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Benutzername: 
tstone
Wohnort: 
Landau

Bewertungen

Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2022
EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


gut

Konserve

Aufgrund der Erfolge der neueren Bücher des Autors hat man ein älteres Werk erstmals ins Deutsche übersetzt (das Original erschien 1997) und damit eine Enttäuschung produziert. Am interessantesten sind noch die Schilderungen von Krakau und der zeitgeschichtlichen Umbrüche in Polen und im Ostblock. Story und Hauptpersonen sind dagegen leider wenig überzeugend. Die Geschichte schleppt sich ein wenig dahin, schweift oft ab und bringt die verschiedenen Handlungsstränge nur mühsam zusammen. Der etwas umständliche Schreibstil trägt zusätzlich dazu bei, dass es nicht ganz einfach ist, dem Ganzen bis zum Ende zu folgen. Keine der drei Hauptpersonen kann wirkliche Sympathie im Leser wecken und ihre Beziehung zueinander ist nicht wirklich glaubhaft. Alles in allem also folgendes Fazit: Ein Buch, dass man lesen kann, aber nicht lesen muss.

Bewertung vom 06.11.2022
Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10
Föhr, Andreas

Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10


ausgezeichnet

In Bayern

Ich fange mal mit dem haptischen und optischen Eindruck an: Das Cover gefällt mir sehr gut, originell und passt zum Buch. Das Papier macht allerdings leider keinen besonders hochwertigen Eindruck, da habe ich auch unter Berücksichtigung der nachhaltigen Produktion schon besseres gesehen.

Die Story selbst ist rund um eine Reihe sehr origineller, dabei aber glaubwürdig bleibenden Charaktere gestrickt. Allen voran Polizeihauptmeister Leonhardt Kreuthner, der im Laufe der Ermittlungen selbst in Verdacht gerät. Die Dialoge sind klasse und humorvoll, ohne dabei in Klamauk abzugleiten und auch die Geschichte bleibt bei allen Wendungen logisch und nachvollziehbar. Wer Krimis mit Lokalkolorit liebt wird hier also bestens bedient und wird viel Vergnügen beim Lesen haben. Mir jedenfalls hat es viel Spaß gemacht, insofern klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.11.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Eine unbekannte Welt

Bis jetzt ging es mir wie wohl den meisten deutschen Lesern: Dass es die Volksgruppe der Samen (die früher abwertend "Lappen" genannt wurden) gibt, war mir zwar bekannt, aber über deren Lebensweise und Probleme wusste ich wenig bis nichts. Genau diese Thematik bildet den Kern des Buches, geschildert anhand der Lebensgeschichte von Elsa, ihrem Dorf und ihrer Familie. Es entfaltet sich eine vielschichtige, dramatische Geschichte mit vielen Facetten und sehr viel persönlicher Tragik. Diese Tragik betrifft sowohl Opfer als auch Täter, wirkliche Gewinner gibt es in der Geschichte eigentlich nicht. Ich bin Elsa sehr gerne durch gut zehn Jahre ihres Lebens gefolgt, und ein ganz kleines Happy End gibt es ja zum Schluss ja dann doch. Insgesamt eine klare Leseempfehlung, ich wünsche der Autorin viele deutsche Leser und freue mich schon auf ihren nächsten Roman!

Bewertung vom 21.10.2022
Dark Clouds
Falk, Thilo

Dark Clouds


sehr gut

Klimakrise und mehr

Die Klimakrise, ihre Auswirkungen und die Debatte um die nötigen Gegenmaßnahmen sind ja ein brandaktuelles Thema. Das Buch greift dieses Thema auf und fügt ihm eine weitere Dimension hinzu: Wie könnten extremistische Gruppen "auf den Zug" aufspringen und wie lässt sich das Wetter künstlich manipulieren? Dazu noch einige sympathische Protagonisten und alle Zutaten für einen Bestseller sind angerichtet. Das Ganze beginnt auch wirklich gut und spannend, ist gut und flüssig geschrieben und erhält die Spannung bis zum Ende aufrecht. Insofern klare Leseempfehlung. Zum Thema "Wettermanipulation" finde ich allerdings, dass diesem Aspekt ein etwas zu breiter Rahmen eingeräumt wird, und das Szenario auch nicht wirklich realistisch erscheint. Das trübt den guten Gesamteindruck etwas, deswegen von mir auch "nur" vier Bewertungssterne.

Bewertung vom 16.10.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


gut

Kompliziert

Ich kannte bisher noch keines der Bücher von Ian McEwan und war insofern sehr gespannt auf die Lektüre. Irgendwie habe ich mich an "Ulysses" von James Joyce erinnert gefühlt: Anders als dort geht es hier zwar nicht um einen Tag, sondern um ein ganzes Leben, aber die Konstruktion der Story ist ähnlich komplex und auch der ruhige Fluss der Sprache weist viele Parallelen auf. Dazu gibt es aber einen Wechsel zwischen verschiedenen Zeitebenen. Alles in allem also keine leichte Lektüre und nichts für Leser die Spannung und eine stringente Story suchen. Aber brillant geschrieben ist das Buch und Lesevergnügen bereitet es auch. 200 Seiten weniger hätten es aber vielleicht auch getan. Mit einer Einstufung in der "Sterne-Kategorie" habe ich mich insofern sehr schwer getan, letztlich überwiegen aber die positiven Aspekte. Lest und urteilt selber!

Bewertung vom 16.10.2022
Die Meerjungfrau von Black Conch
Roffey, Monique

Die Meerjungfrau von Black Conch


sehr gut

Die karibische Undine

Ich fange mal mit den "Äußerlichkeiten" an: Papier, Schutzumschlag und farbliche Gestaltung machen es zu einem Vergnügen, das Buch in die Hand zu nehmen.

Die Geschichte selbst ist eine neue Variante der ewig jungen Geschichte einer Meerjungfrau, die unter Menschen lebt. Vieles ist dabei neu und originell: eine mehrfache "Hin- und Her" Verwandlung. Auch die Aspekte des Einflusses von Umwelt und Mitmenschen auf die eigene Person spielen eine große Rolle und auch der Feminismus mit vielen verschiedenen Aspekten wird betrachtet. Und zwar nicht unkritisch, sondern durchaus mit einer guten Prise Humor und Ironie.

Das Ganze ist sehr kurzweilig geschrieben, besonders interessant sind die verschiedenen Sprachebenen: Die "normale" Erzählsprache, die Gedichtform für die Gedanken der Meerjungfrau und der karibische Dialekt in der wörtlichen Rede. Da hat die Übersetzerin tolle Arbeit geleistet, Kompliment!!!

Bewertung vom 09.09.2022
Kerl aus Koks
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


sehr gut

Überraschung

Wie wahrscheinlich die meisten kannte ich Michael Brandner "nur" als Schauspieler und war insofern überrascht, ihn jetzt als Buchautor zu entdecken. Aber die Entdeckung hat sich gelohnt: Sein "alter ego" Paul Brenner auf seinem Lebensweg durch unterschiedliche Stationen zu begleiten macht viel (Lese-) Freude und stimmt fröhlich und optimistisch. Hier ist ein echter Lebenskünstler unterwegs, der aus allem das Beste macht, in den Menschen, denen er begegnet zuerst das Positive sieht und niemandem ernsthaften Groll entgegenbringen kann. Der Schreibstil ist authentisch und macht ebenfalls viel Spaß. Einziges Manko (deswegen "nur" vier Sterne): Die Schilderung der zweiten Hälfte seines Lebens gerät an manchen Stellen doch sehr kurz, und einige der im Klappentext erwähnten Stationen wurden ganz ausgelassen. Aber vielleicht gibt es ja einen zweiten Band? Würde mich freuen!

Bewertung vom 25.08.2022
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


ausgezeichnet

Lebendige (Familien-) Geschichte

Schon das Cover macht nachdenklich (im Laufe des Buches erfährt man, was es damit auf sich hat). Und die Lebensgeschichte Isidors (dem Großonkel der Autorin) macht es erst recht. Faszinierend und beklemmend zugleich: ein steiler Aufstieg in die großbürgerliche Gesellschaft Wiens am Anfang des 20. Jahrhunderts. Und dann innerhalb weniger Jahre, fast sind es nur Monate, der totale "Absturz" (eigentlich ist das Wort viel zu harmlos, aber passende Ausdrücke für das Geschehen zu finden, fällt schwer), der zum Verlust von Status, Vermögen, Familie und letztlich des Lebens führt. Und dieses Schicksal ist nur eines von Millionen....
Nun aber zum literarischen Aspekt: Die Autorin versteht es authentisch zu erzählen, niemand wird glorifiziert oder verteufelt, und bei aller Tragik macht es Vergnügen, dieses Buch zu lesen. Sehr beeindruckend und eine absolute Leseempfehlung!!

Bewertung vom 22.08.2022
Vega - Der Wind in meinen Händen
Perko, Marion

Vega - Der Wind in meinen Händen


gut

Neue Reihe

Das Cover und der Einband sind sehr schön gestaltet, man hält das Buch sehr gerne in der Hand. Die Story selber fängt ebenfalls sehr vielversprechend an, eine "echte" Regenmacherin inmitten von Firmen, die das Kleinklima mit konventionellen Methoden (Chemie und Drohnen) bearbeiten, interessanter Gedanke.
Insofern habe ich mich auf den Fortgang der Geschichte gefreut, wurde aber leider ein wenig enttäuscht. Es zieht sich alles ein wenig, auch den Erzählstil finde ich recht kompliziert, das macht es nicht immer leicht, dem Fortgang der Handlung zu folgen. Dazu kommt dann noch die "Frau zwischen zwei Männern" Geschichte, die einige Wendungen aufzuweisen hat, aber nicht wirklich überzeugt.

Fazit: Gute Grundidee, aber nur bedingt gut umgesetzt. Spaß hat die Lektüre dennoch gemacht, und bald gibt es ja einen zweiten Band.

Bewertung vom 15.08.2022
Die Passage nach Maskat
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


ausgezeichnet

1929

Schon das sehr gelungene Cover macht Lust auf das Buch. Dieses besticht dann vor allem mit einer wunderbar bildhaften Sprache und einer authentischen Schilderung von Schauplätzen, Personen und Zeitgeist. Ein echtes Lesevergnügen, das den Leser mit in die Welt der 1920er Jahre nimmt. Fast zwangsläufig entdeckt man dort Parallelen zur heutigen Gesellschaft der 2020er und hofft, dass die Warnzeichen diesmal früher erkannt werden…
Die Story selbst hat ihren Mittelpunkt in der Person des Fotoreporters Theodor Jung, seiner Frau und deren Familie. Sie treten eine Schiffsreise in den Oman an, in deren Verlauf sie auf allerlei unterschiedliche Charaktere treffen, vom Berliner Gangster bis hin zur skandalumwitternden Nackttänzerin sind alle dabei und tragen zur faszinierenden Atmosphäre bei.
Der Plot der Kriminalgeschichte (das Verschwinden von Theos Frau) gerät dabei fast zur Nebensache und gehört auch nicht zu den Stärken des Buches. Die dadurch erzeugte Spannung lässt im Verlauf des Buches merklich nach, und die Auflösung ist auch nur bedingt schlüssig. Das tut dem positiven Gesamteindruck jedoch kaum Abbruch, eindeutige Leseempfehlung!!