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Kristina_AL

Bewertungen

Insgesamt 96 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2024
Lil
Gasser, Markus

Lil


sehr gut

Markus Gassers Roman „Lil“ spielt in New York um das Jahr 1880 herum, wo Lillian Cutting sich nach dem Tod ihres Mannes als brillante Unternehmerin entpuppt. Das gefällt natürlich nicht allen, besonders ihr wenig talentierter Sohn Robert möchte seine Mutter aus dem Weg schaffen. Mithilfe eines von völlig verqueren Überzeugungen geleiteten Psychiaters gelingt es, Lil in einer geschlossenen Anstalt unterzubringen; der Weg für Robert ist frei. Doch dank der Unterstützung einiger Freunde gelingt es Lil, sich wieder aufzurichten und Rache zu nehmen an allen, die sie am Boden sehen wollten.

Es fiel mir zugegebenermaßen nicht leicht, in den Roman hineinzufinden. Anfangs war ich noch etwas verwirrt, konnte die Charaktere schlecht einordnen und musste mich mit dem Zwiegespräch Sarahs mit ihrem Hund Miss Brontë erst einmal arrangieren.

Doch schon bald war ich begeistert von den sprachlichen Finessen dieses Buches. Markus Gasser trifft einen Ton, der zum Teil auf humorvolle, teils auf ernste Weise perfekt die Gesellschaftskritik unterstreicht, die großen Raum in seinem Roman einnimmt.

Ich hatte eigentlich eine literarische „Der Graf von Monte Christo“ - Variante erwartet. Natürlich geht es auch um Lils Rache an ihren Peinigern, und doch sind es Themen wie die Rolle der Frau zu dieser Zeit, Machtgier und Geltungssucht, die große Teile des Geschehens bestimmen.

Erschreckend sind die Szenen, in denen die Frauenfiguren demütigenden Äußerungen oder Handlungen ausgesetzt sind oder offener Rassismus die Tischgespräche der feinen Gesellschaft bestimmt.

Sprachlich bekommt „Lil“ von mir fünf Sterne, inhaltlich vergebe ich gerne vier. Hier hätte ich mir Lil als Hauptfigur noch greifbarer gewünscht, auch um ihre Rache noch mehr auskosten zu können; die „Bösen“ waren für mich deutlich präsenter.

Bewertung vom 14.02.2024
Der Sturm - Vergraben / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.4
Sander, Karen

Der Sturm - Vergraben / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Als durch eine Sturmflut ein Teil der Steilküste wegbricht und Knochen freigelegt werden, ruft das Kommissar Thomas Engelhardt und sein Team auf den Plan. Gerade hat man herausgefunden, dass es sich um die Knochen einer Frau handelt, als auch schon das nächste Skelett gefunden wird. Schnell wird die Vermutung laut, dass es sich um Opfer des Darß-Killers handeln könnte, der Ende der achtziger Jahre aktiv war.
Eine CD, die bei den Opfern gefunden wird, gibt allerdings Rätsel auf. Um die beschädigten Daten darauf zu entschlüsseln, wird die Kryptologin Mascha Krieger ins Team geholt, die parallel aber noch mit einem Stalking-Fall und der Suche nach ihren Wurzeln beschäftigt ist.

„Der Sturm -Vergraben“ ist der erste Teil einer neuen Trilogie von Karen Sander, knüpft aber an die vorherige Trilogie an.
Für mich war es ihr erster Roman, sodass ich mich erst ein bisschen orientieren und einfühlen musste, was Protagonisten und Zwischenmenschliches betrifft.
Als mir dies gelungen war, konnte ich mich ganz auf den gut konstruierten Fall einlassen, der einen immer wieder auf falsche Fährten lockt und dadurch nicht langweilig wird. Leicht und flüssig geschrieben mit kurzen Kapiteln, lässt sich dieser Regionalkrimi durchaus gut lesen.
Die Nebenschauplätze haben mich allerdings manchmal leicht verwirrt, weshalb ich das Buch bestimmt besser hätte genießen können, wenn ich die anderen Bände vorher gelesen hätte.
Ein Teil der Geschehnisse wird aufgeklärt, doch der Rest bleibt am Ende im Dunkeln, was mich einerseits etwas unzufrieden zurückgelassen hat, andererseits natürlich neugierig auf Band zwei macht.

Fazit:
Ein gut gelungener Trilogieauftakt, der neugierig macht auf seine Fortsetzung.

Bewertung vom 14.02.2024
Dunkle Wut (MP3-Download)
Krefeld, Michael Katz

Dunkle Wut (MP3-Download)


ausgezeichnet

Gerechtigkeit innerhalb des Rechtssystems kontra gnadenlose Selbstjustiz - das ist das Thema dieses durch und durch stimmigen Thrillers.

„Dunkle Wut“ durfte ich als Hörbuch genießen, worüber ich sehr froh bin, denn Vera Teltz passt mit ihrer angenehm markanten Stimme wirklich perfekt.

Angesiedelt ist dieser rasante Thriller in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen , wo Hauptkommissarin Cecilie Mars zunächst mit einem Vergewaltigungsfall konfrontiert wird, der alte Wunden bei ihr aufreißt. Während ihrer Ermittlungen auch außerhalb der Dienstzeit begeht sie daraufhin einen folgenschweren Fehler, der sich leider nicht so einfach unter den Teppich kehren lässt. Ein Unbekannter hat Cecilie gefilmt und erpresst sie nun. Setzt sie seine wahnsinnigen Pläne nicht um, wird bald jeder wissen, welche Schuld sie an diesem verhängnisvollen Abend auf sich geladen hat.

„Dunkle Wut“ ist endlich mal wieder ein Thriller, der es auch wirklich verdient, so genannt zu werden. Die Atmosphäre ist großstädtisch rau und düster und abgesehen davon, dass die Spannung wirklich konstant hochgehalten wird, sind es die Charaktere, die dieses Buch lebendig werden lassen. Allen voran Lasse und natürlich Cecilie selbst. Das fast liebevolle Miteinander der beiden Kollegen habe ich als sehr angenehm empfunden. Die Hauptkommissarin ist nicht nur eine brillante Ermittlerin, sondern auch eine toughe Frau, was sie auch in alltäglichen Situationen unter Beweis stellt.

Besonders reizvoll fand ich, dass man als Leser gezwungen ist, sich mit dem Thema Gerechtigkeit auseinanderzusetzen. Zuzusehen, wie Cecilie mit inneren Konflikten kämpft und sich immer mehr verstrickt, hat mich bis zum Schluss mitfiebern lassen.

Fazit

Für zarte Gemüter vielleicht weniger geeignet, Thrillerfans sollten jedoch unbedingt zugreifen!

Bewertung vom 05.02.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


sehr gut

„Lichtungen“ von Iris Wolff erzählt die Geschichte von Lev und Kato, zwei Menschen, die seit der Kindheit eine besondere Freundschaft verbindet. So steht es in der Inhaltsangabe.

Ich habe das allerdings ein wenig anders empfunden. Erzählt wird hauptsächlich die Geschichte von Lev. Über ihn erfahren wir Einiges; wie er in einem rumänischen Dorf aufwächst, die politische Lage innerhalb der Familie für Spannungen und Veränderungen sorgt und wie er zu einem Mann heranwächst, der seinen eigenen Weg sucht. Das alles erleben wir nicht wie üblich in chronologischer Reihenfolge, sonder sozusagen im Rückwärtsgang. Das Buch beginnt mit Lev im Erwachsenenalter und geht dann langsam in der Zeit zurück. Was ich zunächst wirklich innovativ und interessant fand, hat mich dann doch im Laufe der Lektüre nicht ganz begeistern können. Für mich hätten mehr Tiefe und Dramatik entstehen können, wenn die Geschichte ihren normalen Lauf genommen hätte.

Kato ist für mich als Charakter schlecht greifbar gewesen, da sie nicht wie Lev im Mittelpunkt des Geschehens steht. Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass die angekündigte große Freundschaft der beiden eher in den Hintergrund gerückt ist.

Wenn man sich jedoch von diesen Erwartungen löst, ist „Lichtungen“ ein wundervoller Roman über Familie, Wurzeln und das Erwachsen werden. Alles vor dem Hintergrund eines rumänischen Dorfes, das mit den Folgen der politischen Willkür seiner Machthaber zu kämpfen hat.

Auch sprachlich war dieses Buch auf jeden Fall ein Highlight für mich. Man findet einfach so viele wunderschöne Sätze, die ganz leise daherkommen und dabei eine ungeheure Wucht erzeugen.



Dies war mein erstes Buch der Autorin, doch ich werde sicher noch das ein oder andere von ihr lesen.

Bewertung vom 02.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


ausgezeichnet

Abwechselnd begleiten wir den Serienmörder Ansel Packer während der letzten Stunden vor seiner Hinrichtung und bekommen in Rückblicken einen Eindruck davon, wie es dazu gekommen ist.
Aus Sicht der Mutter, der Schwester einer Freundin und einer Kommissarin erfahren wir, wie sie die Person Ansel erlebt haben und wie er das Leben der Frauen beeinflusst hat. Doch auch ihr Handeln hatte Auswirkungen auf sein Leben und so stellt man sich zusammen mit den Charakteren die Frage „Was wäre gewesen wenn ?“


Ansel Packer - ein Name , der mir auch nach Ende der Lektüre einfach nicht aus dem Kopf geht. So gut hat es die Autorin verstanden, diesen Charakter mit Emotionen zu verknüpfen, die tief unter die Haut gehen. Vielfältig sind sie, diese Gefühle, die man durch das Buch hinweg entwickelt. Von Mitleid und tiefer Traurigkeit über Abscheu, Wut und Genugtuung.
Anders als in anderen Thrillern über Serienmörder, stehen hier nicht die abscheulichen Taten im Vordergrund, sondern die Frauen, die den Täter im Leben ein Stück begleitet haben. Jeder von ihnen kommt mehr oder weniger eine Schlüsselrolle zu.
Besonders beeindruckend fand ich, wie die Autorin die Atmosphäre der zum Teil trostlosen geradezu verwahrlosten Lebensumstände eingefangen hat. Die bedrückende Stimmung zieht sich durch den gesamten Roman, nur unterbrochen von kleinen Momenten der Hoffnung und Menschlichkeit.
Nachdem ich mit dem Cover zunächst nicht soviel anfangen konnte, bin ich jetzt einfach unfassbar froh, dieses Buch gelesen zu haben.


Fazit

„Notizen zu einer Hinrichtung“ ist fesselnd wie ein Thriller und gleichzeitig bewegend wie ein Drama.

Bewertung vom 27.01.2024
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


gut

Vor zehn Jahren geschah auf der irischen Insel Inishmore ein furchtbares Unglück bei dem Caras Ehemann Cillian ums Leben kam. Diesen Todestag wollen sie und die gemeinsamen Freunde von damals zum ersten Mal gemeinsam „feiern“, weshalb sich alle auf der besagten Insel einfinden. Doch nicht nur ein heftiger Schneesturm, der für Chaos sorgt, sondern auch der Fund einer Leiche überschatten das Treffen. Plötzlich traut keiner mehr dem anderen und jeder ist verdächtig.

Auf „Schneesturm“ von Triona Walsh hatte ich mich sehr gefreut, da mich das Cover und auch der Klappentext sehr angesprochen hatten. Dieser Thriller versprach atemlose Spannung mit dramatischen Wendungen vor toller Kulisse.

Leider war aber vieles in diesem Thriller nicht stimmig genug, um echte Spannung aufkommen zu lassen. Wenn man sich ständig Logikfragen stellen muss, lenkt es einfach zu sehr vom Geschehen ab. Die angekündigten Wendungen waren eher viele kleine Andeutungen, die aber nirgendwohin geführt haben. Manche Nebenschauplätze hätte es für meinen Geschmack auch überhaupt nicht gebraucht.

Doch am meisten bedauert habe ich, dass ich einfach keinen Zugang zu den Charakteren finden konnte. Da fällt es natürlich schwerer, mitzufiebern bzw. mitzuleiden. So blieb „Schneesturm“ leider hinter meinen Erwartungen zurück.

Dass ich drei Sterne vergeben möchte, liegt daran, dass das Ende mich doch noch positiv überraschen konnte, hier kam eindeutig Krimistimmung auf, die ich mir schon vorher so sehr gewünscht hatte. Das Setting ist toll gewählt und die Geschichte hätte an sich viel Potenzial gehabt.

Fazit

Meine Erwartungen an einen Thriller wurden hier leider nicht unbedingt erfüllt. Für alle, die sich neu in diesem Genre bewegen, ist es aber vielleicht genau das Richtige.

Bewertung vom 27.01.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


ausgezeichnet

Mrs King, die in der luxuriösen Villa Mayfair House in London für die Haushaltsführung zuständig ist, wird von einem auf den anderen Tag entlassen. Doch anstatt sich mit dieser Tatsache abzufinden, mobilisiert Mrs King eine illustre Gruppe weiblicher Komplizinnen, die ihr helfen sollen, einen Coup ungeahnten Ausmaßes zu verwirklichen. Miss de Vries, die Tochter des vor kurzem verstorbenen Hausherrn von Mayfair House, plant einen Kostümball für die feinste Gesellschaft Londons. Und genau das soll der Abend werden, an dem Mrs Kings Truppe die Villa komplett ausräumen will.



Was für ein unfassbarer Plan - unmöglich umsetzbar ! Das war mein erster Gedanke, als ich den Klappentext dieses Buches las. Das wunderschöne Cover hatte mich schon neugierig gemacht, doch nach der kurzen Beschreibung des Inhalts war ich komplett neugierig.

Der Roman beginnt im Jahr 1905 mit der Entlassung Mrs Kings, die mir von ihrem ersten Auftritt an sympathisch war. Akribisch plant sie einen Raub, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Während die Gäste des Kostümballs sich im Erdgeschoss vergnügen, will Mrs King die mondäne Villa bis auf das Kleinste ausräumen.

Dieser Plan, sowie die Rekrutierung der Helferinnen ist schon unglaublich unterhaltsam. Die Charaktere, die der Autor geschaffen hat, sind bunt zusammengewürfelt und einfach unwiderstehlich. Sei es Mrs Bone, die sich mit zweifelhaften Machenschaften einen Namen in der Unterwelt gemacht hat; Winnie, deren Traum es ist, einen Hutladen zu eröffnen, eine verkannte Schauspielerin, die während des Coups die Rolle ihres Lebens spielt oder die „Jane“ Zwillinge. Sie alle sind mir im Laufe des Romans ans Herz gewachsen, ließen mich bis zum Schluss mitfiebern, ob alle es schaffen, ungeschoren davonzukommen.

Die feine Gesellschaft kommt bei Alex Hay nicht wirklich gut weg. Miss de Vries ist kühl und berechnend und auch ihr Auserkorener steht dem in nichts nach.

Ungefähr ab der Hälfte des Buches beginnt der Tag des großen Coups und es macht einfach Spaß zu lesen, mit wieviel Kalkül und Dreistigkeit die Komplizinnen ans Werk gehen. Schlagfertig und kreativ reagieren sie auf alles Unvorhergesehene.

Doch es ist nicht nur ein simpler Raub, dessen Geschichte der Autor hier erzählen möchte. Vielmehr geht es außerdem um Familienbande, Gier und Gerechtigkeit.



Fazit

Ein unglaublich unterhaltsamer Roman mit tollen Charakteren, der mich mit seiner Vielschichtigkeit überrascht hat.

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Bewertung vom 05.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Um es gleich vorab zu sagen: Ich habe dieses Buch geliebt! Mehr als 700 Seiten über die Beziehung eines Paares zu schreiben - ich wollte unbedingt wissen, ob und wie das gelingen kann. Mein Fazit : Trotz ein paar Längen zwischendurch ist „Wellness ein absolut beeindruckendes Werk des Autors Nathan Hill.

Elizabeth und Jack lernen sich in den 1990 er Jahren auf eher unkonventionelle Art und Weise kennen und sind sich schnell sicher, im Anderen einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Doch die Realität, in Form von Immobilien, Kind, Gesellschaft, und auch die Schatten der Vergangenheit lassen im Laufe der Zeit tiefe Risse in dem zuvor unberührbaren Kosmos des Paares entstehen.



Ungeheuer scharfsinnig beleuchtet der Autor die Beziehung der beiden in all ihren Facetten. Unerlässlich sind deshalb die Rückblicke in die Vergangenheit von Elizabeth und Jack, die bestimmte Verhaltensweisen der beiden in der Gegenwart nachvollziehbar machen. Zwischendurch gab es zwar die ein oder andere Passage, die ruhig etwas kürzer hätte ausfallen können, jedoch hat dies meiner Liebe zu diesem Buch nicht geschadet. Immer wieder fühlte ich mich ertappt, wenn es um Empfindungen oder Befindlichkeiten ging; sei es im Gefühlsleben der Protagonisten oder was den Bereich „Wellness“ betrifft, so heißt die Firma für die Elizabeth arbeitet. Diese beschäftigt sich unter anderem mit der Beurteilung gesundheitsfördernder Maßnahmen bzw. Placebos.

Die Erinnerungen an die Kindheit und Jugend der beiden haben mich sehr berührt. Sie zeigen auf sehr eindrucksvolle Weise, wie diese Lebensphase das weitere Leben und Handeln beeinflussen kann.



Nathan Hill ist für mich ein großartiger Erzähler, der mit „Wellness“ einen ausdrucksstarken Roman geschaffen hat, der viele Themen unserer Zeit aufgreift.

Bewertung vom 05.01.2024
Endling
Schreiber, Jasmin

Endling


gut

Wir schreiben das Jahr 2041 als Zoe, Biologin in Frankfurt, in ihre Heimat zurückkehrt, um sich um ihre 16 jährige Schwester und ihre schrullige Tante Auguste zu kümmern. Keine leichte Aufgabe, denn Hanna steckt mitten in der Pubertät und Auguste hat aufgrund von Angstzuständen das Haus seit Jahren nicht verlassen. Zoes Mutter, die diese Aufgabe sonst erfüllt, begibt sich aufgrund ihrer Alkoholabhängigkeit nämlich für einige Wochen in eine Reha.
Als dann auch noch Augustes Freundin spurlos verschwindet, überschlagen sich die Ereignisse und die drei Frauen beschließen, sich auf eine abenteuerliche Suche nach ihr zu begeben.

Für mich war „Endling“ das erste Buch der Autorin Jasmin Schreiber, aber natürlich hatte ich schon viel Gutes über die Vorgänger gelesen. Mit relativ hohen Erwartungen ging ich also diesen Roman an, die auch in der ersten Hälfte zum großen Teil erfüllt wurden.
Der Anfang des Buches hat mich richtig begeistert. Die Vorstellung von einer Welt, zeitlich nicht wirklich weit entfernt, in der Pandemien und Klimawandel dazu geführt haben, dass die Menschen gesellschaftliche Rückschritte vollzogen haben, war so beängstigend, gerade weil es zum Teil realistisch ist.
Die dystopischen Elemente der Geschichte fand ich genauso faszinierend wie die botanischen Erläuterungen. Zusätzlich zu dem, was die Welt bewegt wartet Jasmin Schreiber noch mit allerlei anderen schweren Themen wie Alkoholismus und Angstzuständen auf, die allerdings mit solch einer humorvollen Nüchternheit beschrieben werden, dass sie leichter zu ertragen sind.

Im zweiten Teil driftet die Geschichte für meinen Geschmack dann leider zu sehr ins Mystische ab, was ich so überhaupt nicht erwartet hatte. Ein mysteriöser Wald, ein reines Frauendorf - Vieles wird auf dem Roadtrip der Frauen in die Handlung hineingeworfen, ohne wirklich aufgeklärt zu werden. Hier hätte eine etwas realistischere Erklärung der Handlung bestimmt gut getan.
Das Buch war schön zu lesen, insgesamt hat mir aber die Tiefe gefehlt, die der Anfang des Romans angedeutet hatte.

3,5 Sterne