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Benutzername: 
Angela.Bücherwurm
Wohnort: 
Wülfrath
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 243 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2015
Mind Games
Terry, Teri

Mind Games


sehr gut

Virtuelle Welten der Zukunft

Die 17jährige Luna lebt irgendwann in der Zukunft in London. Ein dritter Weltkrieg ist vorüber und die Menschheit lebt größtenteils in einer virtuellen Welt. D.h. fast alle können sich mittels eines Implantats in diese virtuelle Welt einloggen und so auch untereinander kommunizieren, reelle Begegnungen sind dazu nicht mehr erforderlich. Einige wenige verweigern sich diesem System. Zu ihnen gehört auch Luna. Zwar besteht auch für sie die Möglichkeit, sich ohne Implantat in diese virtuelle Welt einzuloggen, aber ihre Möglichkeiten hier sind begrenzt und sie tut dies auch nur, wenn es sich gar nicht umgehen lässt.
Entwickelt wurde dieses Implantat von der Firma PareCo, einer Firma, die immer mächtiger und einflussreicher wird. PareCo zeigt ungewöhnlich großes Interesse an Luna und will sie unbedingt für ihre Zwecke rekrutieren. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Aber warum ? Was ist so besonders und interessant an Luna? Luna selbst ist äußerst skeptisch und vorsichtig. Aber wem kann sie wirklich vertrauen auf ihrer Suche nach Antworten? Wer gaukelt ihr nur etwas vor? Schließlich kann Luna sich dem Einfluss von PareCo nicht mehr entziehen und macht dabei eine grausame Entdeckung.

Dieser spannende Science-Fiction ist aus Lunas Sicht in Ich-Form geschrieben. Man lernt dadurch Luna gut kennen und kann ihren Gedanken und Handlungen nachvollziehbar folgen. Die anderen Charaktere bleiben dabei allerdings manchmal etwas auf der Strecke und man erfährt nur relativ wenig über sie. Hier hätte ich mir das ein oder andere Mal doch einen tieferen Einblick gewünscht.

Der Schreibstil und die Sprache als solches sind einem Jugendbuch angepasst. Dabei gibt es überwiegend eher knappe, kurze Sätze ohne viel Schnörkel. Das Buch lässt sich dadurch rasch lesen. Allerdings haben mich hin und wieder die Ausführungen der technischen Details hinsichtlich der virtuellen Welt bzw. der Welt der Computer etwas überfordert. Aber das mag daran liegen, dass ich mich hier persönlich auch nicht besonders gut auskenne.

Die Grundidee zu dieser Geschichte sowie deren Handlung fand ich spannend und faszinierend, gleichzeitig aber auch erschreckend und besonders zum Ende hin ein weinig gruselig. Nur das Ende hat mich nicht richtig zufrieden gestellt. Die Geschichte als solches entwickelt sich allmählich, Schritt für Schritt und lässt dem Leser ausreichend Zeit alles mitzuverfolgen und zu verstehen. Das ändert sich jedoch am Schluss extrem. Plötzlich geht alles rasend schnell, die Ereignisse überschlagen sich und man hat kaum Zeit alles zu realisieren, was hier eigentlich vor sich geht. Vermutlich sollte dies die Spannung steigern und anheizen, aber für mich wäre hier weniger Tempo und dafür detailliertere Ausführungen "mehr" gewesen.
Das Ende ist zudem so gestaltet, dass man sich als Leser fragt, ist die Geschichte wirklich zu Ende? Oder gibt es vielleicht doch noch eine Fortsetzung? D.h. auf mich wirkt es so, als wüsste die Autorin selbst noch nicht, ob es einen Folgeband geben wird oder nicht. Also lassen wir uns überraschen.

Abschließend möchte ich noch einen letzten Punkt hinsichtlich der Gestaltung des Buches anmerken, der mir besonders gut gefallen hat : Jeder neue Abschnitt des Buches wird mit einer schwarz-weiß Ausgabe des Covers und einem Spruch "alter" Philosophen und Dichter eingeleitet. Diese Verbindung zwischen längst vergangenen Zeiten und der Zukunft ist in meinen Augen sehr gelungen und gibt der Geschichte mehr Raum für Tiefe und regt, wenn man will, zum Nachdenken an.

Insgesamt hat mir das Buch trotz kleinerer Schwächen gut gefallen und ich denke, Freunde von Zukunfts-Thrillern bzw. Dystopien sind hiermit gut beraten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2015
Zwei fürs Leben
Hanel, Julia

Zwei fürs Leben


sehr gut

Zauberhafte Liebesgeschichte

Anni, Anfang zwanzig, liegt nach einem schweren Unfall im Koma. Als sie nach 14 Tagen wieder im Krankenhaus erwacht, ist sie verwirrt und erschrocken, dass sie Stimmen in ihrem Kopf hört. Genauer gesagt, es ist immer die selbe Stimme, die Stimme von Ben. Genervt versucht sie, diese zu ignorieren bzw. sie zu vertreiben. Doch Bens Stimme taucht immer wieder auf. Auch er hat offenbar keinen Einfluss darauf, wann und wie lange das passiert. Denn auch Ben liegt im Koma.
Nach und nach werden ihre " Unterhaltungen" immer länger und persönlicher und Anni kann es schließlich gar nicht mehr abwarten, ihn zu " hören ". Doch dann ist er eines Tages plötzlich wieder aus ihrem Kopf verschwunden. ...

Diese zauberhafe Liebesgeschichte wird abwechselnd aus Annis und Bens Perspektive erzählt und besteht in großen Teilen aus ihren " Gesprächen ". So lernt man die beiden Protagonisten nach und nach näher kennen und erlebt mit, wie ihre geistige Beziehung zueinander immer intensiver wird. Und man wartet gespannt, ob ihre ungewöhnliche Beziehung auch im realen Leben eine Chance hat.

Der Roman ist mit seinen 292 Seiten insgesamt nicht allzu lang und lässt sich aufgrund seines unkomplizierten und lockeren Sprachstils flott lesen. Sicher sind einige Dinge vorhersehbar, aber es gibt auch einige kleine überraschende Wendungen, die die Neugierde aufrecht erhalten. Die Geschichte an sich ist ansonsten recht gefühlvoll, ohne dabei allzu kitschig zu werden. Wobei natürlich ein bißchen Kitsch und Romantik zu einer Liebesgeschichte durchaus dazugehören.

Mir hat die Idee zu der Geschichte, insbesondere die Art und Weise, wie die beiden sich kennenlernen, gut gefallen. Für mich war dies neu und so war ich bis zum Schluss gespannt, wie sich das Ganze entwickelt.

Ich habe mich für einige Stunden gut unterhalten gefühlt und empfehle dieses Buch daher gerne allen weiter, die Lust auf eine schöne, nicht ganz alltägliche Liebesgeschichte haben und einfach nur eine Weile entspannen wollen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2015
Teo
Gentile, Lorenza

Teo


ausgezeichnet

Der kleine Teo und seine große Schlacht

Teo ist acht Jahre alt und versteht vieles ( noch ) nicht. Warum streiten sich seine Eltern immerzu? Warum reagiert seine ältere Schwester immer so aufbrausend und zornig auf seine Äußerungen und Fragen? Er spürt, dass es in seiner Familie große Probleme gibt, auch wenn er nicht wirklich begreift, was vor sich geht. Alle wirken traurig und unglücklich, nichts erscheint normal und richtig.
Doch eins steht für ihn unverrückbar fest: er muss und will seiner Familie helfen. Sie sollen alle wieder glücklich und zufrieden sein. Die Frage ist nur, was kann er tun? Da hat Teo eine Idee.
Aus seinem Lieblingsbuch, einem Comic über Napoleon, weiß der kleine Junge, dass dieser Mann alle seine Schlachten gewonnen hat. Vielleicht weiß Napoleon Rat und kann ihm einen Weg weisen, wie auch er seine ganz persönliche Schlacht gewinnen kann. Dabei ergibt sich allerdings das nächste große Problem: Napoleon lebt ja nicht mehr. Wie und wo kann er ihn also treffen und mit ihm reden?

Und so begibt sich Teo auf die Suche. Er stellt seinen Mitmenschen viele Fragen, deren Antworten häufig neue Frage aufwerfen. Wie gelangt man in den Himmel bzw. in die Hölle? Wonach richtet es sich, ob man hierhin oder dorthin kommt? Was ist eigentlich "gut " und was ist "böse"? Auf seiner Suche erfährt er so allerlei, vor allem, dass es auf viele Fragen keine allgemeingültigen, konkreten Antworten gibt, dass vieles Ansichtssache ist und dass jeder seinen eigenen Weg finden muss.

Im weitesten Sinne hat mich dieser leicht philosophische Roman in Ansätzen an " Der kleine Prinz " von Antoine de Saint-Exupéry erinnert.

Dieser recht kurze Roman ist in Ich-Form aus Teos Sicht geschrieben. Der Schreibstil ist daher in der Regel einfach und schlicht gehalten, eben einem achtjährigen Jungen angepasst. Dennoch steckt gerade in dieser Schlichtheit eine Klarheit, die häufig sehr ausdrucksstark und bewegend ist..

Ich konnte mich sehr gut in den kleinen Teo hineinversetzen und seine Gedanken gut nachvollziehen. Während der Lektüre habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wie diese Geschichte wohl ausgeht. Vor allem habe ich aber immer gehofft, dass er eine Lösung findet, bei der er nicht tatsächlich sterben muss, um sein Ziel zu erreichen.

Mich hat das Buch sehr berührt und nachdenklich gemacht und es ist sicher ein Highlight meines Lesejares 2015.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2015
Ein zauberhafter Sommer (Restexemplar)
Bomann, Corina

Ein zauberhafter Sommer (Restexemplar)


gut

Zwei Frauen auf der Suche nach dem Glück

Wiebke, 23 Jahre jung und Studentin, hat gerade scheinbar viel Pech im Leben. Erst geht ihre Beziehung in die Brüche und dann vermasselt sie auch noch eine wichtige Prüfung. Sie braucht unbedingt Abstand und Ruhe, um wieder zu sich selbst zu finden und zu klären, was sie im Leben wirklich will. So beschließt sie, ihre Tante Larissa, die Schwester ihrer Mutter, in Mecklenburg auf unbestimmte Zeit zu besuchen. Diese bewirtschaftet in einem kleinen Dorf an der Müritz einen Brombeerhof und bemalt nebenbei Brautschuhe. Obwohl Wiebke ihre Tante aufgrund eines Streits der beiden Schwestern lange nicht gesehen hat, hofft sie, von ihr aufgenommen zu werden und die benötigte Ruhe zu finden. Denn auch Larissa ist seinerzeit nach einem Schicksalsschlag an diesem beschaulichen Ort gestrandet und hat hier scheinbar ihr inneres Gleichgewicht wieder gefunden. Wie vermutet nimmt Larissa ihre Nichte bei sich auf. Doch die beiden unterschiedlichen Frauen müssen erst lernen, im gemeinsamen Leben miteinander zurecht zu kommen. Jede hat ihre Geheimnisse und es ist nicht ganz leicht für sie, sich zu öffnen und der jeweils anderen zu vertrauen. Nur zögerlich geben sie nach und nach Einzelheiten aus ihrem bisherigen Leben preis. Und erst als sie dazu bereit sind, gelingt es ihnen, mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen und ihr Herz auch wieder anderen gegenüber zu öffnen.

Die Gestaltung des Buches und seines Covers gefällt mir ausgesprochen gut. Es hebt sich - im Gegensatz zum Inhalt - für mich deutlich von der Masse ab. Der feste Einband, die abgerundeten Ecken, die zarte Zeichnung der Erdbeerranke und die Schale mit Brombeeren ziehen das Augenmerk direkt auf sich. Auch ohne Leseprobe und auch wenn die Autorin mir nicht bekannt gewesen wäre, hätte ich in der Buchhandlung sicherlich nach diesem optisch sehr reizvollen Buch gegriffen.
Ich habe schon einige Bücher von Corina Bomann gelesen und bisher haben mir auch alle gut gefallen. Genauso auch wieder im Großen und Ganzen " Ein zauberhafter Sommer ". Diese sommerlich leichte Lektüre lässt sich flott lesen und bietet für einige Stunden gute Unterhaltung. Aber wer hier das Besondere oder Außergewöhnliche sucht, wird sicher eher enttäuscht. Denn es handelt sich hier um einen recht typischen Frauenroman nach vielbewährtem Muster, in dem auch so einige Klischees bedient werden.
Die beiden Hauptprotagonistinnen sind liebevoll dargestellt und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Die Handlung läuft ohne große Überraschungen ab, dennoch wird es nicht langweilig und man verfolgt das weitere Geschehen gerne weiter. Interessant und neu war für mich insbesondere Larissas 2. Job : das Bemalen der Brautschuhe, einen Brauch, den es wohl tatsächlich gibt.

Also, ich denke, wer einfach mal für eine kurze Weile dem Alltagsstress entfliehen möchte und ein wenig Entspannung sucht, ist mit diesem Buch sicher gut beraten und kommt auf seine Kosten.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.05.2015
Schwiegermutter all'arrabbiata
Jacobi, Brigitte

Schwiegermutter all'arrabbiata


sehr gut

Turbulente Italienreise

Henrike betreibt eine kleine Marzipanmanufaktur in Lübeck, doch das Geschäft läuft gerade nicht gut. Mit ihrem Vater, einem ehemaligen Literaturprofessor mit einer extremen Phobie vor Schmutz und Bazillen jeglicher Art, hat sie auch so ihre Probleme. Und zu allem Überfluss ist ihr Freund Dario, seines Zeichens Eisdielenbesitzer mit italienischen Wurzeln, mal wieder alleine, ohne sie, in seine Heimat nach Kalabrien gereist.
Henrike kommen langsam Zweifel an seiner Liebe. Warum will er sie immer noch nicht seiner Familie vorstellen? Doch dann erreicht sie eine einzige, sehr merkwürdige SMS von Dario: " Bin entführt worden! Bitte komm! " Ein Hilferuf? Alle Versuche ihn zu erreichen scheitern. Allmählich macht Henrike sich doch Sorgen. So beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen und reist nach Italien, mit ihrem exzentrischen Vater als Begleitung. Es beginnt eine turbulente Autofahrt nach Italien an deren Ende sie feststellen muss, dass sie in Darios Familie nicht wirklich willkommen ist. Was ist hier los? Wo ist Dario? Versteckt er sich vor ihr? Oder wurde er tatsächlich entführt?

Das Cover zu diesem Buch ist ansprechend, passt gut zur Geschichte und verspricht eine lockere, heitere Sommerlektüre. Der Inhalt hält dieses Versprechen auch.
Mit viel Humor, flottem Tempo und eigenwilligen, in ihrer Art sympathischen Charakteren entwickelt sich eine lesenswerte Story, die bestens geeignet ist, um abzuschalten und zu relaxen. Der Schreibstil ist dabei eher einfach und schlicht gehalten, sodass der Roman rasch gelesen ist.
Besonders gut gefallen hat mir hierbei die Vater-Tochter Beziehung. Ich konnte mir die beiden recht gut vorstellen und musste angesichts ihrer liebenswerten Marotten und Eigenheiten manches Mal herzhaft lachen. Auch Darios Mutter, die zornige Schwiegermutter, hat mich in ihrer Art überzeugt. Die Mentalität einer typisch italienischen " Mamma" ist anschaulich getroffen. Weniger überzeugend war für mich hingegen die zugrunde liegende Liebesbeziehung zwischen Henrike und Dario. Hier konnte ich einiges nicht wirklich nachvollziehen, bzw. sie ist mir insgesamt viel zu oberflächlich geblieben.

Alles in allem hat mich dieser Roman aber gut unterhalten. Sicherlich handelt es sich hier nicht um anspruchsvolle Literatur - was ich auch nicht erwartet habe - , aber wer einfach nur mal entspannen will, ist mit diesem Buch sicher gut beraten.

Bewertung vom 28.04.2015
Eleanor & Park
Rowell, Rainbow

Eleanor & Park


ausgezeichnet

Trifft mitten ins Herz

Es ist August 1986 und Eleanors erster Schultag an einer neuen Schule. Sie steigt mit einem mulmigen Gefühl in den Schulbus. Das pummelige, rothaarige Mädchen ist eine Außenseiterin. Sie ist es gewohnt, von ihren Mitschülern gemobbt zu werden. Ihr Unbehagen erweist sich auch hier als berechtigt. Niemand im Bus will sie neben sich sitzen lassen, erste abfällige Bemerkungen fallen. Einzig Park hat schließlich ein Einsehen und räumt ihr einen Platz neben sich ein, auch wenn er nicht gerade glücklich darüber ist. Aber er weiß aus eigener Erfahrung wie es sich anfühlt, nicht dazu zu gehören. Auch er hat es als Junge mit asiatischen Wurzeln nicht immer leicht..
Von nun an begegnen sich Eleanor und Park tagtäglich im Bus, sitzen zunächst wortlos nebeneinander. Ganz allmählich, in winzig kleinen Schritten lernen sie sich kennen, freunden sich auf ihre Art miteinander an. Doch Eleanor hat Angst, eine tiefergehende Freundschaft zuzulassen, sie hat Angst vor weiteren Enttäuschungen. Sie glaubt nicht, dass echte Freundschaft oder gar Liebe für sie eine Chance hat. Eleanor kommt aus schwierigen Verhältnissen und kann sich nicht vorstellen, dass irgendjemand sie wirklich versteht, ihren Hintergrund akzeptiert und damit zurechtkommt.
Tatsächlich ist Park sich häufig unsicher, weiß nicht, wie er sich verhalten soll und weiß oft erst recht nicht, wie er Eleanors Verhalten und Reaktionen einordnen soll. Doch er liebt sie aufrichtig. Kann er ihr helfen? Hat ihre Liebe überhaupt eine Chance?

Diese zarte, behutsame und dennoch sehr intensive Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen wird abwechselnd aus der jeweiligen Sicht der beiden Hauptprotagonisten erzählt. In zumeist sehr kurzen Kapiteln erhält der Leser dadurch einen tiefgehenden Einblick in das Gefühlschaos und die Lebensumstände der beiden. Nach und nach entwickelt sich so ihr Bild und der Leser bekommt eine recht klare Vorstellung dieser ersten zarten, zerbrechlichen, aber auch hoffnungsvollen und anrührenden Beziehung.

Der Schreibstil ist klar, eher einfach und ohne viel Schnörkel, aber dennoch - oder meiner Ansicht nach gerade deswegen - besonders eindringlich und bewegend. Man wünscht den beiden so sehr, dass ihre Beziehung eine reelle Chance hat.

Das ebenfalls eher schlicht gehaltene Cover passt für mich perfekt zu diesem zauberhaften Buch. Es spiegelt die Geschichte und Situation gekonnt wieder.

Mich hat dieses Jugendbuch auch als schon ältere Erwachsene sehr ergriffen und bewegt. Es hat mich an eigene Unsicherheiten und Ängste als junger Mensch erinnert. Den ein oder anderen tiefen Seufzer konnte ich nicht unterdrücken.

Ich empfehle dieses Buch daher sehr gerne nicht nur Jugendlichen, denen es vielleicht Mut machen kann, sondern auch im Herzen jung gebliebenen Erwachsenen . Es weckt Erinnerungen und hilft vielleicht, wieder mehr Verständnis und Einfühlungsvermögen für junge Menschen, die sich und ihren Weg erst noch finden müssen, aufzubringen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2015
Bella Clara
Durst-Benning, Petra

Bella Clara


sehr gut

Gute Unterhaltung und interessante Einblicke

" Bella Clara " ist der dritte Teil der Jahrhundertwindtrilogie von Petra Durst-Benning ( Band 1 : Solang die Welt noch schläft , Band 2 : Die Champagnerkönigin ). In allen drei Bänden geht es um drei junge Frauen und die tiefe Freundschaft, die sie im ausgehenden 19. Jahrhundert bzw. zu Beginn des 20. Jahrhundert verbindet. Dabei ist jeder Band immer speziell einer dieser starken Frauen gewidmet, sodass man die Bücher auch sehr gut unabhängig voneinander lesen kann.

In diesem dritten Buch geht es nun, wie der Titel schon verrät, vordergründig um die Geschicke von Clara. Dabei setzt die Geschichte zeitmäßig fortlaufend, d.h. nach dem Geschehen aus Band 2 an.
Clara, Tochter eines Berliner Apothekers, ist in einer unglücklichen, gewalttätigen Ehe gefangen. Da man als Frau im Jahre 1906 so gut wie keine Aussicht auf eine Scheidung hat, inszeniert sie einen Grund, der ihren Mann dazu zwingt, die Scheidung von sich aus einzureichen. Dies fordert von Clara jedoch einen hohen Preis : die Ächtung der Berliner Gesellschaft, den Verlust allen Besitzes und - für sie kaum zu ertragen - sie verliert das Recht, ihre Kinder zu sehen. Dennoch nimmt sie ihren neuen Lebnsweg unterstützt von ihren Freundinnen in Angriff. Sie will alles dafür tun, eines Tages ihre Kinder wieder umarmen zu dürfen.
Clara begibt sich nach Meersburg am Bodensee und baut sich dort Schritt für Schritt eine neue Existenz auf. Sie entwickelt Seifen, Cremes und andere Produkte für die Schönheitspflege der Frauen. Der Erfolg stellt sich schnell ein. Sie eröffnet die ersten Schönheitssalons und gründet eine Manufaktur. Sie lernt den Italiener Stefano kennen und lieben, heiratet ihn sogar. Ihr Glück scheint perfekt, wenn auch endlich die Kinder wieder zu ihr kommen dürften. Doch bald kommen nicht nur den Freundinnen Zweifel an den lauteren Absichten Stefanos. Gerät Claras Welt abermals ins Wanken? Oder gelingt es ihr diesmal, sich zu behaupten?

Auch dieser dritte Teil zeigt auf unterhaltsame Weise erneut auf, mit welchen Problemen die Frauen seinerzeit zu kämpfen hatten, was ihnen alles verwehrt war und für welche Rechte und Freiheiten sie kämpfen mussten. Dinge, die für uns heute selbstverständlich sind .

Clara, ein stellenweise etwas zaghafter und naiver Charakter, entpuppt sich dabei letztendlich auch als eine sehr starke und auf ihre Weise kämpferische Frau, getragen von ihren alten und neuen Freunden.
Der Schreibstil der Autorin ist ansprechend und im großen und ganzen sehr lebendig, sodass man den Wind, der durch das Jahrhundert weht und große Änderungen mit sich bringt, deutlich spürt.
Auch die Spannung wird größtenteils aufrechterhalten, wenn auch für den Leser - nicht aber für Clara - schnell ersichtlich ist, was auf diese couragierte Frau zukommt, insbesondere in Hinblick auf ihren zweiten Ehemann Stefano.
Nur an einigen wenigen Stellen, besonders in der Mitte des Romans, hätte ich mir etwas kürzere Ausführungen und Beschreibungen gewünscht. Aufgelockert wird die Geschichte immer mal wieder durch Ausschnitte des Briefwechsels zwischen Clara und ihren Freundinnen. Es hat mir gefallen, dass so auch immer der Kontakt mit Josephine und Isabella aus den Vorbänden aufrecht erhalten wurde.
Für unwahrscheinlich halte ich jedoch das Verhalten von Claras erstem Mann Gropius. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass aus einem egozentrischen, gewalttätigen Mann in zweiter Ehe ein liebevoller, nachgiebiger, beinahe schon sanfter Partner wird. Dieser Teil wirkte auf mich irgendwie doch arg konstruiert und unecht.

Dennoch bietet der Roman interessante Einblicke in eine vergangene Zeit und hat mich insgesamt gut unterhalten.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.03.2015
Alleine war gestern
Meier, Beatrice

Alleine war gestern


gut

Lieber gemeinsam als einsam

Fünf sehr unterschiedliche Menschen beschließen aus verschiedenen Gründen eine Wohngemeinschaft zu gründen. Sie haben aber alle eins gemeinsam : sie haben die 60 schon überschritten und wollen nicht einsam enden. So raufen sich Philip, Ricarda, Harry, Eckart und Uschi mit all ihren Ecken und Kanten, mit ihren Angewohnheiten und Macken zusammen. Und trotz anfänglicher kleiner Reibereien scheint das Zusammenleben tatsächlich zu funktionieren. Bis die lebenslustige und agile Uschi nach einem Schlaganfall zum Pflegefall wird. Die Freunde sind sich mehr oder weniger einig, sich gemeinsam um Uschi kümmern zu wollen, sie nicht in ein Pflegeheim abzuschieben. Doch die Situation gestaltet sich deutlich schwieriger als zuvor angenommen. Wird die Gemeinschaft und Freundschaft das aushalten ? Oder müssen sie letztendlich doch aufgeben ?

Der Roman beginnt recht spritzig und humorvoll. Die Gründung dieser eher ungewöhnlichen Wohngemeinschaft gestaltet sich als eher lustiges Abenteuer, das den Leser / die Leserin häufig schmunzeln lässt. Doch dann wird es zunehmend ernster und die Geschichte verliert einen großen Teil ihrer Leichtigkeit. Das ist an sich auch weiter nicht schlimm, da das Thema ja auch einen eher ernsten Hintergrund hat.
Allerdings habe ich in diesem Teil dann doch eine gewisse Tiefgründigkeit vermisst. Gedanken, Gefühle und Problematik sind mir deutlich zu oberflächlich geblieben und wurden nur angekratzt . Besonders auch Uschis eigene Gefühlswelt ist mir viel zu kurz gekommen.

Der Schreibstil ist dabei auch eher einfach und ohne viel Schnörkel gehalten. Es gibt sehr viele, sehr kurze Sätze und auch die einzelnen Kapitel fallen überwiegend sehr knapp aus ( Viele Kapitel bestehen aus gerade mal 3 Seiten. ).
Insgesamt lässt sich das Buch damit schnell und leicht lesen. Es hat mich wohl auch ganz gut unterhalten, aber ich hatte hinsichtlich der Thematik einfach mehr erwartet. Ich vergebe daher gute drei Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.