Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Arabella
Wohnort: 
Pirmasens

Bewertungen

Insgesamt 461 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1


ausgezeichnet

Hulda Gold – nah am Leben, nah am Tod.
Berlin, 1922. Die Stadt brodelt und mittendrin Hulda. Hulda Gold war kein Mädchen wie die anderen, dachte Bert und schaute ihr aus seinem Zeitungskiosk, einem kleinen Pavillon, entgegen. Wie sie über den Winterfeldtplatz kam, nicht schlendernd, sondern rauschend, das machte Eindruck auf jeden der sie sah. Eine schmale, hohe Gestalt, fast zu groß, weshalb sie die Schultern wohl eine Spur krümmte, mit knielangem Rock, grauer Bluse und der roten Filzkappe auf dem Bubikopf. So bahnte sie sich ihren Weg durch die Buden und Stände, schlug einen Haken um einen ausladenden Blumentopf am Marktstand von Erika Grünmeier und hielt direkt auf sein Fenster zu. Bert rückte seine seidene Fliege zurecht und schmunzelte über sich selbst. Ein junges Ding wie Hulda beeindruckte ihn derart? Er könnte ihr Vater sein, beinahe ihr Großvater. Aber waren nicht alle hier am Platz ein bisschen verliebt in sie? Hulda Gold ist Hebamme, clever, unerschrocken und im Viertel äußerst beliebt. Das Schicksal der Frauen liegt ihr besonders am Herzen. Zumal sie bei ihrer Arbeit nicht nur neuem Leben begegnet, sondern auch dem Tod. Im berüchtigten Bülowbogen, einem der vielen Elendsviertel der Stadt, kümmert sich Hulda um eine Schwangere. Die junge Frau ist erschüttert, weil man ihre Nachbarin tot im Landwehrkanal gefunden hat. Angeblich ein tragischer Unfall. Aber wieso interessiert sich der undurchsichtige Kriminalkommissar Karl North für den Fall? Und weshalb fühlt sich Hulda von ihm so angezogen? Sie stellt Nachforschungen an und gerät dabei immer tiefer in die Abgründe einer Stadt, in der Schatten und Licht dicht beieinander liegen. Raffinierter Mord - interessante Geschichtsstunde. Schon beim lesen der Leseprobe zu diesem Roman, habe ich mich in dieses Buch verliebt und festgestellt dies ist eine großartige neue historische Krimireihe, die mit einer guten Mischung aus kriminalistischer Spannung, zarter Liebesgeschichte und authentischer zeitgenössischer Kulisse der 1920er Jahre überzeugt. Und ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil, diese Geschichte ist absolut lesenswert!! Vor allem wenn man so wie ich ein Fan von Volker Kutscher und natürlich von "Babylon Berlin" ist. Was diesen Krimi auszeichnet, ist der sorgfältig recherchierte, bis ins Detail stimmige historische Background und die authentische Atmosphäre. Die Autorin führt den Leser/die Leserin in ein unruhiges Berlin in den 20'er Jahren. Das Stadtbild ist gezeichnet von Arbeiteraufständen und Straßenkämpfen, die Inflation ist extrem hoch. Die Bevölkerung leidet unter den explodierenden Lebensmittelpreisen. Vor diesem authentisch und detailreich geschilderten Hintergrund entsteht ein spannender und sehr solider Krimi. Die "Goldenen 20ziger", und dann noch ein Krimi, dafür bin ich immer zu haben. Wer alle Krimis von Volker Kutscher und seiner Figur Gereon Rath schon weg geschmökert hat, hat in Karl North und seinen Kollegen eine schöne Alternative gefunden. Auch hier: Berlin, auch hier: 20er Jahre, auch hier: viel Flair, Verbrechen, Tod. Vielleicht nicht ganz so düster. Mordermittlung vor ca. 90 Jahren, ohne die Hilfe digitaler Medien oder anderer Technischer Unterstützung! Und das klappt! Spannung bis zur letzten Seite. Ein gelungener, dichter, logisch aufgebauter Krimi aus dem damaligen Berlin. Scharfsinnige Ermittlungen ohne digitale Medien - auch das klappt! Bildreich und lebhaft wird das damalige Leben beschrieben. Gut erzählter und spannender Krimi aus dem Berlin der 20er Jahre. Tolle Story, nicht nur für Berlin Freunde. Genau gezeichneter Nostalgiekrimi. Empfehlenswert.

Bewertung vom 26.06.2020
Schwarzer August / Leander Lost Bd.4
Ribeiro, Gil

Schwarzer August / Leander Lost Bd.4


ausgezeichnet

Ein neuer Fall mit dem liebenswerten Ermittlerteam um Leander Lost. Wieder ein interessanter Fall, schmunzelndes Lesevergnügen und sonniges Urlaubsgefühl. Bombenalarm an der Algarve. Es ist Hochsommer in Fuseta, dem kleinen Fischerort an der Algarve. Nach dem für Leander Lost und sein Team erfolgreichen Schlag gegen einen spanischen Drogenboss ist Soraia Rosado endlich zu Leander in die Villa Elias gezogen. Die beiden genießen ihre Zweisamkeit, die sternenklaren Sommernächte bei einem Glas Vinho Verde am Pool und lernen was es bedeutet, wenn Aspie und Normalo zusammenleben. Doch die sommerliche Idylle wird jäh gestört, als im Hinterland eine Autobombe explodiert und eine Filiale der Crédito Agrícola in die Luft jagt. Der Spanier im Team, Miguel Duarte, ist überzeugt: Nun ist der islamistische Terror auch in Portugal angekommen. Doch warum explodieren zwei Tage später drei Thunfisch-Trawler im Hafen von Olhão? Und was hat es mit den 40.000 US-Dollar einer Immobilienmaklerin aus Vale de Lobo auf sich, die bei der Explosion der Bankfiliale in die Landschaft flatterten?
Graciana Rosado, Carlos Esteves und Leander Lost stehen vor einem Rätsel. Wer ist der raffiniert vorgehende Bombenleger, der mit verschlüsselten Bekennerschreiben Katz und Maus mit ihnen spielt? Zug um Zug kommen sie mit portugiesischer Menschenkenntnis und Leanders Kombinationsgabe dem Täter und seinen Motiven auf die Spur. Und Leander muss sich entscheiden, wie viel sein Leben im Vergleich zu dem eines Kollegen wert ist.
Leander Lost ist kein Mangel, er ist eine Bereicherung. Wieder ein spannend humorvoller Krimi mit Liebe zum mediterranen Live-Style. Wenn man dieses Buch liest ist es wie Nachhause kommen - eintauchen in geliebte Wesen, mitfiebern, mitleiden, sich freuen - da wird der Fall fast zweitrangig. Obwohl er in seinem sozialkritischem "Hinterfragen" der Mechanismen des Wahrnehmens den Finger punktgenau in die Wunde der Ignoranz legt. Wieder präsentiert uns Gil Ribeiro eine großartige Mischung aus Spannung, fantastischen Figuren, einer guten Portion Humor und viel Liebe für die portugiesische Lebensart und die Landschaft der Algarve. Eine gelungene Mischung aus spannendem Plot, liebevoll gezeichneten Figuren und viel südlichem Flair. Passt gut in die Reisetasche oder auf den heimischen Balkon. Wer Portugal liebt, den wird bei "Lost in Fuseta" das Fernweh packen. Land und Leute kamen wieder super durch und geben einem als Leser das Gefühl mit vor Ort zu sein. Spannender Urlaubskrimi mit viel Herz und Action, feinem Humor und großer Liebe zu Land und Leuten. Prägnant und stimmig - in jeder Zeile. Senhor Léxico wie wir ihn lieben!

Bewertung vom 11.06.2020
Der Knochengarten / Tony Hill & Carol Jordan Bd.11
Mcdermid, Val;McDermid, Val

Der Knochengarten / Tony Hill & Carol Jordan Bd.11


ausgezeichnet

Knochen lügen nicht. Ein neuer Fall für Carol Jordan und Tony Hill in McDermids elftem Thriller um das Ermittlerduo Hill/Jordan. Ein spannender Thriller von Crime-Queen Val McDermid, indem sich das Ermittlerduo Carol Jordan und Tony Hill durch ein Geflecht von Verleumdung, und einer steigenden Zahl von Leichen junger Mädchen kämpfen muss. Das Major Incident Team aus Yorkshire würde zu gern auf die Erfahrung und untrüglichen Instinkte von DCI Carol Jordan und Profiler Tony Hill zurückgreifen, denn, auf dem Gelände eines ehemaligen katholischen Waisenhauses für Mädchen wird ein grausiger Fund gemacht: Bauarbeiten fördern insgesamt vierzig Skelette von Mädchen zutage, alle vor mindestens zwanzig Jahren unter dem Rasen und im Nutzgarten vergraben – und an einer abgelegenen Stelle zehn männliche Skelette deutlich jüngeren Datums. Was ist in dem Waisenhaus geschehen? Doch Carol hat ihren Job beim MIT gekündigt, nachdem sie nur knapp einem Mord-Anschlag entgangen ist. Und Tony verbüßt eine vierjährige Haftstrafe … Keine guten Voraussetzungen, um die grauenhaften Verbrechen aufzuklären.
In diesem atemlos spannenden Thriller muss das Ermittlerduo um Detective Chief Inspector Carol Jordan und Polizeipsychologe Tony Hill zunächst neu zusammenfinden, um den mysteriösen Fall zu lösen, denn die beiden Ermittler sind trotz ihrer Lage, Gefängnis und Polizeidienst verlassen, immer noch das Herzstück ihrer alten "Einheit". Eine meiner Lieblingsreihen, die mich verlässlich mit harter, brutaler, blutiger Spannung überzeugt und auch in diesem Fall habe ich mal wieder einfach nichts zu meckern. Klasse! Perfide, gut durchdachte Geschichte. Aber Tony Hill und Carol Jordan kommen diesmal auch privat an ihre Grenzen. Auch hier bürgt ein Name tatsächlich für spannende Qualität und Kenner und Liebhaber der Reihe kommen auf ihre Kosten und es wird wieder deutlich, die Autorin Val McDermid schreibt solide Spannungsromane. Ihr Stil ist leicht und flüssig, ihre Geschichten in der Regel ausgezeichnet recherchiert und so wird es auch diesmal wieder sehr, sehr spannend! So packend, dass man alles um sich herum vergisst. Hochspannung garantiert, intelligente Story und grausig. Wunderbar! Auch im Privatleben von Carol und Tony gibt es überraschende Entwicklungen und der Schluss lässt einen fassungslos das Buch aus der Hand legen. Jetzt muss natürlich Fall Nummer 12 her. Eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.06.2020
Schwestern im Tod / Commandant Martin Servaz Bd.5
Minier, Bernard

Schwestern im Tod / Commandant Martin Servaz Bd.5


ausgezeichnet

Nervenkitzel pur! Ein ausgefeilter und atomsphärischer Psychothriller, der einen in eine beängstigende und bedrückende Szene hineinversetzt. Tiefgründig und voller Abgründe.
Der französische Commandant Servaz wird mit seinem schlimmsten Albtraum konfrontiert. Martin Servaz kann sich sehr gut an seinen ersten Fall als junger Kommissar erinnern. In den Pyrenäen, am Ufer der Garonne, waren im Jahr 1993 zwei Studentinnen ermordet aufgefunden worden. Schwestern, in Kommunionkleidern, an Baumstämme gefesselt - ein seltsames verstörendes Bild, das ihn lange Zeit beschäftigte. Die Mädchen waren Fans des Schriftstellers Erik Lang gewesen, der damals mit seinem Thriller "Das Kommunionkind" einen Bestseller gelandet hatte, denn auf ihrem Zimmer hatte eben dieser Bestseller gelegen. Zufall? Sie waren ehrlich. Sie hatten angefangen, seine Bücher zu lesen, als sie zwölf waren – Erwachsenenromane von nahezu unerträglicher Brutalität, schockierende und empörende Szenen, Morde, Verstümmelungen. Ihnen gefiel daran, dass die Schuldigen häufig davonkamen und die Opfer niemals ganz unschuldig waren. Vor allen Dingen aber herrschte in seinen Romanen eine Atmosphäre der Dekadenz: Alle Protagonisten wurden von einem finsteren Drang angetrieben, von niederträchtigen Beweggründen und überaus kreativen Perversionen. Und dann kam natürlich sehr viel Sex darin vor. Als sich damals die Lage für Lang zuzuspitzen schien, hatte der Fall überraschend eine dramatische Wendung genommen. Doch bei Martin Servaz waren immer Zweifel geblieben. Sollte sich nun herausstellen, dass die Toulouser Polizei tatsächlich einen gravierenden Fehler begangen hat? Die Folgen könnten fatal sein ............ Nun wird Kommissar Martin Servaz aus Toulouse eben genau mit diesem allerersten Fall konfrontiert, der damals nur scheinbar gelöst werden konnte, der Kommunionkleid-Mörder hat beschlossen, ein neues Spiel mit Servas zu spielen. Für Servaz ist es ein Schock, als er in einer eisigen Februar-Nacht zum Tatort eines Mordes gerufen wird: Nicht nur liegt das Opfer inmitten giftiger Schlangen – die Ermordete trägt ein Kommunionkleid, und es handelt sich um die Ehefrau des Krimi-Autors Erik Lang. Mit eben diesem Lang hatte Servaz bereits vor 25 Jahren bei seinem ersten Fall zu tun. Für Kommissar Servaz steht nun bald fest, dass sie damals wirklich etwas Wichtiges übersehen hatten. Und tatsächlich fördert eine DNS-Analyse aller drei Mordopfer Erstaunliches zutage wo für Servaz eindeutig fest steht, was er all die Jahre befürchtet hat: Der Kommunionkleid-Mörder ist noch immer auf freiem Fuß. Ein Psychothriller der Extra-Klasse, der einen starken Sog entwickelt und den Leser fesselt, ein Psycho-Thrill par excellence - vom französischen Meister des Genres. Düstere Spannung mit Twists und Turns bis zum überraschenden Ende. Genauso muss ein Thriller sein: Tiefgründig, abgründig und völlig unerwartet! Perfide konstruiert Minier diese verschachtelte Geschichte und spielt gekonnt mit den Erwartungen des Lesers. Willkommen im Kreis meiner Lieblingsermittler! Bernard Minier ist ein exzellenter Erzähler und ein Meister der Spannung. Großes Kino! Gespannt auf den nächsten Fall...Klasse! Aber definitiv nichts für schwache Nerven!

Bewertung vom 29.05.2020
Young Rebels
Knödler, Benjamin;Knödler, Christine

Young Rebels


ausgezeichnet

Werde aktiv! Ein Hoch auf die Verrückten. Auf die Nonkonformisten. Die Rebellen. Die Unruhestifter. Die Unangepassten. Die Querdenker. Sie sind nicht gewillt, den Status quo zu respektieren, ihnen widersprechen, sie verherrlichen oder verteufeln. Nur ignorieren kann man sie nicht. Weil sie die Welt verändern. Sie treiben die Menschheit an. Auch wenn manche sie für verrückt halten, sehen wir die Genialität. Denn die Menschen, die verrückt genug sind zu denken, sie würden die Welt verändern.....sind diejenigen, die es tun werden. Umwelt, Demokratie, Bildung. Malala, Greta & Co. Sie kämpfen für die Umwelt und Gleichberechtigung, gegen Waffenlobbys, Diskriminierung und Korruption: Greta Thunberg ist 16, als sie mit ihrem Schulstreik weltweite Klimaproteste auslöst. Der 14-jährige Netiwit Chotiphatphaisal gründet eine Zeitung, um sich in Thailand für Demokratie, Redefreiheit und eine Bildungsreform einzusetzen. Malala Yousafzai bloggt mit 11 von der Unterdrückung der Frauen in Pakistan. Felix Finkbeiner entwickelt in der 4. Klasse die Idee, dass Kinder in jedem Land eine Million Bäume pflanzen sollten. 25 Jugendliche, die soziales Engagement zeigen und damit wegweisende Veränderungen bewirken. Diese jungen Menschen bewirken international Veränderungen. Ihre Entschlossenheit inspiriert uns alle. Dieses Buch ist perfekt für alle aktionbegeisterte, denn nichts ist cooler, als die Welt zu retten! Die Erde ist unser Heimatplanet. Sie ist unglaublich schön und bietet uns Menschen alles, was wir zum Leben brauchen. Um eine gesunde Umwelt zu bewahren und den Klimawandel zu bremsen, zeigt dieses Buch voller überraschender Geschichten und spannender Ideen. Es ist nicht die Lösung der aktuellen Klimakrise, aber es zeigt, wie leicht wir etwas für unsere Umwelt tun können, und dass auch kleine Schritte Großes bewirken können. Stark!

Bewertung vom 28.05.2020
Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1


ausgezeichnet

Venezia criminale! Ein Commissario aus Sizilien in Venedig – spannend und hochpolitisch - ermittelt in Venedig. Heiter und gekonnt gelassen werfen die Autoren Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo einen neuen Blick auf eine alte italienische Hassliebe: Die Mafia und die Politik - und das vor der Kulisse einer der bezauberndsten Städte der Welt. Commissario Antonio Morello, genannt der freie Hund, hat auf Sizilien korrupte Politiker verhaftet und steht nun auf der Todesliste der Mafia. Um ihn zu schützen, wird er nach Venedig zwangsversetzt. Er hasst die Stadt vom ersten Augenblick an: Viel zu viele Menschen, trübes Wasser, Kreuzfahrtschiffe, die bis tief in die Stadt hineinfahren, die Luft verpesten und die Stadt gefährden – selbst der lebensnotwendige Espresso Doppio schmeckt ihm in Sizilien besser. Doch als Silvia, die schöne Nachbarin, ihm ihr verborgenes Venedig zeigt, werden Morellos Widerstandskräfte auf eine harte Probe gestellt. Kurze Zeit später wird der junge Anführer einer Bürgerinitiative gegen die Kreuzfahrtschiffe ermordet, und Morello, der freie Hund hat seinen ersten Fall, der ihn tief in die Verstrickungen von italienischer Politik und Verbrechen führt. Wer Schorlau liest, bekommt immer 2in1! Ein italienischer Krimi in klassischer Tradition. Sizilianisches und venezianisches Flair, vermischt mit Politik und der Mafia. Ein neuer Commissario mit Vergangenheit und origineller Truppe. Die Hommage an Andrea Camilleri ist gelungen. Spannende Unterhaltung und Hintergrundwissen zu politischen Zusammenhängen. So kenn ich den Autor und Erfinder des Privatermittlers Georg Dengler von den Dengler Romanen. So auch hier, das zeigte schon die Leseprobe. Nach Privatermittler Dengler jetzt Commissario Morello. Kurz gesagt, wenn enge Freunde ein Buch schreiben - der eine hoch brisante politische Thriller schreibt und der andere in Venedig zum Schauspieler ausgebildet wurde - entsteht ein packender, waschechter venezianischer toller Krimi mit aktuellem Hintergrund, hochbrisant, hochpolitisch und sehr empfehlenswert. Ein Politkrimi, der den Finger in die Wunde legt, ganz so wie man es von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo erwartet. Die Beiden haben das "Flair", aber auch die politischen Probleme der noch wunderschönen, alten Stadt gut vermengt, ihr Ermittler klingt echt und auch die Handlung macht Laune und bringt Spannung rüber. Verpackt in eine spannende, atmosphärische Geschichte bieten die beiden sehr gute Unterhaltung und viel Hintergrundwissen. Dazu kommt die reizvolle Spannung der Begegnung des Sizilianers mit Venedig. Gut gemacht. Mehr davon! Perfekt für Reisen im Kopf... Meiner Meinung nach eine echte Konkurrenz für Brunetti! Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.05.2020
Wo das Glück zu Hause ist / Happy Ever After Bd.1
Colgan, Jenny

Wo das Glück zu Hause ist / Happy Ever After Bd.1


ausgezeichnet

Hier werden Träume wahr. Leicht lesbarer Schmöker mit schottischem Charme und garantiertem Happy End. Nina Redmond, neunundzwanzig, mahnte sich selbst, bloß nicht in der Öffentlichkeit zu weinen. Falls du dir je gut zuzureden versucht hast, weißt du ja sicher, dass das meistens nicht gut klappt. Aber sie war hier schließlich bei der Arbeit, verdammt. An seinem Arbeitsplatz sollte man nicht heulen. Doch als die Bibliothek geschlossen und Bibliothekarin Nina arbeitslos wird, helfen Bücher ihr auch nicht weiter. Oder vielleicht doch? Sie eröffnet ihre ganz besondere eigene Buchhandlung. Mit einem Bücherbus kutschiert sie durch die schottischen Highlands, und versorgt die Leser dort in den schottischen Highlands mit Büchern aller Art. Eine grandiose Idee nach dem Verlust des Jobs als Biblothekarin für Nina, denn sie weiß genau, was die Kunden und Kundinnen gern lesen und lesen sollten, was gegen Liebeskummer hilft oder Trübsal vertreibt. Nur um selbst festzustellen, dass das Happy End im wahren Leben komplizierter ist als in manchen Romanen. Glücklicherweise gibt es da den zwar etwas mürrischen, aber dafür extrem attraktiven Farmer von nebenan, der sie aus so mancher Notlage rettet. Die Geschichte der arbeitslosen Bibliothekarin ist verträumt, romantisch und etwas für Fans des leichten Unterhaltungsromans. Schon beim lesen der Leseprobe war ich von Anfang an mittendrin in dieser herrlich unbeschwerten Atmosphäre eines typischen Sommerromans. Tauchen Sie ein in die Welt des Buchhandels in einem Bücherbus und lassen Sie sich verzaubern! Ein ganz warmherziger, humorvoller und kurzweiliger Roman über Freundschaft, Liebe und Neuanfang eingebettet in die bezaubernde Landschaft rund um Loch Ness. Auch ein Buch für Regentage mit Tee und Kuscheldecke. Amüsant für jeden Bücherfreund, auch für Nicht-Buchhändler ein Lesevergnügen! Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 28.05.2020
Die Königin von Berlin
Roth, Charlotte

Die Königin von Berlin


ausgezeichnet

Faszinierendes Portrait der kapriziösen Carola Neher. Eine interessante Frau in einer spannenden Zeit, war die Muse von Brecht, Klabunds Seelenverwandte und der schillerndste Stern Berlins in den zwanziger Jahren. Wo sie auftritt, jubeln die Menschen der geheimnisvollen Carola Neher zu. Die Theater reißen sich um sie. Berlin liegt ihr zu Füßen in jenen letzten Jahren der Weimarer Republik. In durchfeierten Nächten verdreht sie einem berühmten Mann nach dem anderen den Kopf – doch im Herzen bleibt sie allein. Das ändert sich, als sie dem Dichter Klabund begegnet, ein Suchender und ein Getriebener wie sie selbst. Ausgerechnet sie, die begehrte femme fatale, verliebt sich in den scheuen, zurückhaltenden Dichter, der von der gleichen inneren Glut verzehrt wird wie sie selbst. Was keiner für möglich gehalten hätte, tritt ein: Sie heiratet ihn. Doch eine brave Ehefrau wird Carola nicht, denn schon bald lockt sie das wilde Leben – und die Künstler Berlins, darunter Bertold Brecht, der ihr die Chance ihres Lebens bietet …Schon in der Leseprobe erfährt man einiges aus dem außergewöhnlichen Leben und Schicksal der Schauspielerin Carola Neher. Charlotte Roth erzählt in diesem Roman ihre ganze Geschichte, gibt ihr eine Stimme. Und mit jedem Satz, den ich lese, wird es für mich unbegreiflicher, wie diese selbstbewusste, willensstarke und wunderschöne Frau so in Vergessenheit geraten konnte. Immerhin war sie eine sprudelnde Inspirationsquelle für Bertold Brecht, eine femme fatale im Berlin des 20. Jahrhunderts, und eine Herzensbrecherin für viele andere, die ihrem Charme erlagen. Carola Neher, damals ein Star seiner Zeit, heute längst vergessen, dient als literarische Vorlage für den Roman. Charlotte Roth lässt nicht nur die Figur, die die Muse Bertolt Brechts war, sondern auch die Zeit, die goldenen Zwanziger in Berlin, durch ihr Werk wieder auferstehen. Sie verbindet Fiktion und Biografie ganz lebendig und nimmt kunst- und kulturinterssierte Leserinnen mit auf eine interessante Zeitreise. Ihre Geschichte würdigt die Schauspielerin, die sich an die Spitze des Weimarer Theaterlebens kämpfte und sich als Ikone eines modernen Frauentyps inszenierte. Als Interpretin großer Rollen in legendären Inszenierungen der Dramen Klabunds, Brechts und Horváths schrieb sie Bühnen- und Filmgeschichte. Vorhang auf für Carola Neher. Ein Roman, der im Gedächtnis bleibt! Hinterlässt einen nachhaltig prägenden Eindruck. Sehr empfehlenswert, diese schillernde Lektüre, besonders für die Fans von "Babylon Berlin"....Komisch, skurril und sehr Berlin. Mehr Berlin geht eigentlich nicht. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 27.05.2020
Das wirkliche Leben
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


ausgezeichnet

"Das wirkliche Leben" ist ein grandioses Buch. Heimatroman, Gespenstergeschichte, Thriller, es ist wie ein Bluessong: Man weiß, dass einen nicht viel Heiteres erwarten wird. Die Autorin fesselt den Leser durch einen frivol kalkulierten Thrill an die zutiefst introvertierte Erzählung eines vom Schmerz verschnürten Überlebens. Kein Plot, ein Zustand. Eine Reihenhaussiedlung, wie es viele gibt. Am Waldrand wohnt eine vierköpfige Familie, im schönsten und hellsten Haus. "Bei uns zu Hause gab es vier Schlafzimmer. Meines. Das meines Bruders Gilles. Das meiner Eltern. Und das der Kadaver." Die Kadaver, das sind die ausgestopften Jagdtrophäen, die der Vater der zehnjährigen Ich-Erzählerin von seinen Großwildsafaris mit nach Hause bringt. Alles normal. Wären da nicht die Leidenschaften des Vaters, der neben TV und Whisky vor allem den Rausch der Jagd liebt. Und die er mehr liebt als seine Familie, für die er nur Verachtung und Prügel übrig hat. Mutig und voller Liebe versucht das Mädchen, ihren jüngeren Bruder vor der väterlichen Gefühlskälte und Gewalt zu schützen. Tagsüber geht sie mit ihm auf dem Autofriedhof spielen und abends zum Eiswagen, der mit Tschaikowskis 'Blumenwalzer' sein Kommen ankündet. In diesem Sommer erhellt nur das fröhliche Lachen ihres kleinen Bruders das Leben des 10jährigen Mädchens. Bis eines Abends vor ihren Augen eine Tragödie passiert und nichts mehr ist wie zuvor. Es geschieht eines Tages ein schrecklicher Unfall, der nicht nur das fröhliche Lachen des Bruders verstummen lässt. Nichts ist mehr wie zuvor. Von Sommer zu Sommer spürt sie immer deutlicher, dass sie selbst die Zukunft in sich trägt, wird immer selbstbewusster – ihr Körper aber auch immer weiblicher, sodass sie zusehends ins Visier ihres Vaters gerät. Schon nach kaum einer Seite dieses Romans wusste ich, dass ich das Buch lieben würde. Zart und roh, magisch und schmerzhaft, wunderschön und gleichzeitig furchterregend hässlich bildet die Autorin "Das wirkliche Leben" in all seinen Facetten ab. Entfremdung und Verlust in der Familie, die Suche nach Nähe und Liebe - alles Themen, von denen wir oft in Romanen lesen. Man muss einfach hingerissen sein, von diesem großartigen, heranwachsenden Mädchen, das so klug, sensibel, sinnlich ist und einen so unbändigen Lebenstrieb hat. Ein bewegender Roman, der von Liebe und Verlust erzählt, vom Erwachsenwerden und der Einsamkeit, von Momenten des Glücks und des Staunens. Man möchte immerzu weiter und weiterlesen, und ist traurig, wenn man die letzte Seite umgeblättert hat! Sehr zu Herzen gehend! Wärmstens empfohlen!

Bewertung vom 27.05.2020
Dankbarkeiten
Vigan, Delphine

Dankbarkeiten


ausgezeichnet

Ein leises Buch über zwischenmenschliche Missstände. Ein dramatischer und einzigartiger Roman über die Arten der Dankbarkeiten. Wer sensible Bücher voll menschlicher Zwischentöne mag, wird bei Delphine de Vigan gut aufgehoben sein. Dem an Seiten knappen Roman fehlt es nicht an Tiefgang. Klug, genau und dicht beobachtet die Autorin das Verhalten unterschiedlicher Personen untereinander. Im Mittelpunkt steht Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden und in hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust der Selbstständigkeit. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist ein langersehnter, unerfüllter Wunsch, die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können. Eine starke Geschichte, die einen nicht einfach so loslässt. Sie macht Mut, auch wenn nicht immer alles glatt geht und uns am Ende alle die Realität wieder einholt. Ein dramatischer, intensiver und großartig geschriebener Roman, der berührt und auch über die letzte Seite hinaus noch nachwirkt. Vielleicht wäre unsere Welt ein klein wenig besser, wenn wir alle ein wenig mehr Idealismus zeigen würden. Wie in so vielen ihrer Werke schreibt die Autorin auch in diesem Buch schonungslos und voller Feingefühl über ein schwieriges Thema. Delphine de Vigan ist eine wunderbare Autorin. Sie gehört zweifellos zu den besten Erzählerinnen, die man derzeit entdecken kann. Klarsichtig und scharfsinnig zeigt Delphine de Vigan, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Und zugleich würdigt sie in "Dankbarkeiten" all diejenigen, die uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind. Dieses wunderschöne Buch verführt mit Emotionalität und einer leisen Sprache. Eindrücklich geschilderte Geschichte, nachvollziehbar und anrührend. Eindrucksvoll taucht die Autorin in die Psyche der jeweiligen Figur ein. Sehr lesenswert! Ein Roman von gewaltiger Erzählkunst für jung und alt!