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Waldeule

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2015
Die Champagnerkönigin / Jahrhundertwind-Trilogie Bd.2
Durst-Benning, Petra

Die Champagnerkönigin / Jahrhundertwind-Trilogie Bd.2


sehr gut

Meinen Vorrednern kann ich mich eigentlich voll und ganz anschließen: ein schön zu lesender Roman mit viel Champagnerflair, aber auch zu vorhersehbar, um wirklich begeistern zu können. Vieles, was Isabelle auf ihren Weg zum Jahrhundertchampagner passiert, kann man sich vorneweg schon zusammenreimen. Positiv überrascht haben mich die letzten 100 Seiten, da passiert noch so einiges, mit dem ich nicht (mehr) gerechnet hätte. Leider waren diese Ereignisse zu kurz angerissen und das Buch endet gerade dann sehr schnell.

Es ist ein Wohlfühlbuch, in dem Schicksalsschläge und Probleme nicht ausgespart werden, aber meist unnatürlich schnell eine positive Wendung folgt. Als Nachfolgeband des für mich sehr überraschenden „anderen“ Buchs Solang die Welt noch schläft war ich anfangs über dieses „klassische“ Handlungsschema etwas enttäuscht, irgendwann habe ich mich aber damit abgefunden und konnte es genießen.

Denn trotz dieser negativen Punkte ist es ein sehr lesenswertes Buch. Isabelle ist eine sympathische Frau, die zwar immer wieder zu Kopfschütteln veranlasst, was sie aber nur menschlicher und damit liebenswerter macht. Die große Stärke des Buches sehe ich aber in der sehr atmosphärischen Beschreibung der Champagne (Landschaft) und des Champagners (Getränk). Im Kopf entstehen wunderbare, sehr detaillierte Bilder und als Leser erlebt man die Arbeit auf den Weinbergen und im Weinkeller hautnah mit. Außerdem liest es sich sehr flüssig und die zahlreichen Details rund um den Champagner sind äußerst geschickt in die Handlung eingebaut.

Schön fand ich, wieder auf Josephine und Clara zu treffen und so zu erfahren, wie es mit den beiden weiterging. Das Thema Freundschaft spielt auch in diesem Band wieder eine große Rolle, mit altbekannten Freunden, aber auch mit vielen neuen.

Fazit: Wohlfühlbuch mit viel (französischer) Atmosphäre und vielen geschickt eingebauten Infos zur Champagnerherstellung. Auch wenn es mir stellenweise zu vorhersehbar war, ist immer noch ein schöner Lesegenuss.

Bewertung vom 30.08.2015
Mind the Gap! Wie ich London packte (oder London mich) / London-Trilogie Bd.1
Abrahamson, Emmy

Mind the Gap! Wie ich London packte (oder London mich) / London-Trilogie Bd.1


sehr gut

Ein unterhaltsamer und vergnüglicher Jugendroman über die junge Schwedin Fillippa, die in London Schauspiel studieren möchte und sich nun aufmacht, die Stadt zu erobern. Das geht natürlich nicht ohne einige Unwägbarkeiten wie der Suche nach einer annehmbaren Wohnung, nach einem gut bezahlten Job und natürlich dem Boyfriend fürs Leben. Es sind keine weltbewegenden Themen, die das Buch aufgreift, aber genau die Themen, die junge Mädchen (an die richtet sich das Buch in erster Linie) bewegt und interessiert. Und es ist selbst für etwas ältere Mädchen wie mich schön, Fillippa beim Erwachsenwerden zuzusehen.

Es ist ein sehr unterhaltsames Buch, bestens geeignet zum Versinken auf dem Sofa. Kurzweilig und immer mit einem Augenzwinkern können wir so die Erlebnisse der sympathischen Wahl-Londonerin miterleben. Die Geschichte verläuft linear mit einigen Höhen, aber auch Tiefen, ohne große Überraschungen oder spannender Momente. Muss es aber auch nicht, es macht einfach Spaß es zu lesen.

Fazit: Vergnüglicher, unterhaltsamer Roman über die Erlebnisse einer jungen Schwedin in London. Liest sich kurzweilig und ist zum Abschalten bestens geeignet, wobei es leider aber sehr oberflächlich bleibt.

Bewertung vom 28.08.2015
Der Jahrhundertsturm / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.1
Dübell, Richard

Der Jahrhundertsturm / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.1


sehr gut

„Historischer Roman“ als Genre ist sehr weit gefasst. Selten passt er so gut wie für in diesem Fall. „Historisch“, da sich sehr viel reale Zeitgeschichte in dem Buch findet. Nicht nur bedeutende Persönlichkeiten wie Otto Bismark, Kaiser Wilhelm, Alfred Nobel oder Henry Dunant sowie zahlreiche historische „Nebenpersonen“ treten auf. Vor allem werden sehr viele überlieferte Ereignisse in die fiktive Romanhandlung eingeflochten. Dazu kommt der Zeitgeist, der ebenfalls hervorragend geschildert und transportiert wird - die Gedankenwelt der Revolutionäre oder des Militärs genauso wie der Erfindungsgeist und die Visionen von Ingenieuren.

Dieses sehr detaillierte geschichtliche Hintergrundwissen ist eingewebt in die fiktive Romanhandlung um Alvin, dem preußischen Junkerssohn; Paul, dem Eisenbahnliebhaber und ihrer beider großen Liebe der Französin Louisa. Sehr fein aufeinander abgestimmt symbolisieren sie ganz unterschiedliche Strömungen des 19. Jahrhunderts und wirken doch harmonisch zusammen. Es macht großen Spaß, diese drei auf ihren Leben in den sehr bewegten Zeiten zu begleiten. Nur hin und wieder fand ich ihre Erlebnisse zu „zufällig“, um noch glaubwürdig zu sein und gegen Ende musste die Ausgewogenheit einem actionlastigen Schluss weichen.

Mit über 1 000 Seiten ist es ein sehr umfangreiches Buch. Anfangs habe ich diesen Umfang mit leichten Bedenken entgegengesehen, doch im Nachhinein finde ich: es gäbe noch so viel mehr zu erzählen. Durch die sehr angenehme Schreibweise hätte ich auch gerne noch mehr gelesen. Durch die unaufgeregten und trotzdem detailgetreuen Schilderungen konnte ich mich zwar perfekt in die Zeit einfinden, wurde aber emotional nicht zu sehr belastet. Die Seiten lesen sich so weg wie nichts.

Fazit: Ein hervorragend komponierter historischer Roman, der Historie und Fiktion perfekt miteinander verbindet. Für Freunde dieses Genres ein „Muss“. Da ich ein paar (fiktive) Ereignisse zu übertrieben fand, vergebe ich immer noch ausgezeichnete vier Sterne.

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Bewertung vom 28.08.2015
Nur wer fällt, lernt fliegen
Gavalda, Anna

Nur wer fällt, lernt fliegen


weniger gut

Auf das neue Buch von Anna Gavalda habe ich mich sehr gefreut. Nach dem für mich sehr überraschenden „Zusammen ist man weniger allein“ war ich sehr gespannt auf den Roman. Dementsprechend groß waren die Erwartungen. Leider zu groß, den so richtig mitreißen konnte mich „Nur wer fällt, lernt fliegen“ nicht. Dazu hat das Buch zu wenig Bilder in meinem Kopf erzeugt. Die Ich-Erzählerin Billie erzählt ihre dramatische Lebensgeschichte, doch wirklich vorstellen konnte ich sie mir nicht. Die Umwelt und vor allem auch die weiteren Personen blieben blass, auch Freund Franck, der zu ihr eine ganz besondere Beziehung hat.

Erzählt wird sehr nüchtern und ohne ausschweifende Details, was mir allerdings gut gefallen hat. Es wird viel angedeutet und als Leser kann ich mir die Einzelheiten selbst zusammenreimen. Der besondere Schreibstil macht es möglich, Billies schwierige Geschichte ohne Selbstmitleid und dafür mit viel Überlebenswillen zu erzählen. So ist es, obwohl es an sich eine traurige Erzählung ist, ein hoffnungsvolles und positives Buch. Allerdings mit nicht mal 200 Seiten und vielen, vielen Absätzen und Leerzeilen ein sehr kurzes. Gut, wenn einem das Buch nicht sonderlich berührt; schlecht, weil gerade etwas mehr Erzählung der Geschichte sicher gutgetan hätte.

Fazit: Durch den ganz eigenen Schreibstil ein besonderes Buch, bei dem mir aber die Tiefe und die Bilder gefehlt haben. Deswegen nur Durchschnitt und zwei Sterne.

Bewertung vom 25.08.2015
Die Seiten der Welt Bd.1
Meyer, Kai

Die Seiten der Welt Bd.1


sehr gut

Vorneweg möchte ich etwas loswerden, was mich (mal wieder) sehr geärgert hat: es ist kein abgeschlossenes Buch, sondern der Auftakt einer ?-bändigen Reihe. Das wäre ja auch in Ordnung, wenn ich es vorher gewusst hätte. Mich wurmt es, wenn ich mich auf ein Ende freue, dass zwar auch kommt, aber eben nur so halb! Die Geschichte an sich ist noch lange nicht abgeschlossen. Sowas muss doch nicht sein! Als Leser komme ich mir da verarscht vor – ich erwarte etwas und bekomme nur die Hälfte. Wenn schon Reihen, dann kann man das doch auch draufschreiben (so wie hier)!

Abgesehen davon hat mir das Buch gut gefallen. Vor allem die fantastische Bücherwelt, die Kai Meyer entwirft. Gerade am Anfang des Buches hat mir dieser Einfallsreichtum großen Spaß gemacht und ich bin mit Furia gerne in ihre Welt eingetaucht. Dazu kommen viele verschiedene Personen, von denen die meisten nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Auch diese Zweideutigkeit hat mir gut gefallen, genauso wie die philosophischen Gedanken, die sich einschleichen. Da fühlte ich mich an Jostein Gaarder erinnert.

Doch leider gibt es auch eine Schattenseite. Teilweise ist das Buch wirklich sehr brutal und es gibt Szenen, die ich in einem Jugendbuch nicht gut aufgehoben fühle. Außerdem bestanden die letzten Kapitel überwiegend aus Kampf und Gewalt, was ich nach der fantasievollen Bücherwelt sehr schade fand. Da hätte durchaus mehr draus gemacht werden können als der ewige Kampf Gut gegen Böse.

Fazit: Von der tollen Phantasiewelt, in der Bücher die Hauptrolle spielen, hätte ich gerne mehr gelesen. Leider mündet die Geschichte zusehends in einen Strudel aus Gewalt. Trotzdem gibt es gerade noch 4 Sterne, wobei ich da schon länger überlegen musste.

Bewertung vom 25.08.2015
Die Schmetterlingsinsel
Bomann, Corina

Die Schmetterlingsinsel


sehr gut

„Die Schmetterlingsinsel“, gemeint ist damit Sri Lanka, ist ein unterhaltsamer und entspannender Roman über eine junge Frau auf der Suche nach den Geheimnissen ihrer Vorfahren. Erzählt wird in zwei Zeitebenen: in der Gegenwart begleiten wir Diana, wie sie das Rätsel ihrer Ururgroßmutter lösen möchte, in der Vergangenheit erleben wir hautnah mit, wie es den beiden Schwestern Grace und Victoria erging. Dieser Wechsel der Zeitebenen war für mich ein gelungener Kunstgriff, um die verschiedenen Epochen zu verbinden und zudem die Spannung aufrechtzuerhalten. Mir persönlich hat diese Zweigleisigkeit sehr gut gefallen, denn nur die Erlebnisse der beiden jungen Frauen in einem fernen Land während der Kolonialzeit hätten mich abgeschreckt. Momentan mag ich Geschichten dieser Art einfach nicht mehr lesen, zu sehr ähneln sie sich.

Auch in der Gegenwart ist vieles ist vorhersehbar und die „Schatzsuche“, auf die Diana geschickt wird, teilweise sehr an den Haaren herbeigezogen. Dennoch war es ein Buch, das ich trotz anfänglicher Vorbehalte genossen habe, was in erster Linie an den sehr wohltuenden und sehr angehm zu lesenden Schreibstil liegt.

Der Anfang erzeugte wirklich eine Sogwirkung, die meine Aufmerksamkeit weckte und mich weiterlesen ließ. Schön fand ich auch die zahlreichen Details über das Leben auf diesem Inselstaat heute und in der Vergangenheit. Ich hätte mir zusätzlich eine Karte von Ceylon gewünscht. Aber es gibt ja Internet!

Fazit: Ein gut geschriebener Roman aus der Kategorie Love & Landscape, der zwar nicht mit großen Überraschungen, aber mit einer schön erzählten Geschichte auf zwei Zeitebenen aufwarten kann.

Bewertung vom 25.08.2015
Bella Clara
Durst-Benning, Petra

Bella Clara


gut

Der Titel ist hier sehr treffend gewählt. smile Schließlich geht es um Clara, die aus Not, aber auch aus Berufung, in das Geschäft mit der Schönheit einsteigt und dort viel Erfolg hat. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine außergewöhnliche Karriere.

Es ist ein wunderbares Wohlfühlbuch, dieses Geschichte vom Aufstieg Claras. Ganz behaglich kann ich mich in meinem Sessel zurücklehnen und von Claras Erfolgen und (privaten) Problemen lesen. Darüber hinaus gibt’s sehr gut eingebettete Exkurse in die Schönheitspflege dieser Zeit und immer wieder die Einbindung unterschiedlicher technischer Neuerungen, die damals gerade aufkamen. Leider konnte mich das Buch trotzdem nicht so ganz in die Zeit mitnehmen, immer wieder musste ich mich aufgrund des sehr modernen Auftretens der Protagonisten daran erinnern, dass das Buch nicht heute spielt. Umso besser konnte ich mich dafür in das malerische Umfeld des Bodensees einfinden.

Das Buch ist einen sehr angenehmen und entspannenden Schreibstil verfasst. Wellness für die Seele sozusagen. Mir persönlich war es teilweise zu glatt und Claras beruflicher Aufstieg, wie auch die Entwicklung mancher Nebencharaktere, ging mir zu schnell und zu problemlos. Da gab es wenig Ecken und Kanten, die das Leben ausmachen.

„Bella Clara“ ist das dritte und damit letzte Buch aus der Jahrhunderwind-Triologie der Autorin. Leser, die die Vorgängerbände nicht kennen, könnten das Buch trotzdem zur Hand nehmen, denn vorausgesetzt wird nichts. Claras Geschichte steht für sich alleine. Allerdings werden sich die Freunde von Josephine und Isabella freuen, wenn sie diese beiden Damen wieder ein Stück weit begleiten können, auch wenn der Fokus ganz eindeutig auf Clara liegt.

Fazit: Ein Wohlfühlbuch zum Abtauchen aus dem Alltag, welches aber für mich etwas zu sehr rosarot war. Deswegen "gut" für ein solides, aber nicht tiefergehendes Buch.

Bewertung vom 25.08.2015
Als der Himmel uns gehörte
Roth, Charlotte

Als der Himmel uns gehörte


ausgezeichnet

In dem Buch steckt so wahnsinnig viel drin, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Es gibt zwei Zeitebenen: die Geschichte der Langstreckenläuferin Jennifer kurz vor den Olympischen Spielen 2011/2012 in London sowie die ihrer deutschen Urgroßmutter Alberta 1932 – 1945. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf der historischen Ebene. Das war einer der beiden Punkte, die mich – zumindest anfangs – gestört haben. Ich hätte gern mehr von Jennifer gelesen, habe dies nach der Buchbeschreibung auch erwartet, doch sie ist mehr oder weniger nur der Aufhänger für Alberta. Auch wenn ich dies schade fand ist der Hauptstrang rund um Alberta und ihre Zeit derart vielseitig, dass für Jennifer wirklich kein Platz mehr bleibt.

In Albertas Geschichte geht es nicht nur um Sport, sondern vor allem um das Leben von „ganz normalen“ Menschen vor und während der Zeit des Nationalsozialismus. Ihr persönliches Erleben dabei, wie sie ganz unvermittelt in diesen Strudel hineingezogen werden, wie sie sich mitreißen lassen, aber auch dagegen ankämpfen. Neben vielen weiteren Themen empfinde ich das als sehr wichtigen Kernpunkt der Geschichte und finde es toll, dass diese Zeit in dieser Art aufgearbeitet wird. Nicht die großen Helden stehen im Mittelpunkt sondern Menschen wie du und ich.

Ein solches Buch lebt von den Personen, die es bevölkern. Dabei sind vor allem Alberta und Jennifer zu nennen, die tragenden Charaktere ihrer jeweiligen Zeit. Sie und viele andere Figuren fand ich sehr gut ausgearbeitet, mit Ecken und Kanten, mit Höhen und Tiefen – Menschen wie im richtigen Leben. Anfangs enttäuschend dagegen die Männer des Buches – zunächst fand ich sie sehr einseitig und auf einen Aspekt reduziert. Doch auch sie dürfen im Laufe des Buches eine Entwicklung durchmachen.

Mit dem Buch kann man sehr gut in den Handlungszeitraum eintauchen. Dabei verbindet sich die fiktive Geschichte der Charaktere mit den historischen Ereignissen. Ganz unweigerlich erfährt man sehr viel aus der deutschen Geschichte, manches bekannt, manches neu – vieles aber aus einem anderen Blickwinkel.

Fazit: Ein tolles „Geschichts“buch mit einer bunten Mischung an den verschiedensten Themen. Ich musste mich erst hineinfinden, dann aber hat es großen Spaß gemacht und so vergebe ich doch 5 Sterne.

Bewertung vom 22.08.2015
Hab ich selbst gemacht
Klingner, Susanne

Hab ich selbst gemacht


ausgezeichnet

Das Buch macht großen Spaß beim Lesen! Gleich nach dem Auspacken habe ich sofort darin geblättert und mich mal hier und mal da festgelesen. Mittlerweile habe ich es zwar ganz klassisch von vorn nach hinten gelesen, doch es blieb für mich trotzdem ein Buch, dass ich sehr gerne nur für ein paar Minuten Lesegenuss zwischendurch in die Hand genommen habe. Durch die kurzen, fast immer abgeschlossenen Kapitel kann man perfekt ein, zwei oder drei davon lesen und es dann auch getrost wieder weglegen. Schließlich erzählt die Autorin zwar ihre Erlebnisse während eines Kalenderjahrs, aber wie in einer Kolumne oder einem Blog bauen die meist nicht direkt aufeinander auf. Es ist mehr ein Tagebuch als ein Roman.

Ganz wichtig: es ist ein Erfahrungsbericht, kein FETT Anleitungsbuch. Buchbeschreibung, Cover und Titel sind da nicht eindeutig und auch ich wusste das erst nach dem Blick ins Buch. Wer Anleitungen sucht, der wird enttäuscht sein! Klar, es gibt das ein oder andere Rezept, auch so manche Skizze von Genähtem oder Gebastelten, aber ein klassisches Do-it-yourself-Werk ist es trotzdem nicht. Sondern die Erfahrungen einer jungen Stadtfrau, die sich vorgenommen hat, ein Jahr möglichst viel selbst zu machen.

Dabei kommt sie auf naheliegendes wie Backen oder Gärtnern, aber auch auf ganz Außergewöhnliches wie Schuhe herstellen oder Damenbinden nähen. Diese große Abwechslung macht das Buch interessant. Dazu kommt der sehr lockere und meiner Meinung nach ehrliche und unverblümte Schreibstil, der die Berichte sehr leicht lesen lässt. Am besten finde ich aber die tolle Mischung: aus gelungenen Projekten und Misserfolgen, aus eigenem Erleben, aber auch immer wieder mit Berichten über besuchte „Experten“, aus eigenen Gedanken und Philosophieren über das Selbermachen und den Austausch mit anderen „Selbermach-Frauen“. Das Buch motiviert, selber (wieder einmal) etwas „selbst“ zu machen und dabei auch neue Ideen anzupacken. Hilfreich ist dabei die Link- und Tippsammlung für weitere Infos am Ende des Buches (wobei mancher Link schon wieder veraltet ist).

Fazit: Eine gelungene Mischung zu einem Jahr Erfahrung rund ums Selbermachen. Die Blog-ähnlichen Beiträge lesen sich amüsant und leicht – ein perfektes Buch zum Zwischendurch-Lesen. Mir hats sehr gut gefallen und so bekommt es 5 Sterne!

Bewertung vom 22.08.2015
Madame Picasso / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.1
Girard, Anne

Madame Picasso / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.1


gut

Das Lesen von „Madame Picasso“ war für mich ein Auf und AB, denn es hat ganz unterschiedliche Gefühle in mir wachgerufen. Zunächst war ich begeistert, in das Paris am Anfang des 20. Jahrhunderts mitgenommen zu werden. Die Atmosphäre der pulsierenden Großstadt, aber auch des legendären Moulin Rouge mit seiner Mischung aus Nervosität vor dem Auftritt und ausgelassener Lebensfreude fand ich wunderbar eingefangen. Pures Leben und darin eine sympathische junge Frau, die weiß, was sie will und sich in einen aufstrebenden Künstler verliebt.

Doch dann wird daraus eine reine Liebesgeschichte, worunter für mich die Stimmung leidet. Für mich funktionieren Liebesgeschichten nur selten und hier konnte der Funke leider nicht überspringen. Außerdem hat mich sehr gestört, dass ich durch den Klappentext wusste, wie die Geschichte enden wird. Das hat mir viel von der Lesefreude genommen. Von daher kann ich nur warnen: HÄNDE WEG VOM KLAPPENTEXT! Die letzten 100 Seiten waren für mich dann ganz schwierig zu lesen, ich wollte eigentlich gar keine Einzelheiten mehr wissen. Allerdings war ich am Ende froh, das Buch ganz gelesen zu haben, denn auf den letzten Seiten konnte ich mich mit dem Schluss doch noch aussöhnen. Von daher: mühsam, aber zumindest ein versöhnliches Ende.

Trotzdem bleibt ein sehr zwiespältiges Gefühl bei mir zurück. Es war wohl einfach nicht das richtige Buch für mich. Schade! Normalerweise mag ich solche Bücher, die sich eng an historischen Personen und Tatsachen orientieren, sehr gerne. Es kommen sehr viele Freude und Wegbegleiters Picassos vor, auch viele Werke von ihm werden genannt oder beschrieben, doch ein wirkliches Gefühl für diese Zeit konnte ich nur anfangs entwickeln. Vielleicht waren es auch zu viele Namen, denn immer wieder habe ich mir vorgenommen, den oder die nachzuschlagen, um es angesichts der Vielzahl meistens doch zu lassen. Eva ist eine sehr sympathische Hauptperson, keine Frage, doch leider bleibt sie sehr eindimensional. Einzig Picasso selbst wird eine Bandbreite an unterschiedlichen Charakterzügen zugestanden.

Fazit: Mehr Liebesbeschichte als historischer Roman und so war es für mich nicht das richtige Buch. 3 Sterne Punkte für nicht mehr ganz gut, aber auch nicht wirklich schlecht.