Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 797 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2024
Vegan - Vegetarisch - Vergara
Vergara, Josué

Vegan - Vegetarisch - Vergara


ausgezeichnet

„Die beste Motivation und Inspiration für eine gesunde Ernährung sind schnell und mühelos nachzukochende Gerichte!“

Mit diesen Worten leitet der aus Ecuador stammende und durch die Welt gereiste Koch und Autor Josué Vergara dieses Kochbuch ein. Wobei „mühelos“, „schnell“ und „einfach“ wohl im Auge des Betrachters liegen. Nicht alles, was ein Profikoch aus dem Handgelenk schüttelt, ist für (Hobby)Köche leicht zuzubereiten.

Sehr gut gefällt mir die Tabelle auf S. 11 in der die Möglichkeiten vegetarische Zutaten durch vegane zu ersetzen, aufgeführt sind. Das ist vor allem für Anfänger hilfreich.

Die Rezepte sind wie folgt zusammengefasst:

Aufstriche & kalte Saucen
Vorspeisen
Suppen
Salate
Hauptspeisen
Desserts, Smoothies & Shakes

Manches ist hinlänglich bekannt, manches ist neu. Die Fotos der Speisen machen Appetite und laden zum Nachkochen ein. Mir gefällt die Doppelseite 100/101 am besten. Hier sind drei Sorten von Risotto in den Farben rot, gelb und grün abgebildet: Einfach, nahrhaft und hübsch anzusehen.

Schmunzeln musste ich über das Wortspiel im Titel der Buches. „Vegan - Vegetarisch - Vergara“. So manche(r) wird sich vielleicht denken „Vergara“ welche Art von Gerichten ist das?

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Kochbuch 5 Sterne.

Bewertung vom 15.06.2024
Mordsmäßig durchgebrannt (eBook, ePUB)
Louis, Saskia

Mordsmäßig durchgebrannt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Endlich ist es soweit! Die Vorbereitungen zur Hochzeit von Louisa Manu und Joshua Rispo laufen auf Hochtouren. Nicht immer ganz nach den Wünschen des Brautpaares, mischen doch viel zu viele andere Personen mit: Louisas Mutter, die erstmals auftretende Großmutter, Trudi, Louisas höchstschwangere Schwester Emiliy sowie die Rispo-Brüder und natürlich eine Leiche.

Doch der Reihe nach: Es beginnt damit, dass die Hochzeitsanzeige der beiden im „Rheinischen Boten“ (Whats App sei Dank) fehlerhaft ist, was Louisa erheitert, aber ihre Mutter zu Weißglut treibt. Um des lieben Friedens (oder ist es doch nur eine Waffenruhe?) willen, fährt Louisa in die Redaktion der Zeitung, trifft auf einen aufgelösten Redakteur und - erraten - eine Leiche. Der Schock ist umso größer, als sich herausstellt, dass es sich bei dem Toten ausgerechnet um jenen Mann handelt, der die Mutter der Rispo-Brüder vor 17 Jahren ermordet hat ...

Fällt nun die Hochzeit aus, weil Joshua endlich mit dem Mord an seiner Mutter abschließen will?

Meine Meinung:

Der 10. und leider letzte Teil der Reihe rund um die Blumenladeninhaberin (Oh-Ton und Selbstbeschreibung) Louisa Manu und den charismatischen Kriminalbeamten Joshua Rispo ist ein wahres Feuerwerk an komischen Situationen, die mich immer wieder laut auflachen lassen. Sei es, dass Emily glaubt, dass sie nach der Geburt des Kindes „ausruhen“ kann (haha, mordsmäßig irre und völlig daneben) oder sei es, dass die anderen Rispo-Brüder, trotz Kenntnis der Humorlosigkeit von Joshua einen Polterabend veranstalten, der nicht ganz so abläuft wie geplant.

„Viele glaubten, dass Joshua Rispo seine Mundwinkel nicht oft benutzte und seine Fähigkeiten sich darauf beschränkten, Mörder zu fangen, Liegestütz und seine vier Brüder zur Sau zu machen. Ach ja, außerdem brillierte er natürlich noch darin, mich mit düsterem Blick und einer Menge Fantasie daran zu hindern ihm dabei zu ... ähem nannten wir es mal - zu helfen, Kriminelle hinter Gitter zu bringen. Doch die meisten seiner Bekannten würden behaupten, dass er nicht gut darin war, zu lachen Spaß im Leben zu haben und den Moment zu genießen. Und sie hatten absolut recht. Außer, er war mit mir zusammen.“

Auch Trudi mit ihren Keksen sowie Louisas erstmals auftretende Großmutter, vor der vor allem Gitti Manu einen Heidenrespekt hat, kann mit ihren humorvollen Einlagen wieder voll Punkten.

Dieser Band kann problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Dennoch empfehle ich die Reihe von Beginn an zu lesen, da man sich sonst um herrliches Lesevergnügen brächte.

Mordsmäßig schade, dass die Reihe nun zu Ende ist.

Fazit:

Mordsmäßig grandios wie immer, weshalb es natürlich mordsmäßige 5 Sterne und eine mordsmäßige Leseempfehlung gibt.

Bewertung vom 14.06.2024
Der Traum vom Tor (eBook, ePUB)
Weinberg, Juliana

Der Traum vom Tor (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn sich in den Wochen vom 14. Juni 2024 bis 14. Juli 2024 das Leben (fast) ausschließlich um den Männerfußball dreht, darf nicht vergessen werden, dass es zahlreiche Frauen gibt, die den Männern in nichts nachstehen, wenn sie dem runden Leder nachjagen. Dass es heute Meisterschaften und Turniere für Fußballerinnen gibt, davon kann Luise, die Hauptperson in diesem historischen Roman, der im Nachkriegsdeutschland von 1954 spielt, nur träumen.

Luise wächst mit ihren drei sportbegeisterten Bruder ohne Vater auf in einfachen Verhältnissen auf. Georg, der älteste Bruder nimmt sich die Rolle des Familienoberhauptes selbstherrlich heraus und tyrannisiert nicht nur Luise sondern auch die Mutter, die nach wie vor mit der Trauer um den gefallenen Ehemann kämpft. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten geht sie putzen und strickt auf der Strickmaschine Pullover und Westen. Auch Luise muss ihren Lohn, den sie im Schneideratelier verdient abgeben.

Nun freut sich die ganze Familie über den Weltmeistertitel der deutschen Nationalelf, zumal fünf der Spieler aus der Heimatstadt Kaiserslautern stammen.

Als in Kaiserslautern eine Frauenfußballmannschaft, der FC Petticoat“ unter dem engagierten Trainer Max entsteht, ist Luise mit Feuereifer beim Training dabei. Sie kann ihre Leidenschaft nur heimlich ausleben, denn es wird behauptet, dass Fußball die Weiblichkeit und die Fruchtbarkeit der Frauen beeinträchtigt. Frauen sind zum Kochen, Waschen, Putzen und zum Kinderkriegen da. Die Indoktrination der NS-Zeit ist nach wie vor in den Köpfen der Menschen vorhanden.

Als der Deutsche Fußballverband den Frauenfußball verbietet und für jene Vereine, die Frauen ein Training ermöglichen, Strafen verhängt, muss Max recht kreativ sein, um Trainingsmöglichkeiten zu suchen.

Meine Meinung:

Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen, obwohl ich ob der Präpotenz von Georg mehrmals die Fäuste geballt und vor Wut tief Luft holen musste, um weiterlesen zu können.

Die Autorin zeichnet ein authentisches Bild der Nachkriegsjahre. Die Verdienste der Frauen in den Kriegsjahren sind schnell vergessen. Für die Söhne ist es selbstverständlich, in den Vordergrund zu drängen und die Schwester und Mütter hinter den Herd zu verbannen.

Mehrmals musste ich schmunzeln, wie Luise ihren Bruder austrickst, um ihrer Leidenschaft nachgehen zu können.

Jedem der 20 Kapitel Kapitel steht ein Zitat eines männlichen Fußballers voran, die bis in die 2010-er Jahre den Frauenfußball lächerlich machen oder ganz ablehnen. Selbst das Lob (?) von Lothar Matthäus von 2011 wird spätestens mit seinem letzten Satz abgewertet:

„Vor zwanzig Jahren sind die Frauen noch über den Ball gefallen und gestolpert. Das hatte mit Fußball wenig zu tun. Mittlerweile spielen die Spielerinnen einen technisch und taktisch sauberen Fußball. Einige finde ich auch sehr hübsch.“

Da gefällt mir das Statement von Angela Merkel in ihrer Neujahrsansprache 2006 anlässlich der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft der Männer vor dem Epilog gleich viel besser:

„Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist schon ja schon Fußballweltmeister, und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen.“

Man muss den Satz allerdings laut vorlesen, um die feine Ironie herauszuhören. Apropos, Weltmeister 2006 wurde Italien. Ob es der deutschen Männer-Elf 2024 gelingen, den Titel zu erringen?

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der uns in die Anfänge des Frauenfußballes entführt, 5 Sterne.

Bewertung vom 13.06.2024
Georgine - Der lange Weg zu mir selbst
Kellermann , Georgine

Georgine - Der lange Weg zu mir selbst


gut

Der Klappentext liest sich interessant, doch leider hat mich diese Autobiografie anschließend nicht erreichen können.

Ich habe zu diesem Buch gegriffen, weil sich der Sohn meiner Freundin vor einigen Jahren entschlossen hat, eine Tochter zu sein. Daher wollte ich ein bisschen mehr zum Thema wissen.

Ich kannte den Journalisten Georg Kellermann bislang nicht, da ich nur wenig Deutsches Fernsehen konsumiere.

Die Schilderung von Georgs Kindheit kommt mit bekannt vor. Die Krankheit seiner Mutter ist die meines Vaters. Dieser Teil hat mir, weil ähnliche Lebensgeschichten verbinden, noch gefallen. Doch je länger die Biografie dauert, desto weniger konnte sie mich fesseln.

Es ist kaum zu glauben, dass Kellermann im Journalismus tätig war. Der Schreibstil ist für mein Empfinden einfach und manchmal holprig. Die eine oder andere Schilderung aus dem Berufsleben, in dem sie ja Georg ist, ist sehr detailliert beschrieben, hat aber mit Georgine wenig zu tun. Dieser Bereich hätte durchaus wenig gestrafft werden können.

Über vierzig Jahre so ein Doppelleben zu führen, muss sehr anstrengend gewesen sein. Allerdings kann ich gut verstehen, dass Georgine Angst vor beruflichen Konsequenzen gehabt hat und deshalb bis zu ihrem Pensionsantritt mit dem Outing gewartet hat.
Gut gefällt mir, dass Georgine in Schulen geht und Aufklärungsarbeit leistet. Allerdings hätte ich davon und wo Betroffene Hilfe erhalten können, mehr erwartet.

Ich habe zuvor schon Nora Dahms Biografie „Endlich Nora!“ gelesen, deren Schreibstil wesentlich mitreißender ist.

Fazit:

Leider hat mich Georgine Kellermanns Biografie nicht so wirklich mitreißen können, daher gibt es 3 Sterne. Einer davon ist für den Mut, nach vierzig Jahren mit dem Versteckspiel aufzuhören.

Bewertung vom 13.06.2024
Stammgäste

Stammgäste


ausgezeichnet

Wie reichhaltig das jüdische Leben einst am Semmering war

Dieses von Danielle Spera herausgegebene Sachbuch ist ein lesenswertes Buch über das reichhaltige kulturelle Leben der jüdischen Stammgäste auf Wiens Hausberg, dem Semmering. Dazu hat die promovierte Publizistin, Journalistin und ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, zahlreiche Prominente bzw. Nachfahren jüdischer Familien interviewt, um deren Erinnerungen an die (damals) unbeschwerten Tage der Sommerfrische am Semmering in diesem Buch wissenschaftlich aufzuarbeiten. Denn ohne das jüdische (Groß)Bürgertum Wiens hätte der Semmering niemals seine Bedeutung erhalten. Das Buch liest sich wie das Who-is-Who der damaligen jüdischen Wiener Gesellschaft.

So widmen sich einige Beiträge den „stummen Zeugen dieser prachtvollen Ära“ und beschreiben die großartige Architektur eines Hotel Panhans oder dem Südbahn-Hotel. Ebenso dürfen die Villen einiger Prominenter wie die Villa Farkas nicht fehlen.

Interessant ist, dass auch auf dem Semmering (wie in der Großstadt) die Trennung in säkular bzw. assimilierte und streng orthodoxe Juden gelebt worden ist. Der Semmering ist bis heute von der jüdischen Tradition geprägt und so wundert es nicht, dass, als Folge der Arisierung der jüdischen Liegenschaften, der Vertreibung und Ermordung der Juden während des NS-Unrechtsregimes, die Blütezeit des Semmerings längst vorbei ist. Die Region hat sich vom Fehlen seiner zahlungskräftigen Klientel nie wieder erholt. Zwar hat man in den 1960er-Jahren versucht, das jüdisch-kulturelle Leben wieder in Gang zu bringen, doch so wirklich gelungen ist das nicht.

Zahlreiche private, erstmals der Öffentlichkeit gezeigte Fotos sowie Erinnerungen an vertriebene und ermordete Stammgäste des Semmerings lassen dessen unwiederbringlich verlorene Blütezeit wieder auferstehen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem großformatigen, in gediegener Aufmachung im Amalthea-Verlag erschienenen Buch und sich perfekt als Geschenk eignet, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.06.2024
Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete / Räuber Hotzenplotz Bd.4 (eBook, ePUB)
Preußler, Otfried

Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete / Räuber Hotzenplotz Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieses Hörspiel aus dem Nachlass des 2013 verstorbenen Autors Otfried Preußler habe ich gerne gehört. Ich bin, wie viele meiner Generation mit den Geschichten rund um den Räuber Hotzenplotz mit seinen sieben Messern und der Pfefferpistole aufgewachsen.

Wieder einmal ist Hotzenpoltz aus dem Gefängnis entwischt und hält die Welt und vor allem Oberwachtmeister Dimpfelmoser in Atem.

Kasperl und Seppel habe die glorreiche Idee, den Räuber einzufangen und ihn mittels Rakete auf den Mond zu schießen. Gesagt, getan - die beiden bauen eine Mondrakete aus Kartons, Kartoffelsack und ganz viel silberfarbenen Klebeband. Bleibt nur zu hoffen, dass der Räuber Hotzenpltz auf den Trick hereinfällt...

Meine Meinung:

Das Hörbuch ist die Aufzeichnung des auf ca. eine Stunde verkürzte Hörspiel. Die Sprecher wie Felix von Manteuffel, Hedi Kriegeskotte, Till Huster, Charly Hübner, Julian Greis, Tim Kreuer u.a. sind sehr gut ausgewählt. Besonders Charly Hübner als Hotzenplotz brilliert. Dazu gibt, wie für ein Hörspiel üblich, zahlreiche Soundeffekte.

Für Familien mit Kindern im Kindergartenalter eine nette Abwechslung zu den sonstigen Comic-Figuren.

Fazit:

Mir hat das Hörspiel sehr gut gefallen, war es doch recht kurzweilig und durch die verschiedenen Sprecher abwechslungsreich. Gerne gebe ich hier 4 Sterne

Bewertung vom 10.06.2024
Meine wilde Nation (eBook, ePUB)
Lissitsa, Alex

Meine wilde Nation (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Autor Alex Lissitsa ist ein ukrainischer Agrarökonom, der einem der größten Agrarunternehmen der Ukraine, der IMC Agrarholding, vorsteht, die rund 123.000 Hektar Land bewirtschaftet und Millionen Tonnen an Weizen, Mais, Sonnenblumen und Soja produziert. Gleichzeitig ist er politisch engagiert und ein intimer Kenner von Gesellschaft und Politik der Ukraine.

Alex Lissitsa liebt sein Land. Das ist in diesem Buch deutlich spürbar. Doch sieht er, anders als manch anderer, auch dessen Schwächen wie die Korruption. Diese ist, wie er auch in seinen Interviews sagt, das Überbleibsel aus dem Sowjetregime. Das Land hatte nach dem Zusammenbruch der UdSSR und der Unabhängigkeitserklärung von 1991 zu wenig Zeit und nicht das geeignete Personal, gegen die Korruption vorzugehen. Viele sind in kurzer Zeit schnell reich geworden.

So erzählt er, wie er, um sein Unternehmen zu retten, entschlossen gegen Korruption vorgegangen ist: durch Austausch der in den alten Strukturen verhafteten Mitarbeiter. So ähnlich geht die Ukraine gegen die Korruption im Land vor. Lissitsa berichtet, dass beinahe die gesamte Führungsebene der Polizei ausgetauscht worden ist, um sich westlichen Standards anzupassen. Apropos Anpassung - er nimmt auch zu den Vorwürfen Stellung, die Ukraine würde ihr Fähnchen immer nach dem Wind richten. Dabei zeichnet er ein Bild der ukrainischen Vergangenheit, die im Westen nicht so bekannt sein dürfte.

Als er am Abend des 23. Februar 2022 den Anruf erhält, dass am nächsten Tag Putins Armee die Ukraine angreifen wird, ist nichts mehr wie es war. Anders als beim Angriff auf die Krim 2014 ist die ukrainische Bevölkerung wild entschlossen, sich der russischen Armee entgegen zu stellen und tut es bis heute. Es scheint, als hätte die Ukraine aus
dem Jahr 2014 und der widerrechtlichen Annexion der Krim gelernt.

Nicht immer ist er mit Präsident Wolodymyr Selenskjy einer Meinung, hat aber wegen dessen Geschick als Kriegspräsident doch eine gewisse Achtung. Selenskys Anordnung, englisch quasi als zweite Amtssprache (auch wenn sie nicht so heißt) einzuführen, stößt bei vielen Ukrainern auf Ablehnung. Doch Selensky hat schon die Zukunft des Landes im Sinn: auf Grund des demografischen Wandels (Abwanderung, Flucht und Tod der jungen Generation) fehlen in der Ukraine - wie überall in Europa - die Fachkräfte. Sie sollen durch gezielte Zuwanderung ausgeglichen werden. Dafür müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich verständigen können - auf englisch, weil das leichter zu erlernen ist, als ukrainisch. Da dies auch Alex Lissitsas Sorgen sind, kann er sich damit anfreunden.

Ebenso mit der „Patenschaft für eine Brigade“, was ihm zunächst ein wenig kurios vorgekommen ist. Selenskjy beabsichtigt, den Brigadeführen an der Front, die jeweils rund 4.000 Soldaten befehligen und meistens recht jung sind, wirtschaftliches Knowhow zur Verfügung zu stellen, da er bei seinen zahlreichen Frontbesuchen deren Nöte festgestellt hat. Als Lissitsa dann „seine Brigade“ in der Nähe von Saporischija besucht, ist die „Wunschliste“ des Kommandeurs ein wenig anders als gedacht: mehr PR, denn die Menschen in der Ukraine sollen wissen, dass die Soldaten täglich ihr Leben für andere aufs Spiel setzen, und Prothesen für Verwundete.

Auf den letzten Seiten gibt Alex Lissitsa einen Ausblick auf die Zukunft, die vor allem die Vorteile eines Beitritts der Ukraine zur EU beinhalten: unter anderem statt genmanipuliertes Soja aus Brasilien (in dem zuvor noch schnell der Regenwald für Anbauflächen abgeholzt wird) gentechnikfreies Soja aus der Ukraine importieren.

"Meine Ukraine ist eine wilde, eine widerspüchliche Nation, aber sie ist auf dem richtigen Weg, dem Richtung Europa."

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Liebeserklärung an sein Land, dessen Menschen trotz des Krieges daran glauben, eine große und gemeinsame Zukunft in Europa zu haben, 5 Sterne.

Bewertung vom 09.06.2024
Bretonische Sehnsucht / Kommissar Dupin Bd.13 (eBook, ePUB)
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Sehnsucht / Kommissar Dupin Bd.13 (eBook, ePUB)


sehr gut

In seinem nunmehr 13. Fall bekommt es Kommissar Georges Dupin mit mehreren toten Männern und uralten bretonischen Riten auf der Insel d’Ouessant zu tun. Blöderweise muss er ohne die bewährte Hilfe von Nolwenn auskommen, die aktuell an einer Atlantiküberquerung teilnimmt. Immerhin, starker Kaffee wird ihm auf der mystischen Insel gekocht und Kollege Riwal weiß viel über die Insel und ihre historischen Wurzeln zu berichten.

Zunächst wird Dupin nur wegen eines Toten auf die Insel gerufen. Der glücklose Musiker Lionel wird tot an die Küste gespült, ertrunken ohne Spuren auf Fremdeinwirkung. Im Haus des Toten machen die Polizisten dann eine eigenartige Entdeckung: auf dem Kopfkissen finden sie ein aus Wachs gefertigtes Kreuz, hinter dem, wie man Dupin erzählt eine Jahrhunderte alte Tradition der Insulaner steckt: Es soll als Symbol für alle jene gelten, die auf See verschollen sind. Allerdings ist das Gedenkritual seit 1962 nicht mehr angewendet worden.

Dupin ist überzeugt, dass das Wachskreuz ein Hinweis auf oder vom Mörder ist. Sybill, eine uralte, weise Frau warnt Dupin mehrmals vor allerlei Gefahren wie Dämonen, Nixen und Sirenen, vor denen es auf und rund um die Insel nur so wimmeln soll. Obwohl Georges Dupin ein rational und analytisch denkender Mensch ist, hat er in seinen Jahren in der Bretagne dazugelernt und nimmt die Warnungen nicht ganz auf die leichte Schulter. Allerdings, die eindringliche und mehrfache ausgesprochene Warnung „sich ja nicht zu verlieben“ findet er ein bisschen seltsam, denn er ist bei Claire, in festen Händen.

Dann folgen kurz nacheinander zwei ganz ähnliche Todesfälle, wieder Männer, wieder ertrunken, das ominöse Kreuz auf dem Kopfpolster und wieder ist Sybill ganz in der Nähe. Hat die alte Frau etwas mit den Toten zu tun? Zu den anderen Verdächtige gehören fünf Musikerinnen, die sich die „Sirenen“ nennen und einige Geheimnisse miteinander haben. Besonders Rayanne, die erst vor Kurzem von Irland wieder auf ihre Heimatinsel gezogen ist, erweckt Dupins Misstrauen.

Meine Meinung:

Die Geschichte der Île d’Ouessant mit ihren keltischen Wurzeln hat mein Interesse geweckt. Trotzdem hat mir dieser Krimi nicht ganz so gut gefallen.

Ich bin ein seit Beginn der Reihe ein Georges Dupin-Fan und mag die mystischen Geheimnisse der Bretagne. Diesmal ist es mir einen Hauch zu viel. Überall wittert Riwal Mysterien, die er weitschweifend zu erklären versucht. Genauso wie die oftmaligen Wiederholungen, wann und warum Dupin bei seinem eBike auf Boost schaltet oder nicht. Ja, die Île d’Ouessant ist nahezu autofrei, aber schneller als zu Fuß ist man mittels eBike. Aber muss das dauernd erwähnt werden? Wir Leser können uns das merken, dass die Ermittler mit dem modernen Drahteseln unterwegs sind.
Die eBikes bilden einen interessanten Kontrast zur urgeschichtlichen Insel. Die einen wollen die Urtümlichkeit bewahren, andere wiederum Fortschritt und Touristen auf die Insel locken. Ein ewiges Dilemma, das sich als Mordmotiv sehr gut eignet. Neben der Insel mit ihren Leuchttürmen und Menhiren spielt auch die keltische Musik eine große Rolle.

Ein bisschen hat mich auch gestört, dass Jean-Luc Bannlec alias Jörg Bong, so dreist Werbung für die Île d’Ouessant als Ausflugsziel bzw. Urlaubsdestination macht, dabei bleiben die Insulaner lieber unter sich.

Fazit:

Für mich ist dieser 13. nicht der allerbeste Dupin-Krimi, daher gibt es diesmal nur 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2024
Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3 (eBook, ePUB)
Almstädt, Eva

Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser dritte Kriminalfall für die junge Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John birgt allerlei Geheimnisse einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft, die unter keinen Umständen ans Licht kommen sollen. Dafür, so scheint es, schreckt man auch nicht davor zurück, mögliche Mitwisser zum Schweigen zu bringen.

Doch der Reihe nach ...

Mitten in der Nacht erhält Fentje, deren Anwaltskanzlei nicht ganz so gut läuft wie gehofft, einen eigenartigen Anruf. Er habe einen Mord begangen, behauptet der Mann. Noch bevor Fentje mehr erfährt, wird der Anruf beendet. Am nächsten Tag findet man im Nachbarort Helenendeich zwei tote Männer, einer davon ist der nächtliche Anrufer. Der scheint wirklich seinen Saufkumpanen erschlagen und anschließend Selbstmord begangen zu haben. Fentje hat zwar nun keinen Mandanten mehr, aber die Geschichte kommt ihr mehr als merkwürdig vor. Deshalb beginnt sie gemeinsam mit Niklas John, der eben aus der Ukraine zurückgekehrt ist, eigene Nachforschungen anzustellen. Während Niklas von Staatsanwalt Borgholz mit Infos versorgt wird, versucht Fentje die Bewohner von Helenendeich auszuhorchen, wird aber ziemlich rüde abgekanzelt.

Je weiter sie, jeweils auf unterschiedliche Weise, in das Vorleben der beiden Toten eindringen, desto komplexer scheint der Fall zu sein. Dann stoßen die beiden auf ein seit vier Jahren verschwundene Frau und eine andere verschwindet ...

Meine Meinung:

Eva Almstädt ist mit diesem dritten Krimi für Fentje Jacobsen und Niklas John ein komplexer Krimi gelungen, bei dem auch das Privatleben der beiden durchaus eine Rolle spielt. Schmunzeln muss ich über Gretje, Fentjes Großmutter, die ihre Enkelin unbedingt unter die Haube bringen will und ständig potentielle Ehemänner für sie sucht. Diesmal ist es der neue Tierarzt Onno, der in Gretjes Augen eine passable Partie wäre. Dabei knistert es zwischen Fentje und Niklas ein wenig, was beide noch (?) nicht so recht wahrhaben wollen.

Auch Fentjes Nichte Sofia spielt diesmal eine größere Rolle. In den Gesprächen mit den Großeltern, auf deren Bauernhof Fentje und Sofia wohnen, wird auch gerne platt geschnackt.

Die meisten Bewohner von Helenendeich verhalten sich durchwegs eigenartig. Es scheint, als hüteten sie ein gemeinsames Geheimnis. Zudem nähern sich mehrere Frauen in einer unangemessenen Art der Witwe an, in dem sie ihr ein wenig zu auffällig ihre Hilfe anbieten.

Geschickt lockt Eva Almstädt ihre Leserschaft auf diverse Nebenschauplätze. Erst spät wird das gesamte Ausmaß an
kriminellem Treiben entlarvt. Die Polizei bekleckert sich dabei nicht allzu sehr mit Ruhm.

Dieses Buch besticht neben guter Krimiunterhaltung durch das Lokalkolorit.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Küstenkrimi, der mich gut unterhalten hat, 5 Sterne.

Bewertung vom 06.06.2024
Stolz und Vorurteil (eBook, PDF)
Austen, Jane; Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Über den Inhalt dieser Graphic Novel brauche ich wohl nichts erzählen. Ich setze voraus, dass dieser Klassiker von Jane Austen (1775-1817 ), der 1813 erschienen ist, hinlänglich bekannt ist.

„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Mädchen ab und zu von der Liebe träumt“

Ich gebe zu, dass ich einige Vorbehalte diesem Genre gegenüber habe. Häufig gefallen mir die Zeichnungen nicht. Wie würde diese hier sein? Würden die Zeichnungen den Klassiker von Jane Austen zu einer kitschigen und billige Bildergeschichte verkommen?

Meine Sorge war völlig unbegründet! Illustratorin Tara Spruit hat zauberhafte Figuren erschaffen, denen ihre Charaktereigenschaften ins Gesicht geschrieben stehen. Herrlich, wie dämlich die einfältige Mutter Bennet manchmal dreinschaut. Auch die fünf Töchter haben trotz aller Ähnlichkeit verschiedene Gesichtszüge. Die Kleidung im Empire-Stil ist der Epoche angepasst.

Claudia Kühn hat die Texte zu den Zeichnungen sorgfältig ausgesucht: Manche davon sind Originalzitate, andere wiederum behutsam adaptiert.

Fazit:

Dieser liebevoll und hochwertig gestalteten Graphic Novel, die sich in der gebundenen Ausgabe sehr gut als Geschenk für Fans von Jane Austen und der Regency-Epoche eignet, gebe ich 5 Sterne.