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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2018
Tod in Schmargendorf
Blum, Karla

Tod in Schmargendorf


sehr gut

Ein humorvoller Berlinkrimi mit einer Bücher liebenden Hobbydetektivin
Die alleinerziehende Krimibuchhändlerin Wanda gerät zufällig in einen Mordfall hinein, als sie das Wechselgeld für die Ladenkasse holen will. Doch anstatt froh zu sein, dass sie nur als Zeugin aussagen muss, nimmt sie den Vorschlag ihrer Freundin und Ladenbesitzerin Miriam an und beginnt selbst zu ermitteln. Dabei stößt sie nicht nur auf einige verdächtige Bewohner eines Altenheimes, die sie durch einen Krimi-Lesekurs kennenlernt, sondern auch über einen jungen Mann, der auf dem Dachboden des Hauses merkwürdige Dinge tut. Und dann gibt es da noch einen Kommissar, der verdammt gut aussieht und der ihr bei ihren Nachforschungen regelmäßig in die Quere kommt. Vor allem, als ein zweiter Mord geschieht und Wandas Sohn Josh in höchste Gefahr gerät.

"Tod in Schmargendorf" ist ein humorvoller Berlinkrimi, der in dem beschaulichen Ortsteil Schmargendorf angesiedelt ist, wo auch heute noch eine eher kleinstädtische Atmosphäre herrscht. Hier kennt man sich und deshalb sind die Schmargendorfer geschockt, als mitten in ihrer Idylle ein Mord geschieht. Aber nicht etwas der Tod des netten Bankers steht im Mittelpunkt des kriminellen Geschehens, sondern die mit einer ordentlichen Portion Fantasie gesegnete Krimibuchhändlerin Wanda, die den hinterlistigen Täter mit Feuereifer überführen will. Dass sie dabei ordentlich übers Ziel hinausschießt, bleibt nicht aus und so sind jede Menge lustige Szenen und amüsante Wortwechsel vorprogrammiert, bis das Verbrechen aufgeklärt werden kann.

Der Schreibstil von Karla Blum, die bereits unter ihrem richtigen Namen erfolgreich Romane verfasst hat, ist flüssig und versteht es trotz der anfänglich noch vorherrschenden Ereignislosigkeit, den Leser in Wandas aufregendes Leben zu ziehen. Dort lernt er neben der erfrischend spontan agierenden Krimibuchhändlerin auch eine Reihe an weiteren Figuren kennen, die liebevoll gezeichnet worden sind. Wie Wandas Chefin Miriam, deren nach außen sichtbare Perfektion kleine, kaum wahrnehmbare Schwächen überdeckt oder eine nette Dame aus dem Altenheim, die trotz schäbiger Kleidung immer die neuesten Krimis kauft. Und plötzlich kehrt mit Voranschreiten der Ermittlungen auch eine greifbare Spannung in die Handlung ein, die sich im Finale mit einem ordentlichen Knall entlädt.

Fazit:
Es macht Spaß, den mit einer tollen Atmosphäre, einer ordentlichen Portion Humor und einem rätselhaften Fall einhergehenden Krimi zu lesen. Zwar wird die Spannung nur langsam aufgebaut, dafür aber fühlt man sich als Leser mit Wanda in der Krimibuchhandlung richtig wohl. Und außerdem gibt es neben einigen undurchsichtigen Figuren auch liebenswerte Heimbewohner und einen Kommissar, der genau wie die sympathische Krimibuchhändlerin Wanda hoffentlich noch öfter in Erscheinung tritt.

Bewertung vom 19.09.2018
Das andere Haus
Fleet, Rebecca

Das andere Haus


gut

Ein Psychodrama mit Schwächen

Um ihre Ehe zu retten, die in letzter Zeit problematisch war, planen Caroline und Francis einen Urlaub zu zweit, der sie in einen Vorort von London führt. Dort haben sie mit einem Hausbesitzer getauscht, der die nächsten Tage in ihrer kuscheligen Stadtwohnung verbringen wird. Doch kaum sind sie in dem viel zu karg eingerichteten Domizil angekommen, häufen sich merkwürdige Vorfälle und Caroline erkennt, dass sie das Opfer einer perfiden Intrige geworden ist. Denn im Badezimmer stößt sie auf einen Rosenstrauß, der eine ganz besondere Bedeutung für sie besitzt, oder findet ein Rasierwasser, dessen Duft sie nur allzu gut kennt. Und während sie von Panik getrieben bemerkt, dass sich ein dunkles Kapitel aus ihrer Vergangenheit erneut in ihr Leben drängt, fragt sie sich, was ihr Widersacher mit seinem Angst einflößenden Verwirrspiel bezweckt.

„Das andere Haus“ ist das Thriller-Debüt, der in London lebenden und in der Marketingbrache arbeitenden Autorin Rebecca Fleet, die bereits auf den ersten Seiten des Buches die Neugier des Lesers zu wecken versteht. So fragt er sich zum einen mit einer bösen Vorahnung im Bauch, wer denn der unbekannte Stalker ist, der ohne Skrupel zu hegen, Carolines Sachen nach Geheimnissen durchwühlt. Oder spürt zum anderen die wachsende Bedrohung in dem unbewohnt scheinenden Haus, in dem immer wieder aufs Neue seltsame Dinge geschehen. Dabei versteht es Rebecca Fleet wunderbar, mit der Wahrnehmung ihrer Figuren zu spielen und gibt dem Leser gleichzeitig die Chance, tief in ihre Gedanken zu schauen. Dorthin, wo er durch vage Andeutungen erste Hinweise erhält, um den Angst einflößenden Vorkommnissen auf den Grund zu kommen.

Ein bildhafter und flüssig zu lesender Schreibstil sowie die Kunst, mit wenigen Details viel zu erzählen, sorgen dafür, dass der Leser schnell in den Bann der Geschichte gerät. Allerdings flaut die Spannung nach einem anfänglichen Höhepunkt viel zu schnell ab und macht einer schwelenden Ungewissheit Platz, deren Ursache lange Zeit offenbleibt. Dafür aber lernt der Leser die Figuren besser kennen, die das Geschehen bestimmen, begleitet sie in der Gegenwart und Vergangenheit und begreift, was der Auslöser für die verhängnisvollen Vorkommnisse war. Doch trotz des auf einer interessanten Idee beruhenden Plots und der subtil in Szene gesetzten Rachegelüste fehlt es der Handlung an ausreichend dramatischen Szenen, um nervenaufreibend zu sein und an überbordenden Gefühlen, die wichtig für den Erfolg eines Thrillers sind.

Fazit:
Ein subtil erdachten Psychothriller, der leider zu seicht ausfällt und das in ihm schlummernde Potenzial nicht richtig nutzt. Zwar wird der Leser gut unterhalten und vor allem lange auf die Folter gespannt. Doch von einem Thriller, der ein verwirrendes und beunruhigendes Leseerlebnis verspricht, erwartet man einfach mehr.

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Bewertung vom 21.08.2018
Vier.Zwei.Eins.
Kelly, Erin

Vier.Zwei.Eins.


sehr gut

Eine verhängnisvolle Suche nach der Wahrheit

Naturphänomene haben schon immer eine enorme Anziehungskraft auf uns Menschen ausgeübt. Wie auf Kit, der gemeinsam mit einem Freund zu den Färöer-Inseln reist, um eine Sonnenfinsternis zu erleben. Allerdings bleibt seine hochschwangere Freundin Laura in dieser Zeit alleine zu Hause, was Kit nicht wirklich gefällt. Denn sechzehn Jahre zuvor ist während einer solchen Sonnenfinsternis etwas Schreckliches geschehen, das ihnen noch immer zu schaffen macht. So wurde Laura Zeugin einer Vergewaltigung und wird seit dem vom Opfer verfolgt. Nur eine Flucht unter falschem Namen und an einen geheimen Ort hat sie vor ihr retten können. Und tatsächlich, kaum ist Kit weg, steht Beth erneut vor Lauras Tür und eine verhängnisvolle Suche nach der Wahrheit nimmt ihren Lauf.

Erst sind es nur Andeutungen, dann werden es Tatsachen. Die amerikanische Autorin Erin Kelly versteht es, ihre Leser neugierig zu machen und mit der Frage zu beschäftigen, was auf einem Festival während einer Sonnenfinsternis in Cornwall geschehen ist. In zwei Zeitebenen mit wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Kit und Laura abwechselnd erzählt, geht sie dem fatalen Geschehen nach und entblättert allmählich, welche Schuld jeder Einzelne der Beteiligten auf sich geladen hat. Denn obwohl es damals augenscheinlich ein Verbrechen gab, sind die Umstände der entwürdigenden Tat auch sechzehn Jahre danach nicht vollständig geklärt. Deshalb geschieht es, dass plötzlich Erstaunliches ans Tageslicht tritt und die damaligen Ereignisse in einem neuen Licht erscheinen.

Laura, Kit, Beth und auch Jamie sind allesamt keine Sympathieträger. Sie bleiben die Handlung hindurch unnahbar, wobei Laura diejenige ist, die der Leser am ehesten versteht. Wohl auch, weil ihre Schilderungen den größten Teil der Handlung bestreiten und er sie am besten kennenlernt. Demgegenüber agiert ihr Ehemann Kit eher im Hintergrund, während Beth verantwortlich für die immer wieder auftauchenden Probleme ist. Und dann gibt es da noch Jamie, der als narzisstisch veranlagter Sohn reicher Eltern nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden kann. Sie alle sorgen in einem verwirrenden Zusammenspiel dafür, dass lange Zeit nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterschieden werden kann.

Fazit:
"Vier.Zwei.Eins.: 4 Menschen, 2 Wahrheiten, 1 Lüge" ist ein clever erdachter Roman, in dem der Leser immer wieder ausloten muss, wem er glauben kann und wem nicht. Und obwohl die Handlung stellenweise etwas konstruiert erscheint und das Ende reine Geschmackssache ist, bleibt die Spannung konstant und treibt den Leser Seite für Seite voran.

Bewertung vom 21.07.2018
Wähle den Tod
Herrmann, Jutta Maria

Wähle den Tod


sehr gut

Ein spannender Thriller, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt

Es ist ein ganz normaler Tag, an dem Jana Langenfeld den gutmütigen Hund der Familie blutüberströmt im Garten findet und weiß, dass ihre Vergangenheit nicht für jeden vergessen ist. Denn es gab eine Zeit, in der sie nicht als Gattin eines Politikers und zweifache Mutter glücklich war, sondern fürchterliche Dinge geschehen sind. Nun aber ist ihr Leben perfekt und deshalb tut Jana alles dafür, dass es für immer so bleibt. Sie schreckt weder vor Lügen zurück oder davor, ihren Ehemann schamlos zu hintergehen. Doch jede Sünde hat ihren Preis. Und so kommt es, dass sie plötzlich vor einem Scherbenhaufen steht, als ihre Kinder spurlos verschwunden sind und der Entführer ein tödliches Ultimatum stellt.

„Wähle den Tod“ ist der vierte Thriller, den die Wahlberlinerin Jutta Maria Herrmann geschrieben hat und mit dem sie den Beweis antritt, dass Angst die menschliche Seele zerstört. Denn nichts anderes ist mit ihrer Hauptfigur Jana geschehen, die auf ein gutes Leben bedacht, das eines anderen ruiniert. Eine Schuld, die Jana in ihrer Jugend auf sich geladen hat und die nun, wie ein Damoklesschwert über ihre Familie schwebt. So wird der Leser zum Zeugen, wie ein Unbekannter ohne Skrupel zu hegen in ihre heile Welt eindringt und diese mit Angst und Schrecken im Gepäck auf qualvolle Weise zum Zerbersten bringt.

Die mit einer subtilen Spannung untermauerte Handlung wird in chronologischer Reihenfolge erzählt, wobei zwei Perspektiven zum Tragen kommen. Da ist zum einen Jana selbst, die mysteriöse Vorfälle durchlebt und sich mit zunehmender Panik immer mehr in ihrem Lügengebäude verstrickt. Zum anderen findet dich daneben ein zweiter Handlungsstrang statt, der Janas Tochter Kim in den Mittelpunkt der Ereignisse stellt und sie für die Missetaten ihrer Mutter büßen lässt. Aber auch der kleine Max wird in diesem für alle Beteiligten mit Gefahren verbundenen Durcheinander nicht verschont und folgt seiner Schwester auf dem Fuß.

Als Hauptfigur hat Jutta Maria Herrmann mit Jana Langenfeld einen labilen Charakter gewählt, der durch seine gut gehüteten Geheimnisse unberechenbar bleibt. Dadurch bringt sie eine gewollte Unsicherheit in das Geschehen, das in Verbindung mit den vielen merkwürdig Vorkommnissen lange Zeit nicht zu durchschauen ist. Allerdings lässt die gekonnt erzeugte Spannung zum Ende hin ein wenig nach und macht einem viel zu vorhersehbaren Finale Platz. Hier wäre etwas mehr Raffinesse schön gewesen, damit der Leser auch auf den letzten Seiten der Auflösung entgegenfiebern kann.

Fazit:
Ein spannender Lesegenuss, der auf erschreckende Weise zeigt, wozu Menschen fähig sind und am Besten in einem Rutsch verschlungen wird.

Bewertung vom 23.06.2018
Ich räche dich / Detective Ray Drake Bd.2
Hill, Mark

Ich räche dich / Detective Ray Drake Bd.2


sehr gut

Ein düsterer Thriller, der die Vergangenheit geschickt mit der Gegenwart verknüpft

Simon und Melinda Harrow kommen vorzeitig aus dem Urlaub zurück und finden in ihrer Küche zwei Fremde vor, die an ihrem Esstisch sitzen. Ein Schock, der ihnen in in alle Glieder fährt und der Beginn eines grausamen Martyriums ist. Denn anstatt die unangenehme Situation zu klären, sind sie kurz darauf tot und ihre Mörder verlassen ungesehen das Haus. Ein Fall, der überaus rätselhaft erscheint und trotz umfangreicher Spuren am Tatort nicht gelöst werden kann. Erst als der nächste Hausbesitzer ermordet in seinem Badezimmer liegt, kommt Bewegung in die Ermittlungen und die beiden verantwortlichen Detectives werden mit einer Serie an Verbrechen konfrontiert, deren Ursprung weit in der Vergangenheit liegt.

„Ich räche dich“ ist nach "Ich vergebe nicht" der zweite Thriller des Journalisten, Drehbuchautoren und Radioproducers Mark Hill, der mit Ray Drake einen Detective ins Rennen schickt, dessen Kindheit ein dunkles Geheimnis in sich birgt. Deshalb ist die Situation zwischen ihm und seiner Kollegin Flick Crowly auch zu Beginn der Ermittlungen überaus angespannt, was sich negativ auf seine Arbeit auswirkt. Doch nicht nur die beiden Polizisten plagen sich mit privaten Problemen und ungeklärten Ereignissen aus der Vergangenheit herum. Auch die Adoptivgeschwister Tatia und Joel sowie Joel Schwester Poppy bleiben vor Auseinandersetzungen nicht verschont, was verheerende Folgen für alle Beteiligten hat.

Geschrieben wurde der Thriller in einem eher sachlichen Stil, der wenig Platz für Emotionen lässt, dafür aber eine hohe Glaubwürdigkeit besitzt. Mit akribisch geschilderten Ermittlungen, handfesten Dialogen und einer düsteren Atmosphäre geht er einher und lässt seine Leser einen ungeschönten Blick in den Alltag der Detectives werfen, der vom Grauen geprägt, deprimierend ist. Vor allem deshalb bleibt die Spannung manchmal auf der Strecke, während Mark Hill jederzeit die Möglichkeit einräumt, über Motiv und Täter zu spekulieren. Wer das mag, wird seine Freude an Ray Drakes zweitem Fall haben, der erst ganz zum Schluss verrät, wer und was hinter den verbrecherischen Machenschaften steckt.

Fazit:
Ein düsterer Thriller, der die Vergangenheit geschickt mit der Gegenwart verknüpft und dabei realistisch und wendungsreich in Erscheinung tritt.

Bewertung vom 23.06.2018
Eiskalte Freundschaft - Ich werde nie vergessen
Marshall, Laura

Eiskalte Freundschaft - Ich werde nie vergessen


sehr gut

Ein düsterer Thriller, der die Vergangenheit geschickt mit der Gegenwart verknüpft

Simon und Melinda Harrow kommen vorzeitig aus dem Urlaub zurück und finden in ihrer Küche zwei Fremde vor, die an ihrem Esstisch sitzen. Ein Schock, der ihnen in in alle Glieder fährt und der Beginn eines grausamen Martyriums ist. Denn anstatt die unangenehme Situation zu klären, sind sie kurz darauf tot und ihre Mörder verlassen ungesehen das Haus. Ein Fall, der überaus rätselhaft erscheint und trotz umfangreicher Spuren am Tatort nicht gelöst werden kann. Erst als der nächste Hausbesitzer ermordet in seinem Badezimmer liegt, kommt Bewegung in die Ermittlungen und die beiden verantwortlichen Detectives werden mit einer Serie an Verbrechen konfrontiert, deren Ursprung weit in der Vergangenheit liegt.

„Ich räche dich“ ist nach "Ich vergebe nicht" der zweite Thriller des Journalisten, Drehbuchautoren und Radioproducers Mark Hill, der mit Ray Drake einen Detective ins Rennen schickt, dessen Kindheit ein dunkles Geheimnis in sich birgt. Deshalb ist die Situation zwischen ihm und seiner Kollegin Flick Crowly auch zu Beginn der Ermittlungen überaus angespannt, was sich negativ auf seine Arbeit auswirkt. Doch nicht nur die beiden Polizisten plagen sich mit privaten Problemen und ungeklärten Ereignissen aus der Vergangenheit herum. Auch die Adoptivgeschwister Tatia und Joel sowie Joel Schwester Poppy bleiben vor Auseinandersetzungen nicht verschont, was verheerende Folgen für alle Beteiligten hat.

Geschrieben wurde der Thriller in einem eher sachlichen Stil, der wenig Platz für Emotionen lässt, dafür aber eine hohe Glaubwürdigkeit besitzt. Mit akribisch geschilderten Ermittlungen, handfesten Dialogen und einer düsteren Atmosphäre geht er einher und lässt seine Leser einen ungeschönten Blick in den Alltag der Detectives werfen, der vom Grauen geprägt, deprimierend ist. Vor allem deshalb bleibt die Spannung manchmal auf der Strecke, während Mark Hill jederzeit die Möglichkeit einräumt, über Motiv und Täter zu spekulieren. Wer das mag, wird seine Freude an Ray Drakes zweitem Fall haben, der erst ganz zum Schluss verrät, wer und was hinter den verbrecherischen Machenschaften steckt.

Fazit:
Ein düsterer Thriller, der die Vergangenheit geschickt mit der Gegenwart verknüpft und dabei realistisch und wendungsreich in Erscheinung tritt.

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Bewertung vom 04.05.2018
Die Insel der Zitronenblüten
Campos, Cristina

Die Insel der Zitronenblüten


sehr gut

Ein gefühlvoller Roman, der von seinen Gegensätzen lebt.

Die spanische Ärztin Marina ist gemeinsam mit ihrem deutschen Freund Mathias in Äthiopien unterwegs, wo sie für die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ tätig ist. Ein Einsatz, der ihr viel abverlangt, sie aber gleichzeitig sehr glücklich macht. Deshalb fällt es Marina auch unheimlich schwer, in ihre Heimat zurückzukehren, wo sie gemeinsam mit ihrer Schwester Anna das Erbe einer Unbekannten antreten soll. Doch kaum ist Marina dort angekommen, verliebt sie sich in die alte Bäckerei und plötzlich kann sie dem Duft des Zitronenbrotes nicht widerstehen, während sie einem alten Familiengeheimnis auf die Schliche kommt.

"Die Insel der Zitronenblüten" ist das Romandebüt der aus Barcelona stammenden Castingagentin Christina Campos, die neben ihrer Arbeit für Film und Fernsehen leidenschaftlich gerne schreibt. Mit ihrer Geschichte um die engagierte Ärztin Marina, die nach einer Erbschaft ihre Liebe fürs Backen entdeckt, gelingt es ihr, einen anfänglich sehr ernsten und bewegenden, später dann aber eher unterhaltsamen Familienroman zu Papier zu bringen. Dabei sind es vor allem die Schilderungen über ihre Arbeit in Äthiopien und der ständige Kampf gegen Armut und Elend, der betroffen macht, während die Aufarbeitung der Familiengeschichte in Mallorca angenehm leicht und ein wenig geheimnisvoll in Erscheinung tritt.

Die Figuren selbst sind sehr gegensätzlich. So lernt der Leser zum einen Marina und Mathias kennen, die ein karges Leben in Kauf nehmen, um den Ärmsten der Welt medizinische Hilfe zu bieten. Und zum anderen trifft er auf Anna und ihren Mann Armando, die sehr oberflächlich sind und sich nur über ihren äußeren Schein und ihre Besitztümer definieren. Kein Wunder also, dass es zu Reibereien kommt, als sich die beiden Schwester nach Jahren der Funkstille wiedersehen und über die Verwendung des erhaltenen Erbes entscheiden müssen. Ein Konflikt, der authentisch geschildert ist und dazu führt, dass Marina und Anna einander näherkommen.

Fazit:
Ein gefühlvoller Roman, der von seinen Gegensätzen lebt und neben einigem Tiefgang auch eine gewisse Leichtigkeit besitzt.

Bewertung vom 20.04.2018
DUMPLIN'
Murphy, Julie

DUMPLIN'


sehr gut

Ein Mut machender Jugendroman

Willowdean hat schon einige Diäten hinter sich gebracht und es nicht geschafft, schlank zu werden. So, wie ihre Mutter, die früher einmal einen Schönheitswettbewerb gewonnen hat und ihre pummelige Tochter immer nur Dumplin nennt. Doch Willowdean selbst fühlt sich in ihrer Haut pudelwohl und sieht es überhaupt nicht ein, dass sie daran etwas ändern soll. Bis zu dem Tag, als sie sich plötzlich in den ungemein sportlichen und gut aussehend Bo verliebt und einen Kuss von ihm erhält. Von nun an hadert Willowdean mit ihrer Figur und meldet sich deshalb bei „Miss Teen Blue Bonnet“-Schönheitswettbewerb an, weil sie sich und der ganzen Welt beweisen will, dass ein paar Speckröllchen mehr oder weniger überhaupt nicht wichtig sind.

"Dumplin" ist ein Mut machender Jugendroman, der von einem sechzehnjährigen Mädchen erzählt, das mit einigen Pfunden zu viel durchs Leben geht. Und obwohl einige Schulkameraden lästern und sie nicht gerne im Badeanzug durch die Gegend spaziert, macht sich Willowdean nicht übermäßig viel daraus und nennt sie sich selbst "die Dicke vom Dienst". Denn Willowdean hat das, was man Selbstbewusstsein nennt und wird eines Tages nur schwach, weil ihr heimlicher Schwarm Bo mehr als nur eine Freundschaft will. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, greift Willowdean die spottende Meute an und zeigt ihnen auf, wie oberflächlich und dumm sie und ihre Schönheitsideale wirklich sind.

Geschrieben wurde der mit einem Augenzwinkern und viel Herz verfasste Roman von Julie Murphy, die in Texas lebt und nach eigenen Angaben stets auf der Suche nach dem perfekten Stück Käsepizza ist. Wahrscheinlich deshalb nimmt man ihr die spürbare Lebenslust und die aufkommenden Selbstzweifel ihrer Heldin jederzeit ab, da sie selbst kein Verfechter des öffentlich zelebrierten Diätwahns ist. Aber nicht nur Willowdeans Gefühle und ihre Entwicklung zu einer starken und von sich überzeugten Frau stehen im Mittelpunkt des Romans. Auch die kritische Auseinandersetzung mit Vorurteilen und falschen Idealen erhält seinen Platz. Allerdings sollte der Leser nicht zu viel Tiefgang erwarten. Denn unterhalten soll die turbulente Geschichte rund um ein pummeliges Mädchen schließlich auch.

Fazit:
Eine tolle Geschichte für jugendliche Leser, die ein brisantes Thema zum Inhalt hat und weder rosarot noch erschreckend düster ist.

Bewertung vom 02.04.2018
Kaltenbruch
Küpper, Michaela

Kaltenbruch


sehr gut

Ein beklemmender Rückblick in die Nachkriegszeit kombiniert mit einem vielschichtigen Kriminalfall

Warum immer samstags, fragt sich Kommissar Peter Hoffmann und macht sich schlecht gelaunt auf den Weg in das Provinznest Kaltenbruch, wo er einen Mord aufklären soll. Einen, der mit viel Heimtücke begangen worden ist und der die Bewohner über alle Maßen schockt. So wurde ohne ersichtlichen Grund der Sohn eines Bauen mit einer Axt niedergestreckt, während ein bekannter Kneipenschläger mit Blut besudelt am Tatort verweilt. Doch anstatt ihn als Täter noch am selben Tag zu überführen, stellt sich das Verbrechen als viel komplizierter heraus und Hoffmann hat alle Hände voll zu tun, die Folgen vergangen Unrechts zu entwirren.

"Kaltenbruch" ist ein Roman, der in den fünfziger Jahren spielt, als das Leben in dem rheinischen Dorf Kaltenbruch von den Nachwehen des Krieges gezeichnet war. Frauen brachten ihre Kinder alleine durch, die Arbeit der Bauern war knochenhart und Flüchtlinge versuchten sich zu integrieren. Und inmitten dieser von Veränderungen geprägten Zeit siedelt Michaela Küpper ihre Geschichte an, die von dem Alltag einer Dorfgemeinschaft, von Missgunst und Neid und von traumatischen Kriegserinnerungen erzählt. So kommt es vor allem unter der jüngeren Bevölkerung zu Auseinandersetzungen, weil dem sozialen Status eine ganz besondere Rolle beigemessen wird.

Der Einstieg in den Roman erfordert vom Leser eine hohe Aufmerksamkeit, weil er zunächst einmal die Bevölkerung von Kaltenbruch kennenlernen muss. Da gibt es zum einen eine junge Frau, die bei einem Bombenangriff ihre Mutter verlor und auf dem Leitnerhof ein neues Zuhause gefunden hat, zum anderen spielt eine aus Polen stammende Flüchtlingsfamilie eine große Rolle, deren Kinder bedroht und gehänselt werden. Und dann gibt es da noch einen Hilfsarbeiter aus der Fabrik und zwei Bauernsöhne, die dasselbe Mädchen lieben. Hinzu kommen ein Dorfpolizist, der mit Leib und Seele Ordnungshüter ist, ein Düsseldorfer Kommissar, der nichts mit der ländlichen Idylle anfangen kann und seine neue Schreibkraft, die sich wider Erwarten als überaus gewieft entpuppt.

Der Schreibstil von Michaela Küpper ist unspektakulär und kühl, überzeugt aber durch seine Authentizität und einer angenehmen Bildhaftigkeit. Sämtliche für das verheerende Geschehen wichtige Figuren sind glaubhaft dargestellt, wobei ihr Zusammenspiel oftmals nur angedeutet wurde. Hier fehlen Informationen, die für den Fortgang der Ermittlungen wichtig sind und oftmals die emotionale Tiefe, um Handlungsweisen wirklich verstehen zu können. Demgegenüber sind die Rückblicke in die Vergangenheit sehr bewegend dargestellt und lassen ein nachvollziehbares Bild der damaligen Ereignisse entstehen. Der Mordfall selbst wurde gut erdacht, sodass der Leser lange Zeit rätseln musste, wer und was hinter den Taten steckt und dadurch die Spannungsbogen auf einem steten Level verweilt.

Fazit.
Ein beklemmender Rückblick in die Nachkriegszeit und ein Roman, der mit einem interessanten Ermittlerteam und einem vielschichtigen Kriminalfall gut unterhält.