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Benutzername: 
westeraccum
Wohnort: 
Sauerland

Bewertungen

Insgesamt 222 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


ausgezeichnet

Fünfzehn Jahre nach ihrer Vergewaltigung wird Sara Linton wieder heftig an das Geschehen damals erinnert, als eine junge Frau ins Hospital eingeliefert wird, die ebenfalls vergewaltigt wurde. Alles weist darauf hin, dass sie nicht das einzige Opfer des Vergewaltigers war und Sara sucht nach Spuren. Sie steht kurz vor ihrer Hochzeit mit Will Trent und Will und seine Partnerin Faith ermitteln heimlich in den Kreisen, in denen auch Sara früher verkehrte. Alle ehemaligen Studenten und Assistenzärzte sind erfolgreiche Ärzte geworden, aber schon bald ergeben sich Spuren zu einem "Vergewaltigerclub". Sara hat schwer zu kämpfen, um mit all dem fertig zu werden.
Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite sehr spannend und hat mich nicht losgelassen. Ich mag die Bücher von Karen Slaughter schon lange, aber dieses Buch ist eines ihrer besten. Es geht unter die Haut und ist sicher keine leichte Feierabendlektüre.
Gut geschrieben, sehr fesselnd und keine Minute langweilig - besser geht es nicht!

Bewertung vom 25.07.2023
Leichenblass im Fass / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.2
Jensen, Joost

Leichenblass im Fass / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.2


gut

Ich lese gern Nordseekrimis aus Ostfriesland, weil ich die Gegend sehr gut kenne und so interessierte mich auch dieser Krimi sehr. Leider wurde ich enttäuscht, denn wirkliches Ostfrieslandflair will hier nicht aufkommen.
Es geht um die Bierbrauerin Gesine Felber, die mit ihrem Tüdelbräu den norddeutschen Brauwettbewerb gewinnt. Statt die Auszeichnung genießen zu können, wird ihre kleine Kneipe von auswärtigen Sauftouristen überrannt und ihr Konkurrent von der Dünenhopfen-Brauerei will ihr ein Kooperationsangebot machen. Doch dann liegt der Mann tot in einem Bierfass auf Gesines Hof und sie gerät unter Mordverdacht.
Schon die Lokalität ist falsch, denn es gibt in Ostfriesland keine Dreiseithöfe, sondern langgestreckte Gulfhöfe. Und die sind nur in Ausnahmefällen mit Reet gedeckt, meist einfach mit roten Ziegeln. Die "echten" Orte wie Großheide oder Norden scheinen mir einfach aus dem Straßenatlas herausgepickt zu sein, da kommt nichts von den Orten wirklich rüber. Die Polizeistation liegt z.B. in einem wunderschönen alten Haus am Marktpatz von Norden, aber es wird davon nichts erwähnt. Auch die Rolle der Touristen wird vollkommen falsch dargestellt. Sauftouristen findet man vielleicht an den langen Wochenenden auf Norderney oder sonst am Ballermann, Ostfriesland ist eher ein Feriengebiet für Familien. Und die sind um 20 Uhr von den Straßen verschwunden.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass da jemand auf der Ostfrieslandkrimiwelle mit schwimmen will, doch er geht ganz schnell unter. Um die nächsten Bände werde ich einen großen Bogen machen.

Bewertung vom 24.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Claire Daverley ist mit diesem Buch ein wunderbarer, nicht kitschiger Liebesroman gelungen, der mich begeistert hat.
Will und Rosie sind unterschiedlich, wie man unterschiedlicher nicht sein kann. Rosie ist brav und angepasst, Will ein Draufgänger, der alles ausprobiert, was man machen kann. Und doch fühlen sie sich über Jahre zueinander hingezogen. Rosies Bruder ist bei Wills Geburtstagsparty gestorben und beide werden von den Schuldgefühlen fast erdrückt, obwohl sie nicht im juristischen Sinne schuldig geworden sind. Für beide ist es schwierig damit umzugehen und es belastet ihre Beziehung.
Daverley beschreibt die beiden jungen Menschen sensibel und berührend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hoffte immer, dass sie endlich zueinander finden. Aber die Probleme nehmen kein Ende.
Das Buch ist auf jeden Fall sehr lesenswert und kann es allen empfehlen, die gern ungewöhnliche Liebesgeschichten lesen.

Bewertung vom 18.07.2023
Nincshof
Sebauer, Johanna

Nincshof


ausgezeichnet

Das ist wirklich ein seltsamer Ort, in den die Dokumentarfilmerin Isa und ihr Mann Silvano gezogen sind: Nincshof an der österreichisch-ungarischen Grenze.
Ungewöhnliche Geschichten ranken sich um den Ort und Isa ist neugierig. Sie befragt immer wieder die alte Erna Rohdiebl, die im Geheimen mit drei Männern in Kontakt steht, die sich "Oblivisten" nennen. Deren Ziel ist es dem Ort wieder Frieden zu geben, indem sie ihn von der übrigen Welt abschotten. Da werden Seiten aus Geschichtsbüchern entfernt, Ortsschilder im Kanal versenkt und Radfahrer mit Jaucheduschen überrascht. Aber Isa und der Ziegenzüchter Silvano stören bei diesem Vorhaben...
Es gab lange kein Buch mehr, das mich so zum Lachen brachte wie dieses. Johanna Sebauer hat so obskure Situationen erdacht, dass ich mir das Lachen einfach nicht verbeißen konnte. Dabei hat die Geschichte einen ernsten Hintergrund, nämlich die Überforderung der Menschen von dem täglichen Getöse, den Medien (sozialen und asozialen), den Anforderungen der Verwaltungen und den gesellschaftlichen Verpflichtungen. Einfach in Ruhe leben - mehr wünschen sich die Nincshofer nicht. Eigentlich ein bescheidener und nachvollziehbarer Wunsch!
Das Buch ist ein sehr gelungener Debütroman, wie ich ihn nicht erwartet hatte. Johanna Sebauer findet eine ganz eigene, sehr präzise und oft ungewöhnliche Sprache. "In der Waschküche troff die Revolution von den feuchten Wänden." - einfach köstlich! Und dann diese Irrziegen! Sie sind das Symbol für das ganze Achtsamkeitsgedöns der Städter, die glauben auf dem Land das irdische Paradies zu finden.
Ich kann das Buch ohne Einschränkung empfehlen und bin gespannt auf das nächste Buch der jungen Autorin.

Bewertung vom 15.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


sehr gut

Schon das Cover katapultiert die Leserschaft direkt in die Vergangenheit, die Rosendecke, die Kaffeetasse mit dem Kaffeelöffel aus den 1970er Jahren, das ist Vergangenheit pur.
Und auch der Inhalt des Buches ist eine Reise in die Vergangenheit. Das Elternhaus steht dabei für Geborgenheit in der Kindheit und für viele Erinnerungen. Genau dieses kleine, mehretagige Elternhaus will Sanne, die Älteste von drei Schwestern, nun verkaufen, nachdem sie ihre alten Eltern in einer barrierefreien Wohnung untergebracht hat. Das weckt den Widerspruchsgeist ihrer beiden jüngeren Schwestern, die nicht einsehen wollen, warum die Eltern nicht mehr zuhause leben können. Aber wie das oft so ist, kümmern sie sich nur wenig um die Eltern und reden aus der Ferne mit...
Das Buch bringt die Situation sehr gut auf den Punkt, so wie ich es selbst auch erlebt habe. Allerdings überspitzt Ute Mank auch, als Sanne von ihrem Mann verlassen wird und zu trinken beginnt.
Insgesamt ist das Buch aber sehr realistisch und gut geschrieben. Man fragt sich unwillkürlich, was man selbst in so einer Situation tun würde und welche Bedeutung das eigene Elternhaus hat.
Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.07.2023
Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1
Wacker, Florian

Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1


sehr gut

Dass man Drogen oder seltene Tier schmuggeln kann, das war mir bewusst, aber Glasaale? Wie geht das und wozu dient das? Das alles wusste ich nicht.
Die Frankfurter Ermittlerin für Umweltdelikte Greta Vogelsang bekommt es aber genau mit diesem Thema zu tun, als ein Zollfahnder tot aufgefunden wird. Denn der hatte sie gedrängt in so einem Fall mal näher hinzuschauen, aber Vogelsang hatte es im Stress einfach vergessen. Nun wird sie aufmerksam und nimmt Kontakt zu der Familie des Toten auf. Hinweise führen zu einem chinesischen Restaurant.
Das Buch ist typisch für den ersten Band einer neuen Reihe, es werden viele Personen vorgestellt, die vermutlich in den weiteren Bänden eine Rolle spielen werden, aber es geht auch gleich zur Sache. Umweltverbrechen finde ich als Hauptthema sehr interessant, da geht es nicht nur um Mord und Totschlag. Auch ist es gut lesbar geschrieben.
Man darf gespannt auf die weiteren Bücher sein.

Bewertung vom 29.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


sehr gut

Zuerst einmal fiel mir bei diesem Buch die sehr passende Aufmachung auf. Das Cover und der Schnitt sind in denselben glühenden Farben gehalten, was sehr gut zu der Hitzewelle passt, die in dem Buch beschrieben wird.
1994 ist das Jahr, in dem Schweden von der großen Hitzewelle heimgesucht wird und in dem die schwedische Fußballmannschaft die Bronzemedaille bei der WM in Brasilien gewinnt. Es ist aber auch das Jahr, in dem es heftige Diskussionen über bosnische Flüchtlinge im Land gibt, denn der Bosnienkrieg ist noch im Gange und schwedische Neonazis verüben Angriffe auf Flüchtlingsheime.
Kriminalkommissar Tomas Wolf war selbst im Bosnienkrieg und hat Traumata mit nach Hause gebracht, dazu war er früher ein berüchtigter Neonazi und seine Brüder sind es immer noch. Nun muss er in einem Fall ermitteln, in dem eine junge bosnische Frau vergewaltigt und erdrosselt wurde. Auch die Journalistin Vera Berg ist auf den Spuren des Mordfalls unterwegs.
Das Buch war bis zum Schluss und dem Cliffhanger im Epilog sehr spannend und sehr gut geschrieben. Man merkt, dass mit Selaker ein Fachmann am Werk war, der sich mit der Bedrohung von Frauen auskennt. Allerdings fand ich das Buch auch sehr düster. Alle sind in kriminelle Machenschaften verwickelt und haben auf irgendeine Art Dreck am Stecken. Es wird ein sehr negatives Bild der Gesellschaft gezeichnet und das zieht mich als Leser ziemlich runter. Hass und Gewalt prägen das Leben der Menschen in allen Schichten und nirgendwo gibt es Hoffnung auf ein besseres Leben, im Gegenteil. Ehen zerbrechen, Frauen werden bedroht und vergewaltigt, schlimm!
Man muss schon ziemlich hartgesotten sein, um dieses Buch wirklich gern zu lesen.

Bewertung vom 20.06.2023
Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1 (MP3-CD)
Wolf, Klaus-Peter

Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1 (MP3-CD)


ausgezeichnet

Ich bin ein großer Fan von Klaus-Peter Wolf, da muss ich mich einfach outen. Die vorigen Bücher habe ich alle gelesen, aber nun hatte ich Glück bei der Hörbuchrunde und das ist noch einmal eine ganz andere Klasse.

Da der Autor das Buchs selbst liest, bekommt man einen viel besseren Eindruck, denn Wolf kann einfach lesen! Das habe ich mehrfach bei den Live-Veranstaltungen erlebt, die kann ich nur empfehlen.

Der erste Band der neuen Dr.-Sommerfeldt-Reihe ist mal wieder ein typischer Wolf. Es gelingt ihm immer eine gute Mischung aus Spannung und Humor. Herrlich, wie die Ganoven bestraft werden, auch wenn ich Selbstjustiz ja eigentlich ablehne. Aber es ist halt ein fiktiver Roman und da darf man das. Köstlich sind auch die Personenbeschreibungen, die ich ja teilweise aus den anderen Büchern schon kenne.

Ich finde das Hörbuch sehr gelungen und werde mir sicher auch noch weitere Hörbücher kaufen. Besonders für die langen Fahrten nach Ostfriesland, das Land der Serienmörder!

Bewertung vom 08.06.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Das klingt nach keiner guten Kombination: Die CIA und eine private Social-Media- Firma wollen zusammen einen Betatest für ein neuartiges Überwachungssystem durchführen. Zehn Probandinnen und Probanden müssen es schaffen sich 30 Tage vor dem FUSION-System zu verbergen. Damit will der Unternehmer Cy Baxter die Welt sicherer und sich selbst noch reicher machen.
Die Bibliothekarin Kaitlyn Day wurde für das Projekt auserwählt und hat sich gut vorbereitet. Aber es warten einige Überraschungen...
Auf den ersten Blick erinnerte mich der Plot an "Das Millionenspiel" von Wolfgang Menge, das in den 1970er Jahren einen ähnlichen Ansatz verfolgte. Doch im digitalen Zeitalter ist es natürlich vielfach schwieriger unter dem Radar zu bleiben. Und Cy Baxter ist ein skrupelloser Egomane, der alles dafür tut, um sein System durchzusetzen. Die Ähnlichkeit mit lebenden Männern sit sicher nicht zufällig.
Ich finde es erschreckend, wie sehr wir schon heute überall sichtbar und gläsern sind. Das wird in dem Buch sehr klar herausgearbeitet und es zeigt eine Zukunft, die nicht weit entfernt, sondern so fast schon Realität ist. Man denke nur an China.
McCarten ist es nicht nur gelungen einen spannenden Krimi zu schreiben, sondern auch die Probleme des Überwachungsstaates sehr deutlich zu machen.
Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 04.06.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


sehr gut

Hedy Lamarr kannte ich nur dem Namen nach, sie war lange vor meiner Zeit als Kinostar berühmt.
In diesem Buch erzählt Marie Benedict die unbekannte Seite von Hedwig Eva Maria Kiesler, wie Lamarr eigentlich hieß. Sie war als Schauspielerin schon in ihrer Geburtsstadt Wien berühmt und heiratete den Nazi und Waffenhändler Friedrich Mandl, um dadurch ihre jüdische Familie zu schützen. Doch 1937 musste sie fliehen und kam über Umwege nach Hollywood, wo sie als angeblich schönste Frau der Welt zum Filmstar aufstieg. Dass sie auch eine neuartige Torpedosteuerung entwickelte, die im 2. Weltkrieg viel Leid hätte vermeiden können, wusste ich nicht. Aber als Frau hat man es in der Technik schwer und so wurde ihre Erfindung vom Militär abgelehnt. Noch heute beruhen einige Geräte auf ihrer Erfindung und ihre Leistung wird endlich anerkannt.
Das Buch ist sehr lebendig und gut lesbar geschrieben und war für mich eine echte Entdeckung. Lamarr war nicht nur die Hollywoodschönheit, sondern hatte auch viel Grips im Kopf. Man wundert sich immer wieder, warum Männer einfach nicht anerkennen können, dass auch Frauen außerordentliche Leistungen erbringen können und aus Dummheit solche Leistungen nicht anerkennen.