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Benutzername: 
isaba
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Stuhr

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2020
Was wir sind
Hope, Anna

Was wir sind


ausgezeichnet

Wer sie waren und wer sie geworden sind

"Was wir sind" von Anna Hope ist eine wunderschöne Liebeserklärung an die Freundschaft zwischen Frauen und eine berührende Geschichte voller Erkenntnisse über das Leben.

Die drei Mädchen Cate, Hannah und Lissa lernen sich in ihren jungen Jahren kennen und freunden sich schnell an. Sie leben ein unbeschwertes Dasein in London und genießen das Leben, die Stadt und einander. Jahre später haben sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Lissa träumt von einer Karriere als Schauspielerin und muss eine Enttäuschung nach der anderen erleben, was sie zunemehnd frustriert. Hannah lebt ein beruflich erfolgreiches Leben und genießt die Beziehung zu ihrem Freund Nathan. Doch ihr größter Wunsch nach einer Familie bleibt trotz aller medizinischer Bemühungen unerfüllt. Cate hingegen ist kürzlich Mutter geworden und lebt mit ihrer kleinen Familie außerhalb Londons. Sie ist überfordert mit ihrem Sohn Tom, füllt sich von ihrer Schwiegermutter eingeengt und vermisst die Unterstützung ihres Mannes und die Zuneigung ihrer beiden Freundinnen.

Die Geschichte wechselt zwischen den drei Frauen sowie auch zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen. So erfährt der Leser, wie die drei sich kennen gelernt haben, wie sich ihre Freundschaft entwickelt und wie das Leben sie in unterschiedliche Richtungen führt. Durch die recht schnellen Perspektivwechsel und jeweils unterschiedlichen Erzählstile verliert die Lektüre hin und wieder an Rhythmus. Dies wird jedoch durch den tollen Schreibstil wieder relativiert.

Die drei Frauen sind authentisch gezeichnet und als Leser kann man ihre Entscheidungen und Gedanken gut nachfühlen. Ihre drei Lebenswege sind mitreißend, weil sie mitten aus dem Leben gegriffen sind. Dies macht auch die Kunst dieses Romans aus: Jede der drei Frauen könnte im Nachbarhaus leben, sie wirken wie die eigenen Freundinnen, die man sofort ins Herz schließt.

Mein Fazit ist durchweg positiv, denn die Geschichte hält genau das, was der Klappentext verspricht: Eine tiefgründige Geschichte über die Freundschaft, über die Vielschichtigkeit im Leben und über das Glücklich werden, auch wenn es anders läuft als geplant. Ein gelungener Roman.

Bewertung vom 08.02.2020
Das Gerücht
Kara, Lesley

Das Gerücht


ausgezeichnet

Mit "Das Gerücht" hat Lesley Kara eine wahnsinnig spannende Geschichte geschaffen, die mich von Seite eins des Buches an in ihren Bann gezogen und mich hervorragend unterhalten hat.

Joanna lebt mit ihrem Sohn Alfie in einem kleinen englischen Ort am Meer. Bei einem Smalltalk erfährt sie von einem Gerücht, dass eine Frau, die vor Jahrzehnten als Kind einen kleinen Jungen umgeracht hat, angeblich in "ihrer" Stadt lebt und erzählt diese Geschichte unbedarft bei nächster Gelegenheit weiter. Nahezu augenblicklich verliert sie die Kontrolle über die Spirale, die damit in Gang gesetzt wurde. Das Gerücht verbreitet sich und schnell ist eine Verdächtige gefunden. Parallel fühlt sich auch Joanna plötzlich von einer unbekannten Person verfolgt und nach und nach spitzen sich die Ereignisse zu...

Jeder tut es , es gehört zu unserer Gesellschaft: Klatsch und Tratsch. Diese Geschichte gefällt mir so gut, weil es völlig harmlos und alltäglich genau damit beginnt und sich dann die Schlinge unaufhaltsam und ohne jede Kontrolle immer weiter zuzieht. Obwohl eigentlich auf den ersten Seiten gar nicht sehr viel Dramatisches passiert, spürt man als Leser dennoch sofort den Verlust von Kontrolle und die Unbehaglichkeit der Hauptfigur. Durch die Perspektive, die den Leser immer nur genauso viel wissen lässt, wie Joanna selbst, und den flüssigen Stil bekommt die Story zusätzlich Spannung und man rätselt und fiebert ununterbrochen mit.

Alle Handlungen und Ängste von Joanna sind authentisch und nachvollziehbar und auch die meisten anderen Charaktere wirken auf mich "rund", wobei einige etwas farblos bleiben. Dazu gefällt mir auch das Setting des typisch britischen Touristädtchens, das durch die Beschreibungen sofort bildlich vorstellbar wird.

Zum Ende zieht die Geschichte nochmal richtig an und ich konnte das Buch bis zum Finale kaum aus der Hand legen. Für mich war das allerbeste Unterhaltung!

Bewertung vom 05.01.2020
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Grausames Stockholm

"1794" ist der zweite Roman des Schweden Niklas Natt och Dag. Das Buch ist in vielerlei Hinsicht etwas sehr Besonderes und sticht aus der Masse heraus. Das Genre rangiert irgendwo in der Schnittmenge von historischem Roman, Krimi und Thriller und bietet allerbeste Unterhaltung für jeden nicht allzu zart besaiteten Leser.

Die Geschichte schließt nahtlos an "1793"(im besten Fall vorher lesen) an: Der Häscher Jean Michael Cardell wird nach dem Tod seines Ermittlerkollegen Cecil Winge erneut zu den Ermittlungen in einem Mordfall hinzugezogen. Dabei unterstützt ihn in diesem neuen Jahr dessen Bruder Emil Winge, der auf den Spuren seines Bruders in Stockholm unterwegs ist. Im Mordfall geht es um eine in der Hochzeitsnacht ermordete Braut, die nur auf den ersten Blick von ihrem frisch Angetrauten umgebracht wurde. Die Mutter der Toten jedoch glaubt dies nicht und das neue Ermittlerduo nimmt die Ermittlungen auf und steckt schon bald erneut in den grausamen Abgründen Stockholms.

Die Geschichte ist unterteilt in 4 Teile: Winter, Sommer, Frühling und Herbst. In diesen Teilen erfährt der Leser aus unterschiedlichen Perspektiven von den Erlebnissen der Protagonisten. Wie schon im ersten Teil geht es nur in zweiter Linie um die Aufklärung des Mordes, sondern viel elementarer ist für Natt och Dag die Schilderung des Lebens seiner Figuren: So ist der Leser gemeinsam mit den Figuren entsetzt über den Sklavenhandel in der schwedischen Kolonie, dem Alltag im Tollhaus und der Grausamkeit der Menschen in der schwedischen Hauptstadt im Allgemeinen.

Der Schreibstil kommt ein wenig altertümlich daher und schafft damit eine wirklich authentische Atmosphäre. Auch die Beschreibungen der Handlungsorte sind sehr bildreich, so dass man die verlausten und zerlumpten Menschen vor sich sieht, während man durch die Geschichte fliegt. Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und ich finde es toll, dass auch Personen aus 1793 wie zum Beispiel Anna Stina erneut auftreten.

Die gesamte Geschichte ist wirklich sehr grausam und die schrecklichen Details des damaligen Lebens und des Verbrechens werden ausführlich beschrieben. Das muss dem Leser vorher klar sein. Wenn man dies gut verkraftet, ist die Story hervorragend zu lesen.

Meiner Meinung nach liefert Niklas Natt och Dag mit "1794" eine wirkliche außergewöhnliche Leseerfahrung und eine ordentliche Steigerung zum Vorgängerroman.

Bewertung vom 10.12.2019
Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod
Barry, Jessica

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod


sehr gut

Dramatische Tage in der Wildnis

Jessica Barry hat einen soliden, spannenden Thriller geschrieben, der mir gut gefallen hat. "Free Fall" punktet mit einer guten Grundstory, interessanten Figuren und tollen Wendungen.

Die Geschichte beginnt rasant mit dem Ende eines Flugzeugabsturzes in den Rocky Mountains, den nur Ally überlebt. Der Leser begleitet Ally bei ihrer Flucht, ohne zu Beginn zu wissen, warum sie überhaupt flüchtet und vor wem. In einem zweiten Erzählstrang erfährt Allys Mutter Maggie von dem Absturz und beginnt, nach ihrer Tochter zu suchen, da sie überzeugt ist, dass diese den Unfall überlebt hat.

Zu Beginn der Geschichte kann der Leser die Handlungen der Figuren kaum einordnen. Durch einige gut eingebaute Rückblenden erfährt man jedoch nach und nach immer mehr von der Geschichte Allys und ihrer Beziehung zu ihrer Mutter, zu der sie zum Zeitpunkt des Unglücks schon zwei Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Nach und nach versteht man so die Handlungen besser und findet immer stärker in die Story.

Die Autorin arbeitet souverän mit dem Nichtwissen des Lesers. Relevante Infos werden wie Brotkrümel nach und nach "hingeworfen". Durch die kurzen Kapitel, die zwischen Maggie und Ally wechseln bekommt das Buch zudem eine tolle Dynamik, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Ich habe im Laufe des Buches gefühlt immer schneller gelesen, um die Hintergründe zu verstehen und bin durch die Seiten geflogen. Die Figuren wurden mir zwar nicht wirklich sympathisch, wirkten aber authentisch und ich fühlte mich gut unterhalten.

Die eine oder andere neue Info und Wendung in der Story fand ich etwas konstruiert und ich hätte mir mehr "Wildnis"-Geschichte gewünscht. Insgesamt hatte ich jedoch Spaß beim Lesen und kann "Free Fall" jedem Thrillerfreund empfehlen.

Bewertung vom 30.11.2019
Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2
Garcia Saenz, Eva

Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Krakens zweiter Fall - wieder herausragend

Auch mit dem zweiten Teil der Thrillerreihe um Inspektor Ayala , genannt Kraken, beweist Eva Garcia Sáenz, dass sie herausragende und spannende Geschichten schreiben kann. "Das Ritual des Wassers" steht seinem Vorgänger in nichts nach und ich bin erneut begeistert.

Auch wenn die Autorin alle bisherigen Ereignisse gut aufarbeitet, empfehle ich doch, den ersten Band zuerst zu lesen, weil man so einfach besser mit den Figuren mitfiebern kann.

Dieses Mal bekommt es Kraken in der Stadt Vitoria im spanischen Baskenland mit einem Mörder zu tun, der zu Beginn der Geschichte eine schwangere junge Frau kopfüber in einem Kessel ertränkt hat. Es sieht nach einer rituellen Tat aus und die Tote ist Krakens erste Liebe. Nach den Ereignissen aus Teil 1 ist Ayala noch nicht wieder ganz auf der Höhe und als ein weiterer Mord geschieht, erhärtet sich der Verdacht, dass es der Mörder auf werdende Mütter und Väter abgesehen hat. Die Schwangerschaft von Ayalas Chefin sowie seine Vaterschaft lassen die Dinge immer dramatischer werden.

In einer zweiten Zeitebene erfährt der Leser von der Zeit aus Krakens Jugend, in der er sowie einige seiner Freunde sich in Annabell Lee (die nun das erste Mordopfer ist) verlieben. So versteht man nach und nach, wie die Beziehungen der Freunde zustande kommen.

Die Story ist wieder sehr komplex, aber nicht abgehoben. Die Autorin bindet viele authentische und vielschichtige Figuren in die Story ein, die mir als Leser sehr ans Herz wachsen, allen voran Ayalas Großvater sowie seine Kollegin Estibaliz. Die Handlung spielt neben den aktuellen Geschehnissen auch in der früheren Zeitebene, was die Komplexität verstärkt und den Leser noch tiefer in die Geschichte eintauchen lässt. Die Gegenwart wird aus der Perspektive von Kraken erzählt, so dass man immer genauso viel weiß, wie der Inspektor. Man verfolgt mit ihm immer neue Fährten, steckt in Sackgassen fest und spekuliert über Verdächtige und ihre Aussagen. Bis zum Ende bleibt die Geschichte fesselnd und wendungsreich.

Auch der Schauplatz der Geschichte ist toll gewählt und die Karten auf den Buchinnenseiten helfen dem Leser, sich jederzeit zu orientieren. Die Beschreibungen der Landschaft und ihrer Geschichte begeistern wie auch im ersten Teil der Reihe. Zudem hilft der Glossar im Buch, den Überblick über die Figuren zu behalten.

Mein Fazit: Ich bin zum zweiten Mal absolut begeistert und fiebere dem dritten Teil, der im März 2020 erscheint, entgegen. Für jeden Thrillerfan eine Pflichtlektüre!

Bewertung vom 08.11.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Nichts anderes als eine großartige Geschichte hatte ich nach dem ersten Teil der Faustus-Saga "Der Spielmann" erwartet und genau diese habe ich von Herr Pötzsch auch bekommen. Genauso atemberaubend wie der Beginn der Lebensgeschichte von Johann Faustus geht es auch im diesem zweiten Band "Der Lehrmeister" weiter.... wenn nicht sogar noch ein wenig besser.

Nach dem Ende des ersten Buches sind einige Jahre vergangen und der Doktor zieht mit seinem Gehilfen Karl und seiner Tochter Greta (die von ihrem Verwandschaftsverhältnis jedoch nichts weiß) als Gaukler durchs Land. Oliver Pötzsch nutzt die ersten Kapitel, um die Geschehnisse aus dem ersten Band für Neueinsteiger zusammenzufasssen, so dass auch diese sicherlich sehr gut in die Story einsteigen können. Nach einer dramatischen Flucht aus Bamberg müssen Faust und seine Begleiter fortan unerkannt durch die Lande ziehen, um ihren Verfolgern zu entkommen. Währenddessen ist auch sein alter Lehrmeister und inzwischen Feind Tonio del Moravia auf seiner Fährte, bis es irgendwann zu einem erneuten Aufeinandertreffen kommt.

Auf seiner Reise quer durch Europa trifft der Hauptprotagonist auf viele historischen Persönlichkeiten, die hervorragend in die Geschichte eingewebt werden. Der Autor bleibt seinem Erzähstil treu und schreibt spannend und wendungsreich mit viel Tempo in der Geschichte, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Obwohl Johann Faust nicht unbedingt sehr sympatisch gezeichnet wird, kann man seine Vielschichtigkeit doch als Leser sehr gut greifen und leidet mit ihm und seinen Verbündeten. Trotz der wie bei historischen Roman üblichen hohen Seitenanzahl fliegt man nur so durch das Buch und kann die Reise bildlich mitverfolgen. Auch die phantastischen Elemente machen die Geschichte zu etwas Besonderem. Auch dies hatte mir schon im ersten Teil sehr gut gefallen.

Ich hatte große Freude an der "wahren" Geschichte des Dr. Johann Faustus und zähle beide Bücher zu meinen aktuellen Highlights der historischen Romane. Vielen Dank für tolle Lesestunden und gern mehr davon, Herr Pötzsch.

Bewertung vom 15.10.2019
Hotel Cartagena / Chas Riley Bd.9
Buchholz, Simone

Hotel Cartagena / Chas Riley Bd.9


ausgezeichnet

Simone Buchholz hat es einfach drauf. Auch der 9. Teil ihrer Krimireihe um Chasity Riley zeigt wieder einmal, wie großartig die Autorin ihren Job beherrscht.

Staatsanwältin Chasity sitzt gemeinsam mit ihren Kollegen in einer Hotelbar, um den Geburtstag eines Teammitglieds zu feiern, als die Bar plötzlich überfallen wird und alle Gäste als Geiseln festgehalten werden. Aus der Perspektive von Riley beobachtet der Leser die Geschehnisse, die sich immer weiter zuspitzen, während die Polizisten inkognito versuchen, auf die Geiselnehmer einzuwirken. Die Tatsache, dass ihre Wahrnehmung aufgrund einer Verletzung zunehmend getrübt wird, macht die Sache noch komplizierter... In einem zweiten Erzählstrang erfährt der Leser mehr von Henning und seinem Leben auf dem Kiez sowie in Übersee einige Jahrzehnte zuvor und nach und nach schließt sich so der Kreis zur Geiselnahme....

Wie in den anderen Büchern auch ist die Story zwar toll, aber eben nur einer der Gründe für die Großartigkeit des Buches. Der unkonventionelle Schreibstil und die Zeichnung der Hauptakteure machen den besonderen Reiz aus. Simone Buchholz hat eine Staatsanwältin zum Leben erweckt, die so ganz anders ist. Sie ist hart und schnodderig, ihre Lieblingstätigkeiten sind Rauchen und Trinken und dennoch oder vielleicht deswegen verströmt jeder ihrer Gedanken Poesie. Genau diese Poesie hat mich auch hier wieder am meisten beeindruckt. Jeder Satz sitzt und man fliegt durch das Buch, das viel zu schnell zu Ende ist. Manche Zitate könnte man sich rahmen und an die Wand hängen. Das ist herausragende Erzählkunst.

Simone Buchholz ist inzwischen zu meinen Lieblingsautorinnen aufgestiegen und ich fiebere schon jetzt weitern Abenteuern und Weisheiten von Chasity Riley und ihren Kollegen vom Hamburger Kiez entgegen.

Bewertung vom 05.10.2019
Der Gesang der Flusskrebse
Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse


ausgezeichnet

Die Autorin Delia Owens ist für mich der neue Stern am Schriftstellerhimmel, ihr Debütroman "Der Gesang der Flusskrebse" hat mich sehr berührt und begeistert.

Die kleine Kya hat es im Leben niemals leicht: Ihre Familie lebt abseits der Zivilisation im Marschland und ihr vom Leben vernichteter Vater treibt die Familie auseinander. Beginnend mit der Mutter verlassen nach und nach alle Familienmitglieder die karge Behausung in der Marsch. Nur Kya und ihr Vater bleiben zurück und Kya muss von einem Tag auf den anderen lernen, selbst zu überleben. Sie erfährt nur Ablehnung von den Bewohnern des nächst gelegenen Ortes, so dass sie sich mehr und mehr zurückzieht und in der Natur ihre Familie und ihre Zufriedenheit findet. Jahre später wird der junge Chase tot aufgefunden und die Dorfbewohner vermuten schnell das Marschmädchen Kya als Täterin.

Die Geschichte wird in zwei Strängen parallel erzählt. Es geht um die Kindheit von Kya, die Owens sachlich und stringent gespickt mit Informationen über Flora und Fauna der Marsch erzählt. Trotz dieser Sachlichkeit ist der Leser sehr schnell ergriffen und hat die Landschaft bildlich vor Augen. Kya begeistert mit ihrer Stärke und ihrem Mut, sich dem isolierten Leben in der Marsch zu stellen. Im zweiten Strang wird die Morduntersuchung im Fall Chase Andrews in den Mittelpunkt gestellt und der Leser wird Zeuge von vorurteilsbehaftetem Denken der Menschen in einer kleinen Stadt in den USA der 60er Jahre.

Mich hat die Geschichte sehr berührt, das Setting und das furchtbare Schicksal der Hauptprotagonistin fliessen zu einem perfekten Leseerlebnis zusammen, das seinesgleichen sucht. Der Schreibstil ist klar und sehr sachlich und gerade dadurch auch sehr emotional. Nachdem ich das Buch beendet habe, verstehe ich gut, dass es in den USA auf den Bestsellerlisten steht und hoffe, dass Delia Owens noch weitere so bewegende Erzählungen zu Papier bringen wird.

Eines meiner Lesehighlights 2019 bisher.

Bewertung vom 05.10.2019
Sal
Kitson, Mick

Sal


ausgezeichnet

Mick Kitson liefert mit "Sal" ein grandioses Stück Literatur ab, das so viel in sich vereint: Drama, Tragödie, Geschwisterliebe, Survivalguide...

Die Hauptprotagonistin Sal lebt mit ihrer jüngeren Schwester Peppa in schlimmsten Verhältnissen: Die Mutter ist alkoholkrank und der Stiefvater pädophil. Sal eignet sich mithilfe von Youtube Überlebenstechniken für die Wildnis an und flieht mit ihrer Schwester vor dem Horror zuhause. An dieser Stelle setzt die Geschichte an. Beide Mädchen haben einen einfachen Unterschlupf in einem Naturreservat Schottlands gebaut und versuchen, zu überleben. Erzählt aus der Ich-Perspektive erfährt der Leser, wie die Mädchen in der Wildnis zurecht kommen, wie sie Nahrung suchen, nach Verfolgern Ausschau halten und irgendwann auf Aussteigerin Ingrid treffen, die die beiden unter ihre Fittiche nimmt. Zwischendurch erfährt man fast nebenbei, welche Tragödie die Schwestern an den Ausgangspunkt der Geschichte geführt hat.

Die Genialität dieses Romans enstammt meiner Ansicht nach vor allem durch die Kombination des nüchternen Schreibstils mit der Dramartugie der Ereignisse. Sal berichtet aus ihren noch kindlichen Augen sehr sachlich und fast beiläufig über ihre schrecklichen Erfahrungen und ihren unbedingten Wunsch, die Schwester zu beschützen. Der Autor schafft es hervorragend mit seiner Erzählart zu zeigen, dass es sich bei Sal um ein kleines Mädchen handelt, dass gezwungen wurde, erwachsen zu sein und zu radikalen Methoden zu greifen, um ihr Liebstes zu retten. Bewunderswert ist es, mitzufühlen, wie sehr die Kinder leiden, wie pragmatisch sie zu sein versuchen und wie sehr sie trotz aller Umstände ihre Maw lieben.

Mich lässt diese Geschichte sehr entsetzt, traurig und begeistert zurück. Auf jeder Seite fühlt man mit den Mädchen und wird durch die "einfache" Sprache mitgenommen in die schottische Wildnis. Ein herzzereißendes und wunderbares Buch, dass noch lange nachwirken wird.

Bewertung vom 05.10.2019
Von Sternen gekrönt / One True Queen Bd.1
Benkau, Jennifer

Von Sternen gekrönt / One True Queen Bd.1


sehr gut

One True Queen von Jennifer Benkau ist ein einfaches, schönes Fantasybuch für zwischendurch.

Wir begleiten das irische Mädchen Malin durch ihr recht schweres Leben, da ihre Schwester seit Jahren im Wachkoma liegt. Während einer Kampfsporteinheit wird Malin plötzlich ohnmächtig und findet sich im Land Lyaskye wieder, in dem allerlei Gefahren und ein unheimlicher aber faszinierender Fremder auf sie warten.

Die Autorin hat ein wirklich tolles Setting für Ihre Geschichte erdacht: Sie schafft ein Land mit einer eigenen Kultur, einer detaillierten Geschichte, vielen fremdartigen Kreaturen und jeder Menge kreativen Details. Es macht Spaß auf jeder Seite neue Elemente des Landes und seiner Bewohner kennen zu lernen.

Auch die Hauptfigur Malin ist gut gezeichnet, sie ist stark, mutig und authentisch. Die Geschichte wird aus ihrer Perspektive in der Ich-Form erzählt, was für den Leser eine besondere Nähe schafft, wenn sich Malin von Gefahr zu Gefahr durch das Land bewegt.

Trotz der kleinteiligen Umwelt ist die Story selbst gradlinig und wird ohne Perspektiv- oder Blickwinkelwechsel kurzweilig erzählt.

Ein wenig zu abgedroschen und vorhersehbar ist für mich die Liebesgeschichte zwischen Malin und dem "Fremden". Zudem nimmt dieser Teil der Geschichte für mich zu viel Raum ein. Ich hätte mir mehr Fantasyelemente gewünscht und dafür weniger "Umeinanderherumschleichen" der beiden Protagonisten.

Fazit: ein schönes, nettes Jugendfantasy-Werk, dass sicherlich viele glückliche Leser findet und ein gelungener Auftakt einer interessanten Serie um das Land Lyaskye.