für Einflüsse anderer Genres ist, sollte hier einmal reinlesen.

Bewertung vom 05.02.2023
Text Me Baby One More Time Band 1-4 (eBook, ePUB)
Hunter, Teagan

Text Me Baby One More Time Band 1-4 (eBook, ePUB)


gut

Leichte Unterhaltung für Zwischendurch

Die Cover sind ansprechend gestaltet - wenn auch nicht wirklich besonders oder einzigartig. Sie passen jedoch sehr gut zum Genre, allerdings nicht unbedingt zu den Charakteren im Buch.
Zum Inhalt von Band 1: Eine falsche Handynummer bringt Zach in Kontakt mit Delia. Statt über das Missverständnis hinwegzusehen, bleiben beide in Kontakt und kommen sich dadurch immer näher. Doch wohin kann ein Bildschirm-Flirt führen?
Für die Inhalte der anderen Bände dieses Sammelbands verweise ich auf die jeweiligen Klappentexte, um hier nicht nur auf Inhaltsangaben einzugehen. Aber Vorsicht, da die Bände sich um einen gemeinsamen Freundeskreis drehen, besteht Spoilergefahr beim Durchlesen aller Klappentexte. Dadurch trifft man liebgewonnene Charaktere natürlich in den Folgebänden wieder, auch wenn der Fokus auf einem anderen Paar liegt.
Der Schreibstil hat mir grundsätzlich erstmal gut gefallen. Er ist locker und leicht, womit sich die Bücher wohl gut eignen, um aus einer Leseflaute herauszukommen oder um schlicht leichte Unterhaltung zu bieten. Besonders die vielen Textnachrichten sorgen dafür, dass man die Geschichten schnell weggelesen hat und die so erfolgten Schlagabtausche sorgen für eine ordentliche Portion Humor. Dadurch gibt es jedoch automatisch relativ wenig Handlung. Hat man einmal einen Band angefangen, besteht jedenfalls Suchtgefahr, was das Weiterlesen betrifft.
Nun zur anderen Seite der Medaille: Diese Bände eignen sich für junge LeserInnen, so etwa Anfang 20. Ich habe mich teilweise schon zu alt für die Sprache und unreifen Verhaltensweisen so manches Charakters gefühlt, was dann dazu geführt hat, dass ich mich den meisten Charakteren so gar nicht nah fühlen konnte, sondern eher etwas genervt von ihnen war und weniger mitgefiebert habe. Außerdem ist die Handlung generell wenig überraschend und sehr vorsehbar.
Die Bände enthalten außerdem hin und wieder einen Logikfehler und gegen Ende jedes Teils wird noch dazu künstlich geschürtes Drama eingeworfen. Für mich war das völlig unnötig, vor allem, weil dieses dann nicht mehr ausreichend aufgearbeitet, sondern einfach schnell abgehandelt wird. Das fand ich reichlich schade und es hat auf meiner Seite für so manches Augenrollen gesorgt. Zudem sind sich alle Stories recht ähnlich, weshalb ich mich wohl auch damit zufriedengegeben hätte, nur einen der vier Bände zu lesen.
Insgesamt wurde ich solide unterhalten, würde allerdings nicht unbedingt mehr von der Autorin lesen. Vielleicht waren meine Ansprüche auch schlicht zu hoch angesetzt, nachdem ich bereits einiges über diese Bücher gehört hatte und dadurch entsprechend neugierig auf die Lektüre war.
Wer Liebesromane mit jungen ProtagonistInnen, unterhaltsamen Schlagabtauschen, viel knisternder Atmosphäre und etwas Tiefgang oder einfach amüsante und gut lesbare Lovestories für zwischendurch sucht, sollte dennoch einmal reinlesen.

Bewertung vom 29.01.2023
Piraten (eBook, ePUB)
Graeber, David

Piraten (eBook, ePUB)


sehr gut

Auf zu neuen Wegen

Das Cover wirkt zweckmäßig: Die knallrote Coverfarbe hat mich zusammen mit dem schlicht aber effektiv in Szene gesetzten Titel sofort angesprochen und neugierig gemacht.
David Graeber versucht mit diesem Buch die gegenseitige Beeinflussung von Piraten und madagassischen Bevölkerungsgruppen vor dem Hintergrund des dortigen politischen Handelns im 17. und 18. Jahrhundert zu rekonstruieren. Damit verfolgt er einen momentan recht häufig zu sehenden Ansatz, indem er von offenen Grenzen im Sinne eines kulturellen und intellektuellen Austausches spricht und nach überregionalen Zusammenhängen bei der Verbreitung demokratischer Ideen und freiheitlichen Gedankenguts fragt.
Gekonnt begibt der Autor sich dafür in historischen Quellen und literarischen Werken auf Spurensuche, um daraus eine mögliche und teilweise aus Ermangelung an physischen Beweisen spekulative Erzählung der Vergangenheit zu bieten. Dabei werden Einblicke in verschiedene Forschungszweige, wie Geschichte, Anthropologie und Ethnologie, kombiniert - Interdisziplinarität an einem Fallbespiel also. Teilweise geht Graeber dabei bewusst provozierend vor und stellt jede Menge - teilweise bis zuletzt offene - Fragen, die zum Nachdenken anregen.
Der detaillierte Anhang des Buchs lädt außerdem zu tiefgreifender Beschäftigung mit dem Besprochenen ein und bietet dank Glossar und Zeitstrahl auch eine gelungene Orientierungshilfe. Trotzdem ist mein größter Kritikpunkt die Lesbarkeit des Ganzen. Besonders der methodische Teil, also der Einstieg, war unglaublich schwer lesbar und dank dem komplizierten Satzbau gilt das auch für den Rest des eigentlich recht kurzen Buchs. Dennoch waren die interessanten Gedankengänge und die Argumentationsstruktur des Autors jederzeit gut nachvollziehbar.
Ich habe den Einblick in die verschiedenen Fachrichtungen rund um das Zusammenleben zwischen Piraten und madagassischen Bevölkerungsgruppen sehr genossen und sicherlich einen Mehrwert daraus gezogen. Als Laie sollte man jedoch wohl ein starkes Interesse, Neugier, Offenheit und vor allem viel Zeit für die Lektüre mitbringen, um sich völlig auf Graebers Ausführungen einlassen zu können.

Bewertung vom 25.01.2023
Willow Springs - Feeling Home (MP3-Download)
Harper, Mia

Willow Springs - Feeling Home (MP3-Download)


gut

Solide Kleinstadt-Romanze

Das hübsch gestaltete Cover hat das Kleinstadtfeeling und Setting der Handlung großartig eingefangen und passt außerdem super zum Genre.
Zum Inhalt: Liz deWitt kehrt nach dem Unfall ihres Onkels in ihre Heimatstadt zurück, um ihre Familie zu unterstützen und sich beruflich zu verändern. In dem beschaulichen Städtchen kommt es bald zum ersten Aufeinandertreffen mit Joe Mariani, dem neuen Chief of Police, der aus der Großstadt in die ruhige Idylle geflohen ist, und zwischen den beiden knistert es sofort gewaltig.
Die Sprecher machen einen guten Job und auch wenn mir die weiblichen Sprechanteile von der Performance her etwas besser gefallen haben, mochte ich die durch die verschiedenen Erzählperspektiven entstehende Abwechslung. Auch der Humor und das toll umgesetzte Kleinstadt-Setting konnten mich überzeugen. Daneben wurde die knisternde Atmosphäre zwischen den Protagonisten gelungen umgesetzt.
Liz und Joe sind insgesamt recht sympathisch und ihnen wurde jeweils eine gewisse Tiefe verliehen. Trotzdem fehlte mir teilweise ein bisschen Substanz in der Handlung, was auch daran liegt, dass wir ziemlich schnell zu expliziten Inhalten wechseln. So geraten auch Liz‘ Familie und Freunde immer mal schlaglichtartig in den Vordergrund und verschwinden dann relativ bald wieder aus dem Fokus. Das ist natürlich auch mit der insgesamten Kürze der Handlung zu begründen, wohl auch deshalb überspringt die Erzählstruktur manchmal ganze Passagen und legt uns später zusammenfassend dar, was passiert ist, während andere Ereignisse sehr detailliert geschildert werden. So wird es zwar beim Hören niemals langweilig, allerdings hat das dazu geführt, dass ich manchen Passagen kaum gelauscht, sondern sie schlichtweg irgendwie übersprungen habe.
Ich bin außerdem kein großer Freund des offenen Endes, der auf einen zweiten Band mit bereits vorgestellten Personen, namentlich Liz‘ besten Freunden, hindeutet, auch wenn sich diese Entwicklung bereits von Anfang an angedeutet hat.
Insgesamt stellt das Hörbuch für mich deshalb eine solide Unterhaltung für zwischendurch dar, wird mir aber höchstwahrscheinlich nicht lange im Gedächtnis bleiben. Wer ein leichtes Wohlfühlhörbuch mit Kleinstadtfeeling, etwas Tiefgang und einer Prise Abenteuer sucht, sollte einmal reinhören.