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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nina
Wohnort: 
Sankt Augustin
Über mich: 
www.eseloehrchen.de

Bewertungen

Insgesamt 175 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2020
Alles, was wir sind
Prescott, Lara

Alles, was wir sind


gut

In meiner Generation kennt wohl jeder Dr. Schiwago, es lief so oft im weihnachtlichen Fernsehprogramm. Das Buch habe ich nie gelesen und wusste bisher nicht, dass es so eine dramatische Hintergrundgeschichte hat. Also musste ich „Alles, was wir sind“ einfach lesen.
Der Einstieg fiel mir leicht, ich mag die Sprache von Lara Prescott und ich war so gespannt. Aber so nach und nach legte sich meine Begeisterung. Viel zu ausführlich werden manche Dinge behandelt. Ich wurde ungeduldig und daran konnte eben diese schöne Sprache auch nichts ändern.
Lara Prescott erzählt abwechselnd, was im Osten und was im Westen passiert. Dabei ist der Ostteil sehr dramatisch und bedrückend, während ich mich im Westteil in der Vorstufe zu einem Spionagethriller wieder finde. Dort ist alles viel leichter und unbeschwerter, aber es passiert nicht besonders viel. So wurde meine Geduld besonders in diesen Abschnitten auf eine harte Probe gestellt.
Ich hatte zwar im Hinterkopf, dass vieles auf Tatsachen basiert, was ich umso interessanter fand, aber ich habe mich teilweise durch das Buch gequält, weil es besonders im Mittelteil einige Längen hat.
Dennoch war es sehr interessant, Boris Pasternak kennen zu lernen und nicht zu mögen, Mitleid mit seiner Geliebten Olga zu haben, die für ihre Liebe zu ihm einen hohen Preis bezahlen musste und natürlich der Einblick in die Geheimdienstarbeit der USA. Vielleicht hatte ich mehr einen Agententhriller erwartet, denn das ist „Alles, war wir sind“ definitiv nicht.
Das Ende hat mich dann doch wieder etwas versöhnt und ich sehe nun den Film mit etwas anderen Augen.

Bewertung vom 31.10.2019
Grausame Spiele / Die Arena Bd.1
Barker, Hayley

Grausame Spiele / Die Arena Bd.1


gut

Als Schauplatz für ihre Zirkusdystopie hat sich Hayley Barker London ausgesucht. Aber der Zirkus hätte auch in jeder anderen Metropole aufgebaut werden können, denn ich konnte nichts erkennen, was spezifisch für London ist. Das finde ich eigentlich sehr schade. Außerdem weiß ich auch nicht, nachdem ich den ersten Teil nun beendet habe, ob sich diese strikte Trennung von den Pures und den Dregs nur im Vereinigten Königreich abspielt oder ob auch andere Länder betroffen sind.
Daran zeigt sich mir schon, dass die ganze Geschichte nicht wirklich ausgereift ist. Die Idee finde ich sehr gut und die ersten Seiten haben mich total fasziniert. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich nicht viel über die Hintergründe erfahren werde, was ich sehr schade finde. Nur einmal wird kurz beschrieben, wie es überhaupt zur Abgrenzung der Einwanderer und ethnischen Minderheiten gekommen ist. Denn genau das sind die Dregs. Aber das wird nur kurz in ein paar Sätzen abgehandelt und dabei ist doch genau das wichtig für die Geschichte.
Hauptschauplatz ist definitiv der Zirkus, in dem sich viele Grausamkeiten abspielen. Diese sind mir teilweise zu deutlich beschrieben, denn es handelt sich hier um ein Jugendbuch und da benötige ich keine blutigen Details.
Hayley Barker lässt ihre beiden Hauptfiguren Hoshiko und Ben abwechselnd in schneller Abfolge erzählen. Zunächst erfahre ich ein paar Einzelheiten aus ihrem Leben, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Ben ist von Hoshiko von Anfang an fasziniert. Oder nur von Ihrem Andersein?
Das wirkt auf mich ein bisschen unglaubwürdig. Ein sehr behütet aufgewachsener Junge verliebt sich in ein Mädchen, das von seinesgleichen als absoluter Abschaum und fast schon ummenschlich bezeichnet wird? Dazu ist seine Mutter eine hohe Persönlichkeit in der Politik und tut alles dafür, um die Dregs zu dezimieren. Und dann ein Dregmädchen, das die Pures abgrundtief hasst, lässt Gefühle für einen Pure Jungen zu? Genau das lässt Hayley Barker passieren und das fand ich schon sehr unrealistisch.
„Die Arena“ empfinde ich nicht nur deshalb als sehr oberflächlich. Der Geschichte und leider auch den Personen fehlt die Tiefe der Panem Story, es gibt für mich keine Gänsehautmomente. Selbst die Spannung lässt zeitweise zu wünschen übrig.
Die Sprache ist gut lesbar, die Kapitel sind fast alle sehr kurz und durch den schnellen Wechsel zwischen den beiden Erzählperspektiven entsteht ein bisschen Spannung. Am Anfang machte das Sinn, denn da waren die beiden Perspektiven tatsächlich unterschiedlich. Aber wenn Hoshiko und Ben zusammen sind, geht viel von der Spannung verloren.
Nach den ersten Seiten hatte ich eine spannende und ungewöhnliche Geschichte erwartet. Aber leider entpuppte sich „Die Arena“ letztendlich als eine Liebesgeschichte von zwei sehr unterschiedlichen Jugendlichen, die mit ein paar Ekelszenen aufgepeppt (für mich eher abgewertet) wurde. Der sozialkritische Aspekt blieb völlig auf der Strecke.

Bewertung vom 27.10.2019
Geblendet / Jenny Aaron Bd.3
Pflüger, Andreas

Geblendet / Jenny Aaron Bd.3


ausgezeichnet

Manchmal macht man einen Glücksgriff, so ganz nebenbei und ohne Absicht. So ging es mir mit „Geblendet“. Ich fand die Leseprobe interessant, Schreibstil und Setting erinnerten mich entfernt an Grangé und das machte mir Lust auf diesen Thriller. Ich hatte viel erwartet und diese Erwartungen wurden noch übertroffen.
Ich habe es nämlich mal wieder geschafft, mitten in eine Serie zu platzen und hätte ich die anderen beiden Teile vorher gelesen, ich hätte bestimmt sehnsüchtig auf diesen dritten Teil gewartet. So ging ich ziemlich unbedarft zu meinem Meeting mit Jenny Aaron. Aber Andreas Pflüger hat zwischendurch immer mal ein paar wichtige Informationen aus der Vergangenheit eingestreut, so dass ich nicht das Gefühl hatte, irgendetwas verpasst zu haben.
Ich bin immer noch geflasht, die Sprache hat mich absolut umgehauen. So sanft und so präzise, so direkt und so poetisch. Was wie ein Widerspruch klingt, ist eine perfekte Symbiose von Schönheit und Präzision.
Denn „Geblendet“ ist nicht nur ein überaus spannender Thriller, der erfreulich unbrutal daher kommt und wenn es doch mal sein muss, dann ist es sehr ästhetisch formuliert. Natürlich kommt die Action nicht zu kurz und es ist schon eine Kunst, diese Szenen so zu beschreiben, dass ein Film vor meinem inneren Auge abläuft. Besonders als Jenny Aaron auf eine ihr ebenbürtige Kontrahentin trifft, bin ich absolut fasziniert. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Denn die „Abteilung“ ist eine absolute Elite-Einheit und das merkt man auch.
Aber gleichzeitig gewährt mir Andreas Pflüger auch tiefe Einblicke in die Psyche der blinden Jenny Aaron und beschreibt mit unheimlich viel Feingefühl ihre Situation, ihre Zweifel, ihre Emotionen. Und so wechseln sich die spannenden Passagen mit den nachdenklichen Passagen ab und das hat mir besonders gut gefallen.
Ein absolutes Thrillerhighlight, erfreulich anders mit einer so schönen und anspruchsvollen Sprache, die ich leider viel zu selten in spannenden Büchern finde.

Bewertung vom 15.09.2019
Der Sprung
Lappert, Simone

Der Sprung


sehr gut

Das Buch startet heftig, der titelgebende Sprung wird fast schon viel zu schön beschrieben. Das ging mir total unter die Haut, hat mich etwas verwirrt und vor allen Dingen neugierig gemacht. Intensiv ist das Wort, das mir schon nach wenigen Seiten im Kopf herumging und das sollte sich auch bis zum Ende nicht ändern.

Durch den Klappeninnentext weiß ich ja, wer auf dem Dach steht. Aber das nimmt dem Buch nicht die Spannung, ganz im Gegenteil, ich will unbedingt wissen, was diese junge Frau dazu bewegt hat, diesen Schritt zu gehen. Ich lerne Manu kennen und noch einige andere Mitmenschen aus der Kleinstadt, in der sie als Gärtnerin arbeitet. Aber wie das auch in kleinen Orten so ist, man kennt sich vielleicht vom Sehen und manchmal noch nicht mal das. Die einzelnen Reaktionen auf die junge Frau auf dem Dach sind so gut nachvollziehbar, obwohl sie mich teilweise unglaublich wütend und auch traurig gemacht haben.

Sprachlich ist „Der Sprung“ ein kleiner Leckerbissen. Simone Lappert hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und sie schafft es, diese Beobachtungen sehr interessant und authentisch an den Leser weiter zu geben. Jedes Kapitel ist einer anderen Person gewidmet, die ich beobachte und manche Handlungen sind ganz zaghaft miteinander verzahnt. Ich mag diese stilistischen Mittel sehr. Insgesamt verweile ich nur 3 Tage in dem kleinen Örtchen und in dieser Zeit finden auffallend viele Veränderungen statt. Simone Lappert verdeutlicht hier, wie sehr unser aller Leben zusammenhängt und welche Auswirkungen die Entscheidungen haben, die wir ganz spontan treffen. Allein schon dafür finde ich das Buch besonders. Es hält uns einen Spiegel vor und manch einer wird sich wieder finden in einer der Persönlichkeiten.
Die einzelnen Charaktere wurden sehr authentisch dargestellt. Leider wurden hier auch einige Klischees bedient, aber das ist der Authentizität geschuldet und daher verzeihlich. Einige Personen mochte ich sehr, andere fand ich nichtssagend und wieder andere mochte ich überhaupt nicht. Aber das ist ganz individuell. Ich würde fast sagen, da ist für jeden jemand dabei, den er mögen oder nicht mögen kann.

„Der Sprung“ regt definitiv zum Nachdenken an, es ist so intensiv geschrieben, dass man es noch ein paar Mal lesen kann und immer wieder wird man Neues finden. Ich bin äußerst froh, dass ich diese besondere kleine Geschichte, die ich nicht so schnell vergessen werde, für mich entdeckt habe.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2019
Die letzte Witwe / Georgia Bd.9
Slaughter, Karin

Die letzte Witwe / Georgia Bd.9


ausgezeichnet

Ich habe es mal wieder geschafft, mitten in eine Serie zu stolpern. Es handelt sich hier bereits um den siebten Teil der Georgia Serie. Aber das macht überhaupt nichts. Ich hatte zu keiner Zeit, das Gefühl, irgendetwas nicht zu wissen oder zu verstehen.

Karin Slaughter erzählt von Anfang an in 2 verschiedenen Strängen, einmal Sara und einmal Will. Als sie noch zusammen sind, finde ich das etwas überflüssig und langatmig, denn mir wird die Handlung einfach nur aus 2 Perspektiven erzählt. Aber das ändert sich schnell, denn als Sara gezwungen wird, mit den Entführern mitzufahren, über die ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts weiß, trennen sich ihre Wege. Und von da an wird es richtig spannend.

Der Plot ist sehr komplex und verdammt gut aufbaut. Es ist wie ein Puzzle, von dem so nach und nach die Teile aufgedeckt werden. Je mehr ich erfahre, um so ungeheuerlicher finde ich das Vorhaben des militanten Netzwerks. Dadurch, dass ich alles durch die Augen von Sara und Will entdecke, nähere ich mich von 2 Seiten, was ich sehr faszinierend finde.

Karin Slaughter glänzt durch interessantes Hintergrundwissen und mit einem Schreibstil, der mich sofort abholt. Sie erklärt alles sehr verständlich, lässt immer wieder ein paar Informationen über die Beziehung von Sara und Will einfließen und auch über alles andere, was ich hier wissen muss.

Ich kannte Sara und Will bisher noch nicht, kann mir aber gut ein Bild machen, wobei mir Will ein bisschen besser gefällt als Sara. Ich kann mich so gut in seine Situation hineinversetzen, vor allem als er hilflos mit ansehen muss, wie seine Liebste entführt wird. Sara ist ziemlich taff, ich hätte in so einer Situation viel früher kapituliert, aber sie meistert ihre Misere mit Bravour, was mich sehr beeindruckt hat. Die Beziehung zwischen Will und Sara wird ebenfalls thematisiert, dadurch wird die ganze Story ziemlich emotional und ich habe die ganze Zeit gehofft und mitgefiebert.

Der Gegenpart Dash ist eine ziemlich charismatische Persönlichkeit und ich musste mich anfangs zwingen, ihn nicht zu mögen. Da hat Karin Slaughter mit mir gespielt, aber je mehr über ich über Dash und seine Ziele erfahren habe, umso mehr konnte ich ihn verabscheuen. Es ist schon krass, wie manipulierbar Menschen sind und genau so krass ist es, wozu Menschen in der Lage sind.

Die Thematik Neofaschismus ist natürlich nicht neu, aber Karin Slaughter hat dem Terror hier ein neues Gesicht gegeben und ihren Thriller raffiniert aufgebaut und die Spannung immer weiter gesteigert. Dabei ist erstaunlich wenig Blut geflossen, was ich immer sehr begrüße. Sie erzeugt den Grusel hier auf eine viel effektivere und intelligentere Art.

Fazit: Schon lange habe ich keinen so intelligenten und mitreißenden Thriller mehr gelesen. Sehr interessante Thematik, beeindruckende Figuren und ein Plot, der noch lange Gänsehaut bereiten wird!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2019
Perfectly Broken / Bedford-Reihe Bd.1
Stankewitz, Sarah

Perfectly Broken / Bedford-Reihe Bd.1


gut

Das Schlimmste, was passieren kann, ereignet sich an Brooklyns Geburtstag. Ihre große Liebe Thomas wird ihr durch einen Autounfall genommen. Mir standen beim Lesen des Prologs die Tränen in den Augen und ich habe auf eine tragische und kitschfreie Liebesgeschichte gehofft. Mein Maßstab in diesem Genre ist schon seit vielen Jahren „P.S. Ich liebe Dich“, aber seitdem hat es kaum ein Buch geschafft, mich genau so zu begeistern.

Ein Jahr später geht es Brooklyn immer noch nicht viel besser und daher beschließt sie einen Ortswechsel. Ein neuer Job soll ihr helfen, gefühlsmäßig wieder auf die Beine zu kommen. Ein neuer Nachbar vielleicht auch?
Die Häuser in England sind schon etwas anders gestaltet als hier und so konnte ich mir die Altbauwohnung mit der Tür zwischen den beiden Wohnungen gut vorstellen. Die Idee, jemanden durch die geschlossene Tür und zunächst nur durch Gespräche kennen zu lernen, hat was und ich fand die ersten Annäherungsversuche durchaus gelungen.

Sarah Stankewitz lässt hauptsächlich Brooklyn in der Ich-Form erzählen, aber hin und wieder kommt auch Chase zu Wort. Es fällt schwer, die beiden jungen Leute nicht zu mögen, der sanfte fast schon liebevolle Schreibstil ist daran nicht ganz unschuldig.

Warum mir das Buch dann letztendlich doch nicht so gut gefallen hat?
Der Prolog war glaubwürdig und ging unter die tränennasse Haut. Aber die Tränen von Brooklyn auf gefühlt jeder zweiten Seite fand ich irgendwann nur noch nervig. Sie hat sich ein bisschen zu viel angestellt, obwohl ich ihre Intention ja sogar verstehen konnte. Chase war mir einfach zu viel der nette Junge von nebenan. Damit er nicht zu langweilig wird, hat Sarah Stankewitz dann noch ein bisschen mehr Dramatik eingebaut, aber das war mir schon zu viel des Guten.

Ich mag zwischendurch auch gerne mal eine Liebesgeschichte lesen und ich mag es auch mit ganz viel Gefühl. Aber hier war mir irgendwann einfach alles zu viel: zu viele Tränen, zu viele Klischees und zu viel Kitsch. Und zu wenig Inhalt! Das konnte mich nicht dauerhaft fesseln.

Wer einfach mal mit einer gefühlvollen Geschichte abschalten will, ist hier richtig. Ich brauche schon ein bisschen mehr, um ein Buch in diesem Genre wirklich gut zu finden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2019
Something in the Water - Im Sog des Verbrechens
Steadman , Catherine

Something in the Water - Im Sog des Verbrechens


gut

Ob es so eine gute Idee ist, ganz am Anfang schon über das Ende zu schreiben? In diesem Fall hat es mich auf jeden Fall sehr neugierig gemacht.

Ich mag gar nicht verraten, was da am Anfang / Ende passiert (wer jetzt neugierig ist, findet die Antwort in der Leseprobe), aber es hat mich einerseits überrascht und auch schockiert und ich wollte unbedingt wissen, wie es dazu kommt, dass Erin ein Grab ausheben muss.

Dann geht Catherine Steadman drei Monate zurück, es ist der Jahrestag von Erin und ihrem Mark und ich erfahre dann in allen Einzelheiten, wie die beiden sich kennengelernt haben, ich werde Zeuge ihrer Hochzeitsvorbereitungen, ich lerne Erins Job kennen und denke so bei mir, wann passiert denn nun endlich mal etwas. Viel zu ausschweifend und detailliert erzählt Catherine Steadman. Ich habe alles aufmerksam gelesen, man weiß ja nie, ob solche Details, nicht irgendwann vielleicht eine Rolle spielen, aber am Ende wurde ich dann eines Besseren belehrt.

Leider ist mir Erin auch noch sehr unsympathisch und durch die Ich-Form bin ich dann ganz nah dran an ihr und ihren Gedanken. Ich kann so vieles nicht nachvollziehen und verstehen. Viele Gedanken wiederholen sich, sie verzettelt sich. Das zieht sich durch das ganze Buch und es ist klar, dass die Spannung dabei auf der Strecke bleibt. Außerdem werde ich als Leser sehr oft persönlich angesprochen. Das muss man mögen, ich mag es nicht!

So hat sich dieser viel beworbene Thriller für mich als ziemlicher Reinfall erwiesen, den ich weder spannend noch gut geschrieben fand.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2019
Der Zopf meiner Großmutter
Bronsky, Alina

Der Zopf meiner Großmutter


weniger gut

Nicht mein Humor

Scheinbar hat Alina Bronsky in Faible für etwas skurrile Großmütter und Margarita Iwanowna ist ein besonders „nettes“ Exemplar. Sie hat mit ihrem Zopf nicht nur für den Titel gesorgt, nein sie hat es schon nach wenigen Seiten geschafft, nicht nur ihren Enkel zur Witzfigur zu machen, sondern auch mich vom Lesen abzuhalten. Dabei klang der Klappentext ja durchaus interessant und humorvoll.

Aber was im Klappentext so witzig klingt, ist es in dem Buch gar nicht. Mir blieb beim Lesen oft selbst das Lächeln im Hals stecken. Alina Bronsky hat ihre Figuren etwas überzeichnet, Max und vor allen Dingen auch seine Großmutter. Die anderen Figuren sind eigentlich nur Statisten, die mal mehr, mal weniger wichtig sind.

Die ganze Geschichte wird aus der Sicht von Max erzählt, also folge ich seinen Gedanken und seinen Wahrnehmungen. Er navigiert virtuos durch die Gefühlsausbrüche seiner Großmutter, nimmt alles scheinbar gelassen hin, auch dass sie ihn ständig als Schwachkopf bezeichnet und versucht, ihn vor allen westlichen Widrigkeiten zu beschützen. Dabei wirkt er so viel reifer als man es in seinem Alter vermuten könnte und das ist dann auch mein erster Kritikpunkt. Anfangs ist Max gerade mal sechs Jahre alt und so viel Weisheit und Gelassenheit legt ein Sechsjähriger einfach nicht an den Tag.

Das Verhalten der Großmutter hat mich von Anfang an sehr genervt. Zum einen fand ich ihre Aktionen total übertrieben und gemein und dann wiederholten sich ihre Boshaftigkeiten auch noch ständig. Der Humor von Alina Bronsky ist sehr speziell und konnte mich nicht erreichen.
Die Handlung fand ich sehr konstruiert und unglaubwürdig. Wenn man etwas unbedingt erzählen möchte, dann biegt man sich die Geschehnisse schon mal ein wenig zurecht. Aber hier verstehe ich den Sinn und Zweck einfach nicht, was ja durchaus auch an mir liegen kann. Denn ich habe die Message zwischen den Zeilen nicht verstanden! Falls es denn eine gibt …

Anfangs wurde vieles sehr breit getreten, aber dann zieht Alina Bronsky das Tempo enorm an und ich haste eher durch die Geschichte bis zu einem Ende, das mich kopfschüttelnd zurück lässt.

Auch dieses Buch mag seine Liebhaber finden, aber für mich war es eine herbe Enttäuschung. Ich konnte weder mit den Figuren noch mit der Geschichte warm werden …

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2019
Marina, Marina
Landau, Grit

Marina, Marina


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1960. Aus den Transistorradios erklingt der Ohrwurm „Marina Marina“ und Nino Lanteri, gerade mal 13 Jahre alt, verliebt sich in die Mutter seines besten Freundes, in Marina.

Damit beginnt die Geschichte von Sant’Amato, einem kleinen Dorf an der italienischen Riviera. Ich bin schon nach wenigen Seiten verliebt in Sant’Amato und in den wunderschönen Schreibstil von Grit Landau, der mich sofort nach Italien bringt. Und das liegt nicht nur an den vielen italienischen Worten und den italienischen Nummerierungen der einzelnen Kapitel. Nein, es ist Grit Landaus Liebe zu Italien, die immerfort durchblitzt und auf mich überspringt wie ein Funke. Ich habe Sant’Amato natürlich sofort gegoogelt und musste dann feststellen, dass es nur fiktiv ist. Aber ich bin sicher, dass es für viele ähnliche Dörfer in Italien steht.

Wer hier einen locker leichten Urlaubsschmöker erwartet, wird enttäuscht sein. Ich war begeistert! Denn Marina Marina ist alles andere und so viel mehr als das! Was so schön leicht beginnt, wird nämlich ganz schön ernst. Neben viel Amore gibt es auch Besinnliches und Historisches.

Marina Marina ist die Geschichte von Sant’Amato und seinen Bewohnern, die Grit Landau in vielen Abschnitten und Zeiträumen erzählt. Jedem Jahr ist eine Begebenheit gewidmet, die wechselnde Hauptpersonen hat, die ich über einen langen Zeitraum begleite. Untermalt von den jeweiligen italienischen Hits, die ich bis auf wenige Ausnahmen alle kenne und die mich beim Lesen in meinem Kopf nicht verlassen. Eine sehr schöne Idee! Ich konnte fast alle mitsingen, aber es ist Marinas Lied, was mich seitdem begleitet, obwohl ich das Buch schon längst ausgelesen habe. Und so oft ich Marinas Lied summe, klingen auch die Geschichten nach.

Ich habe Sant’Amato viele Jahre begleitet und in meinem Geburtsjahr musste ich das erste Mal heftig schlucken beim Lesen und konnte dann meine Tränen nicht zurückhalten, denn es passieren auch traurige Sachen in Sant’Amato. In jeder Geschichte stecken sehr viele Emotionen und schon bald lebt ein Teil von mir in dem kleinen Dorf an der italienischen Riviera. Deshalb treffen mich die Schicksalsschläge mit voller Wucht. Und dann geht Grit Landau viele Jahre zurück in die Vergangenheit und ich verstehe die Zusammenhänge und Hintergründe noch besser. Italien war für mich bisher Sommer, Sonne, Spaß und vielleicht noch Fußball. Aber die politischen Ereignisse des letzten Jahrhunderts waren mir nie so bewusst. Ich habe sehr viel über die italienische Geschichte im zweiten Weltkrieg und auch danach erfahren und sehe dieses wunderschöne Land und seine Bewohner nun mit anderen, noch liebevolleren Augen.

Ja, ich habe für einige Zeit in Sant’Amato „gewohnt“ und war sehr traurig, als ich die letzte Seite gelesen habe und ich mich verabschieden musste von Marina.

Fazit: Ein wunderschönes, tiefgründiges und liebevolles Buch, dessen Geschichten noch lange in meinem Kopf nachklingen werden.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.