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Jackiistz
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Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2022
Shatter and Shine / Faith-Reihe Bd.2
Stankewitz, Sarah

Shatter and Shine / Faith-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

“Shatter & Shine” von Sarah Stankewitz ist die Fortsetzung ihrer Faith-Reihe und somit der zweite Teil, den ich nach dem ersten Teil unfassbar gerne gelesen habe. Schon der erste Teil “Rise & Fall” ist sehr zu empfehlen, “Shatter & Shine” kann aber ganz unabhängig von diesem gelesen werden, da hier die Hauptprotagonisten wechseln zu zu den Nebendarstellern werden. Es ist jedoch schön, dass man immer mal wieder etwas von den Personen aus dem ersten Teil liest und mitbekommt.



Hazel trifft es gerade sehr schwer, denn ihr Ex-Freund, der sich verlassen hat, als er an der Front in Afghanistan war, verstirbt auf diesem Einsatz. So kann Hazel dieses Kapitel mit ihm nie wirklich beenden und sich nach seiner Rückkehr mit ihm aussprechen. So viel Ungesagtes steht noch im Raum, was sie nicht mit ihm besprechen kann. Für eine Zeit lang zieht sich Hazel zurück und hört auch auf ihrer Leidenschaft nachzugehen, dem Unterrichten von Hörgeschädigten. Dies macht sie in ihrer Freizeit, um neben dem Studium etwas Geld zu verdienen und ist dabei auch echt gut. Die Gebärdensprache kann sie schon lange, denn ihr kleiner Bruder kam taub zur Welt. Als sie sich nach monatelangem Trauern um ihren Ex-Freund wieder dazu aufrafft einen Unterricht abzuhalten, begegnet sie dem gutaussehenden Cameron. Es scheint so, als würde dieser ihren Unterricht auch besuchen wollen, aber als er dann hinter der Schulbank sitzt, möchte er nichts als weg von diesem Ort. Nicht nur Hazel ist von dem großen, unbekannten, gutaussehenden Schüler verwirrt, auch in Cameron kommen die widersprüchlichsten Gefühle in Zusammenhang mit Hazel hoch. Könnte sich hier eine unfassbare Liebesgeschichte anbahnen? Ist Hazels Herz überhaupt schon wieder bereit für eine neue und tiefe Liebe? Wird Carmon über seinen Schatten springen können und sich der Welt wieder öffnen?



Wie oben bereits erwähnt, bin ich großer Fan des ersten Teiles dieser Reihe. Skylar und Carter aus dem ersten Teil sind mir richtig ans Herz gewachsen und haben eine unglaubliche Geschichte hinter sich. Hazel kennt man dort als Skylars Mitbewohnerin im Wohnheim der Uni. Schon damals war mir Hazel sehr sympathisch und ich habe mit ihr mitgelitten, wenn sie Briefe von ihrem Freund aus Afghanistan bekommen hat. Ihre Geschichte jetzt in “Shatter & Shine” fortgesetzt zu lesen ist wirklich cool. Generell finde ich die Love Story rund um Hazel, die auf Grund der Gehörlosigkeit ihres Bruders die Gebärdensprache spricht und Cameron, der sein Gehör auch während eines Einsatzes verloren hat, wirklich gut gewählt. Das kannte ich so bisher noch nicht und finde alleine die Tatsache schon echt gut gemacht und sehr spannend. Mit Worten können tolle Liebesgeschichten entstehen, aber sich ganz ohne Worte ineinander zu verlieben, stelle ich mir doch schwer vor. Trotz dieser Tatsache kommt in diesem Roman super viel Gefühl rüber und ich habe es geliebt Hazel und Cameron “dabei zu beobachten”. Beide sind mir extrem sympathisch geworden und haben die Liebe verdient. Der Plot Twist, der am Ende noch kommt, hat mich dann doch kurz auflachen lassen und bringt nochmal eine völlig neue Wendung in die ganze Story.



Geschrieben ist das Buch sehr angenehm. Ich kam super durch die einzelnen Kapitel, die hier zwischen Hazel und Carter hin- und herwechseln. So bekommt man von beiden Seiten einen guten Eindruck über deren Gefühle, Ängste und Hoffnungen. Die Kapitel ergänzen sich somit gut. “Shatter & Shine” ist für mich ein absolutes Lesevergnügen gewesen und hat mich auch eine Zeit lang nach Beenden des Buches nicht losgelassen. Die Geschichte ist wahnsinnig gut erzählt und brachte mich das ein oder andere Mal dazu ein paar Tränchen zu verdrücken.

Bewertung vom 20.12.2022
Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
McFarlane, Mhairi

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben


gut

In dem Roman „Fang jetzt bloß nicht an zu lieben“ von Mhairi McFarlane geht es um die Hochzeitsfotografin Harriet, die bisher in ihrem Leben nicht viel Glück mit den Männern hatte. Sie kommt gleich zu Beginn des Buches aus einer weiteren, eher unglücklichen Beziehung und steht mit Anfang Dreißig wieder als Single da. Und auch wenn ihr Job das so mit sich bringt, würde sie selbst nie heiraten wollen.

Harriet hatte eigentlich alles, was man sich mit Anfang Dreißig so wünscht. Sie ist mit einem gutaussehenden, reichen Mann zusammen, der sie sogar heiraten möchte und ihr vor seiner Familie einen Antrag macht. Nur leider passt dieses Detail nicht in Harriets Konzept des Lebens, denn sie möchte auf gar keinen Fall heiraten und merkt nach diesem Antrag auch, dass ihr Freund Jon einfach nicht der Richtige für sie ist. Kurzerhand zieht sie aus der schönen, großen Villa aus und wird Untermieterin bei einem ebenfalls Anfang Dreißiger, Cal Clarke. Was die beiden nicht wissen ist, dass sich ihre Leben schon einmal gekreuzt haben… Aber nicht nur der neue Vermieter wird zum „Problem“, nein, auch ihr Ex Jon lässt nicht locker und will einfach nicht aus ihrem Leben verschwinden. Und als wenn das nicht alles schon genug wäre, taucht eine weitere, unliebsame Figur aus Harriets Vergangenheit auf. In Harriets Leben ist also so einiges los und mit dem ganzen Chaos zurechtzukommen ist nicht leicht. Wird sie trotzdem noch ihr großes Glück finden und sich so richtig verlieben? Wird ihr ihre Vergangenheit mit all den traumatischen Ereignissen zum Verhängnis?

Das Cover und der Klappentext haben mich sehr neugierig gemacht. Optisch ist alles sehr schön gestaltet und man erwartet (so zumindest mein Empfinden) eine romantische Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen aber hoffentlich einem Happy End. Was man allerdings bekommt ist alles andere als romantisch und liebenswert. Leider konnte das Buch nicht so wirklich überzeugen, da einfach ZU VIEL passiert ist. In dieser Geschichte gab es gleich mehrere Handlungsstränge, die nicht zueinander gepasst haben und mehr Verwirrung stifteten als alles andere.

HIER FOLGT EIN SPOILER!: Da gab es zum einen den Teil mit Jon, Harriets Freund, der sie unbedingt heiraten möchte und auch dann nicht von ihr loskommt, als sie ausgezogen ist und die Geschichte für sich bereits beendet hat. Jon lässt nicht locker und macht sich doch schon sehr zum Affen. Auch die Affäre, die er später hat, passt für mich nicht ins Bild und erscheint mir eher so, als hätte man versucht einen Twist in die ganze Story zu bringen. Leider eher missglückt. Dann gibt es den zweiten Teil mit Cal, Harriets neuem Vermieter, mit dessen Geschichte sie schon einmal in Berührung gekommen ist. Es gibt hier kein langes Hin und Her zwischen den beiden, obwohl man merkt, dass von beiden Seiten etwas entstehen könnte. Die Geschichte mit Cal hätte ich mir ausführlicher gewünscht. Man hätte sie mehr zum Thema machen sollen, DANN wäre eine schöne Love Story draus geworden! Teil drei behandelt das Thema rund um Harriets Vergangenheit mit ihrem fruchtbaren Ex Scott. Hier werden auch ernstere Dinge thematisiert und das finde ich an sich nicht schlecht. Leider war dieser dritte Teil dann doch etwas viel des Guten und machte Harriets Leben zu einer kompletten Katastrophe.

SPOILER ENDE: Insgesamt ist mir in dem Buch zu viel passiert. Es gab zu viele Handlungsstränge und zu wenig von dem, was ich eigentlich erwartet hatte. Die große Love Story blieb leider aus. Am Ende versuchte man da noch etwas Liebe reinzubekommen, was aber dann eher erzwungen wirkte. Schön fand ich in dem Buch allerdings die Botschaft, dass man sich nicht immer alles gefallen lassen darf. Und dass man sich von anderen Menschen nicht kleiner machen darf, als man ist. Aus toxischen und gefährlichen Beziehungen auszubrechen ist nicht leicht, aber hier wurde es geschafft. Hätte man hier weniger Handlung und dann mehr Augenmerk auf diese wenige Handlung gelegt, hätte mir das Buch sicher besser gefallen. Es war mir einfach zu viel los.

Bewertung vom 20.12.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


gut

„Unsre verschwundenen Herzen“ von Celeste Ng macht alleine schon mit seinem Titel neugierig auf mehr. Was ist mit den verschwundenen Herzen gemeint? Warum sind sie verschwunden? Und können sie wiedergefunden werden? Anhand des Covers lässt sich da noch nicht so viel erahnen und mit dem Titel könnte jede Geschichte behandelt werden. Liest man sich dann jedoch den Klappentext durch, wird schnell klar, dass es sich hierbei um eine Dystopie handelt, die in unserer Welt gar nicht so unwahrscheinlich erscheint. Wenn dies aber die Wirklichkeit wäre, wäre es schrecklich.

Bird, ein zwölfjähriger Junge, lebt zusammen mit seinem Vater auf dem Campus von Harvard, denn dort ist sein Vater in der riesigen Bibliothek angestellt. Die beiden leben, nach dem Fortgehen von Birds Mutter, ein bescheidenes Leben. Sie verhalten sich unauffällig und leben so, wie es die Regierung für „normale“ und „richtig“ befindet. Denn vor gut zehn Jahren traten Gesetze in Kraft, die die amerikanische Kultur schützen sollen. Dabei trifft es oft asiatisch aussehenden Mitbürger der USA sehr hart, denn ihnen gibt man die Schuld an der damaligen Krise. Darunter fallen auch Bird und seine Mutter. Dies ist wohl einer der Gründe, warum sie ihren Sohn verlassen hat. Sie wollte ihn beschützen und davor bewahren aus der Familie gerissen zu werden. Denn genau das passiert unter anderem mit den Kindern asiatisch aussehender Familien: Sie werden aus ihrem gewohnten Umfeld genommen und in Pflegefamilien untergebracht oder zur Adoption freigegeben. Mit dem Verschwinden von Birds Mutter geht aber noch viel mehr einher… Und genau diese Hintergründe möchte Bird erfahren und stellt Nachforschungen an. Wird er seine Mutter finden und erfahren, warum sie ihn damals verlassen hat? Wird sich jemand gegen dieses System der USA stellen und versuchen etwas zu unternehmen um die entführten Kinder wieder zu ihren Familien zu bringen?

Vorab kann ich sagen, dass ich die Geschichte an sich sehr spannend finde. Ein Was-Wäre-Wenn-Szenario wie dieses ist gar nicht so unwahrscheinlich, das hat uns unsere bisherige Geschichte gelehrt. Schrecklich wäre es aber wirklich sehr, weshalb ich froh bin, dass es sich hierbei nur um eine Dystopie handelt. (Dies bedeutet aber nicht, das asiatisch stammende Menschen es in vielen Teilen der Welt nicht trotzdem schwer haben, wie wir im Nachwort des Buches erfahren). Was mit den asiatisch aussehenden Menschen passiert, ist wirklich grauenhaft und man mag sich das gar nicht so recht vorstellen. Sie haben kein Ansehen, verlieren ihre Kinder und müssen sich ruhig und unauffällig verhalten, damit ihr Leben geschützt bleibt. Was ist das dann für ein Leben? Oft war ich regelrecht geschockt über das, was in dem Buch passiert und wie die Menschen behandelt werden. Doch leider hat es mich nicht zu 100 % packen können. Der erste Teil des Romans wird aus der Sicht von Bird erzählt. Hier spielt das Kindliche noch mit rein und es ist etwas mysteriöser, da er auf der Suche nach seiner Mutter diversen Hinweisen folgen muss. Dennoch zieht sich dieser Teil schon sehr in die Länge. Später wechseln die Perspektiven und man sieht die Geschichte aus der Sicht von Birds Mutter. Ihre Gedanken ganz ungefiltert wahrzunehmen ist auch nicht schlecht, aber der erste Teil des Buches hat mir deutlich besser gefallen. Insgesamt fand ich die Geschichte aber sehr wirr und oft haben mir Erklärungen gefehlt. Die Geschichte hat sich auch sehr zäh dahingezogen und war durch den Schreibstil oft nicht so leicht zu lesen. Ich kam einfach nicht so gut und flüssig voran. Auch das Ende hat mich eher unbefriedigt zurückgelassen. Es lässt viel Platz für eigene Interpretationen und Spielraum, allerdings hatte ich doch noch so viele Fragen! Wie bereits gesagt, die Story an sich ist schon sehr spannend, nur leider hat mich die Umsetzung nicht wirklich überzeugen können. Das Buch hatte aber auch seine guten Momente, die ich nicht außer Acht lassen möchte. Es hat mich an manchen Stellen doch tief berühren können, aber dies wahren einfach nicht die vorherrschenden Gefühle.

Bewertung vom 06.12.2022
Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1


sehr gut

„Die Töchter der Ärztin – Zeit der Sehnsucht“ von Helene Sommerfeld ist der Auftakt zu einer neuen Reihe rund um die bereits bekannte Ärztin Ricarda Thomasius. Im Vordergrund stehen in der „Die Töchter der Ärztin“-Reihe, wie der Name schon sagt, die Töchter Ricardas. Man braucht meiner Meinung nach die Reihe „Die Ärztin“ vorher nicht zu lesen (habe ich auch nicht getan). Man kommt auch so gut durch die Story, da es sich hierbei wirklich eher um deren Töchter Antonia und Henriette handelt. Durch die vorherige Reihe bekommt man allerdings ein paar Hintergrundinformationen, die in der neuen Reihe mit aufgegriffen werden. Wen das nicht stört, kann direkt loslegen mit den Geschichten um Toni und Henny, wie die beiden Töchter außerdem genannt werden.

Die beiden Töchter der Ärztin Ricarda Thomasius sind grundverschieden. Die eine revolutioniert die Ärztewelt Berlins mit einem Röntgengerät, welches im Jahr 1928 eine Seltenheit ist. Und die anderen möchte raus aus Deutschland und zu ihren Wurzeln in Afrika finden. Denn dort wurde Toni geboren, die jüngere der beiden Schwestern. Henny hingegen verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in dem fernen Land, welches natürlich auch gefährliche Seiten zu bieten hat. Diese Erfahrung musste die Familie Thomasius auch in mehreren Hinsichten schmerzlich machen. Deshalb zog es sie zurück nach Deutschland. Henny leitet also in Deutschland ihre eigene Arztpraxis und Toni zieht raus in die Welt um dort zu helfen. Dabei erleben die beiden Frauen die unterschiedlichsten Dinge und sammeln Erfahrungen, die sie in ihren Leben weiterbringen werden. Es läuft nicht immer alles glatt, sowohl für Toni, als auch für Henny. Beide kämpfen mit Erinnerungen aus der Vergangenheit, der Familie und verloren geglaubter Liebe. Es wird gefährlich für sie und sie müssen Entscheidungen treffen, die ihnen alles andere als leichtfallen. Wird Toni in Afrika ihr Glück finden und dort helfen können oder kehrt sie zurück nach Deutschland zu ihrer Familie? Wird Henny ihre Arztpraxis weiter vorantreiben und auch ihr Glück finden?

Wie oben bereits geschrieben, habe ich die Vorgänger-Reihe dieser neuen Reihe nicht gelesen, kam aber trotzdem gut mit dem Geschriebenen klar. Das Buch ließ sich flüssig lesen und es steckte doch so einiges darin, was ich zu Anfang gar nicht erwartet hatte. Das Buch ist in mehrere Kapitel unterteilt, die dann auch noch in sich kleine Absätze haben, was das Lesen für mich noch leichter und flüssiger machte. Die Kapitel waren durch die einzelnen Absätze nicht allzu lang. Die Geschichten von Henny und Toni werden immer abwechselnd erzählt. Man springt also zwischen Afrika und Deutschland hin und her. Inhaltlich hatte (das ist zumindest meine Meinung) Tonis Geschichte mehr zu bieten. Dort wurde es für mich immer richtig spannend und man hatte Lust weiterzulesen. Mir erschien es hingegen bei Hennys Story eher so, als würde man dort nicht viel Spannung aufbauen wollen. Natürlich ist auch interessant, was in ihrem Leben alles passiert ist und das ist sicher ein guter Grundstein für die Fortsetzungen, aber mir gefällt Tonis Geschichte einfach ein klein wenig besser und hatte für mich das gewisse Etwas. Gerade zum Schluss wurde es bei Toni nochmal sehr emotional und da musste ich mir dann schon ein paar Tränchen verdrücken. Die Geschichte konnte mich gut unterhalten und ich werde mir auf jeden Fall überlegen die Fortsetzung zu lesen, wenn diese im nächsten Jahr rauskommt.

Bewertung vom 01.12.2022
Vilma zählt die Liebe rückwärts
Skretting, Gudrun

Vilma zählt die Liebe rückwärts


sehr gut

„Vilma zählt die Liebe rückwärts“ von Gudrun Skretting erzählt die Geschichte der 35jährigen Vilma, die erst einmal sehr skurril daherkommt. Vilma lebt so bewusst, wie es nur eben geht und vermeidet so das Risiko zu sterben. Deshalb verzichtet sie auch unter anderem auf Bananen. Diese können nämlich radioaktiv sein. Auf den Micromort zu achten ist für sie das A und O, weshalb sie auch bei vielen ihrer Kollegen eher als schräger Vogel gilt. Freunde hat sie keine und eine Familie auch nicht so wirklich. Von dieser sind nämlich schon alle tot. Bis sie eines Tages die Nachricht bekommt, dass sie einen Vater hat. Der leider jetzt auch tot ist…

Vilma erfährt von ihrem toten Vater und dessen Briefe an sie. Natürlich ist es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät um Kontakt mit ihm aufzunehmen, denn er ist eben schon gestorben. Trotzdem möchte sie ihn noch einmal sehen und sich verabschieden. Seiner Briefe an sie nimmt sie sich auch an. Diese behandelt sie, da es kurz vor Weihnachten ist, wie eine Art Adventskalender. Denn sie soll nicht alle Briefe auf einmal öffnen und lesen. In diesen wird sie einiges über ihren Vater und dessen Beziehung zu ihrer Mutter erfahren. Beide nicht mehr auf diese Welt, Vilma durch die Briefe aber mit jedem Satz ein bisschen näher. Nicht nur ihren verstorbenen Eltern kommt Vilma in dieser vorweihnachtlichen Zeit näher. Als Klavierlehrerin schleicht sich auch einer ihrer Schützlinge in ihr Herz, da er gezwungenermaßen bei ihr zu Hause üben muss. Außerdem lernt sie durch den Tod ihres Vaters den Pfarrer Ivar kennen, in den sie sich ein klein wenig verguckt. Seltsam und etwas völlig Neues für Vilma, denn die Liebe kannte sie bis dato selbst noch nicht. Der Rechtsmediziner Robert nimmt auch auf seltsame Art und Weise an Vilmas Leben teil und hat sich, wie ihr Klavierschüler, hineingeschlichen. Wird Vilma die vielen Menschen und die Nähe zu ihnen akzeptieren können? Wie steht sie nach dem Tod ihres Vaters zum Tod und sieht sie die Micromort dann auch noch so streng?

Der Roman hat eine unfassbare Anziehungskraft auf mich ausgewirkt. Die fast 400 Seiten sind nur so dahingeflogen. Man wird am Anfang direkt ins Geschehen um Vilmas skurriles Leben geworfen. Natürlich dachte ich zu Beginn auch „Huch, die ist aber ein wenig schräg (oder auch ein bisschen mehr ;)), aber Vilma ist mir im Laufe des Buches schon ans Herz gewachsen. Sie ist lustig und birgt sehr viel Wärme und Herzlichkeit in ihrem Herzen. Zeigen kann sie das vor allem am Anfang gar nicht so wirklich. Auch Tränen erlaubt sie sich nur selten und hinterfragt diese auch direkt. Meiner Meinung nach unterdrückt Vilma ihre Gefühle sehr und das tut ihr nicht gut. Mit den neuen Menschen in ihrem Leben taut sie langsam auf und kommt aus ihrem selbst errichteten Kokon heraus. Das ist im Laufe des Buches schön mit anzusehen. Neben Vilma gibt es, wie oben schon genannt, noch Robert den Gerichtsmediziner, Ivar den Pfarrer, Solvi, eine Arbeitskollegin, die aber auch keine tiefe Freundschaft verbindet, Amri, ihren Klavierschüler, ihre ebenfalls tote Großtante Ruth und natürlich Papa und Mama. Da Papa und Mama bereits gestorben sind, halten die Briefe, die ihr Papa geschrieben haben, die beiden im Laufe des Buches am Leben. Ich finde die Idee von einem Briefe-Adventskalender wundervoll! Gerade am Ende des Buches ist mir das so richtig klargeworden, dass sie mit dem letzten Brief abschließt und alle Geheimnisse aus ihrem Leben verschwunden sind. Natürlich hätte ihr Leben auch anders verlaufen können, das wird ihr auch schmerzlich bewusst. Allerdings kann sie dieses Leben hier noch so drehen, wie sie möchte. Und diesen Gedanken finde ich wunderbar. Oftmals war ich auch sehr geschockt über Vilmas Geschichte als Kind. Ihre Großtante hat hier nur an sich gedacht und die Bedürfnisse des Kindes völlig außer Acht gelassen. Robert war mir hingegen der sympathischste, trotz seiner Krankheit, die in diesem Buch für einige Lacher bei mir gesorgt hat. Das Buch ist generell mit Witz geschrieben und brachte mich schon ein ums andere Mal zum Schmunzeln. Ivar als Pfarrer war mir auch eher unsympathisch und gerade am Ende die Sache mit dem „Finden seines Glaubens“ war mir persönlich zu unrealistisch und hätte nicht sein gemusst. Die Kapitel des Buches sind recht kurz und somit gut zu lesen. Sprachlich kam ich auch gut mit der Geschichte zurecht.

Bewertung vom 28.11.2022
CATAN Bd.1
Teuber, Klaus

CATAN Bd.1


sehr gut

„Die Siedler von Catan“ sollte so ziemlich jedem in irgendeiner Weise ein Begriff sein. Auch wenn ich das Spiel selbst noch nie gespielt habe (shame on me), fand ich die Aussicht auf einen Roman dazu wirklich sehr spannend. Der gleichnamige Roman „Catan – Der Roman“ von Klaus Teuber musste also in mein Bücherregal wandern. Vorab kann ich hier schon sagen, dass ich die Siedler nun mit ganz anderen Augen sehe und jetzt auch schon ein wenig mehr Lust habe auch einmal das Spiel dazu zu spielen.

Viele von euch werden das Spiel „Die Siedler von Catan“ bereits gespielt haben, kam dieses doch schon vor über dreißig Jahren auf den Spielemarkt. Es wird als echter Klassiker bezeichnet und hat zum Ziel, dass man so viele Dörfer, Städte und Straßen wie möglich geschaffen hat. Dies bringt alles wertvolle Punkte und führt die Spieler am Ende zum Sieg. Mit diesem Roman hier verhält es sich ähnlich. Es wird auch eine komplette Siedlung ganz neu aufgebaut und natürlich müssen dabei Hütten, Ställe und Werkstätten gebaut werden. Aber auch Äcker und Bienenvölker werden angelegt. Nutzvieh muss versorgt und Lebensmittel müssen beschafft werden.

Alles Beginnt mit der verbotenen Liebe Aslas zu Thorolf. Die beiden verlieben sich entgegen der Gesetzte von Aslas Vater Halldor (dieser hatte nämlich die Hochzeit mit einem anderen Mann für seine Tochter vorgesehen) und fliehen gemeinsam. Dabei nimmt Asla auch ihre jüngere Schwester Stina mit, der es zu Hause bei ihrem Vater, dem Anführer ihres Stammes, auch nicht besser als Asla geht. Zuerst suchen sie Schutz bei Thorolf Vater Ulrik, der seinen eigenen Stamm besitzt. Auch Thorolfs Brüder Yngvi und Digur helfen dabei die Mädchen zu retten. Natürlich bleibt dieser Verrat nicht unentdeckt und Halldor schäumt vor Wut. Er schickt seine Leute in das Dorf von Ulrik und startet die Verhandlungen um seine Töchter. Letztendlich scheinen sich die beiden Männer einig zu werden und verständigen sich darauf, dass Thorolf und seine beiden Brüder für sieben Jahre in die Verbannung müssen. Dies nehmen die drei zum Anlass eine komplett neue Siedlung zu errichten und das sehr weit von zu Hause entfernt. Sie erfahren von einem fruchtbaren Land namens Catan, zu welchem sie sich nun auf den Weg machen, um es zu besiedeln. Einige Gefolgsleute ihres Vaters und natürlich auch die Frauen Asla und Stina begleiten sie. Auf deren Reise zu Insel Catan wird ihnen einiges passieren, sie werden neue Freunde finden, einige alte Freunde verlieren und versuchen eine neue Siedlung auf der Insel aufzubauen. Dabei müssen sie einigen Widrigkeiten trotzen und sind sich nicht immer einig bei ihren Entscheidungen…

Ich muss sagen, dass ich, als ich das Buch zum Spiel, den „dicken Schinken“, das erste Mal gesehen habe, doch ein eher ungutes Gefühl hatte. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, wie man ein Spiel, welches schon seit über dreißig Jahren ein echter Klassiker ist, quasi neu interpretiert und ihm ein ganz anderes Leben einhaucht. Aber ich wurde hier wirklich positiv überrascht. Der Roman passt wirklich toll zum Spieleklassiker und gibt diesem nochmal eine ganz andere Note. Die Geschichte, die hier behandelt wird, ist super spannend und informativ. Man erfährt viel über das Leben der Siedler, wie sie sich ernähren und wie eine neue Siedlung aufgebaut werden kann. So manches Mal erscheinen diese Passagen zu theoretisch und langatmig. Mich hat das nicht sonderlich gestört, da es eben echt interessant ist, wie und woraus beispielsweise die Waffen hergestellt werden. Ein bisschen zieht es sich aber schon. Auch schön finde ich es echt spannend über deren Götter zu lesen. Sie glauben an Odin und Thor und dass sie nach ihrem Lebensende alle nach Walhalla gehen werden. Natürlich trifft deren Religion in diesem Buch auch auf andere Religionen wie beispielsweise das Christentum. Hier wird es an manchen Stellen doch sehr religiös. Die einen mögen es, die anderen wahrscheinlich eher weniger. Alle, die die Siedler bisher schon gespielt haben (oder auch die, die sie noch spielen wollen), sollten das Buch auf jeden Fall einmal in die Hand nehmen. Mich konnte es auf jeden Fall überzeugen und hat mir schöne Lesestunden beschert. Mit dem Schreibstil kam ich auch gut klar und fand ihn angenehm und flüssig zu lesen. Da es sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie handelt, bin ich sehr gespannt auf den Nachfolger, um zu erfahren, wie es hier weitergeht.

Bewertung vom 22.11.2022
Die dunklen Sommer
Beverly-Whittemore, Miranda

Die dunklen Sommer


weniger gut

Das Cover von „Die dunklen Sommer“ von Miranda Beverly-Whittmore machte mich schon neugierig auf den Inhalt des Buches. Es wirkt düster und man merkt gleich, dass etwas Dunkles an der Geschichte haftet. Auch die einsame Hütte auf dem Cover lässt darauf schließen, dass es hierbei viel um den dahinterliegenden, dunklen Wald geht. Der Klappentext liest sich auch nicht schlecht lesen. Geschichten über verrückte Sekten sind auch in unserer heutigen Zeit immer ein Thema und werden gerne angenommen. Leider tat ich mich mit der Leseprobe schon etwas schwer und das sollte sich auch so durch das komplette Buch ziehen… Ich habe leider absolut nicht das bekommen, mit dem ich gerechnet hatte. Sehr enttäuscht habe ich mich dann also durch das Buch und seine wirre Geschichte gequält. Nun aber erst einmal etwas zur Geschichte selbst:

Saskia ist eine Teenagerin, welche in ihrem jungen Leben bereits einiges einstecken musste. Sie ist für mich auch wieder ein Beweis dafür, dass Geld nicht immer glücklich macht. Denn als Saskia noch jünger ist, verliert sie ihren Bruder auf tragische Weise und ab diesem Zeitpunkt wird ihr Leben nicht mehr das sein, was es einmal war. Sie wird von ihren Eltern und der Großmutter weitergereicht, sodass sie letztendlich in der Kommune „Zuhause“ landet. Diese Kommune entpuppt sich schnell als sehr fanatische Gemeinde, die ganz im Bann ihres Anführers, Abraham steht. Für einen Menschen, der so fragil ist wie Saskia, kommt eine solche Gemeinschaft gerade recht und sie scheint sich völlig in ihr und dem charismatischen Anführer Abraham zu verlieren. In ihrer Vergangenheit liegt zu viel im Argen, was Abraham natürlich ausnutzt. Die Situation im Wald mit den Behausten spitzt sich immer weiter zu, bis keiner es mehr schafft sich diesem Sog zu entziehen. Viele Jahre später müssen die damals Jugendlichen wieder zurück in den Wald. Es scheint noch eine offene Rechnung zu geben. Die Frage ist nur, mit wem.
Was wird da im Wald Schreckliches passieren? Und warum müssen die Jugendlichen aus „Zuhause“ all die vielen Jahre später zurückkehren?

Liest man sich den Klappentext durch, wird man schon sehr neugierig auf den Inhalt des Buches. Leider flaut diese Neugierde direkt zu Beginn des Buches ab. Nach der Leseprobe war ich schon etwas verwirrt, dachte mir aber, dass vielleicht lediglich das erste Kapitel etwas durcheinander ist. Man sollte direkt in die Geschichte geworfen werden, was ja an sich auch passiert ist. Leider zog sich diese unangenehme Art zu erzählen durch das komplette Buch. Es gibt nicht viele Bücher, bei denen ich mir denke, dass ich sie am liebsten sofort unbeendet zur Seite legen möchte. Dieses Buch hier ist allerdings so eines. Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und hat mich so gar nicht gepackt. Es war schwierig in den Text reinzukommen und noch schwieriger darauf eine Geschichte zu lesen. Gut fand ich deshalb, dass die Kapitel alle recht kurzgehalten waren. So ist man wenigstens schnell vorangekommen. Trotz der kurzen Kapitel hat sich das Buch für mich endlos in die Länge gezogen und es gab viele Infos, die es für die Story an sich gar nicht gebraucht hätte. Ein bisschen Spannung ist aber schon aufgekommen. Man wollte als Leser unbedingt wissen, was denn jetzt vor all den Jahren im Wald passiert ist. Das Ergebnis fand ich nachher jedoch sehr ernüchternd. Es fühlte sich für mich als Leser so an, als wollte man die Geschichte unbedingt zu einem Ende bringen, nachdem schon so lange um den heißen Brei geschrieben wurde. Auch, dass die Freunde von damals alle zurück in den Wald sollen erschließt sich mir nicht. Wenn man am Ende hört wofür das alles, dann finde ich das Ergebnis wirklich ernüchternd. Keine der Charaktere im Buch ist mir in irgendeiner Weise sympathisch geworden. Weder Saskia und ihre sonderbare Familie (über die allerdings nur immer ganz kurz gesprochen wurde), noch ihre damaligen Freunde von „Zuhause“. Sie blieben für mich als Leser sehr auf Abstand. Leider führen all diese Punkte dazu, dass ich nicht in das Buch mit seiner Geschichte hineingefunden habe und einfach froh war, als ich es aus der Hand legen konnte. Für mich ist der Schreibstil absolut nichts gewesen, was allerdings nicht heißt, dass er euch anderen Lesen auch nicht gefällt.

Bewertung vom 21.11.2022
Café Leben
Leevers, Jo

Café Leben


gut

„Café Leben“ von Jo Leevers. Ich wollte dieses Buch wirklich mögen, ich habe es WIRKLICH versucht. Leider ist es mir für dieses ernste Thema nicht tiefgründig genug gewesen. Die Geschichte an sich hat ein unheimliches Potential geboten, leider wurde das meiner Meinung nach nicht richtig ausgeschöpft.

Im Café Leben wird Geschichte geschrieben. Oder besser gesagt gleich mehrere Geschichten, Lebensgeschichten. Die Lebensgeschichten todkranker Menschen, die ihren Angehörigen, Freunden und Bekannten noch etwas von sich mit auf den Weg geben wollen. Oder vielleicht auch einfach nur um mit sich im Reinen abzuschließen. Die Idee der Lebensbücher findet auf jeden Fall bei einigen Menschen Anklang und so stolpert Henrietta auf der Suche nach einem neuen Job in das Café Leben und möchte gemeinsam mit den Patienten ihre Lebensgeschichte aufschreiben. Wichtig für diesen Job ist in erster Linie, dass man Abstand zu den kranken Patienten hält. Man darf deren Krankheiten und die Geschichte dahinter nicht zu nah an sich heranlassen. Henrietta ist auch eigentlich eine Person, die diesen emotionalen Abstand gut waren kann. Denn seit sie in ihrer Kindheit mit einem schrecklichen Unfall konfrontiert wurde, versucht sie so wenig wie möglich zu fühlen und an sich heranzulassen. Bei einer ihrer Schützlinge für das Lebensbuch will ihr das aber so gar nicht gelingen… Annie, 66 Jahre alt, Krebs im Endstadium. Annie möchte sich so einiges von der Seele reden, bevor sie dazu nicht mehr die Möglichkeit hat. Deshalb möchte auch sie ein Lebensbuch im Hospiz erstellen lassen und spricht daher mit Henrietta über ihre Vergangenheit. Diese war auch alles andere als rosig. Ein gewaltsamer und manipulativer Ehemann, dessen schreckliches Ableben, Eltern, die sie nach dem Tod ihrer Schwester nur noch als Bedienstete angesehen haben und dann natürlich der unaufgeklärte Tod ihrer jüngeren Schwester vor so vielen Jahren. Bei dem rätselhaften Tod von Annies Schwester wird Henrietta hellhörig. Gleicht sich dieses Ereignis doch so sehr mit dem, mit welchem sie in ihrer Kindheit konfrontiert war. Schnell ist ihr klar, dass sie Annie noch eine letzte Gewissheit geben und den Tod ihrer Schwester aufklären möchte. Sie wühlt sich durch sämtliche Akten von vor 46 Jahren und fährt sogar an die Orte des Geschehens. Annie soll nicht aus dieser Welt scheiden, bevor sie nicht weiß, was ihrer Schwester damals kurz vor Weihnachten zugestoßen ist. Wird Henrietta es schaffen dieses Rätsel zu lösen? Was ist damals passiert und wer war daran beteiligt? Gibt es vielleicht doch noch Hoffnung auf eine Familienzusammenführung? Eine Leiche wurde schließlich nie gefunden…

Wie oben bereits erwähnt wollte ich dieses Buch wirklich mögen. Ich habe es versucht, da dieses ernste Thema eben auch so wichtig ist. Auch den Grundgedanken mit den Lebensbüchern für die Hinterbliebenen finde ich wirklich großartig. Allerdings merkt man in diesem Buch sehr deutlich, dass es bei dieser Aktion nur darum geht den Schein zu wahren. Man möchte etwas Positives für sterbende Menschen und deren Angehörige tun, aber bitte nicht mehr als das, was der Leitfaden vorschreibt. Für mich ein absoluter Aufreger! Henrietta hat da schon etwas über den Tellerrand hinausgeschaut und das fand ich klasse. Sie hat sich nicht in einen Leidfaden pressen lassen, denn man kann die einzelnen Menschen mit deren Leben nicht auf so einen Leidfaden mit seinen Fragen reduzieren. Hier haben wir jetzt allerdings auch den Knackpunkt, der die Geschichte für mich so schwierig machte. Ist Henrietta überhaupt in der Position Nachforschungen anzustellen über eine Frau, die sie gar nicht kennt? Rein durch Annies Erzählungen und um ihren eigenen Seelenfrieden zu machen, stürzt sie sich kopflos in die Recherche. Was Annie dabei fühlen könnte, ist hier an erster Stelle völlig egal. Sie greift damit in deren Privatsphäre (finde ich zumindest). Am Ende kommt (vielleicht, hier möchte ich nicht spoilern ;)) etwas Gutes dabei raus, aber ich fand diese Vorgehensweise schon fragwürdig. Generell finde ich man hätte hier mehr Emotionen aufbauen können. Geschrieben wurde hier übrigens abwechselnd aus der Sicht von Annie und der von Henrietta. So bekam man von beiden Seiten genug an Daten mit und wurde auch über die Gefühle der Protagonisten gut informiert. Das Thema ist ernst und heikel, bei mir kam aber leider nicht so viel Gefühl rüber, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Die Story an sich finde ich klasse, etwas anders umgesetzt hätte sie mir allerdings besser gefallen.

Bewertung vom 21.11.2022
Book of Night
Black, Holly

Book of Night


weniger gut

Das neue Buch von Holly Black „Book of Night” klang für mich total vielversprechend und spannend. Da ich Holly Black bereits kenne und auch schon in der Vergangenheit Erfahrungen mit ihren Büchern für Jugendliche gemacht habe, war ich auf das erste Buch für Erwachsene ganz besonders gespannt. Leider wurden meine Erwartungen nicht einmal ansatzweise erfüllt und ich bleibe eher etwas enttäuscht zurück nach dieser Geschichte über belebte Schatten und die Schattenwelt im Allgemeinen.

Charlie hatte es nie leicht. Schon in ihrer Kindheit hat sie oft Bekanntschaft mit eher zwielichtigen Typen gemacht und einer dieser machte sie sogar zu einer wahren Meisterdiebin. Charlies Mum hatte nie ein gutes Händchen für Männer und Charlie scheint dies von ihr geerbt zu haben. Auch sie hatte bisher eher mäßigen Erfolg mit ihren Partnern, bis nun Vinc in ihr Leben stolperte. Er scheint ein echt guter und lieber Kerl zu sein, wäre da nicht die Tatsache, dass Charlie nichts über ihn, seine Vergangenheit oder sein jetziges Leben weis. Sie kennt lediglich seinen Beruf und der ist auch alles andere, als harmlos oder normal. Doch viel Zeit um sich Gedanken über ihren Freund zu machen, hat Charlie gar nicht, denn sie wird in der Welt der Schatten schnell mit übellaunigen Gesellen konfrontiert, die alle etwas von ihr wollen. Manche wollen ihre Dienste in Anspruch nehmen und sie als Diebin engagieren, anderen wollen Informationen von ihr, die Charlie ihnen aber nicht geben kann. So gerät sie in dieser Geschichte oft zwischen die Fronten und muss ihren Weg finden um der Gefahr zu entgehen. Als dann auch noch plötzlich ein alter Bekannter auf der Matte steht, dem Charlie fürchterliche Rache geschworen hat, wird es nur noch komplizierter. Sie muss sich plötzlich entscheiden, auf welcher Seite sie mitspielen will und was sie bereit ist zu geben, um ihre Familie und Vinc zu beschützen.

Der Klappentext war so vielversprechend und ich wollte mich wirklich auf die Geschichte in der zwielichtigen Schattenwelt einlassen. Leider machte es mir die Protagonistin schon gar nicht mal so einfach. Charlie wirklich schon zu Beginn der Story nicht gerade sympathisch und etwas wirr. Man erfährt nach und nach und das immer stückchenweise etwas aus ihrer Vergangenheit und so auch die Gründe, warum sie zu der Frau geworden ist, die sie heute ist. Trotzdem sind da dann immer noch ein paar Ungereimtheiten, die ich einfach nicht ignorieren kann. Warum schwört sie dem großen und mächtigen Bösewicht in dieser Geschichte Rache? Man erfährt natürlich, was sich damals auf dessen Anwesen zugetragen hat, aber das Motiv für diese Rache und aus diesem Grund erschließt sich mir leider nicht. Da ich nicht zu viel spoilern möchte, hier nur ein kleiner Hinweis. Sie hatte damals dort jemanden verloren, der im Haus umgekommen ist. An dieser Person schien ihr aber nie groß etwas zu liegen… Neben Charlie selbst, gibt es für mich in dieser Geschichte auch niemand anderen, der mir sympathisch werden konnte. Weder ihre jüngere Schwester, die sich viel mit Schattenmagie beschäftigt, noch Vinc, Charlies mysteriösen Freund. Er bleibt für mich einfach unnahbar und ich werde nicht warm mit ihm. Auch am Ende nicht, wenn sich der Fall aufzulösen scheint. Das Ende fand ich an sich auch sehr in die Länge gezogen. Den großen Showdown hätte man wirklich kürzer halten können. Auch dabei wurden Handlungen getroffen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Im Allgemeinen sind die Sätze in diesem Buch auch oft sehr lang geschrieben. Das machte das Lesen nicht ganz so flüssig und einfach. Was ich dem Buch zugutehalten muss ist das wunderschöne Cover. Auch mit Grund, warum ich das Buch ausgesucht habe. Es passt hervorragend zum Klappentext.

Leider habe ich mir von Holly Blacks neustem Buch so viel mehr erhofft und bin etwas enttäuscht, dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Die Geschichte an sich hatte definitiv Potential. Wer möchte nicht in eine dunkle Schattenwelt abtauchen und zusammen mit der Protagonistin das Böse bekämpfen?

Bewertung vom 10.11.2022
Der mexikanische Fluch
Moreno-Garcia, Silvia

Der mexikanische Fluch


sehr gut

„Der mexikanische Fluch“ von Silvia Moreno-Garcia ist als DER Besteller bekannt und nun auch auf Deutsch zu lesen. Das Buch soll etwas Mystisches und Geheimnisvolles haben. Eine Geschichte, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen soll und den Gruselfaktor auf ein neues Level bringt.

Wir befinden uns im Jahr 1950 in Mexiko. Noemí führt ein glückliches, aufregendes aber dennoch entspanntes Leben in ihrer Familie. Sie geht gerne auf Partys und gibt sich auch gerne mit gutaussehenden, jungen Männern ab. Sie studiert und hat schon mehrere Male ihren Studiengang gewechselt, da sie doch etwas Anderes machen wollte. Sie ist frei wie ein Vogel und das fühlt sie auch total. Als ihr Vater ihr jedoch eines Tages von ihrer Cousine Catalina erzählt und davon, dass diese eine seltsame Krankheit ereilt haben soll, ändert sich Noemís Leben von Grund auf. Ihre Cousine schrieb einen sehr wirren Brief und bat darin um die Hilfe ihrer Familie. Denn Catalina heirate ganz plötzlich in die Familie Doyle ein, die eigentlich aus England stammt, sich aber hier vor einiger Zeit in Mexiko niedergelassen hat. Noemís Vater war von dieser Bindung von Anfang an nicht besonders begeistert, lies Catalina aber dennoch ziehen. Etwas Anderes blieb ihm auch gar nicht übrig, denn seit Catalinas Umzug zur Familie Doyle, hat man sie nicht mehr gesehen. Noemí wird nun also von ihrem Vater ausgesandt, um nach ihrer Cousine zu sehen und sie ggf. wieder nach Hause zu holen. Somit verlässt auch Noemí ihr gut behütetes Leben in Mexiko City und begibt sich direkt in die Höhle des Löwen, High Place, das Anwesen der Doyles. Ein sehr dunkler, kalter und zurückgebliebener Ort, der wenig einladend scheint. Als dann auch noch die seltsamsten Dinge passieren und Noemí Erscheinungen war nimmt, beginnt auch sie sich zu fragen, was High Place und seine Bewohner eigentlich genau sind.

Auf den mexikanischen Fluch habe ich mich besonders gefreut, da es echt schon eine Weile her ist, dass ich ein Buch aus diesem Genre gelesen habe. Ein bisschen was Mystisches, ein bisschen was Dunkles und Geheimnisvolles, das ist es, was ich gerne lese und auf was ich mich auch hier vorbereitet habe. Zu Beginn kann ich sagen, dass dieses Buch auf jeden Fall meine Erwartungen an Grusel und Horror erfüllt hat. Die Geschichte ist sehr creepy und manchmal auch so verdreht, dass man es gar nicht wahrhaben möchte. Gegruselt habe ich mich auch an einigen Stellen ganz gut. Gerade wenn Nebel aufzieht und man auf einem kalten, einsamen Friedhof steht, wird es auch mal zu Hause im Bett etwas ungemütlich und unheimlich. Man hat auch deutlich gemerkt, dass sich im Laufe des Buches die Spannung immer mehr aufgebaut hat und dann in einem richtigen Showdown geendet ist. Wobei ich hier anmerken muss, dass sich dieser Showdown meiner Meinung nach doch sehr gezogen hat. Diesen hätte man für mein Dafürhalten nicht so langatmig werden lassen müssen. Die Fakten über das Haus, die Familie Doyle und deren Existenz waren schon lange auf dem Tisch. Dafür konnte ich mir die einzelnen Charaktere sehr gut und deutlich vorstellen (bis auf Catalina vielleicht, von ihr hätte ich gerne noch mehr gehört oder gesehen). Noemí ist die Heldin für mich in diesem Buch. Sie ist recht furchtlos und hat sich überwunden, raus aus ihrem bequemen Leben, rein in das unbequeme Dasein der Familie Doyle zu kommen um ihrer Cousine zu helfen. Das erfordert sehr viel Mut und sie hat dafür meinen Respekt. Die Doyles, die aus dem Oberhaupt Howard, seinem Sohn Virgil, dessen Tante Florence und ihrem Sohn Francis bestehen, waren mir alle unsympathisch. Man erkannte gleich, dass sich diese Charaktere auf der dunklen Seite befinden. Howard ist für mich ein echtes Ekel, Florence ist einfach nur eine unfassbar kalte und überhebliche Frau, Virgil hatte für mich von Anfang an etwas Gruseliges an sich und ich traute ihm nicht über den Weg und Francis gehört leider zu dieser Sippe, hat mir aber von Beginn an das Gefühl gegeben, dass mehr in ihm stecken könnte als bloß ein Mitglied der Familie Doyle zu sein. Ich wäre an Noemís Stelle oft wahnsinnig geworden und hätte versucht allem in High Place zu entfliehen. Ich habe sehr oft mitgefiebert und gezittert. An sich fand ich die Geschichte also wirklich nicht schlecht. Alleine, dass manche Charaktere richtige Abscheu in mir geweckt haben, lässt darauf schließen, dass das Buch seine Sache gut gemacht hat. Nur wie oben bereits erwähnt, war mir das Ende etwas zu langatmig.

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