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Favourite trash - favourite treasure

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2020
Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1
Ryan, Anthony

Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1


sehr gut

Dieser Schreibstil...

Die neue Reihe von Anthony Ryan setzt die Rabenschatten-Trilogie um Vaelin al Sorna fort. Dieser hat sich mittlerweile auf einem komfortablen, hohen Posten mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt. Das ändert sich jedoch, als er erfährt, dass seine ehemalige Geliebte Sherin sich in den Händen der Stählernen Horde (auch Stahlhast genannt) befindet. Dieser erbarmungslose Feind sorgt für Angst und Schrecken und wird von einem Mann angeführt, der sich für einen Gott hält. Und nicht nur Sherin ist in Gefahr: Auch das Kaiserreich wird von diesem neuen Feind bedroht. Vaelin hat keine Wahl: Er zieht wieder in den Krieg.

Ich bin erst seit dem Erscheinen des dritten Bandes der Draconis Memoria-Reihe Fan von Anthony Ryan, befinde mich seitdem aber auf einem Binging-Trip seiner Bücher. Was mich immer wieder wundert, ist, dass deren Klappentexte für mich absolut langweilig und wenig originell klingen, wie abgestandene, ganz traditionelle Fantasy. Schaut man dann aber in die Bücher rein, entdeckt man eine Fülle von fantastischen, originellen Ideen und einen absolut packenden Schreibstil, der genau die richtige Mischung aus spannend, locker und amüsant schafft und absolut meinen Geschmack trifft.

Bei der Werbung für dieses Buches wurde stellenweise suggeriert, dass man es unabhängig von der ursprünglichen Trilogie lesen kann. Das ist in meinen Augen möglich; man muss dann aber offen dafür sein, dass man nicht alles sofort versteht und manches nur angedeutet bleibt. Wenn man aber die Vorgängerbücher gelesen hat, ist es spannend zu sehen, was aus den bekannten Figuren geworden ist. Nur angedeutet bleibt übrigens auch das titelgebende „Lied des Wolfes“. Das hat mich in der Geschichte nicht wirklich gestört, aber ein anderer Titel wäre wohl angemessener gewesen.

Sehr gelungen finde ich den Einstieg des Buches, weil man nämlich zuerst die Stahlhast kennenlernt. So kommt man auch auf der Seite von Kehlbrand und Luralyn in die Geschichte rein und kann sich mit ihnen identifizieren. Dass man sich mit Vaelin selbstverständlich auch identifizieren kann, ist klar, wenn man ihn aus den Vorgängerbänden kennt. Deswegen finde ich diese Reihenfolge der Figureneinführung sehr geschickt. Dafür haben mich das Worldbuilding und die anderen Figuren nicht so vom Hocker gehauen, vor allem, wenn ich sie mit Draconis Memoria vergleiche, was aber Geschmackssache sein mag.

Trotz allen Abstrichen bei Geschichte und Charakteren war das Buch für mich ein Genuss, einfach weil ich Anthony Ryans Stil so gerne mag. Wer also seine Bücher deswegen schätzt, wird sicher nicht enttäuscht.

Bewertung vom 10.09.2020
Immernacht
MacKenzie, Ross

Immernacht


gut

Originelle Ideen, aber nur durchschnittliche Umsetzung

Mrs Hester, die grausamste Magierin im Silberkönigreich, möchte durch das Freilassen der Immernacht jegliche magische Kraft endgültig an sich reißen. Um die Immernacht kontrollieren zu können, braucht sie allerdings noch ein Kästchen mit geheimnisvollem Inhalt. Dafür schickt sie Schattenjack los, einen grausamen Dschinn, der ihr dienen muss, solange sie seine Urne besitzt. Durch eine Verkettung von Zufällen findet jedoch Larabelle Fox, ein Waisenkind, das sich den Lebensunterhalt mit der Suche nach Schätzen in der Kanalisation verdient, das Kästchen zuerst und Schattenjack heftet sich an ihre Fersen.

Das Cover hat auf mich sofort Eindruck gemacht, als ich es zum ersten Mal online gesehen habe. Das Design ist wunderschön! Ich finde allerdings, dass es matt hochwertiger aussehen würde als glänzend. Auf dem Cover deutet sich schon an, dass in dem Buch Steampunk-Elemente auf Schauriges und Fantasy treffen. Die Steampunk-Elemente waren im Buch aber so sehr im Hintergrund, dass sie mich eher irritiert haben. Ich hatte die ganze Zeit eher das Gefühl, ein langes Märchen zu lesen, und dann werden z.B. plötzlich Leute erschossen und man muss sich daran erinnern, dass das Genre ja diese seltsame Mischung ist, die gut hätte werden können, aber für mich gar nicht harmoniert hat. Der einerseits klassische, andererseits moderne Charakter von Magie (wird im Kessel gebraut, dann aber mit Zauberstab abgefeuert) hat mich auch nicht überzeugt.

Eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen ist mir teilweise schwergefallen. Sehr viel Sympathie hatte ich für den kleinen Joe, aber mit Lara konnte ich kaum mitfiebern, obwohl mir ihr Charakter an Anfang gefallen hat. Doppelacht wurde zu Beginn sehr vielversprechend ausgearbeitet, wurde mir dann aber zu schnell zu „normal“, obwohl sein „Problem“ theoretisch weiterbestand. Schattenjack war eine interessante Figur, über die man aber kaum etwas erfahren hat. Mrs Hester schließlich war eine so klassische Antagonistin ohne weitere interessante Facetten, dass sie an eine böse Hexe im Märchen erinnerte. Auch die Schlichtheit der Geschichte hatte etwas von einem sehr langen Märchen.

Nach einem in meinen Augen sehr gelungenen Start hat die Erzählung in der zweiten Hälfte immer mehr nachgelassen, ich fand es einfach nicht mehr so spannend, herauszufinden, was passiert. Das lag nicht nur an der schon erwähnten fehlenden Verbindung zu den Figuren; die Geschichte springt räumlich auch ein wenig herum. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor uns sehr viele Orte zeigen wollte, die er auch sehr kreativ erdacht hat, aber nicht immer war es für die Geschichte sinnvoll, dass Lara sich an diesen Ort begeben hat. Als sie z.B. ihrem Medaillon folgt, führt das zunächst zu nichts als einem Haufen Irritation für andere Beteiligte. Besonders zum Ende hin habe ich immer mal wieder das Verhalten der Figuren hinterfragt.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Einige Szenen in dem Buch beschreiben relativ explizite Grausamkeiten (die sich jetzt aber auch nicht auf Splatter-Niveau bewegen). Wenn man es ab 11 empfiehlt, was man meiner Meinung nach durchaus tun kann, dann zumindest nicht für empfindliche Kinder. Insgesamt ist „Immernacht“ eine sehr solide, durchschnittliche Geschichte mit durchaus kreativen Ideen, die mich aber in der Umsetzung einfach nicht packen konnte.

Bewertung vom 26.08.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Eine junge Frau mit einem riesengroßen Herzen
Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Buch über den Nationalsozialismus noch einmal so erschüttern könnte, wie es dieses getan hat. Darin wird, sprachlich schlicht aber dennoch mit einigen wirkungsvollen Metaphern, die wahre Geschichte von Stefania Podgórska, genannt Fusia, erzählt, die in dem Alter, in dem junge Frauen in Deutschland heute ihr Abitur machen oder eine Ausbildung absolvieren, dreizehn Juden vor den Nationalsozialisten versteckte. Die besondere Dramatik lag dabei darin, dass sie vor dem Einmarsch der Deutschen in dem Laden einer jüdischen Familie, der Diamants, gearbeitet hat, die für sie schnell zu einer zweiten Familie wurden. Sie hatte sich in Izio Diamant verliebt, die beiden wollten heiraten, doch alle Diamants mussten zunächst ins Ghetto ziehen und wurden dann zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedliche Orte deportiert. Eines Nachts klopfte einer der Diamant-Söhne an Stefanias Tür und bat um kurzzeitiges Asyl - doch es war nicht Izio, sondern dessen Bruder Max. Stefania, die sich zusätzlich um ihre kleine Schwester kümmern musste, fasste sich ein Herz und gewährte Max Unterschlupf. Doch es gab noch andere, die verzweifelt waren und Hilfe brauchten und so machte sich Stefania auf die Suche nach einem geeigneten Haus…

Die Geschichte, die in diesem Buch erzählt wird, ist so unglaublich, dass ich geneigt wäre, sie als unrealistisch abzutun, wenn ich nicht wüsste, dass sie wahr ist. Die Stärke des Buches liegt gerade in den detaillierten Schilderungen des Alltagslebens. Hier kommen Dinge zur Sprache, über die im Geschichtsunterricht in der Regel nicht geredet wird bzw. die einem vielleicht nicht bewusst sind, wenn man sich im großen Rahmen mit dem Thema auseinandersetzt. Im kleinen Rahmen geht es dann aber um Fragen wie „Wie ernähre ich eine so große Gruppe von Menschen?“ und das nicht nur finanziell, sondern so, dass es niemandem auffällt, dass immer dieselbe junge Frau regelmäßig riesige Menschen an Nahrungsmitteln erwirbt.
Fusia ist mir bereits auf den ersten Seiten unglaublich ans Herz gewachsen. Ihre Gedankengänge waren so authentisch und sympathisch. Man fühlt ihre Angst und ihre Trauer, aber auch ihre Entschlossenheit, erstarrt in Ehrfurcht vor den Opfern, die sowohl sie als auch ihre kleine Schwester Helena bringen. Mit zunehmendem Druck und wachsender Gefahr spürt man, wie müde sie von allem ist, was einerseits ihre Angst verdrängt, sie andererseits aber auch zynisch werden lässt.
Es gibt Stellen in dem Buch, an denen mein erster Gedanke war: „Na das ist aber doch jetzt ein wenig übertrieben, oder?“, aber dann habe ich mich daran erinnert, dass hier eine wahre Geschichte erzählt wird. Man kann tatsächlich davon ausgehen, dass die meisten Begebenheiten, egal wie klein sie sind, so passiert sind, denn die Autorin schreibt im Nachwort, dass sie sich bis auf wenige Ausnahmen auf Stefanias Memoiren gestützt hat. Das bedeutet, dass man hier ein authentisches Bild davon bekommt, wie menschenverachtend der Nationalsozialismus allgemein war, selbst wenn man nicht zur eigentlichen Opfergruppe gehörte.
In einem derartigen Buch ist ein Nachwort natürlich obligatorisch, ich möchte aber hervorheben, dass dieses besonders gut gelungen ist. Man bekommt Einblicke in den Schreibprozess der Autorin, ihre Beschäftigung mit der Thematik und erfährt, was aus Stefania und „ihren“ Juden wurde. Vorsichtshalber empfehle ich an dieser Stelle, das Nachwort auf keinen Fall vor der Geschichte zu lesen und sich auch nicht zu Stefania zu informieren, wenn man sich in Bezug auf ihre Beziehung zu den anderen Beteiligten nicht die Spannung verderben will. Ansonsten lege ich das Buch jedem ans Herz und empfehle es auch nachdrücklich als Schullektüre. Ich glaube, dass die Welt ein schönerer Ort wäre, wenn sich wieder mehr Menschen für mehr Dinge verantwortlich fühlen würden.

Bewertung vom 25.08.2020
Expedition Natur: WILD! Der Steinkauz
Stütze, Annett;Vorbach, Britta

Expedition Natur: WILD! Der Steinkauz


ausgezeichnet

Einfach ein tolles Konzept

Ich habe bereits das Buch zur Wildkatze aus derselben Reihe rezensiert und war so begeistert, dass ich mir den Steinkauz auch gleich kaufen musste. Die Idee, Kindern (und Erwachsenen) die heimischen Wildtiere auf diese Art näherzubringen, finde ich einfach hervorragend. Das Konzept, dass zunächst durch eine Erzählung eine emotionale Verbindung zu den Tieren aufgebaut wird und dann allerlei Informationen in Sachbuchform kommen, scheint mir eine effiziente Methode zu sein, um Kindern den Wert von Naturschutz – gerade bei uns vor der Haustür – zu vermitteln. Auch hier wird die Erzählung von äußerst gelungenen, fast naturalistischen Zeichnungen begleitet, die kein bisschen langweilig oder billig aussehen, auch wenn sie in Schwarz-Weiß gehalten sind, und auch hier gibt es viele, viele tolle Fotos. Besonders die flauschigen Jungen sind einfach goldig.

Bei der Wildkatze beginnt die Geschichte mit der Aufzucht der Kleinen. Es geht im Wesentlichen um die verzweifelte Suche der Mutter nach einem neuen Zuhause. Hier bekommt man dagegen die Familiengründung von der Balz an mit. Immerhin ziehen beim Steinkauz Männchen und Weibchen die Jungen gemeinsam groß. Doch auch hier wird es dramatisch, überall lauern Gefahren, auch wenn Steinkäuze selbst Jäger sind.

Im Sachbuchteil lernt man z.B. wozu Steinkäuze ihre coole Wendezehe brauchen. Man erfährt, wie ein Tag im Leben eines Steinkauzes aussieht, welche Körperhaltungen was bedeuten, was als Nahrung in Frage kommt, wie der Steinkauz das Jahr verbringt. Ich liebe es, dass der Steinkauz auf seinem „Ausweis“foto genauso bedröppelt guckt wie viele Menschen auf ihrem Perso. Wie schon bei den Wildkatzen lernt man ganz am Ende, welche Gefahren dem Steinkauz von Menschen drohen und was man dagegen tun kann.

Mein einziger Kritikpunkt betrifft folgende Behauptung: „Nur in der deutschen Sprache wird zwischen Eule, Kauz und „Uhu“ unterschieden. In anderen Sprachen gibt es dafür nur ein Wort.“ (S. 43). Bei über 7000 Sprachen auf der Welt sollte man mit solchen Aussagen eher vorsichtig sein. Man muss allerdings auch nicht lange in „exotischen“ Sprachen wühlen, um ein Gegenbeispiel zu finden. Im gar nicht exotischen Russisch wird zumindest zwischen сова, /sová/ ,Eule‘ und филин /fílin/ ,Uhu‘ unterschieden. Was ich wiederum gut finde, ist, dass die wichtigsten Eulenarten wie „Schleiereule“ und „Habichtskauz“ mit kurzen Steckbriefen und Fotos vorgestellt werden. Ich finde es cool, dass ich sie jetzt unterscheiden kann, wenn ich sie in der Wildnis beobachte.

Wenn ich die beiden Bücher über Wildkatze und Steinkauz vergleiche, muss ich sagen, dass mir die Wildkatze doch ein kleines bisschen besser gefällt. Auch wenn ich die beiden Cover nebeneinanderhalte, zieht einen die Katze etwas mehr in den Bann. Dennoch sind beide Bücher erstklassig und vorbehaltlos zu empfehlen!

Bewertung vom 03.08.2020
Vegan! Das Goldene von GU

Vegan! Das Goldene von GU


ausgezeichnet

Ein Kochbuch für alle

Kochbücher und ich haben eine etwas schwierige Beziehung. Ich liebe sie, bin schnell begeistert vom Design, dem Konzept, dem Cover - aber, wenn ich sie dann in der Hand halte, finde ich wenig Rezepte, die ich tatsächlich ausprobieren will. Entweder ist nichts Neues drin oder die Rezepte sind einfach nicht mein Fall. Diese Gefahr besteht, so denke ich, bei diesem Kochbuch nicht. Es ist etwa doppelt so dick wie ein Durchschnittskochbuch und voll mit Rezepten, sortiert nach sinnvollen Kategorien und mit Zutatenglossar hinten.

Ein besonderes Kapitel widmet sich der veganen Interpretation beliebter „Küchenklassiker“. Hier finden sich nicht nur Gerichte wie Lasagne und Gulasch, sondern auch Anleitungen, wie man Zutaten, die Grundlage sehr vieler Rezepte sind, vegan nachmachen kann, z.B. Mozzarella aus Soja oder Feta aus Mandeln. Rezepte für weitere Grundzutaten finden sich zu Beginn des Kochbuches. Nuss- oder Hafersahne sowie Cashewjoghurt sind geschmacklich eine viel bessere Alternative als viele denken würden. Hier lohnt es sich, eventuelle Skepsis zu überwinden und sie einfach mal zu probieren, wenn man der veganen Ernährung eine Chance geben will. Genauso leicht ist es aber, die Rezepte von GU als Inspirationsgrundlage zu begreifen. Wer Tofu partout nicht mag, kann es einfach weglassen oder durch Fleisch ersetzen. Wer aber wirklich gerne vegan leben will und dafür Rezepte und Anregungen braucht, die sie oder ihn auf längere Zeit und von morgens bis abends versorgen können, findet hier buchstäblich (wegen des strahlenden Covers) eine Goldgrube.

Was mich bei diesem Kochbuch vor allem überzeugt hat, war, dass es so weitgehend frei von Ideologie und besonderem Lifestyle ist (wenn man mal davon absieht, dass es eben ein Kochbuch speziell für vegane Ernährung ist). Es ist schlicht in dem Sinne, dass hier wirklich die Rezepte im Vordergrund stehen. Wie man sich bei Pinterest-Links oft durch die gesamte Familiengeschichte scrollen muss, bis man endlich irgendwo zwischen Familienplanung und fragwürdigen Beziehungsanekdoten das verdammte Rezept für die Kartoffeltaschen findet, das man seit 5 Minuten sucht, so reichern auch AutorInnen von Kochbüchern ihre Rezepte gerne mit Informationen darüber an, was denn z.B. „ihre Jungs“ am liebsten essen oder wie man den Partner, der gefühlt nur Fleisch, Ketchup und Fritten isst, austricksen kann, damit ihm auch das Gemüse schmeckt. Hier gibt es keine derartigen Nebenhandlungsstränge über das Familienleben der Autorin, keine ganzseitigen Fotos von schlecht in Szene gesetzten Zutaten, kurz: kein „Gelaber“. Neben Zubereitungszeit, Portionen- und Kalorienangaben findet man dafür - gerade für Veganer sehr wichtig - Angaben zum Protein-, Fett- und Kohlenhydratgehalt der einzelnen Gerichte. Zu Beginn werden auch gesundheitliche Bedenken, die im Zusammenhang mit veganer Ernährung immer wieder geäußert werden, thematisiert und relativiert.

Das Kochbuch kann ich also eigentlich bedenkenlos weiterempfehlen. Hier sollte für jeden etwas drin sein, egal, mit welchen Vorstellungen man reinschaut.

Bewertung vom 02.08.2020
Expedition Natur: WILD! Die Wildkatze
Stütze, Annett;Vorbach, Britta

Expedition Natur: WILD! Die Wildkatze


ausgezeichnet

Ich bin verliebt

Dieses Buch hat ein sehr überzeugendes Konzept: Es ist halb Erzählung, halb Sachbuch. Im Erzählteil muss eine Wildkatzenmama ein neues Zuhause für ihre Kätzchen finden. Unterwegs wird die Familie mit allen möglichen Gefahren konfrontiert, mit denen sich echte Wildkatzen auseinandersetzen müssen. Begleitet wird der Text von wunderschönen realistischen Schwarzweiß-Illustrationen. Im Sachbuch-Teil werden alle Fakten, die man aus der Erzählung schon mitgenommen hat, nochmal geordnet und ausführlicher präsentiert mit vielen Fotos und Infokästen, einer Karte vom Verbreitungsgebiet der Wildkatzen, einem Pfotenabdruck in Originalgröße und viel mehr. Ausführlich wird u.a. erklärt, was Wild- von Hauskatzen unterscheidet, wie ihr Jagdverhalten aussieht und was der Mensch für sie tun kann. Eine Doppelseite ist sogar dem Leben der Hauptnahrungsquelle der Wildkatzen gewidmet: den Mäusen.

Das Buch vermittelt auch komplexe Sachverhalte in einfachen Sätzen. Mir hat gefallen, dass nichts beschönigt wird. Schon in der Erzählung wird man mit dem unschönen, detailliert beschriebenen Schicksal einer unglücklichen Maus konfrontiert. Das gehört dazu und kann meiner Meinung nach Kindern nicht schaden. Wer Hauskatzen hat, weiß, dass auch diese manchmal gerne Beute mitbringen. Katzen sind Jäger, daran kann man nichts ändern.

Dieses Buch macht es sehr leicht, schon früh ein Bewusstsein für Umwelt- und Tierschutz zu fördern. Es ist unmöglich, die Wildkatze (Buch wie Tier) nicht zu lieben. Schon das Cover zieht einen in seinen Bann und auf jeder Seite können Groß und Klein zusammen entdecken und staunen. Ich werde mir auch das andere Buch über den Steinkauz kaufen und hoffe, dass der Verlag noch viele weitere Bücher in dieser Reihe herausbringt!

Bewertung vom 02.08.2020
Sturmläufer / Zane gegen die Götter Bd.1
Cervantes, J. C.

Sturmläufer / Zane gegen die Götter Bd.1


gut

Percy Jackson, nur mit Maya

Auf dieses Buch habe ich mich wirklich gefreut, denn es bietet endlich mal wieder ein originelles Setting und dann auch noch die Maya. Vielleicht hatte ich aber gerade deswegen zu hohe Erwartungen an das Buch. Ein Zeichen dafür, dass es diese vermutlich nicht würde erfüllen können, war schon die Tatsache, dass es so stark als Empfehlung von Rick Riordan beworben wurde, als wäre es nicht gut genug, um für sich allein zu sprechen. Wie stark der Bezug zum Percy Jackson-Autor ist, wird einem aber erst klar, wenn man das Buch dann in der Hand hält und sieht, dass Rick Riordan sogar ein Vorwort zu der Reihe geschrieben hat. Offenbar ist die englische Version im Imprint „Rick Riordan Presents“ erschienen; für mich als deutsche Leserin, die davon nichts weiß, wirkt es aber, als würde ich Fanfiction in der Hand halten und kein eigenständiges Buch, auch wenn die Geschichte in einer ganz anderen Welt spielt als die Bücher von Riordan. Es ist, als hätte die Autorin nur ein Percy Jackson-Template mit eigenen Figuren und Maya-Mythologie aufgefüllt - die Parallelen sind frappierend. Alleinerziehende Mutter, besondere Schule (warum eigentlich? Zanes neue Schule spielt im weiteren Verlauf des Buches keine Rolle) und Behinderung als Zeichen von halbgöttlicher Abstammung sind nur einige Beispiele.

Leider kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Reihe auch nur annähernd so erfolgreich wird wie Percy Jackson. Der Erzählstil ist einfach nicht gut genug. Das Buch ist durchzogen von quälend langweiligen Passagen, teilweise hat man das Gefühl, man hat die jeweilige Szene schon mal erlebt, und wenn etwas Spannendes passiert, kann man nur schwer mit den Figuren mitfühlen. Insgesamt setzt die Autorin mehr auf Spaß als auf Tiefe, wobei der Humor mit seinen coolen Sprüchen an das jugendliche Publikum angepasst ist. Seltsam finde ich, dass die zahlreichen spanischen Ausdrücke und Sätze mit teilweise nicht trivialem Inhalt nicht übersetzt werden. Die Zielgruppe des Buches kann in der Regel noch kein Spanisch. Gut gefallen haben mir die letzten Sätze des Buches, weil hier eine Verbindung zu den Lesern aufgebaut wird, die gerade Jüngere sicher spannend finden werden.

Ich möchte mich hier nicht über Inkonsistenzen in der Schreibung der Maya-Götternamen oder in der Mythologie selbst auslassen. Die Autorin leitet ihr Glossar auch mit dem Hinweis ein, dass das alles nur ihre Interpretation der Mythen ist, wodurch sie sich geschickt jeglicher Kritik entzieht. Ich finde es aber zumindest wichtig darauf hinzuweisen, dass „Maya“ der korrekte Plural ist, der nicht nur von Fachleuten, sondern auch allgemein verwendet wird; „die Mayas“ ist bestenfalls ungewöhnlich. (Dieser Kritikpunkt geht aber an die Übersetzerin, nicht die Autorin.) Ein nettes Feature ist, dass die Kapitel jeweils mit arabischen und mit Maya-Zahlen (einem System aus Punkten und Strichen) nummeriert sind - eine schöne Idee, von der jedoch die Leser nicht viel haben, wenn das Maya-Zahlensystem nirgendwo erklärt wird.

Ich denke, dass Zane das Richtige für Fans von Percy Jackson ist, vielleicht auch für Kinder, die sonst nicht viel lesen. Als Fan von Maya-Mythologie hat man (noch) nicht viel Auswahl, was Fantasyromane angeht, aber wirklich empfehlenswert finde ich dieses Buch da auch nicht. Man hat nach der Lektüre auch nicht wirklich ein umfassendes Bild von der Götterwelt der Maya gewonnen, aber es ist ein Anfang und kann sicher bei vielen Interesse für diese spannende und im Schulunterricht unterrepräsentierte Kultur wecken.

Bewertung vom 24.06.2020
Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6
Eyssen, Remy

Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6


sehr gut

SEHR dunkles Lavandou

Das war mein erstes Buch mit Leon Ritter und es ist erfreulicherweise problemlos ohne Vorkenntnisse lesbar, denn die wichtigen Details werden geschickt hier und da eingestreut. Mich hat an der Leseprobe schon die leichte Erzählweise des Autors fasziniert. Als Leon Ritter über den Markt schlendert und provenzalische Köstlichkeiten einkauft, kann man die Aromen geradezu riechen, man hat fast das Gefühl selbst mit ihm dort zu sein. Den Punkt Lokalkolorit erfüllt der Krimi also zu 100%.

Neben dem Rechtsmediziner Leon Ritter, nach dem die Reihe benannt ist, verfolgt man die Ermittlungen auch aus der Sicht seiner Lebensgefährtin Isabelle Morell. Dadurch verbinden sich die Perspektiven von Rechtsmedizin und Polizei zu einem sehr spannenden Fall. Was mich allerdings gewundert hat, war, dass besonders am Anfang nur seichte Alltagsinteraktion zwischen den beiden stattfand und so gut wie eine Gespräche über den tatsächlichen Fall. Weitere Dinge, die mich gewundert oder enttäuscht haben:

1. Leon vertraut sich, wohl aus einem seiner berühmten Impulse heraus, die ihn schon bei den Obduktionen immer in die richtige Richtung führen, einem Fremden an und teilt Bilder und Details des Falls mit diesem, was der Polizei sicher nicht recht wäre.
2. Auf S. 230 wird als gemeinsames Merkmal aller Opfer erwähnt, dass sie blond sind, eins davon wird aber zuvor explizit (S. 90) als dunkelhaarig beschrieben.
3. In einer Szene (S. 249) will Leon eigentlich schnell zu Isabelle, trinkt aber vorher noch etwas im Café.
4. Die bunte Karte vom Gebiet vorne war eine schöne Idee, aber nur bedingt nützlich, weil einige Orte darauf fehlen.
5. Bei den französischen Ausdrücken und Namen hätte es eines sorgfältigeren Lektorats bedurft. „Ta gueule“ wird auf S. 109 zu „Ta geule“. Notre Dame des Anges kriegt gleich zwei kreative Schreibweisen, „Notre Dame des Ange“ (S. 189) und „Notre Dame de Anges“ (S. 190). Bormes-les-Mimosas steht mal mit Bindestrichen, mal ohne (S. 333). Dazu kommen kleine Fehler wie „En arriere“ (S. 148) mit fehlendem accent grave auf arrière. Viele werden das einfach überlesen, aber wer Französisch kann, stolpert darüber.
6. Und schließlich enttäuscht auch das Ende. Ich war von dem Buch so begeistert, dass ich noch mit einem letzten intelligenten und unerwarteten Twist gerechnet habe. Dieser kam aber nicht. Der Mörder war der, den ich schon ganz lange im Verdacht hatte, und am Ende blieben für mich noch einige offene Fragen zum Fall.

Noch ein abschließendes Wort zu den Titeln der Reihe: Auch wenn man Ähnlichkeit bei solchen Reihen gewöhnt ist und auch erwartet, finde ich sie in diesem Fall total verwirrend. Der Titel des Vorgängers, "Mörderisches Lavandou", würde genauso zu diesem Buch passen. Die ersten drei Bände heißen irgendwas mit Lavendel, auch hier sind die Adjektive austauschbar. Lediglich Band 4, "Das Grab unter Zedern", hat einen Titel, der mich anspricht und unter dem man sich auch etwas vorstellen kann.

Trotz alledem war das Buch wahnsinnig spannend, so spannend und stellenweise grausam, dass es fast mehr in Richtung Thriller als Krimi tendiert. Das hat mich aber nicht gestört. Ich empfehle es als Sommerlektüre für alle Krimiliebhaber, die von zuhause aus die Provence besuchen möchten.

Bewertung vom 26.05.2020
DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1 (eBook, ePUB)
Jónasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Düster, einfühlsam und schockierend - aber insgesamt nur Mittelmaß

Die Kriminalpolizistin Hulda Hermannsdóttir fiebert ihrer Pensionierung nicht gerade entgegen. Sie lebt alleine und hat keine nennenswerten Hobbys. Ihre einzige Freizeitbeschäftigung ist das Wandern. Dabei hat sie Pétur kennengelernt, mit dem sie sich langsam eine Zukunft vorstellen kann. Dann der Schock: Sie soll schon viel früher als gedacht aufhören und wird durch einen jungen männlichen Kollegen ersetzt. Ganz gnädig erlaubt ihr Chef ihr, sich einen ungelösten Fall auszusuchen, mit dem sie sich zwei Wochen lang beschäftigen darf, bevor sie endgültig den Schreibtisch räumen muss. Hulda sucht sich den unaufgeklärten Todesfall einer russischen Asylbewerberin aus, der vor einem Jahr nach ihrem Geschmack zu leichtfertig von einem inkompetenten Kollegen als Selbstmord abgetan wurde.

Konfrontiert damit, dass ihr Leben sich nun endgültig dem Ende zuneigt und sie bald sehr viel mehr Zeit für sich selbst haben wird, lässt Hulda alle Schicksalsschläge, das ganze Elend ihrer fast 65 Jahre, Revue passieren und hängt in Erinnerungen fest, zugunsten derer sie manchmal die Ermittlungen aufschiebt – schließlich ist die junge Frau bereits tot und niemand sonst scheint an der endgültigen Aufklärung des Falls interessiert zu sein. Zwischendurch gibt es noch Rückblicke in eine frühere Zeit, in der eine junge, alleinerziehende Mutter damit kämpft, sich und ihre kleine Tochter irgendwie durchzubringen. Dieser Strang spielt kaum eine Rolle für die Geschichte, er dient eher der Charakterbeschreibung und war aber nicht so spannend oder gut geschrieben, dass man nicht auf ihn hätte verzichten können. Ich hätte es eleganter gefunden, wenn man die Erkenntnisse daraus in den Haupterzählstrang integriert hätte. Nach einiger Zeit setzt noch ein dritter Erzählstrang ein, der tatsächlich etwas zur Geschichte beiträgt und eine kleine Überraschung birgt. Diese war sehr gelungen.

Angerissen werden diverse sozialkritische Themen wie Selbstjustiz und verschiedene Definitionen von Gerechtigkeit, die schwierige Situation von Asylsuchenden, die Benachteiligung von Frauen in Männerdomänen. Es gibt viele Verdächtige, Red Herrings werden gezielt und erfolgreich gestreut. Huldas zugegebenermaßen stellenweise sehr verbitterten Gedanken könnten für manche Leser zu negativ sein, für manche auch schlichtweg uninteressant – ich fand sie gut geschrieben und habe mit ihr mitgefühlt. Bis hierhin hätte das Buch mindestens vier Sterne verdient. Und dann… kommt das Ende. Ich kann hier natürlich nichts verraten, aber das ist vielleicht das überraschendste Ende eines Krimis, das ich je gelesen habe. Ob ich den Twist gelungen oder unpassend fand, weiß ich immer noch nicht, aber ich habe jedenfalls kein Interesse daran, weitere Bände über Hulda zu lesen, was das Buch für mich irgendwie zur Eintagsfliege macht.

Einige Worte noch zur Übersetzung: Dass der Roman über einen Umweg aus dem Englischen übersetzt wurde und nicht direkt aus dem Isländischen ist eine Schande, wo wir so gute isländische Übersetzerinnen haben wie Coletta Bürling oder Tina Flecken. Erstaunlicherweise ist der Übersetzungsprozess dennoch gelungen, es fallen keine offensichtlichen Fehler auf und der isländische Charakter des Buches geht nicht verloren, was sicher der Kompetenz der jeweiligen Übersetzer zu verdanken ist. Was verloren geht, sind leider die sprechenden Namen. Einer davon wird übersetzt, allerdings nur, weil im Buch selbst angesprochen wird, dass er zu der entsprechenden Person passt. Auch Hulda hat einen sprechenden Namen. Das Wort bedeutet auf Altnordisch und Isländisch so viel wie ‚Verhüllung, Schleier‘ und suggeriert Geheimnisse, etwas, das im Verborgenen bleibt – diese Symbolik geht aber für die deutschen Leser ohne eine Anmerkung leider verloren.

Mein Fazit: Sehr düster, eine gute Lektüre zum Einmallesen, aber mit diesem Ende kann ich nicht mehr als drei Sterne geben.

Bewertung vom 12.05.2020
Das Dorf der toten Seelen
Sten, Camilla

Das Dorf der toten Seelen


sehr gut

Spannend mit Horrorelementen

Der Reiz an diesem Buch lag für mich klar in seiner Handlung: Ich mag The Blair Witch Project, seit der Film mich in jungen Jahren verstört hat und ich liebe es, mich so richtig zu gruseln – wobei ich zugeben muss, dass es dazu bei mir nicht viel braucht. Die Parallelen zum Buch sind allerdings nur an der Oberfläche da. Die Handlung spielt im Wald, allerdings in einer Siedlung, Silvertjärn, mit Kirche, Schule und vielen Wohnhäusern. Es geht um eine Videodokumentation über verschwundene Menschen, aber die Kamera steht bei weitem nicht so im Fokus wie in Blair Witch. Das wäre im Buchformat auch deutlich schwieriger umzusetzen als im Film. Insgesamt ist das Buch eher ein Thriller mit einigen – sehr gekonnt platzierten! – Horrorepisoden und frei von fantastischen Elementen. Jetzt, wo ich das Buch gelesen habe, muss ich auch sagen, dass die Beschreibung des Buches vom Verlag einen ziemlich blöden Spoiler enthält. Laut dieser passiert relativ früh etwas, das tatsächlich erst gegen Ende des Buches geschieht und ich wünschte, ich hätte das nicht vorher gewusst, denn dann wäre der Schock wesentlich effizienter gewesen. Einfach nur ärgerlich.

Erzählt wird die Geschichte in der Gegenwart aus der Perspektive von Alice, ergänzt durch ihre Erinnerungen an ihre verstorbene Großmutter, die aus Silvertjärn stammte, und Briefe, die diese von ihrer jüngeren Schwester Aina bekommen hat, bevor sämtliche Dorfbewohner bis auf ein zurückgelassenes Baby und eine ermordete Frau verschwanden. In der Vergangenheit werden die Ereignisse aus der Sicht von Alices Urgroßmutter erzählt. Das Filmteam der Gegenwart setzt sich zusammen aus einer Freundin von Alice, ihren beiden Bekannten Emmy und Max und Emmys Freund Robert. Von Anfang an herrscht eine gereizte Stimmung in der Gruppe, die allerdings nur von Alice auszugehen scheint. Deren Gereiztheit gegenüber bestimmten Teammitgliedern ist so früh in der Geschichte nicht wirklich nachvollziehbar. Auch nachdem die Autorin endlich von Andeutungen zu konkreter Erzählung der Hintergründe dieser schwierigen Beziehung übergeht, spürt man diese als Leser nicht unbedingt. Die stark negativen Gefühle waren aus meiner Sicht unbegründet, vielmehr scheint Alice gern Probleme auf andere abzuschieben. Dadurch wird sie unsympathisch, was ungünstig ist, da die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird. Obwohl später im Buch durch die Sicht der anderen Person thematisiert wird, dass Alices Sicht auf die Dinge nicht objektiv und absolut ist, wird es doch eher so dargestellt, als hätte die andere Person sich falsch verhalten und müsste sich deswegen schlecht fühlen und das hat mir überhaupt nicht gefallen. Am Ende gibt es einen weiteren unangenehmen Moment zwischen Alice und einem anderen Teammitglied, der mir zu gezwungen schien. Möglicherweise sollte das eine feministische Aussage werden, sie war aber dafür nicht gut genug ausgearbeitet. Abgesehen von Alice und ihrer Familie lernt man die anderen Figuren kaum kennen, was mich aber nicht gestört hat. Schade fand ich, dass der Antagonist des Romans zwar in Teilen ausgearbeitet, aber der Anschluss zwischen den Erkenntnissen der Gegenwart und dem Geschehen in der Vergangenheit nicht vollständig gemacht wurde.

Das alles wird aber durch die unglaublich spannende Geschichte aufgewertet. Das Schicksal der Dorfbewohner ist geradezu banal und dennoch bin ich nicht von Anfang an darauf gekommen, das zu vermuten, habe im Verlauf des Buches eine Theorie nach der anderen verworfen und wurde doch am Ende überrascht. Ständig schwankt man zwischen „Da ist niemand außer den fünf, wie denn auch?“ und „Aber… wie kann DAS dann sein?“ immer wieder hin und her – das ist eine der Stärken des Romans, dass man bis zum Schluss nicht einmal weiß, wo die Lösung des Geheimnisses zu finden ist: in der Gegenwart oder in der Vergangenheit?

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