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drachenzahn

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2024
Der Wortschatz
Gugger, Rebecca

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Die Kreativität der Sprache

„Wortschatz“ ist ein tolles Buch über den Wert und die Wirkung von Sprache. Auf anschauliche und kreative Weise wird kleinen Kindern ab vier Jahren gezeigt, was in einem einzelnen Wort steckt, was es bedeutet und wie man selbst zum Akteur seiner sprachlichen Umwelt werden kann.

Oscar findet an einem Herbstmorgen eine verschlossene Holztruhe. Doch statt den erwarteten Schätzen befindet sich darin lediglich ein Durcheinander von bloßen Wörtern. Seine Enttäuschung ist entsprechend groß. Als er jedoch genervt das Wort „quietschgelb“ ins Gebüsch wirft, rennt kurz darauf ein wütender gelber Igel an ihm vorbei. Offensichtlich haben Wörter doch mehr Bedeutung, als Oscar es ihnen zugetraut hätte. Aber was passiert, wenn keine Wörter mehr in der Kiste sind? Wie (er)findet man neue?

Kindern wird auf anschauliche Weise über die Illustrationen gezeigt, welche Bedeutung ein Wort haben kann. Was ist „pompös“, „wolkenweich“ oder „beflügelt“? Manche Wörter kennt man bereits aus dem Wörterbuch, andere sind aber völlig neue Zusammensetzungen wie „zauberhimmelschön“ oder „pflaumensommersüß“? Das Buch ermutigt den Leser, über Sprache und ihre Wirkung nachzudenken, und zum Schluss selbst kreativ zu werden und sich Wörter auszudenken.

Damit eignet sich das Buch nicht nur für Vorschulkinder, sondern auch für den Deutschunterricht. Tatsächlich wird am Ende des Bandes sogar ein kostenloser Download von pädagogischem Begleitmaterial zum Thema Sprachkompetenz und Textverständnis über einen QR-Code zur Verfügung gestellt. Als Lehrer erhält man so eine Menge an Ideen und Materialen. Absolut empfehlenswert!

„Wortschatz“ hat mich mit seinem Charme und seiner Ausdruckskraft völlig verzaubert. Dieses Buch verleiht Wörtern wortwörtlich Flügel und zeigt uns, welche Kraft in unserer Sprache steckt. Kinder werden hier zu Wortschatz-Entdeckern und -Erfindern. Toll!

Bewertung vom 16.02.2024
Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume
Vieweg, Olivia

Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume


ausgezeichnet

Blasmusik des Grauens

Ich wusste nicht genau, was mich bei dieser kuriosen Mischung aus Blasmusik, Fantasy und Gruselelementen erwartet, aber ich kann sagen: Ich wurde von dieser faszinierenden und amüsanten Geschichte einfach mitgerissen. Das Buch ist perfekt auf Jugendliche ab 12 Jahren zugeschnitten, aber auch Ältere werden mit Elly und ihren Freunden noch ihre Freude haben.

Das mit Quedlinburg irgendwas nicht stimmt, merkt man bereits auf den ersten Seiten. Alle Anwohner sind wie besessen von Blasmusik und wer sich diesen Traditionen entgegenstellt, wird als merkwürdiger Sonderling wahrgenommen, der unbedingt eines Besseren belehrt werden muss. Seltsamerweise ist es auch nicht möglich, irgendeine andere Art von Musik laut abzuspielen.

Elly passt in diese von Traditionen geprägte Stadt einfach nicht hinein. Sie liebt Schwarz, Heavy Metal und will diesem ganzen Wahnsinn einfach nur entfliehen. Wohin sich das Buch entwickelt, weiß man zunächst nicht. Ellys Lieblingslehrer Herr Hellborn verschwindet und hinterlässt ihr eine seltsame schwarze Trompete sowie ein scheinbar leeres Notenheft. Doch nach und nach kommt Elly zusammen mit ihren Freunden einem dunklen Geheimnis auf die Spur. Unter der Stadt schlummert etwas. Es ist verzweifelt und wütend. Doch auf welche Seite sollen sie sich stellen? Was ist richtig oder falsch? Und ist die Sonne wirklich für alle da?

Die Hauptperson Elly ist trotz ihrer barschen Art ein durchaus liebenswertes Mädchen, das mit ihren Gefühlen nicht immer umzugehen weiß und häufig sehr hart zu anderen ist. Und obwohl sie sich nie entschuldigt, versucht sie dennoch auf ihre Weise ihre harten Worte wiedergutzumachen. Sie wirkt durchaus echt – wie eine junge Heranwachsende in einer Welt, in der sie sich fehl am Platz, überfordert und verloren fühlt. Ihre Freunde haben ebenfalls jeder individuelle Macken und Kanten, was sie zu den Außenseitern in dieser Stadt macht.

Das Buch ist spannend, kurzweilig und amüsant geschrieben und wird von ein paar wenigen düsteren Schwarz-Weiß-Zeichnungen begleitet, die perfekt zur Grundstimmung des Buches passen. Obwohl der Band in sich abgeschlossen ist, bleiben doch einige Fragen und Handlungsstränge offen, die hoffentlich in einer Fortsetzung aufgegriffen und zum Abschluss gebracht werden. Ich zumindest würde mich über einen weiteren Band sehr freuen.

Insgesamt kann ich das Buch allen empfehlen, die Spaß an ungewöhnlichen Fantasygeschichten mit leichten Gruselelementen haben und bereit sind, sich von einer mürrischen Hauptperson verzaubern zu lassen.

Bewertung vom 07.02.2024
Die Traumspinnerin
Veenstra, Simone

Die Traumspinnerin


ausgezeichnet

Wenn die Nacht erwacht

„Die Traumspinnerin“ ist ein fantasievolles Gutenacht-Buch für Kinder ab drei Jahren, das leise und unaufgeregt den Kleinen die Nacht zeigt und das Träumen lehrt. Meine zweieinhalb Jahre alte Tochter war sofort von dem Zauber der Geschichte gefangen und staunte darüber, was es alles auf den Seiten zu entdecken gab.

Luca, die Hauptperson und dessen Geschlecht niemals eindeutig bestimmt wird, möchte statt einer Gutenachtgeschichte lieber erfahren, was des Nachts geschieht. Und so geht der Papa mit seinem Kind hinaus und zeigt, wie die Welt im Dunkeln zu träumen beginnt. Dabei ist es gar nicht der Anspruch des Buches eine reale Nachtwelt zu zeichnen. So vermischen sich vielmehr Fakt und Fantasie. Die Kühe lauschen dem Wind, die Bauarbeiter sind noch nach Dienstschluss tätig und lassen die Funken sprühen, die Blumen sammeln Sternschnuppen, die Igel spielen im Mondschein Fangen und Mama gibt Träumen eine Gestalt aus rosa Wolken.

Toll finde ich, dass ganz bewusst traditionelle Rollenbilder durchbrochen werden. Nicht die Mama, sondern der Papa bringt das Kind ins Bett und liest noch Gutenachtgeschichten vor. Die Mama geht stattdessen nachts noch auf Arbeit. Der Name Luca ist zudem bewusst neutral gewählt, sodass die Kinder bzw. die Eltern selbst entscheiden können, ob sie darin eher ein Mädchen oder einen Jungen erkennen. Pronomen wie „er“ oder „sie“ werden komplett übergangen und auch die Abbildungen lassen sich keinem Geschlecht eindeutig zuordnen.

Im Grunde passiert nicht wirklich etwas Spannendes in der Geschichte. Vielmehr entdeckt man mit Luca zusammen eine traumhafte Nacht. Die Dunkelheit wird sowohl in Wort als auch im Bild durch Mondschein, Sternschnuppen und Glühwürmchen erhellt. Überhaupt sind die Illustrationen wunderschön und nehmen der Nacht jeglichen Schrecken. Die Sprache ist leicht poetisch, bleibt aber immer einfach und anschaulich, sodass Kleinkinder dem Geschehen problemlos folgen und darüber staunen können.

Bei dem Buch handelt es sich um eine wunderschöne, entspannte Gutenachtgeschichte, die bewusst die traditionellen Rollenbilder aufbricht und Kinder zum Träumen anregt. „Doch wie sagt Mama immer? Die buntesten Träume kommen zu jenen, die am tiefsten schlafen.“

Bewertung vom 30.01.2024
Roboter / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.14
Neubauer, Annette

Roboter / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.14


sehr gut

Buchstaben und Bits – Ein Roboterbuch für Erstleser

Die Erstleser-Bücher von „Wieso? Weshalb? Warum?“ sind perfekt auf Leseanfänger abgestimmt. Die Schrift ist groß und orientiert sich an der gängigen Fibelschrift. Auf einer einzelnen Seite ist meist ein in sich abgeschlossenes Kapitel mit recht wenig Text, das zudem durch passende Illustrationen begleitet und unterstützt wird. Die Sprache bleibt trotz des Themas Roboter überwiegend einfach, sodass Kinder ab 7 Jahren ihn sehr gut verstehen können.

Besonders toll finde ich, dass dieses Buch die Kinder durch Rätsel und Lesespiele gezielt motiviert, ihre Lesefertigkeiten aktiv unter Beweis zu stellen. So müssen Silben oder Buchstaben in die richtige Reihenfolge gebracht, Buchstaben ergänzt oder Wörter in Gittern gesucht werden. Am Ende des Bandes befindet sich des Weiteren eines Lesequiz, mit dem man sich selbst testen kann, inwieweit das Gelesene verarbeitet und behalten wurde.

Auf einer Doppelseite kann man das Leseverständnis mit Hilfe von Stickern testen, die je nach Text an eine bestimmte Stelle geklebt werden müssen. Einmal erledigt, ist diese Aufgabe jedoch leider nicht wiederholbar. Anders ist das mit dem Leselotto. Hier handelt es sich um insgesamt 24 Karten. Die Kinder sollen hier die richtige Erklärung zum passenden Wort bzw. Bild legen. Ob ihre Lösungen korrekt sind, sehen sie anhand der Farben auf der Rückseite.

Als Erstleserbuch ist der Band wirklich perfekt. Auch inhaltlich ist er definitiv interessant. Das Thema „Roboter“ wird weitgefächert betrachtet. Was ist ein Roboter? Woraus besteht er? Was können sie und was nicht? Was versteht man unter künstlicher Intelligenz? Die einzelnen Texte stellen den jeweiligen Bereich grob vor, ohne jedoch sonderlich ins Detail zu gehen.

Allerdings stört mich schon, dass diese moderne Technik lediglich positiv dargestellt wird. Dass es zum Beispiel Roboter zum Trösten gibt, stellt für mich eher eine traurige Notlösung dar, als tatsächlich ein erstrebenswerter Ersatz für menschliche Nähe. Zumindest ein bisschen könnte man die Kinder neben dem Lesen auch noch zum kritischen Denken anregen.

Ansonsten ist das Buch tatsächlich sehr geeignet, um auch Lesemuffel zu begeistern, insbesondere wenn sie sich für Technik und Roboter im Speziellen interessieren.

Bewertung vom 24.01.2024
Wieso? Weshalb? Warum? junior AKTIV: Fahrzeuge

Wieso? Weshalb? Warum? junior AKTIV: Fahrzeuge


sehr gut

Toller Bastelblock mit Schwächen

„Junior Aktiv – Fahrzeuge“ von „Wieso? Weshalb? Warum?“ ist ein tolles Sachbuch, das nicht nur Wissen vermitteln, sondern Kinder auch direkt zum Mitmachen anregen möchte. Damit eignet sich das Bastelbuch für ganz Kleine zwischen 2 bis 4 Jahren, die erst den richtigen Umgang mit Schere und Stift erlernen. Jeder Band in der Reihe widmet sich einem speziellen Thema, sodass man dieses gezielt nach den Interessen des eigenen Kindes auswählen kann.

In diesem Fall dreht sich alles um Fahrzeuge. Die Kinder lernen eine große Bandbreite an unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln kennen – an Land, im Wasser und in der Luft. Die Texte sind allesamt sehr kurz und damit gut auf die Alltagsgruppe zugeschnitten. Toll ist aber vor allem der aktive Part. Die Kinder sollen nicht einfach nur still konsumieren, sondern selbst tätig werden. So gibt es mehrere großformatige Ausmalbilder von Fahrzeugen aus unterschiedlichen Bereichen (z.B. Feuerwehr, Polizei, Bauernhof, Baustelle). Dabei können die Kinder entweder die Vorlage auf der linken Seite farblich übertragen oder selbst kreativ werden.

Des Weiteren enthält der Band zahlreiche Rätselaufgaben. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei recht unterschiedlich. Während die Kinder bei manchen zumindest ein wenig nachdenken müssen, stellen andere selbst für Zweijährige nicht immer eine Herausforderung dar. Die Aufgaben sind jedoch vielfältig. Beispielweise müssen in einem einfachen Suchbild bestimmte farbliche Autos aufgespürt oder Schattenrisse richtig zugeordnet werden. Auch erste Schwungübungen sind im Buch vorhanden.

Am besten finde ich jedoch die Bastelseiten. Die Kinder erhalten hier die Möglichkeit, einfache Formen auszuschneiden und diese passend auf der linken Seite einzuordnen und aufzukleben. Meine Tochter war sofort Feuer und Flamme. Zwar wurde nicht alles perfekt ausgeschnitten, aber sie war voll dabei und konnte so ihre Fertigkeiten weiterausbauen. Das Papier ist stabil und fest, sodass Kinder es sehr gut in den Händen halten und schneiden können.

Man sollte allerdings beachten, dass es sich bei diesem Buch im Grunde um eine Art Block handelt. Alle Seiten lassen sich leicht herausreißen. Bei den Schneideblättern macht das durchaus Sinn, aber die übrigen lösen sich leider ebenso einfach. Bereits beim Durchblättern fielen mir einige Seiten entgegen, und dabei bin ich schon deutlich vorsichtiger vorgegangen als meine Tochter. Zudem sind die Seiten nicht nummeriert, sodass man im Zweifelsfall ein wenig rumprobieren muss, damit man wieder eine sinnvolle Reihenfolge erhält.

Insgesamt bin ich trotz aller Schwächen froh, das Buch gekauft zu haben. Meiner Tochter gefällt es und sie kann vor allem ihre Fertigkeiten mit der Schere weiter trainieren und interessante Fakten zum Thema „Fahrzeuge“ erfahren.

Bewertung vom 23.01.2024
Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang
Bonet, Xavier

Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang


sehr gut

Niedliches Hexenabenteuer, aber wenig originell

„Lily Halbmond“ ist ein magischer Comic für Kinder ab ca. 8 Jahren, die sich für Fantasyabenteuer wie Harry Potter interessieren. Durch die geringe Textmenge eignet sich diese Graphic Novel zudem auch für Erstleser. Die Geschichte selbst liest sich flüssig und ist überaus kurzweilig.

Lily weiß, dass irgendwas mit ihr nicht stimmt. Ständig passieren in ihrer Nähe seltsame Missgeschicke. So beginnt es im Badezimmer zu regnen, ihre Stifte fliegen durch die Gegend oder die Geburtstagstorte explodiert. In ihrer neuen Schule wird sie als magisches Talent entdeckt, wodurch sich ihr ganzes Leben abrupt ändert. Auf dem Stundenplan stehen nun völlig andere Fächer und sie muss sich mehreren magischen Prüfungen stellen. Doch glücklicherweise ist sie dabei nicht allein, ihre neuen Freundinnen Gigi und Mai stehen an ihrer Seite.

Die Geschichte ist wirklich amüsant und interessant. Allerdings musste ich schon an einigen Stellen mit den Augen rollen, wie supertoll Lily der Einstieg in diese neue Welt gelingt. Natürlich ist sie talentiert, beeindruckt mit einer seltenen Fähigkeit und überhaupt gelingt ihr alles recht mühelos - naja, außer das Besenreiten. Ich denke aber, dass sich insbesondere achtjährige Mädchen gerne und leicht mit ihr identifizieren können. Wäre es nicht schön, wenn einem genau dasselbe passieren würde? Als Erwachsener sieht man das Ganze dann doch etwas realistischer und nüchterner.

Außerdem hat mich gestört, dass man viele Motive bereits aus anderen erfolgreichen Fantasybüchern bzw. -filmen kennt. Etwas mehr Originalität wäre schon schön gewesen. Die Zeichnungen sind hingegen sehr gelungen. Sie sind anschaulich, farbenfroh und fantasiereich. Die einzelnen Charaktere werden individuell und detailreich dargestellt. Im Buch gibt es des Weiteren mehrere Wissensseiten, auf denen bestimmte Konzepte dieser Welt erklärt und vorgestellt werden: Was sind die Steine der Macht und ihre Wächter? Wie funktioniert ein Reinigungstrank? Was ist ein Wiederkäuer?

Das Buch ist für Grundschüler perfekt geeignet. Die Themen Freundschaft, neue Kräfte und besondere Fabelwesen werden ansprechend wiedergegeben und von wundervollen Illustrationen begleitet. Allerdings verläuft die Geschichte doch ziemlich geradlinig und ohne große Überraschungen. Es ist aber durchaus Potenzial vorhanden, das in den nächsten Bänden vielleicht besser ausgeschöpft wird.

Bewertung vom 20.01.2024
Im Spiegel des Kosmos
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


sehr gut

Wie intelligent ist das Leben auf der Erde?

Ich kenne den Astrophysiker Neil deGrasse Tyson bereits aus seiner Sendung "Unser Kosmos – Die Reise geht weiter", in der er anschaulich Philosophie und Wissenschaft miteinander verbindet. In diesem Buch setzt er diese Grundhaltung fort. Mit einem Augenzwinkern versucht er, mittels nüchterner Fakten einen objektiven Blick auf unsere Welt zu werfen. Obwohl es sich um ein wissenschaftliches Sachbuch handelt, verzichtet deGrasse Tyson auf eine zu komplizierte Sprache, sodass man auch als Nicht-Physiker alles problemlos verstehen kann.

Seine Themen im Buch sind vielfältig. So beschäftigt er sich mit Fragen verschiedener alltäglicher Belange. Ist es wirklich besser, wenn man Vegetarier ist? Welche Bedeutung hat eine Hautfarbe? Welchen Nutzen bringen Gesetze? Wer ist für die Bevölkerung empfehlenswerter: Republikaner oder Demokraten? Was passiert, wenn Physiker in Las Vegas in ein Hotel gehen? Der Astrophysiker versucht dabei klar, zwischen Fakten und Meinungen zu trennen.

Manche seiner Positionen können daher dem einen oder anderen durchaus provokativ vorkommen oder wenig empathisch. Es geht ihm aber weniger darum, jemanden von einer Seite zu überzeugen, sondern lediglich, dass man einen Blick über den eigenen Tellerrand probiert und sich mit einer anderen Sicht auf die Welt auseinanderzusetzt. Dabei sollte man sich an den realen Fakten orientieren und nicht von rein guter Rhetorik einlullen lassen.

Das Buch liest sich flüssig und regt hin und wieder zum Schmunzeln an. Es wird nie zu trocken oder zu realitätsfern. Häufig benutzt er als Gedankenspiel Aliens, die unbedarft auf unserer Erde landen und einen völlig neuen Blickwinkel auf unsere eingefahrenen Strukturen haben. Viele seiner Denkanstöße waren für mich nicht unbedingt neu. Er hat sie aber durchaus lesenswert und unterhaltsam herübergebracht.

Allerdings hat mich doch der stark amerikanische Bezug gestört. Globalere Beispiele zu finden, wäre passender gewesen. Zumal es ihm ja gerade um die Völkerverständigung auf allen Ebenen geht. Da sollte man nicht regional begrenzt denken. Insofern hat mich das lange Kapitel zu Demokraten und Republikaner doch ein wenig genervt. Zudem hat er sich insbesondere hierbei meiner Meinung nach zu sehr auf nackte Zahlen konzentriert, ohne dabei den gesellschaftlichen, historischen und sozialen Kontext der jeweiligen Zeit mit zu berücksichtigen.

Bei einzelnen Aussagen habe ich auch eher mit der Stirn gerunzelt. Etwa bei seiner Darstellung der ComicCon oder bei seiner Behauptung, dass Kuhmilch und Honig die bestmöglichen Ernährungsquellen für alle darstellen: eine gute Ernährungsquelle, die leicht reproduzierbar ist und den Lebewesen nicht wehtut. Naja, die Halte- und Lebensbedingungen der Milchkühe hat er dabei irgendwie vergessen.

Insgesamt fand ich das Buch dennoch kurzweilig und durchaus interessant. Viel Neues konnte ich zwar nicht daraus nehmen, aber zumindest hat mich seine humorvolle Sprache voller persönlicher Anekdoten gut unterhalten.

Bewertung vom 17.01.2024
Judiths kleine Farm
Rakers, Judith

Judiths kleine Farm


ausgezeichnet

Jack the Swiffer entdeckt die Welt

Judith Raker kannte ich bislang nur als Nachrichtensprecherin, aber sie ist durchaus in der Lage, auch humorvolle, lehrreiche und interessante Bücher für Kinder ab ca. vier Jahren zu schreiben. „Judiths kleine Farm“ bietet auf jeden Fall eine kurzweilige Geschichte, die nicht nur zu unterhalten weiß, sondern wie nebenbei noch viel Wissen zum Thema Natur vermittelt. Zusätzlich kann man sich die Geschichte auch als Hörbuch mit Hilfe einer App anhören.

Der kleine Kater Jack findet auf Judiths Farm ein neues Zuhause. Dort sucht er unter den zahlreichen Tieren einen Freund. Die allesamt liebenswürdigen Charaktere bezaubern durch ihre eigenwilligen Persönlichkeiten: der Hahn Pavarotti mit dem starken Beschützerinstinkt, die eifersüchtige Luzy, die etwas verrückten Eichhörnchen oder Günther, der Maulwurf und viele andere.

Zusammen erleben sie spannende Abenteuer. So geht es darum, wie die Tiere auf einen Rasenmähroboter reagieren oder wie man Pflanzen anbaut und diese vor hungrigen Mitessern schützt. Auch wie Hühner und Pferde ihren Nachwuchs bekommen, wird in einer Nebenhandlung erklärt. Das gesamte Buch ist eine perfekte Mischung aus Tiergeschichte und Sachbuch. Es gibt ganze Seiten, die sich auf rein sachliche Weise, mit einem bestimmten Thema (z.B. der Anbau von Kresse) auseinandersetzen.

Einzig die Szene zur Beseitigung von unerwünschten Schnecken fand ich doch etwas verstörend. Sowohl in Wort als auch in Bild wird dargestellt, dass man sie doch mit einer Schere zerschneiden könnte. Auch wenn Judith diese Option eindeutig ablehnt, finde ich sie doch für kleine Kinder zu grausam.

Die durchgehend farbigen Illustrationen sind wirklich wunderschön und amüsant. Toll finde ich auch, dass auf der Doppelseite am Anfang des Buches alle Charaktere in einer Zeichnung und einem kurzen Text vorgestellt wurden. Als Pendant dazu gibt es am Ende dasselbe noch einmal mit den echten Vorbildern und den dazugehörigen Fotos. Das Hörbuch, gelesen von Judith Raker, ist ebenfalls durchaus hörenswert.

Ich kann dieses Buch wirklich allen empfehlen, die Tiere lieben und nicht nur mit einer amüsanten Geschichte, sondern auch mit Naturwissen unterhalten werden möchten. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung! Bleibt zu hoffen, dass es, wie am Ende des Buches angedeutet wurde, tatsächlich einen weiteren Band geben wird.

Bewertung vom 02.01.2024
Einstein, der kleine Pinguin
Rangeley, Iona

Einstein, der kleine Pinguin


sehr gut

So klug wie Einstein

Bei „Einstein, der kleine Pinguin“ handelt es sich um eine amüsante Geschichte für Kinder ab 6 Jahren zum Vorlesen, die auch Erwachsene zum Schmunzeln bringen wird. Die Handlung ist ein wenig verrückt und keineswegs realistisch, aber überaus spannend und voller skurriler Ideen.

Familie Stewart besucht eines Tages den Tierpark und staunt am nächsten Tag, dass der zuvor gesehene Pinguin plötzlich vor ihrer Tür steht. Die Eltern entschließen unter großer Begeisterung der Kinder, ihn vorerst bei sich wohnen zu lassen. Da der Tierpark keinen Pinguin vermisst, machen sich die Kinder Arthur und Imogen selbst auf die Suche nach dem Geheimnis ihres neuen tierischen Freundes Einstein.

Die Geschichte ist durchaus spannend und in sich schlüssig. Allerdings sollte man nicht zu sehr hinterfragen, warum dieser Pinguin eigentlich so intelligent ist. Er kann rechnen, lesen, schreiben, allein verreisen und sich in der Welt zurechtfinden. Einstein ist aber durchaus sehr liebenswert und man muss ihn sowie seine Adoptivfamilie einfach mögen.

Was mich ein wenig an der Geschichte gestört hat, ist die Tatsache, dass sowohl Mrs und Mr Stewart als auch ihre Kinder, immer wenn etwas schief ging (z.B. als im Kaufhaus etwas versehentlich zerstört wurde), einfach weggerannt sind bzw. sogar bewusst anderen etwas vorgetäuscht haben. Einerseits ist das durchaus witzig und man kann sich herrlich darüber amüsieren, andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ich das meinem eigenen Kind als richtiges Verhalten vermitteln möchte.

Das Buch wird zudem von zahlreichen großen und kleineren bunten Bildern begleitet, die sehr gut zu den Charakteren sowie zur Handlung passen, ohne dabei zu süß oder zu detailverliebt zu sein. Ich finde es jedoch etwas schade, dass nicht jede Doppelseite illustriert wurde, da Kinder in dem Alter häufig noch eine bildliche Motivationsstütze brauchen.

Insgesamt hat mir das Abenteuer rund um Einstein sehr gut gefallen und ich würde es jedem empfehlen, der originelle und etwas ausgefallenere Tiergeschichten mag.

Bewertung vom 23.12.2023
Wir sind (die) Weltklasse
Lieske, Tanya

Wir sind (die) Weltklasse


ausgezeichnet

Igelkinder sind alle gleich wichtig

Das Buch „Wir sind (die) Weltklasse“ bietet einen wunderbaren, charmant-witzigen Einblick in eine funktionierende Multikulti-Klasse der Grundschule. Die Kinder der Igelzwei stammen von den verschiedensten Orten dieser Welt und dennoch ist es ihnen möglich, (überwiegend) fair und freundlich miteinander umzugehen. Gerade zu dieser Zeit ist dieses Thema sehr wichtig. Sogar aktuelle Ereignisse wie der Ukraine-Krieg werden am Rande miteingebaut.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der polnische Junge Adam sowie seine Erlebnisse in und mit seiner zweiten Klasse. Die Lehrerin Frau Meister hat einen eher alternativen Unterrichtsstil und bemüht sich vor allem um die Vermittlung sozialer Werte. Der klassische Mathe- oder Deutschunterricht wird eher als Nebensache betrachtet. So geht es auch im überwiegenden Teil des Buches um den Bau eines Dinosauriers, der zu einem zentralen Maskottchen der Klasse mutiert.

Im Kern des Buches geht es darum, dass jeder unterschiedlich ist und auch sein darf. Es spielt keine Rolle, wo man herkommt. Man sollte füreinander da sein und sich gegenseitig helfen. Toll finde ich, dass sogar Themen wie Demenz - bei der Oma seiner Klassenkameraden - mit angerissen wird. Zwar wird überwiegend eine heile Welt gezaubert, sodass die Kinder beinahe nie mit Ausländerhass oder Intoleranz konfrontiert werden. Andererseits ist es auch schön zu sehen, wie so ein Klassengefüge aussehen könnte, wenn man sich an die von Frau Meister aufgestellten Igelregeln hält.

Die Kinder der Klasse wirken überwiegend authentisch. Es gibt Streitereien, kleine Ungerechtigkeiten und Auseinandersetzungen, Freundschaften entstehen und werden auf die Probe gestellt. Doch alle bleiben stets sympathisch und ihre Motive nachvollziehbar. Auch die Erwachsenen sind durchaus echt und liebenswert. Nur die Lehrerin finde ich ein wenig übertrieben dargestellt. Hin und wieder ein wenig tatsächlich mal Unterricht zu machen, wäre sicher auch nicht schlecht.

Die kurzen Kapiteln von durchschnittlich 5 Seiten eignen sich perfekt für Erstleser ab 8 Jahren. Das Buch kann aber sicher auch schon 6-Jährigen vorgelesen werden. Im Text werden immer wieder polnische Ausdrücke mit eingestreut, die jedoch meist gleich übersetzt oder aus dem Kontext erschließbar sind. Es gibt zudem noch ein Wörterbuch am Ende der Geschichte.

Insgesamt war es für mich ein großer Spaß, dieses Buch zu lesen. Zwar könnte es noch etwas realistischer auf die Probleme einer solchen Multikulti-Klasse eingehen, etwa diverse Sprach- oder Kulturbarrieren, aber da die Geschichte primär an Grundschulkinder gerichtet ist, sind die dargestellten Themen durchaus stimmig. Ein schönes Buch zum Thema Vielfalt!