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Insgesamt 97 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


sehr gut

Ist Charakter Schicksal?

"Dies ist eine Geschichte für all diejenigen, die jemals geliebt haben."

Alex Michaelides wählt für seinen neusten Roman "Die Insel des Zorns" einen sehr originellen und zugleich interessant unkonventionellen Schreibstil.

Der Ich-Erzähler der Geschichte, Elliot Chase, ist auch gleichzeitig einer der Haupt-Protagonisten und erzählt uns Lesern, bei einigen Drinks an einer fiktiven Hotelbar, von den dramatischen Vorkommnissen auf der Insel Aura. Es geht ihm dabei allerdings nicht so sehr darum, akribisch einen Mordfall aufzuklären, sondern vielmehr versucht er zu erklären, wie es denn überhaupt zu einem Verbrechen kommen konnte.

Die intelligente Handlung wird dabei in insgesamt fünf Akte und unzählbar viele, oftmals extrem kurze Abschnitte unterteilt, gleichzeitig wird immer wieder mittels Rückblenden die Zeit zurückgedreht.

Die Anzahl der handelnden Personen bleibt insgesamt absolut überschaubar, alle Charaktere sind detailliert und mit Tiefe gezeichnet.

Das furiose Finale hat mich überzeugen können, der Weg dorthin überrascht und ist überaus wendungs- und extrem abwechslungsreich gestaltet.

Aber, was will dieser Roman nun eigentlich sein? Für einen Thriller (wie auf dem Cover angekündigt) ist er etwas zu spannungsarm, als klassischer Krimi geht er nicht durch und eine schnulzige Liebesgeschichte kann ich auch nicht erkennen.

Vielleicht ist es ja einfach nur eine unterhaltsame, spannende und auch höchst dramatische Erzählung: Mir hat das Zuhören dabei viel Spaß bereitet.

Bewertung vom 20.01.2024
Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2
Janz, Tanja

Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2


sehr gut

Wohlfühlerzählung

"Was interessieren mich denn andere?
Ich bin nicht andere, ich bin ich."

Endlich zurück in Sankt Peter Ording treffen wir, neben Sabine und Tom, viele alte Bekannte wieder. Fast zwanzig Jahre sind seit den Ereignissen aus "Wo der Seewind flüstert" vergangen und eine junge Generation der Familie Hansen, mit ihren Träumen von Freiheit und weiter Welt, wächst heran.

Bei allen durchaus dramatischen und schicksalhaften Entwicklungen bietet der neue Roman von Tanja Janz ganz viel heile Welt und ein schon fast als naiv zu bezeichnendes, unbeschwertes Lebensgefühl.

Die Sprache ist sommerlich leicht, der Text angenehm flüssig zu lesen und viel zu schnell hat man das Ende dieses Romans auch schon erreicht.

Dass die Erzählung in weiten Teilen absolut vorhersehbar ist, schadet dem Lesevegnügen nicht im Mindesten.

Fazit:
Leseempfehlung für alle, die eine locker leichte Sommergeschichte mit viel Nordsee-Flair erleben möchten und die sich eventuell (so wie ich) gerne an das außergewöhnliche Lebensgefühl der späten siebziger Jahre erinnern: ABBA oder Pink Floyd?

Versprochen, wir sehen uns wieder:
"Was die Gezeiten versprechen".

Bewertung vom 16.01.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


weniger gut

Sachlich, wenig spannend

"Hoffnung war so etwas wie die Kakerlake unter den Gefühlen, einfach nicht totzukriegen."

Eigentlich als Kriminalroman auf dem Buch-Cover angekündigt, entpuppt sich der Roman "Die Spiele" von Stephan Schmidt beim Lesen als eine recht spannungsarm geschriebene Erzählung ohne echte Höhepunkte.

Dennoch hat die Lektüre einige interessante und geschichtlich relevante Handlungsstränge zu bieten. Ich hatte bislang noch nie von den sogenannten "Madgermanes" gehört.
So werden in Mosambik rund 15.000 Vertragsarbeiter bezeichnet, die seit 1979 in der damaligen DDR arbeiteten. Sie wurden nach der Wende durch die Bundesrepublik ausgewiesen. Die DDR blieb diesen Arbeitern den größten Teil ihres zustehenden Lohns schuldig.

Aufgrund des sehr sachlich und ausgesprochen nüchtern gehaltenen Schreibstils benötigt es einiges an Konzentration um der verzweigten, zunehmend komplexer werdenden Handlung überhaupt folgen zu können.
Leider ziehen sich zudem einige Passagen enervierend langatmig dahin, die Erzählung kommt hier kaum voran.
Nur mit einer gehörigen Portion Geduld und Selbstdisziplin bleibt man bis zum Schluss dieses Romans dabei.

Da auch die handelnden Personen eher blass charakterisiert bleiben, fällt die Immersion mit der Handlung und eine Identifikation mit den Protagonisten deutlich schwer.

Fazit: Für einen Kriminalroman leider zu langatmig und dabei auch nicht wirklich spannend und überzeugend. Eine eher sachlich abgehandelte Mordermittlung. Schade.

Bewertung vom 27.12.2023
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


sehr gut

Berührend und warmherzig

"Und was machen wir morgen?"
"Morgen machen wir es besser!"

Eine Geschichte über und mit ganz besonderen Menschen:
Da ist die alleinerziehende Malu und ihr neunjähriger "schwieriger", unter ADHS leidender Sohn Janne.
Ihre beste Freundin Liv, die nur mäßig erfolgreich als bildende Künstlerin tätig ist.
Dann noch Walter, der "Oldman", der tief in Gedanken in seiner Vergangenheit gefangen ist und den die Sehnsucht nach seiner verstorbenen Frau Liese einsam zurückläßt.
Schließlich der Inhaber des Cafés "Blue Hour" Hinnerk, der sich sehr verzweifelt gegen eine ihm drohende Insolvenz stemmt.

Erzählt werden ihre individuellen Geschichten immer wieder wechselnd, aus der Perspektive jeweils einer dieser Personen. So erfährt man als Leser nach und nach von kleinen und auch von größeren privaten Problemen; von Ängsten und Sorgen, aber auch von Hoffnungen, Sehnsüchten, Wünschen und Träumen.

Dabei werden alle Personen so lebendig und liebevoll beschrieben, dass man schnell glauben will, diese irgendwie persönlich zu kennen.

Aber wer - bitteschön - ist eigentlich dieser Jerry Cotton?

Eine Geschichte über das Scheitern und das Wiederaufstehen, über das Suchen und Finden. Eine Geschichte die Mut machen kann, für das zu kämpfen, was einem im Leben wichtig und richtig erscheint.

Mit dem Buch "Der Schacherzähler" ist der Autorin Judith Pinnow ein durchweg berührender und warmherziger Roman gelungen.
Eine Erzählung, die eine Weile nachhallt.

"Und was machen wir morgen?" ...

Bewertung vom 21.12.2023
Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2
Adam, Lea

Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2


sehr gut

Routiniert geschriebener Thriller

"Wenn du die Welt verändern willst, musst du selbst aktiv werden. "

In ihrem zweiten gemeinsamen Fall ermitteln Vincent "Vince" Frey und Jagoda "Milo" Milosevic vor dem Hintergrund einer skrupellosen und gnadenlos auf maximalen Gewinn ausgerichteten Fleischindustrie.

Die Autorinnen Regina Denk und Lisa Bitzer prangern in ihrem neuen Thriller "Agonie" unwürdige Massentierhaltung und unzumutbare Missstände in den Schlachtbetrieben an.

In Hamburg arbeitet ein Serienkiller eine persönliche Todesliste ab. Dabei geht er mit seinen Opfern äußerst brachial um. Durchaus genretypisch fällt hier die Schilderung der Taten recht brutal und blutig aus; nichts für Zartbesaitete.

Private Beziehungsprobleme, sowohl von Milo, als auch von Vince nehmen sehr deutlich viel Raum ein und lenken vom eigentlichen Fall ab. 
In weiten Teilen ist die Geschichte sehr vorhersehbar und kaum wendungsreich. Durch die eingestreuten Abschnitte in kursiver Schrift wird immer wieder die Motivlage aus Tätersicht beschrieben.

Früh schon ist man als Leser auf der richtigen Spur und deshalb bleibt der vorhandene Spannungbogen leider jederzeit überschaubar flach.

Fazit: Ein zwar routiniert geschriebener Thriller, der unterhalten kann, dem es aber gleichzeitig eindeutig an Spannung fehlt.

Bewertung vom 14.12.2023
Der süße Duft der Reben
Haigh, Tara

Der süße Duft der Reben


ausgezeichnet

Die Tränen der Reben

"Es war erneut einer dieser Träume gewesen, in denen die Farbe rot ihr Angst einflößte."

Die 21jährige, künstlerisch begabte Isabel möchte selbstbestimmt ihr Leben gestalten und flieht vor einer durch ihren Vater arrangierte Zwangsehe.
Eine abenteuerliche, fantastische Reise in und durch das historische Spanien zum Anfang des letzten Jahrhunderts beginnt.

Die zahlreichen unerwarteten und schicksalhaften Ereignisse lassen die Erzählung ungemein lebendig und sehr abwechslungsreich erscheinen. Isabel tritt dabei als äußerst selbstbewusste junge Frau auf, die ihre Situation immer realistisch einzuschätzen vermag.

Bedingt durch die regelmäßig kurzen Sätze und in Verbindung mit dem angenehm ruhigen Schreibstil, ist der Text flüssig und das Buch recht schnell zu lesen.

Aufgrund der Gestaltung des Covers und des Klappentextes hatte ich eher eine romantische Handlung und eine Wohlfühl-Romanze vor der Kulisse spanischer Weinberge vermutet. Doch Tara Haigh liefert mit ihrem Roman "Der süße Duft der Reben" weit mehr ab: eine überaus spannende und so gar nicht erwartete Geschichte.
Es ist eine interessante Mischung aus Abenteuerroman, Kriminalgeschichte und Drama vor einem historischen Hintergrund. Die durchweg glaubwürdig charakterisierten Protagonisten, allen voran die sympathische Isabel, agieren nachvollziehbar.
Nach und nach wird nebenbei auch ein großes (aber durchaus vorhersehbares) Familiengeheimnis gelüftet.

Der abschließende Epilog ist allerdings für mich persönlich zu sehr auf ein "glückliches Ende" und zu offensichtlich auf eine "Heile Welt" ausgerichtet.

Fazit: Ein Buch das mich spannend und kurzweilig unterhalten hat. Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.11.2023
Stunde um Stunde
Fox, Candice

Stunde um Stunde


sehr gut

Willkommen in Narnia

"Lamb und Hoss. Aufgepasst, Leute! Das Duo Infernale ist da!"

Ein extrem ungleiches Ermittlerpaar: der als Undercover-Polizist aufgeflogene Charlie "Hoss" Hoskins und die junge Polizeibeamtin Lynette Lamb, die an ihrem ersten Arbeitstag direkt entlassen wird, müssen sich zusammenfinden und gemeinsam einen cold case lösen.

Bestimmt gewollt, dennoch für mich gewöhnungsbedürftig: die Sprache kommt zeitweilig recht ruppig und eine Spur zu lässig amerikanisch daher, einige Charaktere wirken dadurch sehr egozentrisch und geben sich eine Spur zu arrogant im Umgang mit anderen Personen. Das entspricht so gar nicht meinem persönlichen Geschmack.

Mit Ausnahme von L. Lamb bleiben leider alle weiteren Protagonisten in ihrer Darstellung weitestgehend flach, ohne Tiefgang, eine Identifikation mit ihnen fällt schwer.

Die Geschichte an sich ist interessant und von Candice Fox mit einer gewissen Spannung erzählt. Von einem Thriller erwarte ich allerdings ein etwas höheres Spannungsniveau und die ein oder andere überraschende und/oder schockierende Storywendung.
Erst unmittelbar vor dem furiosen Finale nimmt die Erzählung dann doch noch richtig Fahrt auf.

"Stunde um Stunde" ist ein durchweg routiniert geschriebener spannender Kriminalroman, der mich insgesamt gut unterhalten konnte. Nicht weniger, aber auch nicht wirklich mehr.
Für weitere, potentielle Serienteile bleibt noch etwas Luft nach oben.

Bewertung vom 21.11.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Hochspannende Lost Places

"Selbstdisziplin bedeutet, niemals den leichten Weg zu wählen."

Die neunzehnjährige Millionärstochter Smilla Holst ist spurlos verschwunden. Wurde sie Opfer einer erpresserischen Entführung? Welche Rolle spielt dabei ihr ehemaliger Freund Malik Mansur?

In einem unfairen Ränkespiel um Macht und Karriere wird die zunächst leitende Ermittlerin, Kriminalinspektorin Leonore Asker, von ihrem ehemaligen Kollegen Jonas Hellmann äußerst bösartig ausmanövriert und auf ein vermeintlich sinnloses Abstellgleis geschoben.
Als die neue Leiterin der sogenannten "Reserveabteilung für hoffnungslose Fälle und verlorene Seelen" kommt sie dem Holst-Fall dann aber schneller als erwartet wieder ganz nah.
Die Jagd nach dem Troll hat begonnen:
einem Gespenst aus der Vergangenheit.

Trotz diverser Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen und einer Vielzahl an handelnden Personen ist man als Leser dieses Kriminalromans niemals überfordert und kann der komplexen Erzählung weitestgehend problemlos folgen. Die einzelnen Kapitel sind dabei übersichtlich kurz man ist regelmäßig versucht, "nur noch dies eine Kapitel" zu lesen. Zumal der angelegte Spannungsbogen ein durchgehend hohes Niveau erreicht und zahlreiche Storywendungen zur sehr abwechslungsreichen Geschichte beitragen. Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen, die über 500 Textseiten fliegen nur so dahin.

Mit der Hauptprotagonistin Leo Asker erschafft der Autor einen jederzeit glaubhaften Charakter mit enormen Tiefgang, sehr offensichtlich erkennt man ihre ganz persönlichen und individuellen Stärken und Schwächen. Eine Identifikation fällt leicht.

Mit "Stille Falle" liefert Anders de la Motte einen ganz hervorragenden und ultraspannenden Kriminalroman ab. Sehr gelungener Serienauftakt: ich freue mich auf die Fortsetzungen.
Uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.11.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


ausgezeichnet

Farbenfroh

"Ich möchte in einer bunten Stadt wohnen. Deswegen muss ich jetzt etwas tun!"

Wo sind nur all die bunten Farben geblieben? Das Leben in der Stadt ist zu einem grauen Einerlei geworden. Robin und ihr neuer Freund Alani wollen das so nicht akzeptieren und machen sich auf, ein großes Rätsel zu lösen.

Eine tolle Geschichte, sehr emphatisch erzählt und mit liebevoll gestalteten großformatigen und beeindruckenden Illustrationen versehen. Gleichzeitig gibt es auch noch etwas zu lernen, über die Brechung des Lichts und die Entstehung der Farben eines Regenbogens.

Mich hat dieses einzigartige Buch von Torben Kuhlmann sehr überzeugen können. Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und Mut machen will, sich für etwas einzusetzen, was einem wichtig erscheint.
Deshalb: Absolute Leseempfehlung (für Jung und Alt, ab acht Jahren).

Bewertung vom 30.10.2023
Der Mentor
Diel, Svenja

Der Mentor


ausgezeichnet

Freiheit durch Wagemut?

"Das hier war etwas völlig anderes. Und er fühlte sich absolut nicht bereit dafür."

Die Angst geht um in Heidelberg; das eher zufällige Auffinden von drei brutal ermordeten Frauen in einem Waldgebiet weist auf einen Serientäter hin.
Der Heidelberger Kommissar Jakob Krohn erhält bei seinen Ermittlungen Unterstützung durch eine Sondereinheit des LKA Münchens.
Die daraus zwangsläufig resultierende, notwendige Zusammenarbeit mit der jungen Fallanalytikerin Nova Winter gestaltet sich anfänglich überaus kompliziert, zu unterschiedlich sind die beiden Charaktere.

Der Thriller nimmt von Beginn an extrem schnell an Fahrt auf. Insgesamt umspannt das Buch satte 119 Kapitel, die mitunter aber recht kurz gehalten sind. Mit dem sehr schnellen Wechsel von Handlungsorten und / oder der Erzählperspektive wird das Tempo zusätzlich erhöht.

Ein Thriller, der auch wirklich einer ist und alles enthält, was einen guten Thriller eben so ausmacht: einerseits eine temporeiche Erzählweise mit gleichzeitig durchgehend spürbar hoher Spannung, andererseits aber auch viele überraschende Storywendungen und auch einge (sehr wenige) genretypische Schockmomente.

Die Autorin Svenja Diel erzählt in "Der Mentor" eine abwechslungsreiche Story, die am Ende stimmig aufgelöst wird, ohne offene Fragen zu hinterlassen.

Eine unbedingte Leseempfehlung für alle Thriller-Liebhaber. Ein neues und sympathisches Ermittlerduo, Nova und Jacob, beweisen enormes Potential für weitere spannende Fälle:
Fortsetzung ausdrücklich erwünscht!