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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
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Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 450 Bewertungen
Bewertung vom 18.08.2020
Jochen Rindt
Kräling, Ferdi

Jochen Rindt


ausgezeichnet

Faszinierende Einblicke in das Leben eines Rennfahrers und den Rennsport der 1960er-Jahre

Ich habe als Zwölfjähriger Jochen Rindt eine Woche vor seinem tödlichen Unfall in Monza in Italien noch selbst am Salzburgring bei einem Formel-2-Rennen erlebt. Dieses Buch lässt Erinnerungen an einen der ganz Großen der damaligen Rennsportzeit lebendig werden.

Rennfahrerkollege Jacky Steward portraitiert in seinem Vorwort diesen wohl einzigartigen österreichischen Rennfahrer mit deutschem Pass. In den folgenden Kapiteln erlebt der Leser verschiedene Aspekte von Rindt: Wie er sich vom ersten Popstar der Formel 1 über den Le-Mans-Rennfahrer hin zum Formel-1-Star entwickelte; Völker beschreibt Rindt im Kapitel über dessen Lebensstil als „einen Wilden mit Manieren“. Fahrkunst, Ecclestone und Colin Chapman sind weitere Kapitel. Das traurige Ende während des Trainings in Monza 1970 bildet das letzte Kapitel. Abschließend gibt es noch eine Übersicht über alle seine Rennteilnahmen und -erfolge von 1961 bis 1970 mit Angaben über Pole Positions und Ausfallgründe.

Aber das wirklich Eindrucksvolle sind die Bilder von Kräling. Sie zeigen Jochen Rindt in Portraitaufnahmen, ganz privat mit seiner Frau Nina, in den Boxen, im Rennwagen, im Anzug, im Urlaub, in Gesprächen, auch in einem Pelzmantel – für Werbeaufnahmen und in vielen anderen Ansichten. Rindt fliegt über Straßenkuppen, sitzt Eis essend auf einem Klappsessel in der Box und auch sein letztes Bild – seine letzte Boxenausfahrt am 5. September 1970: nackter Lotus 72, alle Flügel sind weg, eine Aufnahme von hinten. Und immer wieder Portraitaufnahmen eines unvergesslichen Gesichts.

Ob Karten spielend oder mit seiner Nina beim Frühstück, ob beim Rallyecross in der Nähe von Wien oder die spannende Geschichte von seinem Formel-1-Sieg 1970 in Monte Carlo, bei dem der Rennleiter ungläubig der Situation vergaß, die Zielflagge zu schwenken – die oft großformatigen, meist schwarzweißen Bilder – es ist ein Buch, das eine längst vergangene motorrennsportliche Epoche und einen ihrer prägendsten Fahrer wieder aufleben lässt. Ein Stück legendäre Zeitgeschichte.

Bewertung vom 12.07.2020
Schladminger-Tauern-Höhenweg
Auferbauer, Günter;Auferbauer, Luise

Schladminger-Tauern-Höhenweg


ausgezeichnet

Informativ, detailliert mit persönlichen Erfahrungen und einem geschichtlichen Teil

Man merkt diesem Wander-Erlebnis-Führer, so steht es auf der Buchvorderseite, an, dass die beiden Autoren dieses Buch mit viel persönlichem Einsatz geschrieben haben. Die ersten rund 70 Seiten beschäftigen sich mit Anreise- und praktischen Tipps, Weblinks, sowie folgenden Fachbeiträgen: Melitta Fuchs schreibt über die Natur- und Montanwelt (zehn Seiten), Johannes Gepp gibt auf sieben Seiten einen Einblick in die tierische Vielfalt und Besonderheiten (z. B. welche Tiere in Millionenzahl die Alpen in diesem Bereich alljährlich überfliegen), mit den Mineralien und Erzen beschäftigt sich der sechsseitige Beitrag von Tobias Schachinger, Uwe Kolitsch und Herbert Kraml, Anton Streicher, Leiter der Höhlenforschergruppe im Alpenverein Schladming erzählt über die Bergbaugeschichte. Schließlich skizzieren Walter Kovar und Johannes Bauer die Geschichte der Erschließung der Schladminger Tauern (19 Seiten), ein Kapitel, das sehr aufschlussreich und wie Kapitel im Buch, sehr gut bebildert ist.

Dann folgen auf rund 90 Seiten die Wegbeschreibungen des Höhenweges in acht Abschnitten, wobei jeder noch Alternativstrecken enthält. Die umfangreichen Informationen der einzelnen Kapitel umfassen Streckenprofile mit Höhenmeter- und Längenangaben sowie Gehzeiten der Autoren inkl. Pausen als Richtwerte. Weiters werden ganzseitige Kartenausschnitte mit Wegverläufen, Wegnummern, Hütten und anderen Informationen geboten.

Die eigentlichen Abschnittsbeschreibungen umfassen alle wesentlichen Informationen, die ein Bergwanderer benötigt: von den erwähnten Höhen- und Streckenangaben über Ausgangspunkte und mit welchen öffentlichen Verkehrsmitteln man diese erreicht, Hinweis mit Seitenzahl auf das Streckenprofil, Charakteristik, Kartenausschnittsverweise, Wegnummern, Einkehrstätten und Schutzhütten sowie wesentliche Wegbeschreibungspunkte. Diese sind aufgrund der vielen Verweise auf Karten und Profile auf jene Dinge reduziert, die Besonderheiten der einzelnen Abschnitte darstellen.

Bei den erwähnten Hütten gibt es immer eine kurze Information oder Geschichte und ein Bild der Hüttenwirte. Zahlreiche Bilder zeigen Landschaft, Hütten, Vegetation oder Besonderheiten der Wegstrecke. In allen Beschreibungen finden sich immer wieder Hinweise der Autoren, was sie aus eigener Erfahrung für wichtig oder erwähnenswert halten. Schließlich gibt es am Ende des Buches auf 20 Seiten eine Übersicht aller Wanderwege mit Nummern, Länge, Wegbetreuer und Verlauf, sowie deren Anschlussstrecken und Abzweigungen. In den Umschlagklappen gibt es eine Übersicht der einzelnen Abschnitte mit diversen Angaben, unter anderem Zeitangaben für Teilabschnitte.

Als durchaus Ortskundiger finde ich diesen Wanderführer wirklich umfangreich und informativ, mit gutem Bildmaterial und hilfreichen Karten ausgestattet. Bei allen persönlichen Angaben der Autoren gilt wie stets, dass es Zeitangaben und subjektive Eindrücke sein können, die andere Wanderer wieder anders erleben.

Bewertung vom 24.06.2020
Die ganze Wahrheit über Münchhausen & Co.
Breckwoldt, Tina

Die ganze Wahrheit über Münchhausen & Co.


ausgezeichnet

Interessante Biografien und umfangreiche Hintergrundinformationen

Das Buch bietet eine umfassende Information zu den Themen, wer Münchhausen tatsächlich war, wer seine Geschichten – unerlaubter Weise und anonym – veröffentlichte, über Hintergründe und Arten des Lügens, über mögliche Quellen und Vorläufer dieser Geschichten (ja, die gibt es teilweise), Auszüge aus den Abenteuern, über weitere literarisch-künstlerische Nachahmer und Verfilmungen. Was das Buch aber nicht ist – und das möchte ich vorsichtshalber erwähnen – eine Wiedergabe der Abenteuer des Barons.

Das erste Drittel des Buches beschäftigt sich mit der interessanten Lebensgeschichte des Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, der im Dienst der russischen Zaren stand. Dabei erlebte er tatsächlich Abenteuerliches. Die Autorin zitiert immer wieder aus Briefen in Originalschreibweise seinerzeit. Dann folgen die Biografien der beiden Autoren, die diese Geschichten anonym veröffentlicht hatten: Rudolph Erich Raspe und Gottfried August Bürger. Alle drei Biografien geben auch einen guten Einblick in das damalige Zeitgeschehen und sind durchaus abwechslungsreich gehalten.

Die Autorin geht dann dem Lügen – geschichtlich betrachtet – auf den Grund. Dabei erfährt der Leser u. a. wie Jägerlatein und Seemannsgarn entstanden sind. Im Kapitel der Münchhausen-Geschichten vom Vade Mecum (quasi der Erstausgabe) bis zum Volksbuch veröffentlicht die Autorin einzelne Abenteuer in der Originalschreibweise des 18. Jahrhunderts, erläutert diese, nicht nur inhaltlich, sondern auch in Bezug auf ihre beiden „Autoren“ und wie diese die Geschichten selbst noch fälschten. Interessantes erfährt der Leser dabei unter anderem über die wohl bekannteste Geschichte - des „Ritts auf der Kanonenkugel“ - diese Erkenntnis hatte mich am meisten erstaunt.

Es gab den Münchhausen als Theaterstücke und verfilmt. Auch in diesem Kapitel gibt es einiges Interessantes zu lesen, so beispielsweise warum der von Hitler mit Schreibverbot belegte Erich Kästner dann doch ein Drehbuch für einen Film für Goebbels lieferte, der beinahe nicht aufgeführt werden konnte.

Das Buch hat ein Leseband und ist mit Farb- und Schwarzweißbildern sowie Zeichnungen illustriert. Am Ende gibt es ein Anmerkungsverzeichnis, Personenglossar und eine Bibliografie. Die Autorin schreibt in ihrer Einleitung, sie hatte an zehn Originalschauplätzen recherchiert, Archive und Originalhandschriften (von denen einige im Buch abgedruckt sind) durchforstet. Man merkt es im Buch und bei den Anhängen, dass es sich um ein ausgezeichnet recherchiertes und gut geschriebenes Buch handelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.05.2020
Das ist doch der Gipfel
Lesti, Andreas

Das ist doch der Gipfel


gut

Nette Kurzgeschichten über alpinistische Ereignisse von Personen, aber auch nicht mehr

Zweifellos stimmt der Buchtitel und -untertitel mit dem Inhalt überein. Es ist aber eben die Frage, was sich der Leser erwartet. Ich hätte mir ausführlichere Geschichten erwarten. Das doch sehr kleine Buchformat bietet auf 144 kleinen Seiten neben einer fünfseitigen Einleitung 15 Geschichten, zwischen vier und acht Seiten, mehrheitlich um die fünf Seiten kurz, kleine Seiten. Zwischen den Geschichten gibt es immer links eine leere Seite und am Ende mancher Kapitel eine einseitige Übersicht zu verschiedenen Themen (Große Gipfel der Alpen, die bis 1800 bestiegen wurden; Geschichte der Höhenrekorde, u. a.).

Über Belsazar Hacquet – ein vergessener Held, habe ich doch wenig erfahren, Goethe stiefelte im Winter in den Schweizer Alpen umher, Alexander Humbold bestieg den höchsten Berg Spaniens, eine Amerikanerin bestieg mit ihrem Hund Berge in der Schweiz, ein Sachse war am K2, vier Österreicher auf der längsten Skitour der Alpen oder ein Interview mit Norman Dyhrenfurth kurz vor seinem Tod in Salzburg sind Themen im Buch sowie David Lama, Familie Barmasse oder Theodor von Lerch, der in Japan Skifahren ging. Am Ende des Buches ein kommentiertes Literaturverzeichnis.

Lesti schreibt, wie der Titel verspricht und hält, Geschichten. Vielleicht ist der eine oder andere Satz eine persönliche Interpretation von Personen oder deren Verhalten, der eine oder andere Satz, damit die Geschichte nicht zu kurz gerät. Ich fand das Buch nett zum Lesen, aber wirklich inhaltsschwer es in meinen Augen nicht.

Bewertung vom 24.05.2020
Wunderwelt Wattenmeer
Stock, Dr. Martin;Schröder, Tim

Wunderwelt Wattenmeer


ausgezeichnet

Faszinierende Bilder, trickreiche Natur und viel Wissenswertes

Wie filigrane Muster durchziehen die vom Wasser gegrabenen Priele die Landschaft, der Leuchtturm Westerheversand blinkt aufs offene Meer, vom Sturm aufgepeitschtes Meer füllt eine Seite, eine Strandkrabbe streckt doppelseitig ihre Scheren dem Fotografen entgegen und blickt „furchterregend“ in die Kamera, orange schillert eine Seeanemone im tiefblauen Wasser, eine Strandkrabbe sucht Schutz in einer geöffneten pazifische Krabbe, ein Vogelküken pickt gerade eine noch kleinere Babykrabbe als Futter auf … das sind einige der ganz- oder doppelseitigen, begeisternden Aufnahmen von Martin Stock.

Tim Schröder schildert in 15 Kapiteln, wie Leben im Wattenmeer funktioniert, welche Tiere hier leben und welche Probleme es gab oder gibt. Es werden Entstehen, Sterben und Bedeutung von Dünen beschrieben. Es gibt Pflanzen, die dem Salz, Sand und Wasser trotzen. Ausführlich wird die Tierwelt über und unter Wasser behandelt. Die Rede ist von den „Small Five“ und den „Big Five“, ganz wie bei Safaris in fernen Ländern, nur eben im Wattenmeer und alles in „Bonsai-Größe“. Und ihre Überlebenstechniken bestehen in Schnabeltechniken, Strategien gegen oder richtiger mit Salz sowie Verstecken in Seegras u. a.

Wenn Sie wissen möchten, ob Austernfischer tatsächlich Austern essen, welche Vogelart jährlich 90.000 (!) Flugkilometer zurücklegt und dabei einen Stopp im Wattenmeer einlegt, wozu der Pickfleck bei den Silbermöwen dient und wozu Strandhafer notwendig ist, sollten Sie sich dieses Buch besorgen! Einmalige, scharfe, teilweise unglaubliche Bilder, emotionale Aufnahmen vom Watt, Meer und Himmel sowie interessante, kurz gehaltene Texte machen dieses Buch zu einem Erlebnis.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2020
Alles Gute vom Onkel Franz
Ranzenberger, Klaus

Alles Gute vom Onkel Franz


sehr gut

Fast wieder „der alte Onkel Franz“, jedenfalls unterhaltsam mit kleinen Abstrichen

Der Onkel Franz findet in diesem Buch wieder zu seiner Innviertler Verbundenheit zurück, nachdem er sich im letzten Buch nach Wien verirrt hatte. In diesem Buch schildert Ranzenberger Geschichten im Jahreslauf, beginnend mit einem nervenden Besuchsnachmittag am Neujahrstag bis hin zu einer eigenartig verlaufenden Silvesterparty.

Aber nicht alle Geschichten hat der Onkel Franz „selbst erlebt“, etliche schildert der Autor in seinem eigenen Namen. Wobei sich dieser stets bemüht einen Überleitungs- oder Schlusssatz zu finden, damit auch „seine“ Kapitel doch etwas mit dem Onkel zu tun hätten. 23 Geschichten sind es, bei einigen musste ich schmunzeln, andere wiederum sind zwar unterhaltsam, kommen nicht an die Geschichten des ersten Buches „Der Onkel Franz“ heran. Durchaus gelungen ist der Exkurs über die Feinheiten des Sprachgebrauchs [im Innviertel], dass Ostereier eine politische Wahl beeinflussen und wie mehrere Flaschen Prosecco bzw. mehrere Halbe Bier eine Ehekrise retten können, zählen zu den guten lustigen „alten Onkel Franz“-Geschichten.

Weniger unterhaltsam, aber das Buch füllend fand ich die Beiträge „Von null auf hundert“ (sechs Seiten), eine Aufzählung aller „runden Geburtstage“, die weder Innviertel- noch Onkel-Franz-spezifisch sind und „Alle heiligen Zeiten“ (drei Seiten) über verschiedene Feiertage, wie sie ablaufen und alle im Wirtshaus enden. Das „Neujahrsessen, Drama in einem Akt“ passt so gar nicht zur Art und zum Inhalt dieses Bandes finde ich. An und für sich zum Lachen gedacht wäre der Beitrag [sic!], in dem ein Stammtischmitglied über einen Motorradausflug berichtet oder dabei viele, sehr viele, zu viele Fremdwörter falsch verwendet. Anfangs noch [r]echt lustig wird es dann aber bei acht Seiten fast zu viel des Guten. Aber jedenfalls kreativ, was Ranzenberger da gedichtet hat.

In manchen Geschichten hält uns Ranzenberger, manchmal auch der Onkel Franz, einen Spiegel vors Gesicht. Bei „all inclusive“ erfährt der Leser wie „toll“ so ein all-inclusive-Urlaub ist, bei dem sogar der Prosecco zum Frühstück „gratis“ (!) ist. Der „Erlkönig“ ist wieder etwas typisch Innviertlerisches, der „Hausball“ im „Partykeller“ weckt Erinnerungen an die 1970er-Jahre und „Sauber spät dran“ oder „der Stammtischausflug“ sind typische Onkel-Franz-Geschichten.

Um mich nach neuerlicher Unterweisung im Buch über die Innviertler Sprache abschließend auszudrücken: Angeblich erlebte der Onkel alle Geschichten im Buch tatsächlich. Leicht möglich, dass sie aber der Autor alle erfunden hat. Höchstwahrscheinlich beruhen sie auf tatsächliche Begebenheiten. Jedenfalls bin ich mir nach dem Lesen des Buches zu 90 Prozent ziemlich sicher, dass es praktisch offenbar eigentlich ein gutes Buch ist. Genau genommen hat mir das Buch irgendwie gefallen.

Bewertung vom 14.02.2020
Gebrochenes Brot. Geschichte eines Frauenordens zwischen den Weltkriegen
Lucic, Iva

Gebrochenes Brot. Geschichte eines Frauenordens zwischen den Weltkriegen


ausgezeichnet

Sehr fundierter Einblick in die Entstehungsgeschichte des Ordens und die zeitgeschichtlich-politische Umgebung

Das Buch erregte meine Neugier, weil sich dieser Frauenorden in meiner Geburtsstadt Salzburg nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt hatte. Das Buch schildert die Zeit der geistigen Entstehung des Ordens, etwa ab dem Ersten Weltkrieg, bis zur Vertreibung 1946 aus der damaligen Tschechoslowakei. Dabei bildet das Leben der Ordensgründerin Ada Marie Gabriele Gräfin Chodek den Schwerpunkt im Buch.

Zunächst erläutert die Autorin die Fragestellung dieser Buchstudie sowie den Hintergrund dieser Auftragsarbeit. Es folgen Einführungen in die Adelsgeschichte des 19. und 20. Jhd., die Kirchengeschichte in Böhmen im 20. Jh. sowie bisherige Forschungen in der Geschichte der Eucharistieschwestern.

Aufbauend auf dieses Wissen versteht man dann vieles besser im Leben und vom Denken von Ada Chorek. Auch die folgenden Kapitel über den politischen Kontext der Gründung des Ordens und seiner Vorstufen werden so für den Leser verständlicher. Ausführlich beschäftigt die Autorin die einsetzende Entwicklung der äußeren Gemeinschaftsstruktur. Der Prozess der kirchlichen Entwicklung von 1930 bis 1937 sowie die neuen politischen und internen Umstände zur Zeit des Nationalsozialismus sind weitere Abschnitte im Buch, die Nachkriegsverhältnisse und Übersiedlung nach Salzburg werden nur auf wenigen Seiten behandelt.

Die Autorin war zur Recherche ihres Buches längere Zeit in Salzburg bei den Schwestern. Sie bediente sich vor allem schriftlicher Unterlagen von Ada Chodek, Briefe an ihre adeligen Cousinen und andere Personen, z. B. an die ihr vorgesetzten Bischöfe und geistlichen Betreuer. Sie erläutert immer wieder ausführlich ihre Erkenntnisse und Vermutungen, die sie daraus ableitet. Manchmal sind ihre Ausführungen doch sehr wissenschaftlich, die ich nur überflogen habe. Aber überwiegend finde ich den Inhalt sehr interessant und aufschlussreich. Die Autorin schildert verständlich die schwierigen und komplizierten Umstände, unter denen Chotek den Orden gründete. Die Auflösung der Donaumonarchie bedeutete für Chotek als adelige Deutsche in Böhmen enorme Umstellungsprobleme in Bezug auf den sozialen Umgang in der „neuen“ Welt. Selbst nach Gründung ihres Ordens wohnte sie noch eine Weile im elterlichen Schloss und war nur tagsüber bei ihren Schwestern. Sie fand diese soziale Unterscheidung trotz ihres tief religiösen Glaubens angebracht und behielt auch später noch eine soziale Distanz zu einfachen Schwestern aufrecht. Die Schwestern der Gründung stammten fast ausschließlich aus adeligen Familien und so hatte Chodek eine gewisse gewohnte soziale Umgebung.

Im Buch wird auch die deutliche Hierarchie in der katholischen Kirche behandelt. Chodek musste beim Bischof um Genehmigung der Gründung ansuchen. Über die Gründung wurde dann unter Ausschluss von Chodek beraten und Männer erteilten die Genehmigung. Sie erhielt einen Pater als geistlichen Beistand, der auch darüber zu wachen hatte, dass alles im katholischen Sinn verläuft. Das Buch bietet interessante Details aus der damaligen Zeit, der Denk- und Handlungsweisen der katholischen Kirche, den Wandel des Adels und der politischen Verhältnisse.

Auch wenn ich nicht alle Seiten genau gelesen habe, so doch die Mehrheit und finde das Buch sehr interessant und sehr gut recherchiert geschrieben (was auch rund 900 Fußnoten und das mehrere Seiten zweispaltig lange Quellen- und Literaturverzeichnis belegt).

Bewertung vom 12.02.2020
PRG   Pauschalreisegesetz
Mayer-Ertl, Katharina;Rupp, Lisa;Pondorfer, Viola

PRG Pauschalreisegesetz


ausgezeichnet

Ein umfangreiches, relativ verständlich geschriebenes Fachbuch für die Reisebranche und Hotellerie

Drei Personen, die direkt mit den Auswirkungen des seit 2018 in Kraft befindlichen Pauschalreisegesetzes (PRG) zu tun haben, erläutern an Hand ihrer Erfahrungen diese doch recht trockene Materie: Mag.a Viola Pondorfer (Hrsg.) ist im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) für die Betreuung der außergerichtlichen Konfliktlösung der Reisebranche zuständig und auch Mitglied der Expertengruppe zur Pauschalreiserichtlinie (PRL) der Europäischen; Mag.a Lisa Rupp betreut seit 2014 als juristische Referentin im Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich inhaltlich das neue PRG aus der Sicht der Hotellerie und Mag.a Katharina Mayer-Ertl ist stellvertretende Leiterin der Tourismus-Servicestelle im BMNT; sie betreute die Entwicklungen zur Pauschalreiserichtlinie (die Grundlage des PRG) von Beginn an und nahm an den Verhandlungen zur Umsetzung der PRL teil.

Diese Fachkompetenzen merkt man sofort beim Lesen des Buches. Die teilweise schwierige Materie erläutern sie überwiegende verständlich auch für nicht so in der Sache erfahrenen Betroffene. Für jene, die noch mehr wissen möchten, geben Fußnoten Hinweise auf Entscheidungen und Quellen zum Weiterforschen. Bei jedem Abschnitt gibt es darüber hinaus noch Literaturhinweisen. Natürlich setzt das Lesen und Verstehen dieses Buches eine gewisse Kenntnis der Reisebranche und Hotellerie voraus. Es ist also ein Fachbuch für Personen in leitenden Funktionen in diesen Wirtschaftsbereichen, aber auch ein Handbuch für Anwälte.

Die drei Autorinnen erklären immer wieder welche Überlegungen die Europäische Kommission bei einzelnen Formulierungen gehabt hatte und geben Hinweise zur praktischen Handhabung, zum besseren Verständnis von einzelnen Passagen.

Im Abschnitt der Neuerungen in der Gewerbeordnung werden etliche Praxisbeispiele angeführt, beispielsweise mit welchen Einzelleistungen, die ein Hotelier anbietet, eine Pauschalreise entsteht und welche Einzelleistungen unter den in der GewO fallenden Ausnahmetatbestand für Hoteliers fallen. Ein kompliziertes Thema betrifft die Reisebürobranche – die acht verschiedenen vorvertraglichen Informationsformulare und wie sie zu verwenden sind. Stichwort verbundene Reiseleistungen, eine von der Europäischen Kommission neu geschaffene Reiseart, nicht Pauschalreise, nicht Einzelreiseleistung. Da dürfte es sogar für manchen Touristiker schwer werden, das richtige Formular zu verwenden. Es werden auch alle möglichen Fälle der Vermittlung von nicht im EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) ansässigen Reiseveranstaltern besprochen.

Schließlich wird noch auf die Pauschalreiseverordnung eingegangen, die die Erstattung von geleisteten Zahlungen und die Rückbeförderung im Fall einer Pauschalreise oder verbundenen Reiseleistungen bei Insolvenz des Veranstalters oder des Vermittlers regelt. Auch hier werden die Neuerungen erläutert und den bisherigen Regelungen gegenübergestellt.

Am Ende des über 360seitigen Buches wird die Richtlinie über Pauschalreisen und verbundene Reiseleistungen im Wortlaut wiedergegeben. Eine Tabelle stellt die einzelnen Artikel der alten Richtlinie (90/3147/EWG) den neuen geltenden gegenüber. Ein vernünftiges und hilfreiches Stichwortverzeichnis hilft einen gewünschten Begriff schnell zu finden. Optisch werden im Text durch Fettdruck die einzelnen aktuelle Paragrafen sowie in den Erläuterungen wesentliche Stichworte hervorgehoben. Das macht dann das Finden von gesuchten Themen innerhalb eines Kapitels einfacher. Beim Lesen muss man aber dann schon auf jedes Wort achten, will man den Sinn und die Anwendung richtig verstehen.

Ich beschäftigte mich berufsbedingt seit den 1980er-Jahren mit österreichischem Reiserecht und der Gewerbeordnung und finde das Buch verständlich geschrieben und ein praktikables Nachschlagewerk. Grundkenntnisse der Materie, wie oben erwähnt, sind unerlässlich, aber man muss auc

Bewertung vom 20.01.2020
Straßen der DDR
Krone, Michael

Straßen der DDR


ausgezeichnet

Vielfältige eindrucksvolle Schwarzweiß-Momente einer vergangenen Epoche

Als Student, der Foto-Film Design studierte, brach Michael Krone im Mai 1990 zu einer 4000 Kilometer lange Reise durch die Deutsche Demokratische Republik auf. Gerade erst, im November 1989, war die Mauer gefallen und Krone wollte sich ein fotografisches Bild von der DDR machen.

Das ist im gründlich gelungen und aus heutiger Sicht, 20 Jahre später, ein interessantes Zeitzeugnis. Auf 240 Seiten in größerem Format zeigt Krone Landschaften, Gebäude, Personen und Stimmungen, wie er sie nur wenige Monate nach der Öffnung der DDR gesehen und erlebt hatte. Trabant, IFA-Lkw, Dacia-Pkw, Wartburg – sie kommen auf fast allen Bildern vor, die Straßen mit Kopfsteinpflaster, moderne Bauten aus der DDR-Zeit, verkommene Bahnhöfe, Menschen, in deren Gesichtern man manchmal Ratlosigkeit sehen vermag, ländliche Idyllen, Fachwerkhäuser und anderes zeigen.

In 18 Kapitel gliedert Krone seine 396 Schwarzweißbilder, von Magdeburg über MZ-Motorräder und Silberbergbau bis hin nach Thüringen. Es sind viele Kuriositäten, die Krone da sah und abbildete. Beispielsweise zeigt er auf zwei Seiten einen Tempo-Dreirad-Lieferwagen, einen IFA F8 Kombiwagen oder eine Bahnwärterin, die gerade einen Schranken mit Hand kurbelt. Er besuchte die Pferderennbahn von Dresden, auf der im Frühjahr 1990 noch in DDR-Mark gewettet wurde. Und da möchte ich auch erwähnen, dass Krone seine Bilder wirklich sehr gut beschreibt. Beispielsweise erklärt er beim Bild über das Bauhaus in Dessau auch kurz die Geschichte. So versteht der Leser besser, was er sieht und welche Bedeutung gerade dieses Gebäude hatte. Gleiches macht er bei den Bildern über das MZ-Werk in Zschoppau. Alle Bilder sind in sehr guter Qualität und Schärfe, wie man es sich von einem Foto-Design-Studenten erwarten konnte.

Nicht versäumen sollte man das Lesen der Einleitung des Autors und des Essays von Peter Richter zu Beginn des Buches, die sehr aufschlussreich sind und mich auch manchmal schmunzeln ließen. Krone hat diese zweite Auflage neugestaltet und Anregungen der ersten aufgegriffen. Ich kenne nur seine zweite Auflage, aber diese finde ich interessant und gut aufbereitet.