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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Moma
Wohnort: 
Forchheim

Bewertungen

Insgesamt 55 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2023
Dschomba
Peschka, Karin

Dschomba


sehr gut

Aufmerksam bin ich auf diese Biografie von Karin Peschka durch das stilisierte Cover geworden. Klare Farben, klare Konturen - nicht viel Drumherum. Dies setzt sich im eigenwilligen Schreibstil fort. Klare kurze Aussagen, kurze Erinnerungen, wenig Worte, dafür gewaltig. Hat man sich erst mal an den Schreibstil gewöhnt, kommt man gut in die Geschichte hinein. Die Autorin erzählt von Menschen, ihren Eigenheiten, ihren Unarten, ihren Gedanken, Wünschen und Werten. Sie beobachtet, sinniert und überdenkt Geschehenes. Sie macht sich Gedanken zur Vergangenheit, der Gegenwart und dem Ort, in dem sie aufgewachsen ist. Wo sie schon als Kind in der Wirtschaft der Eltern mithalf. Sie hat eine feine Beobachtungsgabe. Merkt, dass nicht alle Menschen so sind wie sie sein sollten und nicht alle Menschen werden, wie sie könnten. Die Hauptfigur Dragon Dzomba zieht sich unaufgeregt und teils nüchtern durch den Roman.
Fazit: Lesenswert deshalb, weil es eine so andere Beschreibung über Herkunft, Fremde und Heimat ist.

Bewertung vom 12.02.2023
Malvenflug
Wiegele, Ursula

Malvenflug


gut

Eines vorweg: Es sind starke Frauenfiguren und sie verlangen eine ebenso große und starke Bühne. Ich war schon überrascht, dass dies alles auf gut 220 Seiten untergebracht werden sollte. Leider hat sich dieser Anfangsverdacht bewahrheitet. So vieles wurde nur angeschnitten oder gar nicht verarbeitet, obwohl die Geschichte Potential hat - und davon sogar sehr viel. Der Roman selbst beinhaltet zwei Teile und ein Personenregister. Zum Inhalt: Emma versucht ihre vier Kinder in Kriegszeiten so gut wie möglich, von ihrer Arbeit als Köchin von der Schweiz aus, in Österreich zu unterstützen. Die vier entwickeln sich sehr unterschiedlich. Der erste Teil (1940 - 1945) reisst in kurzen Abschnitten und Zeitsprüngen, fasst schon protokollmässig die Familienmitglieder und deren Geschichte an. Im zweiten Teil erzählt die älteste Tochter Helga ihre Geschichte (mit Zeitsprüngen und Rückblicken). So weit so gut. Dies ist mal ein Roman, dem etliche Seiten mehr bestimmt gut getan hätten und hat man sich erst mal an den Schreibstil gewöhnt, ist er eingänglich.
Fazit: Ja und nein zu einer Leseempfehlung. 3 Sterne für die Geschichte, die mich nicht so erreicht hat, wie ich es mir vorstellte. Wunderschön finde ich das zarte Cover.

Bewertung vom 01.02.2023
Sibir
Janesch, Sabrina

Sibir


gut

Endlich wieder etwas Neues von Sabrina Janesch habe ich mir gedacht. Mir gefällt eigentlich ihr Schreibstil, der sich von den anderen abhebt und immer etwas eigenwillig ist. Doch zu diesem Roman fehlt mir bis zum Ende hin der Zugang. Die Geschichte klingt laut Klappentext sehr vielversprechend: Zwei Leben aus zwei ganz unterschiedlichen Welten werden erzählt. Das Leben von Josef, der als Kind mit seiner Familie nach Sibiren verschleppt wurde und das von seiner in Deutschland geborenen Tochter Leila. Josef darf zurück nach Deutschland und die schreckliche entbehrungsreiche Zeit in der Steppe hinter sich lassen. Er baut sich hier sein Leben auf. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 kommen durch die eintreffenden Aussiedler seine Erinnerungen zurück. Seine Tochter steht hier in Deutschland zwischen den Welten. Als Kind einer polnischen Mutter fällt ihr das Anerkannt werden nicht leicht. Gleich einer Forelle (wie auf dem wunderschön gestalteten Cover) wechseln die Zeiten und die Geschichte wird in Vergangenheit und Gegenwart, oft wechselnd in einem Absatz, erzählt. Wobei ich Josefs Geschichte leichter nachvollziehbar aufnehme. Es kommen beim Lesen Fragen auf, die nicht geklärt werden und Nebensächlichkeiten sind mir oft zu detailgenau.
Fazit: Ein wichtiger Roman über unerzählte deutsch-russische Geschichte, der mich leider nicht so erreicht hat wie ich es gerne gehabt hätte.

Bewertung vom 01.02.2023
Das glückliche Geheimnis
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


ausgezeichnet

Freiwillig und einfühlsam lässt mich Arno Geiger an seinem (bis jetzt vergangenen) Leben teilhaben. Lässt Einblicke zu in sein Elternhaus, seine Lieb- und Leidenschaften. Und er tut es gut in seinem knapp 240 Seiten Buch. Nicht umsonst verfolge ich seine Romane seit "Es geht uns gut". Mir gefällt sein klarer Schreibstil und das Lesen fällt mir leicht und hält mich in Bann. Oft halte ich beim Lesen inne und denke über mein Tun und Handeln in der Vergangenheit nach. Was erzählt er als nächstes? Was, was eigentlich keiner so recht weiss? Geht es uns nicht allen so? Sind wir nicht alle größere oder kleinere Geheimnisträger? Oft verblüfft mich seine Offenheit. Er berichtet von der Farbigkeit des Lebens und von verlorenen Schätzen. Mein Fazit: Unbedingt lesenswert weil - Die Freude des Verschweigens wird zur Freiheit des Erzählens und ich durfte daran teilhaben - danke Arno Geiger.

Bewertung vom 01.02.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


ausgezeichnet

Wer Michael Köhlmeier kennt, kennt seine Art zu Schreiben, seinen Stil: Immer ehrlich und ungeschönt - beschriebene Gegebenheiten, wie im echten Leben. Und genau so liest sich sein über 200 Seiten starker Roman "Frankie".
Zum Inhalt: Frank, der 14jährige Sohn einer alleinerziehenden Schneiderin lernt seinen Großvater kennen, der nach 18 Jahren aus der Haft entlassen wird. Ein schwieriges Großvater-Mutter-Enkel-Verhältnis beginnt. Franks bisher so ruhiges und beschauliches Leben gerät aus den Fugen. Es ist die Faszination des Unbekannten, die dieser für ihn unbekannte Mann ausübt. Nichts kennt er aus dessen Vergangenheit - nur all zu gerne hätte er mehr gewusst. Die Mutter hüllt sich in Schweigen...
Oft detailgenau beschreibt der Autor den Ablauf von Frank in Ich-Form. Wie aus einem harmlosen Teenager ein unberechenbarer Jugendlicher wird, der sich selbst nur noch schwer unter Kontrolle hat.
Fazit: Unbedingt lesenswert, auch wenn am Ende einige Fragen offenbleiben. Die Antwort kann sich jeder selbst geben.