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Benutzername: 
hrafnaklukka
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Rüthen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2009
Das Haus in den Wolken
Lennox, Judith

Das Haus in den Wolken


sehr gut

Kuss und Schluss: Die meisten Liebesgeschichten enden mit dem Happy End – für Judith Lennox ist es jedoch erst der Anfang. „Das Haus in den Wolken“ ist das nicht ganz so traumhafte Leben, das nach dem lang ersehnten Kuss folgt.

England, 1909: Nur ein Zufall - durch eine Autopanne lernen sich der reiche Richard Finborough und die selbstbewusste Isabel Zeale kennen und – nach Isabels anfänglichem Zögern- auch lieben. So begleiten wir Richard und Isabel während ihrer Ehe, der Geburt ihrer Kinder Philip, Theo und Sara, den Ausbruch des ersten Weltkriegs und Richards Einberufung. Er wird verwundet, doch sein Freund Nicholas Chance rettet ihm das Leben. Aus Dankbarkeit nimmt die Familie schließlich noch Ruby, die Tochter des mittlerweile verschwundenen Nicholas Chance auf, da ihre Mutter geistig verwirrt ist. Letzendlich scheitert die Ehe der beiden an Isabels großem Geheimnis, mit dem Richard nicht umgehen kann, und auch die vier Kinder müssen lernen, ihre eigenen Wege zu gehen.

„Das Haus in den Wolken“ ist kein einfacher Roman, sondern eher eine Familiensaga um die Liebe, Sorgen und das Leid der Familie Finborough. Einfühlsam beschreibt die Autorin die verschieden Lebensphasen der Familie, ohne in den Kitsch abzugleiten, und trotzdem geht sie tief unter die Oberfläche. Mit einfachen Worten zieht sie den Leser in die Geschichte, und schon bald hat man das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein. Dabei versteht sie es meisterhaft, die einzelnen Personen mit all ihren Vorzügen, Fehlern und Schwächen zu zeichnen um sie dann in ein stimmiges Gesamtbild einzufügen. Trotz einiger Klischees wie „reicher Mann trifft armes Mädchen“ wirkt die Geschichte sehr glaubhaft und nicht konstruiert, und auch der Zeitgeist des jungen zwanzigsten Jahrhunderts, in dem zwei große Kriege statt gefunden haben, die Probleme jener Tage, die Rezession und die gesellschaftlichen Umbrüche werden glaubhaft dargestellt. Historische Fakten wurden richtig wiedergegeben und die Geschichte eingebunden. Das Buch ist flüssig geschrieben, ohne Lücken oder gar Längen, und die liebenswerten Charaktere mit Ecken und Kannten machen es zu einem echten Lese-Erlebnis.

Ein trüber Herbstnachmittag, auf dem Sofa eingekuschelt - wer ein Buch zum Entspannen sucht, das man trotzdem nicht mehr aus der Hand legen mag, für den ist „Das Haus in den Wolken“ genau das richtige. Für mich war es sicher nicht das letzte von Judith Lennox.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2009
Die Hütte
Young, William P.

Die Hütte


sehr gut

Mackenzie,
es ist eine Weile her. Ich vermisse Dich.
Ich bin am nächsten Wochenende bei der Hütte,
wenn Du mich treffen möchtest.
Papa

Das ist die Botschaft, die Mackenzie Allan Phillips während eines Unwetters in seinem Briefkasten findet. Mack hat vor 3.5 Jahren seine jüngste Tochter Missy verloren, Trauer hat sich wie ein schwerer Umhang auf die Familie, besonders auf seine Tochter Kate, gelegt und die große Traurigkeit ist sein ständiger Begleiter. Er hadert mit seinem Schicksal und mit Gott und stellt sich die Frage, die sich eigentlich jeder stellt, der einen großen Schicksalsschlag erfahren musste – warum hat Gott das zugelassen? Zunächst hält er die Nachricht für einen üblen Scherz, seiner Intuition folgend fährt er aber doch in die Hütte, in der damals das blutverschmierte Kleid seiner Tochter gefunden wurde und die für ihn das Symbol seines großen Schmerzes geworden ist. Dort trifft er auf die personifizierte Dreifaltigkeit – Gott, in Person als schwarze Frau, seinen Sohn Jesus als Schreiner aus dem mittleren Osten und dem heiligen Geist, dargestellt durch eine asiatische Frau. Sein Leben und sein Glauben wird bei Diskussionen über die Definition von Gut und Böse sowie über Schuld und Unschuld auf den Kopf gestellt. Er läuft mit Jesus über Wasser, sieht seinen Vater und Missy wieder und lernt, worauf es ankommt und was Vergebung heisst.
„Gefühle sind die Farben der Seele“.
Das Buch beschäftigt sich mit dem größtmöglichen Schmerz, der Eltern widerfahren kann – den (gewaltsamen) Verlust eines Kindes und mit der Frage, die sich jeder danach stellt- warum hat Gott es nicht verhindert? Einfühlsam wird Missys verschwinden und die anschließende Trauer geschildert, gut nachzuvollziehen ist die Wut und das Gefühl der Verlassenheit, das Mack Gott gegenüber empfindet. Die Geschichte basiert auf dem katholischen Glauben der Dreifaltigkeit, nimmt jedoch auch Bezug auf andere Glaubensrichtungen. Für ein so religiös angelegtes Buch ist es sehr einfach und verständlich geschrieben, die Sprache ist alltäglich und es ist so spannend, das man es kaum aus der Hand legen kann. Der Dialog mit Gott ist witzig, aber auch sehr tiefgreifend. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich muß jedoch dabei sagen, das ich viele Ansichten des Autors teile und es jemanden, der nicht an Gott glaubt, deutlich schwerer fallen dürfte, gefallen an dem Buch zu finden. Und genau dafür gibt es von mir auch einen Punktabzug – die Geschichte ist so moralisch einwandfrei, das es schon fast zu viel wird. Aber viele Thesen regen auch zum Nachdenken an – sowie die Einstellung zur weltlichen Kirche und die Freiheit der eigenen Entscheidung.
Ich würde das Buch jedem, der trauert, ans Herz legen, da es ein großes Gefühl von Trost und Geborgenheit spendet. Aber auch für jeden anderen bietet es ein spannendes und etwas anderes Lesevergnügen, ein Buch, das man nicht oft findet.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.05.2009
Mehr als du denkst
Prinz, Alois

Mehr als du denkst


gut

„Wir kommen nicht an der Frage vorbei, wer wir sind und was wir wollen.“ (Edith Stein)

Einige Menschen gelangen irgendwann in ihrem Leben an einen Punkt, an dem sie sich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen. Durch gewisse Ereignisse, positive oder negative, erweist sich das oft als Wendepunkt im Leben, sozusagen als „zweite Geburt“, in dem sie ihre wahre Bestimmung finden. In „Mehr als Du denkst“ hat Alois Prinz die Wendepunkte bekannter , aber auch (mir) unbekannter Persönlichkeiten auf eine äußerst unterhaltsame Weise beschrieben. Geschildert werden die Lebensgeschichten (und Wendepunkte) von Jesus, Augustinus, Franz von Asssisi, Elisabeth von Thüringen, Theresa von Avil, Martin Luther, Blaise Pascal, Edith Stein, Simone Weil und Dorothee Sölle. Dabei geht der Autor geschichtlich durch die verschieden Epochen, angefangen bei Jesus und endend bei dem Tode von Dorothee Sölle im Jahr 2003. Wichtige historische Ereignisse verknüpft er dabei geschickt mit dem Leben der verschieden Menschen.

Anfangs war ich etwas skeptisch, ob mir das Buch überhaupt liegt. Das hat sich jedoch direkt nach den ersten Seiten gelegt. Das Buch ist spannend, unterhaltsam und zudem noch informativ. Ich denke, das liegt daran, das die wesentlichen Information über diese Menschen in eine Kurzbiografie eingefasst wurden und die ganzen unnützen Informationen, die eine Biografie meiner Meinung nur belasten, aussen vor geblieben sind. Trotzdem fehlt nichts, da die Wendepunkte klar herausgearbeitet worden sind. Mir hat das sehr gut gefallen.Und was ich auch ganz wichtig finde – es regt zum nachdenken an. Das Buch ist eine ganz ungewöhnliche Mischung aus einer Auseinandersetzung mit dem Glauben, der Geschichte quer durch die Zeit und den jeweiligen Zeitzeugen. Ein schönes Buch für alle, die bei Biografien gerne an der Oberfläche bleiben und nicht zu tief ins Thema abgleiten möchten. Oder aber auch einfach, um sich Appetit auf mehr zu holen. Bei mir war letzteres der Fall, und mit einigen mir unbekannteren Persönlichkeiten wie Blaise Pascal werde ich mich sicher nicht zum letzten mal beschäftigt haben.

Bewertung vom 17.04.2009
Tödliches Ritual
Heib, Marina

Tödliches Ritual


ausgezeichnet

"Tödliches Ritual" ist nach "Weißes Licht" und "Eisblut" das dritte Buch der Hamburger Autorin Marina Heib um den etwas eigenwilligen Sonderermittler Christian Beyer und seiner Freundin, der Psychologin Anna Maybach.

Die Geschichte knüpft direkt an das Buch und den letzten Fall der Sonderkommission Bund an. Diesmal bittet ein alter Freund, der ehemalige Kripo-Hauptkommissar Markus Lorenz Christian um Hilfe bei einem besonders schwierigen Fall. In Göttingen wurden zwei Frauenleichen gefunden, Lorenz hat nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit der Oberbürgermeisterin die Kündigung eingereicht und ertränkt den Kummer über den Tod seiner Frau Marie in Alkohol. Anfangs sind Beyer die Hände gebunden, da er und auch Lorenz nicht offiziell ermitteln können. Nachdem jedoch die dritte Leiche, die Tochter der Oberbürgermeisterin gefunden wird, stösst Beyer als Berater zum Ermittlungsteam und auch Markus Lorenz kehrt mehr schlecht als recht in seinen Job zurück. Aber nur durch Mithilfe der Psychologin Anna Maybach kommen sie dem Täter letztendlich auf die Spur.

Die Leseprobe zu "Tödliches Ritual" hat mich von Anfang an so begeistert, das ich mir direkt die ersten beiden Teile besorgt habe. Und ich wurde nicht enttäuscht! Marina Heib gelingt es jedes mal aufs Neue, den Leser von der ersten Seite an zu fesseln und einen rasch ansteigenden Spannungsbogen aufzubauen, so das man ihre Bücher schwer wieder aus der Hand legen kann.

Sollten im Buch einige formelle Fehler aufgetreten sein, so sind mir diese - als Laie- nicht explizit ins Auge gefallen, bzw. habe ich sie nicht als störend empfunden. Stilistisch gesehen ist das Buch wirklich direkt aus dem Leben gegriffen, die Dialoge sind glaubwürdig und alltagstauglich. Man liest aus der Erzählperspektive, bis auf einige wenige Stellen die aus Sicht des Täters geschrieben worden sind. Das Buch hat die Erwartungen, die ich an einen gut aufgebauten Krimi stelle, voll erfüllt. Der Autorin ist kein Thema zu heiß, wird aber mit Fingerspitzengefühl bearbeitet, nachdem wir in den ersten beiden Bänden von sexuellen Mißbrauch von Kindern und Mord in der Sado-Maso-Szene gelesen haben, haben wir es diesmal mit einem alkoholkranken, von einer Tragödie gezeichneten Kommissar, einer nicht ganz so harmlosen Studentenbruderschaft und heidnischen Gebräuchen zu tun. Auch die Protagonisten kann man direkt ins Herz schließen. Wie immer schafft es Marina Heib, das Privatleben der Ermittler glaubwürdig in den Fall zu integrieren und gerade in diesem Fall die Spannungen im Team so da zustellen, das man Aktionen und Reaktionen gut nach vollziehen kann. Wobei ich sagen muß, das mir das altbekannte Hamburger Bund-Team doch sehr gefehlt hat, denn die spielen in diesem Fall nur eine Nebenrolle. Wenn man den dritten Thriller mit den ersten beiden vergleicht, kann man fest stellen, das die Autorin von Buch zu Buch besser geworden ist - die Handlung ist komplexer, die Fälle raffinierter und der Plot eine echte Überraschung, den wahren Täter hatte ich wirklich erste gegen Ende in Verdacht.

Schon heute bin ich gespannt, was das Team der SoKo das nächste mal erwartet und ich freue mich schon auf einen neuen Thriller aus der Feder von Marina Heib.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2009
Der Schuh auf dem Dach
Delecroix, Vincent

Der Schuh auf dem Dach


sehr gut

Ein Schuh liegt auf dem Dach. Wie ist er dahingekommen?
Ein kleines Mädchen, das Nachts nicht schlafen kann, hat einen Engel gesehen der den Schuh vergessen hat. Ein Mann, der von seiner Freundin verlassen wurde und Nachts in ihrer Wohnung herum schleicht, um die Hosenbeine des neuen Partners zusammen zu binden und den Schuh auf das Dach zu schmeißen. Eine junge Frau, deren Geliebter in seine Heimat abgeschoben wurde und der beim nächtlichen Rendevouz den Schuh auf dem Dach verloren hat. Ein Literaturkritiker und Fernsehmoderator, der Stimmen hört und anfängt, sich wirklich mit Literatur auseinander zusetzen und schließlich seinen Schuh auf das Dach schmeißt, um der Welt wie Sokrates Barfuß gegenüber zu stehen. Ein Mann, der verwundet nach einem misslungenen Überfall auf dem Dach zurück gelassen wurde und der seinen Schuh ausziehen musste da sein Fuß geschwollen war. Zwei Freunde, die sich auf dem Weg zu einer Party verlaufen, nach der einer von Ihnen die Liebe seines Lebens hinter her rennt und der andere seine ruinierten Schuhe auf das Dach wirft. Der Hund, der den Aufstieg und den Niedergang seines Herrn erlebt, und dann letztendlich mit dem Schuh auf dem Dach landet. Eine einsame alte Dame, die über den liegen gelassenen Schuh einen genauso einsamen homosexuellen Feuerwehrmann kennen lernt. Ein Maler, der durch den Schuh auf dem Dach seine Blockade überwindet und auf das wesentliche blickt. Und schlussendlich die „wahre“ Geschichte über einen suizidgefährderten Mann, der den Schuh als Zeichen auf das Dach stellt und anschließend hinunter fällt.
Eigentlich bin ich kein Fan von Kurzgeschichten, aber dieses Buch ist überraschend anders.
Zehn kurze in sich abgeschlossen Geschichten umfasst das Buch „Der Schuh auf dem Dach“ von Vincent Delecroix. Sie alle haben etwas gemeinsam, und das ist nicht nur der Schuh – sie lassen uns für kurze Zeit an ihrem Leben und ihrer Philosophie teilhaben. Der Erzählstil passt sich dabei den einzelnen Personen an und die Perspektive wechselt von dem genervten Vater über die verlassen Frau und den Hund bis hin zu lebensmüden jungen Mann am Ende, wobei die Stimmung der Geschichten den Bogen von verträumt über witzig und melancholisch bis hin zu traurig depressiv spannt. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen, haben jedoch gewisse Berührungspunkte und Schnittstellen. Und auch das Thema bleibt gleich – die Liebe in den unterschiedlichsten Formen: die Liebe eines Vaters, die verlassene Liebe, die betrogene Liebe, die bedingungslose Liebe, der Zerfall der Liebe und die Täuschung der Liebe. Mit 224 Seiten ist es eigentlich ein sehr kurzes Buch, aber da der Autor sich aber auf das wesentliche beschränkt hat, ist es um so aussagekräftiger. Für mich war „Der Schuh auf dem Dach“ ein literarischer Kurzurlaub, da es sich sehr vom Mainstream abhebt, und zurück blieb ein Gefühl wohliger Wärme. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 30.03.2009
Kap der Finsternis
Smith, Roger

Kap der Finsternis


gut

Nachdem ich nun das Buch „Kap der Finsternis“ beendet habe, brauche ich auf jeden Fall erstmal eine literarische Erholungspause. Das Buch ist spannend, temporeich und bewegt sich so manches mal an der Grenze des guten Geschmacks, was aber wiederum hervorragend zu der Atmosphäre und Stimmung der Geschichte passt.
Der Amerikaner Jack Burn lebt mit seiner schwangeren Frau Susan und seinem Sohn Matt mehr oder weniger unfreiwillig in Kapstadt. Burn ist einer der meist gesuchten Verbrecher der USA. Rudi Barnard, auch Gatsby genannt, ist ein weisser Polizist in Kapstadt, ein bigotter Mensch ohne moralische Grenzen. Benny Mongrel, ein ehemaliges Gang-Mitglied arbeitet als Sicherheitsmann auf der Baustelle neben Burns Haus. Durch Zufall verschlägt es zwei grosse Kleinkriminelle in die Gegend, die dann beschließen, Burn und seine Familie auszurauben. Burn tötet die beiden in Notwehr, und so beginnt ein temporeicher Thriller in und um Kapstadt. Zum Ende des Buches schliessen Jack Burn und Benny Niemand eine unheilige Allianz, um dem brutalen und korrupten Buren das Handwerk zu legen.
Roger Smith versteht es meisterhaft in seinem Krimi-Debüt die Grenzen zwischen gut und böse zu verwischen und die Lebensumstände in Kapstadt zwar brutal, aber durchaus realistisch darzustellen. Rund herum hat er einen spannenden Thriller gestrickt, den man von Anfang an nicht mehr aus der Hand legen kann. Sprachlich ist das Buch allerdings nichts für zarte Gemüter, balanciert jedoch geschickt auf einem dünnen Pfad zwischen authentisch und „nicht Jugendfrei. Es wird kein Problem ausgelassen – von Drogen, Waffenhandel und Korruption bis hin zu Vergewaltigung und Kindesmissbrauch. Der Weg des Buches ist von Anfang bis Ende mit Leichen gepflastert, passt zu der Geschichte, war mir persönlich aber Ende etwas viel. Vor allem die so oft beschriebene Gleichgültigkeit gegenüber dem menschlichen Leben hat mir das Lesevergnügen so manches mal getrübt. Das Ende ist, im Vergleich zum Roman, leider etwas zu einfach gehalten. Man könnte den Eindruck gewinnen, der Autor hat auf den letzten 20 Seiten die Ideen verloren, ein Epilog um das Schicksal von Susan Burn und Carmen Fortune wäre wünschenswert gewesen. So aber bleibt ein etwas unbefriedigendes Gefühl zurück.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2009
Die Känguru-Chroniken / Känguru Chroniken Bd.1
Kling, Marc-Uwe

Die Känguru-Chroniken / Känguru Chroniken Bd.1


sehr gut

Alles beginnt damit, das ein Känguru in die Wohnung gegenüber zieht. Nachdem es aber sowieso die meiste Zeit bei ihm verbringt und seinen Kühlschrank leer isst (besonders die Schnapspralinen), beschließt das Känguru zu Herrn Kling zu ziehen. Der so ganz nebenbei der Erzähler dieser Geschichten ist.
Ob das gut gehen kann?
Und schon sind wir mittendrin in Deutschlands ungewöhnlichster WG.
„Die Känguru-Chroniken“ sind, wenn schon nicht ein Buch mit Handlung und Tiefgang, ein amüsanter Zeitvertreib. Es handelt sich hierbei um aneinander aufgereihte Episoden ohne roten Faden. Im Prinzip genau das was der Titel verspricht – die Chroniken über das Leben mit einem Känguru. Die Form des Buches hat mich ein wenig an Tagebuch-Eintragungen erinnert, es ist in Ich-Form verfasst und die Kapitel sind meistens kurz und knapp gehalten, ohne große Nebenhandlung. Es lässt sich locker an einem Nachmittag in einem Rutsch durchlesen. So erfahren wir unter anderem etwas über die freie Wahl der Tütensuppen, die Vermarktung von Klingeltönen, was passiert wenn man „amazon“ rückwärts liest und wie man es schafft, in 3 Tagen von Berlin-Schönefeld bis Berlin-Tegel zu fliegen. Auch Ausschnitte aus dem Buch des Kängurus „Opportunismus-Repression“ und „das Gespenst des Kommunismus“ dürfen hier bei nicht fehlen.
Auf jeden Fall muß man bei der Lektüre eins machen – aufhören zu fragen, wer oder was ist das Känguru, sondern es nehmen wie es ist – genau wie man das Buch nehmen sollte. Dann steht dem Lesevergnügen eigentlich nichts mehr im Wege. Die fehlende Handlung macht der Autor durch kreative Geschichten und Wortschöpfungen wieder wett - wie z.b. die „Jüdisch-Bolschewistische Weltverschwörung für eine gerechte Weltordnung , für Brot für alle und für die Ächtung von sogenannten Musikfernsehen e.V.“ Die Geschichten über und mit dem kommunistischen Känguru sind witzig, skurill und amüsant. Manchmal allerdings auch etwas zu bizarr bzw. auch zu brutal, so ist z.B. eine Szene, in der ein Hund quer über die Wiese getreten wird vom Autor so beschrieben, als wenn zum normalen Verhalten gehören würde. Da ist für mich persönlich die Grenze des guten Geschmacks überschritten.
Sonst ist das Buch sehr originell und unterhaltsam und sicherlich die passsende Lektüre für zwischendurch. Wenn man keine philosophischen Höhenflüge erwartet, dürfte das Buch genau das richtige sein.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2009
Liebespaarungen
Shriver, Lionel

Liebespaarungen


weniger gut

Nach dem wirklich tollen Buch „Wir müssen über Kevin reden“ war ich schon sehr gespannt auf „Liebespaarungen“. Die Leseprobe war dann schon etwas fad, und leider ist es dem Autor nicht gelungen, das Ruder im Laufe der Geschichte herum zu reissen.
Jedes Jahr treffen sie sich, um Ramseys Geburtstag zu viert zu begehen. Selbst als Jude sich von ihrem Mann trennt, behalten die übrigen drei die Tradition bei. Bis zu dem Jahr, in dem Lawrence an besagten Tag nicht da ist und Irina alleine mit Ramsay feiert. Dabei tritt eine unterschwellige Zuneigung hervor, und als sie in Ramseys Wohnung den Abend ausklingen lassen befindet sich Irina plötzlich in einer Zwickmühle - küsst sie ihn, oder küsst sie ihn nicht? Und hier beginnt das besondere an dem Roman, das wir uns alle schon mal gewünscht haben, nämlich zu wissen was-wäre-gewesen-wenn. Die Geschichte teilt sich in zwei Handlungsstränge, auf der einen Seite die Geschichte der Irina, die der Verlockung des Kusses nachgegeben hat. Auf der anderen Seite das „Parallelunsiversum“, in der Irina der Versuchung widerstanden hat.
Die Idee zu diesem Buch ist auf jeden Fall sehr interessant, hätte aber besser umgesetzt werden können. Bis auf das erste und letzte Kapitel gibt es jedes doppelt (jeweils aus der Sicht *Kuss * parallel zu *Nicht Kuss* ). Einige Situationen und Dialoge werden – sehr originell- in den gleichen Kapiteln aus verschieden Blickwinkeln dargestellt, sehr schön sind dabei die verschiedenen Reaktionen auf die gleichen Aktionen. Leider ist das auch das einzige, was ich positiv im Gedächtnis habe. Die Geschichte schleicht dahin, die Handlung ist oft fad und langatmig- ich denke, weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen. Die Charaktere entsprechen schon sehr dem Klischee und wirken dadurch unglaubwürdig- der stocksteife Beamtentyp, eine unzufriedene Künstlerin und der lockere Sportler mit der Gossensprache. Richtig sympathisch konnte ich keinen von ihnen finden. Die Dialoge wirken oft steif und gestelzt, geradezu realitätsfremd, jede Soap hat mehr Tiefgang. Auch die ganzen Details über Snooker und Terrorismus waren für den Verlauf der Geschichte eher hemmend anstatt informativ.
Fazit: Eine gute Autorin mit einer wunderbaren Idee, trotzdem hat es leider nicht zu einem spannenden und schönen (Liebes)Roman gereicht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2009
Kennen wir uns nicht?
Kinsella, Sophie

Kennen wir uns nicht?


sehr gut

Ein Meer von Sonnenblumen

Was macht man, wenn man nicht weiß wer man ist, und feststellt, das der Mensch der man sein soll absolut unmöglich ist?

Lexi Smart, 25 Jahre alt, mäßig attraktiv und nicht sonderlich erfolgreich, rutscht mit ihren neuen Billig-Stiefeln auf regennasser Strasse aus und erwacht am nächsten Morgen im Krankenhaus. Soweit, sogut – wenn da nicht ein kleines Problem wäre – mittlerweile ist Lexie 28, wir schreiben das Jahr 2007 und sie kann sich an nichts erinnern, was die letzten drei Jahre passiert ist. Wer ist die Frau, die da in ihrem Körper wohnt? Anfangs ist sie begeistert von ihrem neuen Aussehen, ihrem neuen Job, ihrem neuen Mann. Doch ihr neues altes Leben hat auch Schattenseiten – so ist ihre süße, kleine Schwester ein verschlagenes Biest geworden, für ihre ehemals besten Freundinnen ist sie die „Boss-Bitch-from-Hell“ und ihr Ehemann ist zwar reich und schön, aber auch reichlich Oberflächlich und hegt aber sonderbare Vorlieben. Und dann ist da noch die ihr unbekannte Geschichte mit dem Architekten Jon …........

Auch hier ist die Idee nicht neu („Overboard“) aber überraschend gut umgesetzt. Das Buch sollte für mich eigentlich nur ein kleiner Pausenfüller ohne Tiefgang sein, war dann aber viel besser als erwartet. Lexi muß sich selber in ihrem eigenen Leben hinterher spionieren, um herauszufinden wer sie ist – und das erzählt die Autorin auf eine witzig-sarkastische Art und Weise. Man lebt, liebt und leidet mit Lexi – vom Anfang bis zum Ende. Die Haupt – und Nebencharaktere sind wirklich treffend beschrieben – man hat direkt ein Bild vor Augen. Die Autorin hat einen locker-flockigen Schreibstil, so das man schnell im Leserythmus und das Buch in einem Rutsch durch hat (leider zu schnell).
Zwar ist die Handlung ziemlich vorhersehbar – stört aber in diesem Fall nicht besonders. Die Frage ist nicht was passiert, sondern wie es passiert und warum Lexi sich so verändert hat – und das hat die Autorin gut auf den Punkt gebracht. Eine perfekte Sofa- und Badewannenlektüre für trübe Tage, ein Buch das man mit dem Gedanken beschließt- war das schön!
Das war mein ersten Buch von Sophie Kinsella, aber ich bin sicher, das noch weitere Folgen werden!

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.