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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 478 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2023
Das NABU-Vogelbuch
Mullen, Peter;Karwinkel, Fabian

Das NABU-Vogelbuch


ausgezeichnet

Das Buch über unsere heimische Vogelwelt ist optisch wie informativ eine Bereicherung. Bei der Einführung wird eine gelungene Gartengestaltung für mehr Vögel im eigenen Garten erläutert und wie wir für das Wohl der gefiederten Freunde sorgen können. Alle in unseren Breiten vorkommenden Vogelarten werden ausführlich mit Fotos und Grafiken beschrieben. Ihre Lebensweise, ihr Brutverhalten und ihr Lebensraum werden detailliert und leicht verständlich erzählt. Auch der Klimawandel und die Veränderungen die es für unsere Vögel bedeutet, werden angesprochen. Als ein besonderes Extra gefällt mir die herunter zu ladende Kosmos App mit den Vogelstimmen, die bei einer Bestimmung sehr hilfreich ist.
Das Sachbuch ist nicht gerade günstig, meiner Meinung nach den Preis auf jeden Fall wert. Die Aufmachung und Gliederung, die umfassende Beschreibung aller Vögel und viel Extrainformation außergewöhnlich gut gemacht.

Bewertung vom 02.10.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


gut

Nachdem die fast 40-jährige Kati Waldstein ihre Mutter beerdigt hat beschließt sie, das sie ihr Heimatdorf verlassen will. Endlich mal nicht mehr fremdbestimmt sein, endlich frei und die Welt sehen können. Ihr Vater ist schon seit längerem tot, was sie von ihm noch besitzt ist ein heruntergekommenes, hoch verschuldetes Kino und eine Sammlung von gebrauchten Butterbrotspapieren. Diese nutzt sie nun für Abschiedsbriefe, die auch eine Abrechnung beinhalten. Bei ihrer Grundschullehrerin rechnet sie mit der Nichtempfehlung fürs Gymnasium ab, die sie ihrer Meinung nach verdient hatte. Ihrem Exmann liest sie seine Ignoranz vor, der Verkäuferin, wie sie selbstlos hilfsbereit war. Die Reaktionen, die sie erhält werfen ein völlig neues Licht auf ihre Mutter und wie diese in Katis Leben eingegriffen hat. Auch bei ihrer Berufswahl, sie arbeitet in der Stadtverwaltung, obwohl sie lieber Friseurin geworden wäre. Jeden Samstag verbringt Kati auf dem Wochenmarkt um Obdachlosen die Haare zu schneiden. Dort trifft sie auf Severin, der sich von der Welt zurückgezogen hat und nun durch Kati, die er für sein Schicksal hält, wieder am Leben teilhaben will.
Manche dieser Briefe und Personen wirken überzogen, nicht immer glaubhaft und das von der Mutter bestimmte Leben hätte Kati durchaus ändern können, wenn sie ernsthaft gewollt hätte. Alles wirkt ein wenig halbherzig, viel in schwarz-weiß Malerei. Zum Wegschmökern bestens geeignet, viel Tiefgang sollte man nicht erwarten.

Bewertung vom 02.10.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


sehr gut

Henni Bartholdy ist eine intelligente junge Frau, sie besucht das Gymnasium. Sie lebt im Berlin der 50er Jahre mit ihrer als Putzfrau arbeitenden Mutter und ihrem kleinen, lungenkranken Bruder. Als sie ihre Mutter bei der Putzstelle der von Rothenburgs vertreten musste, traf sie auf Ed, etwas älter als sie, der sich benahm wie ein reicher Schnösel, doch mit der Zeit wurden die aus so unterschiedlichen Schichten angehörenden ein Paar. Bis Henni schwanger wurde und das Kind nicht geboren werden durfte und Ed nach Cambridge zum Studium verschwand. Für Henni stand nun fest, sie wollte Hebamme werden. Nicht alle Mütter freuten sich auf ihre Kinder, immer wieder fand man Neugeborene tot in einer Mülltonne. Henni will etwas tun, gegen das Leid der Mütter und die vielen toten Babys.
Im Jahr 2000 ist die Journalistin Liv auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit, sie wurde adoptiert und vermutet, das ihr Leben mit dem von Henni zusammenhängt.
Die Unterdrückung der Frauen, Männer, die über das Leben der Frauen bestimmten und wie sie zu gebären hatten, bestimmt diesen Roman, um Kinder, nach denen man sich sehnt und solchen, die unerwünscht sind, man sich jedoch strafbar macht, wenn man sie weggibt. Ein hochinteressantes Thema, die nur durch die Liebesgeschichte mit Ed manchmal etwas kitschig wurde.

Bewertung vom 19.09.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


sehr gut

Der Krieg ist längst zu Ende, die Männer noch nicht zurück. Die Freundinnen Anni und Edith haben all die Jahre ihre Höfe, ihr Leben und das der Kinder über Wasser gehalten. Edith, die seit 9 Jahren nichts mehr von Otto gehört hat und ihn für tot hält, hat sich neu verliebt. Nun meldet sich der Suchdienst, Otto kommt zurück. Der kriegsversehrte Mann kannte seinen Namen nicht mehr, einzig der Ehering in der Tasche sagte ihm, wer er sei. Erst als er Edith und Anni sieht, merkt er, dass etwas nicht stimmt. Er ist Josef, Annis Mann und der durch einen Geburtsschaden behinderte Willi ist sein Sohn. Er fühlt sich aber auch zu Edith hingezogen. Für Anni ist klar, das kann nur Hexerei sein. Die Freundschaft zerbricht und sie zieht den Heilkundler, den Spökenfritz zu rate, wie man gegen das Unheil vorgehen kann. Parallel zu dieser Handlung erzählt die alte Guste Ediths Tochter Betty von den Mythen und Geschichten aus dem Moor. Ein paar Jahre nach Kriegsende will auch der Ort Unnenmoor an dem Fortschritt teilhaben, das Moor soll trockengelegt werden.
Der Roman schildert eindrucksvoll das Leben in dem kleinen Ort, jeder kennt jeden und im Moor gab es schon immer seltsame Begebenheiten und Geschichten, Hexen und Verhexte. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut.

Bewertung vom 19.09.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


sehr gut

Seitdem vor zwei Jahren ihr Bruder Fabian und dessen Frau auf einer Wohnmobilreise durch Frankreich spurlos verschwunden sind, hat sich das Leben von Evelyn Jancke grundlegend geändert. Tagsüber ist sie weiterhin als forensische Psychologin tätig, der Abend jedoch gehört nun dem Alkohol und einmaligen Sex mit unbekannten Männern. Mit ihren vorherigen Liebhaber, dem Hauptkommissar Gerhard Tillmann verbindet sie nun noch eine Freundschaft. Als im Oldenburger Bereich Morde auf Campingplätzen geschehen arbeiten beide zusammen. Ein Zeuge hat den Täter gesehen, das Phantombild deutet auf Fabian hin, Evelyn will daran glauben, doch dann wäre ihr liebevoller Bruder ein gewissenloser Mörder. Durch viele Unstimmigkeiten zweifelt Evelyn erst an ihrem eigenen Verstand, später an der Loyalität Tillmanns. Wem kann sie glauben? Es bleibt ihr nichts anderes übrig, sie muss selbst nach dem Täter oder Bruder suchen.
Die Taten selbst werden nur angedeutet und dennoch setzen sie ein erschreckendes Kopfkino frei. Evelyns Notlage, was ist wahr, was nur erdacht, lässt einen selbst miträtseln. Spannend.

Bewertung vom 19.09.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


sehr gut

Dr Sara Linton hat zufällig Dienst in der Notaufnahme des Krankenhauses als die 19-jährige Dani Cooper eingeliefert wird. Es sieht nach einem Autounfall aus, doch Dani flüstert Sara zu, das sie unter Drogen gesetzt wurde und vergewaltigt wurde. Versprechen sie mir, stoppen sie ihn! Sara hält noch Danis Herz in der Hand, aber sie kann sie nicht mehr retten. Ihr bleibt nur für Gerechtigkeit zu sorgen. Das Auto und weitere Spuren führen zu Tom McAllister, mit dessen Vater sie zusammen Medizin studiert hatte. Dieser hatte damals den hoch dotierten und anspruchsvollen Job bekommen, der Sara versprochen wurde. Als sie vor 15 Jahren selbst brutalst vergewaltigt wurde, sie keine Kinder mehr bekommen konnte und sich mühsam wieder ins Leben zurückgekämpft hatte, trat sie von der Stelle zurück. Nun, im Gerichtsprozess wird ihre Aussage als Neid ausgelegt. Mit Hilfe ihres Verlobten, Cop Will Trent und dessen Partnerin Faith versuchen sie selbst, Beweise zu finden und stoßen auf weitere vergewaltigte und misshandelte Frauen.
Der Thriller ist sehr umfangreich und mit vielen Personen und Handlungssträngen versehen. Darunter leidet ein wenig die Spannung. Die Brutalität ist erschreckend, die Auflösung des Falles hat ein paar kleine Schwächen. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Qualen und der Umgang mit einer Vergewaltigung auch Jahre und Jahrzehnte später werden berührend erzählt.

Bewertung vom 19.09.2023
Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


sehr gut

Baden-Baden war im Jahr 1925 eine bedeutende Kurstadt, Reiche und Prominente waren dort anzutreffen. Nun steht ein wichtiges Schachturnier an, die großen Strategen treffen sich und bewohnen die namhaften Hotels der Stadt. Im Trubel des Geschehens wird die Telefonist Ama Täuber von ihrer Kollegin Friederike beauftragt, den von der Polizei als Unfall oder Selbstmord abgelegten Tod ihrer Cousine Gertrude zu untersuchen. Schließlich hat sie bereits vorab Erfolge mit ihren ungewöhnlichen Ermittlungen erzielt. Das eine junge Wäscherin in einer Waschmaschine ums Leben kommt ist für die Polizei nicht so wichtig wie die Aufklärung der vielen Diebstähle in den Hotels. Kommissar Ludwig Schiller, mir dem Alma privat liiert ist, unterstützt sie. In manchen Situationen ist Alma zu blauäugig und bringt sich selbst in große Gefahr.
Die Auflösung des Kriminalfalls ist eine Seite dieses Romans, die zweite und für mich spannendere ist die Beschreibung des Lebens zur damaligen Zeit. Almas Wunsch nach einem gemeinsamen Leben mit Ludwig steht ihr Wille nach Unabhängigkeit, ihrem eigen verdienten Geld als Telefonistin gegenüber. Als Verheiratete darf sie dort nicht mehr arbeiten. Ihre Freundin Emmi Wolke hat es zur Filialleiterin eines Blumengeschäfts gebracht, doch wie geht es für Alma weiter? Die technischen Neuerungen, alles rund ums Schachspiel, der aufkommende Nationalsozialismus und die allgemeine Lebenssituation stehen im Mittelpunkt dieser dritten Geschichte um Alma Täuber. Sehr gut recherchiert und geschrieben.

Bewertung vom 19.09.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


sehr gut

Der Beginn mit den vielen Namen und unterschiedlichsten Handlungssträngen ist ein wenig mühsam zu lesen, danach wird man jedoch schnell in die Geschichte hineingezogen. Die wahre Geschichte um den Raub der Mona Lisa wurde mit fiktiven Rahmenhandlungen gespickt. Als Handwerker und Kleinganove ist der Italiener Vincenzo Peruggia für Arbeiten im Louvre tätig. Die Mona Lisa hat es ihm angetan, dieses Gemälde gehört nicht in den Louvre, es sollte wieder zurück nach Florenz. Die Überwachung des Museums ist äußerst lasch, erst am Dienstag morgen, dem 22.8.1911 wird der Diebstahl entdeckt. Commissaire Juhel Lenoir beißt sich an demFall fest, ohne eine Spur.
In Paris zu dieser Zeit trifft sich die Boheme, auch der aufstrebende Maler Pablo Picasso und sein Freund, der Dichter Guillaume Apollinaire gehören zu diesen Kreisen. Durch aus dem Louvre entwendete Skulpturen geraten die Beiden in den Focus der Polizei, diese Skulpturen, die Inspiration für ein Gemälde wurden. Die Ungerechtigkeit zwischen arm und reich ruft auch Anarchisten auf den Plan, die durch Raub und Einbrüche Geld umverteilen möchten, wie die junge Russin Jelena.
In diesem Roman trifft ein Kriminalfall auf die Pariser Kunstszene, den Montmartre mit der noch nicht fertig gestellten Kirche Sacre Coeur, auf Malerei und Tanz, auf gewalttätige Anarchisten und Kleinkriminelle, auf Okkultismus, auf Modeschöpfer, auf arm und reich. Alle Protagonisten, wachsen einen ans Herz, wir kriminell auch immer sie sind. Alle, die in diese Augen blickten haben ein Ziel, die Legende um die Mona Lisa, la Joconde, zu schützen. Spannend und äußerst informativ, etwas weniger Nebenstränge hätten den Beginn leichter lesbar gestaltet.

Bewertung vom 19.09.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


weniger gut

Der Autor Max Richard Leßmann beschreibt in diesem Buch das Zusammentreffen mit seinen eigenen Großeltern auf Sylt. Vielleicht verbringen sie zum letzten Mal eine Auszeit auf der Insel, auf der sie viele Campingurlaube verbrachten. Max erinnert sich an die sauren Apfelringe, die Oma Lore immer zum Empfang mit dabei hatte. Er erinnert sich an die schönen Momente wie auch an die schrecklichen Eigenschaften von Oma Lore und Opa Ludwig. Sein Vater und die beiden Onkel werden in die Geschichten mit einbezogen.

Immer wieder, oft mitten im Satz, wechselt die Handlung von der Gegenwart in die verschiedensten Vergangenheitszeiten. Manchmal kann man dem folgen, oft genug leider nicht. Gelegentlich blitzt eine interessante Geschichte auf, die jedoch nicht weiter verfolgt wird. Die Wortwahl wir auch der Schreibstil sind mir zu flapsig, die abgehackten und schwer zu folgenden Episoden erschweren das Lesen. Vielleicht bin ich zu alt für diesen Schreibstil, das Buch traf nicht meinen Geschmack.

Bewertung vom 01.09.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Als alleinerziehende Mutter in einer chaotischen Berlin Wohngemeinschaft fühlt sich die 33-jährige Silvia Borowski nicht mehr wohl. Sie packt ihr Baby Hannah in das entwendete Auto ihres Mitbewohners und fährt, nach vielen Jahren Abwesenheit, zu ihrer Mutter Evelyn in die schwäbische Kleinstadt Ildingen. Wir erleben die Fahrt im Sommer 1989 über die Transitstrecke mit all ihren Schwierigkeiten. Zuhause findet sie eine verwahrloste Mutter und Wohnung vor. Ausgerechnet ihre Mutter, die immer Wert auf ihr Äußeres und darauf, was die Leute sagen, gelegt hat. Sie selbst hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter, kann es nun durch die kleine Enkelin besser werden?
Neben der Handlung aus dem Jahr 1989 gibt es immer wieder Rückblenden in die 1950er Jahre, als Evelyn mit ihrem abgeschlossenen Medizinstudium in Ildingen Fuß fassen wollte. Karl, ihr Mann war ebenfalls Arzt und selbstverständlich wurde er immer bevorzugt. Als Silvia zur Welt kam war ein weiteres arbeiten im Krankenhaus für Evelyn unmöglich und obwohl sie ihre Tochter liebte, war sie ihr auch eine Last.
Der Arzthaushalt war immer von Ruhe geprägt, erfolgreich zu sein wurde auch von der lernschwachen Silvia erwartet, die den Tag lieber träumend verbrachte oder bei der Nachbarsfamilie, die arm und kinderreich war, bei denen jedoch immer ein Platz für sie war. Nun, 1989, wird es endlich Zeit für eine Aussprache.
Die Handlung ist lebhaft und spannend, die Personen so gut beschrieben, dass man sich in jede hineinversetzen kann, es gibt kein schwarz-weiß, alles hat zwei Seiten. Es werden Ereignisse erzählt, die man selbst so oder ähnlich auch hätte erleben können.