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Benutzername: 
kleinfriedelchen
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2010
Man down
Pilz, André

Man down


ausgezeichnet

Kai ist durch einen Sturz vom Dach arbeitslos geworden. Doch vom Staat aushalten lassen kommt für ihn nicht in Frage; er will kein Harz IV-Empfänger sein, in nem Loch wohnen und dreckige Klamotten tragen; er will einfach nur wieder arbeiten gehen. Doch seine gesundheitlichen Probleme verhindern eine neue Anstellung. So tröstet er sich mit Drogen und Alkohol, um seinem düsteren Leben wenigstens für kurze Zeit zu entfliehen. Um über die Runden zu kommen, leiht er sich von den Brüdern seines besten Freundes Shane Geld. Als er es nicht zurückzahlen kann, muss er als Drogenkurier arbeiten. Der einzige Lichtblick in seinem Leben: Marion, die entfernt Ähnlichkeit mit Cameron Diaz hat und in die er sich sofort verliebt. Und diese Traumfrau interessiert sich tatsächlich auch für ihn, hat kein Problem mit seinen abgerissenen Klamotten und seinem chronischen Geldmangel. Doch wie auch Kai hütet Marion ein unangenehmes Geheimnis…

Schonungslos ehrlich und mit derber Sprache schildert André Pilz Kais Leben, das mich als Leser wirklich runterzieht, auch wenn ich weiß, dass ich einfach durch das Zuklappen des Buches wieder in meine kleine heile Welt zurückkehren kann. Aber sein Schicksal spukt mir trotzdem noch durch den Kopf. Seine Wut auf den ehemaligen Arbeitgeber, der sein Gehalt nicht auszahlt, seine Verzweiflung angesichts der Schulden, seine Angst beim Drogenschmuggel und seine Liebe zu Marion, all das beschreibt Pilz mit einer Eindringlichkeit, mit harten aber wahren Worten, die absolut authentisch wirken und einen die Seiten nur so verschlingen lassen. Wer ein Problem mit vulgären Wörtern hat, dem sei von diesem Buch abgeraten; selten hab ich so viele Schimpf- und Fäkalwörter in einem Buch gelesen. Eine gehobene, blumige Sprachweise würde bei dem beschriebenen Milieu aber einfach unglaubwürdig wirken.

Mein Fazit: Man Down ist ein aufwühlendes, brutales, glaubwürdiges, sehr gutes Buch über die multikulturelle deutsche Unterschicht!

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2010
Die besten zehn Sekunden meines Lebens
Schmelzer, Roger

Die besten zehn Sekunden meines Lebens


sehr gut

„Mein Leben ist eine Abfolge von verpassten Chancen und grauenhaften Timingfehlern.“ Das ist das bittere Resümé von Chris Mackenbrock zu seinem Leben. Er ist fast vierzig, dick, hat einen Beruf, der ihm keinen Spaß macht, ist mit einer Frau zusammen, die nur seine zweite Wahl war und für die er keine Leidenschaft hegt und sieht auch keinerlei Verbesserungsmöglichkeiten mehr. Zu oft hat er die Chancen vertan, die ihm sein Schicksal in den Weg geworfen hat. Hätte er doch nur zugestimmt, mit Mark zu trainieren, um seine Pfunde loszuwerden; hätte er doch nur Kathleen seine Liebe gestanden; hätte er doch nur fürs Abi gelernt und was Ordentliches studiert.

Doch zurück zum Anfang: die Geschichte beginnt sehr humorvoll. Ich lerne Chris als übergewichtigen sechzehnjährigen Schüler des Jahres 1983 kennen, der erst bemerkt, dass er in Kathleen verliebt ist, als er auf einer Klassenfahrt nackt, bekifft und betrunken unter ihrem Bett liegt. Seine zukünftigen Annäherungsversuche verlaufen eher unbeholfen und führen ihn in eine katholische Jugendgruppe, in der er in hautengen Hosen Pantomime spielen muss, oder auch in die neu gegründete Partei der Grünen, wo er wegen radikaler Aktionen verhaftet wird. Doch trotz allem klappt es einfach nicht mit Kathleen und der großen Liebesgeschichte.

Je älter Chris wird, desto mehr büßt die Geschichte an Humor ein. Es wird ernst, deprimierend, traurig. Das passt aber gut zu Chris Leben, schließlich geht es mit ihm und seiner Lebenseinstellung ja auch immer weiter bergab, bis zum Tiefpunkt, an dem er über sein Leben nur noch sagen kann „Guter Versuch, mein Junge – aber das war wohl nichts.“

Doch dann, auf unerklärliche Weise, wacht er eines Morgens in seinem alten Kinderzimmer auf. Und nicht nur das, er ist wieder jung. Das Schicksal gewährt ihm einen zweiten Versuch auf dem Karussell des Lebens. Wenn er diesmal alles richtig macht, kann dem Leben mit seiner Traumfrau doch eigentlich nichts mehr im Wege stehen…

Mit dem Zeitsprung in die Vergangenheit entsteige auch ich als Leser schlagartig wieder dem Stimmungstief, in das ich nach etwa 2/3 des Buches gefallen war. Chris kämpft erneut mit den alltäglichen, banal wirkenden Problemen eines Schülers. Und muss erkennen, dass man nicht alles genau planen kann, auch wenn man die Zukunft kennt.

Wer bei diesem Buch eine Komödie mit einem Feuerwerk an Witzen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Das Buch hat zwar seine lustigen Momente, ist aber auch genauso oft ernst und traurig. Wer aber ohne diese Erwartung an das Buch herangeht, dürfte von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte überrascht werden.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2010
Alles Fleisch ist Gras
Mähr, Christian

Alles Fleisch ist Gras


sehr gut

Anton Galba erwartet nichts Ernsteres als eine Beschwerde über einen anderen Kollegen, als sein Mitarbeiter Roland Mathis auf ihn zukommt. Weshalb er ihn dazu allerdings im abgelegendsten Winkel der Abwasserreinigungsanlage sprechen muss, wird ihm klar, als Mathis Fotos enthüllt, auf denen Galba mit einer Geliebten zu sehen ist. Aber plötzlich, nur dank eines kleinen Stupsers, liegt Mathis tot vor ihm. In seiner Panik kommt Galba der Gedanke an die große Häckselmaschine der Anlage, die ihm als die Lösung seines Problems erscheint. Leider kommt Chefinspektor Weiß, ein ehemaliger Schulkamerad Galbas, sehr schnell hinter die ganze Sache. Doch wozu soll er Galba bloßstellen, wenn er nun doch endlich eine Möglichkeit gefunden hat, die Gesellschaft von bösen Zeitgenossen zu säubern? Makaber-böse schildert Mähr Galbas Unvermögen, aus diese Sache wieder herauszukommen. Jeder, der davon erfährt, schließt sich der edlen Sache bald selbst an; gibt es doch schließlich immer jemanden, der einem ein Dorn im Auge ist.

Mähr ist ein Meister der Andeutungen, des Nichts-Sagens. Das Wort Mord fällt in diesem Buch nicht ein einziges Mal, obwohl es doch genau darum geht. Aber dieses Nicht-Verwenden steht im Einklang mit den handelnden Personen; niemand von ihnen würde sich als Mörder bezeichnen. Es geht um die gerechte Sache, um die Säuberung des Ortes von den Schädlingen, die die Gesellschaft verkommen lassen. Dass eine Unterscheidung zwischen guten und schlechten Charakteren, zwischen Täter und Opfer, da schon bald nicht mehr möglich ist, ist klar. Die bösen Taten der sogenannten Schädlinge erscheinen fast hinfällig, wenn man bedenkt, was die Guten da mit ihnen vorhaben.

Die Geschichte liest sich leider etwas zäh. Das mag daran liegen, dass das Buch durch seinen komplexen Schreibstil wirklich Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. Lange verschachtelte, detaillierte Sätze scheinen Mährs Markenzeichen zu sein. Daher kann man das Buch nicht einfach mal zwischendurch lesen, sondern muss sich damit einen stillen Ort suchen, um in Ruhe zu lesen. Wer aber bereit ist, sich auf das Buch einzulassen, wird mit einer makaber-unterhaltsamen Geschichte belohnt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.01.2010
In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2
Löhnig, Inge

In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem Kommissar Konstantin Dühnfort in „Der Sünde Sold“ ein beschauliches bayerisches Dorf vor einem christlich orientierten Mörder gerettet und dabei seine Traumfrau Agnes kennengelernt hat, ermittelt er nun erneut. In seinem Ferienhaus wird der pensionierte Kinderarzt Wolfram Heckeroth tot aufgefunden. Er wurde mit Gürteln an eine Heizung gefesselt und ist offenbar qualvoll verdurstet. Zuerst sieht es nach einem Raubmord aus, aber bald schon zeigt sich, dass der alte Mann nicht so ein beschauliches Familienleben geführt hat, wie es zuerst den Anschein hat. Dühnfort findet ein Fotoalbum, das Aufnahmen der verschiedenen Geliebten Heckeroths enthält. Aufnahmen, auf denen die jungen Frauen alle gefesselt waren, manche offenbar auch unfreiwillig. Hat sich etwa eine von ihnen an dem alten Mann gerächt? Aber auch in Heckeroths eigener Familie gibt es Verdächtige. So hat sein Sohn Bertram hohe Schulden und ein hohes Erbe als Motiv. Je mehr Dühnfort nachforscht, desto mehr offenbaren sich die familiären Abgründe der Familie Heckeroth…

Inge Löhnig zeichnet sich für mich durch ihren angenehmen Schreibstil aus. Gekonnt hält sie die Spannung um den Täter bis zum Schluss aufrecht und lässt mich die Seiten regelrecht verschlingen. Die Handlung wird, wie im ersten Band, aus Sicht mehrerer Personen erzählt, wodurch man nicht nur Stück für Stück Einblick in die verschlungenen Handlungsstränge erhält, sondern auch die Charaktere näher kennenlernt. Da wäre Barbara, die befürchtet, ihr Mann Albert könnte es seinem Vater Wolfram gleichtun und sie betrügen; oder Wolframs Tochter Caroline, die sich Zeit seines Lebens um die Anerkennung des Vaters bemüht hat.

Mit Konstantin Dühnfort hat Löhnig einen sehr sympathischen Hauptcharakter erschaffen. Kein übermäßig gutaussehender Draufgänger, sondern ein ganz normaler Typ, der nach Jahren der Entfremdung beginnt, sich mit seinem Vater zu versöhnen, der sich nach einer Familie sehnt und trotz seines harten Alltags als Ermittler an das Gute im Menschen glaubt.
Mein Fazit: ein spannender Fall, ein realistischer Plot und glaubwürdige Charaktere machen dieses Buch für mich zu einem Krimi-Sahnestück. „In weisser Stille“ ist ein toller zweiter Krimi von Inge Löhnig, der mich endgültig zum Fan gemacht hat. Ich warte sehnsüchtig auf Nachschub!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.01.2010
Stadt, Land - Schluss
O'Reilly, Judith

Stadt, Land - Schluss


gut

Wo die Liebe hinführt... im Falle von Judith aufs öde Land. Die 42 Jahre alte Londonerin, bald dreifache Mutter, hat nun doch den jahrelangen Andeutungen ihres Mannes nachgegeben und zieht mit Kind und Kegel aus der englischen Hauptstadt aufs Land, nach Northumberland. Und während sie noch überlegt, in welchem Drogenwahn sie bei dieser Entscheidung geschwebt haben muss, brausen sie über die Landstraßen Richtung neues Zuhause, einem kleinen Cottage im Norden von England. Und wir begleiten Judith dabei, denn sie hält alles in ihrem Online-Tagebuch fest, aus dem schließlich das Buch „Stadt, Land – Schluss“ entstand.

O‘Reilly erzählt darin von ihrer Sehnsucht nach London, von ihrer Liebe zu ihrem Mann, an der sie oftmals zweifelt, wenn er sie wieder einmal allein mit den kranken Kindern in der nördlichen Einöde lässt, von ihrer kranken Mutter, den Schulproblemen ihres sechsjährigen Sohnes und den zeitweise merkwürdigen Traditionen der nördlichen Bewohner Englands. Sie beschreibt also ihren ganz normalen Alltagswahnsinn, mal amüsant mit viel Zynismus, mal traurig stimmend, mal voller Gefühl für ihre kleinen Kinder, aber manchmal auch etwas langweilig, da es eben Alltagserlebnisse sind.

Der Sprachstil ist ansprechend, oftmals mit einer ordentlich bissigen Prise Sarkasmus versehen und lässt sich leicht lesen. Wobei es sich hier um keine kontinuierliche Geschichte handelt, sonder eher um eine Ansammlung von Erlebnissen in fast zwei Jahren. Denn so viel Zeit haben sich Judith und ihr Mann gegeben, um eine Entscheidung zu treffen. Für immer in Northumberland bleiben... oder doch zurück in die Großstadt.

Mein Fazit: Das Buch ist ein netter, amüsanter Zeitvertreib für zwischendurch, das aber auch so seine Längen hat und das man ohne Probleme mal beiseite legen kann, ohne vor Neugier umzukommen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.01.2010
Denk an mich in der Nacht
Harris, Joanne

Denk an mich in der Nacht


sehr gut

Alice ist überrascht, als ihr Exfreund Joe sich nach drei Jahren plötzlich wieder bei ihr meldet. Doch nicht, um über gute alte Zeiten zu reden, sondern um seine neue Freundin Ginny bei Alice einzuquartieren. Widerwillig lässt sie sich dazu breitschlagen und bereut ihre Entscheidung fast sofort. Denn Ginny ist mit ihren wallenden roten Haaren nicht nur atemberaubend schön, sondern auch von einer unheimlichen Aura umgeben. Als sie das scheinbar so schüchterne Mädchen später mit düsteren Kerlen um die Häuser ziehen sieht, Injektionsspritzen und ein seltsames altes Tagebuch in ihrem Schrank findet, ahnt Alice, dass Joe keinen Schimmer davon hat, wer seine Freundin wirklich ist. Und dass Ginny gefährlich ist.

In einer früheren Zeit:

Daniel Holmes glaubt seinen Augen kaum, als er die junge Frau aus dem Fluss zieht und ihr so das Leben rettet. Das blasse Wesen erscheint ihm wie ein wunderschöner Engel. Das findet allerdings auch sein bester Freund Robert, der sich Hals über Kopf in Rosemary, wie sie sich nennt, verliebt. Doch bald schon vergisst Daniel den Betrug seines Freundes, als er Rosemary in der Gesellschaft düsterer Männer wiederfindet und auch er selbst immer mehr in ihre Geheimnisse eintaucht…

Aufgrund der Bitten von Fans und nicht zuletzt wohl auch aufgrund des immer noch andauernden Vampir-Hypes wurde Joanne Harris‘ Erstwerk erneut aufgelegt. Harris selbst sagt über dieses Buch, dass es „keine Literatur im eigentlichen Sinn“ sei. „Es ist das vergleichsweise unreife Werk einer Autorin, die ihren Stil noch finden muss“. Und ganz ehrlich, genau dieses Gefühl hatte ich beim Lesen auch.

Den ständigen Wechsel der Erzählperspektive zwischen Alice und Daniel fand ich nach einer gewissen Zeit eher nervig, da dadurch immer entweder die Handlung in der Gegenwart oder in der Vergangenheit abrupt unterbrochen wurde und ich das Gefühl hatte, nicht voranzukommen. Auch erzählt Daniel, ganz im Geiste seiner Zeit, sehr detailliert, blumig, schwülstig. Realität und Traum vermischen sich in seinen Erinnerungen und machen das Lesen eher zäh.

Abgesehen vom für mich nicht leicht zu lesenden Schreibstil fand ich die Geschichte aber recht gut. Die Vampire in diesem Buch sind keine weichgespülten Romantiker, die seit Jahrhunderten nach der einzig wahren Liebe suchen, sondern blutrünstige Monster hinter schöner Fassade, die kein Problem damit haben, einen Menschen regelrecht zu zerfleischen, um sein Blut zu trinken. Das fand ich erfrischend, wenn auch blutig. Ein bisschen mehr Spannung hätte dem Buch trotzdem gut getan. Da man viel über Rosemary in Daniels Erzählungen erfährt, fehlt mir das Mysteriöse in der Gegenwart, da man eh schon weiß, was mit Ginny los ist.

Mein Fazit: Joanne Harris hat ein gutes, aber nicht herausragendes Erstlingswerk erschaffen, das sich von den vielen auf dem Büchermarkt zu findenden Vampirromanen abhebt.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2009
Herr Blunagalli hat kein Humor
Colagrossi, Angelo

Herr Blunagalli hat kein Humor


gut

Herr Colagrossi und seine abenteuerliche Reise mit der DB

Herr Colagrossi ist sehr nervös. Ein bedeutender Produzent hat sich bereit erklärt, eines seiner Drehbücher zu verfilmen. Dazu solle er bitte einfach nach Hamburg zum Gespräch kommen. Sollte im Zeitalter der modernen Fortbewegungsmittel doch eigentlich kein Problem sein, oder? Doch schon beim Ticketkauf am Schalter der Deutschen Bahn kommt es fast zum Eklat. Trotzdem erwischt er gerade noch rechtzeitig seinen Zug. Der bleibt aber natürlich aufgrund eines Schneechaos auf halber Strecke stecken. Jetzt nur keine Panik!

Ich hatte das Gefühl, dass sich das Buch vermutlich eher an Fans des Autors/Regisseurs richtet als an ein breiteres Publikum. Während der gesamten Zugfahrt schwelgt Colagrossi nämlich in Erinnerungen an frühere Drehbücher und Filmerfolge zusammen mit Hape Kerkeling. Das mag zwar sehr amüsant sein für diejenigen, die die Filme kennen; den unerfahrenen Leser mag es jedoch eher nur mäßig unterhalten. So schwankte meine Stimmung beim Lesen von amüsiert über nur noch mäßig interessiert. Trotzdem habe ich mich rückblickend recht gut unterhalten gefühlt.

Und wenn sich bei der Gestaltung eines Buches besondere Mühe gegeben wurde, sollte man das auch mal würdigen. Das Cover ist ansprechend und auch das Daumenkino mit dem fahrenden Zug am Seitenende fand ich sehr schön. Und die leckeren italienischen Rezepte vom Autor höchstpersönlich werde ich demnächst auch mal ausprobieren.

Fazit: ein lockerer leichter Lesespaß, den man in einem Rutsch durch hat, von dem aber leider nicht allzu viel hängen bleibt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2009
Eisiges Blut
Masello, Robert

Eisiges Blut


sehr gut

Seit seine Freundin nach einem Unfall beim Bergsteigen im Koma liegt, geht es Michael Wilde nicht allzu gut. Als er von seinem Arbeitskollegen gebeten wird, einen Artikel über den Südpol zu schreiben, inklusive einmonatigem Aufenthalt, überlegt er daher nicht lange. Wo kann man schließlich besser Abstand gewinnen zum deprimierenden Alltag als am menschenleeren, unbarmherzigen Südpol?

Was jedoch eigentlich als Bericht über das normale Leben unter diesen unwirtlichen Bedingungen geplant ist, droht schon nach kurzer Zeit ein Horrorbericht zu werden. Denn bei einer Tauchtour findet Michael ein eingefrorenes Liebespaar im Eis. Als wäre das nicht schon Sensation genug, geschehen bald darauf schreckliche Dinge. Das aufgetaute Paar scheint spurlos verschwunden zu sein und ein Mann wird von einem Schlittenhund angegriffen und stirbt. Während die Wissenschaftler noch ratlos sind über den Verbleib des Paares, wird ein weiterer Wissenschaftler ermordet… von dem Mann, der eigentlich tot sein sollte.

Robert Masello verknüpft in seinem Buch „Eisiges Blut“ zwei parallel verlaufene Erzählstränge miteinander. So erfährt man neben den Geschehnissen am Südpol auch die Geschichte von Eleanor und Sinclair. Einem Liebespaar, das Mitte des 19. Jahrhunderts in England lebte und das letztendlich aneinandergefesselt im ewigen Eis gelandet ist.

Durch seinen angenehm flüssigen Schreibstil hat Masello einen netten Unterhaltungsroman geschaffen, der mich allerdings mit seinen manchmal überraschend brutalen Ereignissen schockiert hat. Aber gerade diese Szenen haben der zeitweise schwächelnden Geschichte wieder Spannung eingehaucht. Besonders die Ereignisse in der Vergangenheit haben sich manchmal etwas fad dahingezogen und das Lesen erschwert. Obwohl ich die Handlung sehr interessant fand, wurde das Ganze jedoch gegen Ende ziemlich vorhersehbar und zu kurz gefasst, als wären dem Autor die Ideen ausgegangen. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2009
Man tut, was man kann
Rath, Hans

Man tut, was man kann


sehr gut

Das Buch kam mir wie die männliche Version von "Mondscheintarif" vor. Amüsant und kurzweilig wird das Alltagsleben von Paul geschildert. Mitte 40 und geschieden hat Paul ein abwechslungsreiches Liebesleben und fürchtet dabei immer, von der Frau für eine längere Beziehung verpflichtet zu werden. Bis er die Tierärztin Iris trifft, die jedoch leider schon vergeben ist. Soll man(n) sich da tatsächlich wie im Film verhalten und die Hochzeit sprengen?

Auch seine Freunde lassen Paul keine Ruhe: da ist Guido, der aufgrund einer Affäre von seiner Frau rausgeschmissen wurde und nun bei Paul unterkommt und nachts philosophische Grundsatzdiskussionen in seiner Küche abhält. Oder Günther, den Informatik-Nerd, der sich bei der Eroberung seiner Traumfrau selten dämlich anstellt und ständiger Überwachung bedarf.

Ob der Alltag eines Single-Mannes wirklich so chaotisch abläuft, bleibt fraglich. Einige der Szenen wirken schon ziemlich konstruiert und erscheinen eher unrealistisch. Nichts desto trotz beinhalten diese Szenen meist eine tolle Situationskomik. Am besten haben mir aber immer noch die Gedankengänge von Paul gefallen, die mir in den meisten Fällen aus der Seele sprechen.

Fazit: wer lockere, witzige Unterhaltung für Zwischendurch braucht, liegt mit diesem Buch auf jeden Fall richtig.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2009
Das Geld war schmutzig / Parker-Romane Bd.3
Stark, Richard

Das Geld war schmutzig / Parker-Romane Bd.3


gut

Einfach nur Parker nennt sich der Hauptcharakter in diesem Buch. Nachdem er und seine Kollegen im Vorgängerband „Keiner rennt für immer“ den großen Coup gelandet haben und einen Geldtransporter mit mehreren Millionen gestohlen haben, ist er zurück, um die versteckte Beute zu holen, die sie in einer alten Kirche zurücklassen mussten.

Um die Lage unauffällig zu sichten, mietet er sich mit seiner Freundin Claire in einer Pension ein. Doch die Wiederbeschaffung der Beute ist gar nicht so leicht: einer seiner Kumpanen wurde von der Polizei gefasst und hat bei seiner Flucht einen Polizisten erschossen, wodurch die Suche nach den Dieben nur noch verschärft wurde. Straßensperren und Fahndungsposter machen Parker das Leben schwer. Zusammen mit seinem anderen Kumpel McWhitney und einer Kopfgeldjägerin gelingt es ihnen schließlich, das Geld aus der Kirche zu holen. Aber auch einige andere zwielichte Gestalten wollen das Geld für sich haben.

Die Schlinge um Parker beginnt sich weiter zuzuziehen, als auch noch ein übereifriger Journalist meint, ihn gesehen zu haben und auch die Vermieterin ihn auf den Fahndungspostern wiedererkennt.

Gegen Ende hin kam es mir so vor, als wäre die Geschichte mit diesem Band noch nicht abgeschlossen. Gut, sie haben das Geld, aber was passiert nun?

Was von der Handlung her eigentlich recht spannend ist, kam irgendwie nicht ganz in die Gänge. Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, weshalb man sich oft einiges dazu denken muss. Auch waren manche Gedankenzüge der Charaktere für mich nicht nachvollziehbar.

Es ist zwar nicht zwingend notwendig, die Vorgänger der Trilogie gelesen zu haben, aber hilfreich wäre es schon. Ich hatte oft das Gefühl, nicht genau zu verstehen, worüber die Buchcharaktere gerade reden. Man erfährt aber trotzdem in groben Zügen von dem Raub.

Schön an dieser Ausgabe war die Einleitung am Anfang, die einen Überblick über die Parker-Romane gibt.

0 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.