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Anne Lay

Bewertungen

Insgesamt 157 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2020
Zeit des Sturms - Die Schwestern der Kaufhausdynastie
Sommerfeld, Mila

Zeit des Sturms - Die Schwestern der Kaufhausdynastie


sehr gut

In "Zeit des Sturms" zeigt uns Sophia ihre Sicht auf die Geschehnisse in Würzburg nach 1933. In ihrer Stadt hat "die Partei" nicht gesiegt, übernimmt aber nach der Wahl trotzdem die Macht, besetzt wichtige Gebäude und gestaltet das öffentliche Leben der Stadt um.

Sophia will sich nicht mit diesen Veränderungen abfinden. Obwohl - oder gerade weil ihr Vater Mitglied der NSDAP ist, schließt sie sich einer Widerstandsgruppe an. Ein junger Mann hat sie beeindruckt und sie folgt seiner Einladung zu einem Treffen.

In der Folge begleite ich Sophia, die so anders ist, als ihre Schwestern, durch ihre Zeit, erlebe ihre Zweifel, ihr Engagement gegen die geltende Doktrin.

Sehr klar ist ihre Ablehnung der Herrschenden und ihr fester Wille, etwas dagegen zu unternehmen. So bekomme ich einen Einblick in das Leben in einem totalitären Staat, mit Menschen, die in der Uniform der NSDAP plötzlich ihre Macht auskosten und helfen, das System zu etablieren. Die Überwachung und Unterdrückung wird recht eindrücklich beschrieben.

Trotzdem waren manche Wendungen für mich schwer nachvollziehbar, wenn es z.B. um das Wiedersehen von Sophias und Martin geht, und es fehlten mir die Gefühle der Protagonisten. In dieser Hinsicht blieb es zum Teil holzschnittartig, gut - Sophia und ihre Gruppe - böse - die Partei, und es wurde viel beschrieben, aber weniger erlebbar. Das ist mein subjektiver Eindruck beim Lesen gewesen.

Ein spannender Einblick in ein finsteres Kapitel deutscher Geschichte, das aber streckenweise "gewollt" daherkommt, bei dem das Anliegen, das hinter der Geschichte steht, sehr in den Vordergrund rückt, daher ziehe ich einen Stern ab..

Bewertung vom 19.02.2020
Die siebte Schwester
Johanning, Marion

Die siebte Schwester


sehr gut

Tryngen lebt als Novizin in einer kleinen Schwesterngemeinschaft vor den Toren Kölns, die ein kleines Hospital betreiben. Ausgerechnet während einer Abwesenheit der Infirmaria fordern fremde Männer Einlass, weil einer von ihnen Hilfe braucht. Die Mutter Oberin stellt Tryngen als Infirmaria vor und verschweigt ihr, um wen sie sich kümmern soll. Sie macht ihre Sache gut, so gut, dass der Dompropst von Köln, Engelbert von Berg, sie zu sich befiehlt.

Die Handlung ist dicht und lebendig erzählt, so dass ich mich schnell ins Mittelalter entführen lasse. Tryngen ist eine sympathische junge Frau, wissbegierig und gebildet, klug, wenn auch ängstlich. Ihr großer Traum ist es, als Heilerin im Orden aufgenommen zu werden, dort tätig zu sein. Aber dann kommt alles anders.

Mit Spannung verfolge ich die Geschehnisse, die Intrigen und den Verrat, erfahre Geheimnisse und bange mit Tryngen um ihre Zukunft.

Leider wirkt die Geschichte an manchen Stellen auf mich konstruiert, ein starker Retter tritt auf, so dass das Potenzial, das ich in der Geschichte sehe, nicht vollends ausgeschöpft wird. Auch wird das Ende sehr schnell erzählt, ein Ereignis jagt das andere, bis mit einem Zeitsprung noch Epilog die letzten offenen Fäden verknüpft. Den letzten Teil habe ich als nicht rund erlebt. Außerdem wird mit vielen Klischees gearbeitet: Die junge Frau, die hervorragend ausgebildet, sich als Heilerin verdient macht, dann auch mutig wird und Heldentaten vollbringt. Das war mir persönlich zu viel, daher habe ich einen Stern abgezogen.

Bewertung vom 04.02.2020
Der Ring des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.2
Schier, Petra

Der Ring des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.2


ausgezeichnet

Aleydis de Bruinker muss sich gegen Begehrlichkeiten von verschiedenen Seiten wehren. Zum Einen sind da Verwandte, die Zukunftspläne für ihre Ziehtöchter haben, dann soll sie selbst neu verheiratet werden ... Zwar hat sie die Geschäfte ihres verstorbenen Gatten wieder aufgenommen, aber sie gerät immer wieder ins Schlingern zwischen legalen und - weiteren Geschäften. Plötzlich taucht ein Halbbruder ihres Gatten auf und dann ist da immer noch der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve.

Auch diesen Band habe ich förmlich verschlungen. Wie geht es mit Aleydis weiter? Die Heldin der Geschichte ist mir mit ihrer Klugheit, ihrem Gerechtigkeitssinn und der Kraft, die sie immer wieder beweist - auch wenn es in ihrem Inneren vollkommen anders aussieht, sehr sympathisch und ich fiebre mit ihr, bei dem, was ihr widerfährt. Auch die anderen Figuren sind lebensnah und authentisch gestaltet und nehmen mich mit in längst vergangene Tage.

Einige Fäden sind so ausgelegt, dass sie am Schluss nicht aufgelöst werden, sondern auf den nächsten Band verweisen, auf den ich nun viel zu lange warten muss.

Bewertung vom 12.01.2020
Der Fluch von Cöln
Isenberg, Henning

Der Fluch von Cöln


ausgezeichnet

Theo verfolgt als Junge mit, wie sein Vater, Friederich von Isenberg, für seine Beteiligung am Mord des Kölner Erzbischofs hingerichtet wird. Er fühlt sich durch den letzten Blick des Sterbenden an sein Erbe erinnert und beauftragt, das erlittene Unrecht der Familie zu rächen.

Zunächst jedoch nehmen seine Verwandten ihn unter ihre Fittiche und bringen ihn zur Ausbildung bei den Deutschrittern unter. Dort taucht er einerseits unter und verschwindet für die Mächtigen seiner Zeit vorübergehend. Andererseits wird er in der härtesten Kampfschule des Ordens ausgebildet. Derart vorbereitet übersteht Theo Anschläge auf ihn und macht sich mit seinem Onkel, Herzog Heinrich von Limburg daran, die Ländereien um die Isenburg, Stammburg der Familie, zurückzuerobern. Sein Gegenspieler sind dabei der neue Erzbischof von Köln, Heinrich von Molenark, und Ado von der Mark.

Gerade zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, die vielen Protagonisten zu sortieren. Der Autor wirft den Leser mitten ins Geschehen und ein paar Mal habe ich im Personenverzeichnis nachgeschaut, um mir die Namen zu vergegenwärtigen und auch ihre Rolle im Geflecht der Herrschenden.

Hinzu kam für mich, dass ich immer wieder die Orte auf meiner inneren Landkarte in Beziehung gebracht habe, weil ich in der Region wohne. Neben dem Erfassen der eigentlichen Handlung war ich also ständig beschäftigt. Das führte dazu, dass ich immer wieder Pausen brauchte, um das Gelesene zu sortieren. Ein echtes Abtauchen in die Geschichte, ein Mich-Mitreißen-Lassen kam nicht zustande oder nur in kürzeren Abschnitten, wie etwa während Theos Ausbildung beim Orden.

Ein weiterer Punkt, der mir etwas holprig erschien, ist das Einweben von Aleydis von Sayn. Der Handlungsstrang wirkt bisweilen etwas hineingeflickt, ist nicht harmonisch verwoben mit den Erzählsträngen, in denen es um Theo oder seine Gegenspieler geht.

Wie immer bei einem hervorragende recherchierten historischen Roman, stehe ich staunend vor den Zusammenhängen und, dank einer Leserunde und Zusatzmaterial auf der Homepage, vor dem Wissensschatz des Autors, der weit über das hinausgeht, was im Buch schwarz auf weiß verarbeitet ist.

Trotzdem ziehe ich bei allem Respekt vor dieser Leistung einen Stern ab, für die Mühe, die mir das Buch beim Lesen bereitet hat und eben jene "löchrige" Verbindung zu Aleydis.

Ich durfte wieder einiges über vergangene Zeiten und die Gegend, in der ich aktuell lebe, lernen. Dafür gibt es einen extra Stern und so komme ich, trotz der genannten Kritik, auf fünf Sterne.

Bewertung vom 19.12.2019
Im Alt singt jemand falsch
Spieker, Karin

Im Alt singt jemand falsch


ausgezeichnet

Maja freut sich jede Woche auf ihre Chorprobe, die sie zusammen mit ihrer Schulfreundin besucht. Oder sollte ich sagen "freute"? Der neue Chorleiter macht ihr das Leben schwer. Er fordert seinen Sängern alles ab und lässt sie einzeln vorsingen. Die Wochen, bis der Alt schließlich dran ist, ziehen sich in die Länge und jede Woche steigt die Panik. Ob sie den Chor einfach sausen lassen soll? Aber da ist der süße Tristan, der sich sogar mit ihr verabredet ...

Da ich selbst im Chor singe, fühle ich mich beim Lesen gleich mittendrin. Die Szenen sind so wirklichkeitsnah geschrieben, dass sie mich vom ersten Moment an mitnehmen. Dazu kommt, dass mir Maja sehr sympathisch ist. Sie ist etwas chaotisch, wirft nichts weg, was dazu führt, dass sowohl Wohnung als auch Büro - naja wohl etwas mehr als etwas chaotisch sind. Aber es gibt einige Überraschungen in der Geschichte, auch einen guten Engel, der ihr hilft.

Besonders gut hat mir Majas Familie gefallen. Leute wie du und ich, mitten im Leben und mit dem Herz auf der Zunge. Majas Verhältnis zu ihren Lieben ist nicht immer einfach und bedarf auch einer Entwicklung, die mir im Roman gut gefällt. Insofern ist alles drin in diesem Buch: Romantik, persönliche Entwicklung und ein sympathisch-lebendiges Umfeld.

Ein kleines Minus ist der Schluss des Buches. Hier bricht die kunstvoll entfaltete Handlung für mein Empfinden recht schnell ab. Insofern komme ich auf viereinhalb Sterne, aber kaufmännisch gerundet sind das natürlich fünf.

Wer wissen möchte, wie es in einem Chor zugeht (zugehen kann), dem sei dieser Roman wärmstens empfohlen. Mich hat er gut unterhalten.

Bewertung vom 25.10.2019
Das Gold des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.1
Schier, Petra

Das Gold des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.1


ausgezeichnet

Aleydis Golatti ist glücklich in ihrer Ehe. Zwar ist ihr Gatte so alt, dass dessen Tochter Cathrein älter ist als die Ehefrau, aber sie ist ihrem Gatten zugetan und auch er schätzt sie sehr und mehr als das.

Die Idylle zerbricht jäh, als der Geldwechsler Nicolai Golatti erhängt aufgefunden wird. Aleydis will nicht glauben, dass es Selbstmord gewesen sein könnte. Sie drängt im Rat der Stadt.Köln nachdrücklich darauf, dass der Tod untersucht wird.

Ausgerechnet Vinzenz van Cleve ist der zuständige Gewaltrichter. Dessen Vater und auch er selbst sind erbitterte Konkurrenten zum Lombarden, wie Nicolai auch genannt wird. Außerdem ist der Mann wie ein wandelndes Gewitter, dunkel und polternd zieht er seine Bahnen und auch durch das Leben von Aleydis.

Wie schon in der Reihe um die Apothekerin Adelina gelingt es der Autorin auch in diesem Roman, falsche Fährten auszulegen, Beobachtungen anderer Personen mit dem Empfinden der Protagonisten zu verweben und so auch nach und nach den Mord aufzuklären. Die Fäden für den nächsten Band sind ausgelegt und verknüpft, so dass ich mich darauf freue, dass er im Februar 2020 erscheinen wird.

Bewertung vom 13.10.2019
Stille Nacht, flauschige Nacht / Der Weihnachtshund Bd.4
Schier, Petra

Stille Nacht, flauschige Nacht / Der Weihnachtshund Bd.4


sehr gut

Angelique und Patrick sind sich beim Umzug ihrer Freundin Laura vor einem Jahr bereits begegnet. Daher ist er nicht besonders gut auf sie zu sprechen, als sie plötzlich in der Kleinstadt auftaucht, für eine Auszeit nach ihrem stressigen Job als persönliche Assistentin der Geschäftsleitung eines internationalen Konzerns.

Sie wirkt auf mich wie ein ICE, der in das Leben der kleinen Familie hineinrauscht. Gerade zu Beginn überfordert mich ihr Tempo, ihre Perfektion. Patrick stellt sie gegen seine anfängliche Überzeugung ein, weil ihm mitten im größten Stress zwei Mitarbeiter gekündigt haben.

Den Auftakt zu dieser Weihnachtsgeschichte bildet ein Brief, den Patricks Sohn an den Weihnachtsmann geschrieben hat. Er wünscht sich mehr Zeit mit seinem Vater. Die Zwillinge sind noch nicht lange bei ihm, aber er hat sein Leben komplett umgekrempelt, um für sie da zu sein. Der Kampf um die Kinder, der Nachweis, dass sie zu Patrick gehören, durchzieht den Roman und bringt immer wieder Spannung in die Geschichte. Auch die Annäherung von Angelique und Patrick gewinnt an Tempo und ist lesenswert. In vielen Details wird die gegenseitige Faszination beschrieben.

Für mich ist es das erste Buch der Reihe, und so musste ich mich erst an die Kommentare des Hundes gewöhnen und die wiederkehrenden Szenen mit Santa haben mich zum Teil irritiert. Da ich auch Angelique zunächst vor allem als anstrengend empfunden habe, ziehe ich einen Stern ab. Das Buch ist toll geschrieben und sicher lieben viele genau diese Details, die mir das Lesen anfänglich schwer gemacht haben.

Wer also keine Angst vor Powerfrauen hat und den fantastischen Santa-Erzählstrang mag, wird hier einen lebendig und gefühlvoll erzählten Roman finden, den ich gern weiterempfehle, obwohl ich kleine Schwierigkeiten damit hatte.

Bewertung vom 08.09.2019
Finde mich. Jetzt / Finde mich Bd.1
Engel, Kathinka

Finde mich. Jetzt / Finde mich Bd.1


sehr gut

Tamsin bekommt durch ein kleines Erbe die Chance, aus ihrem zu engen Elternhaus auszubrechen. Sie zieht von Maine nach Kalifornien, um dort zu studieren. In ihren Koffer kommen nur die Dinge und Kleidungsstücke, die sie selbst mag. Den Ballast, den ihre Eltern ihr aufgedrückt haben (Kind dieses Kleide ...) lässt sie zurück. Sie freut sich auf ihr Literaturstudium, waren Bücher seit sie denken kann, spätestens seit ihr Opa sie das Lesen gelehrt hatte, ihre größten Verbündeten.

Rhys wird bei seinem ersten "Auftritt" im Buch aus der Haftanstalt entlassen. Was ihn dorthin gebracht hat, was er dort hinter sich lässt, erfahre ich nach und nach in den Kapiteln, die aus seiner Perspektive erzählt werden.
Dieses Buch wird abwechselnd aus den Sichtweisen der beiden so ungleichen Menschen erzählt. Tamsin, der flippige Sonnenschein und Rhys, der Ex-Knacki, der glaubt, nie wieder lächeln zu können, weil es sich einfach falsch anfühlt.
Die Annäherung, die Missverständnisse und auch die unerwarteten Hilfen weiterer Figuren im Buch habe ich sehr gern gelesen.
Dann aber kam ein Punkt, an dem ich das Buch erst einmal beiseitegelegt habe. Nach diesem Bruch war der Sog, der mich anfänglich in seinen Bann gezogen hatte, durchbrochen und auch wenn ich bis zum Ende gelesen habe, flachte die Geschichte aus meiner Sicht leider ab.
Die beiden Charaktere sind zu beginn sehr glaubhaft und lebendig gezeichnet, ihre Annäherung geschieht langsam und faszinierend. Dann bekommt die Handlung für mich etwas klischeehaftes, gleitet bisweilen an den Rand einer Mädchenfantasie (so habe ich es empfunden) und die Dichte, die den Anfang auszeichnet, geht verloren. Schade.
Da mich der Anfang und der Grundplot überzeugt haben, ziehe ich nur einen Stern für den flacheren zweiten Teil ab.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.