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Benutzername: 
Heather_H
Wohnort: 
Braunschweig

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2022
Klangwunder
Mayer, Albrecht;Friedrich, Heidi

Klangwunder


sehr gut

*INHALT*
Albrecht Mayer beschreibt in dieser Biografie, wie aus dem stotternden, "seltsamen Kind" der bekannte Oboist wurde. Mit Hilfe der Oboe konnte er das Stottern überwinden, und fand seine Bestimmung. Zu seinem Talent kam unermüdliches, tägliches Üben, aber auch gute Lehrer, die ihm halfen, sein Potenzial zu entfalten. In 11 Kapiteln beschreibt er seinen Werdegang, bedeutende Momente in seiner Karriere und im Privatleben, welche Komponisten ihm warum besonders nahe sind und welche Auswirkungen die Pandemie auf ihn hatte. Eingefügt sind auch einige Fotos aus seinem Leben.


*MEINE MEINUNG*
Die Autobiografie wird nicht chronologisch erzählt, sondern thematisch. Jedes Kapitel hat eine Überschrift, manche haben auch Zwischenüberschriften, unter denen der Erlebnisse oder Eindrücke zusammen fasst, die thematisch zusammen gehören. Mir hat diese nicht-chronologische Erzählweise zu Beginn sehr gut gefallen, aber mit der Zeit haben sich manche Inhalte wiederholt, das hat mich ein wenig irritiert. Manche Überschriften fand ich nicht ganz passend, und am Schluss hatte ich ein wenig den Eindruck, dass ein roter Faden fehlt, der die Kapitel zusammen bindet.

Albrecht schreibt aus der Ich-Perspektive und gibt tiefe Einblicke in seine Gedanken und Gefühle, zeigt den Privatmenschen hinter dem gefeierten Musiker. Er berichtet schonungslos von seinen Selbstzweifeln und den eigenen Unzulänglichkeiten, den Gefahren und Schwierigkeiten, die das Leben als Musiker mit sich bringt, wie man sich behaupten muss, bis man seinen Platz gefunden hat. Sein immerwährendes Streben nach Perfektion, die Sucht nach dem Adrenalinrausch auf der Bühne, nach dem Applaus des Publikums, und den Unterschieden zwischen dem Menschen auf der Bühne und dem stilleren und ruhigeren Privatmann Albrecht.

Ich bin aber irgendwie nicht ganz warm mit dem Buch geworden, hatte irgendwie den Eindruck, dass es nur an der Oberfläche kratzt, trotz vieler tief blicken lassender Passagen. Die Sprache hat mich nicht ganz mitgenommen, ich fand sie ein wenig steif. Trotzdem fand ich das Buch interessant, habe es gern gelesen, und viel über eine sehr interessante Persönlichkeit gelernt.

Bewertung vom 29.10.2022
Das Prinzip Mord
Sarno, David;Lapp, Sascha

Das Prinzip Mord


ausgezeichnet

*INHALT*
15 wahre Mordfälle in Deutschland und ihre Aufklärung: Im Fokus stehen die Ermittler, die die Fälle bearbeitet und gelöst haben, teilweise Jahrzehnte nach der Tat.
Die Autoren betonen im Vorwort, dass es ihnen wichtig war, nicht das Leid der Hinterbliebenen in die Öffentlichkeit zu zerren, auch nicht Täter an den Pranger zu stellen und zu verurteilen, sondern die Ermittlungen und die Tätersuche darzustellen. Fast alle Namen sind daher auch geändert.

Ein Interview mit einem Ermittler, der auf über dreißig Berufsjahre zurück blicken kann, bildet den Abschluss.


*MEINE MEINUNG*
Allein schon optisch hebt sich das Buch sehr ab. Es ist ein gebundenes Buch, aber der Einband ist gerade geschnitten und bündig mit den Seiten, wie bei einem Taschenbuch. Der Schnitt ist schwarz.

Die Schriftart sieht aus wie auf einer Schreibmaschine getippt, zwischendurch gibt es geschwärzte Zeilen (hier ist nicht wirklich etwas geschwärzt, das ist nur Design), sodass das gesamte Buch einer "echten" Akte ähnelt. Zu jedem Fall gibt es mehrere Fotos, die die Schilderungen sehr veranschaulichen und gerade bei Cold Cases helfen, sich in die Gegebenheiten vor Ort hinein zu versetzen. Allein das durchdachte Design hat mich sehr begeistert.

Auch der Schreibstil der Autoren gefiel mir sehr. Sachlich und unaufgeregt werden die Ermittlungen beschrieben und auch Fehler nicht beschönigt. Trotz dieser Sachlichkeit gehen einige Fälle echt unter die Haut, ich hatte bei einem sogar Tränen in den Augen. Einige Fälle kannte ich bereits aus Dokumentationen oder Podcasts, doch fand es gut, sie hier noch einmal nachlesen zu können.

An einigen Stellen hätte ich mir gern noch mehr Informationen gewünscht, beispielsweise zu ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden, aber die finden sich auch schnell im Internet.

Besonders schön fand ich das Interview am Ende, das tiefere Einblicke in die Arbeit der Ermittler gibt und mit Klischees à la "Tatort" ein wenig aufräumt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2022
Das Maven-Projekt
Wehnhardt, Daniel

Das Maven-Projekt


sehr gut

*INHALT*
André Jäger, ehemaliger Verfassungsschützer, erholt sich auf Gran Canaria von seinem letzten Fall, als eine Leiche im Hotelpool entdeckt wird. Jäger erkennt in dem Opfer einen Enthüllungsjournalisten und glaubt nicht an einen Unfall. Auf der Suche nach der Wahrheit kehrt er in seine Heimatstadt Kassel zurück, und erfährt von dem geplanten Verkauf von Drohnen an die Bundeswehr. Bei einer Demonstration vor dem Firmensitz von "German Avionics" kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Zufall, oder hängt beides zusammen? Jäger ermittelt, und gerät dabei unbemerkt selbst ins Fadenkreuz ...

*MEINE MEINUNG*
Das Cover hat mich sehr angesprochen. Es mutet durch die Titelschrift ein wenig futuristisch an und ich habe allein deswegen schon vermutet, dass es um Drohnen und Forschung geht. Das Buch hält, was das Cover verspricht. Ich fand den Thriller sehr spannend, das aktuelle Thema gut und realistisch dargestellt.

Das Buch lässt sich auch gut lesen, ohne den Vorgängerband zu kennen; die Handlung des ersten Romans wird an einigen Stellen grob skizziert, sodass der Leser im Bilde ist.

Der Schreibstil gefiel mir gut, er lässt sich sehr flüssig lesen. Die Erzählweise auch, wobei sie, wenn man kritisch sein möchte, schon ein wenig zu sehr nach Lehrbuch anmutete. Das Aussehen von Personen wird an den Stellen beschrieben, an denen man es erwarten würde, und auch nur einmalig auftauchende Nebenpersonen werden charakterisiert und dadurch greifbar und nahbar. Die Kapitel werden vom personalen Erzähler aus der Perspektive unterschiedlicher Personen erzählt, so gewinnen sie jeweils an Tiefe. Die Charaktere sind größtenteils sympathisch und überwiegend authentisch, manchmal ein bisschen stereotyp.

Jäger hat mich leider nicht ganz überzeugen können. An einer Stelle vergisst er, dass er jemanden mit einer wichtigen Recherche beauftragt hat und es fällt ihm erst einige Tage später wieder ein, und er bemerkt über Tage hinweg nicht, dass er von der gleichen Person verfolgt wird, sie sich zeitweise sogar ganz in seiner Nähe aufhält. Das halte ich bei einem ehemaligen Polizisten und Verfassungsschützer, der auch Undercover-Einsätze hatte, nicht ganz für glaubhaft.

Bewertung vom 27.10.2022
Gequält / Rachejagd Bd.1
Stevens, Nica;Suchanek, Andreas

Gequält / Rachejagd Bd.1


ausgezeichnet

*INHALT*
Als die Journalistin Anna Jones einen Drohbrief erhält, ist schnell klar: Edward Harris ist zurück. Der Mann, der sie und ihre Freundin Natalie vor drei Jahren entführt und gefoltert hat. Anna konnte damals fliehen, aber Natalie wurde von ihm getötet. Bis heute macht Anna sich deswegen Vorwürfe. Sie schaltet ihre ehemalige Jugendliebe, den FBI-Agenten Nick Coleman, ein, nicht ahnend, dass der Brief erst der Anfang eines perfiden Spieles war, in dem der Spielmaster immer drei Schritte voraus zu sein scheint, und das nur ein Ziel hat: Rache.

*MEINE MEINUNG*
Ein absoluter Pageturner, den ich nicht aus der Hand legen konnte.

Der Schreibstil hat mich gefesselt. Der Schwerpunkt liegt auf der spannenden Handlung, daneben bekommen die Charaktere Raum, um sich ein wenig zu entfalten - genug, um nicht zu oberflächlich zu bleiben, und nicht so viel, dass es überhand nähme. Die Beschreibung der Szenerie hält sich in Grenzen, ist aber ausreichend, um sich die Orte gut vorstellen zu können.

Die Hauptfiguren haben mir gut gefallen, ich fand sie authentisch und auch sympathisch. Sie erlangen nicht allzuviel Charaktertiefe, und es wird klar, dass man noch nicht alles aus der Vergangenheit über sie erfährt, aber das wird vermutlich in den nächsten zwei Bänden vertieft. Zwischenzeitlich habe ich fast allen misstraut - weil die Story mit vielen Wendungen aufwartet und ich damit gerechnet habe, dass auch einer der Hauptcharaktere ein falsches Spiel spielt. Die unerwarteten Wendungen und gut gesetzte Cliffhanger haben dazu beigetragen, den Spannungsbogen bis zum Bersten zu spannen. Immer, wenn ich dachte, das Spiel ein wenig durchschaut zu haben, wurde ich eines Besseren belehrt. Dabei ist der Fall sehr komplex, aber in sich stimmig und rund, und ergibt in all seinen Facetten Sinn.

Der Band ist in sich abgeschlossen, aber es wird klar, dass es nicht das Ende der Geschichte ist. Bei mir ist die Neugierde geweckt, ich werde auch die beiden Folgebände lesen.

Bewertung vom 25.10.2022
Almirah
Simon, Stefan

Almirah


gut

*INHALT*
Linus Korte ist Privatdetektiv und lebt in einer dystopischen Welt. Als er der Schauspielerin Almirah zum ersten Mal begegnet, verliebt er sich spontan. Tatsächlich erklärt sie sich bereit, mit ihm Essen zu gehen, und scheint seine Gefühle zu erwidern. Viel zu spät merkt Linus, wie verhängnisvoll ihre Begegnung war, und welche Folgen sie hat...


*MEINE MEINUNG*
Mir hat die Geschichte im Grunde ganz gut gefallen, aber sie konnte mich nicht ganz überzeugen. Der Roman ist - wie das Cover schon andeutet - recht düster und lässt tief in menschliche Abgründe blicken. Ich war mir dessen bewusst, musste aber bei einigen Szenen trotzdem schlucken.

Es gibt keine Kapitel, aber ich hätte mir eine Unterteilung gewünscht. Der Erzähler wechselt, nur durch einen etwas größeren Absatz gekennzeichnet, zwischen Linus (Ich-Erzähler) und anderen Figuren (personaler Erzähler). Den ersten Wechsel habe ich gar nicht verstanden und dachte erst, dass Linus die Szene beobachtet. Ich musste den Absatz zweimal lesen, um zu begreifen, dass dies nicht der Fall ist. Hier hätte eine deutlichere Trennung geholfen.
Der Autor hält sich sehr mit Beschreibungen zurück und dass es sich um eine Dystopie handelt, wird nicht von Anfang an klar, und auch im weiteren Verlauf nur durch Kommentare oder Randbemerkungen hier und da. Hier hätte ich mir etwas mehr Einführung und Beschreibung gewünscht, um auch wirklich in der Welt anzukommen und mir die Szenerie und die Umstände besser vorstellen zu können.

Der Schreibstil an sich lässt sich relativ flüssig lesen, konnte mich aber nicht wirklich fesseln. Der Autor hat sich Mühe mit seinen Figuren gegeben, überrascht auch mit Wendungen in der Geschichte, und dafür musste ich ihm am Ende Respekt zollen - aber irgendwie ist der Funke nicht ganz über gesprungen.

Bewertung vom 25.10.2022
Die Kommissarin und der Metzger - Schrot und Korn
Ohle, Bent

Die Kommissarin und der Metzger - Schrot und Korn


ausgezeichnet

*INHALT*
Tanja Terholte ist Kommissarin und im Nebenerwerb Landwirtin. Sie wohnt zusammen mit ihrem Bruder Rudi, einem Metzger, auf einem Hof in Horstmar im Münsterland. Der allseits als Verschwörungstheoretiker bekannte Achim glaubt, auf einem Acker Gold außerirdischen Ursprungs entdeckt zu haben, aber Rudi muss feststellen, dass es sich dabei um eine Knieprothese handelt. Tanja entdeckt auch das restliche Skelett in der Erde, und die Kripo beginnt zu ermitteln. Doch wer ist der Tote? Und wie kommt er auf den Acker?

*MEINE MEINUNG*
Es ist bereits der zweite Band rund um Tanja und Rudi, allerdings in sich abgeschlossen, und auch gut zu lesen, wenn man den ersten Band nicht kennt.

Ich habe das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen. Es ist sehr kurzweilig und sehr humvorvoll geschrieben, ich habe häufiger schmunzeln und auch lachen müssen. Vor allem die Protagonistin Tanja ist herrlich. Sie behält selbst in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf und ist nicht auf den Mund gefallen, und geht die Ermittlungen sehr souverän an. Ihr Bruder Rudi sowie die Nebencharaktere ergänzen sie sehr gut und sind ebenfalls authentisch und haben mir gut gefallen.

Der Fall ist komplex genug, ich konnte lange miträtseln und hatte erst gegen Ende eine Ahnung, wie alles zusammenhängt. Der Autor schafft es, die Spannung zu halten, auch wenn die Ermittlung nicht völlig im Vordergrund steht, sondern zugunsten der Charaktere etwas nach hinten tritt.

Ein tolles Buch, den Autor und die Reihe werde ich mir merken, und dran bleiben.

Bewertung vom 24.10.2022
Mutausbruch
Opalka, Melanie Amélie

Mutausbruch


weniger gut

*INHALT*
Nach einer toxischen Beziehung steht Val vor den Scherben ihres Lebens: Abgebrochenes Referendariat, kein Job, keine Wohnung, dafür ein gebrochenes Herz. Sie zieht vorübergehend wieder in ihr altes Kinderzimmer und beschließt zu fasten, um die Kontrolle über ihr Leben wieder zu erlangen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sich zu überlegen, wie sie diesen Neuanfang gestalten möchte. 10 Tage voller Auf und Ab, voller Emotionen und der Suche nach sich selbst...

*MEINE MEINUNG*
Leider war mir die Protagonistin überhaupt nicht sympathisch, und der titelgebende Mutausbruch hat für mich auch gefehlt.

Val tut sich sehr schwer damit, das Ende der Beziehung zu verarbeiten, vermisst ihren Ex anfangs, redet sich ein, dass das nur eine Pause und nicht das Ende sei und will ihn zurück. Sie ist völlig auf sich selbst konzentriert und geht in ihrer Trauer auf, ist ständig in Tränen aufgelöst oder völlig wütend, ist dabei ungerecht zu ihrer Mutter, die sie mit offenen Armen wieder aufgenommen hat, und tut sich überhaupt schwer in der Kommunikation mit anderen. Durch diverse Unterhaltungen stottert sie sich durch, ist unfähig, Grenzen aufzuzeigen und lässt sich viel gefallen - wie in ihrer Beziehung auch, wie durch Dialoge deutlich wird, an die sie sich zwischendurch erinnert.

Erst mit der Zeit begreift sie, wie toxisch die Beziehung war und was sie alles aufgegeben hat, sie beginnt die Dinge anzugehen, wirkt dabei aber häufig naiv und kopflos - genauso wie bei ihrem Start in das Fasten. Mutig fand ich Val nicht, eher planlos, sie lässt sich treiben, statt anzupacken.

Mit der Zeit fügen sich die Dinge, jedoch hat sie mehr Glück als dass sie selbst tatsächlich dazu beiträgt, ihr Leben zu ordnen, und mir ging die Entwicklung auch ein wenig zu schnell, ich fand sie nicht glaubwürdig. Wer sich tatsächlich so unterbuttern lässt, wie Val es in ihrer Beziehung getan hat, braucht mehr als nur ein paar (Fasten-)Tage und deutlich mehr Eigeninitiative, um sich selbst wieder zu finden, sich selbst wieder lieben zu lernen, und für sich selbst einzustehen.

Schade, aber dieses Buch war einfach nicht für mich.

Bewertung vom 24.10.2022
Notizen eines Gewinners
Paulson, Gerrit C.

Notizen eines Gewinners


gut

*INHALT*
Paulo McComen kann es gar nicht glauben, als er den Jackpot knackt und plötzlich Millionär ist. Er kündigt seinen Dachdeckerjob, kauft sich eine Villa und einen Porsche und leistet sich alles, wovon er schon immer geträumt hat. Doch das macht ihn nicht glücklich - im Gegenteil. Er ist zwar nie allein, dafür einsam, verfällt immer mehr dem Alkohol und verliert den Kontakt zur Realität, - und die Spirale dreht sich immer schneller...

*MEINE MEINUNG*
Das Buch hat mich ein wenig ratlos zurück gelassen. Ich mochte die titelgebenden Notizen des Protagonisten sehr. Paulo notiert sie in verschiedenen Situationen in sein Notizbuch, und sie haben mich auch zum Nachdenken angeregt. Beispielsweise beobachtet er die Menschen, die seine Villa für eine große Feier schmücken und vorbereiten und hat die Assoziation mit Ameisen, "die geschäftig hin und her wuselten". Er notiert: "Für Geld werden Menschen zu Ameisen." In diesem Satz steckt so viel, was mich inne halten ließ.

Auf der anderen Seite konnte mich die Geschichte, in welche die Notizen eingebettet sind, nicht vollends überzeugen. Dem Autor gelingt es gut, darzustellen, wie das Geld den Protagonisten nicht nur nicht glücklich, sondern sogar unglücklich macht, aber in manchen Situationen fand ich die Probleme des Protagonisten ein wenig hausgemacht. Es ist sein eigenes Verhalten, das die Spirale anschubst, und in meinen Augen war das nicht zwingend die einzige Möglichkeit, wie Paulo mit seinem Gewinn hätte umgehen können. Dazu kommen seine (Tag-?)Träume, die für mich sehr bizarr anmuteten und die ich nach wie vor nicht wirklich einordnen kann, ob ich sie gut finde oder nicht.

Der Schreibstil gefiel mir ganz gut, gerade die philosophischen Einschläge fand ich sehr bereichernd und mochte die Blickweise des Protagonisten auf die Welt. Ein klein wenig unpassend fand ich jedoch kurze Absätze, in denen der personale Erzähler vom Protagonisten auf Nebenfiguren wechselte, aber ingesamt habe ich es gern zur Hand genommen und auch zügig durchgelesen.

Einiges wird sicherlich hängen bleiben, aber insgesamt hatte ich mir ein bisschen mehr erhofft.

Bewertung vom 24.10.2022
Am Ende zu viel
Heinrichs, Kathrin

Am Ende zu viel


ausgezeichnet

*INHALT*
Ein junger Familienvater wird tot im Wald aufgefunden. Anscheinend ist er beim Joggen einem Herzinfarkt erlegen. Der Bestatter entdeckt jedoch Unregelmäßigkeiten und wendet sich an den befreundeten Anton. Wie sich heraus stellt, war es kein Herzinfarkt, sondern Mord! Antons Neugierde ist gepackt und zusammen mit seiner polnischen Pflegerin Zofia ermitteln sie auf eigene Faust, während Antons Sohn Thomas beruflich mit den Ermittlungen betraut wird. Jeder im Dorf scheint etwas über den verschiedenen Banker zu wissen, und jeder hat ein Alibi. Auf der Suche nach der Wahrheit stoßen Thomas, Anton und Zofia auf Geheimnisse und ihre eigenen Grenzen...

*MEINE MEINUNG*
Dies ist der dritte Band rund um Anton und Zofia, lässt sich aber ohne Probleme lesen, selbst wenn man - wie ich - die Vorgänger nicht kennt.

Die zentralen drei Figuren habe ich sofort ins Herz geschlossen; sie sind sehr sympathisch und dabei auch authentisch. Gerade im Zusammenspiel gibt es viele Szenen, in denen die Autorin die Charaktere heraus gearbeitet hat, sodass sie an Tiefe gewonnen haben. Sie ergänzen sich gut gegenseitig und gerade das macht für mich einen Großteil des Charmes dieses Krimis aus. Dazu kam Zofias mangelnde Kenntnis der deutschen Grammatik, das fand ich amüsant und herrlich, beispielsweise, wenn sie fragt, ob "alles in der Ordnung" sei.

Auch die übrigen Figuren haben mir gut gefallen. Durch die schrittweise Einführung und gute Darstellung habe ich den Überblick über die Dorfgemeinschaft sehr gut behalten können, und auch die Randcharaktere fand ich authentisch und überzeugend.

Der Plot ist toll. Er ist gut durchdacht und komplex und ich habe lange im Dunkeln getappt, bis ich eine Ahnung hatte, wer es gewesen sein könnte. Die Autorin schafft es gekonnt, die Puzzlestücke langsam und nach und nach zu einem stimmigen Bild zusammen zu setzen, und die Ermittlungen, die Schwierigkeiten und Rückschläge fand ich glaubhaft.

Ich werde defintiv noch die beiden Vorgänger lesen und hoffe auf weitere Fälle rund um Anton und Zofia.

Bewertung vom 22.10.2022
Wie Sie im Job korrekt schreiben (eBook, ePUB)
Görsch, Andrea; Rosenbohm, Katja

Wie Sie im Job korrekt schreiben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die wohl wichtigsten Regeln nicht nur für das berufliche Schreiben auf einen Blick: Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Aufzählungen, u. a.
Beispielsweise wird anhand des Unterschieds zwischen "blaumachen" und "blau machen" erklärt, wann welche Schreibweise korrekt ist.

Für einen Ratgeber liest er sich sehr flüssig, die Autorinnen verstehen es, die Regeln charmant, interessant und übersichtlich zu vermitteln. Die Inhalte sind thematisch sortiert und mit prägnanten Überschriften versehen, sodass ich mich schnell zurecht gefunden habe. Im Text sind Merksätze besonders hervor gehoben, ebenso werden Tastaturkürzel angegeben. Daneben gibt es am Ende der Kapitel eine kurze Zusammenfassung für das schnelle Nachschlagen. Viele gelungene Beispiele runden das vermittelte Wissen ab und veranschaulichen gängige Fehler und korrekte Schreibweisen. Dabei ist der Text sehr ansprechend gestaltet, nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam.

Das Format des Ratgebers ist sehr kompakt, damit eignet er sich für jede (Hand-)Tasche und kann gut ins Büro mitgenommen werden. Mit verständlichen Beispielen und prägnanten Merksätzen ist dieser Ratgeber nicht nur Nachschlagwerk, sondern hilft auch, viele Regeln und deren Ausnahmen zu verinnerlichen.