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Wedma

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Insgesamt 543 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2023
Bretonischer Ruhm / Kommissar Dupin Bd.12 (2 MP3-CDs)
Bannalec, Jean-Luc

Bretonischer Ruhm / Kommissar Dupin Bd.12 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Als Hörbuch fand ich den Fall sehr unterhaltsam, atmosphärisch, mit viel Lokalkolorit, sympathischen Ermittlern: Dupin wurde diesmal von Claire angespornt und tatkräftig unterstützt, und von ihrer Freundin, die die privaten Ermittlungen haben wollte. Sie hat die beiden mit nötigen lokalen Informationen versorgt. Und selbst unter Verdacht geraten.
Eigentlich sollte es eine Hochzeitsreise werden, mit lukullischen Freuden: mit Weinverkostungen, lokalen Köstlichkeiten etc. Davon gab es reichlich, insofern ist es ein waschechter Genusskrimi geworden. Aber ohne (illegale) versteckte Ermittlungen seitens Dupin&Co. ging es dann doch nicht. Sonst wäre es kein Krimi, sondern ein Reiseführer geworden (Schmunzel).
Oft, eine Spur zu oft, wurde in den (Wein-)Kellern ermittelt. Gut, passt zum Fall, dennoch verleiht es dem Ganzen eine unterirdische Note (Zwinkerschmunzel).
Auch in andere Richtungen wurde ermittelt. Wie so oft, viele hätten ihre Motive. Und doch kam die Lösung wie ein Kaninchen aus dem Zauberhut.

Christian Berkel hat das beste aus der Folge herausgeholt: mit leichtem Augenzwinkern in der Stimme und gar einem Hauch von Süffisanz in der ersten Hälfte, alles hervorragend dosiert, perfekt zu den Geschehnissen passend, insbesondere wenn es um den grünen Specht ging, der das Haus Dupins in der Abwesenheit der Frischvermählten demolierte. Ohne die hervorragende Leistung des Vortragenden wäre die Geschichte bei weitem nicht so lustig, atmosphärisch und unterhaltsam.

Ich mache mir ein wenig Sorgen um die Reihe. Frühere Folgen waren komplexer, reichhaltiger, interessanter. Nun ähneln sie in etwa den Honig und Milch Märchen.

Fürs Hörbuch kann ich gute vier Sterne vergeben. Bleibe auf weitere Folgen gespannt.

Bewertung vom 20.06.2023
Wie ich auszog, um mein Handwerk zu retten
Kugel, Max

Wie ich auszog, um mein Handwerk zu retten


ausgezeichnet

Das vorliegende Buch von Max Kugel habe ich gern gelesen und empfehle es eben so gern weiter: Ein mix aus persönlicher und Familiengeschichte angereichert mit Wissenswertem über das Brot, das schmeckt und bekömmlich ist.
Max Kugel backt das Brot ohne Zusatzstoffe. Sein ganzes Wissen und können, wie man gutes Brot ohne die fragwürdigen Hilfsmittel wie technisch erzeugte (auf Basis der genmanipulierten Grundlage) Enzyme&Co. hinbekommt, braucht er täglich, um seinen eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden, und den Kunden das Brot zu liefern, das einen Namen verdient. Sonst verkommt man, so der Autor, zum Handlanger der Konzerne, der ihre fertigen Brotbackmischungen, u.a. als König Ludwig Brot und Bernd das Brot bekannt, mit Wasser aufmischt, kurz stehenlässt, ab in den Ofen und schön an die Kunden als tolles Bäckerbrot verkauft.
Warum bloß immer mehr Menschen an Reizdarm und ähnl. erkrankt sind?

Wissenswerte Dinge übers Brot und seine Herstellung liest man im vorletzten Kapitel „Ein Anfang und ein Ende“, z.B. Warum eine lange Teigführung sehr empfehlenswert ist und dass es nicht primär darauf ankommt, ob Weizen oder Dinkel, um ein bekömmliches Brot zu erhalten, sondern auf die Art, wie man mit dem Teig auf dem Weg zum Brotwerden umgeht.

Was sich als roter Faden durch diese Ausführungen durchzieht, ist das Streben nach einem möglichst ehrlichen Umgang miteinander, ob innerhalb des Backteams um Max Kugel oder auch im Verhältnis zu den Kunden. Auch eine klare, ehrliche Sicht dessen, was man selbst ist, wofür man steht und kämpft spielt eine große Rolle. Sehr lobenswerte Einstellung. Hoffe, sie bleibt.
Die klare Linie, was man ist und was einem wichtig ist, hat dem Autor schon gute Dienste geleistet.

Kaum dachte man, das war es schon, da geht es im letzten Kapitel „Die Zukunft des Bäckers liegt in seiner Vergangenheit“ hochdramatisch zu: um das Unternehmen des Vaters, das Max Kugel unterstützt hat. Und gerade hier zeigt sich, dass wer die Ehrlichkeit zu sich selbst, zu seinem Produkt und zu den Kunden lebt, hat gut für die Zukunft vorgesorgt. Wenn man glaubt, dass die Schiene der Expansion und des immer größer Werdens für eigenes Konzept grundfalsch ist und diese konsequent ablehnt, egal was die ach so schlauen Berater einem einreden, und diese Sicht der Dinge konsequent durchzieht, sitzt am Ende am längeren Hebel. Respekt! Weiter so.

Da sind noch mehr Dinge, die das Buch bietet.

Lesen Sie am besten selbst.

Besonders interessant ist das Buch für alle, die das Brot lieben, u.a. es selbst backen, auch für die jungen Leute, die sich für Bäckerlehre interessieren und einfach für diejenigen, die einen guten, lehrreichen Lesestoff mögen und das Brot von einer neuen Perspektive kennenlernen wollen. Liest sich flüssig und angenehm und gibt einem viel Stoff zum nachdenken.

Die Buchgestaltung ist hochwertig, passend zum Inhalt: Festeinband, aussagekräftige s/w Fotos uvm., was das Buch zu einem netten Mitbringsel/ schönem Geschenk macht.

Bewertung vom 15.06.2023
Lacroix und der traurige Champion von Roland-Garros / Kommissar Lacroix Bd.6 (MP3-Download)
Lépic, Alex

Lacroix und der traurige Champion von Roland-Garros / Kommissar Lacroix Bd.6 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ein spannender Fall, der in die menschlichen wie die gesellschaftlichen Abgründe greift. Aber sehr fein, sehr auf dem Niveau eines Gentlemans, mit Leichtigkeit, leichter Prise Humor uvm.
Lacroix, gern auch Maigret unter Freunden und Kollegen genannt, wird zur Hilfe gerufen. Aber es gibt keinen Toten. Der Fall liegt zunächst etwas komplizierter und leichter zugleich.
Parallel muss er in eigener Sache tätig werden, die eher ärgerlich als gefährlich ist, aber das ist nun auch eher eine Sache der Anschauung. Lacroix bringt sie außer Fassung, was kaum seinem Naturell entspricht.
Lacroix ermittelt, stets charmant und unauffällig, mit Durchblick eines Hellsichtigen, und kommt bald auf den Kern des Pudels. Und das ist es, was ich in dieser Reihe schätze: stets knackig, auf den Punkt, ohne dass jedes Detail in die Länge gezogen wird.
Und ich musste mich wieder über so viel Atmosphäre, so viel Liebe zu Savoir-vivre und die Liebe zu Paris freuen.
So eine feine Art, diese Geschichten zu erzählen! Sie wirken, wie ein wenig aus der Zeit gefallen, aber im sehr positiven Sinne.

Fazit: Ein toller, atmosphärischer gemütlicher Krimi aus Paris mit sehr netten Menschen aus dem Kreis von Lacroix und seiner Frau, die man dort trifft. Ich habe ihre Gesellschaft und den Fall insgesamt genossen.

Großartig vorgetragen! Die Art, die Stimme, der Klang: alles passt perfekt und greift in einander wie die Rädchen in einem Schweizer Urwerk, mit dem Effekt, dass man immer weiter hören möchte.
Gern höre ich weitere Fälle der Reihe und vergebe 5 leuchtende Sterne!

Bewertung vom 06.06.2023
Louis XIV
Willms, Johannes

Louis XIV


ausgezeichnet

Diese Biografie Louis XIV sehe ich vor allem als einen wichtigen Beitrag in Sachen Elitenforschung.
Die Fragen/Mechanismen der Macht wurden hier wunderbar klar erläutert. Man kann sehr gut nachvollziehen, wie ein junger König, aus der anfänglich schwachen Position heraus, bei den Umtrieben der Fronde musste er und seine Mutter von Kardinal Mazarin erstmal in Sicherheit gebracht werden, nach und nach die Macht nach sich zieht und zum absolutistischen Monarchen wird, der jeden Tag am Ausbau seiner Macht arbeitet, dem es enorm wichtig ist, als glorreich und mächtig europaweit zu gelten, der wohl deshalb etliche Kriege führt, dabei ganze Gegenden verwüstet, wie z.B. zwischen Mannheim und Heidelberg, Heidelberg gar drei Mal niederbrennen lässt uvm., der prunkvolle Paläste in Versailles und Umgebung baut, sein Volk aber weiter verarmen lässt und somit das bittere Ende der Dynastie vorbereitet. Am Sterbebett, dem fünfjährigen Nachfolger, rät er aber, dieser soll keine Kriege führen und nicht dem Ruhm nachjagen, sondern ein friedlicher König werden, „…dessen Hauptanliegen das Wohl seiner Völker sein wird“, S. 457. Das gibt zu denken.
Der Stoff ist sehr gut verständlich aufbereitet, wohl strukturiert, unterhaltsam präsentiert. Für Schule, Studium, Beruf und einfach zum Vergnügen-Lesen wunderbar geeignet.
Die Themenwahl kann auch ein breites Publikum ansprechen. Willms schreibt oft über die Kriege, aber auch über all die Frauen des Sonnenkönigs, auch darüber, wie und wann er zu dieser Bezeichnung kam. Über die Kinder, die er aus diesen Affären hatte, war oft die Rede, auch zum Schluss, als er kurz vor dem Tod ein altes Gesetz brach und mangels Nachkommen des rein königlichen Geblüts, kurzerhand zwei Söhne aus seiner letzten morganatischen Ehe zum königlichen Adel erhob, um das Bestehen der Dynastie zu sichern.
Es gibt noch mehr an interessanten Inhalten, die hängenbleiben, nachhallen, worüber man in den Lesepausen und nach dem die letzte Seite umgeblättert wurde, noch lange nachdenkt.
Ich gehe nicht weiter ins Detail. Besser: Lesen Sie selbst.
Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus: Festeinband, Umschlagblatt, 31 s/w Abbildungen, weiterführende Literatur auf knapp über 60 Seiten, Personenregister, Bildnachweis. Ein schönes Geschenk für Liebhaber der Geschichte und nicht nur.
Mir hat es Spaß gemacht, diese Biografie zu lesen. Gerne lese ich auch weitere Werke des Autors. Es gibt eine Charles de Gaulle Biografie von Willms. Diese muss ich mir unbedingt näher anschauen.

Bewertung vom 06.06.2023
Geschichte Japans
Schwentker, Wolfgang

Geschichte Japans


ausgezeichnet

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. So etwas Gutes kommt nicht alle Tage.
Der Stoff, für Einsteiger verständlich aufbereitet, wohl strukturiert, prima präsentiert, hat Lesegenuss pur geliefert. Es wahren Lesestunden zum Vergnügen, wie ein nettes Gespräch mit einem guten Bekannten. Sehr informativ und lehrreich. Die etwas über tausend Seiten flogen doch zu schnell vorbei, wie es bei großartigen Büchern oft der Fall ist.
Enormes Fachwissen auf dem Gebiet sieht man dem Text an. Und doch ist die Geschichte so schlicht und ergreifend erzählt. Diese feine, ruhige, sehr angenehme Art, die Dinge vorm inneren Auge der Leser auszubreiten, habe ich auf weiten Strecken genossen. Der Autor ist ein begnadeter Unterhalter. Fürs Schmunzeln und Auflachen wurde hier auch gelegentlich gesorgt.
Die große Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlages liefert einen guten Einblick. Die Einleitung erklärt u.a. auch das Leitmotiv des Buches, s. S. 33. Der Haupttext ist mMn viel zugänglicher geschrieben, von den frühgeschichtlichen Anfängen bis zur Gegenwart. Ich gehe nicht weiter ins Detail, es würde sonst jeden Rahmen sprengen. Lesen Sie lieber das Buch und gelangen Sie zur eigenen Meinung darüber. Stets eine gute Idee.
Für mehr Inhaltsangaben schauen Sie ins Inhaltsverzeichnis. Die Kapitelüberschriften sind so aussagestark, dass sie einen sehr guten Überblick über den gelieferten Stoff abgeben.
Die Buchgestaltung fällt, passend zum Inhalt, hochwertig aus: Festeinband, Umschlagblatt, 2 Lesebändchen, alles farblich perfekt passend, 44 s/w Abbildungen, 8 Karten. Die Anmerkungen, nach Kapiteln des Buches geordnet, auf etwas über 160 Seiten, liefern Hinweise zu Quellen und weiterführender Literatur. Ein schönes Geschenk/Mitbringsel für Japanliebhaber.
Fazit: Wenn Sie als Einsteiger Interesse an Geschichte Japans haben oder einfach an einem sehr guten Lesestoff, sind Sie bei diesem Buch goldrichtig.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2023
Käse machen
Roth-Marwedel, Sibylle;Schnellbeck, Anja

Käse machen


ausgezeichnet

Ein sehr gutes Buch, wenn man ins Thema „Käse Machen“ einsteigen möchte. Man bekommt das nötige Wissen, sehr zugänglich aufbereitet, all das, was man dafür braucht, begleitet von vielen Farbfotos.
Jedes Kapitel hat seine Highlights. Insbesondere das zu Milch, recht tief in die Materie eingestiegen, extra Dank dafür, und welche sich zum Käsemachen eignet: Was also, in welchem Wortlaut auf der Packung stehen soll, wenn man die Milch im gut sortierten Supermarkt oder Biomarkt finden möchte. Hat mir sehr gut weitergeholfen.
Auch bei den Grundtechniken ist das Wissen so gut für Einsteiger geeignet aufbereitet, dass man sich doch ans Käsemachen trauen kann. Ehrlich gesagt, mir haben hier bewegliche Bilder gefehlt, i.e. Videos. Aber ein Video ist ein anderes Medium. Auch, wenn viele Autoren das machen, z.B. beim Thema Backen, mit Videos die eigenen Bücher damit ergänzen. Im Buch gibt es viele Fotos, die die Prozesse und Ergebnisse sehr anschaulich darstellen/rüberbringen.
Die Rezepte sind gleich im Inhaltsverzeichnis in Schwierigkeitsgrade unterteilt, was das Ganze auch enorm erleichtert. Nur einige Beispiele: Joghurt. Kefir, Quark, Schichtkäse, Paneer sind am einfachsten, auch weil der Prozess des Käsemachens nicht lange dauert, also Stufe 1. Camembert, Aschekäse, Ofen-/Grill-/Bratkäse, Butte sind Stufe 2. Gouda, Blauschimmelkäse, Pecorino, Hartkäse sind der Schwierigkeitsstufe 3 zugeordnet. Viele Rezepte sind für 5 Liter Milch portioniert. Wenn man eigene Kuh zur Verfügung hat, dann ist es freilig kein Problem (schmunzel). Gut fand ich, dass man auch einige Rezepte für Molke hinzugefügt hat. Davon hat man nach dem Käsemachen mehr als genug. Diese kann man, mit Früchten angereichert, auch gut verwerten.
Ich habe einige Rezepte aus der Stufe 1 ausprobiert. Das funktioniert wie beschrieben. Für weitere Experimente muss ich erstmal einen vernünftigen Roh-Mich-Lieferanten finden. Die Milch aus dem Supermarkt schmeckt mir nicht wirklich.
Fazit: Ein sehr hilfreiches, nützliches Buch, das den Einstieg ins Käsemachen enorm erleichtert. Eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 05.06.2023
Vom Kochen und Töten
Joskowitz, Leon

Vom Kochen und Töten


sehr gut

Ein bemerkenswertes Buch, das ich gern gelesen habe. Wer Gefallen an Philosophie und Kochen hat, wird mit diesem Buch paar erfüllte Lesestunden finden.
Aber auch diejenigen, die in die Thematik erst einsteigen, nicht nur (angehende) Studenten der Philosophie, sondern Menschen, die einfach gern kochen und über das Wesen des Kochens und seine Bedeutung nachdenken mögen, werden hier spannende Gedanken/Erkenntnisse finden, die man im Kreis der Familie/ Freunde gern ausdiskutieren kann.
Der Klappentext auf dem Buchrücken beschreibt den Inhalt sehr treffend. In einem Satz: Der Mensch ist zu solchem geworden, weil er sein Essen zuzubereiten anfing. Den einzelnen Schritten, die dazu gehören: Sammeln, Schlagen, Schneiden, Jagen usw., sind einzelne Kapitel gewidmet. Abgerundet, quasi als Tüpfelchen auf dem i, wurden diese Schritte von: Kochen, Sprechen, Lachen uvm.
Der Autor beschreibt auch, oft in Dialogform, was andere Philosophen, Geistliche und einfach Menschen, die gern kochen und essen, zu dem Thema beigetragen haben. Darunter alte Geschichten, die meist von Mund zu Mund über Generationen hinweg überliefert wurden, z.B. wie ein Tiermensch dank des Kochens zum Menschen wurde. Das alles beim vollen Tisch samt primo piatto, secondo und vollen Weingläsern bei Donna Lorena in den Sabiner Bergen im Hinterland von Rom. Es geht hier also auch gesellig zu.
Und wenn man das Ganze langsam durchliest, öffnet sich einem eine spannende, unverbrauchte Sicht auf all diese alltäglichen Dinge. Bei vielem könnte man dem Autor auch zustimmen. Es könnte sich so zugetragen haben. Beweisen lässt sich freilig nichts.
Meist lasse ich Bücher einige Wochen auf mich wirken: Was passiert, wenn man den Inhalten genug Zeit und Raum lässt? In Anlehnung an Paul Klee, der an einem Bild so lange gearbeitet hatte, bis es zu ihm sprach. Oft genug habe ich an dieses Buch gedacht. An die einzelnen Schritte des Kochens und ihre Bedeutung. Und natürlich gekocht. Mehr als sonst. Schöne, aufwendige Gerichte, für die ich früher nur schwer die Motivation fand. Hat Spaß gemacht. Nicht nur mir beim Kochen und Denken. Auch der Familie beim Essen (lach). Jedenfalls, das Buch wirkt positiv nach. Und das ist ein sehr gutes Zeichen.
Als Hörbuch kann ich mir es sehr gut vorstellen. Wenn es sich ergibt, höre ich es mir an.
Gern lese ich weitere Bücher des Autors. Sehe hier gutes Potenzial.
Fazit: Sehr lesenswert. Ungewöhnlich und gut.
Hochwertige Buchausstattung macht das Buch zu einem netten Geschenk/Mitbringsel. Die Anmerkungen, weiterführende Literatur hinten liefern einige lesenswerte Titel.

Bewertung vom 05.06.2023
Die Sprache der Wale
Mustill, Tom

Die Sprache der Wale


sehr gut

Ein sehr gutes und aufschlussreiches Werk für alle, die Bücher über die Tiere und ihr Verhalten lieben. Hier geht es sehr anschaulich und für alle verständlich um die Wale. Aber auch die Leser, die sich für Sprachen und Kommunikation interessieren, können hier einige spannende Tipps finden.
Klappentext auf dem Buchrücken beschreibt den Inhalt sehr treffend. Tom Mustill, nach einem heftigen Zusammentreffen mit einem Buckelwahl, widmet seine Zeit ausgiebig dem Thema „Wale und ihre Welt“. Die Ergebnisse fasst er in diesem Buch zusammen.
Eine faszinierende Welt eröffnet sich dem Leser auf dessen Seiten. Man liest u.a., wie die Wale die Welt wahrnehmen. Höchstinteressant und so ganz anders als Menschen.
Mustill beschreibt auch seine Empfindungen, man kann es deutlich körperlich spüren, wenn man vor dem Wal im Wasser schwebt und dieser einen abscannt.
Über Delfine gibt es auch ein Kapitel, da es um die Kommunikation geht: Es lohnt sich, mit ihnen auszutauschen. „Wie mit allen Meeresbewohnern, wie mit dem Meer selbst“, musste ich denken. Dazu gab es vor paar Jahren auch ein sehr gutes Buch eines französischen Biologen (Die Eloquenz der Sardine von Bill Francoise).
In Sachen Kommunikation ist Kapitel 10 „Google Translate für Wale“) besonders interessant. Hier wurde beschrieben, wie man mittels künstlicher Intelligenz den Walgesang in menschliche Begriffe/ins Englische zu übersetzen versucht, anders gesagt, man versucht zu begreifen, was die Wale „sagen“. Natürlich, es sind mehr Fragen, die zurzeit im Raum stehen, als Antworten darauf. Das Ganze steht noch in Kinderschuhen. Aber wenn hier mehr Aufmerksamkeit aufkommt, desto eher gelingt es den Menschen, die Wale zu verstehen, so der Gedankengang des Autors.
Sehr vielversprechend, was im letzten Kapitel als Vision zum Jahr 2055 in Sachen Kommunikation mit Tieren auf S. 332 steht: „Naturfilme können untertiteln werden…“ Da ist noch mehr dazu.
Das Buch ist sehr anschaulich, bildhaft, begleitet von s/w Fotos, sehr zugänglich geschrieben. Besteht zum großen Teil aus Erfahrungen des Autors im Umgang mit Walen und Erfahrungen der Menschen, die er bei seinen Recherchen getroffen hat. Viele Dialoge sind in den Text eingebettet, was das Ganze noch lockerer macht. Eine Frau werde ich wahrscheinlich nicht so schnell vergessen, die sagte, sie trinkt keinen Kaffee und keinen Alkohol, hat sonst auch keine Lasten und braucht insgesamt nicht viel. Was sie aber unbedingt haben muss: Zur Walbeobachtung fahren und den Walen begegnen. Sie, mit ihrer Präsenz, können also süchtig machen.
Es sind noch mehrere Dinge, an die ich in den letzten Wochen, nachdem die letzte Seite umgeblättert wurde, zurückdenken musste. Es hallt also nach. Und die untertitelten Naturfilme zu schauen habe ich mir fest vorgenommen (schmunzel).
Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das man auch als Geschenk/schönes Mitbringsel gern verschenken kann.
Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus: Festeinband in Dunkelblau, Umschlagblatt, Lesebändchen farblich passend dazu. Anmerkungen und weiterführende Literatur, samt Videos, nehmen gut 40 Seiten ein. Register hilft, sich schnell im Buch zurechtzufinden. Hier also volle Punktezahl.

Bewertung vom 07.04.2023
Rauhnächte
Luik, Arno

Rauhnächte


ausgezeichnet

Zwei Richtungen, die sich im Verlauf abwechseln, schlägt sein Buch ein.

Zum einen schreibt er, wie es ihm nach Diagnose Krebs geht. So macht er für andere, z.B. für Angehörige, transparent, wie das Leben nach so einer Diagnose plötzlich aussieht: unzählige Stunden in Wartezimmern, Gespräche mit Ärzten, die Notwendigkeit weitreichende Entscheidungen zu treffen, ohne dass man sich dafür ausreichend qualifiziert erachtet, schlaflose Nächte.

Zum anderen teilt Arno Luik mit den Lesern seine Gedanken über die neusten Entwicklungen in dieser Welt. Die Themen weiß man, wenn man sich vergegenwärtigt, was durch alle Mainstream-Kanäle seit 19 September 2022 bis zum Jahresende lief.

Schonungslos, aussagestark, ohne Rücksicht auf Verluste geht es hier zu. Und genau das ist es, was ich anderen Lesern ans Herz legen möchte. Viel Wahres dran. Die Seite 59 werde ich nie vergessen. Musste ich auflachen. Wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Schon wegen dieser Abbildung lohnt es sich, das Buch aufzuschlagen. Prima auf den Punkt. Und das ist nicht die einzige Stelle in dieser Qualität. Stark ist auch Luiks Kommentar auf Baerbocks Rufe, sie wolle ja Russland vernichten. Das mit dem Cartago, das gibt einem zu denken. Wenn man schon nichts aus der Geschichte gelernt hat.

Die hochwertige Buchgestaltung passt prima zum Inhalt (Festeinband, Umschlagblatt, das gesamte Design) und macht das Buch zu einem guten Geschenk/ netten Mitbringsel.

Fazit: Lesen und weiter sagen. Mit Freunden, Familie etc. die Inhalte diskutieren. Es geht hier um deutlich mehr als der Klappentext verspricht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2023
Satt und unzufrieden
Kremer-Schillings, Willi

Satt und unzufrieden


ausgezeichnet

Ein sehr wichtiges Buch, das unbedingt gelesen und gesamtgesellschaftlich ausdiskutiert gehört. Eine der existentiellen Fragen, die jeden betrifft und über die man kaum emotionslos reden kann, wurde hier zur Sprache gebracht: Wie das Essen hierzulande gemacht wird, gemacht werden darf und wie die Zukunft der Branche aussieht.
Jede Menge Zündstoff steckt in diesem Werk. Und auch deshalb gehört es gelesen und ausdiskutiert.
Nach seiner langjährigen Berufserfahrung als Landwirt schreibt Dr. Kremer-Schillings über die schwierige gegenwärtige Situation der Landwirte: Nicht nur die grundliegenden Konflikte wie Klima-, Umwelt-, Artenschutz kommen hier deutlich zur Sprache, auch die oft unerfüllbaren, diametral gesetzten Forderungen, mit denen sich die Landwirte konfrontiert sehen, und was sie aus der Landwirtschaft machen.
Im letzten Kapitel „Der Blick nach vorn“ liefert Dr. Kremer-Schillings eine realistische Einschätzung, wie es weitergehen wird und äußert zum Schluss seinen Wunsch: „Handeln Sie so, wie Sie reden. Sie wissen jetzt: Wir Bauern können alles. Aber nicht zum Nulltarif.“
Man muss sich nicht in allen Punkten mit dem Autor einverstanden erklären. Das erwartet keiner. Aber!
Es ist wichtig, dass die Menschen über die Lage der Landwirte und um ihre Probleme wissen und entsprechend handeln/einkaufen, denn wer sich stets im Supermarkt von der Maxime „Geiz ist geil“ leiten lässt, sollte lieber nicht die hochqualitative (und hierzulande entsprechend teuer produzierte) Bioprodukte lauthals im Netz und auf den Demos einfordern. Alles hat seinen Preis. Folgende Situation, die keine Seltenheit ist: Der Landwirt hat die Forderungen ernst genommen, entsprechend seine Abläufe angepasst, ggf. neue Maschinen etc. besorgt. Die Herstellungskosten sind entsprechend gestiegen. Nun ist die politisch korrekte Ware da, wird aber im Supermarkt ausgelistet: Der Kunde bezahlt diesen Preis nicht.
Noch mehr Aspekte beinhaltet dieses Werk. Die hier zu bringen, würde den Rahmen sprengen. Besser: Lesen Sie selbst.
So ein Buch, in dem „das Dilemma der Essensmacher“, die wichtigsten Dinge zum Thema „Landwirtschaft heute“ so zugänglich, für jeden leicht verständlich aufbereitet wurde, hat es wirklich gebraucht. Und dafür gilt mein Dank an den Autor und den Verlag.
Fazit: Unbedingt lesen. Für Schulde, Studium, Beruf, Gespräche mit Freunden und Familie liefert es jede Menge Diskussionsstoff und vor allem die Grundlage zum Umdenken und für entsprechendes Handeln.