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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1019 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2024
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


sehr gut

Vorurteile und Selbstjustiz
Der neueste Fall für Pia Sander und Oliver von Bodenstein erhitzt leider schnell gewisse Gemüter im Volk. An der erdrosselten 16-jährigen Larissa werden u. a. DNA-Spuren eines jungen Asylbewerbers gefunden, dieser umgehend per Fahndung gesucht. Zwar offiziell zunächst als Zeuge, doch wirkt diese Meldung wie ein Brandbeschleuniger für diejenigen, welche ihren Hass auf Asylbewerber nun noch mehr bestätigt sehen. Leider ist der gesuchte Mann unauffindbar und es ist nicht sicher, ob er untergetaucht oder nun selbst Opfer eines Verbrechens wurde. Schließlich wird kurz darauf ein zu Tode misshandelter Mann aufgefunden, welcher vor Jahren für den Tod einer Schwangeren verantwortlich war. Handelt es sich um einen Fall von Selbstjustiz?
Tatsächlich geben sich in diesem Roman Vorurteile und Selbstjustiz die Hand, teilweise ausgelöst durch den Mord an Larissa, teilweise eben dadurch erst ins Visier der Ermittlungen geraten. Die Ermittlungen laufen alles andere als gradlinig und bieten somit ausreichend Möglichkeiten zum Miträtseln. Als störend empfand ich die privaten Problemchen der Pia Sander, die sich primär durch ihren uneinsichtigen Ehemann ergeben, was auch Dauer irgendwann nervte. Zudem legt die Autorin sehr offensichtlich im Roman eine Verbindung zu einer weiteren Ermittlerin, die Pia Sander evtl ablösen könnte, was ich als zu konstruiert empfand, das mögen andere anders sehen.
Ein spannender, verzwickter Fall, nervige Privatprobleme, brisante soziale Themen und ein etwas zu superlatives Ende - mit ihrem Roman zeigt die Autorin die Monster in den Menschen und um sie herum.

Bewertung vom 07.01.2024
Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2
Adam, Lea

Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2


ausgezeichnet

Brutale Morde im Großbereich Hamburg
Die Umweltaktivistin und Influenzerin des Online-Kanals Miras Mission wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, ausgeweidet wie ein Tier aus der Massentierhaltung. Zwar haben ihr diverse Hater und Online-Trolle mit ihren Kommentaren ein ebensolches Schicksal angedroht, doch kann man diese anonymen Spinner wirklich ernst nehmen? Zudem stellt sich die Frage, woher Mira das Geld hatte, um sich eine Luxuswohnung in der Hamburger Hafencity leisten zu können. Die Mordermittlerin Jagoda „Milo“ Milosevic und ihr Partner Vincent Frey tappen bzgl. der Beweggründe des Täters zunächst im Dunkeln. Erst recht, als ein weiterer Mord mit derselben Handschrift in keinerlei Verbindung zur Influenzerin zu stehen scheint.
Agonie ist der zweite Band des Autorinnenduos Lea Adam, in welchem sie Milo und Vince eine perfide und brutale Mordserie aufklären lassen. Ebenso mit an Bord ist die Rechtsmedizinerin Susanne Süß, wenn auch diesmal nicht ganz so stark vertreten wie im ersten Band.
Wer den ersten Band Stigma gelesen hat kennt bereits die direkte Art sowie die Schlagabtäusche zwischen Milo und Frey, welche von Freys Seite nach seiner Schussverletzung zunächst etwas zynischer ausfallen. Wieder sehr unterhaltsam zu lesen. Das Privatleben der beiden spielt im Hintergrund mit, grätscht hier und da in die Handlung hinein, ohne die Ermittlungen auszubremsen. Als Extra gibt es wieder Einschübe der Tatperson in kursiver Schrift zu lesen, wodurch die Beweggründe und das Verständnis für die Morde sehr greifbar werden.
Die Morde sind kaltblütig und brutal, einige Details am Fundort werden natürlich erwähnt, die Ausführung der Bluttaten an sich wird jedoch nicht beschrieben. Nicht minder schockierend empfand ich die Details aus der Massentierhaltung des Großkonzerns, welcher während der Ermittlungen in den Fokus gerät.
Agonie ist ein spannender Hamburger Thriller, welcher diesmal Einblicke in die grausame Welt der Massentierhaltung bietet.

Bewertung vom 27.12.2023
Der Spurenfinder
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder


ausgezeichnet

Fantastische Krimödie voller unterhaltsamer Ideen
Der berühmte Spurenfinder Elos von Bergen zieht mit seinen Kindern ins hochlangweilige Friedhofen, um dort seine Memoiren zu schreiben. Und die Zwillinge vor möglichen Gefahren oder Racheaktionen zu schützen. Dass sich Mord und Intrige dann doch in dieses verschlafene Nest verirren sorgt dafür, dass Elos wieder aktiv werden muss. Und diesmal wollen seine Kinder un-be-dingt mithelfen. Auch wenn das vielleicht nicht immer so ganz glatt läuft wie erhofft.
Gleich vorweg: Der Roman ist eine äusserst unterhaltsame Mischung aus Fantasy, Krimi und Humor, vollgepackt mit genialen Ideen. Ausgestattet mit zwei Karten (eine von den Verlorenen Provinzen, eine von Friedhofen) und mit vielen Illustrationen versehen, welche von Sohn Naru stammen könnten, ist das Buch zudem auch optisch sehr überzeugend. Aus dem langweiligen Dorfalltag wird für die Zwillinge Ada und Neru schon bald ein spannendes, wenn nicht sogar lebensgefährliches Abenteuer, welche sie und ihren Vater, Spurenfinder Elos von Bergen, durch verschiedene Orte bis hin zum Palast auf dem Drachenberg führt. Ob in Thronsaal oder Kerker sei hier nicht verraten. Die über die Grenzen hinaus hohe Bekanntheit ihres Vaters gestaltet sich für die Kinder nicht immer zum Vorteil. Der Kriminalfall selbst entpuppt sich als überaus perfide, an welchem die drei einige Zeit zu knabbern haben, bis sie die richtige Spur und somit die Tatperson finden. Und bis dahin hat man Gelegenheit, sich aufs Köstlichste mit dem Buch zu amüsieren.
Alle Daumen hoch für das Leseabenteuer aus der Feder von Marc-Uwe Kling und seinen Töchtern. Ich hoffe, das war nicht der letzte Fall für die Spurenfinder-Familie.

Bewertung vom 27.12.2023
Tag der Seelen / Flowers & Bones Bd.1
Grauer, Sandra

Tag der Seelen / Flowers & Bones Bd.1


weniger gut

Versprochenes La Catrina-Thema verkommt hier zur Nebensache
Valentina und ihr Zwillingsbruder Emiliano entstammen einer mexikanischen Familie, in der die Aufgabe der La Catrina, der Seelenbegleiterin der Toten, von Generation zu Generation vererbt wird. Als wohlgehütetes Geheimnis unter den Frauen gehandhabt versteht ihr Vater nicht, warum Valentina den bald anstehenden Tag der Toten, den dios de los muertos und Tag ihrer ersten Verwandlung zur La Catrina, bei ihrer Oma in Mexico sein möchte. Stattdessen zwingt der Alleinerziehende seine Kinder, mit ihm nach Dublin zu ziehen. Dort geraten sie schon bald in den Konflikt zwischen Hexen, dem Volk der Drachenwandler und einer bisher noch unbekannten weiteren magischen Rasse.
Was stark thematisch angepriesen wird, nicht zuletzt durch das passend gestaltete Cover, geht im gebotenen Highschool-Teenie-Drama fast komplett unter. Statt den Fokus auf die mexikanische Tradition zu lesen bzw den Umgang mit den Seelen, baut die Autorin künstlich aufgebauschten Klischee-Zickenterror ein, der rein gar nichts zur Handlung beiträgt, lässt wie aus dem Nichts eine Anti-Drachen-Bewegung aufpoppen samt undurchdachter Parolen und unzählige Magiebegabte in Valentinas Umfeld erscheinen, welche man aus den Vorgängerbänden kennen muss, um sie zuordnen zu können. Zumal diese plötzlich mit magischen Superlativ-Fähigkeiten glänzen, wo ich mich wunderte, warum alle Welt solche Angst vor den Drachen in Menschenegestalt haben soll, welche doch nur um Asyl bitten. Generell wurden mir nicht nur die Personen zu unübersichtlich, sondern auch gewisse Geschehnisse zu unlogisch, z. B. die Verwandlung am dios de los muertos betreffend, welche scheinbar nach Regeln stattfindet, wie es der Autorin am besten in den Drama-Plan passt und dabei doch diverse Logiklücken reißt. Vieles erfährt man nicht durch spannende Handlung sondern langweilige Erzählungen, den Stil empfand ich als defokussiert, verwirrend, plakativ, chaotisch und in den grundlegenden Punkten absehbar. Das dios de los muertos Feeling konnte die Autorin mir nicht näher bringen. Und als unabhängig von den anderen Bänden des Universums lesbar sehe ich das Buch nicht.

Bewertung vom 17.12.2023
Stalking Jack the Ripper / Die grausamen Fälle der Audrey Rose Bd.1
Maniscalco, Kerri

Stalking Jack the Ripper / Die grausamen Fälle der Audrey Rose Bd.1


sehr gut

Spannender Auftakt einer angehenden Gerichtsmedizinerin
Was hab ich mich gefreut, dass die Reihe um Audrey Rose endlich ins Deutsche übersetzt wird. Und es geht auch gleich spannend los: Audrey lernt gegen den Willen ihres Vaters, Lord Wadsworth, bei ihrem Onkel die Kunst der Gerichtsmedizin, schleicht sich als Mann verkleidet in den Hörsaal und assistiert ihrem Onkel ohne mit der Wimper zu zucken bei den Untersuchungen der Leichen. Neuerdings sorgt ein Serienmörder für Angst unter den Bewohnerinnen Londons: Jack the Ripper hat bereits mehrere Frauen grausam umgebracht. Zusammen mit dem Studenten Thomas Cresswell, welcher ihrem Onkel ebenfalls praktisch zur Hand geht, will Audrey hinter das Geheimnis des Täters kommen. Oder hat Thomas etwas mit den Morden zu tun? Immerhin ist dieser Kerl so attraktiv wie undurchsichtig und scheint irgendein gewichtiges Geheimnis vor ihr zu verbergen.
Die Story spielt im Viktorianischen London zur Zeit der Ripper-Morde, also 1988, und ist in vielen Punkten an die damaligen Geschehnisse angelehnt. Audrey Rose ist eine intelligente und willensstarke junge Frau und ihre Begeisterung für die gerichtsmedizinischen Untersuchungen ihres Onkels haben auch auf mich eine gewisse Faszination beim Lesen ausgeübt. Ihre Flirts mit Thomas sind zum Glück alles andere als kitschig, dafür sind die beiden zu starke und eigenwillige Charaktere. Die gewählte Auflösung der Morde fand ich persönlich weniger spannend und zu früh vorhersehbar, da hätt ich mir Audrey etwas cleverer gewünscht. Alles in allem jedoch ein absolut lesenswerter Auftakt in die Reihe der besonderen Fälle rund um Audrey Rose, wenn auch noch mit Luft nach oben für die Folgebände. Weiterlesen werd ich auf jeden Fall. Und die Cover der Reihe sind einfach genial!

Bewertung vom 17.12.2023
Die verschollenen Meister / Magische Bilder Bd.1
El-Bahay, Akram

Die verschollenen Meister / Magische Bilder Bd.1


ausgezeichnet

Magisches Abenteuer durch Raum und Zeit
Könnte es sein, dass ein Foto mehr ist als nur die leblose Wiedergabe eines vergangenen Moments? Diese Frage muss sich der Pariser Student Artur stellen, als er im Fotoatelier seines Chefs eine Fotografie entdeckt, welche nicht nur zu leben scheint - sie zeigt sogar eine Situation, welche vor der Erfindung der Fotografie stattfand. Wie kann das sein? Eine moderne technische Spielerei? Zeit, darüber nachzudenken, bleibt Artur vorerst nicht, denn eine Gruppe Inquisitoren überfällt das Atelier und treibt Artur in eine gefährliche wie auch befremdliche Flucht. Denn kurz darauf lernt er eine magische Welt kennen, getarnt vor den Inquisitoren. Eine Welt, in welcher Artur sich erstaunlich schnell wohl fühlt. Und die ihn schon bald in weitere, gefährliche Abenteuer rund um den Globus führen wird.
Der erste Band der Dilogie hat mich gleich auf den ersten Seiten in seinen Bann gezogen. Das Fotoatelier, der Angriff, die Flucht - und dann die magische Welt, in welche Artur unerwartet hineintappt und sowohl ihn als auch mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Es sind die vielen kleinen Details und Ideen, durch welche der Autor das Buch zu etwas Besonderem macht. Vom Inhalt möchte ich gar nicht allzu viel verraten, doch hatte ich das Gefühl, endlich wieder ein Buch lesen zu können, welches mit neuen, eigenen Ideen glänzt. Insbesondere die magischen Fotos, um welche sich Arturs Abenteuer fortan drehen werden, überzeugten mich sofort als besondere Form der Magie. Die Welten mit ihren Wesen, die Charaktere, das Magiesystem, alles hat seinen eigenen Charme, seine eigenen Besonderheiten. Vor allem ein ganz gewisser Sidekick hat mich zudem wiederholt zum Schmunzeln gebracht. Und einen gefährlichen Gegner gibt es natürlich ebenfalls wie es magische Geheimnisse zu lösen gilt.
Mit Magische Bilder startet man in ein ungewöhnliches magisches Abenteuer durch Raum und Zeit, welches durch eine Vielzahl fantastischer Ideen und einem hohem Maß an Spannung überzeugt. Volle magische Punktzahl!

Bewertung vom 10.12.2023
Die Chroniken von Castellan / Sword Catcher Bd.1
Clare, Cassandra

Die Chroniken von Castellan / Sword Catcher Bd.1


schlecht

Kein Worldbuilding, dafür Klischees, Oberflächlichkeiten und anspruchslose, unepische Handlung
Gemäß einer alten Tradition wird ein Doppelgänger für den jungen Prinz Conor Aurelian von Castellan erwählt, welcher ihn fortan in gefährlichen Situationen vertreten oder sich gegebenenfalls schützend vor ihn werfen soll. Als besagter Schwertfänger wird Waisenjunge Kellian im Alter von 10 Jahren an den Hof gebracht und für seine Rolle ausgebildet.
Soweit so gut. Diese Einführung macht einen rund dreißig Seiten (!) langen Prolog des Buches aus, anschließend folgt ein Sprung von ca. 13 Jahren und die Kinder sind junge Männer, die ihre Zeit mit infantilen Spielchen oder im Freudenhaus vertrödeln. Und mit dem Sprung ließ auch meine Begeisterung für den Roman sprungartig nach. Was nach dem noch interessanten Prolog aus Kellians Perspektive kam war in erster Linie ein nicht vorhandenes Worldbuilding, Unmengen an Klischees, oberflächliche und durchschaubare Handlung und andere Langweiligkeiten.
Zum Worldbuilding: Hier hat die Autorin es sich einfach gemacht und bedient sich der Bilder, welche wir bereits im Kopf haben, um lediglich ein paar Stichworte einzuwerfen. Kleidungsstil bei Hof und Adel? Ein paar Klischeebeispiele aus dem aktuell gut laufenden Regency-Genre einwerfen, fertig. Den Rest sollen wir uns denken. Die Welt? Quasi wie die unsere, lediglich die Länder haben andere Namen bekommen, deren Spezialitäten und Besonderheiten hat sie einfach unter gleicher Bezechnung abgekupfert und eingeworfen, wodurch ebenfalls notwendige Beschreibungen verzichtbar wurden, wie Curry aus Indien oder Seide aus China. Der Höhepunkt war eine 1:1 Beschreibung einer Chinatown-Version inklusive roter Papierlaternen, Drachendeko und Chinasuppe, alles bequem als Stichworte eingeworfen, weil die meisten bereits irgendwelche Standardbilder im Kopf haben, Asiasuppe inklusive. So geht es in einer Tour, selbst Spekulatius wird im Roman geknabbert (wie der schmeckt muss entsprechend auch nicht erwähnt werden, kennen wir alle). Das ist kein Worldbuiding, das ist eine lahme Kopie unserer Welt. Zwar gibt es etwas Magie, diese wird jedoch kaum erklärt.
Weiterhin wirkt das Buch, als hätte unbedingt eine Liste wichtiger sozialer Themen auf Teufel komm raus abgearbeitet werden müssen: Queerness, Mobbing, Sexismus, Rassismus (mit so einigen, eindeutigen Anlehnungen an ein bestimmtes Volk), POC, selbst der Vegetarier fand seinen Weg ins Buch.
Die Handlung ist über Strecken langatmig bis öde, die wenigen guten Szenen ließen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Wiederholt wird dargestellt, wie sexistisch und frühpubertär der Prinz und seine Adelsfreunde sind. Ein Prinz, der selbst mit 23 Jahren null Ahnung von Regierungsangelegenheiten oder der Situation im eigenen Volk hat und einfach eine strategische Nullnummer bleibt. Die Bösewichte bleiben blass, die starken Frauen erliegen entweder dem Klischee, sich durch nackte Muckis und Strahleaugen ihren Verstand vernebeln zu lassen, oder werden schlichtweg niedergemetzelt. Die Adelsintrigen, mit denen geworben wird, reißen die Handlung in keinster Weise raus. Nicht zu vergessen die vielen Unstimmigkeiten, welche dem Buch den Rest geben. Wenn dieser Roman wirklich (Zitat) „eine neue epische Saga aus der Feder einer der besten Fantasy-Autorinnen unserer Zeit“ sein soll sehe ich für die Fantasywelt düstere Zeiten auf und zukommen. Für mich waren es verschwendete 800 Seiten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2023
Die Nacht, in der ich Weihnachten rettete
Miller, Ben

Die Nacht, in der ich Weihnachten rettete


ausgezeichnet

Wunderschöne Neuinterpretation der Weihnachtsgeschichte
Ein bezauberndes, kindgerechtes Abenteuer von Ben Miller, in welchem er einen Jungen das Geheimnis hinter dem Weihnachtsmann herausfinden lässt. So lässt er den kleinen Jackson unterhaltsam davon berichten, wie er dem Weihnachtsmann auflauert (der Weihnachtsmann bringt hier über Nacht die Geschenke), der so gar nicht seinen bisherigen Vorstellungen entspricht. Wie die beiden dank eines Missgeschicks ins Gespräch kommen und der Weihnachtsmann ausgiebig von seiner Vergangenheit berichtet, in der er zunächst ein regelrechter Weihnachtsgrinch war. Und wie Jackson letztendlich gemeinsam mit dem Weihnachtsmann das diesjährige Weihnachten für alle Kinder der Welt rettet.
Die Geschichte liest sich angenehm spannend, die Kapitel haben eine gute Länge zum Vorlesen und es gibt einige wirklich schöne Illustrationen im Buch, welche ebensoviel Stimmung verbreiten wie das wunderschön gestaltete Cover. Für Abwechslung sorgt der Wechsel zwischen der Szene in Jacksons Wohnzimmer, in welchem der Weihnachtsmann ihm die wahre Weihnachtsgeschichte erzählt, und den Abenteuern des griegrämigen Elfs Torvil. Ein wunderschönes Buch zum Vorlesen oder Selberlesen.

Bewertung vom 12.11.2023
Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
Schäfer, Florian

Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt


ausgezeichnet

Auf Forschungsreise mit K. O. Boldt
Als begeisterte Leserin fantastischer Literatur halte ich immer mal wieder Ausschau nach fiktiven Sachbüchern über mythische Wesen und verborgene Völker. Bereits von außen macht dieses Buch im schwarz-goldenen Design viel her. Im Inneren entdeckt man einen faszinierenden Expeditionsbericht des damaligen Naturforschers K. O. Boldt, welcher im (fiktiven) Original vor rund 100 Jahren erschien und die Ergebnisse seiner vierjährigen Forschungsreise innerhalb Europas auf der Suche nach magischen Geschöpfen beschreibt.
Gestaltet ist das Buch wie ein Reisetagebuch der damaligen Expedition in einem unterhaltsamen Schreibstil, vielfach unterbrochen durch Bilder und Skizzen, Zeitungsausschnitte, Notizen, wissenschaftliche Einschübe sowie der Darstellung des Reiseverlaufs auf Landkarten. Wobei allem ein fantastischer Touch anhaftet, mal mehr, mal weniger. Okay, die Expedition verlief nicht immer problemlos und zwischendurch galt es so einige Hindernisse oder Gegner zu überwinden, doch im Großen und Ganzen erhält man ein faszinierendes Abenteuer zu lesen.
Zugegeben, mein Hauptaugenmerk galt den vielen Wesen und Kreaturen, welche im Buch behandelt werden. Ein erster Blick aufs Inhaltsverzeichnis lässt da bereits einiges erahnen. Und tatsächlich laden die vielen Zeichnungen und Beschreibungen der Wesen auch nach dem Lesen immer wieder zum Nachschlagen ein, ob so bekannte Wesen wie Einhorn und Greif oder weniger bekannte wie Trécouche und Gloson. Für mein Empfinden unnötig schwierig zu lesen sind einige Notizen in Schreibschrift, ebenfalls sind die Zeitungsauschnitte in altdeutscher Druckschrift evtl für mancheinen eine Herausforderung. Wichtig ist mir jedoch, dass das Buch dank seiner vielfältigen Gestaltung auch nach dem Lesen des Berichts immer wieder zum drin Stöbern einlädt, dazu sind die vielen Beschreibungen und Skizzen einfach zu faszinierend.
Diese wunderschön gestaltete Schmuckausgabe ist ein wahrer Augenschmaus für Fans magischer Wesen und Kreaturen, perfekt zum Selberlesen oder zum Verschenken.

Bewertung vom 12.11.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


sehr gut

Kurztrip nach Horror-London
Nachdem ich bisher nur düstere Fantasy des Autors kenne, war ich auf seinen Thriller gespannt, der nicht minder düster ausfällt. Tatsächlich entwickelt sich der Roman schnell zu einem brutalen Endzeit-Szenario, in welchem ein halbes Dutzend Erwachsener ohne Erinnerungen an ihre Vergangenheit auf einem Militärboot erwacht. Mit einem tätowierten Namen auf dem Unterarm und Fachwissen zu den unterschiedlichsten Bereichen ausgestattet erhalten sie nach und nach Anweisungen und Hilfsmittel via Satellitentelefon, durch welche sie in ein London gelangen, welches mit der heutigen Version nur noch wenig gemein hat. Und mit einem Feind, welcher einem Albtraum entsprungen scheint.
Stilistisch schreitet Anthony Ryan in seinem Roman schnell voran, hält sich nicht lang mit unnötigen Details oder Erklärungen auf und verzichtet auf Vor- und Nachspiel. Seine ProtagonistInnen sind ebenfalls erstaunlich schnell aufs Handeln fokussiert, Erkenntnisse und Vermutungen werden manchmal schon etwas vorschnell als Fakt akzeptiert. Und dennoch ist das Grauen spürbar, trotz des reduzierten, dafür manchmal erschreckend direkten Stils. Wer zum Kopfkino neigt könnte das Buch ab einem gewissen Punkt auch als Horror-Thriller bezeichnen, ein Teil des Grauens spielt sich beim Lesen zusätzlich im Kopf ab.
Auch wenn der Roman erstaunlich kurz ausfällt (eher wie eine Horror-Novelle) und der Autor auf allzu viele Ausschmückungen verzichtet, empfand ich die Bedrohung und das Grauen als ausreichend spürbar. Stellenweise knallhart und direkt, darf man sich auf einen etwas anderen Kurztrip in eine Horrorversion Londons freuen.