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Benutzername: 
sunmachinery
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2012
Koloss
Meshuggah

Koloss


ausgezeichnet

Nach über 20 Jahren ist ein neues MESHUGGAH Album immer wieder ein Erlebnis. Immer wieder denkt man, das jeweils letzte Album könnte nicht getoppt werden, irgendwann muss diese Band sich doch auch mal selbst zitieren, irgendwann gehen denen die Ideen aus - kurz: nach 20 Jahren kann man doch keinen mehr überraschen. Ha. Denkste. MESHUGGAH gehören zu den Ausnahmeerscheinungen die es doch immer wieder fertigbringen, sich selbst neu zu definieren, ohne sich untreu zu werden, und den (nach dem ersten Anhören meist völlig überforderten) Zuhörer mit einem wohligen was-zur-hölle-war-das-denn-Gefühl zurückzulassen. Und auch das neue Werk "Koloss" macht da keine Ausnahme, obwohl ich den Eindruck habe, dass MESHUGGAH dieses mal bewusst darauf verzichtet haben, den Hörer gleich in den ersten 3 Minuten in den Wahnsinn zu treiben. Denn der Opener "I Am Colossus" (wie wahr!) ist zwar brachial und vertrackt, aber trotzdem für MESHUGGAH-Verhältnisse recht zahm. Aber keine Angst, im Laufe der nächsten 50 Minuten packen MESHUGGAH den Zuhörer wie gewohnt bei den Eiern und schleifen ihn mit auf einen polyrhythmischen Höllentrip durch die eigene Psyche, und die gelegentlich eingestreuten ruhigen Passagen dienen lediglich dazu, der armen, geschundene Seele Sicherheit vorzutäuschen, um im nächsten Moment umso vehementer zuzupacken. Und spätestens bei "Swarm" blickt der Zuhörer dem blanken Wahnsinn ins Gesicht, und MESHUGGAH haben uns da, wo sie uns haben wollen. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Band, die es scheinbar mit Leichtigkeit schafft, selbst die wildesten Parts über ein geschicktes Arrangement so zu verbinden, dass ein im Ansatz nachvollziehbarer Song dabei rauskommt und es tatsächlich über eine Spielzeit von fast 55 Minuten schafft, keine Längen aufkommen zu lassen. MESHUGGAH waren, sind und bleiben einzigartig und auf eine fast schon unheimliche Weise genial, und "Koloss" unterstreicht auf beeindruckende Weise den Status dieser Band.

23 von 42 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2012
The Wanderer
Diabulus In Musica

The Wanderer


gut

Moment - "Diabulus"? Mit "u"? Bezeichnet man den Tritonus, die verminderte Quarte, nicht als Diabolus in Musica? Ja, richtig, aber die Spanier von DIABULUS IN MUSICA haben sich, warum auch immer, für eine andere Schreibweise entschieden. Nun, egal. Allerdings ist dies nicht die einzige Unklarheit, die "The Wanderer" bei mir aufwirft. Das Labelinfo bezeichnet die Musik des spanischen Quartetts auf deren Zweitwerk als Gothic Metal. Hmmm, entweder habe ich in den letzten Jahren ein paar Entwicklungen verpennt, und man bezeichnet diese Art von Musik nun mittlerweile als Gothic Metal - wenn ich mir das so anhöre (hymnische Chöre, Keyboardteppiche, fette Gitarren, treibende Doublebass, eine feengleiche Frauenstimme, hier und da unterstützt von einem Death Metal - Grunzer) würde ich das ganze eher als Symphonic Power Metal bezeichnen, silistisch irgendwo zwischen alten THEATRE OF TRAGEDY und alten NIGHTWISH einzuordnen. Während ich das, was DIABULUS IN MUSICA hier musikalisch so abziehen, als äusserst gelungen bezeichnen würde, liegen meiner Meinung die Schwächen eindeutig in den gesanglichen Darbietungen. Ich persönlich kann mit Death Metal Gegrunze wenig bis gar nichts anfangen, insofern wirken die Gröl-Intermezzzi von Gitarrist Adrián M. Vallejo auf mich eher störend. Aber ok, das ist eben Geschmackssache. Allerdings fehlt mir auch bei Sängerin Zuberoa Aznárez das gewisse Etwas. Um das mal klarzustellen: Wir reden hier über Heavy Metal, und ich habe nie verstanden, was dieses klare, transparente und fast unerträglich hohe Operettengeflöte bei Heavy Metal zu suchen hat. Ich vermisse hier ganz klar die Ecken und Kanten, die andere Sängerinnen dieser Sparte in den Gesang mit einfließen lassen. Aber auch das ist eben Geschmackssache - mich persönlich überzeugt es nicht, aber sicher gibt es genügend Fans, die genau auf diese Art von Gesang abfahren. Für mich sind DIABULUS IN MUSICA nur eine weitere von vielen Bands, die versuchen, sich irgendwo neben NIGHTWISH zu platzieren. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.

Bewertung vom 06.04.2012
Neverworld'S End
Xandria

Neverworld'S End


sehr gut

Mit "Neverworld's End" melden sich Xandria nach einer mehrjährigen Pause mit einer neuen Sängerin im Gepäck zurück. Nachdem die Band in Jahren 2003 - 2007 beachtliche Erfolge vorweisen konnte, kam mit dem vierten Album und dem folgenden Sängerinnen-Hickhack (Lisa Middelhauve raus, Kerstin Bischof rein, nach nur gut einem Jahr wieder raus) doch einiges an Sand ins Getriebe. Die Frage ist nun, ob "Neverworld's End" und die neue Sängerin Manuela Kraller das Flaggschiff XANDRIA wieder in einträglichere Gewässer führen kann. Nun - bedingt. Eine Female Fronted Symphonic Metal Band muß sich blöderweise immer den Vergleich mit Szenegrößen wie NIGHTWISH und WITHIN TEMPTATION gefallen lassen, und wird natürlich auch an deren Taten gemessen. Klar kann man mit einer gewissen musikalischen Nähe zu diesen Bands deren Fans auf seine Seite ziehen - vor allem die Fans von Tarja Turunen, zu der man Manuela Kraller eine stimmliche und stilistische Ähnlichkeit nicht abstreiten kann. Auch musikalisch wandeln XANDRIA auf NIGHTWISH Pfaden zu Tarja-Zeiten, und genau das ist meiner Meinung nach der Knackpunkt: XANDRIA sind begabt und können packende Songs schreiben, die Produktion des Albums ist fett und knallt ohne Ende, und im Vergleich zu früher gehen XANDRIA um einiges härter zu Werke, alles keine Frage. Allerdings limitieren XANDRIA sich selbst in ihrer künstlerischen Entfaltung, indem sie sich in eine Nische setzen, die zum einen ohnehin völlig überlaufen ist, und zum anderen von den erwähnten Szenegrößen mehr als dominiert wird. Ob XANDRIA diese von ihrem Thron stossen können? Ich wage es zu bezweifeln, obwohl sie ohne weiteres das Zeug dazu hätten. Den in den letzten Jahren verlorenen Boden macht "Neverworld's End" locker wieder wett, aber es fehlt das Wildern in genreuntypischen Gefilden, das aus einem sehr guten, bodenständigen aber vorhersehbaren Album einen Überflieger machen würde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.