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MissGoWest

Bewertungen

Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2021
Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
Krusche, Lisa

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch


ausgezeichnet

Eine Wasserpflanze, ein Kaninchen und ein Stoffoktopus

„Und manchmal braucht man jemanden, der für einen träumt, wenn einem selbst die Fantasie fehlt.“ (S. 148) Dieser Jemand ist für Gustav seine neue Freundin Charles, die ihn und seinen Opa aus ihrem Alltagstrott herausholt und zu einer Reise animiert, die sie von Berlin nach Istanbul führt, um Gustavs Vater zu finden. Mit von der Partie sind Gustavs Wasserpflanze Agatha, Charles‘ Stoffoktopus Vida und Opas Kaninchen Miffler.

„Man muss das Universum wissen lassen, dass man bereit ist.“ (S. 36) Anscheinend habe ich das Universum wissen lassen, dass ich bereit war, ein ungewöhnliches Kinderbuch zu lesen. Ein Roadtrip der anderen Art, der mich durch Polen, die Slowakei, Ungarn und Bulgarien in die Türkei führte, wo ich einer Familienzusammenführung der anderen Art beiwohnen durfte. Ich habe die Reise an der Seite von dem anfangs stummen Gustav, seinem Opa Joseph und der pfiffigen Charles einfach nur genossen. Dabei sah ich die Ereignisse bildlich vor Augen. Ich hoffe sehr, dass diese Geschichte verfilmt wird.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für große und kleine Leser*innen, die sich gerne auf eine etwas andere Art von Reise- und Familiengeschichte einlassen. Schon alleine das Cover ist ein Hingucker, aber gerade die Erzählung berührt und macht Spaß. Verdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 19.07.2021
Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1
Kunnas, Noora

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1


ausgezeichnet

Die coolste Nachbarin aller Zeiten

Lilli und Mikko haben Glück im Unglück – statt sich mit ihrem missgelaunten Onkel herumzuärgern, verbringen sie ihre Ferienzeit mit der coolsten Nachbarin aller Zeiten. Flora Salmanteri ist eine ungewöhnliche ältere Dame, die mit einem sprechenden Hahn namens Pedro zusammenwohnt, der Lederjacke und Glitzerboots trägt. Zu ihren Freunden gehört Käpt’n Holzbein-Vorsteen, ein ehemaliger Pirat, für den sie seine alte Mannschaft im 3D-Drucker erstellt. Durch ein Missgeschick der Kinder werden die Mini-Piraten lebendig und sorgen für allerhand Aufregung in der kleinen Stadt Vammala in Finnland.

Ich liebe Flora Salmanteri. Ich wünschte, sie wäre meine Nachbarin. Ich würde gerne sehen, wie sie mit ihrer Band „Die urigen Walrösser“ auftritt. Einmal mit ihr, Lilli und Mikko in Vammala ein leckeres Softeis genießen – ein Traum! Es hat so viel Spaß gemacht, dieses Piraten-/Diebstahls-/Blumenfest-Abenteuer mitzuerleben. Die liebenswerten und skurrilen Charaktere werden mir lange in Erinnerung bleiben. Dazu tragen die wunderbaren Illustrationen von Teemu Juhani bei, die die einzigartige Geschichte von Noora Kunnas so richtig zum Leben erwecken. Allein auf dem fantastischen Cover gibt es schon so viel zu entdecken.

Gibt es nicht irgendwo einen Spiegel, durch den man in dieses Vammala kommt? Ich würde sofort hindurchgehen. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für Groß und Klein – diese Geschichte macht einfach jedem Spaß, der im Herzen jung geblieben ist. Ich freue mich sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Bewertung vom 02.06.2021
After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
Hill, Will

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021


ausgezeichnet

Der Weg zurück ins Leben nach dem Feuer

Der Roman beginnt mit einer chaotischen Szene, in der Polizisten mit Gewalt die Basis der Heiligen Kirche der Legion Gottes einnehmen. Die 17-jährige Moonbeam versucht verzweifelt inmitten von Schüssen und Feuer, ihre Brüder und Schwestern aus Baracken zu retten, in denen sie eingeschlossen sind. Nach ein paar Tagen im Krankenhaus, wo ihre Wunden versorgt werden, findet sich Moonbeam in einer Kinderpsychiatrie in Austin, Texas wieder. Das traumatisierte Mädchen ist misstrauisch gegenüber jedem, da sie noch immer die gewaltige Stimme des charismatischen Father John im Kopf hat, der die Religionsgemeinschaft angeführt hat: „Ich bekomme eine Gänsehaut auf den Armen. Die Macht, die der Stimme des Propheten innewohnt, versetzt mich trotz allen, was passiert ist, immer noch in Angst und Schrecken: ihre absolute Gewissheit und Autorität, die keinerlei Einwand duldet.“ (S. 25)

Langsam setzt sich eine Geschichte von Missbrauch, Unterdrückung und Gehirnwäsche zusammen, die Autor Will Hill in Kapiteln erzählt, die DAVOR und DANACH spielen – also vor und nach dem Feuer. Es ist keine lineare Erzählweise, aber das Gesamtbild setzt sich nach und nach klar zusammen. Moonbeams Schicksal und das ihrer Brüder und Schwestern – allesamt Kinder – berührt und erschreckt. Zugleich ist man beeindruckt von Moonbeams Charakterentwicklung über die Jahre und vor allem während der Therapiesitzungen mit Dr. Hernandez und dem FBI Agenten Carlyle, zu denen sie langsam Zutrauen fasst.

„After the Fire“ ist ein eindringlicher und berührender Jugendroman über ein mutiges Mädchen, das den Fängen einer Sekte entkommt. Ich konnte das Buch schwer aus der Hand legen. Die reduzierte Grafik des Covers – eine schwarze Baracke auf rotem Untergrund – passt gut zu diesem außergewöhnlichen Jugendbuch, das ein brisantes Thema behandelt. Lesenswert!

Bewertung vom 27.05.2021
Dark Blue Rising Bd.1
Terry, Teri

Dark Blue Rising Bd.1


ausgezeichnet

Tabby ist kein Mädchen wie jedes andere. Sie geht nicht zur Schule und hat weder ein Handy noch ein festes Zuhause. Stabilität gibt ihr Cate, die sie jedoch davor warnt, Fremden nichts von ihnen zu erzählen, da die Behörden ihnen sonst gefährlich werden könnten. Tabby lebt vegan, und der Natur- und Klimaschutz ist ihr wichtig. Dann passiert ein Unfall, der der Auslöser für einen großen Umbruch in Tabbys Leben ist. Bald ist nichts mehr wie zuvor.

Das Cover von „Dark Blue Rising“ ist einfach wunderschön mit seinen verschiedenen Blau- und Grüntönen und den metallischen Korallen- und Algenillustrationen. Mich stört nur ein wenig, dass das Mädchen auf dem Cover, das offensichtlich Tabby sein soll, blaue Augen statt, wie im Buch beschrieben, graugrüne hat.

In 97 relativ kurzen Kapiteln wird der erste Teil von Tabbys Geschichte erzählt. Ich habe von Anfang an mit ihr mitgefiebert und konnte das Buch schwer aus der Hand legen. Tabby muss viele Schicksalsschläge verkraften. Hier hätte ich mir vielleicht etwas mehr Gefühlstiefe erhofft, aber so entsteht mehr Distanz, und die Geschichte ist für jüngere LeserInnen leichter zu verdauen. Die mystischen Elemente, die allesamt mit dem Schwimmen im Meer zusammenhängen, erschließen sich nur zum Teil. Das macht richtig Lust, den zweiten Band des Klima-Thrillers zu lesen, der im Frühjahr 2022 erscheinen wird.

Fazit: Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für jeden, der ein actionreiches Jugendbuch mit leicht mystischen Elementen sowie die Umsetzung von aktuellen Themen wie dem Klimawandel zu schätzen weiß. Ich freue mich auf die ganze Trilogie.

Bewertung vom 20.02.2020
Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht!
Simmons, Jo

Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht!


ausgezeichnet

Gibt es den perfekten Bruder?

Der neunjährige Jonny ist ein ganz normaler Junge und liebt Fahrradfahren, Schwimmen, Computerspiele, Donuts und einfach irgendwas spielen. Genau das gibt er auf der Geschwistertauschwebseite an, als er nach einem Streit mit seinen älteren Bruder Ted sein Glück mit einem neuen Bruder versuchen will. Allerdings setzt er dabei kein Häkchen bei lebendig und menschlich, was schnell zur Zusammenführung mit den abenteuerlichsten Brüdern führt, die man sich vorstellen kann. Auf der Rückseite des Buchs liest man schon von einem Meerjungen, einem von Erdmännchen aufgezogenen Bruder und sogar von dem Geist eines Königs.

Mir gefielen die abgedrehten Begegnungen zwischen Jonny und seinen neuen Brüdern, die zusammen die tollsten Dinge erleben. Jo Simmons Figuren haben Charme und eine zauberhafte Ausstrahlung. Und dennoch merkt Jonny schnell, dass ein vermeintlich besserer Tauschbruder seinen eigenen Bruder Ted einfach nicht ersetzen kann. Doch wo ist Ted nun? Kann Jonny ihn zurückbekommen – vielleicht sogar mit der Hilfe seiner Tauschbrüder?

Ich habe das Buch einfach nur genossen und ein paar vergnügte Lesestunden gehabt. Die Illustrationen von Nathan Reed sind perfekt, um den einzigartigen Humor der Geschichte noch besser zu vermitteln. Der neonorangefarbene Titel des Buchs auf schwarzem Hintergrund hat mich magisch angezogen. Klappt man das Buch auf, ist die vordere und hintere Umschlagseite ebenfalls orange mit einer Zeichnung von Jonny mit einem seiner Tauschbrüder. Diese liebevollen Details machen das Buch noch reizvoller.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für jeden ab 9 Jahren, der sich auf eine verrückte, ungewöhnliche und zauberhafte Geschichte über Geschwisterstreitigkeiten einlassen und dabei herzhaft lachen möchte.

Bewertung vom 06.02.2020
Die Wälder
Raabe, Melanie

Die Wälder


gut

Aufgrund des gelungenen Covers, das mich mit seinem roten Weg in das Dunkel der Wälder regelrecht hineingezogen hat, und dem Versprechen eines Thrillers, hatte ich mir ein wenig mehr von Melanie Raabes „Die Wälder“ versprochen. Der Anfang war interessant – man lernt die junge Ärztin Nina am Halloweenabend kennen. Ihre Bestürzung über den viel zu frühen Tod ihres Freundes Tim aus Kindertagen lässt sich leicht nachvollziehen. Raabes Schreibstil ließ mich regelrecht durch das erste Drittel des Buches fliegen. Dann jedoch kam für mich der Bruch, der das Buch von einem hervorragenden Thriller (5/5) in einen immerhin noch soliden, guten Spannungsroman (3/5) abrutschen ließ.

Das hatte mehrere Gründe – absichtliche Verwirrung des Lesers an mehreren Stellen, relativ sinnfreie Nebenplots, die die Geschichte nicht vorantreiben, und überzogene Handlungen, die nicht zum eigentlichen Charakter bzw. Lebensstil der Protagonisten passen. Ich fragte mich wirklich oft – würde so eine Ärztin bzw. ein Polizist handeln?

Die Auflösung fand ich leider schwach – hier hatte ich ebenfalls deutlich mehr erwartet. Dennoch bietet das Buch durchaus Unterhaltung und an manchen Stellen Spannung. Besonders schön fand ich die nostalgische Stimmung à la „Stand By Me,“ die Erinnerungen an die eigene Kindheit wachrufen konnte. Wer also einen Thriller der leichteren Art mag, ist mit einem Leseausflug in „Die Wälder“ gut beraten.

Bewertung vom 18.08.2019
Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl
Storl, Christine

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl


ausgezeichnet

Die Authentizität des Heilwissens der Familie Storl wird in großem Maße schon vom Titelbild ausgestrahlt – Christine und Wolf-Dieter Storl inmitten von blühenden Pflanzen. Man möchte fast in die Szene hineintreten, um sich von dem Ehepaar durch die Natur führen zu lassen und ihrem großen Wissen über Heilpflanzen zu lauschen. Beim Lesen des Buches hatte ich dank der vielen persönlichen Geschichten oft das Gefühl, von den beiden gleichsam an die Hand genommen worden zu sein, um einerseits mehr auf meine eigene Intuition im Umgang mit Hausmitteln zu hören und andererseits von ihrem Wissensschatz zu lernen: „Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass der Mensch mit Vernunft und Hilfe aus der Natur sehr viel mehr selber heilen kann, als mancher vielleicht glaubt.“ (S. 19)

Nach einer interessanten Einführung von Wolf-Dieter Storl und einem Vorwort seiner Frau werden wichtige Heilpflanzen und ihre Anwendungen alphabetisch aufgeführt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass näher auf die Bestimmung der Pflanzen bzw. auf deren „Doppelgänger“ eingegangen worden wäre. Andererseits sind die Erklärungen sehr persönlich, da das Ehepaar von ihren eigenen Erfahrungen berichtet und private Fotos zeigt. Darin liegt für mich der große Mehrgewinn dieses Buches. Beeindruckt fand ich beispielsweise, dass Wolf-Dieter Storl 2001 seine Borreliose ausschließlich mit der Karde geheilt hat.

Im nächsten Teil des Buches werden Hausmittel aus der Küche und deren Anwendung vorgestellt – Apfelessig, Heilerde, Kartoffel, Wasser, Wirsing und Zwiebel/Knoblauch. Gerade in diesem Abschnitt musste ich oft an meine Oma denken. Ich werde in Zukunft wieder vermehrt auf Hausmittel zugreifen.

Ein kurzes Kapitel über magische Heilmittel rundet das Thema ab. Ich fand den Teil sehr interessant, obwohl sich hier vermutlich nicht jeder Leser „abgeholt“ fühlen wird. Auf ihren Forschungsreisen in Indien und den USA kam das Ehepaar sicherlich oft mit diesem Themengebiet in Berührung, daher hat es seine Richtigkeit, auch dieses Wissen hier zu vermitteln – z.B. über das Räuchern.

Am Ende wird es noch praktisch mit „So wird’s gemacht.“ Es gibt Anleitungen zum Kräuter sammeln und trocknen, wie man einen Kräutertee richtig herstellt und Erklärungen, in welcher Weise Heilkräuter wirken können – als Kaltauszug, Tinktur, Kräuteröl, Salbe, Auflage, Packung, zum Inhalieren oder als Badezusatz. Ein Register rundet das Buch ab, wenn man Pflanzen oder Beschwerden nachschlagen will.

Alles in allem spricht mich „Unsere grüne Kraft“ auf vielen Ebenen an – einerseits aufgrund der Wissensvermittelung aber andererseits auch, weil es ermutigt, nach ganzheitlicher Heilung zu streben. Ich werde das Buch sicherlich öfters zur Hand nehmen, wenn mal wieder etwas zwickt oder zwackt. Sicherlich ist der Gang zum Arzt oft sinnvoll, aber manchmal reichen eben auch die alten Hausmittel.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2019
Bauerngartenglück
Schillinger, Walburga;Pohse, Charlotte

Bauerngartenglück


ausgezeichnet

„Einen Garten anzusäen, Gemüse anzupflanzen und das Geerntete auch zu verarbeiten, davon träumen heute viele und suchen auch Wege, diesen Traum zu verwirklichen.“ (S. 8) Der erste Satz der Einführung von „Bauerngartenglück: Ernten und Genießen rund ums Jahr“ bringt auf den Punkt, um was es in diesem außerordentlich gut strukturierten Gartenratgeber von Walburga Schillinger und Charlotte Pohse geht. Ich fühlte mich bei der Lektüre von den Autorinnen gleichsam bei der Hand genommen und zum Lernen und Staunen in ihre eigenen Gärten gezogen. Die Gliederung des Buches in sechs Hauptabschnitte von jeweils zwei Monaten – angefangen mit Januar & Februar – führte mich durch das Gartenjahr. In jedem dieser Hauptabschnitte wiederholen sich Kapitel – Gartenpraxis, Die eigene Kinderstube, Ab in den Boden!, Do It Yourself!, Die Guten ins Töpfchen und Was die Oma schon wusste. Damit wird jeder Gärtner – ob bereits erfahren oder erst am Anfang seines Traumgartens – mit allen wichtigen Hauptabschnitten des Gartenjahrs vertraut gemacht und kann an der Verwirklichung des eigenen Projekts arbeiten.

Die vielen schönen Farbfotos machen noch mehr Lust auf den eigenen Garten. Ergänzt wird das Layout durch Lageplanskizzen und nützliche Tabellen z.B. zur Bodenartbestimmung oder Pflanzen- und Reihenabständen. Besonderes Augenmerk fällt auf die in einem Rechteck gedruckten „Gut zu wissen“-Hinweise oder auf von gepunkteten Linien abgegrenzte Checklisten. Gerade die gute Gliederung und das wirklich ansprechende Layout sind neben dem vermittelten Gartenwissen für mich die Kaufentscheidung für diesen Gartenratgeber, dessen Schwerpunkt auf dem Anbau von essbaren Pflanzen liegt.

Neben dem reinen Gartenwissen geben die Autorinnen DIY- und Upcycling-Tipps, die Lust auf Umsetzung machen. Besonders hilfreich fand ich die Idee, Schnecken mit Orangenschalen zu fangen. Zudem lassen Rezepte für die Verwertung der Gartenernte das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ein weiteres Highlight ist für mich die Rubrik „Was die Oma schon wusste.“ So werde ich Knoblauch in Zukunft nicht nur zum Würzen nutzen.

Eine Sortenliste, Adressen von Bezugsquellen und weiterführende Literaturempfehlungen runden das Buch ab. Im Register kann man nachschlagen, wenn man schnell etwas über eine bestimmte Pflanze wissen will.

Die Bodenständigkeit beider Gärtnerinnen und ihre Liebe zum Hegen und Pflegen ihrer Gärten sind das, was dieses Buch ausmacht. Ich werde den Ratgeber sicherlich immer wieder zur Hand nehmen – vielleicht sogar in der Winterzeit, um vom kommenden Frühjahr zu träumen.

Bewertung vom 06.10.2018
Der Abgrund in dir
Lehane, Dennis

Der Abgrund in dir


gut

Rachel Childs lernt auf der Suche nach ihrem Vater Brian Delacroix kennen. Als sich ihre Wege nach einiger Zeit wieder kreuzen, scheint ihr Glück perfekt, als sie heiraten, obwohl sie nach traumatischen Ereignissen während ihrer journalistischen Tätigkeit in Haiti mit schweren seelischen Folgen und Einschränkungen zu kämpfen hat. Durch einen Zufall merkt sie, dass Brian einiges vor ihr verheimlicht und stößt bei ihren Nachforschungen auf Geheimnisse, die sie niemals vermutet hätte.

Meine Erwartungen an „Der Abgrund in dir“ waren sehr hoch, da ich Dennis Lehane dank seines Romans „Shutter Island“ sehr schätze. Mehr als die Hälfte des Buches wird Rachels Leben in einem ruhigen Erzähltempo geschildert, wobei auch hier schon Andeutungen gemacht werden, dass vielleicht nicht alles so ist, wie es den Anschein hat: „Vermutlich konnte man einen Menschen jeden Tag seines Lebens fotografieren, ohne die tiefere Wahrheit über ihn zu erfassen, seinen Wesenskern.“ (S. 132)

Als Rachel Brians Wesenskern erfasst, greift sie zur Waffe und schießt – und genau so lautet der erste Satz dieses Thrillers: „An einem Dienstag im Mai, im Alter von sechsunddreißig Jahren, erschoss Rachel ihren Mann.“ (S. 7) Diese Tat löst einen Strang von Handlungen und große Action aus. Ab hier ist der ruhige Erzählfluss definitiv vorbei, so dass sich das Buch in „davor“ und „danach“ einteilen lässt. Genau das lässt mich im Zwiespalt zurück. Anstatt der Actionsequenzen hatte ich mehr psychologischen Nervenkitzel gehofft – oder zumindest auf eine Wiederaufnahme der Fäden, die im ersten Teil gewoben wurden. Dann wäre das Buch eine rundere Sache gewesen. Außerdem macht Rachel eine zu große und teilweise unglaubwürdige Charakterveränderung durch – sie entwickelt sich zu einer Frau, die mir am Ende nicht mehr allzu sympathisch ist.

„Der Abgrund in dir“ ist ein gutes Buch, das hervorragend hätte werden können, wenn es homogener gewesen wäre. Die Sprachfertigkeit von Dennis Lehane nahm manchmal schon fast poetische Züge an: „Inzwischen war die Dunkelheit über sie hereingebrochen, es war so dunkel wie in einem deutschen Märchen oder wie bei einer Sonnenfinsternis.“ (S. 416) Alles in allem wurde ich gut unterhalten, aber ich bin davon überzeugt, dass der Roman als Film besser funktionieren wird. An manchen Stellen wirkt es, als wäre er mit dieser Idee im Hinterkopf geschrieben worden.