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haberlei
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Wien
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 276 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2024
Der Lieblingskontakt
Martensen, Manuel

Der Lieblingskontakt


ausgezeichnet

Detektivarbeit – heiligt der Zweck die Mittel?

„Der Lieblingskontakt“ von Manuel Martensen ist nach „Die tödliche Rezeptur“ und „Der andere Ausweg“ der dritte Fall, in dem Kommissar Walter Bork und sein Team ermitteln.

Worum geht es?
Die Detektivin Maja Lamprecht wird von einem Unbekannten bedroht, der durch seinerzeitige Nachforschungen der Detektei sein Lebensglück, seine Familie verloren hat, und sich nun an den Akteuren rächen will, indem er auch ihnen das Liebste nimmt. Als erstes tötet er Majas Kollegin und Freundin. Kommissar Bork und sein Team finden kaum Ansatzpunkte für ihre Ermittlungen, zu nebulös sind Majas Angaben, zu gering sind die Spuren, die der Täter hinterlassen hat. Schließlich ergreift Maja Eigeninitiative, um die Identität des Mannes zu lüften und um ihm das Handwerk zu legen.

Bereits das Cover strahlt eine gewisse Beunruhigung aus, wirkt unheimlich. Ein einsamer Wohnwagen nahe am Meer – eine aus der Handlung gegriffene Momentaufnahme. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart an fiktiven Schauplätzen an der Nordsee. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Der Schreibstil ist flüssig und packend. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, kommt man problemlos in die Geschichte hinein und überblickt den relevanten Personenkreis. Jeder Fall steht für sich alleine.

Bereits ab dem Prolog bekommt man Einblick in Majas detektivische Arbeitsweise. Nach wenigen Seiten befindet man sich mitten im Geschehen, mitten in einer unheimlichen, beängstigenden Atmosphäre. Ein einsam gelegenes Haus. Verstörende Bedrohungen. Die Ereignisse rund um Majas Feriendomizil überstürzen sich. Was sich vor ihren Augen abgespielt hat, kann sie nicht beweisen, wirkt irreal und unglaubwürdig auf die Polizei. Doch als es definitiv ein Mordopfer gibt, beginnen Kommissar Bork und sein Team im Rahmen der Detektei nach Verdächtigen zu forschen. Maja taucht mit Hilfe ihres Cousins Klaas unter, recherchiert auf eigene Faust und verfolgt im Alleingang diverse Spuren, ein gefährliches Unterfangen, wie sich bald herausstellt. Die stetigen Orts- und Perspektivenwechsel zwischen polizeilichen Ermittlungen und Majas Erkundigungen sowie zwischendurch auch der Einblick in die Gedankengänge des Täters halten die Spannung stets auf hohem Niveau und lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen. Man kommt nicht umhin mitzufiebern, auch mitzurätseln, insbesondere weil noch ein weiterer Unbekannter in das Geschehen involviert ist, dessen Rolle lange undurchsichtig bleibt. Letztlich, nach einem dramatischen Showdown, fügen sich alle Fäden zusammen, klärt sich alles zufriedenstellend auf.

Generell sind Haupt- wie Nebenfiguren anschaulich geschildert, wirken authentisch und lebendig, zeigen Stärken und Schwächen, Emotionen. Das polizeiliche Team ist mehr oder weniger markant beschrieben. Im Mittelpunkt der Handlung steht definitiv Maja, eine taffe junge Frau, die einen Beruf ausübt, der moralisch gewisse Schwachstellen aufweist. Sie ist mit Leib und Seele und mit Begeisterung Detektivin, überzeugt, das Richtige zu tun – für den jeweiligen Auftraggeber. Was das Ergebnis ihrer Ermittlungen für die jeweilige Gegenseite bedeutet, war ihr nicht bewusst, lag außerhalb ihres Einsatzes. Sowohl Maja als auch ihrem Chef erkennen im Laufe der Handlung, dass gewisse Handlungen fragwürdig waren. Sozusagen stellt der Autor mit der Thematik auch die Arbeitsweise von Detekteien etwas in Frage. Denn, was immer die Recherchen im Auftrag eines Klienten erbringen, sie verändern die Lebenssituation der Gegenseite massiv, sie stürzen so manchen in eine Lebenskrise, in finanzielles und/oder psychisches Unglück. Was letztlich natürlich auch nie einen Rachefeldzug gegen den Detektiv gerechtfertigt.

„Der Lieblingskontakt“ war wiederum ein Pageturner, hat mir Lesestunden voller Spannung beschert. Ich freue mich schon auf weitere Fälle mit Kommissar Bock. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 09.06.2024
Komm schon, Baby! (eBook, ePUB)
Berg, Ellen

Komm schon, Baby! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn eine Hebamme selber schwanger ist …

„Komm schon, Baby! (K)ein Liebes-Roman“ von Ellen Berg ist das neueste Buch der (Kein)-Roman-Reihe, die mittlerweile bereits 22 Bände umfasst. Es ist ein richtiger Wohlfühlroman.

Worum geht es?
Die 38-jährige Juli übt ihren Traumberuf aus. Sie ist Hebamme. Eine eigene Familie zu gründen, scheiterte bislang am geeigneten Partner. Da wird sie ungeplant schwanger. Von einem One-Night-Stand. Und der Kindsvater ist mit einer ihrer Klientinnen liiert …

Das Cover in seiner Buntheit ist ein Eye-Catcher, es vermittelt Fröhlichkeit und Lebenslust. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel sind kurz, ohne Zeitangaben. Der Schreibstil ist locker und flüssig, durchaus amüsant.

Man ist von Beginn an in den Alltag Julis eingebunden. Gut dosiert erhält man Einblick in die facettenreiche Tätigkeit einer Hebamme, garniert mit vielen wertvollen Tipps für Schwangere. Die Informationen sind durchwegs interessant und haben mich, obwohl ich bei weitem nicht zur relevanten Gruppe gehöre, nicht gelangweilt. Ab dem Moment, wo Juli von ihrer Schwangerschaft erfährt, gerät sie in einen turbulenten Strudel von komplexen Beziehungen einerseits und in ein persönliches Gefühlschaos. Die Situation scheint so verfahren, dass man sich voller Spannung in der Lektüre weitertreiben lässt, bangend, wie sich das für Juli wohl zum Guten wenden könnte.

Die Charaktere sind vielschichtig, lebendig und authentisch gezeichnet. Juli steht im Mittelpunkt. Da aus Julis Perspektive in Ich-Form erzählt wird, liegen ihre Gedanken, Zweifel, Ängste, Träume und Sehnsüchte offen da. Juli ist nicht nur einfach sympathisch, sie strahlt Kompetenz, Verantwortungsgefühl und Menschlichkeit aus. Sie denkt immer in erster Linie an die anderen, nicht nur ihre Klientinnen betreffend, sondern stellt auch ihre eigenen Wünsche hinten an – sie würde nie einer anderen den Partner ausspannen. Ein überaus liebenswerter und lebenskluger Mensch ist Julis Großmutter, die ihr eine wertvolle Stütze ist. So exaltiert und schillernd Julis Mutter auch anfangs wirkt, auch sie hat ihr Herz letztens am rechten Fleck. Primär stehen Frauen im Mittelpunkt der Handlung, zeigen Stärken und Schwächen, Gefühle und negative Eigenschaften, was dem Roman auch die nötige Würze verleiht. Die männlichen Protagonisten spielen mehr oder weniger Nebenrollen, Eigeninitiative zeigen sie selten, gehen lieber den Weg des geringeren Widerstands und lassen sich eher treiben. Nichtsdestotrotz sind vor allem Luca und Matteo sympathische Zeitgenossen.

„Komm schon, Baby“ hat mir unterhaltsame und entspannte Lesestunden beschert. Auch Lust auf weitere Bücher dieser Autorin gemacht. Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 05.06.2024
Wiener Zuckerl
Loibelsberger, Gerhard

Wiener Zuckerl


ausgezeichnet

Geschichten vom Einst und Jetzt

„Wiener Zuckerl“ von Gerhard Loibelsberger ist eine wunderbar bunte Mischung von Erzählungen, ebenso vielseitig und geschmacklich facettenreich wie die Zuckerl-Vielfalt in der am Cover abgebildeten Dose. Teils sind es Krimis, teils Humorvolles, teils wahre Fälle, teils der Fantasie des Autors entsprungen.

Das Buch erschien 2024 und gliedert sich in drei Abschnitte – Geschichten aus dem alten Wien, aus dem neueren Wien und aus Österreich. Der Schreibstil ist locker und lässt sich flüssig lesen, besticht durch den sich stets durchziehenden Wiener Schmäh, wirkt lebendig durch den Wiener Dialekt. Als Wienerin verstehe ich das Urwienerische ja problemlos, auch wenn eine Vielzahl der Ausdrücke nicht mehr zum alltäglichen Sprachschatz gehört. Für Nicht-Wiener sind nicht nur ein Glossar, sondern auch zahlreiche erklärende Fußnoten vorhanden, weiters gibt es eine Liste historischer Personen.

Als Fan der Nechyba-Reihe genoss ich die Geschichten aus dem alten Wien ganz besonders, geschickt verwoben mit einem realen Fall, las voller Interesse, wie die Nechyba-Reihe überhaupt zustande kam – als traumhafte Erscheinung. Die Kasernengeschichte weckte Erinnerungen an die Bundesheerzeit meines Mannes; auch bei der Garde gab es Typen wie den Vizeleutnant Haas. Jede Geschichte hat so ihren eigenen Reiz, sogar ein Märchen ist darunter. Und stets wirken die Protagonisten lebendig und authentisch.

„Wiener Zuckerl“ hat mir spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 03.06.2024
Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3
Almstädt, Eva

Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3


ausgezeichnet

Eine verschworene Gemeinschaft

„Das schweigende Dorf“ von Eva Almstädt ist bereits der dritte Band der Akte Nordsee-Krimi-Reihe mit der Rechtsanwältin Fentje Jacobsen und dem Journalisten Niklas John als private Ermittler.

Worum geht es?
Fentje wird mitten in der Nacht von einem Mann angerufen, der Hilfe benötigt. Tags darauf stellt sich heraus, dass ihr neuer Klient und ein weiterer Mann ermordet wurden. Gemeinsam mit Niklas beginnt Fentje im Nachbarort zu recherchieren.

Bereits das Cover stimmt auf das Nordseeumfeld ein, insbesondere auf den Leichenfundort. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart in einem fiktiven Dorf auf der schleswig-holsteinischen Halbinsel Eiderstedt. Lokalkolorit ist unaufdringlich aber gut spürbar in die Handlung verwoben, vor allem das hie und da verwendete Eiderstedter Platt unterstreicht die Regionalität.

Für mich war es das erste Buch dieser Reihe. Ich hatte als Quereinsteigerin keinerlei Probleme, in den Fall hineinzukommen und den relevanten Personenkreis zu überblicken. Soweit erforderlich, sind Hinweise auf frühere Ereignisse vorhanden. Dennoch ist es sicherlich ratsam, die Bücher der Reihe nach zu lesen, um die private Entwicklung der Protagonisten verfolgen zu können. Nichtsdestotrotz möchte ich die Vorgängerbände nachholen.

Das Buch zog mich von der ersten Seite an in seinen Bann, als ich mich fragte, wessen Leiche der pensionierte Polizist wohl suchte. Zwar stand bald darauf der Doppelmord im Zentrum der Nachforschungen, doch letztlich fügte sich auch dieser lose Faden schlüssig in die Handlung ein. Die Handlung entwickelt sich primär aus zwei Blickwinkeln – einerseits verfolgt man Fentjes Recherchen, andererseits jene von Niklas. Durch die Perspektivenwechsel gestaltet sich der Fall abwechslungsreich. Die Ermittlungen, sowohl seitens der Polizei, als auch seitens des Duos erweisen sich als stockend und mühsam, denn die Dorfbevölkerung mauert. In mühevollen kleinen Schritten mehren sich dennoch Hinweise, sind Zusammenhänge erkennbar, helfen Hintergrundinformationen aus der Vergangenheit weiter. Es liest sich interessant, die Spannung köchelt stets, auch ohne außergewöhnlicher Action oder Gefahrenmomente. Zudem sorgt die Kürze der Kapitel dafür, dass die Seiten nur so dahin fliegen; ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es mangelt nicht an Motiven und Verdächtigen, denn die Opfer waren keine liebenswerten Zeitgenossen, betrieben zwielichtige Machenschaften und hatten sich auch Feinde gemacht. Letztlich verdichten sich Hinweise, das kollektive Schweigen wird gebrochen, Verborgenes gelangt ans Tageslicht. In einem dramatischen Showdown werden nicht nur die Mörder der beiden Männer entlarvt, sondern auch ein Cold Case gelöst.

Ob Haupt- oder Nebenfiguren, alle Charaktere sind sehr gut vorstellbar und lebendig gezeichnet. Im Mittelpunkt stehen Fentje und Niklas, beide sympathisch, engagiert, unerschrocken und wissbegierig, sowie Fentjes liebenswerte Familie, allen voran Großmutter Gretje. Fentje ist ein Familienmensch, arbeitet am Bauernhof tatkräftig mit und kümmert sich auch verantwortungsvoll um ihre Nichte Sofia. Auch Niklas hat seine weiche Seite: die Katze Blofeld. Die schwelende Liebesbeziehung zwischen Fentje und Niklas bzw. ihre Affäre mit Onno bringt etwas Romantik in die Handlung. Es wird interessant, inwieweit die beiden in Zukunft zueinander finden werden.

„Das schweigende Dorf“ hat mir fesselnde Lesestunden beschert und Lust auf weitere Fälle dieses Ermittler-Duos gemacht. Ich spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2024
Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee
Berg, Mathias

Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee


ausgezeichnet

Polizeiarbeit und Gesellschaftsbild der 70er Jahre

„Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ von Mathias Berg ist bereits der zweite Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands stehen.

Klappentext:
Februar 1970: Der Millionär Theo Ellerbeck wird vor seiner Villa mit acht Schüssen getötet. Er hinterlässt eine schöne Ehefrau sowie eine auffällig schweigsame Tochter. Ellerbeck war allseits beliebt und hatte großen Einfluss in der Düsseldorfer Kulturszene. Wer profitiert vom Tod des Mannes, der offenbar keine Feinde hatte? Lucia Specht und ihre Kolleginnen vom Düsseldorfer Präsidium übernehmen den Fall und stoßen auf Ungeheuerliches in vornehmen Kreisen.

Das Cover ähnelt im Stil und in der Farbgebung jenem vom ersten Band, hat somit einen gewissen Wiedererkennungswert, und es passt auch zu den 70er Jahren. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in drei Teile, innerhalb dieser wiederum in Kapitel mit angenehmer Länge, die zum Teil datiert sind, wodurch der chronologische Ablauf gut nachvollziehbar ist. Der Handlungszeitraum umfasst zwei Wochen von Ende Februar bis Mitte März 1970. Die Handlung setzt ca. ein halbes Jahr nach Ende des ersten Bandes ein.

Da ich auch den ersten Band gelesen hatte, war ich nach wenigen Seiten wieder vertraut mit dem Team. Ich denke, dass auch Quereinsteiger problemlos in den Kriminalfall hineinkommen. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch, die Charaktere und deren Entwicklung offenbaren sich noch besser, wenn man den ersten Band auch kennt.

Abgesehen von dem ziemlich komplexen Fall stehen vor allem die ersten Kriminalistinnen im Mittelpunkt, sechs taffe Frauen, die sich nicht nur kriminalistisch bewähren, sondern sich insbesondere im von Männern dominierten Polizeiapparat behaupten müssen. Die Handlung des Romans ist zwar erfunden, doch basiert sie auf einer Tatsache. Dieses Experiment „Frauen bei der Kriminalpolizei“ ab dem Jahr 1969 gab es tatsächlich. Auch der Fall Ellerbeck ist an einen wahren Fall angelehnt.

Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Ich konnte mich sehr gut in jene Zeit zurückversetzen, in meine Teenagerzeit. Viele Erinnerungen ploppten auf, natürlich die langen Haare, die bunte Mode, aber auch Telefonate aus Telefonzellen, überall wurde geraucht, Flaschen, in die man Kerzen steckte, an denen das Wachs herunterlief, Olivetti-Schreibmaschinen, u.v.a.m. Für mich sind Krimis, die noch zu Zeiten ohne Internetrecherchen spielen, immer sehr reizvoll. Da kommt es noch viel mehr auf den Spürsinn der Ermittler an. Der Autor zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Zeit, mit deutlichem Fokus auf das damalige Frauenbild, die Abhängigkeit der Frauen von den Ehemännern, die bestimmen durften, ob man und welchen Beruf man ausübt, dieses „Frauen-gehören-hinter-den-Herd“-Denken bis zu der übergriffigen und herabwürdigenden Art und Weise, wie sich Männer, auch Kollegen gegenüber Frauen benahmen. Me-Too und Political Correctness gab es noch nicht. Des Weiteren wird auch Homosexualität thematisiert, damals nicht nur gesellschaftlich verpönt, sondern sogar strafbar.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia Specht, eine dieser jungen Frauen, die sich zur Kriminalbeamtin ausbilden lassen. Die Geschehnisse werden in Ich-Form aus ihrer Perspektive geschildert. Man ist einerseits mitten drinnen in den Ermittlungen, in den offiziellen ebenso wie in Lucias persönlicher Recherche, erfährt ihre Gedanken, lernt ihre Familie kennen. Ihre Ziele verfolgt sie hartnäckig und manchmal zu impulsiv und leichtsinnig. Noch fehlt Lucia privat ein kongenialer Partner. Es wird interessant, ob sich die Beziehung zu Johannes in Zukunft vertiefen wird. Nicht nur Lucia, sondern ihre Kollegenschaft u.a. Nebenfiguren zeichnen sich durch markante Eigenschaften und Verschiedenartigkeit aus, wirken lebendig, mehr oder weniger sympathisch und sind gut vorstellbar beschrieben.

Im Prinzip sind es zwei miteinander verwobene Handlungsstränge – der aktuelle Fall des erschossenen Millionärs und ein Cold Case, der mysteriöse Unfalltod von Lucias Mutter im Jahr 1959. Die Handlung ist abwechslungsreich, es mangelt weder an Verdächtigen noch an Verwicklungen und Verwirrungen. Immer wieder ist man mit unerwarteten Wendungen konfrontiert, bis sich letztlich, nach einigen irreführenden Fährten, prickelnden Spannungsmomenten und Action, in einem dramatischen Finale fast alles endgültig klärt, wie gesagt, fast alles.

Mit „Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ ist dem Autor ein packender Fortsetzungsroman gelungen. Es ist wiederum eine gut dosierte Mixtur aus Kriminalfall und Zeitbild. Ich sehe mit großem Interesse und Ungeduld dem nächsten Band entgegen und das nicht nur wegen des fiesen Cliffhangers am Schluss.
Eine unbedingte Leseempfehlung! 5 Sterne.

Bewertung vom 28.05.2024
Mord im Antiquitätenladen / Siggi Malich ermittelt Bd.1
Lehnertz, Waldi

Mord im Antiquitätenladen / Siggi Malich ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Rätselhafte Bildersuche

„Mord im Antiquitätenladen “ von Waldi Lehnertz ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi, das Erstlingswerk des bekannten Antiquitätenhändlers aus der TV-Serie „Bares für Rares.

Worum geht es?
Beim Antiquitätenhändler Siggi wird nicht bloß eingebrochen, nein der Einbrecher hinterlässt ein rätselhaftes Bild, einen Teil eines Wandteppichs – und ein Leiche, die, als die Polizei eintrifft, wieder verschwunden ist, worauf die Polizei Siggi nicht ernst nimmt. Dafür glaubt ihm Doro, seine neue Putzhilfe. Sie beschließen, selbst zu ermitteln.

Das Cover ist bunt und fröhlich, passt zum Thema, assoziiert einen Antiquitätenladen. Das von Waldi Lehnertz und der Co-Autorin Miriam Rademachter verfasste Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, weisen weder Zeit- noch Ortsangaben auf. Der Schreibstil ist locker und lässt sich flüssig lesen.

Das Rätselhafte beherrscht die Handlung und kreiert auch die Spannung. Wohin verschwand der Tote? Wieso hinterließ das Opfer oder der Mörder das gewebte Bild? Naheliegend für einen Antiquitätenhändler und seinen Freund Anton, einem Kunstsachverständigen, Recherchen über die Herkunft des Bildes zu betreiben, stets assistiert von Doro. So nach und nach verdichten sich die Informationen, finden sich weitere Teile des Wandteppichs, erklärt sich dessen Ursprung und warum er zerteilt wurde. Es liest sich interessant und vor allem auch ist es äußerst amüsant, welche Aktionen die drei Hobbydetektive setzen. Ganz ungefährlich erweist sich am Ende die Konfrontation mit dem Mörder nicht, mit einem Mörder, mit dem ich persönlich nicht gerechnet hatte.

Den Krimi bevölkern – signifikant für einen Wohlfühl-Krimi - primär sympathische, liebenswerte Menschen. Ich konnte mir die Protagonisten richtig gut vorstellen, wobei ich zugebe, dass Siggi vor meinem geistigen Auge schon sehr Waldi ähnelt. Siggi, Anton und Doro bilden ein gutes Team, pfiffig und abenteuerlustig. Dass sich zwischen Siggi und Doro Zuneigung und Verliebtheit entwickelt, gibt dem Ganzen noch zusätzlich einen romantischen Touch. Auch der Polizist Gunnar ist eine köstlich dargestellte Type.

„Mord im Antiquitätenladen “ hat mir vergnügliche und entspannende Lesestunden beschert, ausgesprochene Wohlfühlmomente, die ich gerade in diesen Tagen so gebraucht habe. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 5 Punkte.

Bewertung vom 26.05.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


gut

Das Geheimnis der goldenen Fische

„Was der See birgt“ von Lenz Koppelstätter ist der Auftakt zu einer neuen Reihe des Autors, ein Regionalkrimi, in dessen Mittelpunkt die Journalistin Gianna Pitti steht.

Worum geht es?
Ein junger Journalist, mit dem sich tags zuvor Gianna noch getroffen hatte, wird ermordet aus dem Gardasee geborgen. Mit Hilfe ihres Onkels Francesco und der Chefredakteurin Elvira beginnt sie nachzuforschen; dabei stoßen sie auf geheimnisvolles Treiben in der ehemaligen Villa von Gabriele D’Annunzio.

Das Cover bietet einen stimmungsvollen Blick auf den Gardasee. Auf der Umschlag-Innenseite befindet sich eine Karte des Sees, was ich besonders schätzte, weil ich die diversen Schauplätze besser einordnen konnte. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, mit Blick auf Details und bildhaft. Die Kapitel sind kurz gehalten, jeweils mit dem Namen jener Person übertitelt, aus deren Perspektive erzählt wird. Das Lokalkolorit ist geschickt und sehr umfassend mit dem Geschehen verwoben, sodass der landschaftliche Facettenreichtum und die Schönheit des Sees anschaulich zur Geltung kommt. Bedingt durch den Hauptschauplatz, der ehemalige Residenz des Schriftstellers Gabriele D’Annunzio, wird nicht nur die Villa, ein heutiges Museum, detailliert beschrieben, sondern umfangreiches Wissen über Freimaurer und deren Entstehung vermittelt.

Die Handlung entwickelt sich aus mehreren Blickwinkeln, jenen der drei Hauptakteure: Gianna, Elvira und dem Marchese. Obwohl alle drei dasselbe Ziel verfolgen, nämlich den Mord an dem jungen Journalisten zu klären, agieren sie anfangs unabhängig voneinander. Erst nach und nach geben sie vor den anderen geheim gehaltenes Wissen preis, arbeiten sie als Team. Wirklich prickelnde Spannung kommt erst gegen Ende, quasi im Showdown auf. Irgendwie war diese Freimaurer-Geschichte kein Thema, das mich ansprach. Es klärt sich zwar letztlich alles, doch bot sich für mich keine reale Chance zum Miträtseln.

Was die Charaktere anbelangt, so sind Gianna, Elvira und der Marchese zwar gut vorstellbar dargestellt, doch konnten sie mich nicht wirklich für sich einnehmen. Sie blieben für mich irgendwie distanziert.

„Was der See birgt“ war mein erstes Buch dieses Autors. Primär haben sich bei mir die Vielfalt und das Flair des Gardasees eingeprägt und Lust erzeugt, dort einmal hinzufahren. Obwohl mich dieses Buch nicht wirklich mitreißen konnte, möchte ich dennoch die Fortsetzung lesen, in der Annahme und Hoffnung, dass das nächste Mal mir das dem Krimi zugrunde liegende Thema mehr zusagen wird, und dass ich dann mit den Protagonisten richtig warm werde. Zudem wurde mein Interesse für die andere Krimireihe des Autors geweckt, die ja schon seit Jahren erfolgreich läuft.

Bewertung vom 12.05.2024
Seele voll Zorn
Falk, Helene

Seele voll Zorn


ausgezeichnet

Wer Wind sät, wird Sturm ernten

„Seele voll Zorn “ von Helene Falk ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe, unheimlich spannend, ein wahrer Pageturner.

Kurz zum Inhalt:
Ein grausamer Doppelmord, eine vergewaltigte Frau, deren Mann an einen Stuhl gefesselt. Hauptkommissar Mik Kohonen tappt im Dunkeln. Keine Feinde. Kein Motiv. Da verschwindet ein Touristenpärchen. Hat der „Pärchenmörder“ ein weiteres Mal zugeschlagen? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Das Cover mit den Sprüngen, in denen die Titelbuchstaben teils versinken, assoziiert bereits anschaulich, welche Risse es in der Seele der Opfer und/oder des Täters gibt, um die es im Buch geht. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in zwei Teile, innerhalb dieser in datierte Kapitel und nummerierte Abschnitte. Die Chronologie ist sehr gut nachvollziehbar. Die Handlung erstreckt sich über rund zwei Wochen und spielt im Jahr 2014, Prolog und Epilog im Jahr 1994. Schauplatz ist Finnland. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, detailreich. Die Handlung ist durch stetige Perspektiven- und Ortswechsel abwechslungsreich und lebendig gestaltet. Durch die Kürze der Kapitel fliegen die Seiten nur so dahin, man will das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Man wird von Beginn an in die Geschichte hineingesogen. Nach dem mysteriösen, unheimlich und bedrohlich wirkenden Prolog aus dem Jahr 1994 wechselt die Handlung ins Jahr 2014 zum Fund zweier grausamst gefolterter Mordopfer. Kohonen und sein Team finden kaum Ermittlungsansätze. Zudem beschäftigt sie das Verschwinden einer Mitarbeiterin einer Opferschutzorganisation und eines Touristenpärchens. Eine Vielzahl von Handlungssträngen, die scheinbar nichts mit dem Doppelmord zu tun haben, doch Kohonen verfügt über einen sechsten Sinn und behält alles im Auge. So nach und nach verdichten sich die Informationen, es ergeben sich unerwartete Wendungen und überraschende Erkenntnisse. Die einzelnen Handlungsfäden laufen ineinander über. Die Spannung steigert sich zunehmend, bis letztlich in einem höchst dramatischen Wettlauf gegen die Zeit sich die Zusammenhänge offenbaren und Kohonen in einem riskanten Alleingang den Fall schlüssig aufklärt.

Die Charaktere sowohl des polizeilichen Teams als auch der diversen Nebenfiguren sind gut vorstellbar und lebendig gezeichnet, zeigen Stärken und Schwächen, Emotionen. Im Mittelpunkt steht Mik Kohonen, der nach einem dienstlichen Autounfall, bei dem sein Partner schwer verletzt wurde, von Schuldgefühlen gequält wird und dem es schwer fällt, sein Trauma, das auch schon seine Ehe belastet, mittels psychologischer Hilfe zu bewältigen. Er vergräbt und verbeißt sich in seine Arbeit. Er ist mit Leib und Seele ein ambitionierter Ermittler. Obwohl er immer wieder an seine eigenen psychischen Leistungsgrenzen stößt, verfolgt er hartnäckig seine Spuren, auch entgegen Weisungen von Vorgesetzten, auch ohne Unterstützung seines Teams. Im Laufe der Handlung entwickelt er sich zum Positiven hin, fängt er an, sich zu öffnen. Es wird interessant, wie seine Entwicklung im nächsten Band fortschreitet.

„Seele voll Zorn“ ist ein packender Thriller, für mich war es ein richtiger Pageturner. Mit großem Interesse und mit Vorfreude sehe ich weiteren Fällen mit Mik Kohonen entgegen. Unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne!

Bewertung vom 09.05.2024
Traubenfest / Périgord-Krimi Bd.4
Dubois, Julie

Traubenfest / Périgord-Krimi Bd.4


ausgezeichnet

Vermisstensuche statt Festtagsstimmung für Marie

„Traubenfest“ von Julie Dubois, der vierte Band mit Kommissarin Marie Mercier im Mittelpunkt, ist ein Musterbeispiel für einen Wohlfühl-Regionalkrimi, der Spannung mit viel französischem Flair verbindet.

Worum geht es?
Marie und ihre Familie freuen sich auf das mehrtägige Fest Félibrée. Doch es kommt anders. Statt zu feiern, müssen Marie und ihr Kollege Richard Martin verschwundene Mädchen aufspüren und einen rätselhaften Mord aufklären.

Schon das Cover mit dem Girlandenschmuck über altertümlichen Gässchen vermittelt sommerliche Festtagsfreude und südfranzösisches Flair. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt 2023, da die Félibrée tatsächlich in diesem Jahr in Montignac stattfand. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, reich an wunderbar beschriebenem Lokalkolorit, das auch durch französische Ausdrücke, u.a. auch Sprichwörter unterstrichen wird. Die Autorin vermittelt reizvolle Stimmungsbilder der Landschaft, anschauliche Schilderungen der traditionellen Bräuche und kulinarischer Genüsse. Die Kapitel sind angenehm kurz, verfügen über Zeit- und Ortsangaben, wodurch man ausgezeichnet chronologisch die Ermittlungen und Geschehnisse mit verfolgen kann. Eine kleine Landkarte hätte mir gefallen, um eine bessere Übersicht über die Lage der Schauplätze zu haben.

Da ich bereits Vorgängerbände kannte, war ich sofort wieder heimisch im Périgord, in Maries privatem und dienstlichem Umfeld. Doch auch Quereinsteiger finden sicher rasch in die Geschichte und überblicken den relevanten Personenkreis in Kürze. Will man jedoch die Entwicklung der Protagonisten mitverfolgen, sollte man doch die Fälle der Reihe nach lesen.

Die Handlung erstreckt sich lediglich über vier Tage, über vier ereignisreiche Tag. Es beginnt rätselhaft. Der Prolog offenbart die Gedanken eines Mörders. Die Spannung ist geweckt und hält sich bis zuletzt. Denn man bangt um die spurlos verschwundenen Mädchen. Dann wird auch noch ein Ortsbewohner ermordet aufgefunden. Die diversen Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Im Zusammenhang mit dem Kriminalfall, der sich als ziemlich facettenreich entpuppt, greift die Autorin verschiedenste Themen auf, u.a. die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern, wie wenig sie oft von ihnen wissen. Zum Miträtseln gibt es genug Anhaltspunkte, etliche Verdächtige, natürlich auch Spuren, die in die Irre führen, auch unerwartete Wendungen. Es klärt sich alles schlüssig, einige Überraschungsmomente inklusive.

Abgesehen von dem wunderbar vermittelten französischen Ambiente genieße ich bei dieser Reihe stets das private Umfeld von Marie, diese liebevolle Idylle mit Leonie, Georges und Michel. Eine harmonische Atmosphäre herrscht auch beruflich vor. Marie und Richard Martin bilden ein hervorragendes Team, das immer mehr von Agent Visla, der sich zunehmend als fähiger und mitdenkender Polizist erweist, ergänzt wird. Und Szenen zum Schmunzeln gibt es auch immer wieder, dafür sorgt insbesondere Georges mit seinen Hängebauchschweinen. Generell wirken die Akteure lebendig, zeigen Stärken und Schwächen und Emotionen.

„Traubenfest“ hat mir – wie die Vorgängerbände – beglückende Lesestunden geschenkt. Spannend und entspannend zugleich wurde ich ins wunderschöne Frankreich entführt, fühlte mich einerseits integriert in die Ermittlungen und erlebte andererseits die Festtagsstimmung mit, erfuhr von interessanten Traditionen. Die Lektüre machte nicht nur Lust auf eine Reise dahin, sondern natürlich auch auf den nächsten Fall mit Marie Mercier. Für mich war es ein 5 Sterne-Krimi, den ich wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 02.05.2024
Schwöre, dass du schweigst
Dark, Simone

Schwöre, dass du schweigst


ausgezeichnet

Zwanzig Jahre verschollen

„Schwöre, dass du schweigst“ von Simone Dark ist ein spannender Regionalkrimi mit stimmigem Lokalkolorit und mit einem interessanten historischen Background.

Worum geht es?
Bei einem Spaziergang entdecken zwei Frauen in einem Brunnenschacht ein Skelett. Bald findet die Polizei heraus, wer da vor über 20 Jahren ermordet wurde. Doch von wem und warum?

Das Cover mit einer Burgruine im Vordergrund und einem Weitblick auf die Südtiroler Landschaft stimmt auf den Schauplatz des Romans ein. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, humorvolle Dialoge des Ermittler-Duos lockern die Krimihandlung auf und das Lokalkolorit ist anschaulich eingefangen. Abgesehen von dem spannend aufgebauten Kriminalfall, besticht das Buch durch die gut recherchierten und geschickt eingearbeiteten historischen Fakten rund um Margarete von Tirol-Görz, auch Margarete Maultasch genannt. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, nämlich im Jahr 2000 und zweiundzwanzig Jahre später. Die kurz gehaltenen Kapitel verfügen über genaue Zeitangaben, wodurch man ausgezeichnet zwischen den Ereignissen in der Vergangenheit und den Recherchen in der Gegenwart unterscheiden kann. Es ist dies bereits der dritte Band dieser Reihe. Nichtsdestotrotz kam ich als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos.

Durch die stetigen Zeit- und Perspektivenwechsel gestaltet sich die Handlung einerseits abwechslungsreich, andererseits gewinnt man als Leser auch einen gewissen Informationsvorsprung gegenüber den Ermittlern. Für Magnabosco und Pasqualina ist es ein mühsames Unterfangen, nach über zwanzig Jahren kompetente Zeitzeugen zu finden. Der Kreis der Verdächtigen, der sich herauskristallisiert, ist zwar eng, doch gilt es Beweise zu finden. Man ahnt bald, wer hinter dem Mord steckt, aber die Details überraschen dann doch. Zudem löst der Skelettfund eine unerwartete Kettenreaktion aus. Die Jagd nach dem Mörder wird zu einem Wettlauf gegen die Zeit, birgt noch so manche Gefahr für die Verfolger. Letztlich kann der Cold Case vollständig und schlüssig geklärt werden.

Was die Charaktere anbelangt, gefiel mir das Ermittler-Duo Filippo Magnaboso und Carmela Pasqualina aufgrund der positiven Ausstrahlung. Sie arbeiten nicht nur harmonisch zusammen, sondern sind auch privat liiert. Carmela kümmert sich sogar rührend um Filippos unehelichen Sohn, den dessen Mutter ihm einfach als „Findelkind“ zugeschoben hat. Carmelas Nonna mochte ich besonders in ihrer liebenswerten, fürsorglichen und doch resoluten Art. Auch manche Nebenfiguren sind originell gezeichnet, wie z.B. Pamela Biscotti aus Padua mit ihrem Badischen Dialekt. Generell wirken die Akteure lebendig und authentisch.

„Schwöre, dass du schweigst“ hat mir spannende Lesestunden beschert und gleichzeitig längst verschüttete Geschichtskenntnisse aufleben lassen, auch Lust auf weitere Fälle mit diesem sympathischen Paar geweckt. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.