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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Steffy
Wohnort: 
Unna

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2019
Dunkelsommer
Jackson, Stina

Dunkelsommer


sehr gut

Es gibt zwei Handlungsstränge die parallel laufen. Einmal Lelles Geschichte, wo er nach seiner seit drei Jahren verschwundenen Tochter Lina sucht, und die der 17-jährigen Meja, die mit ihrer Mutter in den kleinen Ort zieht, um einen einen neuen Start bei ihrem Liebhaber anzufangen.

Eingeteilt in zwei Teile erzählt das Buch von Verlust, Trauer, Erlösung und komplizierten Familiendynamiken. Die Beschreibungen des nordischen Schwedens mit den Wäldern, den verlassenen Häusern und Grundstücken, die früher kommende Dunkelheit am Ende des Tages, sowie die Gerüche und Kälte, bringen einem schnell an den Ort des Geschehens. Die Atmosphäre ist kühl, traurig, doch zugleich eindringlich und spannend, als würde man ständig im Dunkel tappen. Man spürt, dass Meja etwas zustoßen wird, doch es gibt keine klaren Anzeichen wer oder was ihr was antun wird. Bei jeder Spur die Lelle nachgeht hofft man auf einen Zusammenstoß mit Meja und einer Erklärung, wie ihre Wege sich kreuzen.

Ich empfand den ersten Teil ein wenig langsam und schleppend. Jedem Hinweis den Lelle nachgeht wird schnell aufgelöst, so dass es sehr wiederholend wurde. Seine verzweifelte Besessenheit wurde schon fast zum Wahnsinn. Der zweite Teil verlief schneller und die Verdächtigen konnten schnell eingegrenzt werden. Die Enthüllung war dennoch unerwartet und erschreckend. Das Ende hingegen war sehr glatt, schon zu unglaubwürdig und ein wenig gezwungen. Ohne was davon verraten zu wollen, würde ich dieses Buch dennoch weiterempfehlen. Ein langsamer, mysteriöser, spannender Roman, der von seinen Charakteren lebt und unter die Haut geht.

Bewertung vom 25.06.2019
Die Geschichte der schweigenden Frauen
Shah, Bina

Die Geschichte der schweigenden Frauen


gut

Eingeteilt in drei Parts wird die Geschichte der schweigenden Frauen enthüllt. Der Anfang war unaufgeregt und gab einen Überblick über die momentane Situation der dystopischen Welt. Green City, die Stadt wo Frauen als Gebärmaschinen dienen und mehrere Gatten haben und Panah, eine Welt im Untergrund, wo Frauen im Geheimen Männern Gesellschaft leisten indem sie ihnen emotionale Intimität gewähren.

Der Klimax der Geschichte war eher nüchtern. Zwar hatte ich es mir nicht so ausgemalt, doch die Richtung in die die Geschichte verläuft war nicht sehr überraschend. Einige Handlungsstränge waren sehr klischeehaft und Vermutungen für den Verlauf wurden demnach bestätigt. Das Ende war trotz Komplikationen in der Handlung doch recht geschmeidig, auch wenn ich nun mehr Fragen habe als zuvor, denn es verlief sehr rasch und abrupt. Grundsätzlich hab ich nichts gegen offene Enden, doch hier hängen Handlungsstränge in der Luft. Es ist nicht so feministisch wie ich gehofft hatte, denn die Männer werden in dem Buch immer wieder ins gute Licht gerückt, als Beschützer, Helfer und Retter. Die Rebellion las sich eher wie ein Zusammenbruch von falschen Entscheidungen.

Sprachlich war es zu Beginn in Ordnung, sehr einfach und unausgeschmückt, doch ausreichend um den Leser schnell in Green City und die Untergrundwelt einzuführen. Der Ton blieb bis zum Schluss auch eher ruhig. Das Lesen ließ sich dadurch flüssig, doch für so eine Geschichte fehlte mir die Spannung. Emotionen kamen bei mir eher weniger, denn oft klang es nach Anweisungen (Was vielleicht beabsichtigt war, denn die Frauen der Dystopie unter der Obrigkeit steht.)

Obwohl es mehrere Perspektivwechsel gibt fiel es mir schwer mit den Charakteren mitzufühlen. Motive und Gründe für ihre Emotionen und Handlungen waren gut ausgearbeitet und erläutert, doch eine Erzählung aus der Ich-Perspektive hätte ich eher bevorzugt, um eine engere Verbindung zu den Figuren aufbauen zu können. Zumindest von der Protagonistin, Sabine. Die anderen Charaktere waren eher flach und unausgereift und klangen oft sehr ähnlich, so dass ich ohne den Namen als Indikator für ein neues Kapitel nicht erahnen könnte wer da gerade erzählt.

Ich hätte mir eine ausgereiftere dystopische Welt gewünscht. Zwar geht es hier um die schweigenden Frauen, doch fehlte mir oft mehr als nur ein paar Technologien, um mich vollends in die Welt dieser Figuren hineinzuversetzen.

Bewertung vom 25.06.2019
Bell und Harry
Gardam, Jane

Bell und Harry


sehr gut

Diese Serie von miteinander verbundenen kurzen Geschichten die die Freundschaft zweier Jungen erzählt, die in unterschiedlichen Umfeldern aufgewachsen sind und dennoch eine innige Verbindung pflegen, wird von Gardam wundervoll porträtiert, mit einer solchen Zuneigung und Fertigkeit für die Charaktere welche uns schnell mit ins hohle Land nehmen und mitfühlen lassen.

Bell und Harry's Freundschaft verbindet Abenteuer, Erzählungen von Geistern und Legenden, die Freude draußen zu sein und das Land, auf dem Bell aufwächst und Harry jeden Sommer über Jahre immer wieder besucht.

Gardam's Beschreibungen der moorigen Landschaft, der Gewässer und Minen scheinen wie magisch zu sein. Sowohl Erwachsene als auch Kinder, und lokale Exzentriker wurden hervorragend und glaubhaft dargestellt. Sie sind lebendig, humorvoll und absolut charmant.

Nicht nur die Freundschaft der beiden Jungen bringt sie jedes Jahr wieder zusammen. Beide Familien erleben soziale und kulturelle Veränderungen, und trotz des Komforts neuer Technologien hält ihre Liebe zum hohlen Land sie am Boden.

Ein wundervolles Buch um den Trubel und die Hektik des Alltags zu entschwinden und in die ruhige Natur einzutauchen, die Gardam mit einer Präzision für's Detail malt, und einem Ton von Frische und Witz wiedergibt.

Bewertung vom 25.06.2019
Im Freibad
Page, Libby

Im Freibad


sehr gut

Dies ist eine ermutigende, sanfte Geschichte zum Wohlfühlen. Die Handlung ist vorhersehbar, doch lässt sie einen mitfiebern was die Rettung des Freibads anbelangt.

Die Erzählweise hat eine beruhigende Art. Sehr still, unaufgeregt und klar, manchmal ein wenig langsam, aber im Ganzen einfach und zugänglich.

Rosemarys Leben und Geschichten waren herzergreifend schön, so dass ich einige Male den Tränen nah war. Die Entwicklung ihrer Freundschaft zu Kate war wundervoll mitzuerleben, denn durch ihre Verbindung konnten beide für sich heilen und wieder zu sich finden. Das Gemeinschaftsgefühl der Nebencharaktere wurde großartig porträtiert. Sowohl die Einzelhändler mit ihren kleinen Geschäften als auch die Besucher des Freibads, die zwischendurch ohne Vorstellungen mühelos in die Geschichte eingeführt wurden, haben bestärkt wie wichtig und bedeutsam öffentliche Einrichtungen als Freizeitorte für die Gemeinde sind.

Eine charmante und ergreifende Geschichte über Freundschaft, Hoffnung, neuen Anfängen und den kleinen Freuden am Leben.