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Lesehonig
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 192 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2023
Der Kaninchenstall
Gunty, Tess

Der Kaninchenstall


sehr gut

Ein großes Apartmenthaus in Vacca Valley ist Schauplatz für ein bizarres Spektakel. Unterschiedlichste Menschen sind hier gestrandet. Manche glücklich, manche zutiefst verstört oder abgelöscht. Wie in einem Zoom bewegen wir uns von Apartment zu Apartment und tauchen in ihre Geschichten ein. Im Zentrum steht die 19-jährige Blandine. Völlig aus der Bahn geworfen durch eine Liebesgeschichte mit ihrem Highschool Lehrer klammert sie sich fanatisch an die heilige Hildegard von Bingen. Während die Hitze des Sommers alles lähmt, lernen wir weitere Nachbarn von Blandine kennen. Oft nicht minder skurril und mit absurden Gedankengängen bestückt.
Ich habe doch ziemlich lange für dieses Buch gebraucht. Denn es war keine leichte heitere Literatur, sondern ziemlich schwere Kost. Die vielen Preis und Lobhymnen auf die Autorin Tess Gunty kann ich durchaus nachvollziehen. Ihre Wortgewalt ist ziemlich beeindruckend und sie schlägt einem mit hoher Frequenz unglaublich bizarre und spektakuläre Sätze um die Ohren. Die Gedankengewitter die ihre Protagonisten erschaffen sind erschlagend und predigtgleich. Die Geschichte selbst war mir doch etwas zu absurd und an mancher Stelle zu schräg. Immer wieder musste ich das Buch zur Seite legen, da ich es als belastend empfand. Ein Fazit fällt hier schwer, denn obwohl mir die Geschichte nicht gefallen hat, ist es doch meiner Meinung nach richtig gute Literatur. Ich bin sehr gespannt auf weitere Romane aus der Feder von Tess Gunty.

Bewertung vom 28.11.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


ausgezeichnet

Was haben wir doch alle unsere Meinung von Beamten. Und was glauben wir doch, was da auf dem Amt abgeht. Conny ist so eine von den Beamtinnen. Sie lebt in Berlin Gropiusstadt und arbeitet in einer Berliner Behörde. In ihrem Buch nimmt sie uns mit durch den täglichen Amtswahnsinn. Ihre Kolleginnen symbolisieren typische Charaktere wie man sie wahrscheinlich in jedem Büro findet: eine motzige Giesela, die Mir-doch-allet-ejal-Doris, eine in sich ruhende Petra, die übermotivierte Führungskraft Ronja, die es allen recht machen wollende Dilara und die typische mitt40er-Beamtin Conny.
Bevor ich das Buch lass, hatte ich noch nichts von Conny gehört, habe jetzt aber ihren Instagram-Account für mich entdeckt. Hier lässt sie die Puppen tanzen und stellt ihre Charaktere mit viel Charme und Filter vor. Zum schreien komisch. Da ich selbst in einem Amt arbeite, muss ich leider zugeben: Jenau so isset! Das ist keine Satire, sondern mein täglicher Alltag. Und da ich die meiste Zeit meines Lebens selbst in Neukölln Gropiusstadt gelebt habe, kann ich sagen, auch das Bild, dass hier gezeichnet wird ist wirklich gut getroffen. Sehr sympathisch und komisch die Conny. Du bereicherst meinen Arbeitsalltag! Ick sach Danke, wa! Weitermachen! Is jenemicht!
Müssta ma lesen Leute!

Bewertung vom 18.11.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


ausgezeichnet

Die alleinerziehende Mutter Marianna verschwindet spurlos. Aber irgendwie scheint es, als wurde es niemanden wirklich kümmern. Selbst die 15-jährige Tochter Hekla, ist eher froh nun dauerhaft bei ihren Pflegeeltern bleiben zu dürfen. Als in einer Höhle im Lavafeld Mariannas Leiche gefunden wird, bringt dies nun doch die Polizei auf den Plan. Die junge Polizistin Elma geht dem Fall nach und trifft auf viel Schweigen, Wut und Trostlosigkeit.
Ich war schon lange nicht mehr so begeistert von einem Krimi. Die Stimmung in diesem Buch hat es mir total angetan. Schon früher habe ich gerne skandinavische Krimis gelesen. Doch waren die oft ziemlich gewalttätig und roh. Dieser hier ist geprägt von leisen ruhigen Tönen, ohne Gewaltexzesse oder blutigen Szenen. Hier bringt eher das Ungesagte und Angedeutete die Gänsehaut zum Wachsen. Obwohl doch etwas Düsteres und Bedrückendes nicht unbedingt meine bevorzugte Lektüre für den November ist, war dieses Buch gerade jetzt genau das richtige für mich. Denn die Isländer zeigen uns wie man auch im grauen Winter glücklich sein kann. Unter anderem mit einem Gläschen Rotwein im Whirlpool auf der Terrasse unter einem strahlenden Sternenhimmel. Dieser Islandkrimi war für mich ein absolutes Jahreshighlight und eine tolle Entdeckung. Ich freue mich schon auf die kommenden Bände dieser Reihe.

Bewertung vom 31.10.2023
Die drei ??? Der Tag der Toten
Sonnleitner, Marco

Die drei ??? Der Tag der Toten


ausgezeichnet

Der neuste Fall der drei Detektive beginnt auf einem Friedhof. Peter ist dort in den späten Abendstunden mit seinem Schulkurs versammelt, als plötzlich unheimliche Dinge vor sich gehen und sie Einbrecher stören, die Rätselhaftes suchen. Denn was gibt es schon zu holen auf einem Armenfriedhof? Wenig später treffen die drei ihren neusten Klienten Linus. Der ist völlig verzweifelt, da er von einem unheimlichen Skelett heimgesucht wird. Es lauert ihm überall auf und versetzt ihn in Angst und Schrecken. Und wir wären hier nicht bei den drei ??? wenn nicht alle Fäden zusammenlaufen würden.
Mein Sohn und ich haben dieses Buch zusammen gelesen und fanden es großartig. Dies ist mal wieder ein sehr gelungener Fall für die drei Detektive. Der gewohnte Gruselfaktor ist ebenso dabei wie ausreichend Spannung und Rätselfieber. Der arme Peter musste wieder so einiges durchmachen und Justus behielt wie immer als einziger die Nerven. Die Friedhofsszenen waren halloweenwürdig und die Frotzeleien der drei schmunzelreif. Für uns zum Start in die Halloweensaison perfekt!

Bewertung vom 28.10.2023
Marthas Geheimnis / Die Zuckerbaronin Bd.1
Sahler, Martina;Wolz, Heiko

Marthas Geheimnis / Die Zuckerbaronin Bd.1


ausgezeichnet

Die Schwestern Martha und Gwendolin Schinder sind die Töchter des Schmugglerkönigs vom Bayrischen Wald. Saccharin war das Schmuggelgut um 1908. Der Zucker des armen Mannes. Während der teure Zucker die Industriellen zu Geld und Wohlstand brachte, waren die Ärmeren auch auf die Süße erpicht. Als 1878 die Chemiker Fahlenberg und Remsen den künstlichen und günstigen Süßstoff Saccharin entwickelte, entspann sich ein Machtkampf zwischen den Interessensgruppen. Das Saccharin wurde in Deutschland verboten und so entspann sich ein reger Schwarzmarkthandel. Während Martha wild und märtyrerisch ihren Vater auf den Schmuggelfahrten begleitet, ist die stille Gwendolin gegen das Treiben. Als die Schwestern beim Erntedankfest den Industriellensohn Alexander kennenlernen, müssen sie ihr Geheimnis unbedingt wahren und dennoch ihr Glück finden.
Wieder einmal wurde ich in ein Stückchen Geschichte entführt, dass mir völlig unbekannt war. Durch die Figuren des Romans wurde der historische Hintergrund so lebhaft, dass ich ihn sicher nicht vergessen werde. Unglaublich wie doch schon damals die Interessen der reichen Bevölkerung im Mittelpunkt auch der Gesetzgebung standen. Die Schwestern fand ich obwohl sehr unterschiedlich, gleichermaßen liebenswert. Eine wirklich zauberhafte Geschichte mit historischem Hintergrund, der uns die Menschen dieser Zeit sehr nahebringt. Ich werde meinen Tee künftig mit mehr Würde süßen.

Bewertung vom 24.10.2023
Der Geruch von Ruß und Rosen
Rabinowich, Julya

Der Geruch von Ruß und Rosen


sehr gut

Obwohl sie nun endlich in Deutschland in Sicherheit lebt, findet Medina keine Ruhe. Ihr Vater befindet sich noch immer in dem Land, aus dem sie ihre Flucht angetreten haben. Medina versucht in ihrer neuen Heimat zur Ruhe zu kommen und Pläne für die Zukunft zu machen, doch sie weiß wirklich Ruhe kann sie erst finden, wenn sie weiß, was aus ihrem Vater geworden ist. Also macht sie sich heimlich auf die Suche nach ihm und kehr zurück in ihr Heimatland. Begleitet wird sie dabei von ihrer Tante Amina, die auch erst Ruhe finden kann, wenn sie mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hat.
Diese Geschichte steht für so viele Flüchtlingsgeschichten. Der Leser erfährt deshalb keine näheren Einzelheiten über das Land, aus dem die Familie floh. Andere Leser unserer Leserunde machten mich darauf aufmerksam, dass es sich bei diesem Buch um den dritten Teil der Geschichte handelt. Das erklärte mir dann auch, warum ich manche Beziehungen zwischen den Protagonisten nicht verstanden habe und manche Figuren rätselhaft für mich blieben. Hier wäre ein Hinweis im Klappentext sehr hilfreich gewesen. Obwohl der Schreibstil sehr einfach und schlicht ist, wird man doch immer wieder von starken Sätzen überrascht die einen berühren. Erst sehr spät habe ich verstanden, dass die Geschichte in Form eines Tagebuches geschrieben ist. Das fand ich dann stilistisch wieder sehr gelungen. Die Geschichte von Medina und ihrer Familie steht stellvertretend für so viele Flüchtlingsschicksale unserer Zeit. Für Menschen die traumatisiert und entwurzelt versuchen in der Fremde Fuß zu fassen. Ein wichtiges Buch für unsere Zeit und unsere Gesellschaft. Ich empfehle jedoch die Vorgängerbände „Dazwischen: ich“ und „Dazwischen: wir“ zu lesen, um sich im Leben von Medina besser zurecht zu finden.

Bewertung vom 17.10.2023
Geheimnisse um das Märchenschloss
Benke, Alexandra

Geheimnisse um das Märchenschloss


ausgezeichnet

Ein Bauernhof im Allgäu ist der Schauplatz eines spannenden Abenteuers für die vier Kinder Lotta, Rosalie, Tim und Xaver. Neben vielen Tieren, die die Kinder begeistern entdecken sie auf dem Hof auch ein geheimnisvolles Bergkristall-Zimmer und dessen Besitzer den Jungen Friedrich. Dieser ist irgendwie anders als andere Kinder. Er strahlt etwas Besonderes aus, dass merken nicht nur die vier Freunde, sondern auch ein zuerst gefährlich wirkender Hund, der in Friedrichs Gegenwart friedlich wird. Rund um das Schloss Neuschwanstein erleben die Kinder viele aufregende Ferientage und Abenteuer. Wer bereits einmal in dieser Gegend war, weiß welche Mystik und Faszination von dem Schloss und den Sagen rund um das Schloss ausgeht. Dieses Gefühl hat die Autorin ganz wunderbar eingefangen und in eine aufregende Geschichte verpackt. Ich habe das Buch zusammen mit meiner 9-jährigen Tochter gelesen und sie hat es total geliebt. Die Geschichte war spannend und das Setting einfach traumhaft! Total nach unserem Geschmack! Sehr gut haben uns auch die Illustrationen gefallen. Sie haben die geheimnisvolle Stimmung greifbar gemacht und Rosalie, Tim, Xaver und Lotta lebendig. Ein tolles Familienbuch, nicht nur für die Urlaubsreise ins Allgäu, sondern einfach auch zum dahin träumen.

Bewertung vom 08.10.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


sehr gut

Ein langes Leben ist nun vorbei. Doch war es erfüllt? Ja, es war erfüllt von einem Wunsch, der nie in Erfüllung ging- Eigentum zu besitzen. Wolf Haas schreibt ein sehr persönliches Buch, über sein 1923 geborene Mutter. Angetrieben von dem Wunsch ein Haus oder Wohnung ihr eigen nennen zu können, kämpft sie sich durch die unterschiedlichsten Arbeitsstellen und sammelt so immer mehr Wissen und Können an. Und auch Geld kann sie durch viel Sparsamkeit anhäufen. „Doch dann kam die Inflation und das ganze Geld war weg!“ Ist ein Satz, der sich durch das schmale Büchlein schlängelt und an vielen Stellen seinen Kopf herausstreckt. Verbittert und hart ist die Mutter über die Jahre geworden. Immer in der Erkenntnis bis zum Tod hinter einem unerfüllten Wunsch hinterhergejagt zu sein. Überraschend vertraut war mir diese Jagd doch aus meiner eigenen Familiengeschichte. Generationen, die sich abmühten, vom Munde absparten und denen doch am Ende nichts übrig blieb außer Resignation. Und wie ist es mit uns? Die wir auf die nächste Beförderung hoffen, auf mehr Gehalt und die Wünsche, die man sich damit erfüllen kann und dann erschrocken feststellen, dass die Inflation am Ende nicht mehr übriglässt als vorher. Es ist nur ein kurzer Einblick, den wir von den vielen Jahrzehnten Leben der Mutter erhaschen können, und doch reduziert auf das eine große Dilemma des Lebens, nämlich nie genug zu bekommen zu haben und zu besitzen. Und während der eine Verbittert ist, ist dies vielleicht gerade das, was den anderen weitertreibt.

Bewertung vom 07.10.2023
Das Versprechen einer neuen Zeit / Sturmjahre Bd.2
Scott, Lia

Das Versprechen einer neuen Zeit / Sturmjahre Bd.2


sehr gut

Der erste Weltkrieg ist beendet und Archie kehrt verwundet in seinen Heimatort in Schottland zurück. Dort in seinem Pub wohnt Vika, die Frau, die er liebt mit ihrem Sohn. Doch Archie fällt es schwer nach den traumatischen Erlebnissen im Krieg wieder zurück ins normale Leben zu finden. Als Vikas Sohn einführt wird reagiert Archie über und stürzt sich ohne Vikas Einwände anzuhören in eine Befreiungsaktion. Für Vika ein echter Vertrauensbruch, der sie weg von ihrer Liebe, nach Glasgow ins Armenviertel treibt.
Neben einer zauberhaften Liebesgeschichte bietet dieser Roman auch viel historische Hintergründe. Wie weitreichend dieser Krieg die Menschen doch beeinflusst hat, und dass auch in Gegenden, die einem sicher nicht zuerst einfallen, wenn man an den Ersten Weltkrieg denkt. Wie viele Männer damals doch ihr Leben lassen mussten und wie die Frauen versuchten sich und ihre Kinder durchzubringen ist hier sehr bewegend dargestellt. So ist Schottland nicht nur ein Ort voll Zauber und Magie, schöner Landschaften und blühender Wiesen, sondern auch sehr rau und hart. Und doch sind die Menschen in Lia Scotts Roman voller Hoffnung und Liebe füreinander. Das hat mir wirklich gut gefallen und das hier und jetzt vergessen lassen.

Bewertung vom 25.09.2023
Das Sams und der blaue Drache / Das Sams Bd.9
Maar, Paul

Das Sams und der blaue Drache / Das Sams Bd.9


ausgezeichnet

Eigentlich hatte Papa Taschenbier dem Sams strengstens verboten die Wunschmaschine zu benutzen. Aber nun ist es Herbst und die Kinder lassen draußen ihre Drachen steigen. Und das Sams würde zu gerne dabei sein. Aber leider ist der Drachenladen gerade geschlossen und der Besitzer kommt erst in ein paar Tagen wieder. Da unser Sams nicht das Geduldigste ist, geht es natürlich doch an die Wunschmaschine und wünscht sich einen blauen Drachen. Und die Wunschmaschine liefert…einen blauen Drachen. Jedoch keinen starren mit Schnur, sondern einen echten, der feuerspeien und reden kann. Es beginnt ein niedliches und spannendes Versteckspiel zwischen Sams, Drachen und Herrn Taschenbier und Frau Rotkohl.
Schon als Kind habe ich die Bücher vom Sams geliebt. Umso mehr freue ich mich diese jetzt mit meiner Tochter zu lesen. Dieses hier kannte ich selbst noch nicht und war ganz hingerissen von der Geschichte mit dem niedlichen kleinen Drachen und dem ganzen Schabernack, den die zwei anstellen. Das Sams reimt natürlich auch wieder wild und lustig vor sich hin. Frau Rotkohl zetert und erzieht und Herr Taschenbier freut sich durch das Sams so viel Spaß und Abenteuer in seinem tristen Leben zu haben. Begleitet wird diese schöne Geschichte von zauberhaften Illustrationen, die einem das Lesen versüßen. Ein rundum gelungener Sams-Spaß.