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Benutzername: 
T.Geyer
Wohnort: 
Gelsenkirchen

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2014
Herzenskälte / Leitner & Grohmann Bd.2
Berwein, Saskia

Herzenskälte / Leitner & Grohmann Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem Saskia Berweins mit „Todeszeichen“ im letzten September ein sehr gutes Debüt veröffentlicht hat, war das Lesen ihres neusten Werkes quasi Pflicht.

Es ging wieder sehr spannend los. Ich wurde direkt in die Geschichte und damit in den Fall hineingezogen. Das Wort “gruselig” beschreibt es wohl am besten, denn der Mörder hat schon eine besonders schaurige Art sein erstes Opfer herzurichten. Danach beginnt erstmal die Ermittlungsarbeit von Kommissarin Leitner und Staatsanwalt Grohmann, die ich allerdings keineswegs als trocken und sachlich, sondern als sehr interessant empfand. Es wurde in Ansätzen auch ein Profiler hinzugezogen, aber die überwiegende, nicht immer ganz unkomplizierte Arbeit oblag dem Duo.
Aufgelockert wurde die Geschichte dadurch, dass der Fokus diesmal nicht so sehr auf Jennifer Leitner, sondern mehr auf Oliver Grohmann lag und ich weitere, private Details über ihn erfuhr. Auf beruflicher Ebene blieb er mir nach wie vor ein kleines Rätsel, da er überwiegend vor Ort im Einsatz ist. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass er als Schreibtischtäter wesentlich schlechter abgeschnitten hätte, weil es dann nur halb so interessant geworden wäre – auf beruflicher und privater Ebene.
Der weitere Hergang der Geschichte war schaurig schön und bescherte mir viele atemlose Spannungmomente. Natürlich fehlten weitere (potentielle) Opfer nicht und die Autorin hat zudem Figuren geschaffen, die das düstere Nervenkitzelszenario wunderbar unterstützen. Zudem führte sie mich mehrfach in die Irre und schuf Kapitelenden, die mich fast atemlos zurück ließen. Es setzte ein Sog ein, dem ich spielend von Kapitel zu Kapitel folgte.
Nun warte ich gespannt auf den nächsten Thriller, damit ich weiter mitfiebern kann.

Fesselnd von Anfang an. Die Autorin ist auf dem besten Weg ein weiblicher Fitzek zu werden.
Absolute Leseempfehlung für alle Thrillerfans!

Bewertung vom 27.03.2014
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
Extence, Gavin

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat


ausgezeichnet

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. So könnte man den Anfang des Romans umschreiben.
Alex erzählt auch seine Geschichte, doch anders als zunächst vermutet. Er berichtet von der Reise durch sein bisheriges Leben, welches sich seit seinem 10 Geburtstag radikal veränderte.
Locker und leicht wird man durch das Buch geleitet. Dabei gibt es jede Menge Input, abe immer so wohl dosiert, dass man sich nicht überfahren fühlt. Zwischendurch hatte ich zwar hier und da den Eindruck dass der Autor etwas abschweift, aber das wärte nie lange.
Alex war mir von Anfang an sympathisch. Ich weiß nicht woran das genau lag, manchmal schließt man Hauptfiguren einfach sofort ins Herz. Es wurde aber sicherlich durch „sein Schicksal“ und die Probleme, mit denen er zu kämpfen hatte verstärkt. Außerdem war er weiter entwickelt als seine gleichaltrigen Kollegen, was immer wieder zu nachvollziehbaren Schwierigkeiten, aber auch so manch ungewöhnlicher Erkenntnis führte. Z. B. diskutierte er gerne und ausführlich mit seinem Arzt und der Astrophysikerin, was seine weite Entwicklung unterstrich. Trotzdem war da auch noch die Seite, auf der er wieder ganz Kind und recht naiv war. Ein nicht ungewöhnlicher Gegensatz, aber sehr schön dargestellt.

Auch die anderen (Haupt-)Figuren fand ich ganz wunderbar, weil sie einfach ungewöhnlich waren und die Geschichte bereicherten.
Zunächst ist da Alex´ Mutter, eine weissagende Esotherikerin mit Leib und Seele. Etwas später lernt Alex dann Mr. Peterson kennen, einen weiteren, ganz wunderbaren Charakter, den man einfach ins Herz schließen muss. In seiner sehr eigenen, knurrigen, verschrobenen Art begleitet er Alex und regt ihn immer wieder zum Nachdenken an. Zusammen gaben sie ein tolles Duo ab. Auch mit ihm diskutiert und philosophiert er viel, bis er vor eine recht schwere Entscheidung gestellt wird.
Am Ende der Reise angekommen war ich um einiges Wissen reicher, sehr bewegt und nachdenklich.

Ein emotionales Buch mit Tiefgang. Sehr lesenswert!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2014
Es wird keine Helden geben
Seidl, Anna

Es wird keine Helden geben


ausgezeichnet

Man kann über dieses Buch sicherlich zweierlei Meinung sein.
Ich glaube es wird Leser geben, die die Geschichte als sehr einseitig empfinden und vielleicht auch das Gefühl haben, dass sich Miriam fast die ganze Zeit nur im Kreis dreht.
Andere Leser werden sich auf die Geschichte und seine Figuren einlassen und Gefühle, Gedanken und Taten, zumindest bis zu einem gewissen Punkt, nachvollziehen können. Sie werden gespannt weiter lesen und viele wundervolle Sätze finden, die zum Nachdenken anregen.

Ich gehöre definitiv zur zweiten Gruppe.
Die Geschichte hat mich schockiert, berührt und gefesselt zu gleichen Teilen. Ich fand die Figuren sehr authentisch dargestellt, und das betrifft die Darstellung der unbeschwerten Jugend, sowie auch die Reaktionen während des Amoklaufes und Entwicklung der Protagonisten danach.
Jeder verarbeitet solch ein Ereignis natürlich anders. Auch das ist in diesem Roman Thema, wird aber nur am Rande angeschnitten. Hauptsächlich geht es hier um Miriams Geschichte, ihre Verzweiflung, Trauer, Wut, Rast- und Ratlosigkeit – schlicht um alles, was sie in der Zeit während und nach den dramatischen Ereignissen bewegt.
Ich persönlich fand ihre Gefühlswelt sehr gut dargestellt und glaubwürdig. Sie durchlebte die Phasen der Trauer und Schicksalsverarbeitung in sehr nachvollziehbarer Weise. Immer wieder treten auch ihre Erinnerungen an frühere Erlebnisse zu Tage, die sie aushalten und verarbeiten muss, und manches versucht sie auch neu zu deuten. Dass man die ganze Geschichte dabei aus ihren Augen sieht, lässt alles umso näher erscheinen.

Ich habe selten ein Jugendbuch gelesen, welches so tief ging und so viele schöne, tiefgreifende, nachhaltige Sätze enthielt. Sie regten an zum Innehalten und stimmten mich nachdenklich. Manchmal schockierten sie mich sogar, weil ich mich (leider) an einigen Stellen selbst wieder fand. Viele Themen werden in diesem Buch angesprochen, die einer Eigeninterpretation und Reflexion unterzogen werden können und sollten. Man wird über Freundschaft, Toleranz, Ausgrenzung, Mobbing, Waffengewalt, Trauer/Trauerverarbeitung, Hilflosigkeit und viele weitere Themen lesen und hoffentlich auch darüber nachdenken.

Dieses Buch wäre sicherlich auch ganz hervorragend als Schullektüre geeignet, weil sich dadurch viele Themen verbinden lassen, über die es sich zu diskutieren lohnt.

Ein großartiges, nachhaltiges Werk! Für mich ist es kein reines Jugendbuch, sondern ein All Ager.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2013
Seelen im Eis
Yrsa Sigurdardóttir

Seelen im Eis


sehr gut

Wenn der Prolog bereits einen Teil der weiteren Geschichte vorweg nimmt, dann kann ich mich damit oft nur bedingt anfreunden, und so war es, zumindest im Nachhinein betrachtet, leider auch hier. Trotzdem kam mit dem Prolog schon ein erstes Kribbeln auf, und ich begab mich gespannt auf eine Reise, die in zwei Handlungssträngen abgearbeitet wurde. Beiden Zeitschienen, Vergangenheit und Gegenwart, widmete die Autorin hierbei in etwa die gleiche Aufmerksamkeit.
Der Schreibstil gefiel mir gut und ist flüssig zu lesen. Die isländischen Namen fand ich eingängig, so dass es auch hier zu keinerlei Schwierigkeiten kam. In ihrer Ausgestaltung waren die Figuren gut, wobei ich mir hier und da noch etwas mehr erwartet hätte, um sie mir noch besser vorstellen zu können. Charakterlich dürften die Person unterschiedliche Meinungen hervorrufen, denn sie waren doch manchmal etwas speziell. Ich persönlich fand sie aber trotzdem in sich stimmig, und in ihrem Zusammenspiel mit den anderen Figuren weitgehend gut und glaubhaft.
Die Autorin versucht durch verschiedene Effekte eine düstere, unheimliche Stimmung zu schaffen. Das gelang ihr leider nur in Teilen, denn hier sprang der Funke nicht immer über. Zusammen mit einer vagen Vorhersehbarkeit der Geschichte, die durch viele kleinere Andeutungen verursacht wurde, hatte das zur Folge, dass der Spannungsbogen nicht durchgängig gehalten werden konnte. Besonders der Mittelteil litt verstärkt darunter, was von dem spannenden Ende aber zum Teil wieder wett gemacht wurde.
Letztlich wurden die Begebenheiten (auch die aus dem Prolog) aufgeklärt, allerdings nicht ohne ein paar kleine, strittige Sachverhalte zurück zu lassen, die wohl der persönlichen Interpretation des jeweiligen Lesers überlassen sind.

Mit diesem Roman durchbricht die Autorin die Reihe um die Rechtsanwältin Dóra Guðmundsdóttir, denn man hat es hier mit einem „Solowerk“ zu tun. Daher kann man den Thriller bedenkenlos, auch ohne Vorkenntnisse lesen. Trotz der Kritik lesenswert.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2013
Und dann kam Ute
Schröder, Atze

Und dann kam Ute


ausgezeichnet

„Wo Atze drauf steht, da ist auch Atze drin“. Mit dieser Einstellung ging ich an das Buch heran, und wurde nicht enttäuscht.
Die Geschichte startete gut, war aber nach meiner Meinung noch steigerungsfähig. Trotzdem machten schon die ersten Seiten Lust auf den Rest. Die Erzählweise sorgte dafür, dass alles wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief. Dass ich die Stimme der Fernsehikone dabei förmlich hörte, erledigte den Rest.
Ich erlebt Atzes Geschichten, die vorwiegend in Essen (Kurt-Schumacher-Straße 10) spielten, ihn u.a. aber auch nach Ghana führten. Laut Vorwort waren die Begebenheiten fiktiv aufgebaut und verfolgten doch einen wahren Kern. Wo dieser Kern liegt ist Interpretationssache und der Fantasie überlassen. Manche Situationen waren unglaublich skurril, Andere wirkten wie (fast) aus dem Leben gegriffen. Doch immer war es die Situationskomik und Atzes unnachahmliche Wortschöpfungen, die ihre Wirkung nicht verfehlten.
Neben anderen Eskapaden geht es in der Geschichte hauptsächlich um Atze und Ute, einschließlich Utes Nachwuchs, wie der Titel schon vermuten lässt. Ein Macho im Dialog mit einer Waldorfpädagogin, wie soll das gut gehen…. Ihr könnt es nachlesen.

Fakt ist: man mag Atze Schröder oder man mag ihn nicht. Das sollte man sich vor dem Lesen dieses Buches gut überlegen, denn hier bekommt man den egomanischen, prolligen Macho in seiner nahezu reinsten Form. Obwohl er auch seine weichen Seiten zeigt, bleibt er sich im Kern treu. So sind echte Kerle nunmal…
Eine Steilvorlage für ein Drehbuch – mehr davon!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2013
Schwesterlein, komm stirb mit mir / Stadler & Montario Bd.1
Sander, Karen

Schwesterlein, komm stirb mit mir / Stadler & Montario Bd.1


sehr gut

Nach einem kurzen Ausflug in die Vergangenheit, geht die eigentliche Handlung sehr spannend los.
Man befindet sich sofort im Geschehen und parallel dazu werden die Hauptfiguren vorgestellt. Dieser Spagat gelang der Autorin sehr gut.
Georg Stadler und Liz Montario wirkten sympathisch, und doch boten sie auch Stellen, an denen man sich reiben konnte. Auch die Nebenfiguren gefielen mir gut und passten sich stimmig in die Handlung ein.
Die Morde waren grausam und gruselig zu gleichen Teilen. Es ging recht blutig zu, doch die Autorin schaffte es trotzdem alles im Rahmen zu halten, so dass auch zarter besaitete Seelen diesen Thriller sicher noch gut lesen können. Sie arbeitet mit vielen psychischen Elementen, indem sie die Spannung stetig hielt und immer wieder Spitzen einbaute.
Ich muss gestehen, dass ich nach ca. 2/3 der Geschichte eine ungefähre Ahnung hatte, auf was das Ganze hinausläuft. Doch das störte mich kaum, denn die Geschichte an sich gefiel mir sehr. Bis auf ein oder zwei Kleinigkeiten, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte, war auch alles schlüssig ausgearbeitet. Außerdem verstand es die Autorin gut, mich hier und doch nochmal zu verwirren und auf eine falsche Fährte zu führen. Nach und nach taten sich immer mehr versteckte Geheimnisse auf, und die letztliche Aufklärung des Falls war wirklich sehr gut hergeleitet. Der Schluss wirkte in widersprüchlicher Weise unglaublich und glaubhaft zugleich, und ich fragte mich, ob es einen ähnlichen Fall vielleicht schon mal gegeben hat. Eine gruselige Vorstellung.

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Ein echter Pageturner.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2013
Letzte Ernte / Xavier Kieffer Bd.3
Hillenbrand, Tom

Letzte Ernte / Xavier Kieffer Bd.3


sehr gut

Für mich war es der erste Roman um den Koch Xavier Kieffer, und ich kam trotzdem erstaunlich gut in die Geschichte hinein. Es ist zwar immer sehr schön, wenn man einige Figuren schon kennt und ihre Entwicklung mitverfolgt, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass mir etwas an Wissen fehlt. Nach einem spannenden, sehr mysteriösen Anfang nahm sich der Autor ausreichend Zeit die hauptsächlich beteiligten Personen so vorzustellen, dass man einen guten Eindruck bekam, mit wem man es zu tun hatte.
Es wurde mir auch recht schnell klar, warum der Untertitel „kulinarischer Krimi“ lautet. Der Autor hat dem Krimi einen sehr schönen lokalen Anstrich gegeben, indem er die Umgebung sehr gut beschrieb und vor allem auch viele regionale, kulinarische Köstlichkeiten offerierte. Der gesprochene Dialekt trug ebenso dazu bei, wobei ich hier anmerken muss, dass mir das doch manchmal etwas zuviel war. Vieles erklärt der Autor direkt im Nebensatz, zudem hatte ich als Stütze noch eine Übersetzung im Anhang, und trotzdem empfand ich es manchmal als etwas anstrengend.
Was die Geschichte angeht, so muss ich sagen dass es sich hier um eine Mischung aus Gesellschaftsroman und Krimi handelt, was mir persönlich gut gefallen hat. Neben den spannenden Passagen gibt es mehrere, rein erzählende Abschnitte. Letztere befassen sich überwiegend mit Land, Leuten und Hintergründen aus Finanzwirtschaft und Börsenlandschaft. Hier liegt auch der Kern der Geschichte: in hochspekulativen Geschäften teils skrupelloser Händler. Auch diese Teile der Geschichte waren nicht immer einfach zu verstehen, und Xavier Kieffer war zwischendurch ebenso verwirrt wie ich. Doch insgesamt hat es der Autor geschaft, die grundlegenden Informationen so zu erklären, dass man zumindest die wesentlichen Züge erfassen kann.

Ein spannender, kulinarischer Genuss für die Nerven.

Bewertung vom 25.06.2013
Die Rosen von Montevideo
Federico, Carla

Die Rosen von Montevideo


sehr gut

Auch wenn man wie ich nicht viele historische Romane liest, kommt man schon nach ein paar Seiten sehr gut in die Geschichte hinein. Die Autorin machte es mir mit ihrem flüssigen, bildgewaltigen Schreibstil sehr leicht. Sie erschuf wunderbar detailreiche Landschaften, und auch die Figuren, so sie denn sehr handlungsrelevant waren, ließen kaum etwas vermissen. Ich kam garnicht umhin mit den Personen zu lieben, zu leiden und zu hoffen.
Das Buch umfasst die Zeitspanne 1847-1889, die in drei Abschnitte unterteilt wurde und spielt in Deutschland und Uruguay. Jeder Abschnitt beschäftigt sich mit einer Generation der Familie de la Vega-Gothmann, wobei ein besonderes Augenmerk auf das Schicksal der weiblichen Mitglieder gelegt wird.
Zwischendurch gibt es zwar ein paar Ungereimtheiten, aber das schmälerte den Lesegenuss nur unmerklich.
Ein interessanter Roman, nicht zuletzt durch die Hintergrundinformationen zu den aufkeimenden europäischen Handelsbeziehungen zu Uruguay und dem Tripel-Allianz-Krieg. Zudem wurde auch an Spannung, Liebe und tragischen Begebenheiten nicht gespart.

Bewertung vom 27.05.2013
Fürchtet euch
Cash, Wiley

Fürchtet euch


sehr gut

Dem Autor ist ein sehr gutes Debüt gelungen, welches die „Snake handling“-Rituale in Teilen der USA , familiäre Tragödien und komplexe zwischenmenschliche Beziehungen zum Thema hat.
Das Buch ruft unterschiedliche Emotionen hervor. Es ist schockierend, aufrüttelnd, nachdenklich, traurig und noch viel mehr.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, vor allem dass der Autor die Geschichte aus der Sicht dreier Hauptpersonen erzählt. Das lässt alles besonders lebendig werden. Die Rückblenden in die Vergangenheit und die ausschließlich erzählenden Passagen sind vielleicht nicht Jedermanns Fall, aber mir gefiel das sehr gut.
Ein Roman ohne viel Action, der mich dennoch anhaltend fesseln konnte.

Bewertung vom 26.04.2013
Ein ganzes halbes Jahr
Moyes, Jojo

Ein ganzes halbes Jahr


ausgezeichnet

Dies ist die Geschichte von Will und Lou.
Anders als im Klappentext beschrieben, würde ich nicht unbedingt von einer Liebesgeschichte sprechen, auch wenn dies einen Teil des Kerns ausmacht. Für mich ist es in der Hauptsache eher eine Schicksalsbegegnung.

Will ist erfolgreich, vermögend, sportlich und hat eine attraktive Partnerin. Doch plötzlich verändert ein Unfall sein ganzes Leben. Die Diagnose Tetraplegie wirft all seine Pläne und Wünsche über den Haufen und raubt ihm den Lebenswillen.
Tetraplegie war mir zwar ein Begriff, aber die Darstellung der Erkrankung in all ihren Facetten schockierte mich hin und wieder doch. Dass Will, der eine recht bewegte Vergangenheit hatte, damit nicht umgehen kann, schien mir irgendwann nur allzu verständlich.
Ihm gegenüber steht Lou. Sie kommt aus der Arbeiterschicht, wirkt auf den ersten Blick etwas exzentrisch, ist aber sehr liebenswert und denkt immer mehr an Andere als an sich selbst. Für meinen Geschmack war sie manchmal etwas zu devot, so dass ich sie gerne geschüttelt hätte, damit sie endlich aufwacht. Auf der Suche nach einer neuen Arbeit landet sie in einer befristeten Anstellung bei den Traynors, und somit nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Will und Lou könnten unterschiedlicher nicht sein und haben anfangs daher auch einige Probleme persönlicher Art zu bewältigen.
Lou möchte Will gerne den Lebensmut zurück geben, er begegnet ihr abweisend und mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. Doch Lous stets positive Art veranlasst Will dazu, dass er seine emotionale Mauer einreist. In kleinen Schritten kommen sie sich immer näher. Beide versuchen das Leben des Anderen nach eigenen Maßstäben positiv zu beeinflussen. Ob das gelingen kann ?

Ich fand die Geschichte wundervoll und traurig zugleich und kann mir gut vorstellen, dass es solche Schicksale und schicksalhafte Entscheidungen nicht nur in Romanen gibt.
Die Gegensätzlichkeit der Charaktere war sehr gut gewählt. Lou war mir von Anfang an sympathisch, bei Will dauerte es etwas länger. Über den gesamten Roman hinweg lernten sie voneinander, entwickelten sich und wuchsen zu einer festen Einheit zusammen. Es war Phasenweise kaum vorstellbar, dass es das Schicksal nicht gut mit ihnen meinen könnte. Aber so sehr ich mich für die Beiden freute, schwang trotzdem immer ein etwas flaues Gefühl mit, wenn wieder ein Rückschlag daher kam.
Auch wenn das Buch von dem Zusammenspiel zwischen Lou und Will lebt, sticht Lou als Charakter eindeutig hervor. Sie macht mit Abstand die größte Entwicklung durch. Alles ist sehr nachvollziehbar, bemerkenswert und ich konnte es ihr von Herzen gönnen.

Doch auch die Nebenfiguren, obwohl sie seltener in Erscheinung traten, hatten eine sehr gute Präsenz. Wills Eltern erschienen mir zwar recht kalt, doch dieser Eindruck wurde spätestens dann revidiert, als Jeder in einem Kapitel selber zu Wort kam. So erlangte man auch einen sehr guten und aufschlussreichen Einblick in ihre Gefühlswelt, der einiges verständlicher erscheinen lies. Hier wurde unter anderem deutlich, dass die Erkrankung eines Angehörigen, in diesem Fall die eines (erwachsenen) Kindes, weitreichende Folgen für alle Beteiligten haben kann. Ein Umstand, den man ja doch mal gerne vergisst....

Ein hochemotionaler Roman, der mich tief bewegt und zum Nachdenken angeregt hat. Zurück bleibt die Frage, wie viel die Liebe im Leben eines Menschen bewirken kann. Vermutlich viel, aber manchmal einfach nicht genug...

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.