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Benutzername: 
schlumeline
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Juelich

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Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2022
Das verschlossene Zimmer
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


ausgezeichnet

Die Geschichte entführt die Leserschaft in die Vergangenheit und zwar in das Jahr 1939 noch vor Beginn des 2. Weltkrieges. Die junge Marie lebt mit Ihrem Vater Dominik Karski, einem angesehenen Arzt, in Krakau. An ihre Mutter kann sich Marie kaum erinnern. Sie möchte mehr über diese erfahren, doch ihrem Vater ist diesbezüglich nichts zu entlocken und so macht Marie sich alleine auf die Suche nach der Muter, deren Namen und dem Grund ihres Verschwindens.

Teilweise wirkt Marie etwas naiv in ihrem Verhalten. Vielleicht ist das ihrer Jugend geschuldet, vielleicht aber auch ihrem Elternhaus. Jedenfalls wird sie so behütet, dass sie offensichtlich viele Dinge gar nicht mitbekommt oder erst viel später. Dennoch ist diese junge Frau eine starke Persönlichkeit und sie wächst an dem was sie tut und erlebt.

Etwas fremd wirkt die Geschichte wohl zunächst auf den Leser, was wohl der Zeit geschuldet ist, in der sie spielt und auch der Region. Dennoch fesselt sie vom ersten Moment an. Nicht nur die Suche Maries sondern auch viele weitere Aspekte tragen hierzu bei. So geht es ganz nebenbei auch um den Krieg, um die Stellung der Juden in der Gesellschaft zum damaligen Zeitpunkt, um die Rolle der Frau und vieles mehr. Und dann geht die Reise noch weiter zurück in die Vergangenheit, in die Zeit des 1. Weltkrieges und kurz danach, in die Zeit von Maries Geburt. Und schließlich geht eine Suche zu Ende und etwas Neues beginnt.

Die Autorin hat hier eine Geschichte geschrieben, dies ihresgleichen sucht und hält gegen Ende auch noch eine große Überraschung bereit. Mich konnte „Das verschlossene Zimmer“ durchgängig begeistern und das erst recht, weil ich aufgrund des Klappentextes zunächst eine ganz andere, vielleicht nicht so hintergründige Story erwartet habe.

Copyright © 2022 by Iris Gasper

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Schon der Einstieg ins Buch ist grandios. Der Autor fordert die absolute Aufmerksamkeit der Leserschaft ein und deutet bereits an, dass es so gut wie unmöglich sein wird des Rätsels Lösung früh oder auch überhaupt zu finden.

Und dann ist man schon drin, mitten im Leben von Sarah und Marc und deren Liebesgeschichte. Abwechselnd kommen sie zu Wort, berichten über ihre Beziehung zueinander und über die jeweilige Beziehung zu Henning Järisch, dem besten Freund von Marc, der plötzlich verschwunden ist und dessen Blutspuren sich überall in der gemeinsam bewohnten Wohnung finden.

Sarah und Marc stehen unter Verdacht etwas mit dem Verschwinden bzw. dem Tod des Freundes zu tun zu haben. Der hohe Blutverlust deutet jedenfalls darauf hin, dass Henning Järisch keinesfalls noch am Leben sein kann.

Linus Geschke ist es gelungen mich von der ersten bis zur letzten Seite des Buches an die Geschichte zu fesseln. Sie aus der Hand zu legen fällt schwer. In jedem Kapitel fragt man sich was wohl wahr und was gelogen ist oder ob überhaupt etwas Unrichtiges erwähnt wird und natürlich auch was überhaupt der Auslöser für die jetzige Situation war oder ist.
Und der Autor ist für Überraschungen gut. Das jedenfalls beweist er gegen Ende des Buches überzeugend.

Ich habe versucht das Rätsel zu lösen. Ich war aufmerksam, aber wohl nicht aufmerksam genug. Ich bin gescheitert. Ich hatte keine Chance und konnte das Rätsel nicht lösen.
Aber egal: Das Rätsel hat mich überzeugt!

Copyright © 2022 by Iris Gasper

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2022
Der Erinnerungsfälscher
Khider, Abbas

Der Erinnerungsfälscher


ausgezeichnet

Said Al-Wahid lebt schon Jahre in Deutschland, er ist verheiratet und hat einen Sohn. Als er von seinem Bruder erfährt, dass seine Mutter in der Heimat Bagdad im Sterben liegt, macht er sich sofort auf den Weg. Er hofft seine Mutter noch lebend anzutreffen. Während der Reise nach Bagdad und seinem Aufenthalt vor Ort denkt Said Al-Wahid viel nach. Er lässt die Leserschaft teilhaben an seinen Erinnerungen an die alte Heimat und auch an seinen Erinnerungen und Erfahrungen betreffend die neue Heimat Deutschland.

Als Leser/in nimmt man die Gedanken und Erlebnisse von Said Al-Wahid tief in sich auf und muss feststellen, wie intensiv diese auf einen selbst wirken. Said Al-Wahid hatte es nicht leicht im Leben und er hat ein Stück weit den Bezug zur alten Heimat verloren und auch noch Schwierigkeiten mit der neuen Heimat. Seine Erlebnisse hat er teilweise verdrängt und seine Erinnerungslücken gefüllt.

Der Autor Abbas Khider schafft es auf nur 125 Seiten seine Leserschaft teilhaben zu lassen am Erleben eines Flüchtlings. Besonders faszinierend ist dabei die Perspektive.

Eine ganz besondere Geschichte in der Wohl viel Wahrheit steckt.

Copyright © 2022 by Iris Gasper

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2018
Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1
Kiernan, Olivia

Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1


gut

Detective Frankie Sheehan ermittelt wieder, obwohl sie noch von schlimmen Erinnerungen an ihren letzten Fall verfolgt wird. Fast wäre sie selbst gestorben. Der Ermittlerjob bedeutet ihr jedoch alles und so ist sie froh, dass sie den Dienst beim Dubliner Police Department wieder aufnehmen darf.

Beim neuen Fall deutet zunächst alles auf einen Selbstmord hin. Die bekannte Wissenschaftlerin Eleanor Costello wird erhängt in ihrem Schlafzimmer aufgefunden. Doch was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, stellt sich als etwas ganz anderes heraus. Auch die scheinbar weiße Weste der Eleanor Costello verändert sich im Laufe der Ermittlungen. Ihre Ehe war nicht perfekt. Es werden Verbindungen ins Darknet und Anhaltspunkte für sadomasochistische Vorlieben aufgedeckt und Sheehan ist sich bald nicht mehr sicher was sie von der ganzen Sache halten soll.

Auch eine weitere Frauenleiche sorgt für Rätsel. Und dann scheint es plötzlich noch eine weitere Verbindung zu geben. Mit ihr wird es für Detective Frankie Sheehan selbst gefährlich, aber die Ermittlerin gibt alles um den Fall zu lösen und das auch noch, als gar nicht mehr mit einer Aufklärung zu rechnen ist.

„Zu nah“ ist in der Ich-Form geschrieben. Der Einstieg in die Geschichte ist etwas gewöhnungsbedürftig. Erst nach einiger Zeit fühlt man sich als Leser angekommen und findet sich unter den handelnden Personen und in Frankie Sheehans Gedankenwelt zurecht. Doch dann steigt die Spannung stetig und lässt den Leser bis zum Ende nicht mehr los. Die Auflösung ist überraschend aber nicht abwegig und rundet den Thriller insgesamt ab.

Die Autorin Olivia Kiernan hat hier einen bodenständigen Thriller vorgelegt, der einen Blick auf die dunkle Seite der Menschheit freigibt. Starker Tobak, der erst einmal verdaut werden muss und eine Ermittlerin, die mit ihren menschlichen Schwächen leben muss und an ihnen zu wachsen versteht.

Copyright © 2018 by Iris Gasper

Bewertung vom 25.04.2018
Das Lied des Nordwinds
Kabus, Christine

Das Lied des Nordwinds


ausgezeichnet

Karoline ist unglücklich verheiratet. Ihr Mann Moritz ist fast nur unterwegs und die wenigen Tage, die er zu Hause ist, ignoriert er seine Frau fast nur. Die Ehe ist kinderlos und diesen Makel hält Gräfin Alwina, Karolines Schwiegermutter, der jungen Frau regelmäßig vor. Als Moritz schwer erkrankt und Karoline erfährt, dass er offensichtlich mit einer anderen Frau ein Kind gezeugt hat, sieht sie darin ihre Rettung und begibt sich auf eine Reise.

Liv ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und froh im Haushalt der Eheleute Treske eine Arbeit gefunden zu haben, mit der sie ihre Familie unterstützen kann und auch selbst ihr eigenes Leben besser erleben kann als zuvor. Auch wenn die Treskes ihr wohl gesonnen sind, so ist Liv dort nicht ganz glücklich. Insbesondere bedauert sie den Sohn Elias Treske, der von seinem Vater nur mit harter Hand geführt wird. Doch schon bald entdeckt Liv den Grund dafür und wagt es, die Retterin für den Jungen zu spielen.

Die Autorin Christine Kabus schildert in zwei Handlungssträngen die Geschichten der beiden jungen Fauen Karoline und Liv. Beide Erzählungen sind für sich betrachtet spannend, interessant und bergen eine Menge an Informationen über die politische und gesellschaftliche Lage in Norwegen, Dänemark und Deutschland um 1900 herum. Hier werden die Unterschiede zwischen arm und reich, Frau und Mann und vieles mehr dargelegt und vertieft.

Beide Frauen durchleben eine große Entwicklung und gehen auch durch Unterstützung anderer Personen gestärkt und sehr selbstständig durchs Leben. Ihre Wege kreuzen sich nur indirekt und doch sehr intensiv.

Wer die Vorgängerbücher der Autorin kennt, wird feststellen, dass in dieser Geschichte Personen vorkommen, die man von vorher kennt. Wer die Vorgängerbücher nicht kennt, wird aber nichts vermissen.

„Das Lied des Nordwinds“ ist intensiv und spannend und romantisch zugleich. Der Roman geht ans Herz und macht Geschichte lebendig, über die man sich sonst wohl kaum Gedanken gemacht hätte.

Copyright © 2018 by Iris Gasper

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2013
In stiller Wut / Bestatter Theo Matthies Bd.2
Fux, Christiane

In stiller Wut / Bestatter Theo Matthies Bd.2


ausgezeichnet

Theo Matthies hat zwar Medizin studiert, aber später das familieneigene Bestattungsunternehmen übernommen, nachdem er mit dem Tod seiner Frau und dem Tod des gemeinsamen ungeborenen Kindes als Arzt nicht zurechtgekommen ist. Nun landet mit Reinhold Lehmann ein Toter in seinem Bestattungsinstitut, den Theo noch aus Schulzeiten kennt und der eines außergewöhnlichen Todes gestorben ist und zwar an Tollwut. Der Biss der Fledermaus ist eindeutig am Hals erkennbar. Theo jedoch findet das mehr als merkwürdig.

Ungefähr zur gleichen Zeit flattert bei ihm eine Einladung zu einem Abitreffen ins Haus und kurz darauf gibt es einen weiteren Toten, Sebastian Klasen, Todesursache ebenfalls Tollwut. Theo zählt eins und eins zusammen, denn auch dieser Mann hat mit ihm zusammen die Schulbank gedrückt und Theo kann sich allzu gut daran erinnern, dass sowohl Reinhold als auch Sebastian gerne andere geärgert und denunziert haben. Sie waren zu Schulzeiten ausgesprochen unangenehme Zeitgenossen. Theo zieht seine Bekannte Hadice, Kommissarin bei der Hamburger Mordkommission, ins Vertrauen. Auch sie kennt sich aus, denn sie selbst hat ebenfalls einige gemeinsame Schuljahre mit Theo verbracht. Vorsichtig beginnt Theo auf eigene Faust zu ermitteln und muss dabei Erinnerungen wachrufen, die er längst verdrängt hat.

„In stiller Wut“ ist der zweite Kriminalroman rund um den Hamburger Bestatter Theo Matthies. Die Geschichte lässt sich aber auch hervorragend ohne Vorkenntnis des ersten Bandes lesen, denn der Leser erhält hier alle erforderlichen Informationen. Theo ist ein auf Anhieb sympathischer Mann. Er versucht gerade sich ein neues Leben aufzubauen und dazu gehört auch eine neue Beziehung und zwar mit der Journalistin Hanna. Hier gibt es zwar leichte Anlaufschwierigkeiten, aber wer kann dies dem Theo schon verdenken?

Der Autorin Christiane Fux gelingt es hier durchweg Spannung aufzubauen und auch zu halten. Neben der eigentlichen Geschichte rund um Theo und die Ermittlungen wird auch immer wieder ein Blick auf einen möglichen Täter bzw. eine mögliche Täterin geworfen. Dem Leser wird es hier ermöglicht in die Gefühlswelt eines Opfers einzutauchen.

Ein wirklich gelungener Krimi, der das Thema Mobbing und seine Auswirkungen auf andere Menschen ganz nebenbei thematisiert. Wirklich lesenswert!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2012
Das Herz einer Löwin
Scholes, Katherine

Das Herz einer Löwin


ausgezeichnet

Laura und Angel, Mutter und Tochter, sind mit Kamelen in der Steppe Afrikas unterwegs. Ihr Ziel ist eine nahe gelegene Stadt, doch dort kommen sie niemals an. Laura wird von einer Schlange gebissen und ist ohne erforderliche Medizin nicht zu retten. So muss Angel mit ansehen, wie ihre Mutter leidet und schließlich verstirbt. Bis zum letzten Atemzug steht sie ihrer Mutter zur Seite und schützt deren Leichnam schließlich noch vor sich annähernden Geiern und Hyänen. Doch was nun? Schon bald wird die Nahrung aufgebraucht sein. Wie soll Laura in Afrika alleine überleben? Wer wird ihr helfen, denn sie ist nicht wie die anderen Kinder in diesem Land. Laura ist eine Weiße und dennoch hat sie nie einen anderen Kontinent kennengelernt. Afrika ist ihr Heimat.

Emma Lindberg ist nach Afrika gereist um eine Forschungsstation aufzusuchen. Dort hat vor vielen Jahren ihre Mutter Susan gearbeitet und geforscht und ist durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen. Emma hat diesen Verlust nie wirklich verarbeiten können und hofft nun durch ihre Reise mit der Vergangenheit abschließen zu können. Sie selbst lebt in einer langjährigen aber vor sich hinplätschernden Beziehung. Ihr Leben ist vom Forstschritt geprägt. Sie selbst ist in die Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter getreten und forscht ebenfalls, nur ist Forschung in Australien, der Heimat von Emma, eben etwas völlig anderes als Forschung in Afrika. Das merkt Emma sehr schnell als sie die Bekanntschaft von Daniel Oldeani macht, einem sympathischen jungen Forscher, der sowohl die moderne Wissenschaft aber auch die einheimischen Mythen kennt und schätzt.

Als auf der Forschungsstation zwei Kamele auftauchen, machen sich Emma und Daniel gemeinsam auf um deren Herkunft zu erforschen und finden Lauras Grab sowie Spuren eines Kindes und Spuren von Löwen. Die Suche nach Angel beginnt.

„Das Herz einer Löwin" ist eine zauberhafte Reise in die Welt Afrikas. Diese Geschichte vermittelt dem Leser sehr deutlich die Unterschiede zwischen der westlichen, modernen Welt und der Welt Afrikas. Die Autorin Katherine Scholes schafft es mit Leichtigkeit den Leser zu verzaubern. Afrika wird hier so intensiv, so detailliert und so lebhaft beschrieben, dass man es einfach lieben muss. Der Leser kann sich mit Emma identifizieren, die diesen Lebensstil, dieses minimalistische und einfache Leben, nicht gewohnt ist und nähert sich gemeinsam mit ihr der fremden Welt Afrikas. Am Ende der Geschichte wird der Leser dem Zauber dieses Kontinents erlegen sein und eventuell gar ins Auge fassen eine zukünftige Reise dorthin zu unternehmen.

Natürlich kommen auch Gefühle in dieser Geschichte nicht zu kurz. „Das Herz einer Löwin“ ist eine rundum gelungen Wohlfühlstory, vielleicht läuft hier auch manches einfach zu glatt ab, aber gerade das braucht man doch manchmal auch, wenn man ein Buch zur Hand nimmt und einfach nur verzaubert werden will.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2012
Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1
Ludwig, Stephan

Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1


ausgezeichnet

Mit Hauptkommissar Claudius Zorn und seinem Kollegen Schröder betritt ein neues Ermittlerteam die deutsche Buchbühne. Die zwei sind recht unterschiedlich und vor allem dieses Verschiedensein macht sie zu etwas Besonderem.

Auf die Ermittler kommt eine Menge Arbeit zu, denn in der Kleinstadt, in der unsere Kommissare ihren Dienst tun, wird eine Blutlache gefunden, die auf ein Gewaltverbrechen hindeutet. Und dann begeht eine Frau scheinbar ohne einen auf Anhieb ersichtlichen Grund Selbstmord. Als dann die zur Blutlache passende Leiche noch auftaucht, ist Kommissar Zorn scheinbar total überfordert. Schließlich hat er seit Jahren keinen brisanten Fall mehr bearbeitet und eigentlich möchte er auch lieber eine ruhige Kugel im Dienst schieben, aber das geht jetzt nicht. Die Ermittlungsergebnisse werden genauestens überwacht vom zuständigen Staatsanwalt Sauer, der Zorn scheinbar nicht leiden kann. Aber ist es nur eine persönliche Antipathie oder steckt hier mehr dahinter?

Zorn jedenfalls ermittelt nicht nur, sondern nimmt sich ganz nebenbei noch Zeit für Dinge des Lebens, die ihm wichtig sind. So treibt er Sport, besucht Bars, trifft sich mit neuen Bekannten und kommt bei allen diesen Aktionen doch auch Stück für Stück bei seinen Ermittlungen ein Stück voran. Ohne die Hilfe seines Assistenten Schröder dürfte er es allerdings schwer haben. Dieser ist seinem Chef treu ergeben, zeigt ihm dafür aber auf seine ganz eigene Art oft genug wo es lang geht. Hier liegt der wahre Reiz dieses Krimis. Die zwischenmenschliche Beziehung von Zorn und Schröder, ihre Gespräche, ihre Treffen und ihre Zusammenarbeit entlocken dem Leser unterschiedliche Gefühle. Hier kann man bangen, hoffen, lachen, weinen, staunen und sich einfach nur wundern.

Zorn - Tod und Regen, das ist eine verzwickte Geschichte, deren Ausgang der Leser so schnell sicher nicht voraussehen wird. Es ist ein spannender Krimi mit besonderen Protagonisten, die man eigentlich am Ende der Geschichte weiter begleiten möchte zur nächsten Ermittlung. Das aber dürfte kein Problem sein, denn bereits im Oktober 2012 darf sich die Leserschaft auf einen weiteren Fall mit den Ermittlern Zorn und Schröder freuen. Dann heißt es: Zorn – Vom Lieben und Sterben.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2009
Schäfers Qualen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.1
Haderer, Georg

Schäfers Qualen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.1


sehr gut

Schäfers Qualen ist der Debütroman des Autors Georg Haderer. Johannes Schäfer, Major bei der Wiener Kriminalpolizei, wird aus dienstlichen Gründen nach Kitzbühel entsandt. Dort soll er einen Mord an einem Unternehmer aufklären, der an einem Gipfelkreuz aufgehängt wurde. Johannes Schäfer hadert mit sich selbst, denn Kitzbühel ist sein Heimatort und mit dieser Gegend und den dort lebenden Menschen scheint er nicht wirklich abgeschlossen zu haben. Dennoch begibt sich Schäfer auf die Reise. Bereits kurz nach seiner Ankunft gibt es ein zweites Mordopfer und die Serie scheint nicht abzureißen. Schäfer ermittelt hier auf eine sehr eigenmächtige Art und Weise und stößt nicht nur einmal an seine Grenzen. Dennoch ist er überall hoch angesehen und kann schnell auf Leute zu gehen.
Eine interessante Persönlichkeit hat der Autor hier geschaffen, der einen ausgefallenen Humor an den Tag legt.Die Kapitel sind recht kurz gehalten, die Dialoge präzise. Das Buch enthält für meinen Geschmack ein wenig zu viel Lokalkolorit und die Ideen des Kommissars bei der Aufklärung des Falles kommen mir oft etwas zu plötzlich und werden inhaltlich nicht vollständig aufgeklärt. Alles in allem ein schönes Debüt mit einigen Ecken und Kanten.

8 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2009
Rattentanz
Tietz, Michael

Rattentanz


ausgezeichnet

Rattentanz, so heißt das Erstlingswerk des Newcomer Autors Michael Tietz, und wie der Name schon sagt tanzen in diesem Buch die Ratten und nicht nur diese Lebewesen.
Am 23. Mai um Punkt 7.00 Uhr fällt in einem kleinen Dorf im Südschwarzwald der Strom aus. Nicht weiter bedenklich wird an dieser Stelle jeder sagen, aber weit gefehlt. Die Ursache des Stromausfalls liegt in einem Computervirus der von Hackern zu einem ganz anderen Zweck und für einen ganz anderen Zeitpunkt programmiert wurde. Nun jedoch legt dieser Virus den Strom nicht nur in Wellendingen sondern weltweit lahm. Es kommt zur Katastrophe. Durch den fehlenden Strom wird alles beeinträchtigt, Produktionsstätten, Alarmanlagen etc. Auch Trinkwasser ist keines mehr vorhanden. Die Systeme im Flugverkehr spielen verrückt. Flugzeuge stürzen ab, Plünderungen von Banken und Geschäften nehmen ihren Lauf. Das Tier im Mensch erwacht. Für einige Tage ist es vielleicht unproblematisch ohne Strom auszukommen, aber dann? Wie kühle ich, wie koche ich, wie heize ich? Dies sind Fragen mit denen sich nicht nur die Einwohner Wellendingens im Verlauf des Buches auseinandersetzen müssen.
Michael Tietz beschreibt diese Veränderungen sehr detailliert und lässt kaum Fragen offen. Zwei seiner Hauptpersonen Eva Segers, die in einem Krankenhaus, einige Kilometer von Wellendingen entfernt arbeitet, und Hans Segers, der sich aus beruflichen Gründen in Schweden aufhält, sind nun gezwungen den Weg in ihren Heimatort Wellendingen zu Fuß auf sich zu nehmen. Und dies ist mehr als nur ein Abenteuer. Dennoch haben beide das Ziel zurück nach Hause, zu ihrer Tochter Lea bzw. zu ihrer Familie, zu gelangen. Viele andere Personen lernen wir auf dieser Reise und auch im Ort Wellendingen kennen. Personen, die versuchen sich an die neue ungewohnte Situation anzupassen und Personen, die diese neue Situation einfach nicht begreifen wollen und auch nicht mit ihr umgehen können.
Ich habe schon lange nicht mehr solch ein Buch gelesen, das einen Sachverhalt schildert, der eigentlich so weit weg und dennoch so nah am Leben ist. Es ist doch gar nicht so abwegig, dass plötzlich einmal der Strom ausfällt, auch für länger. Werden wir zivilisierten Menschen dann gleich zu Bestien? Es scheint so, denn jeder denkt in dieser Situation erst einmal nur an das bloße Überleben. Wenn Nahrungsvorräte knapp werden dann zählt nur noch eines: Ich.
Interessant nur festzustellen, dass diese scheinbar gravierenden Änderungen nicht alle Teile der Welt betreffen.

Mich lässt dieses Buch auch noch eine Woche nachdem ich es abgeschlossen habe nicht los und ich kann es nur jedem sehr empfehlen. Ein Thriller aus dem Leben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.