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Benutzername: 
Anna
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2022
Achtung, Raubritter! / Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer Bd.4
Stronk, Cally

Achtung, Raubritter! / Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer Bd.4


ausgezeichnet

Abenteuer für Erstleser

Worum geht es? Im vierten Buch der Reihe um den magischen Koffer geht es spannend weiter. Auf einer Führung durch die Burg Rätselstein erfahren die Zwillinge Lukas und Marie vom Schatz von Ferdinand dem Vergesslichen. Die Burg steht kurz vor der Pleite, da der Schatz bisher noch nicht gefunden werden konnte. Der magische Koffer, den sie von ihrer Tante geschenkt bekommen haben und der eine ganze Reihe verschiedener magischer Gegenstände enthält, kann ihnen bestimmt dabei helfen, den Schatz zu finden. Doch das Ganovenpärchen Topf und Deckel ist den beiden auf den Fersen.
Zum Verständnis ist es nicht notwendig, die ersten Bände der Reihe zu kennen, aber wem dieser Band Spaß gebracht hat, wird sicher auch die anderen Bücher mögen (und andersherum).

Schreibstil, Schrift und Länge der Sätze sind auch für jüngere Kinder im Grundschulalter sehr gut geeignet. Die lustigen und schön gestalteten Illustrationen lockern das Buch zusätzlich auf. Schon das bunte und detailgetreu gestaltete Cover weckt Neugier und macht Lust auf das Buch. Die Verarbeitung ist gewohnt hochwertig und macht das Buch auch haptisch ansprechend.

Ein Highlight sind die Rätselabenteuer, bei der die kleinen Leser selbst an der Lösung des Rätsels mitwirken können. Das Lesen des Buches hat insgesamt sehr viel Freude bereitet. Ganz klar eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.04.2022
Essenzen der Welt
Roques, Dominique

Essenzen der Welt


ausgezeichnet

Eine wunderbare Reise in die Welt der Düfte

Duftexperte und Autor Dominique Roques nimmt uns in seinem Buch „Essenzen der Welt. Eine Reise auf den Spuren natürlicher Düfte“ mit auf eine kurzweilige und informative Reise in die Welt der Düfte. Jedes Kapitel ist einem Duft und einer Region beziehungsweise einem Land gewidmet. Der Leser reist unter anderem nach Indien (Jasmin), in die Haute-Provence (Lavendel), nach Guayana (Rosenholz), Laos (Benzoe-Harz) oder Sri Lanka (Zimt).

Die Beschreibungen der Länder und Düfte sind so anschaulich und detailreich, dass alle Sinne angesprochen werden und der Leser regelrecht in fremde (Duft-)Welten katapultiert wird. Fernweh garantiert. Dominique Roques lässt und in jedem Kapitel an seiner ganz persönlichen Geschichte teilnehmen und macht auch vor Themen wie der Zerstörung der Umwelt und Ausbeutung von Land und Leuten nicht Halt. Auf jeder Seite ist zu spüren, wieviel Leidenschaft der Autor für das Thema hat. Man kann gar nicht anders, als sich begeistert mitreißen zu lassen.

Ein sehr gelungenes Buch, dass in die persönliche Geschichte und Eindrücke des Autors viel Wissen einflicht – Ein Sachbuch in Romangewandt. Unterhaltsam und gleichzeitig informativ zeichnet der Autor ein ganzheitliches Bild über die Welt der Düfte.

Bewertung vom 06.04.2022
Wu-Tang Forever
Ries, Eva

Wu-Tang Forever


ausgezeichnet

Ein persönlicher und spannender Einblick hinter die Türen des Musikbusiness

Worum geht es? Nun, wie der Titel schon sagt – in erster Linie um den Wu-Tang Clan, aber noch um so viel mehr. Autorin Eva Ries nimmt uns mit auf ihre Reise als Musikmanagerin, auf der sie mehr als zwei Jahrzehnte lang mit dem Clan arbeitete. Wir begleiten sie durch zahlreiche Höhen und Tiefen, in denen auch die Themen Rassismus und Kriminalität eine Rolle spielen. FBI Ermittlungen, fehlende Pässe, verschwundene Bandmitglieder und zerstörte Warteräume sind nur ein Teil der auftretenden Probleme. Der Leser lernt eine starke Frau kennen, die sich im Musikbusiness und der Hip-Hop/Rap-Szene sicherlich nochmal ganz anders behaupten musste als ihre männlichen Kollegen.

Das Buch ist sehr hochwertig aufgemacht (allein die Prägung und Haptik des Covers macht Freude) und durch Illustrationen und viele Bilder ansprechend gestaltet. Zunächst mögen die weißen „Schrammen“ auf dem Cover irritieren, die sind aber keineswegs Zeichen der Abnutzung, sondern Teil des Designs, wie nach einem Blick ins Buch klar wird.

In diese andere Welt einzutauchen, die Insider-Geschichten zu erleben und hinter die Kulisse schauen zu können – ein echtes Abenteuer. Eva Ries ist zudem eine tolle und sympathische Erzählerin, der man gerne zuhört. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der einen authentischen Blick ins Musikbusiness werfen und auf den Spuren des Wu-Wang Clans wandeln möchte. Die geschilderten Erlebnisse sind so unterhaltsam, witzig, skurril und informativ, dass übrigens auch diejenigen, die keine Hip Hop-Fans sind, ihre Freude daran haben.

Bewertung vom 04.04.2022
Gebrauchsanweisung gegen Antisemitismus
Trepp, Gunda

Gebrauchsanweisung gegen Antisemitismus


sehr gut

Wichtig, aktuell und informativ

Das Buch gibt einen guten und informativen Überblick über jüdisches Leben und die Entwicklung des Antisemitismus aktuell und in der Vergangenheit. Die Autorin berichtet viel von ihren persönlichen Erfahrungen, aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse kommen nicht zu kurz. Lediglich die im Titel versprochene „Gebrauchsanweisung gegen Antisemitismus“ kommt mir etwas zu kurz, während der geschichtliche Hintergrund sehr umfangreich ausgefallen ist.

Die Zusammenfassungen am Ende jedes Kapitel helfen, das Gelesene nochmal auf den Punkt zu bekommen und zu rekapitulieren. Weiterführende Literaturhinweise bieten Interessierten die Möglichkeit, noch tiefer in die einzelnen Thematiken einzusteigen.

Besonders eindrücklich fand ich die Beispiele für alltäglichen Antisemitismus, der in so vielen Bereichen stattfindet und von den meisten Menschen nicht bemerkt wird. Umso wichtiger, dass informiert wird und die Menschen für das Thema sensitiviert werden. Und umso wichtiger, dass es Bücher wie dieses gibt. Ich habe vieles mitnehmen können, was ich noch nicht wusste bzw. vorher nicht wahrgenommen habe. Das Buch ist keine leichte Lektüre – die Thematik aber auch nicht – und ich habe es immer dann gelesen, wenn ich die richtige Stimmung und Muse dafür hatte. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der mehr über das Judentum und Antisemitismus erfahren möchte und im eigenen Alltag sensitiver für das Thema zu sein. Und auch allen anderen – denn das geht uns alle was an!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2022
Good News - Warum die Welt besser ist, als du denkst
Sirdeshpande, Rashmi

Good News - Warum die Welt besser ist, als du denkst


ausgezeichnet

Das Gute sehen

Gerade in der heutigen Zeit prasseln von allen Seiten schlechte Nachrichten auf uns ein und es herrscht Krisenstimmung. Das es auch gute Nachrichten und positive Entwicklungen gibt, zeigt uns Rashmi Sirdeshpandes Buch „Good News. Warum die Welt besser ist, als du denkst“. Die Themen reichen von Menschen, Politik, Planet, Gesundheit und Gesellschaft bis hin zu Kunst und drehen sich um faszinierende Entwicklungen, Geschichten und Personen, die inspirieren. Negative Nachrichten werden nicht komplett ausgeklammert – denn sie existieren ja –, werden aber in Relation gesetzt und thematisch in die positiven Entwicklungen eingegliedert.

Die Erklärungen und die Ansprache der jungen Leser sind gut gelungen. Zudem ist der Text durch viele Illustrationen und Gliederungen sehr ansprechend gestaltet. Der Leser wird immer wieder direkt darauf angesprochen, dass er selbst etwas beitragen kann und hierfür mit Anregungen und Ideen versorgt.
Besonders gut gefallen mir die Quellenangaben im hinteren Teil des Buches. Sie unterstreichen die Botschaft, die gleich zu Beginn des Buches vermittelt wird: Nachrichten auf den Wahrheitsgehalt hin überprüfen und Falschnachrichten aufzudecken – unter anderem eben durch die Prüfung der Quellen.

Ein gelungenes Mut-mach-Buch für Kinder ab 11 Jahren – und Erwachsenen kann es auch nicht schaden, mal einen Blick hineinzuwerfen.

Bewertung vom 16.03.2022
Offen für alles
Blank, Lilly

Offen für alles


gut

Wie viel Offenheit verträgt eine Beziehung?

Was tun, wenn die körperliche Anziehungskraft nachlässt? Ein Thema, das wohl den meisten Menschen in einer langjährigen Beziehung nicht fremd ist. Zwischen Alltag und Beruf bemerken es viele nicht einmal und die wenigsten reden darüber. So geht es auch der 40-jährigen Viviane, die als erfolgreiche Frauenärztin und Mutter mitten im Leben steht. Sie fällt aus allen Wolken, als ihre Freundin Claudia fast nebenher erzählt, dass in ihrer Beziehung schon seit Jahren „nichts mehr läuft“ und ihr Freund deshalb fremdgeht – was für sie völlig in Ordnung ist. Viviane erkennt, dass das letzte Mal mit ihrem Mann Carl auch schon länger her ist und fängt an, sich Gedanken zu machen. Gemeinsam mit Carl beschließt sie, ihre Ehe für andere zu öffnen – doch möchte sie das wirklich und wieviel Offenheit verträgt ihre Beziehung?

Wir lernen außerdem die junge Elena kennen, die in einer WG lebt und ungeplant schwanger ist – von einem One-Night-Stand. Elena mochte ich als Charakter gerne. Sie weiß, was sie will und ich doch noch auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Ihre offene, pragmatische und selbstbewusste schwedische Mitbewohnerin war ebenfalls ein Highlight.

Lilly Blank schreibt sehr anschaulich und flüssig, sodass man gut in die Geschichte reinkommt ist. So konnte ich große Teile am Stück lesen und habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit verflogen ist. Spaß gemacht hat mir außerdem München als Kulisse, den besonderen Flair der Stadt hatte ich beim Lesen immer vor Augen und er hat gut zur Geschichte und den Figuren gepasst.

Lilly Blank erweckt ihr Figuren auf eine humorvolle und nahbare Art zum Leben und ich bin fast ein bisschen traurig, als ich ihnen am Ende des Buches auf Wiedersehen sagen muss. Insgesamt war mir das Buch aber ein bisschen zu seicht, immer wieder zu prüde und altbacken sowie klischeehaft (was einerseits zwar die Komik des Ganzen ausgemacht hat, manchmal aber einfach too much war). Gerade Viviane hat sich mit ihren Gedanken, Handlungen und selbst gemachten Problemen das Leben schwer gemacht, was an mancher Stelle kaum zu ertragen war – gerne hätte ich sie an den Schultern gepackt und sie gefragt, ob das ihr Ernst ist. Unter dem Strich eine nette und lockere Unterhaltung, aber nicht mehr.

Bewertung vom 11.03.2022
Drehen ¿ Falten ¿ Fertig! Das Origami Buch für Kinder ab 8:
Ayuka Tanokura

Drehen ¿ Falten ¿ Fertig! Das Origami Buch für Kinder ab 8:


sehr gut

Spaß und Geschicklichkeit für Groß und Klein

Das Buch ist wunderschön aufgemacht und motiviert kleine und große Bastler zum Loslegen. Neben den detaillierten und gut nachvollziehbaren Anleitungen gibt es informative und lustige Hintergrundinformationen zu den gebastelten Tieren sowie einen kleinen Test am Ende, bei dem man Punkte sammeln kann. Durch das Buch begleitet dabei „Kunabi“ – gerade für Kinder ist es schön, einen roten Faden durch das Buch zu bekommen und Kunabi zu begleiten, macht das Falten lernen zu einem richtigen Abenteuer. Die Einteilung in drei Schwierigkeitsstufen (leicht, mittel und schwer) helfen außerdem, dass kein Frust aufkommt und führen langsam in die Origami-Welt ein. Wirklich begeistert haben mich die Videoanleitungen, die über einen QR-Code abrufbar sind. Sollte man doch mal nicht weiterkommen, gibt es so die Möglichkeit Hilfe zu bekommen.

Sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder hatten viel Freude mit diesem Buch. Ich kann es jedem empfehlen, der spielerisch verschiedene Fähigkeiten des Kinders fördern möchte und einen sinnvollen Zeitvertreib sucht (übrigens nicht nur für Kinder – auch als Erwachsener gilt es Geschick zu beweisen und das ein oder andere Rätsel beim Falten zu lösen).

Eine einzige Sache hat mir persönlich nicht so gut gefallen – mir hat die Farbe gefehlt. Statt schwarz-weiß, hätte ein bisschen Farbe die Anleitungen noch etwas ansprechender gestaltet.

Bewertung vom 25.02.2022
Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1
Bomann, Corina

Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Lesenswerter Auftakt der Saga um Waldfriede

Worum geht es? Die junge Krankenschwester Hanna ist durch den Tod ihres Verlobten, der im ersten Weltkrieg schwer verletzt wird und schließlich vor ihren Augen seinen Verletzungen erliegt, traumatisiert. Da sie nicht mehr mit schwer verletzten Patienten arbeiten kann, wird sie in ein Krankenhaus versetzt, dass sich gerade im Aufbau befindet – das Waldfriede am Rande Berlins. Es wartet viel Arbeit auf Hanna und ihre KollegInnen sowie Dr. Conradi (den Klinikchef) und seine Frau. Die politische Lage nach dem ersten Weltkrieg machen den Aufbau des Krankenhauses nicht leicht und auch einige zwischenmenschliche Vorfälle stellen Hanna vor einige Herausforderungen.

Es ist interessant zu lesen, wie die Autorin auf die Idee des Buches gekommen ist und wie sich die Recherche gestaltet hat. Corina Bomann war selbst Patienten im Waldfriede und wurde durch den Blick auf die alten Gebäudeteile des Krankenhauses inspiriert. Es finden sich im Buch sogar einige Original-Aufzeichnungen der Schwester, die der Romanfigur Hanna zugrunde liegt.

Corina Bomann schreibt so detailfreudig und bildgewaltig, dass ich während der gesamten Lektüre die Szenen und Menschen vor Augen hatte. Ich hatte schnell das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Zu lesen, unter welchen Bedingungen die Menschen damals lebten und wie sich die Medizin entwickelt hat, fand ich besonders spannend. Interessant fand ich auch den Einblick in die Adventisten Gemeinde, über die ich vorher nicht viel wusste. Eine ganz andere Welt und gerade deshalb hat es Freude gemacht, darin einzutauchen – und das auf 600 Seiten. Die Autorin schreibt so locker und flüssig, dass die Seiten nur so dahinfliegen und ich innerhalb von ein paar Tagen durch bin.

Ich mochte die Hauptcharaktere, jedoch waren mir Hanna und auch Dr. Conradi manchmal etwas zu naiv. Da es aber zu der Zeit und dem Hintergrund passt, konnte ich darüber hinweglesen. Durch den Perspektivwechsel zwischen den beiden Charakteren konnten dieselben Ereignisse aus verschiedenen Wahrnehmungen dargestellt werden, was gerade auch die Entwicklungen zwischen den beiden interessant gemacht hat.
Schon nach einem Viertel des Buches wusste ich, dass ich den Rest der Reihe auf jeden Fall auch noch lesen werde. Wer Historische Romane mit medizinischem Hintergrund und Gefühl mag, der ist hier genau richtig.

Bewertung vom 24.02.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


sehr gut

Spannung pur

Worum geht es? Eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft – Sarah und Marc sind ein Paar und leben zusammen mit Henning, Mars bestem Freund, in einem Hamburger Loft. Henning ist verschwunden und in der Küche findet sich eine große Lache seines Blutes. Zu viel Blut, um den Verlust zu überleben. Kriminalkommissarin Bianca Rakow nimmt Sarah und Marc ins Visier und verhört die beiden. Retrospektiv kommen Sarah und Marc zu Wort und erzählen voneinander unabhängig ihre Geschichte – gerade das ist ein sehr gut gewähltes Mittel, da die Erzählungen und Wahrnehmungen der beiden nicht immer übereinstimmen. Wem kann man glauben?
Schon früh in der Geschichte werden Andeutungen gemacht, die Spannung aufbauen. Welches Geheimnis hat Marc? Die Geschichte wird zunehmend verworrener und wirft immer mehr Fragen und Zweifel auf – sehr unterhaltsam.

Die Charaktere wirken teilweise etwas stereotyp (der charmante Typ auch reichem Elternhaus, der unangepasste Draufgänger und das naive Blondchen) und vorhersehbar. Manchmal hat es mir aber gerade deshalb Spaß gemacht, ihre Geschichte zu verfolgen. Gerade der Wechsel der Erzählerperspektiven von Sarah, Marc und der Kommissarin gefallen mir gut und halten die Spannung hoch.

Das Ende kommt mit einer unvorhersehbaren Wendung daher, die mir aber etwas zu konstruiert ist. Bis zum Schluss bleibt die Frage offen, wie die Geschichte nun ausgeht und die vielen offenen Fragen und Wendungen macht die Spannung aus. Der Autor lässt dabei die Bomben oft ganz subtil platzen – mit nur einem einzigen Satz stehen die Dinge plötzlich in einem völlig anderen Licht da.

Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und das Buch sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 20.02.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

Berührend und eindrucksvoll
Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der sechs Familienmitglieder, was ein schöner und spannender Erzählstil ist, den die Autorin gekonnt einzusetzen weiß. Es ist interessant, die Geschehnisse aus den unterschiedlichen Wahrnehmungen zu erleben. Die Charaktere sind dabei so authentisch und intensiv gezeichnet, dass ich mich ihnen gleich ganz nah fühle. Jedes Kapitel ist dabei einem Familienmitglied gewidmet, beginnend mit dem Vater und endend mit der Mutter.
Es geht um den Vater der Familie, Hüseyin, der sich nach einem langen und harten Arbeitsleben in Deutschland endlich den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt. Die Frührente macht es möglich, in sein Heimatland zurückzukehren. Er fährt schon einmal vor und möchte den Rest seiner Familie nachholen, stirbt jedoch kurz nach seiner Ankunft. Die Familie macht sich auf den Weg zu seinem Begräbnis, der nicht ganz ohne Zwischenfälle verläuft. Es geht auch um Rassismus und damit einhergehende alltägliche Bedrohungen, um Familie und die manchmal schmerzhaften Beziehungen untereinander, um Wurzeln und Identität in der heutigen Gesellschaft.
Fatma Aydemir erzählt diese berührende Geschichte ganz behutsam und mit gekonnten Zwischentönen. Sie spielt mit Klischees und Vorurteilen und beleuchtet diese sehr differenziert.
Ich kann dieses sprachgewaltige und beeindruckende Buch nur jedem ans Herz legen und uneingeschränkt empfehlen. Es hat mich berührt und noch einige Zeit zum Nachdenken angeregt.