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Benutzername: 
ChemAngel
Wohnort: 
Karlsruhe

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


ausgezeichnet

Das Buch "Wovon wir leben" von Birgit Birnbacher ist ein wahrhaftiger Schatz, der nicht nur durch sein ansprechendes Äußeres, sondern auch durch seinen Inhalt besticht. In der Handlung geht es um die Charaktere Julia und Oskar, die sich in einer Umbruchsphase in Julias Heimatdorf kennenlernen. Obwohl Julias familiäre Verhältnisse problematisch sind, beschreibt die Autorin sie taktvoll und ohne Übertreibung. Die Geschichte animiert dazu, über das Leben und seine Wendepunkte nachzudenken. Vor allem Personen, die sich in einer ähnlichen Situation wie die Protagonisten befinden, können von diesem Buch profitieren. Die Erzählperspektive aus Julias Sicht gibt dem Leser das Gefühl, hautnah dabei zu sein. Birnbacher verleiht ihren Charakteren eine menschliche Tiefe, während sie das Dorfleben authentisch darstellt. Eine herausragende Leistung, die das Buch zu einem Lesehighlight macht. Eine glatte 5-Sterne-Bewertung.

Bewertung vom 12.02.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


sehr gut

Equilon von Sarah Raich ist eine bemerkenswerte Dystopie, die von der Klimakatastrophe und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft erzählt. Die Welt ist in wenige Gebiete unterteilt, und Firmen haben die Führung übernommen. Jenna hat den höchsten Score erreicht und darf nach New Valley reisen, um an Equilon, dem Algorithmus, mitzuarbeiten, der die Welt wieder bewohnbar machen soll. Dorian hingegen lebt in einem Grenzland, einem unfruchtbaren Landstrich, wo die Menschen Gefahren ausgesetzt sind. Die Geschichte wechselt zwischen Jennas und Dorians Perspektive und ist spannend und berührend zugleich. Der Schreibstil ist packend und bildhaft, und Sarah Raich hat es geschafft, eine glaubhafte Dystopie zu schaffen. Auch die Nebencharaktere sind authentisch und glaubwürdig dargestellt. Insgesamt ist Equilon ein empfehlenswertes Buch für junge Leser von Near-Future-Fiction und Dystopien. Den inflationäre Umgang mit englischen Begriffen hat mir die Lesefreude auf jeden Fall getrübt, ebenso das manchmal recht naive Auftreten der Protagonistin Jenna, weswegen ich 4 von 5 Punkten vergeben würde.

Bewertung vom 19.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


ausgezeichnet

In "Die Perfektionen" von Vincenzo Latronico werden die Porträts von Anna und Tom, zwei jungen Graphikdesignern in Berlin, gezeichnet. Der Schreibstil des Romans wird auf dem Büchrücken treffend als "lakonisch und satirisch" beschrieben und die Geschichte lässt sich gut innerhalb eines Abends lesen. Durch die Beschreibung der Wohnung des Paares, die voller typischer Instagram-tauglichen Einrichtungskonzepte ist, wird die Unverbindlichkeit und Beliebigkeit des Mainstreams dargestellt, die sich auf ihr gesamtes Leben ausdehnt. Mit der Veränderung Berlins und dem Weggehen ihrer Freunde, wächst die Sehnsucht nach einem neuen Aufbruch, aber die beiden finden keine notwendige Ruhe.

Latronico schafft es, ein universelles Porträt einer Generation zu schaffen, die nach Bedeutung und Sinnhaftigkeit sucht. Der Roman ist vielschichtig und interpretationsoffen, mit einem Nachklang, der die Frage nach einem eigenen Bedürfnis nach einer Fassade aufwirft.

Die Hardcover-Ausgabe kommt in einem schlichten Cover einher, das sehr gut zu dem verzerrten Bild der Alltagsrealität unserer Protagonisten passt. Von links her zieht sich ein leichter Schleier über das Cover, der auch den Titel leicht verwischt und durch eine besondere Habtik noch mehr an Prominenz gewinnt.

Als Fazit muss ich sagen, dass dieses Buch zum Nachdenken anregt. Nicht nur zur eigenen Situation, sondern vielmehr eröffnet es eine Sichtweise darauf, unter welchen Umständen eine vermeintlich perfekte "Fassadenrealität" aufrecht erhalten wird, die heutzutage als das Ziel vieler junger Menschen betrachtet wird