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Volker M.

Bewertungen

Insgesamt 421 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2024
Wirksame Hilfe bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Dignass, Axel;Hartmann, Franz;Stein, Jürgen-Michael

Wirksame Hilfe bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa


ausgezeichnet

Es gibt viele widersprüchliche Informationen über Morbus Crohn im Internet und auch die Pharmaindustrie bietet hübsch aufbereitete Ratgeber für Patienten an. Nach meiner Erfahrung als Betroffener bilden sie aber immer nur Teile dieser leider sehr komplexen Krankheit ab und sie haben mich mindestens so oft in die Irre geführt, wie sie geholfen haben. Mein Informationsbedürfnis an neutraler Information war jedenfalls bisher nicht gedeckt.

Nach der Diagnose sollte der behandelnde Gastroenterologe alle Fragen, die der Patient rund um die Darmerkrankung hat, beantworten, aber welche Fragen muss man denn überhaupt stellen? Wer sich noch nicht mit dieser Krankheit beschäftigt hat, wird erst einmal überfordert sein. An dieser Stelle setzt dieser Gesundheitsratgeber an.

Die Autoren erläutern, wie ein gesunder Verdauungstrakt funktioniert, wie Morbus Crohn und Colitis ulceros (kurz CED) entstehen und wie sich die beiden chronischen Krankheitsbilder unterscheiden. Anschließend gehen sie detailliert auf Einzelthemen ein, die neben Fragen zur Diagnostik vor allem Therapiemöglichkeiten und Auswirkungen auf das tägliche Leben behandeln.

Der Ratgeber ist informativ und verständlich, liefert neutrale und aktuelle Informationen (z. B. zu den heute verfügbaren Medikamenten) und ist wirklich hilfreich (z. B. Ernährungstipps, Umgangshinweise im Beruf, Sport und auf Reisen), um mit der chronischen Erkrankung besser umzugehen.
Um es kurz zu fassen: Es gibt tatsächlich Möglichkeiten für ein weitgehend normales Leben mit Morbus Crohn und das ist doch eine gute Perspektive.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2024
Mushi-Shi - Volume 2 Limited Edition
Moog,Philipp

Mushi-Shi - Volume 2 Limited Edition


ausgezeichnet

Ginko ist ein Mushi-Shi im alten Japan, ein Seher, der sich auf die Austreibung von Geistern spezialisiert hat. Mushi sind für die meisten Menschen unsichtbar und sie leben in der Regel getrennt von der Menschenwelt. Wenn es aber zu Kontakten kommt, ist das für den Besessenen oft gefährlich, denn die Mushi können Gedanken und Verhalten beeinflussen und ihre Absichten sind oft undurchschaubar. Ginko streift durch das ganze Land, auf der Suche nach besessenen Menschen, denen er helfen kann.

Ich kenne die erste Staffel zwar nicht, habe ich keine Schwierigkeiten gehabt, mich in die Geschichte einzufühlen, denn die Motive finden sich in vielen klassischen japanischen Geistergeschichten wieder. Außerdem sind alle Episoden autark und bauen nicht auf irgendeinem Vorwissen auf. Die Mushi „befallen“ in der Regel Menschen, die sich in einer Krisensituation befinden und damit aufnahmefähig für die Geistwesen werden. Die moderne Medizin würde das wahrscheinlich als Depression oder Psychose bezeichnen, das alte Japan nannte es eben Mushi.

Obwohl die Episoden nur etwa 25 Minuten lang sind, lassen sie sich viel Zeit, um die Atmosphäre auf den Zuschauer wirken zu lassen. Im klassischen Ghibli-Stil verschwimmen Phantasie und Realität zu einem harmonischen Ganzen, wobei das Erzählschema immer gleich ist: Ginko trifft auf Menschen, die von Mushi heimgesucht werden, er erfährt die geheimnisvolle Geschichte und trennt die Mushi wieder von der Menschenwelt. Typisch für japanische Märchen ist, dass die Hauptperson am Ende oft stirbt und dass auch nicht notwendigerweise alle Erzählfäden einen Schluss finden. Ein offenes Ende ist in japanischen Geschichten eher die Regel als die Ausnahme, aber das macht auch den besonderen Reiz aus. Die Unbestimmtheit lässt dem Zuschauer deutlich mehr gedanklichen Raum als ein simples Happy End.

Mir hat die sehr authentische Atmosphäre und das Erzähltempo der typisch japanischen Motive ausgesprochen gut gefallen und ich habe mich sehr gewundert, dass die Serie in Japan bereits 2006 abgeschlossen war. Da ist uns 20 Jahre lang wirklich etwas entgangen.

(Die Blu-ray wurde mir von Polyband kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2024
Maarten van Heemskerck

Maarten van Heemskerck


ausgezeichnet

Die römischen Skizzenbücher des Maarten van Heemskerck sind einzigartige Zeugnisse der Ewigen Stadt aus einer Zeit, die noch keine Fotografie kannte. 2021 wurde im Rahmen einer umfangreichen Restaurierung die ursprüngliche Reihenfolge der etwa 200 Blätter weitgehend rekonstruiert, was vor allem dem Umstand zu danken war, dass 179 von ihnen noch gemeinsam im Berliner Kupferstichkabinett verwahrt werden. Es gibt kein anderes Konvolut von Reisezeichnungen der Renaissance weltweit von diesem Umfang. Entstanden sind die Skizzen während Heemskercks Romaufenthalt zwischen 1532 und 1537 und sie zeigen Architektur, Landschaft und antike Kunstschätze aus bedeutenden römischen Sammlungen der Zeit. Von besonderem Interesse sind auch die Stadtlandschaften, die sowohl den Zustand der römischen Ruinen dokumentieren, als auch den allgegenwärtigen Aufbruch des „Neuen Rom“ in der Frührenaissance belegen. Heemskercks Zeichnungen vom Neubau der Peterskirche sind einmalig und haben höchsten architekturgeschichtlichen Wert.

Derzeit werden die Blätter, in Schaukästen beidseitig präsentiert, im Kupferstichkabinett ausgestellt. Wer einen authentischen Eindruck bekommen will, wie Heemskercks Skizzenbuch ursprünglich aussah, dem steht mit diesem exzellent in Originalgröße faksimilierten Band ein Dokument zur Verfügung, das es in dieser Qualität noch nie gab. Es wurde die ursprüngliche Seitenfolge wiederhergestellt, die wenigen fehlenden Blätter durch Platzhalter ersetzt, so dass der Band dem Original, das Maarten van Heemskerck und selbst noch seinen Nachfolgern als wichtige Inspirationsquelle diente, so nahe kommt wie nur möglich. Es dokumentiert eindrucksvoll Heemskercks zeichnerische Meisterschaft, die er der Überlieferung nach täglich trainierte und dessen Essenz dieses Skizzenbuch ist.

Im Nachwort wird die Entstehungs- und Provenienzgeschichte kurz zusammengefasst und der kunsthistorische Wert der Skizzenbücher für Heemskercks Werk (und seiner Nachfolger) eingeordnet. Auch die Herangehensweise bei der Restaurierung und Neuordnung der Blätter wird beschrieben.

Das Papier hat erfreulicherweise eine dem Originalmaterial sehr ähnliche Struktur, matt, aber dennoch glatt und dicht. Es ist nicht das erste Faksimile von Heemskercks Skizzenbuch, aber mit Abstand das qualitativ beste.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2024
Welterbe des Mittelalters

Welterbe des Mittelalters


ausgezeichnet

Als ich vor einigen Jahren die Reichenau besuchte, war ich überrascht, wenn nicht gar enttäuscht, wie wenig von dem einstmals bedeutenden Kloster heute noch zu sehen ist. Anlässlich des 1300. Jubiläums zum angeblichen Gründungsjahr ist Kloster Reichenau jetzt Hauptthema der Landesausstellung Baden-Württemberg, zu der dieser exzellent ausgestattete Begleitband erscheint.

Auch wenn die materiellen Hinterlassenschaften des Klosters eher dürftig sind, sieht man von den weltberühmten Handschriften und einigen Kunstwerken einmal ab, so ergibt sich in der Rückschau doch ein ziemlich klares Bild, das durch die vielschichtigen Beiträge aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Zunächst widmen sich die Autoren der Gründungsgeschichte, die fiktiv ist und bis heute nicht völlig aufgeklärt werden konnte. Kloster Reichenau betrieb im Mittelalter eine florierende Fälscherwerkstatt für kaiserliche Urkunden und fälschte nicht nur die eigene Gründungsurkunde, sondern auch Dokumente im Auftrag anderer. Relativ gut belegt ist dagegen der kulturelle Austausch mit anderen, teilweise weit entfernten Klostergemeinschaften, sowie der stark geregelte klösterliche Alltag. Die Autoren beschreiben detailliert und sehr anschaulich, wie sich Reichenau fest in einen europäischen Kontext eingliedert und über monastischen Austausch zu einem bedeutenden Zentrum der Gelehrsamkeit wird. Die isolierte Lage im Bodensee war im Mittelalter zwar ein wirksamer Schutz vor Überfällen und Zerstörung, in späteren Zeiten dann aber ein Hindernis, was bereits im 16. Jahrhundert zur Aufhebung des Klosters führte.

Geblieben sind vor allem die Kunstschätze, die meist eine neue kirchliche oder weltliche Heimat fanden, darunter auch einige der berühmtesten Handschriften der Welt. Dem klösterlichen Skriptorium ist folgerichtig ein ganzer Abschnitt gewidmet.

Überrascht war ich, wie vergleichsweise wenig bisher archäologisch auf der Insel gearbeitet wurde. Viele Erkenntnisse zum Klosteralltag werden daher auch mit Parallelen, z. B. zum ungleich besser untersuchten Schwesterkloster St. Gallen in der benachbarten Schweiz begründet.

Die Beiträge sind sehr anschaulich geschrieben und richten sich an ein interessiertes Laienpublikum, indem sie auf Fachsprache weitgehend verzichten und den Text mit umfangreichem Bildmaterial illustrieren. Die Klosterinsel mag heute wenig sichtbare Spuren aufweisen, aber der Katalog bringt das monastische Leben und vor allem die europäischen „Netzwerke des Glaubens“ wieder zum Vorschein.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2024
Der Gigant
Mattioli, Dana

Der Gigant


ausgezeichnet

Amazon, Google, Facebook, Apple und Microsoft gehören zu den Giganten der Technologiebranche. Sie haben in den letzten Jahrzehnten Wirtschaft und Gesellschaft vor allem in den USA dramatisch verändert, regionale Ungleichheiten verschärft und die wirtschaftliche Konzentration in bisher ungeahntem Ausmaß vorangetrieben. Die preisgekrönte Investigativjournalistin und Pulitzer-Preis-Finalistin Dana Mattioli erzählt am Beispiel von Amazon, wie es zu dieser Entwicklung kam, welche Sprengkraft in ihr steckt und warum die Corona-Pandemie als Brandbeschleuniger wirkte. Amazon ist das perfekte Brennglas, um die wachsenden Unterschiede aufzuzeigen, steht aber stellvertretend für alle Tech-Giganten.

Begonnen als kleiner Buchversand mit einer „schrulligen Nerd-Kultur“ hat sich das Unternehmen durch kontinuierliche Expansion und Reinvestitionen konsequent zu einem in vielen Geschäftsfeldern marktbeherrschenden Unternehmen entwickelt. Mattioli wirft in ihrem Buch einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Amazon und legt dabei einen besonderen Fokus auf den Gründer Jeff Bezos und seine Strategien. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt sie Fehlentwicklungen auf und spart nicht mit deutlicher Kritik.

Der Leser erfährt, warum Amazon Marketplace - als Konkurrent im eigenen Haus - zur größten Innovation von Amazon werden sollte und schließlich als „One-Stop-Shop“ zum Rückgrat des Erfolgs wurde. Dabei geht die Journalistin auch ausführlich auf die schwerwiegenden Vorwürfe der Händler ein, die sich in ihrer unternehmerischen Handlungsfreiheit beschnitten sehen. Mit den Amazon Web Services (AWS) war Amazon 2006 zum Pionier des Cloud Computing geworden und hatte sich damit neben dem Online-Handel einen weiteren „Goldesel“ geschaffen. So trug AWS 2021 mehr als drei Viertel zum Gesamtgewinn des Konzerns bei. Im Jahr 2009 starteten die Eigenmarken von Amazon, die sich als Konkurrenz zu den Marktplatzanbietern verstehen. Auch in diesem Geschäftsbereich wird Amazon von Mattioli heftig kritisiert, da dem Unternehmen unter anderem vorgeworfen wird, Plagiate erfolgreicher Händler in Eigenregie zu produzieren und billiger anzubieten. Aber auch für die vielen anderen Vorwürfe wie Verstöße gegen den Datenschutz, hohe Gebühren und Provisionen, Preisdumping, unfaire Suchalgorithmen („Selbstbevorzugung“) bringt die Journalistin zahlreiche Beispiele. Was an den Vorwürfen dran ist, wird ein Kartellverfahren der FTC (Federal Trade Commission) klären. Sie hat am 26. September 2023 Klage gegen Amazon eingereicht. Der Vorwurf: „Aufrechterhaltung eines illegalen Monopols“. Der Ausgang ist ungewiss...

Leider blickt Mattioli meist nicht über den amerikanischen Tellerrand hinaus. Die Entwicklung von Amazon in Deutschland und Europa wäre sicher ein eigenes Kapitel wert gewesen.

Mattiolis Sprache ist klar und verständlich, die Übersetzung des Buches ins Deutsche sehr gelungen. Sie schreibt kurzweilig, spannend und schafft es, die Vorwürfe gegen den Giganten so transparent zu schildern, dass sich der Leser eine eigene Meinung bilden kann.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2024
Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen
Walz, Hartmut

Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen


ausgezeichnet

Persönliche Finanzentscheidungen zu treffen ist nicht einfach. Finanzberater haben oft nur ihre Provisionen im Blick, Börsenmagazine ihre Auflage und Anzeigenkunden. Eine neutrale Beratung ist unter diesen Vorzeichen kaum zu erwarten. Im Internet sind vermeintlich neutrale Informationen noch leichter manipulierbar.
Mit "Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen" (mittlerweile in der 4. Auflage) erhält der Leser eine unabhängige Entscheidungshilfe, um vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten sinnvolle Anlagen zu finden, die zur persönlichen Lebenssituation passen und die eigene Risikobereitschaft berücksichtigen. Der Autor Hartmut Walz, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ludwigshafen, stellt seine Informationen strukturiert und verständlich dar und beschränkt sich auf relevante Themen, um den Leser inhaltlich nicht zu überfordern. Das Buch ist sehr didaktisch aufgebaut. Regelmäßig wiederkehrende Rubriken wie "Das erfahren Sie in diesem Kapitel", „Hart, aber wahr“, "Zentrale Ergebnisse" und "Konkrete Handlungsempfehlungen" sind farblich gekennzeichnet und fassen das Gelernte nochmal prägnant zusammen. Jedes Kapitel schließt mit einem Quellen- und Literaturverzeichnis.

Positive Realrenditen sind trotz der Zinswende vor dem Hintergrund der Inflation und der persönlichen Steuersituation schwer zu erzielen, so dass Walz im ersten Teil analysiert, wie der persönliche Schaden aus der Zinsfalle begrenzt werden kann. Ein wichtiges Instrument ist dabei die Zinsstrukturkurve, die dem Anleger hilft, das zu erwartende Zinsniveau richtig einzuschätzen. Dies ist vor allem dann relevant, wenn langfristige Kredite z.B. für den Hausbau aufgenommen werden sollen.

Das "magische Dreieck" wird häufig von Finanzberatern als Entscheidungshilfe herangezogen. Sie argumentieren, dass sich jeder Anleger innerhalb des Dreiecks zwischen Rendite, Sicherheit und Liquidität/Flexibilität positionieren müsse und dass z.B. die Sicherheit einer Geldanlage automatisch zu Lasten der Rendite gehe. Walz widerspricht dem und stellt die tatsächlichen Freiheitsgrade als Spinnennetz mit den acht Bewertungskriterien Transparenz, Kosteneffizienz, Sicherheit, Steuervorteil, Liquidierbarkeit/Flexibilität, Inflationsschutz, Vorsteuerrendite und Nachhaltigkeit dar.
Anhand dieser Kriterien bewertet Walz dann Anlageklassen und -produkte wie Bargeld, Anleihen, Aktien, ETFs, Gold & Silber, Immobilien, Bausparverträge und Versicherungsverträge mit Sparcharakter (z.B. Lebens-/Rentenversicherungen, Riester-/Rürup-Verträge). Walz spricht Klartext und bringt seine Ansichten stets auf den Punkt. Argumente werden nicht weichgespült, sondern Vor- und Nachteile klar benannt.

Im letzten Teil geht Walz auf grundsätzliche Themen wie die Komplexität von Anlageprodukten, Scheininnovationen, Fehlanreize bei Finanzberatern und Kosten als Wertvernichter ein und gibt gute Tipps, wie man Fallen bei der Geldanlage vermeiden kann. Ein Schwerpunkt liegt auf der richtigen Diversifikation zwischen und innerhalb von Anlageklassen.

Auf der Website des Autors stehen noch einige praktische Arbeitshilfen wie die digitale Version des "Spinnennetzes", Zinsrechner und Checklisten zum Download bereit.

Aus meiner Sicht ist das Konzept sehr gelungen. Der Autor behandelt das Thema umfassend und doch leicht verständlich und seine praktischen und gut umsetzbaren Tipps helfen dem Privatanleger bei der richtigen Anlageentscheidung.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2024
Helgoland 513
Fehling,Alexander/Gedeck,Martina/Finzi,Samuel/+

Helgoland 513


sehr gut

Die Welt im Griff eines Killervirus: Nur Helgoland ist die Insel der Stabilität in einem Meer des Chaos. Aber was für die Festländer ein festungsartig verteidigter Sehnsuchtsort ist, ist in Wahrheit eine waschechte Autokratie. Beatrice führt die Gemeinde mit harter Hand, sie ist Richter und Henker in eigener Person und da sie über Lebensmittelvorräte und die lokale Miliz herrscht, fügen sich alle ihrem Willen. Marek, der einzige Arzt der Insel, forscht derweil an einem Gegenmittel gegen das Virus, aber auch er hat keine reine Weste.

Die Dystopie zeigt, wie schnell sich eine Gesellschaft von ihren demokratischen Werten entfernen kann und die Gier nach Macht aus dem Ruder läuft. Beatrice sieht ihren Weg als alternativlos und bei aller Härte ist sie grundsätzlich „ihrem Volk“ gegenüber wohlwollend. Ganz anders der „Graf“, der im apokalyptischen Hamburg ein Gewaltregime führt und unbedingt die Insel übernehmen will. Aus dieser Konstellation entwickeln die Autoren zahlreiche kleine und große Dramen, die das soziale Gefüge auf Helgoland zunehmend destabilisieren. Das ist anständige Unterhaltung, auch wenn die Logik manchmal etwas zu kurz kommt. Als Naturwissenschaftler darf man nicht nur bei der Dr. Mareks Laborausstattung die Augen zum Himmel drehen. Erst in Folge 5 bekommt die Story plötzlich eine zusätzliche Zeitebene, die in Rückblenden erklärt, wie es zu Beatrices Machtübernahme kam. Am Ende sind wirklich alle Handlungsfäden offen, ja die Staffel endet sogar mit einem heftigen Cliffhanger, was insofern problematisch ist, da noch nicht bekannt gegeben wurde, ob die Serie überhaupt fortgesetzt wird. Sky hat alle Eigenproduktionen eingestellt. Nachfolger sind zwar die Öffentlich-Rechtlichen, aber es werden nicht alle Serien tatsächlich weiter produziert.

Die Rollen sind zum großen Teil sehr gut besetzt, mit Schauspielern, denen man die Theatererfahrung ansieht, was den manchmal etwas eindimensionalen Dialogen und Figuren zugutekommt. Hätten die Schauspieler nicht diese ausgezeichnete Bühnenpräsenz, könnte das schnell lächerlich wirken. Eine komplette Fehlbesetzung ist dagegen Alexander Fehling als Inselarzt Marek. Ohne jede Mimik nuschelt er sich durch seine Rolle, dass ich nicht einmal die Hälfte seines Textes verstanden habe. Offenbar war er mit Till Schweiger in einer Klasse. Nein, so was muss wirklich nicht sein.

Die Extras sind nicht sehr ergiebig. Kurze Beiträge zeigen Kulissen, Kostüme und virtuelle Effekte (die übrigens sehr gelungen sind).

Vier Sterne, wenn die Serie wirklich fortgesetzt wird, sonst würde ich abraten.

(Die Blu-ray wurde mir von Polyband kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2024
Japan - Reiserouten, Highlights, Inspiration
Schäfer, Falk

Japan - Reiserouten, Highlights, Inspiration


sehr gut

Das Reisen in Japan wird zunehmend unangenehm. Es sind 10-mal mehr Touristen im Land, seit ich vor 15 Jahren zum ersten Mal da war, die Bewegungsfreiheit hat sich leider immer weiter eingeschränkt und die Transportpreise sind geradezu explodiert. Mittlerweile sind die touristischen Hotspots so unerträglich überlaufen, dass ich sie konsequent meide und man muss wirklich nach alternativen Sehenswürdigkeiten suchen, um keinen Reisekoller zu bekommen.

Das Routen-Reisebuch von Falk Schäfer kann da eine echte Hilfe sein. Es verbindet Ziele im ganzen Land mit interessanten Streckenführungen, die die landschaftliche Vielfalt berücksichtigen. Insgesamt 10 Touren werden vorgestellt, von 4 Tagen bis 4 Wochen Dauer, die meisten davon als Rundtouren konzipiert, oder man kombiniert Teilstrecken an geeigneten Umsteigeknoten. Die thematischen Schwerpunkte sind sehr unterschiedlich, angefangen bei der klassischen Tokyo-Kyoto-Osaka-Tour bis hin zu einer spannenden Reise rund um Honshu inklusive Abstecher nach Shikoku, die auch erfahrene Japankenner begeistert. Es gibt Spezialtouren durch Kyushu, Okinawa und Hokkaido und eine etwas sportliche Wellness-Tour.

Die Routen werden zwar mit seitengroßen Karten illustriert, aber dort sieht man nur bunte Punkte, kaum einmal einen Städtenamen. Da machen die Karten praktisch keinen Sinn. Kurze Angaben zum Transport zwischen den Stationen und eine touristische Kurzbewertung ergänzen das Kartenmaterial.

Im nächsten Abschnitt werden dann die Ziele im Detail vorgestellt. Die Auswahl der Sehenswürdigkeiten richtet sich vor allem an Japan-Neulinge, mit den absoluten „must have seen“-Zielen. Städte wie Kyoto oder Tokyo sind auch einfach zu groß, um sie in einem solchen Kontext ausreichend zu beschreiben. Es fehlen z. B. innerstädtische Karten, aber es gibt Informationen zu nahen U-Bahn-Stationen und manchmal zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen. Die wenigen empfohlenen Hotels und Restaurants haben wirklich nur exemplarischen Charakter.

Sehr interessant ist das Kapitel „Japan inside“, das durchaus auch kritische Töne anschlägt, indem es den oftmals naiven japanischen Nationalismus und die „Pseudo-Diversität“ anspricht. Für Touristen machen viele japanische Verhaltensweisen das Reisen im Land sehr angenehm, für Menschen, die dauerhaft dort leben, können sie dagegen mehr als nervtötend sein. Falk Schäfer hat vier Jahre in Japan gelebt. Ebenfalls einen guten ersten Überblick geben die Eingangskapitel mit grundlegenden Informationen zur Infrastruktur, Transport und Unterbringung in Japan.

Der Routenplaner ist aus meiner Sicht ein gutes Werkzeug, um von zu Hause eine (Rund)Reise zu planen. Vor Ort hilft das Buch wenig, denn dafür gehen die Informationen an den Zielorten nicht genügend in die Tiefe. Nicht alle „Geheimtipps“ der Einzeltouren würden es auf meine persönliche Empfehlungsliste schaffen (den Großteil kenne ich persönlich), aber sie sind zumindest gute Übergangsstationen. Die Zeitplanung ist mir insgesamt etwas zu knapp bemessen, wenn man wirklich „eintauchen“ will. Alleine für Kyoto braucht man mindestens eine Woche. Als Daumenregel würde ich alle Zeitangaben mit 1,5 multiplizieren, wenn es nicht hektisch werden soll.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.06.2024
Faszination Rom

Faszination Rom


ausgezeichnet

Die römischen Skizzenbücher des Maarten van Heemskerck sind einzigartige Zeugnisse der Ewigen Stadt aus einer Zeit, die noch keine Fotografie kannte. Je mehr sich die Forschung mit dem Konvolut beschäftigt hat, umso erstaunlicher wurden die Entdeckungen. Erst kürzlich wurde im Rahmen einer umfangreichen Restaurierung die ursprüngliche Reihenfolge der etwa 200 Blätter weitgehend rekonstruiert, was vor allem dem Umstand zu danken war, dass 179 von ihnen noch gemeinsam im Berliner Kupferstichkabinett verwahrt werden. Es gibt kein anderes Konvolut von Reisezeichnungen der Renaissance weltweit von diesem Umfang.

„Faszination Rom“ ist der Begleitkatalog zur aktuellen Ausstellung im Kupferstichkabinett, mit Beiträgen zu vielen interessanten Forschungsaspekten. Angefangen bei der Reisepraxis im frühen 16. Jahrhundert und dem Versuch, Heemskercks Reiseweg zu rekonstruieren, seinen Kontakten und Netzwerken in Rom, die sich durch direkte und indirekte Hinweise entschlüsseln, über die Identifizierung der unzähligen Motive in den Skizzenbüchern und der Frage, ob sie tatsächlich die damalige Realität wiedergeben bis hin zur „Nutzungsphase“ der Skizzen, die für Heemskerck lebenslang als Vorlagen und Inspiration für Gemälde und Druckgrafiken dienten. Es gilt als sicher, dass das gesamte Konvolut bis zu seinem Tod zusammenblieb und es ist sogar die anschließende Provenienzgeschichte weitgehend entschlüsselt. Auch hierfür waren detektivische Quellenstudien erforderlich, wie überhaupt Heemskercks Lebensweg hauptsächlich aus Zeugnissen Dritter rekonstruiert wurde. Die Beiträge im Katalog entwirren ein komplexes Netzwerk aus Künstlerkollegen, Mäzenen und Verwandten, in dem sich Heemskerck bewegte und das ihn zu einem berühmten Mann machte. Sein Skizzenbuch wurde auch nach seinem Tod noch wertgeschätzt und nicht wenige Künstler der nächsten Generation haben nachweislich hieraus Inspiration geschöpft, darunter als die bekanntesten Hendrick Goltzius und Pieter Saenredam.

Die zahlreichen Abbildungen zeigen Originalzeichnungen, einige auch in Ausschnittsvergrößerungen, Druckgrafik und Gemälde, mit denen die Zusammenhänge belegt werden. Sie illustrieren Heemskercks zeichnerische Virtuosität, aber auch seinen Einfluss auf andere. Der umfangreiche Katalogteil enthält u. a. sämtliche Zeichenblätter in der rekonstruierten Reihenfolge, mit bibliografischen Daten und einer kurzen kunsthistorischen Einordnung.

Auch wenn die Abbildungen gegenüber den Originalen verkleinert sind, zeigen sie in unglaublicher Detailliertheit ein Rom, das zwischen Ruinen und Palästen aus einem jahrhundertelangen Schlaf erwacht und gerade dabei ist, seine neue Rolle zu finden. Ein absolut einzigartiger Blick in die Vergangenheit, der durch die spannenden Beiträge in einen noch größeren Kontext hineingewoben wird. Wie sich nämlich zeigt, sind die Skizzenbücher von einer kunsthistorischen Bedeutung, die weit über den ersten Anschein hinausgeht.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2024
Praxisbuch Waldgarten
Kranz, Volker;Deemter, Frederik

Praxisbuch Waldgarten


ausgezeichnet

Ein bisschen skeptisch war ich schon: Anbau von Nutzpflanzen im Waldgarten? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nein, ganz und gar nicht. Die Autoren verweisen sowohl auf historische Nutzungsformen in Mitteleuropa als auch auf die Tropen und Subtropen, wo Waldgärten noch weit verbreitet sind. Nicht kompatibel sind sie aus nachvollziehbaren Gründen mit der industriellen Landwirtschaft.

Ein Waldgarten erfordert umfassendes Wissen über die natürlichen Abläufe, genannt Sukzession. Bestimmte Pflanzengesellschaften sind typisch für bestimmte Altersstufen eines Biotops, angefangen von einem frisch gepflügten Acker mit schnellwachsenden Ackerunkräutern bis zur Endphase, dem für Mitteleuropa typischen Hochwald. In jeder dieser Phasen gibt es Möglichkeiten, essbare Pflanzen anzubauen und wer eine langfristige Planung zugrundegelegt, kann jede dieser Entwicklungsstufe gezielt ausnutzen. Dabei betonen die Autoren, dass die permanente Kontrolle sehr wichtig ist, denn sich änderndes Klima, Konkurrenzdruck oder Schädlinge erfordern nicht selten aktive Eingriffe. Der Waldgarten wirkt auf den ersten Blick „wild“, ist es aber nicht. Die hohe Strukturvielfalt ist Teil des Konzepts, das sich nach ökologischen und pflanzensoziologischen Prinzipien richtet. Vielfältige Lebensräume sind automatisch artenreich und Biodiversität fördert die Resilienz. Waldgärten sind weniger empfindlich gegen Störungen aller Art, allerdings sind sie flächenbezogen deutlich ertragsärmer als die industrielle Landwirtschaft.

Das Buch ist inhaltlich gut strukturiert, indem es zunächst die Prinzipien vermittelt und anschließend durch Tabellen und Artensteckbriefe für die einzelnen Entwicklungsstufen und Standorte die praktische Umsetzung erleichtert. Besonders hervorheben möchte ich die zahlreichen „Exoten“, die hierzulande noch weitgehend unbekannt sind, aber besonders im Konzept des Waldgartens eine echte Zukunft haben. Die fundierten Beschreibungen sparen auch nicht mit kritischen Anmerkungen, wenn sich in der Praxis Probleme ergeben haben, z. B. mit invasivem Wachstum, unzuverlässiger Ernte oder geschmacklich nicht überzeugenden Sorten. Es sind jedenfalls einige unerwartete Überraschungen dabei.
Ein besonderes Kapitel ist dem Anbau von Pilzen gewidmet. Ich habe schon einmal ein Buch über Pilzkultur gelesen, dort war die Vermehrung allerdings problematisch. Kranz und Deemter nutzen deutlich einfachere Verfahren, wahrscheinlich unterstützt durch das feuchtere Mikroklima, das in einem Waldgarten herrscht. Es sind jedenfalls erstaunlich viele Kulturversuche gelungen.
Ausdrücklich hinweisen möchte ich auf den kurzen Absatz am Ende des Buches, mit einer gesundheitlichen Warnung: Einige der vorgestellten Pflanzen sind in größeren Mengen oder für bestimmte Bevölkerungsgruppen möglicherweise gesundheitsschädlich. Sie sind in den Tabellen und Beschreibungen zwar jeweils markiert, aber grundsätzlich sollte man bei „unbekannten“ Pflanzenarten vorsichtig sein. Manchmal entwickeln Pflanzen auch erst im Alter toxische Eigenschaften.
Vermisst habe ich das Thema Terra preta, das aus meiner Sicht ideal zum Waldgarten passt, alleine schon, weil man im Waldgarten meist auf Düngung verzichtet. Das Terra preta-Verfahren kommt auch aus den Tropen und erhält dort über Jahrhunderte die Fruchtbarkeit auf den oft extrem mageren Urwaldböden.

„Praxisbuch Waldgarten“ zeigt eine faszinierende Alternative zum konventionellen Nutzpflanzengarten. Auf den ersten Blick ein ungesteuertes „Laissez-faire“-Konzept, in Wirklichkeit aber ein Gartentyp, der viel pflanzenökologisches Wissen erfordert und bei dem man ständig neu prüft und plant. Aber das ist für Gärtner ja eigentlich der Normalfall.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.