Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Stephie

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2012
Grimm
Marzi, Christoph

Grimm


gut

Auch Grimm befasst sich, wie viele Jugendbücher, mit Märchen, allerdings in einer etwas anderen Form. Statt ein altbekanntes Märchen neu zu erzählen oder in der modernen Welt spielen zu lassen, stellt Christoph Marzi sich darin die Frage, was wäre, wenn die ganzen Geschichten gar keine Erfindungen gewesen wären und verbindet so ein einzigartige und neue Idee mit verschiedenen Märchenelementen. Dabei greift er sowohl auf die jedem bekannten Märchen, wie z.B. Schneewittchen oder Dornröschen, als auch auf völlig unbekannte, vielleicht sogar ausgedachte, zurück. Dabei ist die Atmosphäre, die er kreiert, nicht unbedingt märchenhaft. Sie ist düster, bitter, teilweise geradezu hasserfüllt, und sehr unheimlich. Die Vorstellung, dass alle Kinder plötzlich einfach einschlafen, ist wirklich sehr Angst einflößend, genau wie auch die meisten seiner (Märchen)Wesen, genannt Mythen, wobei ihr Hass auf die Menschen später sehr gut nachvollziehbar wird.

Die Umsetzung dieser wirklich außergewöhnlichen Idee ist aber leider nicht gänzlich gelungen, denn neben den vielen positiven Aspekten, gibt es auch einige negative.

Die Handlung, die auf einen sehr kurzen Zeitraum beschränkt ist, beginnt zunächst langsam und rätselhaft, nimmt aber schließlich an Fahrt auf und wird zum Ende hin immer fesselnder. Sowohl die verschiedenen Verfolgungsjagden bzw. Fluchten als auch die nur langsam vorangehende Auflösung der ganzen Mysterien sorgen für einige spannende Momente und lassen den Leser richtig mitfiebern. Immer wieder tauchen neue Fragen auf, die erst zu einem späteren Zeitpunkt beantwortet werden. So fügen sich erst nach und nach die verschiedenen Puzzleteile, die man im Verlauf des Buches gesammelt hat, zu einem Gesamtbild zusammen. Schließlich werden einem alle Zusammenhänge klar und man erkennt, wie eines zwangsläufig zum anderen führte. Dieser Aspekt des Buches ist noch ziemlich gut gelungen, das Ende an sich allerdings weniger.

Es ist so grausam und unlogisch, dass es einem sämtliche Freude am Buch nimmt und den Leser mehr als enttäuscht zurück lässt. Der erforderliche Beweis der wahren Liebe, kommt überhaupt nicht zur Geltung bzw. ist eigentlich nicht einmal wirklich vorhanden und der Tod einer bestimmten Figur ist einfach nur unnötig. Es muss natürlich nicht jedes Buch ein Happy End haben und nicht jeder Charakter kann immer überleben, aber deswegen muss man den Tod eines wichtigen Charakters doch nicht so sinnlos und überflüssig werden lassen. Das ruiniert die ganze Geschichte und zerstört alle Hoffnungen. Eine wirkliche Wendung bringt er nämlich auch nicht und das Ende bleibt danach sogar recht offen. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, aber ohne dieses Ende wäre die Bewertung mindestens einen Stern besser ausgefallen.

Positiv zu erwähnen sind dagegen die verschiedenen Charaktere, allen voran Vesper Gold. Im Gegensatz zu vielen anderen weiblichen Hauptfiguren ist sie nicht schüchtern und hilfsbedürftig, sondern sehr tough und ziemlich cool. Sie ist aufsässig und stur, lässt sich nur von wenigen Menschen etwas sagen. Sie ist aber auch stark und mutig. Wegen ihrer eher schlimmen Kindheit, sind viele ihrer Reaktionen und Handlungen sehr verständlich und schon nach kurzer Zeit wirkt Vesper richtig sympathisch.

Auch für Leander, Vespers Mitstreiter, entwickelt man sofort Sympathie. Er ist zwar etwas ungewöhnlich, vor allem was seinen Kleidungsstil betrifft, aber auch sehr charmant. Er bringt sowohl etwas Witz, als auch mehr Gefühl in die Geschichte, denn zwischen ihm und Vesper entsteht schon sehr schnell mehr als nur Freundschaft.

Die Nebencharaktere, darunter Vespers Freundin Ida, deren süße Tochter Greta sowie der mysteriöse Andersen und sein Äffchen bleiben ebenfalls positiv im Gedächtnis.
Dafür erfährt man aber, mit einer Ausnahme, nur sehr wenig über die verschiedenen Mythen, sodass diese sehr blass bleiben. An Stelle einiger Umschreibungen hätte man lieber etwas mehr auf eben jene eingehen sollen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Der Sturm / Das Tal Season 1 Bd.3
Kuhn, Krystyna

Der Sturm / Das Tal Season 1 Bd.3


ausgezeichnet

Im dritten Teil der Tal-Serie von Krystyna Kuhn geht es gewohnt spannend weiter und die Autorin schafft es sogar sich noch einmal zu steigern, sodass dieser Band noch mehr überzeugen kann als seine beiden Vorgänger.

Durch den Sturm und seine Folgen sinkt die Zahl der Hauptfiguren und es dreht sich alles um die fünf Schüler, die im College zurück bleiben müssen: Chris, Julia, Benjamin, Rose und Debbie. Die anderen drei Hauptcharaktere, Katie, David und Julias Bruder Robert, treten dieses Mal fast gar nicht auf, da sie lange vor den anderen aufgebrochen und es daher noch rechtzeitig aus dem Tal geschafft haben. Sie tauchen nur zu Beginn und am Ende der Handlung kurz auf.

Die Handlung selbst erstreckt sich auf nur wenige Stunden, nämlich die Zeit, in der die fünf Schüler auf Grund des Sturms und der daraus resultierenden Sperrung der Straße nach Fields, der einzigen Straße, die aus dem Tal hinaus führt, von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Da keiner der beiden Sicherheitsmänner, die während der freien Tage für das College verantwortlich sind, auf das Klingeln und Klopfen der Schüler reagiert, müssen sie zunächst versuchen irgendeinen Weg in das Gebäude zu finden, das wie ein Hochsicherheitstrakt verriegelt ist, wenn sie nicht erfrieren wollen. Das allein stellt schon eine große und nicht ganz ungefährliche Herausforderung dar.

Doch damit ist es noch lange nicht getan, denn es stellt sich heraus, dass die eigentlichen Gefahren im Gebäude selbst lauern. Einer der Sicherheitsmänner verschwindet spurlos, ein grausiges Jaulen hallt durch die Gänge und im Kinosaal stoßen sie auf eine DVD mit einem Film über eben jene Studenten, die damals in den Bergen auf mysteriöse Weise verschwanden.

Außerdem verhält sich Debbie seit dem Unfall überaus merkwürdig. Sie meint, jemand hätte es auf sie abgesehen und wolle sie umbringen. Zunächst denken die anderen, sie hätte eine Gehirnerschütterung erlitten und würde einfach nur fantasieren. Aber schon bald müssen sie feststellen, dass wirklich etwas Seltsames im College vor sich geht und jemand ein perfides Spiel mit ihnen treibt. Aber wer? Und vor allem, warum?

Der dritte Band der Reihe ist somit noch fesselnder als die ersten beiden. Von Seite zu Seite wird die Spannung gesteigert und man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen. Je mehr die Schüler herausfinden, desto weniger können sie sich einen Reim darauf machen und man wartet gebannt darauf zu erfahren, was es mit diesen Mysterien auf sich hat und wer hinter alle dem steckt.

Auch das Ende ist Krystyna Kuhn sehr gut gelungen. Ein paar Fragen werden aufgeklärt, sodass man endlich etwas mehr über bestimmte Zusammenhänge erfährt, aber es werden auch viele neue aufgeworfen, die einen den nächsten Band gespannt erwarten lassen.

Geschildert wird das Geschehen in diesem Teil hauptsächlich aus den Perspektiven von Chris und Debbie. Dadurch hat man einen guten Überblick über die einzelnen Szenen und die Wechsel zwischen den Blickwinkeln sorgen dafür, dass die Handlung niemals ins Stocken gerät.

Debbie ist wesentlich verrückter, als man bisher vermutet hat und alles andere als sympathisch. Sie ist hinterhältig, feige, spioniert ihre Mitschüler rigoros aus und denkt immer nur an sich selbst.

Chris dagegen kommt etwas besser weg, auch wenn er ebenfalls nicht unbedingt ein Sympathieträger ist. Man erfährt viel über seine Vergangenheit sowie seine Motive. Außerdem lernt man den wahren Grund dafür kennen, warum er ins Tal gekommen ist. Denn wie wir bereits aus den vorherigen Teilen wissen, ist niemand grundlos am Grace und das gilt auch für Chris, der mehr über die Vergangenheit des Internats zu wissen scheint als die restlichen Schüler. Außerdem lernt man auch seinen Charakter etwas besser kennen, wie er über die anderen denkt und wie er wirklich für Julia empfindet, was ihn zumindest ein bisschen sympathischer macht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Blood and Chocolate
Klause, Annette Curtis

Blood and Chocolate


sehr gut

Blood and Chocolate ist schon ein etwas älteres Jugendbuch, dessen Handlung sich zwar ebenfalls um die Liebesbeziehung zwischen einem Menschen und einem übernatürlichen Wesen dreht, das aber dennoch stark vom üblichen Schema abweicht.

Zunächst erst einmal ist in diesem Buch nicht die männliche Person das übernatürliche Wesen, sonder die weibliche Hauptfigur Vivian. Das allein ist schon sehr erfrischend.

Vivian ist eine sehr starke Protagonistin. Sie ist äußerst selbstbewusst, weiß was sie will und setzt sich auch dafür ein. Sie lässt sich nicht so leicht unterkriegen und bestimmt selbst über ihr Leben. Deshalb beugt sie sich auch nur sehr ungern den wenigen Regeln ihres Rudels, hat aber keine andere Wahl, wenn sie überleben will.
So lässt sie sich auch nicht von ihrer Mutter oder den Fünf davon abhalten, sich mit Aiden zu verabreden, auch wenn er eben nur ein normaler Mensch ist. Sie entwickelt, zu ihrer eigenen Überraschung, tiefe Gefühle für ihn und will lieber mit ihm zusammen sein, als mit einem Männchen aus ihrem Rudel, unabhängig davon, was dort von ihr erwartet wird.

Aiden dagegen hat einen schwachen Charakter. Er mag zunächst liebenswert und freundlich wirken, kann sich aber nicht durchsetzen. Er kämpft nicht wirklich für das, was ihm wichtig ist und man könnte ihn sogar feige nennen. Anfangs findet man ihn noch sympathisch, vor allem weil er Vivian gut tut und sie scheinbar so akzeptiert, wie sie ist. Die Betonung liegt dabei aber leider auf scheinbar. Während er die ganze Zeit davon redet, dass er gern mehr Magie in seinem Leben hätte und offen für alles Unbekannte ist, glaubt man, Vivian habe ihren Seelenverwandten gefunden. Als er dann die ganze Wahrheit über sie erfährt, merkt man allerdings, wie sehr man sich getäuscht hat. Von seiner Offenheit ist nichts mehr übrig, stattdessen fürchtet er sich vor Vivian und weigert sich ihr auch nur noch einmal näher zu kommen oder mit ihr zu reden. Dieses Verhalten ist erschreckend und alles andere als nachvollziehbar. Man kann zwar verstehen, dass es im ersten Moment ein Schock für ihn ist und er das erst verdauen muss. Dafür, wie er sich danach ihr gegenüber verhält, kann man dann aber kein Verständnis mehr aufbringen, zumal man nur wenig über die Grunde dafür erfährt, und Aiden verliert jegliche Sympathie des Lesers.

Dafür kommt dann ein anderer Charakter ins Spiel, der mehr und mehr an Sympathie gewinnt, nachdem man ihn anfangs eher skeptisch und argwöhnisch betrachtet hat: Gabriel. Er will der neue Anführer des Rudels werden und zeigt Interesse an Vivian. Diese will zunächst nichts von ihm wissen und kann ihn nicht ausstehen. Im Verlauf der Handlung entdeckt sie jedoch, dass sie mehr gemeinsam haben, als sie angenommen hatte und Gabriel vermutlich der einzige ist, der sie wirklich verstehen kann und weiß, was sie durchmacht.

Neben der Beziehung zwischen Aiden und Vivian, gibt es aber noch einen weiteren Handlungsstrang. Auch in der neuen Stadt ist es wieder zu einem Mord durch einen der Werwölfe gekommen und das Rudel muss schnell herausfinden, wer dafür verantwortlich ist, wenn sie nicht wieder entdeckt werden wollen.
Vivian befürchtet selbst die Menschen umgebracht zu haben, weil sie keinerlei Erinnerung an die Nacht des Mordes hat, aber am Morgen blutverschmiert aufgewacht ist. Sie hat große Angst vor den Konsequenzen innerhalb des Rudels, aber auch vor sich selbst, weil sie nicht mehr sicher ist, ob sie sich unter Kontrolle hat.

Das Ende weicht ebenfalls vom üblichen Schema ähnlicher Jugendromane ab. Nachdem die Autorin zum Ende hin mehr und mehr Spannung aufbaut und den Leser an die Seiten fesselt, kann sie mit einigen Wendungen überraschen. Dies betrifft sowohl Aiden, als auch die Morde. Die Geschehnisse, die sich zum Ende hin fast überschlagen, schockieren, können aber absolut überzeugen. Es kommt alles ganz anders, als man es erwartet hätte, aber im positiven Sinn und der Schluss ist sehr zufrieden stellend.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Die Kaiserin des blauen Lichts
Gallego García, Laura

Die Kaiserin des blauen Lichts


sehr gut

Die Welt, die Laura Gallego Garcia erschaffen hat, steckt voller Überraschungen und es macht Spaß sie zu entdecken. Zu Beginn ist die Handlung noch sehr realistisch, die Fantasy-Elemente kommen erst im späteren Verlauf zum Zuge.

Bipa, Aer und die anderen Höhlenbewohner leben ihr Leben fast vollständig in den Höhlen und Tunneln um vor der Kälte geschützt zu sein. Nach draußen gehen sie nur äußerst selten. Sie leben von Pflanzen, die sie in den Höhlen finden bzw. anbauen können und kleinen Tieren, die sie dort ebenfalls hüten. Ab und an gehen die Erwachsenen auch tiefer in die Erde hinein um dort zu jagen, wohin sich die größeren Tiere und Insekten zurückgezogen haben. Jeder hat eine bestimmte Aufgabe, die er erfüllen muss. Bis auf Maga, die Schamanin, Heilerin und Älteste des Dorfs, kennt auch niemand etwas anderes, außer aus Erzählungen und Legenden.

Bipa ist sehr pragmatisch veranlagt. Sie glaubt nicht an die Legenden und Märchen. Sie hält sich sehr an die Realität und glaubt nur an das, was sie mit ihren eigenen Augen sieht. Für sie muss immer alles einen Nutzen haben. So kann sie auch nicht verstehen, warum jemand etwas herstellt, was nur hübsch aussieht, aber eben sinnlos ist.
Ihre Ansichten vertritt sie auch immer sehr direkt und sagt immer was sie denkt, auch Aer gegenüber, dem sie häufig klar macht, dass seine Ideen sinnlos oder sogar dumm sind.

Seinen Glauben an die Legenden, insbesondere die des Ätherischen Reichs und seiner Kaiserin, kann sie ihm jedoch nicht nehmen. Aer ist überzeugt davon, dass es mehr im Leben geben muss als die Höhlen und von klein auf hat er immer wieder gesagt, dass er dieses Leben eines Tages hinter sich lassen würde.

Zwischen ihm und Bipa, die nach einem Streit aus Kindertagen jahrelang kein Wort mit Aer gewechselt hat, entwickelt sich dennoch langsam eine Art Freundschaft. Solange Aer sie nicht von den Arbeiten abhält, die sie für wichtig hält, hört sie sich seine Fantasien immer geduldig an und sagt ihm ehrlich ihre Meinung, was er sehr an ihr schätzt.

Genau aus diesem Grund fühlt sich Bipa schließlich auch so schuldig und verantwortlich nach Aers zweitem Verschwinden. Die anderen Dorfbewohner wollten immer, dass Bipa ihn wieder zur Vernunft bringt und ihm sein Vorhaben ausredet. Sie hat das jedoch immer abgelehnt, weil sie Aer nicht zu sehr ins Herz schließen wollte, nur um ihn dann wieder zu verlieren.

Da niemand außer ihr Vater, der sich allerdings um Aers arme Mutter kümmern soll, bereit ist Aer zu suchen und dabei vermutlich sogar das eigene Leben zu riskieren, nimmt Bipa sich dieser Aufgabe an. Sie will ihn finden, ihm Vernunft einprügeln und ihn zurück nach Hause bringen, wo er hingehört. Dass sie noch mehr Gründe für die Suche nach ihm hat, weiß Bipa noch nicht oder will es sich zumindest noch nicht eingestehen.

Bipas abenteuerlicher und beschwerlicher Weg ist aufregend und fesselt den Leser an die Seiten. Sie trifft interessante, aber auch gefährliche Menschen bzw. Lebewesen, die ihr nicht alle wohl gesonnen sind. Immer, wenn sie Aer ein Stück näher kommt, entfernt er sich wieder von ihr, wodurch die Spannung konstant aufrechterhalten wird. Mehrmals ist Bipa kurz davor aufzugeben, schöpft dann aber neuen Mut und neue Kraft, bis sie irgendwann schon so weit gekommen ist, dass sie einfach nicht mehr umkehren kann. Außerdem sorgt auch ein sehr trauriges und bewegendes Erlebnis noch einmal zusätzlich dafür, dass Bipa nun eigentlich gar keine andere Wahl mehr hat als ihr Ziel zu erreichen.
Des Weiteren entdeckt Bipa zum Schluss auch endlich den wahren Grund für ihre Reise und wird sich endlich ihrer Gefühle bewusst.

Lediglich das Ende ist ein wenig kritikwürdig. Es kommt ein bisschen zu schnell und überrumpelt den Leser fast. Außerdem wäre mehr Erklärung nötig gewesen um alles zu verstehen. So bleiben schließlich leider einige Fragen ungeklärt, wie z.B. was es nun tatsächlich mit der Kaiserin auf sich hatte, auf die man wohl nie eine Antwort erhalten wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Die Liebesangst
Ragde, Anne B.

Die Liebesangst


gut

Liebesangst ist ein ganz und gar anderes Buch, als das deutsche Cover und auch der Titel es zunächst vermuten lassen. Während diese beiden Elemente eine Liebesgeschichte suggerieren, sollte man es wohl eher als Erotikroman einstufen. Es geht zwar auch ein wenig um Liebe, aber dominiert wird die Handlung vor allem von den diversen Sexszenen.

Die Protagonistin Ingunn könnte man eigentlich schon als Nymphomanin charakterisieren. Während ihrer Phasen des sexuellen Auslebens, wie sie es selbst nennt, ist Ingunn nahezu jede Nacht mit einem anderen Mann im Bett. Dabei zieht sie, wie sie ebenfalls selbst sagt, jeden Mann ab 18 Jahren als potenziellen Sexualpartner in Betracht und ist auch sonst nicht allzu anspruchsvoll, vom Aussehen einmal abgesehen. Sie sucht sich die Männer in der Stadt oder noch lieber in verschiedenen Internetforen und Dating-Portalen, bei denen sie angemeldet ist. Hinzu kommt, dass sie grundsätzlich mit jedem dieser Männer Sex ohne Kondom hat, weil sie diese nicht ausstehen kann. Um nicht schwanger zu werden, hat sie sich eine Spirale einsetzen lassen, an Geschlechtskrankheiten denkt sie nicht so sehr. Außerdem hat sie beim Geschlechtsverkehr mit den unterschiedlichen Partnern das starke Bedürfnis, all ihre früheren Geliebten auszustechen.

Sie fühlt sich wohl, allein und in ihrer eigenen Wohnung, wo sie machen kann, was immer sie will. Sie kann auch überhaupt nicht nachvollziehen, wie ihre Arbeitskolleginnen mit deren Ehemännern zusammen bleiben können, wenn ihre Beziehung zur Gewohnheit geworden ist oder sie nur noch selten Sex haben. Für Ingunn gibt es eigentlich nichts Wichtigeres als Sex und jede Menge Abwechslung.

Das ändert sich erst langsam, als Ingunn dem Alleinerziehenden Tom zufällig begegnet und sich irgendwie in ihn zu verlieben scheint. Obwohl er so gar nicht wie die Männer ist, mit denen sie sonst verkehrt, kann sie ihn und sein Verhalten gegenüber seiner Tochter nicht mehr vergessen. Anfangs versucht sie mit aller Macht diese aufkeimenden Gefühle zu verdrängen, weil sie ihr bisheriges Single-Sex-Leben um keinen Preis ändern will. Doch mit der Zeit beginnt auch sie sich ein kleines bisschen nach Beständigkeit und Zweisamkeit zu sehnen und fragt sich, ob sie wirklich glücklich ist oder ihr nicht doch irgendetwas fehlt.

Damit ist Ingunn eine recht außergewöhnliche, aber auch interessante Figur, wenn man sich erst einmal an ihren ungewohnten Lebensstil gewöhnt hat. Wirklich verstehen oder sich gar mit ihr identifizieren, kann man sich allerdings nicht, sofern man nicht ein ähnliches Leben führt oder ihre diversen Ansichten über Männer und Sex teilt. Ihr Job als Musikjournalistin und ihre damit verbundenen Geschäftsreisen liefern dagegen jede Menge interessante Infos über diverse Musiker.

Zu Beginn des Romans geht es zunächst um Ingunns Vergangenheit, also ihre kurzen Beziehungen und Affären oder One-Night-Stands, die ihr besonders in Erinnerung geblieben sind. Die Sexszenen werden dabei jeweils recht detailliert beschrieben. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund und ihre Sprache kann man daher stellenweise durchaus als vulgär beschreiben. Einige Beschreibungen sind dagegen wirklich schwer vorstellbar, wie z.B. „Nie wieder würde sie […] spüren, wie seine Gesäßmuskeln auf und ab federten, als wären sie gefüllt mit kräftigen kleinen Tieren, die mit hängender Zunge keuchten.“
Die sehr kurz gehaltenen Kapitel sorgen dafür, dass die Handlung niemals langatmig wird oder Langeweile aufkommt.

Etwas verwirrend ist es ferner noch, dass es an einigen Stellen, wenn es um Ingunns Auto geht, so klingt, als würde es von selbst fahren und nicht etwa von ihr gesteuert werden: der Audi kennt den Weg, er hält, etc. Das könnte aber auch an der Übersetzung liegen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Hundeherz
Ekman, Kerstin

Hundeherz


gut

Hundeherz ist die Geschichte eines tapferen, kleinen Welpen, der lernen muss, sich allein in der Natur zu Recht zu finden und ihr nicht zum Opfer zu fallen. Bisher wurde er immer umsorgt, er wurde genährt, gewärmt und geliebt. Als er sich plötzlich allein im Schnee befindet, weiß er zunächst nicht, wie ihm geschieht. Es ist kalt und nass, außerdem hat er Hunger und obwohl er so jault, was bisher immer dazu geführt hat, dass sofort jemand kam und sich um ihn kümmerte, bleibt er allein. Er hat sein Rudel verloren.

Entgegen aller Wahrscheinlichkeit überlebt der kleine Welpe den harten Winter. Es grenz geradezu an ein Wunder, dass er in seiner jungen Unachtsamkeit keinem anderen Tier zum Opfer fällt.
Er lernt schließlich, wie er sich halbwegs warm halten kann und nach dem er sich lange Zeit von einem Elch-Kadaver ernährt hatte, muss er nun auch lernen zu jagen, wenn er nicht verhungern will. Sein Jagdinstinkt erwacht und es gelingt ihm immer häufiger, Beute zu schnappen und sich so seinen Magen zu füllen. Er wird größer, kräftiger und vor allem vorsichtiger und schafft es so zu überleben.

Das gesamte Geschehen wird aus der Sicht des Hundes geschildert, sodass man die Gefühle des kleinen Welpen gut nachvollziehen kann. Man fühlt stellenweise richtig mit ihm mit oder hat Angst um ihn. Anfangs noch völlig verängstigt und voller Sehnsucht nach der Mutter und ihrer warmen Geborgenheit, fasst er mit der Zeit mehr Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten. Er ist sehr tapfer und sein Überlebenswille ist spürbar. Es ist wirklich erstaunlich, was dieser kleine Graue alleine durch gestanden hat.


Leider ist die Handlung teilweise etwas langatmig und plätschert nur so vor sich hin. Es passiert nicht wirklich etwas. Es werden lediglich die täglichen Ereignisse des Hundes, Futtersuchen/-jagen, pinkeln, schlafen, geschildert, die nicht sehr viel Abwechslung bieten oder die Landschaft beschrieben. Spannung will so gar nicht aufkommen, was wirklich schade ist, denn der Wald bürgt sicherlich einige Gefahren, die man spannender hätte einbauen können. Dadurch kommen auch nur wenige Emotionen auf.

Der Schreibstil von Kerstin Ekman ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, was aber auch an den vielen schwedischen Fremdwörtern liegen kann, auf deren Übersetzung man verzichtet hat. Am Anfang und am Ende stellt sie dem Leser direkt Fragen und regt so zum Nachdenken an.

Das Ende ist der Autorin gut gelungen und man freut sich für den nun erwachsenen Hund, dass er wieder ein Rudel gefunden hat und nicht mehr den Launen der Natur ausgesetzt ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Ash
Lo, Malinda

Ash


gut

An Malinda Los neue Interpretation von Aschenputtel, des bekannten Märchens der Gebrüder Grimm, sollte man lieber nicht mit allzu hohen Erwartungen heran gehen, denn dann wird man vermutlich enttäuscht werden.

An sich ist die Idee, das Märchen neu und in veränderter Weise wieder aufleben zu lassen, gar nicht mal so schlecht. Es gibt genügend Filme, die beweisen, dass es funktionieren kann und viele andere Märchen wurden in letzter Zeit ebenfalls als Grundgerüst verschiedener Bücher genutzt. Leider hapert es hier jedoch an der Umsetzung, die nicht wirklich überzeugen kann.

Der Grundverlauf der Handlung ist jedem, der das Märchen kennt, klar. Ash verliert beide Elternteile, wird dann zum Dienstmädchen der Stiefmutter und ihrer Stiefschwestern, bis sie mit Hilfe einer Fee ihren Prinzen kennen lernt und glücklich und zufrieden den Rest ihres Lebens mit ihm verbringt.
Während der ersten Hälfte des Buches kommt dadurch jedoch auch absolut keine Spannung auf, denn Malinda Lo wälzt diesen Abschnitt zu sehr und mit zu wenigen Veränderungen aus, als dass es für den Leser wirklich interessant wäre. Hier hätte sie entweder vieles kürzer schreiben, oder aber mehr Änderungen vornehmen müssen um den Leser noch zu überraschen.
Erst in der zweiten Hälfte gibt es ein paar interessante Wendungen und Neuerungen, die von dem bekannten Märchen abweichen, insbesondere die Figur der Kaisa oder auch die Jagd im Wald.

Wirklich viel Spannung kommt aber dennoch nicht auf, denn es gelingt der Autorin einfach nicht den Leser richtig zu fesseln. Man quält sich zwar nicht durch das Buch, hat aber auch nicht den Drang unbedingt weiter lesen zu wollen.

Ein weiterer Schwachpunkt des Romans sind die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Bis auf Ash, deren Verhalten allerdings auch nicht immer ganz nachvollziehbar ist, lernt man keine der Figuren so richtig kennen. Sie alle bleiben eher blass und rätselhaft. Das gilt sowohl für die Jägerin Kaisa, als auch für den Feenmann Sidhean, obwohl beide Charaktere eigentlich viel Potenzial bieten.

Dass sich zwischen Sidhean und Ash eine Freundschaft entwickelt, erfährt man nur durch den Erzähler. Merken kann man es nicht, denn es gibt nur wenige Begegnungen und noch weniger Gespräche zwischen den Beiden. Auch weiß man bis zum Ende hin nicht, welche Rolle Sidhean nun wirklich in dem Geschehen einnehmen soll und kann somit noch nicht viel mit ihm anfangen.

Das gleiche Problem gibt es bei der Beziehung zwischen Kaisa und Ash. Dass die wenigen Begegnungen und Unterhaltungen sich zu Liebe entwickelt haben sollen, wirkt mehr als unglaubwürdig. Beide kennen sich kaum und wissen fast nichts voneinander. Zumal auch Kaisas Verhalten ziemlich undurchschaubar ist.
Nur bei Ash merkt man manchmal, dass sie irgendetwas für Kaisa empfindet, auch wenn sie selbst noch nicht weiß, was.

Der Prinz selbst taucht nur wenige Male auf und entscheidet sich ausgesprochen schnell für eine andere Braut, obwohl er doch angeblich erst so nach seiner geheimnisvollen Schönheit auf dem Ball gesucht hat.
Besser gelungen sind dagegen die Stiefmutter und ihre beiden Töchter: Garstig, fies und hinterhältig, genau wie man es von ihnen erwartet. Lediglich Clara, die jüngere Schwester, scheint manchmal ein wenig Mitleid mit ihrer Stiefschwester Ash zu haben und kein ganz so schlechter Mensch zu sein.

Das Ende ist leider auch nicht allzu überzeugend. Es kommt zu schnell und wirkt sehr überstürzt. Die Lösung des eigentlich wirklich interessanten Problems ist viel zu simpel und kann daher nicht zufrieden stellen. Es gibt allerdings auch noch positive Seiten. Dazu zählen vor allem die diversen Feengeschichten, die im Verlauf der Handlung von verschiedenen Figuren erzählt werden. Sie alle sind interessant zu lesen und zeigen, dass die Autorin durchaus gute Ideen hat, die sie ja vielleicht in einem nächsten Buch besser umsetzen kann.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Ein Tag ohne Zufall
Pearson, Mary E.

Ein Tag ohne Zufall


sehr gut

Ein Tag ohne Zufall ist eine sehr gefühlvolle, aber eher ruhige Geschichte, die den Leser, vor allem zum Ende hin, sehr bewegt und sogar zu Tränen rührt.

Scheinbar von ihren Eltern verstoßen, hat man von Anfang an viel Mitgefühl mit der Hauptfigur Destiny und ihrem schweren Schicksal. Man kann daher auch gut nachvollziehen, dass sie sich niemandem gegenüber öffnet, sondern nur stille Beobachterin ist, und keine engen Bindungen eingehen will. Da man zunächst auch nicht weiß, warum Destinys Eltern sie schon so früh weggeschickt haben, ist man natürlich gespannt darauf zu erfahren, was es damit auf sich hat.

Doch an diesem einen Tag, an dem Des eigentlich mit dem Schlimmsten gerechnet hat, scheint ihr sehnlichster Wunsch tatsächlich in Erfüllung zu gehen. Wie durch ein Wunder steht plötzlich ein verlassenes, aber noch laufendes Auto vor ihr, das nur auf Destiny zu warten scheint.
Da Destiny noch keinen Führerschein hat, macht sie sich auf die Suche nach einem Fahrer und stößt dabei auf Seth, der wegen einer Strafarbeit ebenfalls nicht im Unterricht sitzt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg und sammeln dabei noch Aidan und Mira ein, zwei Mitschüler, die ganz zufällig ebenfalls gerade nicht am Unterricht teilnehmen.


Zu Viert schleichen sie sich vom Schulgelände und lernen sich auf ihrem kleinen Roadtrip besser kennen als sie es je für möglich gehalten hätten und sogar die verschlossene Destiny lässt Stück für Stück ihr Schutzschild fallen.

Auf ihrer Fahrt in die nächst größere Stadt erleben sie die unterschiedlichsten und erstaunlichsten Sachen, die man sich nur vorstellen kann. Jeder bekommt oder erlebt etwas, was er sich schon immer gewünscht hat und es scheint der perfekte Tag zu werden.

Aber je mehr Destiny sich öffnet, desto mehr muss sie auch der Realität in die Augen blicken und unterstützt von ihren Freunden beschließt sie sich mit ihren Eltern auszusprechen. Sie will endlich erfahren, warum sie sie, im Gegensatz zu ihrem kleinen Bruder, nicht bei sich behalten haben.

Bis zu diesem Moment war die Handlung zwar durchaus interessant, aber bei weitem nicht so überraschend wie das, was danach kommt. Mary E. Pearson schockiert den Leser regelrecht mit einer Wendung, die man so auf keinen Fall erwartet hätte. Man hat nahezu mit allem gerechnet und gedacht, dass die Eltern vielleicht einfach gleichgültig seien. Aber das, was wirklich dahinter steckt, nimmt einem fast den Atem.


Durch den Ich-Erzähler verfolgt man die gesamte Handlung ausschließlich aus der Perspektive von Destiny und so nimmt man zunächst alles für gegeben hin, was sie dem Leser und ihren Freunden berichtet. Erst, als auch sie sich öffnet und sich und ihren Freunden die Wahrheit eingesteht, erkennt man die Hintergründe. Dieser Moment ist zutiefst bewegend und lässt sowohl das bisherige Geschehen als auch Destinys gesamtes Verhalten in einem neuen Licht erscheinen.

Die Geschichte ist jedoch nicht nur traurig, sondern an vielen Stellen auch sehr humorvoll und man genießt es, diese vier äußerst unterschiedlichen Menschen auf ihrer außergewöhnlichen Reise zu begleiten. Sie entdecken neue Seiten an den anderen und erkennen, dass sie einander nicht so gut kannten, wie sie vielleicht geglaubt hatten. Ihre Reise ist vermutlich sogar der Anfang einer tiefen Freundschaft, wie Des sie bisher nie kannte. Als Leser freut man sich mit jedem Einzelnen von ihnen, wenn er das bekommt, was er verdient und sich schon lange gewünscht hat. Außerdem sind auch die diversen Geschichten von Des über die erstaunlichsten Zufälle ausgesprochen interessant.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.