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Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2020
Des Teufels Gebetbuch
Heitz, Markus

Des Teufels Gebetbuch


sehr gut

Ich bin ja nun wirklich kein Mensch, der gerne Karten spielt, wobei ich bei einer Runde Skip-Bo eher weniger nein sagen kann. Gut, also ich glaube jeder von uns hat ein Kartenspiel, welches er sehr gerne spielt und mag es nur das allseits beliebte Mau-Mau sein. Aber wer von uns weiß eigentlich woher die Karten stammen? Diese Frage stellte mir Markus Heitz auf der Buchmesse und ich: „Äääh, keine Ahnung?“ So wirklich weiter bin ich nun noch immer nicht, da irgendwie jeder etwas anderes sagt. Orient, Asien, Frankreich - jeder sagt, er habe die Karten erfunden. Aber jede Version ist interessant und hat ihre unerklärlichen Elemente. Eigentlich kein Wunder, dass man Karten auch als des Teufels Gebetbuch bezeichnet.
Aber komme ich jetzt mal zu der eigentlichen Geschichte. Das Ganze beginnt zum einen irgendwo auf der Ostsee und zum anderen im historischen Leipzig, und wie sollte es bei diesem Setting auch anders sein, ein gewisser Goethe kommt ebenfalls darin vor. Man könnte meinen, der Typ war überall, zumal er ja auch in Gießen war. Na ja, zumindest bekommt man in dem Buch eine Idee wie des Teufels Gebetbuch entstanden ist und wer die handelnden Personen waren. Was besonders interessant ist, die Personen, welche Markus Heitz agieren lässt, gab es wirklich.
So lernt man immer wieder etwas über des Teufels Gebetbuch, welches dann zumindest in Form einer Karte bei Tadeus Boch und Hyun Poe landet. Die beiden erleben zusammen eine teilweise haarsträubende Geschichte. Sie reisen um die halbe Welt von Baden-Baden nach Benin, Russland und Avignon - immer auf der Suche nach den Karten. Allerdings haben die beiden unterschiedliche Ziele. Tadeus will seine Pik Neun wiederbekommen, die so schön mit ihm spricht, und die er so sehr begehrt - mehr als alles andere. Hyun hingegen will das Kartenspiel vernichten, und zwar komplett, da dieses Kartenspiel für den Tod ihres Verlobten verantwortlich ist und sie spürt das Böse in den Karten. Die beiden geraten zwischen die Fronten eines etwas durchgeknallten Sammlers einerseits und einer Restauratorin andererseits, die sogar ihre eigene Familie hinter dem Kartenspiel anstehen lässt. Dabei geht es nicht nur um Vernachlässigung. Man kann sagen, dass sie dem Spiel absolut hörig ist, was sie aber wirklich gut verbergen kann.
Dann kommt noch ein russischer Oligarch ins Spiel, dessen Sohn bei einem historischen Kartenspiel, dem „Supèrieur“ nach russischen Spielregeln, gestorben ist. Man könnte sagen, das „Supèrieur“ ist die Kartenspielvariante des Russischen Roulettes.
Also ich denke man merkt schon, dass in dem Buch einiges geboten wird. Nebenbei bekommt man noch bei ein wenig Voodoo und Schamanentum aus Korea näher gebracht. Ein paar Morde und sonstige kleine Kriegsschauplätze runden das Ganze ab.
Das klingt alles ziemlich überladen - ist es aber nicht, da Markus Heitz es immer wieder schafft, zwischendrin das Tempo etwas rauszunehmen. Er hetzt den Leser nicht von einem Tatort zum nächsten. Immer wieder bringt er einem das Teufels Gebetbuch etwas näher in dem er einfach einmal in eine andere Zeit hüpft. So ganz nebenbei erläutert er die Entstehung gerade dieses einen Kartenspieles. Nebenbei erfindet er auch noch ein eigenes Kartenspiel. Das „Supèrieur“ ist von Markus Heitz mal so nebenbei entwickelt worden, weswegen die „historische“ Variante des Spieles nicht so wirklich historisch ist und nicht nachgespielt werden sollte. Wobei es sicherlich Menschen geben wird, die genau darüber nachdenken werden.
Alles in allem ist es ein Buch, welches einen echt mitnimmt und man versteht auch irgendwie die Macht, die ein Kartenspiel auf manche Menschen hat und warum es immer wieder mal verboten wurde. Manche Menschen haben Haus und Hof verspielt – und tun dies noch immer!

Bewertung vom 06.09.2020
Drei Tage Wut
Bruton, Catherine

Drei Tage Wut


ausgezeichnet

Manchmal, kommt man ja zu einem Buch wie du Jungfrau zum Kind. Da diskutiert man mit Menschen darüber, welches Buch man gerne haben möchte und dann bekommt man gesagt: „Also Herr Eggert das Buch passt viel besser wie das andere.“
Und man denkt sich: „Herr Gott, warum glaubt die Person das denn? Meint sie etwa, sie kenne meinen Büchergeschmack besser wie ich selbst?“ Und dann liest man das Buch und bemerkt, dass sie recht hatte. Gut, dass ich doch noch vertrauen kann.
So bin ich also auf das Buch „Drei Tage Wut“ von Catherine Bruton gestoßen. Ich muss gerade mal eben ein wenig durchatmen. Ich liebe ja gesellschaftskritische Bücher auch im Jugendbuchbereich, manchmal sind sie schon recht emotional.
Aber komme ich mal langsam zur Sache. Catherine Bruton erzählt die Geschichte von Maggie, die aus gutem Haus kommt, aber keine richtigen Freunde findet. Ihre Eltern haben sich scheiden lassen und der Vater ist weggezogen. Ihre Mutter ist Politikerin, hat eigentlich nur ihre Karriere im Kopf und kümmert sich wenig um ihre Tochter.
Dann ist da noch Tokes, dessen Mutter von seinem Vater weggezogen ist, da dieser ein Bandenmitglied ist und sie nicht möchte, dass ihr Sohn in diesem Umfeld aufwächst. Aus Tokes soll etwas Anständiges werden - so der Plan der Mutter.

Dann gibt es da noch Pea, der Mitglied in der Starfish Gang und irgendwie deren Spitzel ist.
Die drei lernen sich im Park kennen, wo Maggie mal wieder einen Film dreht. Sie betrachtet ihr Umfeld immer durch den Sucher ihrer Kamera und denkt, so werde sie nicht gesehen. Dabei filmt sie, wie Tokes Pea beschützt, der gerade vom Anführer der Starfish Gang bedroht wird.
Es kommt zu einer Freundschaft der ungleichen Drei. Sie geraten in Krawalle in ihrem Stadtviertel in denen auch Freunde von Maggie zu Schaden kommen. Man kann wirklich sagen, dass die Stadt brennt. Maggie filmt alles und gibt sich immer wieder selbst die Schuld, als ob sie alleine der Grund der Krawalle in London wäre.
Komme ich jetzt mal zum Fazit über das Buch. Dass es zum Krawall kommen wird, bekommt man sehr schnell mit, auch wer wohl mit daran schuld ist, aber was das Buch wirklich interessant macht, ist nicht Maggie, sondern Tokes. Er kommt am Anfang sehr ruhig daher, aber er ist der, der immer wieder die anderen beschützt und auch stützt. Er war für mich die Figur, mit der ich am meisten mitgefiebert habe. Er zeigt, dass jeder, egal ob man nun arm ist, oder reich, oder in der Gesellschaft besser dasteht, auch Zivilcourage im Kleinen leisten kann.
Es ist ein Buch, welches zeigt, dass man Fehler machen kann, aber man sollte immer aus den Fehlern lernen. Jeder hat eine zweite Chance verdient und auch dabei ist es egal welche Hautfarbe man hat oder wo man in der Gesellschaft steht.
Für mich ist es ein Buch für Schulklassen, also für den Deutschunterricht oder im Sozialkundeunterricht, einfach deswegen damit man über die angesprochenen Themen spricht, schließlich, und dies zeigt das Nachtwort, ist dieses Buch ja auch durch Diskussionen mit Schülern entstanden. Gerade dies sollte schon ein Indiz sein, dass dies ein Buch für Schulen ist.
Also wenn Sie Lehrer sind, wie wäre es einfach einmal rein zu lesen und dann mit der passenden Klasse das Buch durcharbeiten.

Bewertung vom 30.08.2020
Hebammerich
Einhorn, Katrin

Hebammerich


sehr gut

Gelegentlich streife ich auch mal durch meine Wohnung oder meinen SUB, so auch diesmal. Ich war auf der Suche nach etwas Lustigem, etwas was mich vom Titel her gerade anspricht.
So bin ich dann in den Tiefen meines Stapels ungelesener Bücher auf den Titel „Hebammerich“ gestoßen. Der Untertitel war „Ein Mann rockt den Kreißsaal“, und weiter habe ich dann nicht mehr gelesen, sondern habe mich gleich in dieses Buch gestürzt.
Jetzt muss ich dazu sagen, dass ich in grauen Vorzeiten mal eine Ausbildung als Krankenpfleger angefangen, aber nicht beendet habe. Was ich nun auch nicht weiter tragisch finde. Somit konnte ich mich gelegentlich mehr oder weniger in Nils hineinversetzen. Da ich auch einen „leichten“ Faible für Rockmusik habe, konnte ich mit den im Buch genannt Bands auch sofort etwas anfangen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Frauen in den seltensten Fällen ein Faible dafür haben, dass ein Mann sich eher an das Jahr der Gründung, Titel oder gar die Discografie einer Band erinnern können, als an ihren Geburtstag.
Auch die teilweise etwas tollpatschige Art und Weise von Nils und wie hölzern er sich bei den Frauen so gibt, konnte ich doch sehr oft nachvollziehen. Man kann sagen, Nils ist ein Bruder im Geiste. Ex- Freundinnen können über solche Dinge ganze Bücher schreiben.
Gut, über das Benehmen von Nils in während der Ausbildung der Klinik, konnte ich aus bestimmten Gründen nicht lachen. Wie er sich so gegeben hat, wenn es um die Beziehung ging, war mir teilweise zum Lachen zu Mute, dann aber wiederum, blieb mir das Lachen im Halse stecken, weil ja, weil ich mich in ihm wiedergesehen habe. Nils mein Bruder im Geiste.
Klasse fand ich auch die Eifersucht sowohl von Nils als auch von Charlotte. Obwohl die Beziehung ja beendet ist, sind sie dennoch in gewissen Situationen ein wenig eifersüchtig auf den oder die Neue.
Das Buch ist aber nicht als Beziehungsratgeber zu verstehen, sondern es soll nur unterhalten - und dies macht es auch. Genau das habe ich gerade zu diesem Zeitpunkt einfach einmal benötigt.
Es ist schön geschrieben. Es ist lustig, manchmal muss man auch mal ein wenig nachdenken, weil man sich vielleicht ein Stück weit selbst darin sieht. Es sind 301 Seiten, die man einfach genießen kann ohne groß nachzudenken, sondern es lebt mit viel Herz und Situationskomik und deswegen ein gelungenes Buch für die Entspannung zwischendurch!

Bewertung vom 23.08.2020
Die Zeitmaschine
Wells, H. G.

Die Zeitmaschine


ausgezeichnet

Es wird ja mal Zeit, dass ich mich einem Klassiker der Weltliteratur annehme. dtv war so nett und hat dem Klassiker eine neue Übersetzung verpasst. Gut, jetzt muss ich gestehen, dass ich H.G. Wells noch nicht gelesen habe. Ausgepackt habe ich es früher häufiger, aber irgendwie hatte es mich nicht so interessiert.
Jetzt ist es irgendwie anders. Ich habe das Buch angefangen und musste mich erstmal ein wenig einlesen, da man der Sprache doch noch immer das Alter anmerkt.
Die Geschichte ist wohl den meisten Menschen bekannt. Dies war sogar mir bekannt, obwohl ich das Buch noch nicht gelesen hatte. Aber irgendeine Verfilmung hat wohl jeder von uns schon einmal gesehen.
Allerdings muss ich einfach sagen, es ist immer noch etwas anderes, ob man das Buch liest oder einen Film sieht.
Die Zeitmaschine, sah in meinem Kopf teilweise ganz anders aus als ich sie von den Filmen kenne. Es war irgendwie auch von der ganzen Atmosphäre her ganz anders und viel intensiver. Sicherlich liegt dies auch an der Sprache, die Lutz W. Wolff gewählt hat. Es ist irgendwie alt, etwas gewöhnungsbedürftig, aber man muss ja auch immer wieder bedenken, dass dieses Buch aus dem Jahre 1895 ist und kein Science-Fiction aus aktuelleren Jahren. Ob es mit einer ganz modernen Sprache auch noch den Zauber ausüben könnte? Ich bin mir nicht sicher.
Was das Buch richtig interessant macht, ist der Anhang mit einem Vorwort von H.G. Wells aus dem Jahr 1931 sowie einiges an Erklärungen mit einer Zeitleiste, wann was bei den Autoren passiert ist und wie er so gelebt hat.
Gut gemacht sind in meinen Augen die Fußnoten, die man nicht unbedingt unter der Seite hat, sondern im Anhang, da man diese nur bedingt benötigt.
Alles in allem ist es ein Buch, welches man auch gerne mal außerhalb der Schule einfach nur zum Vergnügen lesen kann. Es ist nicht umsonst ein absoluter Klassiker, hat es doch die spätere Science-Fiction Literatur und Filme maßgeblich beeinflusst, wobei man sich an die Sprache etwas gewöhnen muss, aber dies ist ja nicht unbedingt schlecht, es erweitert eher den Horizont.
Es gibt einem ein gutes Gefühl, auch wenn man die Geschichte zu dem Buch ja schon kennt. Ein Buch für Fans, aber auch wie bei mir für Menschen, die dieses Buch zum ersten Mal lesen und die Vorlage für so viele Filme kennenlernen wollen.

Bewertung vom 05.08.2020
Dark Web
Etzold, Veit

Dark Web


gut

Jetzt brauche ich doch den Apfelwein oder so was für danach. Dies ist jetzt mal ein Buch, mit dem ich mir während dem Lesen echt schwergetan habe. Und dies jetzt nicht, weil die Story schlecht wäre, oder weil Veit Etzold nicht schreiben könnte, sondern ich war kurz davor abzubrechen, weil mich dieses Buch so sehr mitgenommen hat. Es ging mir so sehr unter die Haut, dass ich Angst vor diesem Buch bekommen habe.
Und dies meine ich jetzt tatsächlich wörtlich. Ich hatte Angst, das Buch in die Hand zu nehmen und in die Perversionen einzutauchen. Gegen meine Gewohnheiten beim Lesen habe ich wirklich lange Zeit das Buch einfach liegen gelassen. Ich wollte dann aber auch nichts anderes lesen.
Aber erstmal langsam. Ich habe das Buch beendet, mich nach dem Lesen geduscht, bei einem Tee entspannt und gehe davon aus, dass dieses Buch keinen bleibenden Schaden bei mir verursacht hat.
Es beginnt eigentlich relativ harmlos in Berlin, wo sich ein erfolgloser Daytrader mit einem Freund zusammentut, um im Dark Web Drogen, Waffen und sonstiges zu verkaufen. Dass dann die russische Mafia auf die beiden aufmerksam wird, geschenkt, dass diese mit dem FSB in Verbindung stehen, auch ok. Dies alleine ist ja schon ein Thriller wert, und außerdem im Dark Web auch schon dagewesen.
Nun kommt dann die neue Datenkrake Holos dazu, die das Dark Web mit dem Clear-Web verbindet. Diese finanziert sich allerdings durch Gelder des FSB und andere dunkle Kanäle, wie etwa durch die Erpressung eines Mitarbeiters der EZB, dem sie eine Living Doll zukommen lassen. Dies setzt dem ganzen dann die Krone auf.
Somit sind wir auch bei dem Thema, welches mich wirklich entsetzt hat. Veit Etzold hat mich da absolut geschockt. Er hat nämlich an einer Stelle die Entstehung einer solchen Puppe beschrieben. Dies hat mich echt fertiggemacht. Nicht, dass er es in allen Einzelheiten beschrieben hätte, sondern die Andeutungen, die haben mich entsetzt. Die haben in mir einen Film erzeugt, der mir wirklich Albträume beschert hat.
Leider kann ich mir richtig gut vorstellen, dass es Menschen gibt, die auf genau so etwas stehen könnten, und so etwas auch noch entstehen lassen würden.
Kommen wir nun zu meinem Fazit, lieber Veit Etzold, ich dachte wirklich, man kann mich nicht mehr Schocken, oder in mir einen Film erzeugen, der mich am Schlafen hindert. Aber manchmal wird man eines besseren belehrt und der Autor hat es geschafft.
Der Horror basiert nicht darauf, dass er etwas erschaffen hat, was mir zu abgefahren erscheint - nein, dies sicherlich nicht - sondern deswegen, weil ich zu jeder Zeit das Gefühl hatte, dies alles (nicht nur die Dolls) kann real sein. Dieses gesamte Paket ist genauso möglich und es gibt solche Menschen, die genau so etwas machen. Zumindest ist dies genau mein Gefühl.
Der Autor hat uns in diesem Thriller nicht nur einen Blick in das Dark Web werfen lassen, sondern auch in die ganz dunklen Abgründe unseres Menschseins. Eigentlich bin ich froh, dass ich noch nicht komplett abgestumpft bin, sondern das man es doch noch schafft, mich zu schocken, dass mit Sachen dermaßen unter die Haut zu gehen, dass ich eine gewisse Angst bekommen, vor genau diesen Abgründen. Danke Veit Etzold, dass ich dies durch einen intelligent geschriebenen und schockenden Thriller wieder erfahren durfte. Ich hoffe, dass es noch vielen Lesern genau so ergehen wird. Für mich ist er einer der Großen in diesem Genre und ich bin dankbar, dass ich diesen Autoren kennenlernen durfte.

Bewertung vom 01.06.2020
Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint (eBook, ePUB)
Blöchl, Bernhard

Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint (eBook, ePUB)


sehr gut

Wahre Liebe und Ich das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Irgendwas geht immer schief. So ist dies auch bei Knoppke, der nach dem Finale dahoam (Bayern gegen Chelsea) zu seiner Freundin fährt, mit der er in den nächsten Tagen in Urlaub fahren wollte und diese mit einem anderen im Bett erwischt. Wer kennt das nicht? Manche Menschen fahren dann nach Ibiza - Knoppke fährt nach Schottland, was ich persönlich für eine gute Wahl empfinde.
Eine 20-Jährige einschleicht sich in seinen „fast“ Bulli, einen Ford Transit, ein während er seinen Rucksack mit neuen Klamotten füllt. Er bemerkt es erst einige Kilometer hinter München als er mal kurz rasten will. Da kommt es schon zum ersten Zwist der beiden und sie gehen erst einmal getrennte Wege. Dies geht aber nicht lange, da sie sich auf einem Rastplatz bei Stuttgart wieder treffen. Sam, so heißt die „kleine“ Mitreisende, fährt weiter mit Knoppke in Richtung Schottland. Die Highlands sind seine Zuflucht, denn er will einfach einmal abschalten.
Dass dieser Wirbelwind Sam Knoppkes einsamen Urlaub ganz schön durcheinander bringt, kann man sich denken, denn ein über 40-Jähriger und eine 20-Jährige, das kann schon zu kleineren Komplikationen führen, da man ja mit zwanzig meist etwas lockerer ist und vielleicht ein wenig mehr redet wie der etwas Ältere. Wobei solche Menschen, die viel reden, nicht unbedingt viel sagen, zumindest über sich. Das solltet ihr mal beobachten.
Knoppke ist eigentlich ein schweigsamer Mensch. Aber Sam bringt wirklich richtig Fahrt in die Geschichte. Mit ihrer unkomplizierten Art bringt sie Knoppke in Situationen, die er so nicht erwartet hat. Mag dies ein Lagerfeuer sein, wo er Haschplätzchen isst und plötzlich aus sich raus geht oder in St. Andrews auf dem Golfplatz, wo die Steinbrücke bemalt wird, um nur zwei Situationen zu nennen.
Komme ich nun mal zu dem Fazit für das Buch. Es ist einfach gut gemacht. Die Tagebucheinschübe, wenn Sam am Lesen ist, die irgendwie was mit unserem Knoppke zu tun haben, oder die Situationskomik, welche Bernhard Blöchl ziemlich klasse beschreibt, weswegen man doch des Öfteren lachen muss, ist geschenkt. Was wirklich bewegend ist, ist dass man bei aller Komik immer wieder auch nachdenken muss. Also zumindest musste ich gelegentlich mal nachdenken, wie es wäre wenn meine Tochter (oder vermeintliche Tochter) auf einmal mit mir zusammen Urlaub machen würde, ich es aber nicht merken würde. Wobei er ja immer eine leichte Ahnung hat, dass da etwas mehr sein könnte.
Es ist im Endeffekt ein Buch, welches man einfach mal so lesen kann, aber wo man auch ab und zu innehalten, und über das Geschriebene mal ein wenig nachdenken sollte. Da es zumindest für mich doch einige Botschaften hatte, die ich erstmal ein wenig verarbeiten musste. Denn wer hat nur einen „fast“ Bulli oder eine „fast“ Freundin oder so, weil er selbst nicht in die Puschen kommt und sich selbst immer wieder im Weg steht. Irgendwo steht man sich selbst im Weg da man sich etwas nicht eingestehen möchte. Denkt da einfach mal drüber nach - am besten bei dem Buch von Bernhard Blöchl, wo ihr so ganz nebenbei auch etwas über das wunderschöne Schottland erfahrt. Dieses Land ist mindestens einen Urlaub wert, auch wenn es da nicht so viel Sonne hat wie in Spanien oder sonst wo im Süden.

Bewertung vom 10.04.2020
Kiki, die Mäusedame, m. 1 Audio-CD
Krätke, Olaf

Kiki, die Mäusedame, m. 1 Audio-CD


gut

Mal wieder ein Kinderbuch und dann auch noch von Olaf Krätke. Er wird langsam zu einem meiner meistgelesenen Autoren. Es ist aber auch immer wieder schön, ein gut gemachtes Kinderbuch zu lesen. Es geht zum einen schnell, und zum anderen hat es immer auch einen gewissen Mehrwert, da es immer eine schöne und lehrreiche Geschichte erzählt. Diesmal geht es um die kleine Mäusedame Kiki, die Arne das verloren gegangene Fernglas wiederbringt.
Sie schafft es, mit ihren Freunden und Familie vier Jungs zu erschrecken und zu verjagen, so dass die Mäuse das Fernglas wieder zu Arne zurückbringen können.
Es zeigt auch Kindern sehr einfach, dass man nicht immer alles allein durchstehen und groß und stark sein muss. Wenn man sich auch mit anderen kleineren verbündet, damit eine gewisse Größe in der Gruppe hat und sein Gehirn ein wenig anstrengt, kann man auf eine Lösung kommen, die nicht mit Gewalt zu tun hat. Alleine ist man manchmal hilflos. In einer Gruppe kann man eher sagen: So nicht! Man kann sich gegenüber anderen behaupten - besonders dann, wenn man sein Gehirn ein wenig anstrengt.
Soviel zum Inhalt des Buches, die Zeichnungen hat wieder Marion Schickert gemacht. Sie hat mich bis auf Kleinigkeiten ja schon bei „Geheimsache Igel“ begeistert.
Diesmal ist es noch etwas bunter und noch etwas kräftiger und die Geschichte wird dadurch, so hoffe ich, für Kinder noch etwas ansprechender.
Der Erzählstil von Olaf Krätke ist ruhig und dem Thema angemessen, ohne dass er aufdringlich wird, oder den Zeigefinger erhebt. Es bleibt immer ein wenig Luft, um vielleicht die Geschichte selbst beim Erzählen ein wenig zu verändern. Es fällt doch auf, dass er ein Schwedenfan ist, denn schon „Fredegar“ hat im hohen Norden gespielt. Aber dies macht der Geschichte ja nichts aus. Sie könnte genauso irgendwo in Deutschland spielen, denn Mäuse haben wir ja auch in Deutschland einige.
Ich finde, dass Kiki auch als Mitglied der Mäusepolizei von Bernhard und Bianca arbeiten könnte. Warum ich so empfinde - keine Ahnung - aber der Gedanke kommt bei mir immer wieder hoch.
Allgemein muss ich feststellen, dass ich das Gefühl habe, dass der Medu – Verlag immer besser in das Thema Kinder- und Bilderbücher hinein kommt. Sowohl die Geschichten, als auch die Aufmachung, werden immer hochwertiger.
Dem Buch ist auch noch eine CD mit einem Lied beigelegt, welches vom Text und auch von der Melodie her gut für Kinder geeignet ist. Melodie und Text wurden von Olaf Krätke geschrieben und ich muss sagen, dass das Arrangement wirklich gut ist. Und ja, die Melodie hat einen gewissen Ohrwurm-Charakter, was auch an der Sängerin liegen kann. Mein Kompliment! Gut ausgesucht von Matthias Zeißig.

Bewertung vom 21.02.2020
Steaks Meisterstücke für Männer

Steaks Meisterstücke für Männer


ausgezeichnet

Warum eigentlich „für Männer“?!
Hartnäckig halten sich ja die Gerüchte, dass Frauen nur mageres Geflügel essen, blutiges Fleisch verabscheuen und schon gar nicht sehen können (wollen). Dem muss ich heftig widersprechen! Dieses Kochbuch ist nicht nur für Männer. Auch Frau macht es großen Spaß.
Ein Kochbuch liest man ja meistens nicht von Seite eins, sondern pickt sich gewisse Rezeptkategorien raus und geht direkt ans kochen. Hier empfiehlt es sich wirklich bei Seite eins zu beginnen und sich erstmal konsequent in den ersten beiden Kapiteln über Schlachtung, Zerlegung und Reifung zu informieren. Das sollte man dann auch gleich mit dem letzten Kapitel, das für mich eigentlich auch an den Anfang gehört, ergänzen. Die Fleischvermarktung und die Vorstellung der verschiedenen Rinderrassen sind hochinteressant. Wenn man vom Dorf kommt glaubt man ja gerne man kennt sich aus, aber da gibt es noch vieles zu lernen. Für die etwas Zartbesaiteten ist es auch nicht verkehrt nach den sehr detaillierten und bebilderten Informationen zum Schlachten und Zerlegen noch mal schöne Fotos von Kühen auf der Weide gibt. Ich finde es gut und wichtig, dass nicht nur die Haltung, sondern auch die Schlachtung, ausführlich beschrieben wird. Seit den BSE-Fällen in den 1990er/2000er Jahren wurde immer mehr über die Haltung und Fütterung gesprochen, aber auch die Umstände der Schlachtung spielen bei der Fleischqualität eine große Rolle, wie hier sehr gut erklärt wird. Vielleicht hat mir deshalb früher schon immer Wurst und Fleisch aus der Hausschlachtung viel besser geschmeckt als vom Metzger?
Zu den Rinderrassen muss ich sagen, hatte ich während meiner Zeit in Lüneburg schon viel über alte Haustierrassen gehört. In und um Lüneburg gibt es sehr viele gute (Bio) Quellen für Fleisch und auch Obst und Gemüse. Man schätzt es leider oft erst, wenn man nicht mehr so dicht dran ist.
Das bringt mich leider auch zu einem kleinen Manko dieses informativen Teils. Ein paar Tipps wo man denn Fleisch der erwähnten Rinderrassen herbekommt wäre wünschenswert – ganz besonders im Bezug auf die alten Nutztierrassen aus Deutschland. Bedauerlicher Weise findet sich eher mal ein Steak vom Koberind in der Auslage des Supermarktes als ein Limpurger oder Rotes Höhenvieh. Die Gourmets schreien jetzt gewiss auf. Fleisch kauft man nicht im Supermarkt sondern beim Metzger – aber auch da finden sich die erwähnten Rassen im Normalfall nicht. Man muss schon wissen wo man sucht. Der ein oder andere Internetlink wäre schon ganz schön gewesen. So bleibe ich einfach weiterhin bei unseren örtlichen Metzgern und halte meine Augen auf.
Nun zu meinen Erfahrungen beim Kochen. Das Kapitel zur Vor- und Zubereitung ist auch sehr empfehlenswert. Das Rad wird zwar nicht neu erfunden, aber einige Tipps sind schon sehr hilfreich. Die genauere Erklärung der Garstufen und der internationale Vergleich finde ich sehr gut, da ich mir immer etwas schwer tue den richtigen Punkt zu erwischen. Die genaue Erklärung der Sous-vide Garmethode fand ich sehr gut beschrieben und nachvollziehbar. Der richtige Grill ist für mich klar – Holzkohle. Ansonsten kann ich auch die Pfanne nehmen. Sehr schön und etwas amüsant fand ich die Argumente ob vor oder nach dem Braten gewürzt werden müsse. Diese Diskussion dürfte wohl ewig andauern.
Beim Entrecote mit Crunchy Salbei-Zitronenbutter habe ich es ganz einfach gelöst. Ich hatte das würzen total vergessen und war dann überrascht wie unnötig es auch gewesen wäre. Die Butter kam mir erst etwas zu salzig vor, war dann aber einfach genau richtig. Wer noch nie vorher Kräuter frittiert hat dem sei geraten, die Temperatur nicht zu hoch zu stellen, da der Salbei sehr schnell braun wird. Das ist dann zu spät.

Bewertung vom 19.01.2020
Der Mörder und das Mädchen / Emma Sköld Bd.1
Sarenbrant, Sofie

Der Mörder und das Mädchen / Emma Sköld Bd.1


sehr gut

Gut, dass ich mal wieder nicht hinten drauf geschaut habe, denn wenn ich solche Dinge lese wie packend und atmosphärisch oder aufregendste Krimiautorin aus…, dann wandert ein Buch gerne mal nach hinten. Dies wäre bei dem Buch „Der Mörder und das Mädchen“ von Sofie Sarenbrant sicherlich auch passiert, aber es das Cover hat mich so neugierig gemacht, dass ich den Klappentext nicht erst gelesen habe.
Gut, natürlich war auch der Titel nicht unmaßgeblich. Ich habe also das Buch in die Hand genommen und wollte einfach nur ein wenig anlesen - so mal ein Kapitel. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen und man wird gefesselt von einem Buch. Das kann so enden, wie wenn ich sage, ich esse nur ein Stück Pizza, nur ein kleines Stück, bei meinem Lieblingsitaliener. Das endet dann damit, dass meine Pizza weg ist und die anderen noch nicht mal angefangen haben.
Aber ich schweife ab, so ungefähr ist es mir jedenfalls auch bei diesem Buch ergangen. Aus einem Kapitel wurden dann mal schnell zehn Kapitel oder war es noch etwas mehr?
Komme ich mal zur Geschichte. Ein Paar hat ein Kind und will sich scheiden lassen, da der Ehemann so ein Typ ist, der gerne mal Frauen schlägt oder sie sonst wie misshandelt.
An dem Morgen, wo Cornelia ausziehen möchte findet ihre 6-Jährige Tochter ihren Vater Tod im Gästezimmer. Jetzt ist Cornelia auch noch die Freundin von Josefin, der Schwester von Emma, der Kommissarin die diesen Fall betreut. Und Cornelia ist gerade wegen des Vermögens welches sie erbt, auch gleich zur Hauptverdächtigen auserkoren.
Dies liegt allerdings in der Natur der Sache und ob Geld alleine ein so starkes Motiv ist? Aber keine Angst ich verrate euch natürlich nicht, wer der oder die Mörderin ist. Das Ende beinhaltet auch einen coolen Cliffhanger und macht neugierig auf das nächste Buch.
Was mal ganz erfrischend ist, ist das Emma kein depressiver Kommissar ist, sondern einfach nur eine Schwangere, die ihre eigenen Probleme hat, die man so richtig nachvollziehen kann, denn wer hat nicht schon mal von einem gestörten Ex gehört, der einem das Leben irgendwie schwermacht. Gut, er ist selbst mir ein wenig zu gestört. Jeder hat so seine Macken, aber der hat wirklich einen an der Klatsche.
Komme ich nun zu meinem Fazit. Ein Krimi, der wirklich irgendwie anders ist als die meisten anderen. Er beleuchtet auch mal die familiären Seiten einer Person und hat dadurch auch einen gewissen Tiefgang, der sehr packend ist und eine tolle Atmosphäre hat. Frau Sarenbrant hat einige Wendungen in die Geschichte eingebaut, die nicht unbedingt so vorhersehbar sind.
Und dann dieser Cliffhanger - wie in einer guten Serie am Ende einer Staffel. Die 368 Seiten gehen runter wie Öl. Man will es sich nicht mehr erlauben, auch mal eine Stunde ohne das Buch zu verbringen. Man ärgert sich, wenn man Schlafen, oder Einkaufen gehen muss. All diese lästigen Dinge geraten bei diesem Buch schnell in Vergessenheit.
Als ich am Ende war, war ich ein wenig enttäuscht, dass dieses Buch zu Ende war. Nicht, dass etwas gefehlt hätte, sondern weil dieses Buch so schnell gelesen ist und einen die Story nicht loslässt. Also mein Tipp ist, geht in die Buchhandlung eures Vertrauens und lest einfach mal in die ersten paar Kapitel rein. Keine Angst, die Kapitel sind nie lange und wenn euch dieser Schreibstil zusagt, kauft es und genießt mit dem Buch ein paar schöne Stunden.