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sabatayn76

Bewertungen

Insgesamt 244 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2010
Nachtzug nach Lissabon
Mercier, Pascal

Nachtzug nach Lissabon


weniger gut

Vom Reisen durch Europa und zu sich selbst

Inhalt:
Raimund Gregorius, gewissenhafter und diensteifriger Lehrer für Griechisch, Latein und Hebräisch an einem Berner Gymnasium, bemerkt auf dem Weg zur Arbeit eines Morgens eine Frau auf einer Brücke, die sich möglicherweise suizidieren möchte. Jene Frau schreibt Gregorius eine Telefonnummer auf die Stirn, begleitet ihn dann in die Schule und verschwindet schließlich wieder aus seinem Leben. Die Begegnung mit der geheimnisvollen Frau, von der Gregorius keinen Namen, jedoch die Nationalität kennt, sowie ein Buch des Portugiesen Amadeu de Prado, das er von einem Buchhändler geschenkt bekommen hat, verändern sein Leben: der einst vorbildliche und verantwortungsbewusste Gregorius verlässt spontan die Stadt und macht sich auf den Weg nach Lissabon.

Mein Eindruck:
'Nachtzug nach Lissabon' ist ein sprachlich anspruchsvolles Buch mit oft langen Schachtelsätzen und philosophischen Betrachtungen über das Leben. Dieser Aspekt des Buches hat mir sehr gut gefallen. Weniger gut haben mir die unrealistischen Schilderungen gefallen: Ein Mann, der von jetzt auf nachher sein beschauliches Leben hinter sich lässt, weil er eine Frau auf einer Brücke gesehen und ein Buch von einem portugiesischen Autor in die Hände bekommen hat? Eine Frau, die einem fremden Mann eine Telefonnummer auf die Stirn schreibt? Ein Mann, der nach kürzester Zeit eine ihm zuvor unbekannte Sprache spricht (Das lässt sich meiner Meinung nach auch nicht durch die Tatsache erklären, dass der Mann Philologe ist und mehrere Sprachen spricht)?

Mein Resümee:
Ein anspruchsvoller Sprachstil und philosophische Betrachtungen machen meiner Meinung nach noch kein gutes Buch aus, solange der Inhalt so unnachvollziehbar und unrealistisch bleibt.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2010
Reise Know-How KulturSchock Australien
Gilissen, Elfi H. M.

Reise Know-How KulturSchock Australien


gut

Spannendes Land, unspannend präsentiert

Inhalt:
Elfi H.M. Gilissen berichtet vom kulturgeschichtlichen Hintergrund, von der gefährlichen Tierwelt und klimatischen Extremen, von der australischen Identität, gesellschaftlichen Besonderheiten und von Regeln, Verboten und Fettnäpfchen rund um Australien.

Mein Eindruck:
Mir waren die Ausführungen der Autorin meist zu viel. Gilissen verliert sich in (oft unspannenden) Details und unwichtigen Kleinigkeiten, holt viel zu weit aus und verliert somit Struktur, ihren roten Faden und ein Gespür für das Wesentliche. Zudem wiederholt sie bestimmte Dinge immer und immer wieder, als ob sie selbst kein rechtes Konzept hatte oder sie dem Leser nicht zutraut, dass er nach bereits dreimaliger Erwähnung bestimmte Sachverhalte verstanden oder Informationen abgespeichert hat. Andererseits gibt es jedoch spannende Passagen, die sich gut lesen ließen, bei denen allerdings die Gefahr besteht, dass sie der Leser einfach übersieht, weil er von der Fülle unwesentlicher Kommentare gelangweilt und abgelenkt ist.

Mein Resümee:
Ich hatte mich auf dieses Buch gefreut, da ich bereits die Kulturschock-Bücher zum Jemen, Islam und Iran gelesen und sehr informativ fand. 'Kulturschock Australien' vermochte es leider nicht, mich zu begeistern, da die Autorin meiner Meinung nach wenig Sinn für das Wesentliche zeigt und den Leser nicht zu fesseln weiß.

Bewertung vom 05.12.2010
América, 4 Audio-CDs
Boyle, T. C.

América, 4 Audio-CDs


ausgezeichnet

Über die Angst vor Coyoten und vor Mexikanern

Inhalt:
Bei einem Autounfall treffen zwei Welten aufeinander: Beim Fahrer handelt es sich um Delaney Mossbacher, einen reichen Kalifornier, der (wie viele seiner reichen Nachbarn) von der Angst vor Übergriffen durch Coyoten und Mexikaner getrieben wird und sich ansonsten mit Luxussorgen beschäftigt. Der Angefahrene ist der illegale Einwanderer Cándido, der mit seiner schwangeren Frau América aus Mexiko geflohen ist, um in den Vereinigten Staaten ein neues und besseres Leben zu beginnen. In den darauf folgenden Minuten und Stunden entwirft T. C. Boyle ein gnadenloses Bild einer amerikanischen Metropole und der unsäglichen Kluft zwischen Arm und Reich.

Mein Eindruck:
Ich habe 'América' bereits vor einigen Jahren mit großer Begeisterung gelesen und nun die gekürzte und von Boris Aljinovic sehr gut gelesene Version angehört. Sowohl das Buch als auch das Hörbuch sind bewegend, fesselnd und verstörend. Dem Autor gelingt es hervorragend, das Gefühl von Angst und Bedrohung der amerikanischen Protagonisten sowie Cándidos und Américas Kampf ums nackte Überleben, die ständig aufkeimende Hoffnung auf Besserung der Lebensbedingungen und die immer wiederkehrenden Niederlagen und Verluste glaubwürdig, realistisch und schockierend darzustellen.

Mein Resümee:
Alles in allem keine entspannende Lektüre, sondern ein wenig positives, doch sehr authentisches und bewegendes (Hör-) Buch über Hoffen, Scheitern und soziale Ungerechtigkeit.
Hervorragend!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2010
Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone
Haddon, Mark

Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone


sehr gut

Über Atheismus und die Theory of Mind

Inhalt:
Christopher John Francis Boone ist 15 Jahre alt, kennt alle Länder der Welt, ihre Hauptstädte und sämtliche Primzahlen bis 7507. Eines Tages findet er den Hund seiner Nachbarin Mrs. Shears, den Pudel Wellington, der mit einer Mistgabel getötet wurde. Christopher will herausfinden, wer für den Hundemord verantwortlich ist, und macht sich auf die Suche nach Indizien und dem Täter.

Mein Eindruck:
'Supergute Tage' lässt sich flüssig lesen, ist spannend und berührend. Jedoch überzeichnet Mark Haddon die diagnostischen Kriterien des Asperger-Syndroms meiner Meinung nach zu sehr und hat dadurch einen eher unglaubwürdigen Protagonisten geschaffen. Andererseits bricht der Autor bisweilen mit seinen eigenen Beschreibungen und lässt den kindlichen und sehr auf Routine bedachten Asperger-Jungen plötzlich eine Reise ins unbekannte London unternehmen. Zudem zeigt sich häufig ein Mangel an gewissenhafter Recherche, beispielsweise verwendet der Autor den Begriffe 'schizophren' inkorrekt und gibt falsche Erklärungen dafür, wieso man sich nicht an Ereignisse vor dem vierten Lebensjahr erinnern kann.

Mein Resümee:
Der Leser sollte nicht erwarten, einen perfekten Abriss einer Autismus-Spektrum-Störung zu erhalten, dennoch handelt es sich um eine unterhaltsame Lektüre, die Spaß macht und sich einfach und schnell lesen lässt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2010
Der letzte König von Schottland
Foden, Giles

Der letzte König von Schottland


sehr gut

Über exzessiven Sprichwortgebrauch und Bananenschnapsräusche

Inhalt:
Giles Foden erzählt vom Schotten Nicholas Garrigan, der nach Beendigung seines Medizinstudiums nach Uganda reist und dort als Arzt arbeiten möchte. Bald trifft er auf Idi Amin und tritt schließlich in seinen Dienst. Anhand Nicholas' Geschichte berichtet Giles Foden dem Leser vom Machtwechsel Obote/Amin, vom Leben, Aufstieg und Fall des ugandischen Diktators sowie von der Schuld, der Unschuld und der Verantwortung des Einzelnen in totalitären Regimen.

Mein Eindruck:
Giles Foden entwirft ein plastisches Bild von Uganda in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts und bringt dem Leser die Geschichte des Landes und die Diktatur Idi Amins näher. Dabei beschreibt der Autor Massaker und Folterszenen (oft zu) detailliert, doch lässt seine Protagonisten eher farblos und oberflächlich erscheinen. Mir hat bisweilen die Authentizität gefehlt, und ich empfand einige Schilderungen als zu unrealistisch und unglaubwürdig. Leider bietet der Autor auch keine Aufklärung darüber, welche Anteile des Buches fiktiv sind und welche wahrheitsgetreu berichtet wurden - diese Information hätte ich mir sehr gewünscht, da ich mich mit ugandischer Geschichte nur wenig auskenne und nach der Lektüre gerne wüsste, ob Fodens Buch neben dem Unterhaltungswert auch historische Hintergrundinformationen bietet.

Mein Resümee:
Alles in allem ein gutes, spannendes und fesselndes Buch. Etwas schade finde ich jedoch, dass der Leser am Ende nicht sicher sein kann, was wahr und was fiktiv ist, und dass Foden seine Protagonisten eher farblos bleiben lässt.

Bewertung vom 28.11.2010
Extrem laut und unglaublich nah
Foer, Jonathan Safran

Extrem laut und unglaublich nah


sehr gut

Extrem schlau und unglaublich naseweis

Inhalt:
Oskar Schell ist 9 Jahre alt, hochbegabt, belesen, interessiert an allem, was er noch nicht weiß und kennt, neunmalklug, frühreif und völlig vernarrt in seinen Vater, von dem er viel lernen kann. Dann stirbt sein Vater beim Attentat auf das World Trade Center, und Oskar findet einen mysteriösen Schlüssel in einem Umschlag, auf den der Name 'Black' geschrieben ist. Oskar macht sich auf die Suche nach der unbekannten Person.

Mein Eindruck:
Anfangs hat mir Oskar mit seinem Gefrage und seinem Interesse an allem und jedem gut gefallen. Seine Aufzählungen, seine Berechnungen, seine altkluge Art und sein Wissensdurst haben mich oft zum Lächeln gebracht. Andererseits sind seine Kommentare jedoch auch sehr traurig, seine Gefühle für seinen Vater bewegend, seine Gedankengänge differenziert, weise und tragisch. Manchmal waren mir die Schilderungen Jonathan Safran Foers jedoch zu weitschweifig und zu gewollt philosophisch. Der Autor verliert sich von Zeit zu Zeit in Details, und ich hatte oft den Eindruck, dass er zeigen muss, was er alles weiß und wie ungeheuer kreativ er ist.

Mein Resümee:
Das Thema (11. September, Verlust etc.) interessiert mich zwar sehr und das Buch liest sich gut, doch es gibt auch immer wieder Längen und sehr unrealistische Passagen.

Bewertung vom 21.11.2010
Dracula
Stoker, Bram

Dracula


sehr gut

Ausflug in die Karpaten und ins viktorianische England

Inhalt:
Der Londoner Rechtsanwalt Jonathan Harker reist aus beruflichen Gründen nach Transsilvanien. Sein Auftrag ist es, dem Grafen Dracula ein Haus in London zu verkaufen. Die Menschen, die in unmittelbarer Nähe zum Schloss leben, vermeiden den Grafen und seinen Wohnsitz - was Jonathan Harker anfangs noch als Aberglaube abtun kann, wird bald immer unheimlicher, und Harker entdeckt sonderbare Dinge und ängstigt sich zunehmend. Harker gelingt schließlich die Flucht, doch dann geschehen auch in London schreckliche Dinge.

Mein Eindruck:
Das Hörspiel zu 'Dracula' ist stark gekürzt und erfordert dadurch ungeteilte Aufmerksamkeit vom Hörer, da man recht schnell den Anschluss verlieren kann. Trotz der reduzierten Hörfassung, die manche Episoden nicht ausreichend ausführt, handelt es sich um eine spannende Geschichte, die durch die atmosphärische Geräuschkulisse und die durchweg sehr glaubhaften und überzeugenden Sprecher unterhaltsam und fesselnd ist.

Mein Resümee:
Stark gekürzt, aber atmosphärisch. Schön unheimlich für abendliche Spaziergänge.

Bewertung vom 20.11.2010
Gefährliches Australien - Giftiges und Bissiges auf dem fünften Kontinent
Barkhausen, Barbara

Gefährliches Australien - Giftiges und Bissiges auf dem fünften Kontinent


ausgezeichnet

Über Risiken und Risikominderung

Inhalt:
Barbara Barkhausen stellt in 'Gefährliches Australien' die bekanntesten und (ihrer Meinung nach) interessanten Tiere Australiens vor, indem sie Informationen zum Tier, zu seinem Lebensraum, zu seiner Verbreitung und zu seiner Gefährlichkeit bietet. Ergänzt werden die Schilderungen durch Ratschläge, wie man sich schützen kann und was man im Notfall tun sollte.

Mein Eindruck:
Die Autorin zeigt dem Leser, dass und wie man trotz giftiger Spinnen, Schlangen, Meerestiere etc. eine gefahrlose Zeit in Australien verbringen kann. Dabei liest sich das Buch unterhaltsam und einfach, ist sehr informativ und spannend, obwohl man sich als Leser (und potenzieller Australien-Urlauber) bisweilen etwas unbehaglich fühlt. Die Autorin verbreitet zwar einigen Schrecken durch ihre detaillierte Schilderungen, was einem in Australien alles über den Weg laufen kann, aber sie relativiert auch vieles, so dass man einerseits ahnt, was einen auf dem roten Kontinent erwarten kann, andererseits aber nicht in Panik verfällt.

Mein Resümee:
Sehr informativ, sehr lehr- und hilftreich, sehr spannend.

Bewertung vom 19.11.2010
Amokspiel
Fitzek, Sebastian

Amokspiel


schlecht

Über 'geldgierige Mistmaden' und ähnliche sprachliche Ergüsse

Inhalt:
Jan May erhält einen sonderbaren und beunruhigenden Anruf von seiner Verlobten Leonie - dann wird es obskur, denn wenige Sekunden später erzählt ein Polizist May, dass dessen Verlobte bei einem Autounfall gestorben ist. Jan May glaubt nicht an den Tod von Leonie und investiert Zeit und Energie, sie aufzuspüren. Eines Tages nimmt Jan May Geiseln in einem Radiosender und spielt ein sonderbares Spiel: Angerufene müssen sich mit dem richtigen Slogan am Telefon melden, damit eine Geisel frei gelassen wird. Bei den falschen Worten will er die Geisel erschießen.

Mein Eindruck:
Fitzeks Protagonisten sind stereotyp, klischeebehaftet und flach, die Handlung ist oft vorhersehbar, dann wieder völlig unrealistisch. Sprachlich bewegt sich der Autor auf niedrigem Niveau, seine Formulierungen sind hölzern und ungelenk. Alles in allem kann ich Fitzeks Erfolg nicht nachvollziehen. Wünscht man sich nicht wenigstens ein bisschen Glaubwürdigkeit in einem Buch? Oder geht es bei Fitzek wirklich nur darum, die Seiten umzublättern und gespannt zu sein, wie es weiter geht, ohne dass am Ende etwas zurück bleiben muss?

Mein Resümee:
Ganz gut geeignet, wenn man sich berieseln lassen möchte, ohne logische Argumentationen, komplexe und authentische Charaktere und eine in sich geschlossene und nachvollziehbare Handlung zu erwarten. Ein Hörbuch ohne große Spannung und ohne großen Anspruch.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.